Einstimmung auf das Weihnachtsfest und Gebet
Wir wollen beten, Herr Jesus Christus. Wir freuen uns an diesen herrlichen Tagen vor dem Weihnachtsfest.
Wenn wir in diese Feiertage hineingehen, wollen wir dich nicht nur als das Kind in der Krippe anbeten, sondern als den König und Herrn, als den gehorsamen Sohn Davids, als die Erfüllung des Vaters. Du bist die Erfüllung der Verheißungen, die du im Alten Bund gegeben hast. Dein Wort ist wahr und gewiss. Dass du als der König und Herr bei uns einziehen willst, gibt uns Freude, Zuversicht und Hoffnung.
Heute können wir nur auch wieder die Türen aufmachen, die Türen unseres Herzens, damit du einziehst. Du siehst die Traurigkeit, das Verzagtsein, die Mutlosigkeit, aber auch die Schuld und den Ungehorsam. Herr, reinige uns und erfülle uns mit deiner Gegenwart!
So wollen wir mit dir weiterreden in der Stille: „Komm, o mein Heiland, Jesus Christ, meins Herzenstür, dir offen ist! Amen!“
Weihnachtslied und Gruß aus Kenia
Wir singen aus diesem Liederheft eines der neuen Weihnachtslieder, Nummer 708, aus dem grün-weißen Heft „Gott wurde arm für uns“.
Nach dem ersten Lied des Chores grüßt uns Dr. Hartmut Schack, der als Wasserbauingenieur mit seiner Frau Ines viele Jahre im Masai-Gebiet, jetzt in ganz Kenia, tätig war. Ines engagiert sich dort seit Jahren in den Kirchen und leistet einen großen Dienst. Zunächst hören wir jedoch das erste Lied des Chores.
Herzliche und dankbare Grüße aus Kenia von den Menschen, denen Sie dort geholfen haben und die Sie auch weiterhin unterstützen werden. In diesem Jahr haben wir uns besonders auf das Brunnenbohren konzentriert. Mit einem kleinen Bohrgerät entstanden in der Nähe des Viktoriasees vier Brunnen mit Tiefen von 30 bis 38 Metern. Damit Sie sich das besser vorstellen können: Das entspricht etwa der doppelten Höhe des Kirchturms draußen.
In Kenia ist es üblich, dass der Baumeister seinen Namen in den frischen Mörtel eingraviert. Wir haben das etwas modifiziert. So grüßt nun alle Brunnenbenutzer „Gelobt sei Jesus“, natürlich in der entsprechenden Landessprache oder Stammessprache. Dies erinnert die Menschen daran, wem sie das Wasser zu verdanken haben.
Nun haben mehr als zweitausend Menschen frisches und vor allem sauberes Wasser. Das ist wichtig für ihre Gesundheit. Die Dankbarkeit war groß. Ein junger Mann sagte bei einem Dankgottesdienst: Einem Afrikaner würde es nicht einfallen, für jemanden außerhalb seiner Familie oder seines Stammes etwas zu tun. Bei uns hätten sie jedoch gemerkt, dass der Heilige Geist uns gesandt hat und wir auch durch unsere Arbeit predigen.
Herausforderungen und Gottes Beistand beim Brunnenbau
Dieses Jahr war eines der schwersten. Wir können nur staunen, wie Gott uns durchgebracht hat, besonders bei einem Brunnen in einem Gebiet, in dem die Not sehr groß war. Im Jahr zuvor waren dort einige Menschen an Cholera gestorben.
Die Schwierigkeiten schienen nicht enden zu wollen. Am Ende stand ich in einem 27 Meter tiefen Loch mit einem Durchmesser von einem Meter. Es war dunkel, heiß und die Luftfeuchtigkeit lag bei hundert Prozent. Von dort aus wurde ich mit einem Handbohrer elf Meter tiefer gebohrt, und so konnte doch noch ein sauberer Brunnen entstehen.
Das ist nicht unsere übliche Brunnenbaumethode. Normalerweise bohren wir von oben, von der Oberfläche bis auf die Endtiefe. Doch die Schwierigkeiten hatten uns gezwungen, dieses Verfahren zu wählen.
Als das Wasser floss, war die Freude riesengroß, ebenso die Dankbarkeit gegenüber Gott. Die Christen hatten nicht aufgehört zu beten. Bei der Übergabefeier sagten sie, dass sie auch an unserem Durchhalten in all den Schwierigkeiten Gottes Liebe erkannt hätten.
Daran erkannten wir dann unsererseits, warum Gott uns diese Schwierigkeiten nicht erspart hatte.
Gemeindeleben und Lobgesang des Zacharias
Wir haben heute Morgen noch gesagt: Wahrscheinlich können wir gar nicht singen. Jetzt sind aber alle da – toll! Ein so herrlicher Chor, vielen Dank!
Wir singen vom Lied sechzehn: „Die Nacht ist vorgedrungen“, alle Verse.
Lied sechzehn.
Wir lesen aus Lukas 1, Seite 70 in Ihren Bibeln im Neuen Testament den Lobgesang des Zacharias, des Vaters des Johannes des Täufers. Lukas 1, Verse 67 bis 79.
Ein Lobgesang des Zacharias:
Sein Vater Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt, weissagte und sprach:
„Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, denn er hat besucht und erlöst sein Volk.
Er hat uns aufgerichtet, eine Macht des Heils im Haus seines Dieners David,
wie er vor Zeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten,
dass er uns errettete von unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen,
und Barmherzigkeit erzeigte unseren Vätern.
Er gedachte an seinen heiligen Bund und an den Eid, den er geschworen hat, unserem Vater Abraham,
uns zu geben, dass wir erlöst aus der Hand unserer Feinde ihm dienten,
ohne Furcht unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen.
Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen,
denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest
und Erkenntnis des Heils gibst seinem Volk in der Vergebung ihrer Sünden.
Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes,
durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe,
damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes,
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens!“
Alltagserfahrungen und die Bedeutung von „Bescherung“
Was sagt ein Physiklehrer, wenn die ganze Klasse die Arbeit verhagelt hat? Was sagt er beim Korrigieren? So eine Bescherung! Ganz ähnlich sagt eine Mutter, wenn sie nach Hause kommt und die Kinder haben in der Küche ein paar Stunden gekocht und gearbeitet. Man meint, es hätte der Blitz eingeschlagen, und die Mutter sagt: „Das ist aber eine schöne Bescherung.“
So ging es sicher manchem, der heute Kehrwoche hat, wenn er heute Morgen aus dem Fenster schaute und dachte: „Das ist aber ein heller Morgen, das ist eine schöne Bescherung.“
Es ist ja komisch, dass dieses Wort „Bescherung“ – ein frommes Wort, das Sie oft beten: „Segne alles, was du uns beschert hast“ – schon längst so im Gebrauch ist als ein Wort für Unheil.
Unser Landsmann Friedrich Schiller, der engen Bezug zur Ludwig-Hofacker-Gemeinde pflegte, wenn auch die Kirche damals noch nicht bestand, hat da hinten im Dobelbach sein Erstlingswerk „Die Räuber“ seinen Freunden hinter den Büschen vorgelesen, wo oben der Schillerstein steht, in diesem zerklüfteten Talwinkel.
Er hat schon in seinem Stück „Kabale und Liebe“ das berühmte Zitat: „Gottlob, das ist eine Bescherung!“
Ich las gestern in der Zeitung diese originellen Aufsätze, die da drinstehen, über das Schinken, das Einkaufen und das Beschenktwerden. Da dachte ich: Ja, warum machen es dann die Leute, wenn das so eine furchtbare Last ist? Wenn man sich dann bloß noch ganz ermattet zwischen den Feiertagen für eine Stunde auf dem Sofa legen kann, um wieder neue Kraft zu schöpfen – warum machen wir es dann? Das ist merkwürdig.
Sehnsucht nach Freude in der Weihnachtszeit
Gestern bin ich durch die Stadt gegangen und habe bemerkt, wie voll sie war. Die Menschen schritten eilig durch die Straßen.
Ich sehe hinter all den Einkäufen eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht nach Freude, Glück, Liebe – nach etwas Schönem.
Nach einem frohen Fest. Nein, wir wollen diese Sehnsucht nicht schlechtreden. Wir wollen sie entdecken und wahrnehmen. Das ist etwas Schönes: Wie Menschen sich nach Freude sehnen.
Wir wollen aber auch helfen, dass die Menschen diese Freude gewinnen, sie erleben und entdecken. So dass die Bescherung für sie nicht nur unheilig bleibt.
Zacharias als unerwarteter Prophet und sein Lobgesang
Es ist merkwürdig, dass stets im Advent ein kleiner Landpriester namens Zacharias erwähnt wird. Er ist eigentlich ein unbedeutender Mann. Er gehört zu dem Priestergeschlecht und hat nur wenige Male im Jahr einen Hilfsdienst in Jerusalem zu tun. So wie wir alle irgendwo eingeteilt sind, um in einem Gottesdienst hier und da zu helfen und behilflich zu sein.
Ganz merkwürdig ist, dass ausgerechnet dieser Mann diesen großen Durchblick hat. Das Lied, das er singt, gehört zu den ganz großen Christuszeugnissen des Neuen Testaments. Dieses Lied, das er da singt, ist ein Freudenlied. Es beschreibt das Amt und den Dienst Jesu so herrlich. Warum haben eigentlich die hohen Würdenträger das nicht gesehen? Warum haben das all die frommen Schriftforscher nicht entdeckt?
Es ist uns ja immer wieder ein Rätsel, warum einige Jesus so klar entdecken, während andere sich an ihm stoßen und sich ärgern. Ja, damals war es noch viel schlimmer. Viele haben Jesus gehasst und ihn gekreuzigt. Warum sieht dieser Zacharias klar?
Wir wissen ja aus der biblischen Erzählung, dass er ein ganz kritischer Geist war. Er war ein Skeptiker, kein Leichtgläubiger. Er war ein gründlicher Mann, der seinen Verstand auch in Glaubensdingen nicht einfach ausschaltet. Und er ist dem Engel Gottes begegnet. Dabei hat er seine Einwände und Zweifel Gott gesagt.
Er hat sich die Finger am heiligen Gott verbrannt. Er ist mit dem heiligen Gott zusammengestoßen, und Gott hat ihn geschlagen. Er war stumm. Er kommt aus dem Heiligtum heraus und kann nicht mehr reden. Ein schwer gezeichneter, geschlagener Mann, der seinen Dienst am Heiligtum nicht mehr tun kann. Das gehört ja mit in die Geschichte des Zacharias hinein und erklärt, warum Gott ihm überhaupt ein Geheimnis erklären konnte.
Die Heiligkeit Gottes erlebt er an seinem eigenen Leib. Er ist hart geschlagen und getroffen, so wie viele unter uns auch, die sagen: Herr, warum gehst du so hart mit mir um? Und die nicht mehr verstehen, wie alles werden soll.
Dann kommt die Namensgebung seines Sohnes, der ihm wunderbar geschenkt wurde. Der Name bedeutet übersetzt „Gott ist gnädig“ – Johannes, Gott ist gnädig. In dem Augenblick, in dem er das auf das Täfelchen schreibt, löst sich seine Zunge. Darum redet er jetzt. Das Wunder der Gnade Gottes ist für ihn so unbegreiflich.
Er hätte ja von Gott her alles verdient. Er hat sein Leben nicht mehr verdient. Er weiß, dass alles ganz schlimm war, dass er Gott nicht geglaubt und nicht vertraut hat. Aber dann wird ihm das ganz groß: Gott ist gnädig. Und darum singt er das.
Das ist die Weihnachtsbotschaft. Es geht nicht um eine Bescherung. In der Weihnachtsgeschichte geht es nicht darum, sondern Zacharias sagt: Es geht um einen Besuch. Und da müssen wir darauf achten. Da klopft es an der Tür. Und da steht Gott, der heilige Gott, der Herr, der Macht hat, dem alles gehört, der über unser Leben bestimmt, vor dem wir nur Staub und Asche sind.
Dieser Gott, dieser heilige Herr, klopft an der Tür und will uns begegnen in diesen Tagen. Da sollten wir wie Zacharias überwältigt sein von der Güte, Liebe und Freundlichkeit Gottes. Gott will uns helfen, da wo wir uns verlaufen haben, da, wo wir nicht mehr weitersehen, wo unser Leben ausweglos geworden ist, wo wir ratlos sind, wo uns die Lasten so schwer werden, dass wir sie nicht mehr tragen können.
Dann spricht Zacharias zunächst in seinem Lied von dem unbegreiflichen Dunkel der Welt.
Dunkelheit der Welt und das Licht der Hoffnung
Das Lied von Jochen Klepper, das im Neuen Gesangbuch zu finden ist, trägt jetzt immer das Jahr seiner Entstehung unter dem Titel „Dunkelter Welt“. Man singt es dann oft so munter mit. Für Jochen Klepper war es das Jahr der Rassegesetze. Er war mit einer Jüdin verheiratet, einer Frau, die ihm sehr viel bedeutete. Sie war viele Jahre älter als er, an ihr hing er, ohne sie konnte er nicht leben.
Dieses unheimliche Dunkel wird deutlich, wenn man in den Tagebüchern von Jochen Klepper liest. Die Finsternis, die er erlebte, als er bei Eichmann war, und dann schrieb: „Keine Ausreise erlaubt. Eichmann verlangt, dass wir unsere Ehe auflösen. Das kann ich doch nicht!“ Dunkel der Welt, dunkel der Welt – davon singt Zacharias.
Das Schlimmste in der Dunkelheit der Welt ist doch, dass viele Menschen Gott nicht erkennen können. Das erleben wir immer wieder in unserem eigenen Denken. Wie albern und blöd ist das manchmal, wenn uns die Finsternis überfällt und wir selbst fragen: „Wo ist denn Gott?“ Dabei ist uns Gott so nahe, wenn uns dieser Durchblick geschenkt wird.
Bei Zacharias ist das Entscheidende, dass der Heilige Geist ihm den Durchblick schenkt. Der Geist Gottes will uns erfüllen, damit wir Gott erkennen können – auch in der Finsternis, die uns umgibt. Das ist so groß, dass man das Dunkel durchdringen kann. Das Dunkel der Todesschatten.
Wie viele Menschen sind in den letzten Jahren nicht mehr unter uns, die uns so viel bedeutet haben! Mit denen wir eine enge Liebes- und Lebensbeziehung geteilt haben. Der Tod ist oft um uns herum. Manchmal schieben wir ihn beiseite, um nicht daran denken zu müssen. Doch wir sitzen doch im Todesschatten!
Das sieht Zacharias so klar. Das ist die Situation der Welt. Unsere Krankenschwestern, christliche Fachkräfte, die im Sudan tätig sind, haben das im letzten Jahr sehr eindrücklich beschrieben. In der Weihnachtsnacht gehen sie hinaus, stehen im Dunkeln und lesen dann die herrlichen Gottesworte, dass es Licht wird. Dort, in diesem endlosen Morgen des Bürgerkriegs, aber auch in der ganzen Ausweglosigkeit.
Ich bin immer wieder betroffen, dass eine ganze Anzahl junger Menschen in unserem Gemeindebezirk sich das Leben nehmen, weil sie keine Hoffnung mehr haben. Es ist so trostlos dunkel. Dieses Sitzen ist ein Ausdruck passiver Teilnahmslosigkeit. Man hat keinen Mut mehr, keine Hoffnung mehr. Da sitzt man einfach da. Das sieht Zacharias in dieser trostlosen Ausweglosigkeit.
Zacharias war Landpriester, aber gerade deshalb hatte er das Ohr beim Volk und war ein rechter Seelsorger. Er wusste etwas von diesem Todesschatten. Er konnte mitfühlen, wie es ist bei Singles, wenn man nach Hause kommt, die Tür zumacht und dann allein ist. Niemand da, mit dem man reden kann. Oder bei denen, die sich so missverstanden fühlen.
Als Seelsorger hat er die Tränen der Menschen gesehen. Darum spricht er von dieser großen Not. Er lässt sich nicht blenden von all dem Glitzerzeug der Welt, sondern sieht die Not und die Traurigkeit. Davon spricht er: Menschen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes.
Und dann, dann sieht er das strahlend helle Licht. Das strahlende Licht, das mitten in der Finsternis und im Todesschatten aufgeht.
Prophetisches Bild vom Licht und die Bedeutung Jesu
Jetzt wissen wir, dass das ein altes prophetisches Bild war. Wir haben uns immer wieder an den Adventstagen daran erinnert. Besonders bei der Sonne denkt man an den letzten Propheten im Alten Testament. Dort, wo das Neue Testament anfängt, steht der letzte Prophet Malachi.
Dort heißt es auch: Von der großen Freude, ihr sollt aus- und eingehen und hüpfen wie die Mastkälber. Weiter heißt es: Über euch soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit, der Strahlglanz, heller als tausend Sonnen, ganz strahlend hell das Licht. Was hat er denn da gemeint mit diesem Bild? Das ist ja überhaupt nicht vorstellbar, weil es alle Begriffe sprengt.
Wir können es ganz simpel sagen: Es ist das Kommen Jesu, die Erscheinung Jesu in der Welt, die Zacharias schon sieht und weissagte. Er sieht schon durch den Heiligen Geist auf das Kommen Jesu. Wir wissen ja, dass das viele unserer Mitchristen immer wieder ärgert, wenn wir immer wieder auf Jesus zu sprechen kommen und das auch in einer solchen Deutlichkeit sagen. Aber wir können es gar nicht anders.
Da geht es uns wie dem Zacharias. Wir können nicht anders als in den Gräbern sagen: Die Sonne, die mir lacht, ist mein Herr Jesus Christus. Das, was mich singend macht, ist das, was im Himmel ist. Große Freude: Er ist auferstanden, er lebt, oder er hat meine Schuld getragen, sie ist gebüßt.
Es ist ja immer wieder erschütternd, in unseren Zeitungen zu lesen, wie selbstgerecht über Schuld geredet wird, wie Menschen ihre ganze Reputation verlieren, wenn man sie der Schuld verdächtigt. So sind wir alle schuldige Leute, kein einziger gerecht. Doch wer durch Jesus gerecht geworden ist, dem die Schuld weggenommen ist, der kann wieder aufsehen. Dem strahlt die Sonne der Gerechtigkeit. Er steht im Lichte Gottes, versöhnt mit Gott und im Frieden mit Gott.
Welch eine Freude! Das besingt der Zacharias. Dieses Licht soll aufgehen, hineinleuchten in die Dunkelheit. Und er hat ja ganz recht: Das ist das Einzige, was es hell macht bei verzweifelten, hoffnungslosen Menschen. Was wollen sie denn einem anderen sagen, der unheilbar krank ist, als dass ich sagen kann: Jesus ist dein guter Hirte, und er kennt dich und er führt dich.
Erkenntnis des Heils durch Vergebung der Sünden
Mit dem Kommen Jesu erhält die große Sehnsucht der Propheten endlich ein konkretes Datum und einen festen Angelpunkt, auf den man sich ganz verlassen kann. Daraus entsteht eine überwältigende Freude, die Zacharias in seinem Lied besingt. Es ist ein Lied, das er voller Freude singt.
Es ist immer besonders schön, wenn wir in den Advents- und Weihnachtstagen auch die Lieder anstimmen. Zacharias singt begeistert von diesem Kommen Gottes und davon, was er an Gott so wunderbar findet. Er hat Gottes Heiligkeit erlebt. Ich möchte das immer wieder betonen, denn heutzutage wird oft sehr leichtfertig über Gott gesprochen.
Gott ist ein heiliger Gott, ein eifernder Gott, der in seiner barmherzigen Güte und Ehre kommt, um das Leben von schuldig gewordenen Menschen, von Übertretern, zu erneuern.
Jetzt ist es an der Zeit, all die Geschichten zu erzählen, die Sie aus Ihrem eigenen Leben kennen. Wie war das bei uns, als wir zum ersten Mal ganz bewusst die Vergebung Jesu in unserem Leben erfahren haben? Die erste Freude, als wir zum Glauben gekommen sind, die erste Liebe und dieses Strahlen, das Aufatmen, das Wegfallen der Last. Heute ist diesem Haus Heil widerfahren. Ach, ich darf doch leben und fröhlich sein.
Zacharias sagt, dass das ganze Heil, das Jesus bringt, nicht an einer neuen Weltordnung liegt. Es liegt auch nicht an neuen Gesetzen oder Organisationen, die das bewirken. Vielmehr soll das eben geborene Kind Johannes, der spätere Täufer, den Weg bereiten und die Erkenntnis des Heils schaffen.
Wie soll Johannes das machen? Indem er immer wieder das eine Thema anspricht: die Vergebung der Sünden. Wer hat Ihnen eigentlich eingeredet, Johannes sei ein trauriger Mann? Er ist ein Freudenbote. Er verkündet die Vergebung der Sünden.
Das ist heute in unserer Christenheit so arm und schlimm, dass wir darin versagen. Wir meinen, alles andere würde die Menschen anziehen – sei es Musik, ein neues Image, eine professionelle Werbung oder Ähnliches. Schon zu Johannes’ Zeiten war das so. Dennoch sind die Menschen hinausgelaufen, obwohl das niemand geahnt hatte.
Diese Sehnsucht ist immer nur verdeckt, sobald wir den Punkt der Vergebung berühren. Ich bitte Sie, auch im Gespräch mit Kollegen und Freunden, nicht nur über Gott oder die Kirche zu reden, sondern mit Menschen über das Wunder der Vergebung der Schuld unseres Lebens. Über die Vergebung der Sünden und die darin liegende Erkenntnis des Heils.
Das ist das Wunderbarste, was man im Glauben entdecken kann: Ich darf mit Gott in Frieden leben, Gott hat mich lieb, und ich bin geborgen, weil er meine Schuld weggenommen hat.
Nichts zieht die Menschen so sehr an wie das Thema Vergebung der Sünden. Johannes der Täufer hat das erlebt. Die Massen strömten zum Jordan, obwohl der Weg beschwerlich war. Sie ließen sich in der Taufe der Reinigung symbolisch säubern, um die alten Lasten abzulegen.
Es gibt ein großes Sehnen nach Vergebung. Und das wichtigste Thema, das heute zu verkünden ist – gerade zu Weihnachten –, ist die Erkenntnis des Heils durch die Vergebung der Sünden.
Frieden als Weg und Auftrag der Christen
Ist es nicht nur ein bisschen privat, was wir da verkünden? Ja, Kritiker in unserer modernen Christenheit nehmen das sehr übel. Sie sagen, das sei ein individuelles Christentum, das die Bibel verkündige. Man müsse das heute in die politischen Dimensionen hinein weitermachen. Man müsse es gesellschaftlich umsetzen und überlegen, wie sich das in der Beschaffung der Arbeitsplätze niederschlägt, wie es einen Wirtschaftsaufschwung bewirkt, den Holzmann-Konzern saniert und wie viele Dinge noch neu gemacht werden durch den Ratschlag, den die Christen zu geben haben.
Interessant ist, dass Zaharias es völlig klar sieht: Seine private Glaubenserkenntnis, die er im Heiligen Geist geweissagt hat, macht Spuren. Diese Spuren bewirken, dass er unsere Füße richte auf den Weg des Friedens.
Nun reden an Weihnachten alle hohen Staatsmänner vom Frieden, aber wie man ihn macht, das ist schwierig. Genau das ist es, was Christen aufgetragen ist: Sie sollen den Weg des Friedens gehen. Und dieser Weg fängt nicht in den großen Zentralen der Macht an, sondern in unseren Häusern.
Wie wunderbar war die Botschaft Jesu, dass er Boden des Friedens gesandt hat! Es waren seine Jünger, die er in die Welt gesandt hat, um das Evangelium des Friedens zu verkünden. Sie haben gar nicht mit großen Sprüchen angefangen. Sie haben einzelne zu Jesus gerufen, und durch die, die zum Glauben kamen, ist plötzlich in Ephesus etwas Neues entstanden. Die okkulte Macht der Diana wurde zurückgedrängt, ohne große Aktion, durch den gelebten Weg des Friedens.
Unterschätzen Sie das nicht! Eine Mutter, die ihre Kinder erzieht, ein Mann, der in seine Arbeit geht und Gott dient – das hat Auswirkungen.
Weg des Friedens – so wie Jesus in ganzer Zurückgezogenheit und Verborgenheit seinen Weg ging. Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens, Herr! Ich will das umsetzen mit den Gaben, die ich habe. Es ist ein Gebet: Herr, richte meine Füße auf den Weg des Friedens! Ich will nicht entlangstolpern, ich will keine Fehltritte tun, ich will nicht vom Weg des Friedens abirren.
Es ist schwierig, den Weg des Friedens zu gehen, wenn man zurückstecken muss, wenn man schweigen muss, auch wenn einem Unrecht widerfährt. Es gibt viele falsche Wege, die wir gehen: Wege des Hochmuts, des Stolzes, der Überheblichkeit, des bösen Redens.
Herr, richte meine Füße auf den Weg des Friedens!
Die Gemeinde Jesu als Friedensboten und kulturelle Veränderung
Und Zacharias sieht bereits die Gemeinde Jesu herankommen, die durch die Welt zieht und den Weg des Friedens geht.
Denke immer daran, wie die alten Germanen zum Glauben kamen. Was hatten die alten Germanen für eine schöne religiöse Vorstellung? Sie träumten von der Göttin Hela, der Höllengöttin, und sehnten sich einst danach, in der Walhalla aus den Kopfknochen Bier zu trinken. So steht es in den alten germanischen Hoffnungen.
Dann geschah plötzlich eine Kulturrevolution durch das Evangelium. Die alten Germanen träumten nicht mehr davon, Bier aus den Knochen ihrer Vorfahren in der Walhalla zu trinken. Stattdessen wurden sie Boten des Friedens. Herrlich ist es, wie in ganzer Schlichtheit eine Kulturrevolution stattfand – mit einem Bach und einem Händel, einem Albrecht Dürer und einem Johannes Kepler und all den großen Denkern auf dem Weg des Friedens.
Es ist schön, dass Jesus sein Reich in unseren Tagen baut. Sein Reich will er in aller Welt schaffen, so wie er unseren Hartmut Schack und seine Frau Ines gebraucht hat als Brunnenbauer in Kenia. Dort sorgt ihre Arbeit dafür, dass Menschen nicht mehr krank werden durch das Wasser, das sie trinken.
In der Freude dürfen wir wissen, dass uns unser barmherziger, gnädiger Gott aus dem Todesschatten herausholt und uns zum Boden seines Friedens macht. Amen.
Abschlusslied und Gebet für die Gemeinde
Und nun singen wir noch das Lied mit Ernst, Menschenkinder Nummer zehn. Das Wort „Menschenkinder“ ist uns fremd. Das ist wichtig zu wissen, denn es ist ein altes Wort. Im Hebräischen heißt das Wort Adam „Erde“ oder „Erdenkloss“. Es erinnert an die Vergänglichkeit.
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Wort „Menschenkinder“. Diese Dichter, die wir immer wieder aus Königsberg kennen und die sich um Simon Dach versammelt haben, haben das so stark erlebt in den großen Pestepidemien. Sie gaben ihrem Dichterkreis diesen Namen, der die Sterblichkeit betont.
Doch sie blieben nicht im Schatten des Todes sitzen. Stattdessen sprachen sie von dem großen Wunder, dass bei diesen Todeskandidaten die Barmherzigkeit Gottes einkehrt und alles verwandelt.
Wir singen die vier Verse vom Lied Nummer zehn.
Beten: Lieber Herr, wir möchten dich bitten, dass du ganz besonders in diesen Tagen bei denen anklopfst, die im Todesschatten sitzen und aus lauter Traurigkeit dein Heil nicht mehr fassen können.
Es ist das Wunder deines Geistes, wenn du den Blick frei machst. Wir wollen dir danken, dass du uns immer wieder durch dein Wort zeigst, wie du als helles Licht in die Dunkelheit des Lebens hineinkommst.
Befreie uns, rette uns, erlöse uns aus all den dunklen Bindungen, da wo wir fern von dir liegen und dir nicht gehorsam sind. Wo wir die Finsternis mehr lieben als das Licht.
Herr, hole uns immer wieder heraus, damit wir in der Freude leben können, in deinem Licht auch Werke des Lichts tun.
Wir möchten dich bitten, dass das geschehe in den Weihnachtsgottesdiensten, wo so viele Menschen sich aufmachen, die dich nicht kennen. Dass sie doch dicht den Heiland erkennen und nicht an Äußerlichkeiten stehenbleiben.
Hilf doch, dass du es Licht machen kannst in den Herzen vieler Menschen. Schenke du einen neuen Aufbruch, ein neues Erkennen deines Heils in unserer Stadt und in unserem Land.
Wir beten jetzt auch für die, die nicht unter uns sein können, weil sie krank liegen. Dass du zu ihnen redest, ihnen dein Wort groß machst, ihren Glauben stärkst und die verlöschende Flamme nicht ganz auslöscht, sondern zu neuem Brennen anwachst.
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Hinweise zum Gemeindeleben und Segen
Nehmen Sie bitte noch einmal Platz. Auf Ihren Plätzen liegt der neue Notizzettel, damit Sie wieder informiert sind. Darauf steht, dass wir im Februar das 50-jährige Jubiläum unseres Kirchenbaus feiern.
Das ist etwas ganz Besonderes. Wir fühlen uns hier sehr wohl in diesem herrlich gestalteten Raum von Professor Bartning. Dieses Jubiläum soll ein Fest werden. Am Vorabend möchten wir alle einladen, die früher in der Gemeinde lebten und noch eine Verbindung zu ihr haben.
Wir haben allerdings keine Adressen mehr. Hinten sitzt Fritz Werner, der sie noch gespeichert hat. Aber ich denke, Sie alle kennen noch Menschen aus der früheren Ludwig-Hofer-Gemeinde. Bitte sagen Sie es weiter.
Wir haben auch einen Zettel gemacht, der hinten ausliegt. Es ist ein grüner Zettel, der nur für diesen Zweck gedacht ist. Wenn Sie ihn jemandem mitgeben können, wäre mir das sehr wichtig. Der Termin ist Samstag, der 26. Februar. Es ist schön, wenn man sich auch mit Ehemaligen trifft.
Das Jubiläum ist auch ein Anlass zur Dankbarkeit für das, was Gott an diesem Ort geschenkt hat. Für uns sind das keine heiligen Steine, sondern eine Erinnerung an den Gott, der bei denen einkehrt, die ein zerbrochenes Herz haben. Das ist wunderbar. Gott wohnt bei Menschen, nicht bei Steinen.
Heute um 17.00 Uhr findet die Kinderkirch-Weihnachtsfeier statt. Wir freuen uns darauf.
Am kommenden Dienstag findet kein Bibeltraining statt, wegen der Weihnachtswoche.
Ich möchte noch sagen: Wir haben drei Gottesdienste. Bitte beachten Sie das. Oft war es an Silvester so, dass der erste Gottesdienst etwas leerer war. Im letzten Jahr war es besser, aber der zweite Gottesdienst war dann hoffnungslos überfüllt. Wer kann, sollte am Silvesterabend den früheren Gottesdienst besuchen.
An Weihnachten ist es oft umgekehrt. Der zweite Gottesdienst ist oft der letzte, und der Gottesdienst um zehn Uhr bietet mehr Raum. Sie können gerne kommen. Wir werden alles möglich machen und versuchen, dass alles gut funktioniert.
Heute um 11:45 Uhr wird Robin Leinach aus der Sonnenbergstraße 72 getauft.
Nun bitten wir um den Segen Gottes:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.