Die Bedeutung von Glaubensorten und Lebenswegen im Nebel
Ich möchte zunächst noch einmal betonen, wie wunderbar es ist, dass es die Langensteinbare Höhe gibt – solche Orte, an denen man das Wort Gottes hören und neue Orientierung finden kann. Man denkt dabei oft darüber nach, dass hinter jedem von Ihnen ein Lebensschicksal steht, eine Bedrückung, eine Last, schlaflose Nächte, Sorgen und Ängste. Viele Menschen haben niemanden, mit dem sie darüber sprechen können. Doch wir haben einen Herrn, der uns begegnen will und der uns hier begegnet. Das ist wirklich wunderbar.
Heute Mittag haben einige von Ihnen einen Ausflug gemacht, der im Nebel endete. Das fand ich ein sehr passendes Bild für unser Leben. Wie gut, dass vorne ein Chauffeur am Steuer saß! So konnten Sie sich hinten zurücklehnen, vielleicht sogar ein Nickerchen machen, und darauf vertrauen, dass er richtig fährt. Es passiert nichts, denn er fährt ja nur auf der Straße.
Aber wenn Sie oben im Nebel durchs Gestrüpp im Hochschwarzwald gehen, wird es schwierig. Wenn Sie keinen Weg mehr sehen und Ihr Blick verhüllt ist, dann befinden Sie sich oft in einer ähnlichen Situation im Leben. Der Weg ist nicht mehr sichtbar. Gott führt seine Leute oft so, dass man den Weg nicht erkennen kann.
Es ist großartig, dass wir Mose haben, den Führer, und die Geschichte der Wüstenwanderung des Volkes Israel. Gott führt sein Volk durch die Wüste, durch die Wüste dieser Welt. Doch woher weiß ich, dass ich mich nicht einfach nur irgendwo verirre? Ich weiß es aus seinem Wort. Gerade zu unserem schönen Gebet wurde gesagt, dass ich Gottes Führung in meinem Leben wiedererkenne – auch wenn ich im Moment nur eine Nebelwand sehe und nicht weiß, wohin ich gehe.
Das ist so beeindruckend bei Mose, wie er diesen Weg geht. Wir lesen jetzt aus 2. Mose 33, und zwar den Anfang von Vers 11: „Der Herr aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet.“
Mose als Vorbild der Gottesbeziehung
Mir ist Mose der Größte im Alten Bund, weil er in eine unmittelbare Gottesbeziehung kam. Das Allergrößte ist, wenn Sie heute Nacht in Ihrem Bett liegen dürfen und sagen: „Gute Nacht, lieber Heiland“, in dieser ganz unmittelbar vertrauten Beziehung, so wie ein Mann mit seinem Freund redet.
Das Volk hatte ja vorher am Sinai, in 2. Mose 20, gesagt: „Wir wollen Gottes Stimme nicht mehr hören, gib uns Bilder!“ Daraufhin gibt Mose ihnen die Ordnungen des Gesetzes, die Opfer und vieles mehr. Aber das Allerhöchste ist nicht das Opfer, das wir schlachten und wieder auf den Altar legen, sondern das Gespräch. Von Angesicht zu Angesicht, wie einer mit seinem Freund redet. Der vertraute Umgang mit Gott, das Gespräch, das Hören auf sein Wort – das ist überhaupt das Größte, das wir haben. Dass Gott sein Wort uns lebendig macht, wenn wir ihm sagen können, was uns bewegt.
Mose sprach nun in Vers zwölf zu dem Herrn: „Siehe, du sprichst zu mir: Führe das Volk hinauf! Und du lässt mich nicht wissen, wen du mit mir senden willst, wo du doch gesagt hast: Ich kenne dich mit Namen, und du hast Gnade vor meinen Augen gefunden. Habe ich denn Gnade vor deinen Augen gefunden, so lass mich deinen Weg wissen, damit ich dich erkenne und Gnade vor deinen Augen finde. Und sieh doch, dass dies Volk dein Volk ist!“
Gott sprach: „Mein Angesicht soll vorangehen, ich will dich zur Ruhe leiten.“ Mose aber sprach zu ihm: „Wenn nicht dein Angesicht vorangeht, so führe uns nicht von hier hinauf! Denn woran soll erkannt werden, dass ich und dein Volk vor deinen Augen Gnade gefunden haben, wenn nicht daran, dass du mit uns gehst? So dass ich und dein Volk erhoben werden vor allen Völkern, die auf dem Erdboden sind!“
Der Herr sprach zu Mose: „Auch das, was du jetzt gesagt hast, will ich tun, denn du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen.“ Mose sprach: „Lass mich deine Herrlichkeit sehen!“ Und Gott sprach: „Ich will vor deinem Angesicht alle meine Güte vorübergehen lassen und will vor dir kundtun den Namen des Herrn: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.“
Er sprach weiter: „Mein Angesicht kannst du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.“ Und der Herr sprach weiter: „Siehe, es ist ein Raum bei mir, da sollst du auf dem Fels stehen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felsluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin. Dann will ich meine Hand von dir tun, und du darfst hinter mir hersehen. Aber mein Angesicht kann man nicht sehen.“
Mose – ein Mensch mit Bildung und Scheitern
Man weiß oft nicht, wo man bei Mose anfangen soll oder was man an ihm alles bewundern kann. Er war ein ganz großer Mann, wirklich außergewöhnlich. In seiner Bildung war er herausragend. Als Adoptivsohn der Tochter Pharaos besuchte er die beste Diplomatenschule Ägyptens. Er studierte Wissenschaften und war mit Ingenieurwesen und Architektur vertraut. All das war ihm nicht fremd. Er lernte auch die hohe Staatskunst, also wie man ein Volk führt – all das war ihm vertraut.
Doch dann suchte er die Schmach des Volkes Gottes und bekannte sich zu den bedrängten Israeliten. Als er sah, wie ein ägyptischer Aufseher die Juden schrecklich misshandelte, griff er ein. Er sagte: „Da muss man doch etwas tun!“ Doch sein Einsatz scheiterte. Das war ein schrecklicher Frust! Er wollte nur das Beste, aber er erreichte nichts. Mit seinem Können scheiterte er.
Man kann viele Geschichten aus seinem Leben erzählen. Wie oft hat man mit bester Absicht alles versucht, und es gelingt einfach nicht. Das ist oft schwierig – in der Ehe, in der Familie, im Beruf und bei dem, was man erreichen will. Es gelingt nicht, man will anderen das Herz gewinnen, aber es misslingt. Es gibt Streit und Spannung. Mose flieht barfuß in die Wüste. Dort wird er Viehhirte.
Für die Ägypter war das die schlimmste Demütigung und ein Gräuel für Mose. Doch gerade dort erscheint ihm Gott. Wissen Sie das? An den tiefsten Punkten unseres Lebens ist Gott da und wartet auf uns. Oft hören wir ihn vorher gar nicht. Erst wenn wir am Ende unserer Möglichkeiten sind, fängt er an, mit uns zu reden. Sein Wort wird lebendig – nicht in Zeiten, in denen es uns gut geht, sondern dort, wo alles zerbrochen ist.
Da ruft Gott ihn. Sie haben es ja gelesen in 2. Mose 3: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Wieder legt Gott Mose die Aufgabe vor, das Volk zu führen. Das war die schwerste Aufgabe, die man sich vorstellen kann. Es gelingt ja nicht. Als Mose dann zum Pharao geht, macht er die Lage nur noch schlimmer. So ist es oft. Wir meinen, wir könnten etwas tun, aber es wird nicht besser.
Gottes Führung trotz menschlicher Schwäche
Liebe Schwestern und Brüder, das bereitet mir heute oft Sorge. In der Christenheit wird so viel darüber gesprochen, was wir tun, was wir bauen wollen, welche Aktionen wir starten und wie wir das Reich Gottes errichten. Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, dass der Herr baut – und zwar immer wieder ganz überraschend. Oft sehen wir gar nicht mehr weiter und sind vielleicht schon auf den Knien und bitten: „Herr, jetzt musst du weiterführen.“ Und dann kommt der Herr.
So war es auch, als sie am Schilfmeer standen. Vor ihnen war das Wasser, hinter ihnen die Heere Pharaos. Das schöne Motto dieser Freizeit lautet: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.“ Das müssen sie mitnehmen in ihre Schwierigkeiten, in ihre Krankheitsnöte und in ihre Mutlosigkeit. Das müssen sie auch den anderen sagen, wenn sie Besuche machen.
Dann sprechen sie es zu, so wie sie es selbst zugesprochen bekommen haben: „Du wirst das erleben, der Herr wird für dich streiten.“ Ja, ist der Herr wirklich da? Ja, er ist da. Ihm ist es eine Ehrensache, weil er die Seinen nicht fallen lässt.
Ganz schlimm ist es, wenn man nur mit den Augen schaut. Mit den Augen kann man es gar nicht sehen. Man muss aufs Wort hören, auf die herrlichen Zusagen Gottes: „Ich will dich nicht verlassen und nicht versäumen, ich will bei dir sein.“ Er lässt die Seinen nicht los. Keiner wird zusammenbrechen, der seine Hilfe hat. Das ist so groß.
Der Glaube und das Gefühl
Ein weiterer wichtiger Punkt, der heute oft übersehen wird, ist das Verlangen, alles immer fühlen zu müssen. Man möchte stets ein Gefühl haben. Doch Vorsicht mit dem Fühlen!
Das Fühlen ist auf Ihrem Weg nicht immer verlässlich. Wir fühlen uns so, wie es unserem Körper geht. Es ist eine Frage unserer körperlichen Verfassung. Wenn Sie Schmerzen haben, fühlen Sie sich nicht gut. Ihr Wohlbefinden hängt davon ab.
Es ist wunderbar, wenn Sie abends schwere Gedanken haben und morgens mit guten Gedanken aufwachen, sodass die Sorgen einfach vergessen sind. Gefühle wechseln eben. Der Glaube jedoch ruht nicht auf Gefühlen, sondern auf den Zusagen und Verheißungen Gottes. Deshalb können wir unseren Weg fröhlich gehen.
Dennoch war Mose am Ende immer wieder zerbrochen. Als das Volk sich das goldene Stierbild machte, konnte man es kaum glauben. Nicht, weil sie sich Gott als Stier vorstellten, sondern weil sie die Kraft des Stiers bewundern wollten. Das war immer die Naturkraft. Auch heute verehren viele Menschen die Naturkraft und glauben, sie sei Gott.
Dabei ist Gott nicht in den Dingen dieser Welt. Er steht über dieser Welt als Schöpfer und Herr. Nun sagt Gott, dass er dieses störrische Volk nicht hinaufführen kann. Mose scheitert an seiner Aufgabe, doch Gott lässt ihn nicht los.
Dann sagt Mose: „Ja, Herr, wenn du mir schon diese Aufgabe gibst, dieses Volk hinaufzuführen, dann musst du mir jemanden mitgeben, an den ich mich halten kann.“ Haben Sie sich das auch schon oft gewünscht?
Es ist wunderbar, wenn man jemanden hat – einen Freund oder Mitmenschen. Die Bruderschaft in der Gemeinde Jesu ist etwas ganz Wunderbares. Wenn man dort jemanden hat, der für einen betet, an einen denkt, einen besucht und die Last mitträgt, mit dem man alles teilen kann, was einen bekümmert.
Mose aber war ganz allein. Er ist ein Vorbild für den kommenden Heiland Jesus. Wie Mose die ganze Schuld des Volkes tragen musste, wollte auch er für das schuldige Volk verbannt sein. Doch Gott sagt: „Nein, ich habe dich gewählt, du sollst der Führer sein.“
Auf diesem schweren Weg geht Mose weiter. Er bekommt keinen anderen Führer als den lebendigen Gott allein, den er doch nicht sehen kann, weil man Gott nicht sehen kann.
Die Sehnsucht nach Gottes Herrlichkeit
Erst eine Herrlichkeit auf einmal, Gott schauen. Die Liederdichterin Fanny Crosby hat das so schön gesagt. Sie hat als Kind ihr Augenlicht verloren und viele schöne Lieder gedichtet, wie zum Beispiel „Gott würde ich tragen“ oder „Oh Gott, dir sei Ehre“.
Sie sagte, sie könnte nicht einmal darum beten, dass Gott ihr das Augenlicht schenkt. Stattdessen ist sie froh, wie Gott es gemacht hat. Das Erste, was sie einmal sehen wird, ist, dass sie den Heiland Jesus in der Herrlichkeit sieht – mit ihren Augen. Das ist das Allergrößte: Wenn wir ihn dort sehen, wie er ist, von Angesicht zu Angesicht.
Wir werden ihn sehen mit der Dornenkrone, geschlagen als der Erlöser, der für uns am Kreuz war. Aber da sagt Gott zu ihm: „Du fragst, wen du mit mir senden willst, hast du mir niemand?“ (2. Mose 33,12). Gott sagt: „Ich kenne dich mit Namen, aber ich werde vorangehen.“
Die nächste Bitte von Mose wurde von Gott auch abgeschlagen: „Ich will den Weg wissen.“ Gott schlägt uns diese Bitte ab. Sicher ist es gut, dass wir den Weg nicht wissen. Vielleicht würden wir darüber mutlos werden.
Denken Sie daran: Wenn Sie als junger Mensch mit 14 Jahren alles gesehen hätten, was in Ihrem Leben kommt – Krieg, Hunger und Todesfälle – und hätten das alles schon vorher gewusst, hätten Sie gar keinen Mut gehabt, das anzupacken. Es ist auch ganz gnädig, dass uns der Herr stückweise führt und uns den Weg vorher nicht wissen lässt.
Aber das Entscheidende ist – und das kommt fünfmal in diesem Abschnitt vor – „Du hast Gnade vor meinen Augen.“ Mir tut es immer weh, wenn Leute sagen, das sei ein abgegriffenes Wort. Tatsächlich wird das Wort „Gnade“ oft so benutzt, dass es gedankenlos erscheint. Aber es ist das Allergrößte.
Es gibt ein schönes Lied von Philipp Friedrich Hiller über die Gnade und was sie in unserem Leben bedeutet: dass Gott alles Liebe und Gute auf sie festmacht und dass sie unkündbar ist. Seine Gnade ist da. Oft ist das in den herrlichen Verheißungen Gottes enthalten: „Meine Gnade soll nicht von dir weichen, der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen.“
Mose kann das so sagen, weil er das störrische Volk sieht. Wie soll er das ungläubige Volk führen? Er kann das alles gar nicht mehr tragen. Wissen Sie, das ist das zweite wunderbare Geheimnis über Ihr Leben. Das erste war: Er geht mit auf diesem Weg. Das zweite ist: Er lässt seine Gnade über Ihnen stehen.
Sie werden in der Ewigkeit einmal nur danken können: Hat es gefehlt an deiner Gnade? Das Merkwürdige ist, dass wir oft die Gnade Gottes in ihrer ganzen Güte und Liebe erst richtig erfahren, wenn wir durch die Tiefen hindurchgehen.
Es gibt auch in unserem Leben sehr laue Zeiten, in denen der Glaube fast träge wird und müde ist, wo wir keine Freude am Bibellesen haben. Und dann ist es interessant, dass wir gerade in den Herausforderungen, auch in den Schwierigkeiten und in den engsten Nöten, ganz anders zum Wort greifen und ganz anders hören.
Da wird uns Jesus ganz lebendig mit seinen Zusagen. Da finden wir plötzlich Dinge in der Bibel, die wir vorher gar nie gefunden haben. „Meine Gnade ist da.“ Und du findest vor den Augen Gottes Gnade – das ist das Wunderbare.
Gottes Gegenwart und das Geheimnis seiner Herrlichkeit
Habe ich denn Gnade vor deinen Augen gefunden, so lass mich deinen Weg wissen. Und Gott sagt: Ich will mein Angesicht vor dir vorangehen lassen.
Das Angesicht Gottes, das wir in dieser Welt noch gar nicht sehen können, interessiert uns auch gar nicht. Vielmehr freuen wir uns, wenn es im Neuen Testament heißt, dass in Jesus das Angesicht Gottes in seiner ganzen Herrlichkeit uns entgegenleuchtet. Das ganze Gottesgeheimnis ist für uns da und sichtbar, weil uns in Christus der ganze Strahlglanz der Liebe Gottes begegnet.
Es ist immer wieder erschütternd, wie schwer das auch war bei der wüsten Wanderung des Volkes Gottes. Der heilige Gott – Moses sagt einmal, ein schrecklicher Gott, ein Gott, der Gericht üben kann – ist nicht der Liebegott, wie es die Gottlosen da und dort behaupten. Er ist ein Gott, vor dem wir Ehrfurcht haben, der uns sein ganzes Wesen enthüllt.
Und was ist sein ganzes Wesen? Liebe. Gott ist Liebe (1. Johannes 4,8). Er ist das Urbild aller Liebe. So dürfen Sie ihn erfahren, diesen großen, mächtigen Gott, diesen gewaltigen Gott, der uns seine ganze Liebe zuwendet, sein Angesicht. Er hat uns gesucht, gerufen, und er will uns seine ganze Liebe erfahren lassen.
Das ist so wunderbar: diese Liebe, die unser ganzes Leben bewegen und treiben soll. Paulus sagt es auch noch einmal im 2. Korintherbrief: Die Liebe, die Jesusliebe, drängt uns, sie treibt uns. Das ist auf einmal in unserem Leben diese große Schubkraft.
Damit wir in der Depression nicht versinken, ist es immer wieder unser Herr Jesus, der uns die Herrlichkeit Gottes erleben lässt. Ich habe dich lieb – das ist noch viel mehr, als wenn Menschen uns das sagen. Es bedeutet: Ich bin da, du darfst das wissen, ich bin bei dir.
Diese große Liebe Gottes, in die ich mich beten darf, wird am allergrößten über meiner Schuld, über meiner Untreue, über meinem Versäumnis, über meinem verlorenen Sohn sichtbar. „Hol schnell das neue Gewand und zieh es ihm an, mein Sohn, du bist ein Kind Gottes!“
Das, was Mose dort erlebt im Gespräch mit Gott auf dem Berg Sinai, ist so groß, weil es für uns zu den einsamen Stellen im Alten Bund gehört, wo es schon hervorleuchtet. Im Neuen Bund haben wir später die Verklärung Jesu, wo die drei Jünger ganz hingerissen waren und den Blick hinüber in die neue Welt Gottes werfen durften.
Und hier darf Mose es ein wenig erleben. Denken Sie immer daran: Uns umgibt diese Welt Gottes, diese unsichtbare Welt Gottes. Man kann das gar nicht so schlecht beschreiben, es ist ja nicht einmal eine Papierwand dazwischen. Sie ist um uns herum – diese Gegenwart Gottes mit seiner ganzen Liebe und Güte.
Gerade dann, wenn wir uns verlassen fühlen und einsam sind, sagt Gott: Du bist da! Und so dürfen wir dann auch mit ihm reden, wie Mose, wie mit einem Freund. „Danke, Jesus, dass du alles weißt. Danke, lieber Herr, dass du alles kennst“, so wie Mose spricht.
Und Mose sagt: „Wenn dein Angesicht nicht vorangeht, will ich keinen Schritt gehen. Ich gehe nicht allein diesen Weg.“ Selbst in der dunkelsten Wüste, in der grausamsten Wüste, in der flimmernden Hitze dieser gnadenlosen Wüste, da kann er sicher gehen, wenn der Herr mitgeht – mit seinem Angesicht, der alles sieht und der alles kennt.
„Wenn nicht dein Angesicht vorangeht, so führe uns nicht von hier hinauf. Denn woran soll erkannt werden, dass ich und dein Volk vor deinen Augen Gnade gefunden haben, wenn nicht daran, dass du mit uns gehst?“ Du musst die Geschichte unseres Lebens führen, und wir legen sie in deine große Hand.
Und dann sagt Gott ihm noch einmal: „Mose, auch das, was du jetzt gesagt hast, will ich tun, denn du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen. Ich kenne dich persönlich.“ Und mit dem Kennen ist das ja noch viel, viel mehr. Es ist wie bei Liebenden, die sich durch und durch kennen.
Auch Gott kennt uns viel tiefer, mit den Seelenstimmungen, mit den Schwächen, mit dem Versagen, mit der Ohnmacht, mit der Enttäuschung, mit den Wünschen und Sehnsüchten. „Ich kenne dich“, sagt Gott. Ich kenne dich!
Dass unser Gott sich so für diesen Mose interessiert, liegt nicht daran, dass dieser so toll studiert hat oder besondere Gaben besitzt, sondern weil Gott sich erbarmt. Das ist das Geheimnis. Er erbarme sich – das ist so ein großes Evangelium, eine Freudenbotschaft.
Gott erbarme sich. Sie dürfen das Menschen zusagen: Er sucht dich in der Liebe und erbarme sich deiner. Das rühmt ja dann der Hebräerbrief so schön an Mose: „Er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn.“ So ganz unmittelbar in dieser vertrauten Beziehung lebt er mit dem lebendigen Gott und verlässt sich ganz auf ihn.
Das ist Glauben: mit ihm rechnen, auf ihn hören und mit ihm fröhlich seinen Weg gehen. Und er ringt darum: „Herr, das möchte ich, dass das nie abreißt. Das darf bei Ihnen nie abbrechen. Herr, lass du nie das Abgeschnittensein zu!“
Und ich bin so froh, dass Jesus uns das zugesagt hat: „Niemand kann dich aus meiner Hand reißen.“ Er hält uns fest, auch wenn wir vielleicht manchmal nicht so fest sind. Herr, lass das feststehen bei uns! Das ist so wichtig, dass ich deine Gegenwart und deine Nähe habe.
Gerade dann, wenn ich nichts sehen kann und wenn ich nichts fühlen kann, bist du da. Dein Wort trägt mich und dein Wort stärkt mich.
Die Not der Glaubensmüdigkeit und die Bedeutung der Gemeinschaft
Es ist heute eine große Not in unseren christlichen Gemeinden, dass viele Menschen im Glauben nachlassen und schlapp machen, obwohl sie viele Jahrzehnte treu mit Jesus gewandert sind. Vielleicht fehlt ihnen die geistliche Kraft. Dann schaffen sie gerade noch das Zeitunglesen, aber zum Bibellesen reicht es nicht mehr. So vergehen die Tage, und plötzlich geht die ernste Nachfolge verloren.
Wir haben den Auftrag, einander zu ermahnen und daran zu erinnern, bei Jesus ganz nah zu bleiben. Es ist wunderbar zu wissen, dass er mitgeht – auch in den Tagen, in denen wir schwach sind. Er ist da, und wir dürfen uns an ihn halten. Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, die Verbindung zu unserem Herrn nicht zu verlieren.
Ich kenne dich mit Namen, und du hast Gnade vor meinen Augen gefunden. Es gibt ein schönes Lied, das von John Newton stammt: „O Gnade Gottes, wunderbar!“ Die jungen Leute singen es gern wegen der schönen Melodie, die aus Amerika von einem Volkslied kommt. John Newton selbst hatte eine bewegte Vergangenheit. Er war ein verschlagener Sklavenhändler, der viel Böses getan hatte. Doch Gott rettete ihn aus einem Seesturm, und er wurde Prediger.
Die sogenannte Clapham-Sekte, ein gläubiger Kreis in London, wurde von ihren Feinden oft kritisiert. In diesem Kreis waren zahlreiche tüchtige Kämpfer gegen die Sklaverei, darunter John Newton. Er entdeckte die Gnade Gottes und besang sie in seinem Leben. Er wollte, dass das schreckliche Unrecht der Sklaverei auf der Welt ausgerottet wird. Doch er war vor allem von der Gnade Gottes berührt und getragen.
Heute gehört dieses Lied zu den beliebtesten Liedern weltweit: „O Gnade Gottes, wunderbar!“ Selbst wenn ich noch zehntausend Jahre in der Ewigkeit lebe, komme ich nie über diese unverdiente Gnade hinaus, die man nur kostenlos annehmen kann. Es ist schade, dass viele Menschen diese Gnade nicht annehmen, weil sie meinen, sie müssten sie sich selbst verdienen.
Wir haben oft selbst so gedacht: „Ich kann das doch selbst gut machen, ich muss mich doch anstrengen.“ Viele Christen um uns herum haben das nie wirklich begriffen. Sie haben keine Liebesbeziehung zu Jesus, weil sie die Gnade nie angenommen haben. Sie sagen: „Ich bin ein Mensch und habe mir ein Programm vorgenommen. Ich will für Gott Großes tun.“ Doch sie haben die Gnade nicht verstanden.
Der Herr beugt sich zu uns herab. Wir können es nicht aus eigener Kraft schaffen. Er sucht Menschen, die sich ihm zur Verfügung stellen – gerade dann, wenn unsere Kräfte schwinden. Das sind gesegnete Zeiten, in denen wir die Gnade erleben. Und dann können wir es auch den Jungen erzählen: „Ich bin selbst gegen die Wand gerannt, bis ich entdeckt habe, dass es nur durch die Gnade geht.“ Nur durch dieses wunderbare, gütige Herablassen Gottes beginnt er in unserem Leben zu wirken.
Die Herrlichkeit Gottes und ihre Bedeutung
Und jetzt sagt Mose: „Ich will doch deine Herrlichkeit sehen.“ Was ist denn das, die Herrlichkeit Gottes? Schon das Wort ist ein Spiel, der Herr! Wo Jesus ist, der Herr, wird es jeden Tag herrlicher. Das zeigt sich mehr und mehr in der Herrlichkeit Gottes.
Wir kennen das aus der Weihnachtsgeschichte, auf dem Hirtenfeld draußen. „Die Klarheit des Herrn leuchtete um sie“ – so heißt es dort, als die Engel erschienen. Die Klarheit des Herrn ist der Lichtglanz Gottes. Aber das Licht kann man gar nicht beschreiben. Die Hirten waren ja auch geblendet, ähnlich wie Saulus vor Damaskus, als die Gegenwart des auferstandenen Jesus Christus aus der neuen Welt ihm gegenübertrat.
Wir leben in dieser Welt und können das nur als eine Randbeschreibung wiedergeben. Was hat Jesaja gesehen? Er sah die Engel, doch eigentlich sah er nur, wie sie ihr Angesicht bedeckten. Wir können immer nur an dieser Grenze zur Ewigkeit stehen und die Größe Gottes erahnen, die weit über unser Denken hinausgeht.
Und Gott sprach: „Mein Angesicht darfst du nicht sehen, du kannst es nicht sehen. Aber das Größte, was du erleben kannst, ist die Güte und Barmherzigkeit Gottes.“ Diese müssen wir kennen. Und wir sollten sie dauernd besingen und einander erzählen, wie wunderbar Gott in unserem Leben war.
Ach, das wäre schlimm, wenn uns das gar nicht bewusst wäre. Denken Sie einmal daran, wie Gott uns im Mutterleib bereitet hat. Was ist das, dass Sie geboren sind? Dass er Ihnen Menschen in den Weg geschickt hat, die Ihnen das Evangelium liebgemacht haben? Menschen, die für Sie da waren, die Sie in der Lebensführung begleitet haben. Was hat Gott alles getan?
Nicht nur die äußere Bewahrung, sondern dass er uns die Erkenntnis des Heils gegeben hat. Dass der Geist Gottes uns das Wort aufgeschlossen hat, damit wir glauben können. Zu Jesus „Herr“ sagen – das ist alles ein Wirken Gottes. Ohne ihn geht es gar nicht. Alles ist unverdient geschenkt.
Und Gott sagt zu Mose: „Du stehst da in der Wüste, aber du musst wissen, das Allergrößte ist, dass Gottes Güte dich umgibt, dich begleitet und trägt.“ Darum kannst du ganz froh und unbekümmert deinen Weg gehen.
Du darfst wissen: „Ich will meine Güte vorübergehen lassen und will dir den Namen des Herrn kundtun.“ Was ist der Name des Herrn? Nicht ein Name, wie wir ihn haben, mit irgendwelchen Begriffen. Bei Gott ist der Name immer ein Programm.
„Erbarmer“ ist sein Name, „Heiland“ ist sein Name, „Retter“ ist sein Name, „Erlöser“ – all das ist sein Name. Das war er schon, als Gott mit Mose bei seiner Berufung gesprochen hat. „Das wird mein Name sein, so werde ich mich an dir erzeigen.“
Sein schönster Name ist der Name Jesus, wo Gott es noch einmal für uns enthüllt hat. In dem Namen Jesus ist das ganze Programm Gottes enthalten: Erlösung und Erbarmen.
Und so erschütternd ist es, dass viele diese Güte nie erkennen. Für sie bleibt Gott wie ein Steuereintreiber, ein Polizist, der mit der Radaranlage sie beobachtet und überwacht. Sie haben nie ins Herz Gottes geschaut.
Es gibt nie ein Liebesverhältnis. Sie haben nie die Güte und das Erbarmen gekannt. Deshalb ist es so wichtig, anderen Menschen zu erzählen: Ich glaube, das Zeugnis ist hier so groß – die Güte und das Erbarmen, das uns begleitet.
„Und ich erbarme mich“ – da gibt es gar keine Begründung dafür. Weil wir es brauchen, erbarmt er sich. Weil wir zu den Verlorenen gehören, zu den Gestrandeten. Darum hat er uns rausgezogen, nicht weil wir es verdient hätten.
Sonst wäre es grundlos. Es ist das ewige Erbarmen, das alles Denken übersteigt. Es sind die offenen Liebesarme des, der sich zu den Sündern neigt.
Wunderbar, dass wir das wissen! Toll, wie Sie da mitsprechen können. Das ist gut.
Gottes Schutz und Begleitung in der Not
Und dann kommt dieses herrliche Bild noch einmal: Gott sagt, da ist eine Felskluft, und ich stelle dich in diese Felskluft hinein. Ich halte meine Hand über dir. Dieses Wort ist mir so groß geworden.
Ich war ganz junger Vikar in Tuttlingen. Dort war ein lieber Pfarrer, der mich sonntags zum Essen eingeladen hat. Er hatte eine große Familie. An der Wand hing dieses Wort, und ich hatte es beim Bibellesen noch nicht so bewusst wahrgenommen. Er sagte: Das ist unser Trautext, unser Trautext.
Dieser Pfarrer war interessant. Er hatte einen schönen Vornamen, der noch verrückter war als mein Vorname Winrich – den gibt es ja auch nirgendwo. Er hieß Emich. Sein Vater war General, und der Sohn wurde am Sedanstag geboren. Sedan wurde im Siebzigerjahrigen Krieg von einem General Emich erobert. So hatte der Generalssohn den Vornamen Emich.
Es war also viel Interessantes in diesem Haus. Am meisten hat mich jedoch der Trautext gefreut, den dieser Emich Zündel damals mit seiner Frau ausgewählt hat: in der Felskluft geborgen zu sein. Dort stehen wir drin, egal was kommt. Wir sind geborgen, weil die Hand Gottes über uns ist.
Auf dem Felsenboden stehen wir, auch wenn wir nichts sehen oder fühlen. Wir wissen, der Herr ist da, weil er es verheißen hat: „Ich lasse dann meine Herrlichkeit an dich rübergehen und will meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin.“ Wir brauchen Gewissheit, absolute Gewissheit, was auf uns zukommt.
Noch einmal: Der Herr sagt uns nicht, wie der Weg genau kommt. Letzten Samstag waren wir zu einer Gruppe in Heidelberg eingeladen, die unbedingt etwas über Gottes Führung wissen wollte. Es war eine verrückte Gruppe, die meinte, man müsse sich in allen Details seines Lebens von Gott führen lassen.
Sie fragten sich beim Abendessen, ob man nur ein Würstchen oder zwei essen soll. Was ist jetzt richtig? Sie hatten richtig Skrupel, welche Zahnpasta sie nehmen sollen – diese oder jene. Sie wissen, was ich meine: Man fragt so völlig ratlos und begreift gar nicht, dass Gott uns im Leben einen großen Freiraum lässt.
Natürlich dürfen wir frei entscheiden. Wenn Sie heute Abend ins Bett gehen, ist das doch Ihr freies Ermessen. Das liegt nicht an Gott. Aber Gott zieht uns zu sich hin. Das ist seine Führung: Er zieht uns immer näher unter seine Hand.
Es ist so wichtig, dass die Hand Gottes da ist und nicht loslässt in meinem Leben, dass ich nie aus seiner Hand davonlaufe. Führen ist etwas ganz Wunderbares. Er führt mich auf rechter Straße, auch wenn ich den Weg noch gar nicht kenne.
Ich darf sagen: Herr, du kannst mich führen wie einen blinden Gaul. Nimm mich an der Hand und lass mich nicht irregehen. Ich will von dir geführt werden und deine Gegenwart erfahren. Dann ist jeder Tag unseres Lebens ein großer Tag.
Wir dürfen schon morgen sagen: Danke, Herr, dass du da bist und diesen Tag in deiner Hand hast – auch was Schweres noch in diesem Tag liegt. Deine ganze Güte begleitet mich. Ich bin nicht den Händen der Ärzte oder Operateure ausgeliefert, wenn es zur Operation geht.
Sondern die Güte des Herrn geht mit mir und lenkt die Hände der Ärzte. Er macht auch diese Zeit zu einer Zeit des Segens. Selbst wenn mein Leben sich neigt, weiß ich, dass der Herr bis zur letzten Minute mitgeht – mit seiner ganzen Güte.
Er trägt mich, weil er es verheißen hat. Mich kann nichts aus dem Schoß Gottes lenken. Das ist so groß, dass Mose das schon im Alten Bund erfahren hat. Er war schon auf diesem hohen Punkt der Gegenwart und Nähe Gottes.
Die Sehnsucht nach Gott ist etwas ganz Wunderbares, wenn Sie diese Sehnsucht haben.
Die Sehnsucht nach Gott im Alltag
Ein Freund von mir war Ingenieur im Straßenbau. Er hat mich einmal mitgenommen und gesagt: „Das muss man sehen, da gibt es heute ganz tolle Maschinen.“ Diese Maschinen reiben den Asphalt ab. Es sind große Maschinen, die Tag und Nacht im Einsatz sind.
Der Asphalt wird so tief abgerieben, und dann wird er in der Maschine herumgetreten. Hinten wird er als neuer Asphalt wieder auf die Straße aufgespritzt. So wird die Straße rundum erneuert – ganz großartig.
Er sagte: „Das muss ich dir mal zeigen. Ihr habt die ganze Technik mit uns, jetzt muss ich dir noch etwas zeigen.“ Vorne stand ein Lkw-Fahrer, der Bitumen geladen hatte. Es gab so heißes Bitumen. Mein Freund sagte: „Guck mal, was der liest.“
Ich stieg auf das Trittbrett und schaute dem Fahrer über die Schulter. Er las ein Büchlein über die Herrlichkeit Gottes. Da begegneten wir uns im Alltag plötzlich als Brüder, obwohl er ein Russlanddeutscher war. Es ging um die Herrlichkeit Gottes.
Meine Seele schreit und dürstet nach Gott. Ach, dass wir doch einen Durst hätten nach Gottes Schuh – nicht nur nach einem Fernsehprogramm oder den Albernheiten dieser Welt und den Zeitungen. Sondern dass wir einen Blick hätten: Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?
Wie der Herr nach frischem Wasser schreit, so schreit meine Seele: „Gott, zu dir!“ Diesen Wunsch wollen wir gerade dann ausdrücken, wenn wir belastet, mutlos oder traurig sind. Oft sind wir vielleicht gar nicht im Gefühl oder in der Stimmung, aber wir rufen: „Herr, lass mich doch ein Stück deiner Herrlichkeit sehen!“
Das bekommen wir durchs Wort, denn das Wort richtet uns auf. Das Wort Gottes hat eine wunderbare Kraft, weil der Heilige Geist in ihm wirkt. Es ist inspiriert, vom Geist Gottes angehaucht, und es schafft Leben. Jesus sagt: „Meine Worte sind Geist und Leben.“ Diese Worte sind wirksam. Durch sie werden wir gewarnt, aufgebaut und gelenkt.
Das Wort formt den neuen Menschen in uns. Es ist mächtig und wirkt wie ein Same, der wächst. Darum ist es so wichtig, solche Zeiten zu haben wie jetzt hier auf der Laahöhe, wo wir sind, damit das Wort Gottes Frucht in unserem Leben tragen kann.
Aber auch zuhause brauchen wir solche Gruppen. Oft ist es in unseren Gemeinden so, dass wir uns fragen: „Wo bekomme ich Speise her?“ Wir müssen das Wort lesen, hören, vielleicht von Kassetten, und aufmerksam füreinander sein. Wir müssen wieder hören, denn aus dem Wort kommen neue Gedanken.
Darum müssen wir auch in die Versammlungen gehen, damit wir immer wieder vom Wort Gottes angesprochen werden. Es geht nicht nur darum, eine Bibelstunde abzusitzen, sondern darum, dass das Wort uns trifft, durchs Ohr ins Herz geht und die Güte Gottes uns groß und wunderbar wird.
So erleben wir, wie der Herr bei uns ist und uns in seiner großen Güte und Freundlichkeit begleitet.
Gottes Gegenwart in Leid und Lebensrückblick
Ich habe in meinem Leben manchmal Menschen getroffen, bei denen man erschrickt. Menschen, die unheimlich viel Schweres erlebt haben – zum Beispiel eine Tochter, die tödlich mit dem Fahrrad verunglückt ist, oder ein Kind im Alter von sieben Jahren, oder Menschen, die schwere Krankheitsnöte durchgemacht haben.
Es ist ganz wunderbar, wenn diese Menschen sagen: „Ich muss Ihnen sagen, erst in diesen schweren Zeiten habe ich die Herrlichkeit Gottes erlebt.“ Was mich daran am meisten überrascht, ist der Rückblick auf mein Leben. Ich habe eine ganze Reihe von Menschen getroffen, die weit weg von Gott waren und erst durch diese schweren Erlebnisse zu einem fröhlichen Christen wurden. Sie haben den Glauben gefunden, und Christus ist ihnen in der Tiefe erschienen.
Darum wissen wir, dass die Finsternis nicht finster bleibt, weil unser Herr in seiner großen Güte uns begegnet. Das dürfen Sie erleben – nicht nur Mose hat das erlebt, er hat es für uns erlebt. Und dann dürfen Sie mir im Rückblick nachsehen.
Es ist auch so schön, wenn man auf ein ganzes Stück seines Lebens zurückblickt und sagen kann: Wohlgetan! Wie wunderbar hat es der Herr getan. Meine Frau und ich sagen oft, unverdient, wie uns der Herr geführt hat. Und an keiner Stelle wollten wir sagen: „Das soll noch mal anders sein.“ Er war so groß in seinem Führen und Leiden, dass wir es gar nicht selbst hätten tun können.
Und wie oft habe ich dort rebelliert, weil ich dachte: „Das ist doch nicht mehr Gottes Führung, die mit mir ist.“ Doch, es war Gottes Führung. Es war so wunderbar Gottes Führung. Man sieht es aus dem Abstand und aus dem Rückblick. Sie dürfen mir im Nachhinein nachsehen: Da war Gott ganz nah, ganz herrlich, dass wir ihn finden können und dass er da ist bei uns, dass er uns nicht loslässt.
Das ist der große Trost und die große Freude unseres Lebens: der gute Hirte, der mitgeht und uns unter seiner Gnade führt.
Schlussgebet und Segenswünsche
Wir wollen noch beten. Lieber Herr Jesus, wir danken dir am Ende dieses Tages. Wir sind müde und angestrengt, doch das Wunderbare ist, dass du da bist.
Wenn wir diesen Tag vor dir abschließen dürfen, dann bitte ich, dass uns das Wissen niemals verlässt: Du hältst deine Hand über uns. Wir sind sicher geborgen. Wir sind geschützt und können uns nicht verletzen, weil du da bist und den Weg kennst, auch wenn wir ihn nicht wissen.
Wir gehen fröhlich mit dir und an deiner Hand.
Jetzt wollen wir auch für liebe Menschen beten, die in Unruhe sind, hin und her geworfen werden und keinen Frieden finden. Lass uns ihnen deinen Frieden zusprechen, damit sie ihn finden.
Ach Herr, gib uns viele Orte, an denen dein Wort uns lieb wird, damit wir es auch zuhause immer wieder haben. Lass dein Wort uns aufrichten, trösten und mutig machen.
Vielen Dank auch für diese Konferenzstätte. Segne alle Mitarbeiter und alle, die hier mitwirken, so wie du es durch viele Jahre getan hast.
Wir bitten dich auch für den morgigen Tag und die Nacht: Gib uns deinen Frieden, damit wir unter deinem Schutz und deiner Bewahrung ruhen können. Du leitest uns zur Ruhe.
Amen.