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Johannes der Täufer - Teil 5

Jesu Leben und Lehre, Teil 63/653
24.08.2021Matthäus 3,7-10
SERIE - Teil 63 / 653Jesu Leben und Lehre

Einleitung und Rückblick auf die Gefahr des Selbstvertrauens nach der Umkehr

Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.

Episode dreiundsechzig: Johannes der Täufer, Teil fünf

Bringt nun der Buße würdige Früchte. Das war unser letzter Gedanke gestern: die Gefahr, dass wir nach der Umkehr zu Gott wieder anfangen, auf uns selbst zu vertrauen.

Während Lukas berichtet, dass diese Gefahr für alle Zuhörer bestand, fokussiert Matthäus auf die Pharisäer und die Sadduzäer.

Johannes’ scharfe Warnung an Pharisäer und Sadduzier

 Matthäus 3, Verse 7-9: Als Johannes viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: „Otternbrut, wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen? Bringt nun Früchte, die der Buße würdig sind, und meint nicht bei euch selbst zu sagen: ‚Wir haben Abraham zum Vater.‘ Denn ich sage euch, dass Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag.“

Man kann sich gut vorstellen, warum Johannes hier so abweisend reagiert. Pharisäer und Sadduzäer – also die Strengreligiösen und die Liberalen, diejenigen, die es mit den Geboten besonders ernst nahmen, und jene, denen es mehr darum ging, gut mit den Römern auszukommen – diese beiden Gruppen waren sicherlich die Letzten, die man unter den Zuhörern eines Erweckungspredigers erwarten würde.

Aber klar, was blieb ihnen auch anderes übrig? Wenn die Pharisäer ihren Status als die Heiligen in der Gesellschaft behalten wollten oder die Sadduzäer als die religiöse Elite im Tempel nicht an Ansehen verlieren wollten, dann mussten sie sich diesem Phänomen Johannes stellen. Sie mussten mitmachen. Und sei es nur als religiöse Show, um weiterhin ihren Status zu behalten – und das ist etwas, was Johannes überhaupt nicht ausstehen kann.

Die Bedeutung von „Otternbrot“ und die Kritik an falscher Sicherheit

Otternbrot! Jesus selbst übernimmt diese Formulierung und richtet sie an seine Gegner, die Pharisäer. Er fragt in Matthäus 23,33: "Schlangen, Otternbrot! Wie solltet ihr dem Gericht der Hölle entfliehen?"

Otternbrot, Schlangen – sie sind nicht Kinder Gottes, sondern Kinder des Teufels.

Es ist wichtig, dass wir eines verstehen: In Gottes Augen ist nicht derjenige ein Jude, der jüdische Eltern hat. Es reicht nicht aus, dass ich mich selbst als Jude verstehe. Ich muss dafür sorgen, dass Gott mich als Jude sieht.

 Matthäus 3,9 sagt dazu: "Und meint nicht bei euch selbst zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch, dass Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag."

Die Gefahr eines Juden besteht darin, dass er seine Herkunft, insbesondere seine Abstammung von Abraham, zu wichtig nimmt.

Wahre Zugehörigkeit zu Abraham und Gottes Sicht auf das Judentum

Aber Jesus selbst formuliert in Offenbarung 2,9 in seinem Sendschreiben an die Gemeinde in Smyrna: „Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut, du bist aber reich, und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden und es nicht sind, sondern eine Synagoge des Satans.“

Hier sind Juden in Smyrna, die sich in der Synagoge treffen und behaupten, Juden zu sein, obwohl sie es in Gottes Augen nicht sind. Es kommt im Leben also nicht darauf an, wofür ich mich halte, sondern darauf, wofür Gott mich hält.

Um ein Jude zu sein, also ein wahrer Nachkomme Abrahams, reicht es nicht aus, dass ich mit dem Patriarchen Abraham biologisch verwandt bin. Paulus formuliert das in Römer 2 so: „Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist.“

Wenn ich nicht den Glauben und die Hingabe Abrahams habe, die Beschneidung des Herzens, dann nützt mir auch mein ganzes jüdisches Gehabe nichts. Gott ist immer auf der Suche nach Wahrheit und Authentizität.

Und wenn er will, dann kann er – und das ist eine bewusst übertreibende Formulierung – Abraham aus Steinen Kinder erwecken. Gott braucht das jüdische Volk nicht.

Das bevorstehende Gericht und die Warnung an die religiösen Führer

Und es ist wichtig, dass gerade die religiösen Führer diese Lektion beachten, denn ihnen läuft die Zeit davon.

 Matthäus 3,10: Schon ist aber die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt. Jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.

Das Bild ist einfach zu verstehen. Es geht um Gericht, darum, dass Gott kommt und sein Volk richtet. Menschen werden hier mit Bäumen verglichen. Dabei gibt es zum einen die Bäume, die gute Frucht bringen – genauer gesagt, die bußwürdige Frucht. Zum anderen gibt es die Bäume, die keine gute Frucht bringen. Für diese gilt: Jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.

Die Axt an der Wurzel der Bäume ist ein Bild für ein kurz bevorstehendes Gericht. Dieses Gericht brach tatsächlich durch den jüdischen Krieg von 66 bis 73 nach Christus über Israel herein. In dessen Verlauf wurde Jerusalem eingenommen und der Tempel zerstört.

Die Folgen des jüdischen Krieges für das Judentum und die religiöse Ordnung

Und das war das Ende des Selbstverständnisses der Pharisäer und der Sadduzier. Es bedeutete aber auch das Ende eines Judentums, wie man es seit den Zeiten des Mose kannte – ohne den Tempel, also ohne Priester und die Opferzeremonien. Besonders wichtig waren dabei die Opfer am großen Versöhnungstag, die vom Hohen Priester dargebracht wurden.

Ohne all diese Elemente hatte das Judentum praktisch aufgehört zu existieren. Das muss man deutlich sagen. Was heute unter dem Begriff Judentum verstanden wird, ist eine Neuschöpfung. Diese war nur möglich, weil man die Gebote, die in direkter Verbindung mit dem Tempel standen, umformulierte. Das bedeutet, an die Stelle von Gottes Geboten traten menschliche Gebote.

Doch Johannes bezieht sich hier nicht nur auf das Judentum als Ganzes, sondern auch auf das Schicksal einzelner Juden. Sie werden als Bäume beschrieben, und es sind viele.

 Matthäus 3,10: „Schon ist aber die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“

Die Grausamkeit des jüdischen Krieges und die Warnung Jesu an seine Jünger

Um zu verstehen, wie grausam der jüdische Krieg war, wie er Hunderttausenden das Leben kostete, wie Zehntausende versklavt wurden und ganz Galiläa sowie Judäa verwüstet wurden, muss man den Bericht von Josephus Flavius lesen: Der jüdische Krieg.

Jerusalem wird dem Erdboden gleichgemacht, und der Tempel geht in Flammen auf. Wer nicht rechtzeitig flieht, ist verloren. Das betrifft alle, bis auf die Christen, denn sie hatten zuvor Israel verlassen.

Als Christen wussten sie um die Gefahr des Gerichts. Sie hatten die Worte Jesu ernst genommen, der seine Jünger davor warnt, in Jerusalem zu bleiben, wenn die römische Armee anrückt.

In Lukas 21, Verse 20 bis 22 heißt es:
„Wenn ihr aber Jerusalem von Heerscharen umzingelt seht, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahegekommen ist. Dann sollen die in Judäa auf die Berge fliehen, und die, die in seiner Mitte sind, daraus fortgehen. Die, die auf dem Land sind, sollen nicht hineingehen. Denn dies sind Tage der Rache, dass alles erfüllt wird, was geschrieben steht. Tage der Rache, denen nur die entgehen werden, deren Buße echt ist. Die nicht nur äußerlich zu Gott umkehren, sondern die wahrhaftige Juden und echte Kinder Abrahams sind.“

Abschluss und Ermutigung zum persönlichen Handeln

Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir das Buch „Der jüdische Krieg“ von Josephus Flavius besorgen. Antiquarisch ist es für ein paar Euro erhältlich.

War das schon alles für heute? Wenn du durch die Corona-Krise lange nicht mehr in deiner Gemeinde warst und vielleicht auch etwas gemeindemüde bist, glaube ich, dass du weißt, was zu tun ist.

Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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