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Warum lässt Gott das zu?!

Psalm 44,24-27

Einleitung

Hast Du’s gesehen, Blut überall?
Hast Du’s gesehen, dieses Leiden, diese Qual?
Hast Du’s gesehen, diese Herzen, gänzlich zerfetzt? Katastrophen, Schicksalsschläge und Kriege. Es will nicht aufhören. Über die Jahrhunderte reihen sich diese Ereignisse. Menschen sterben zu Tausenden und Millionen an Seuchen. Millionen von gesunden Menschen verhungern. Kriege vernichten ganze Völker und Volksgruppen. Menschen sind auf der Flucht, nach der Suche nach einem Lebensraum. Sie kommen um in Kriegen. Und sie werden Opfer von Verbrechen.

Solange das nur Zahlen sind und alles weit weg von uns geschieht, lässt uns das noch recht ruhig leben. Es geht uns nicht so zu Herzen. Vielleicht sagen wir dann, das ist ja schlimm diese Katastrophe, aber wir gehen wieder zum Alltag über. Wir haben einen Schutzmechanismus eingebaut. Was uns zu Herzen geht, ist wenn wir ein Einzelschicksal besser kennen. Das muss nicht einmal in unserer Nähe sein. Wir müssen die Person nicht persönlich kennen. Aber wenn wir die Umstände kennen. So sah ich kürzlich einen Film über eine Musikerfamilie. Der Vater entdeckte bei seiner Tochter als sie noch ganz jung war, dass sie als Sängerin ausserordentlich talentiert ist. Er setzte nun alles daran, seine Tochter und die anderen Kinder zu fördern. Eine Tochter spielte Schlagzeug, ein Sohn Bassguitarre und eben die Sägerin Selena. Wie der Vater das richtig gesehen hatte, wurde Selena nach einigen Jahren harter Arbeit ausserodertlich erfolgreich. Sie bekam sogar einen Grammi verliehen. Doch dann geschieht das Unfassbare. Eine Frau die Ihre Finanzen verwaltet veruntreute viel Geld. Als die Familie dahinter kommt, ermordert diese Frau Selena. Ein erfolgreiches, aufstrebendes Leben findet ein jähes Ende. Das beschäftigte mich einige Tage. Auch der Tod Dianas bewegte Millionen von Menschen. Doch auch das vergeht. Es dauert einige Tage und dann legt man das wieder zur Seite. Es gibt aber Ereignisse in unserem Leben, die legen wir nie richtig zur Seite. Wie sollen Eltern ihr Kind vergessen, dass sie verloren haben? Diese Woche war in der Zeitung folgendes Memorian:

  1. März 2000
In Memorian Andrea Blaser
Liebste Andrea,
Ein einziger Augenblick hat alles verändert. Das Warum werden wir nie verstehen. Du kamst auf die Welt, wurdest geliebt – und liebtest die anderen. Dann vor fünf Jahren wurdest Du bei einem Autounfall in Südafrika jäh aus Deinem jungen Leben gerissen. Wir haben gelernt ohne Dich zu leben, aber die grosse Trauer und Leere bleibt. Nichts ist mehr wie es einmal war. Wer Dich gekannt hat, weiss was wir verloren haben Du fehlst uns so sehr, wir sind unsagbar traurig. Deine Familie Jahre haben sie sich für Ihr Kind eingesetzt, investierten viel und plötzlich wird es ihnen durch einen Unfall entrissen – in einem Augenblick. Unsägliches Leid, dass aufbricht.

Warum nur, lässt Du Gott das zu, dass solches Leid über uns kommt? Mit einem Aufschrei aus dem Psalm rufen wir zu Gott: Wach auf, Herr! Warum schläfst du? Wach endlich auf, verstosse uns nicht für immer! / Warum weigerst du dich, uns anzusehen? Warum fragst du nicht danach, wie man uns quält und unterdrückt? / ... / Greif ein und hilf uns, mach uns frei! Ps.44,24--27Wir leben in einer von Leid gezeichneten Welt. Warum verhindert Gott das nicht? Warum lässt er es zu, dass Menschen leiden müssen. Eigentlich wollen wir Gott fragen:
Warum ist der Himmel nicht auf Erden? Mir ist bewusst, dass ich Ihnen in dieser kurzen Zeit auf diese ernste Frage keine umfassende Antwort geben kann. Ich könnte es nicht einmal, wenn ich viel Zeit hätte. Es gehört zu unserem Leben, dass wir mit offenen Fragen und auch mit Verletzungen leben müssen. Aber eines möchte ich ganz an den Anfang stellen: Gott leidet mit!

I.Gott leidet mit

Gott ist es nicht egal, was auf dieser Welt geschieht. Er schaut nicht blutrünstig zu, wie sich die Menschen gegenseitig kaputt machen. Er ist voller Mitgefühl. Er freut sich nicht, wenn unsere Ehen kaputtgehen, wenn Kinder missbraucht werden usw. Eigentlich möchte uns Gott helfen. Als Lazarus, einer der Jesus nahe stand, gestorben war und Jesus sah, wie traurig die Leute waren heisst es: Jesus fing an zu weinen. Joh.11,35. Gott zeigt auch sein Mitgefühl, indem er sich besonders für die Armen einsetzt. Er fordert das Volks Israel auf und sagt: Es soll kein Armer unter euch sein. Dt.15,4. So lesen wir in den Sprüchen: Wer den Schwachen unterdrückt, beleidigt seinen Schöpfer. Wer dem Hilflosen beisteht, ehrt ihn. Sprüche 14,31. Ein Ausdruck dieser Haltung sind die vielen Hilfswerke, die sich bemühen das Leid von Menschen zu mildern. Viele von diesen Werke sind ursprünglich aufgrund des christlichen Glaubens entstanden. Gottes Idee war es nicht, dass wir uns gegenseitig zerstören, sondern dass wir dem Schwachen aufhelfen, einander unterstützen. Aber die Frage bleibt doch: Warum macht Gott nicht eine Radikale Sache und vermeidet all das Leid, dann bräuchte es auch keine Hilfswerke mehr?

II. Faktor Mensch

Eine Antwort ist: Gott hat die Welt geschaffen und den Menschen nach seinem Bild. Damit haben wir als Menschen eine grosse Freiheit bekommen. Gott gab uns einen eigenen Willen. Wir lösten uns von Gott. Der Mensch sagt: Wir wollen selber Gott sein. Im Paradies gab es die Probleme, die wir heute haben nämlich nicht. Der Tod ist erst mit der Rebellion des Menschen gegen Gott in die Welt gekommen. Wir möchten am liebsten wie Gott sein. Uns nicht vor ihm beugen. Das nennt die Bibel Sünde.

Unfälle

Bob und Ruth Chapman, erfahrene Missionare, die für die Mitarbeiter einer grossen Mission in 24 Ländern verantwortlich waren, bestiegen am 29. Januar dieses Jahres einen Airbus. Es ist der Airbus, der gleichentags vor der Elfenbeinküste abstürzt. Das Ehepaar ist Tod. 1989 verstarben am gleichen Tag Ihre beiden Söhne von zehn und sechs Jahren an Malaria. Zurück bleibt eine 19jährige Tochter. Was für ein Schicksal. Warum musste es gerade diese Menschen treffen? Ich weiss es auch nicht. Es ist die Wirklichkeit unseres Lebens. Im Grunde wissen wir alle, wenn wir Auto fahren, dann setzen wir uns der Gefahr aus, dass wir einen Unfall verursachen oder dass wir in einen Unfall verwickelt werden. Es berührt uns aber erst dann, wenn es uns selber trifft. Wenn wir fliegen, dann wissen wir, dass wir uns in Gefahr begeben, dass das Flugzeug abstürzt. Diese Dinge hat doch alle der Mensch geschaffen und ist bereit mit diesem Gefahrenpotenzial zu leben. Ich bin immer erstaunt, wenn bei einer Extremsportart ein schwerer Unfall passiert. Dann tut man so, als ob dies nicht geschehen dürfte und sucht die Verantwortlichen, doch weiss im Grunde jeder, dass das Risiko immer mit dabei ist. Gott baute weder Autos noch Flugzeuge. Er erfand auch nicht die Extremsportarten. Wenn ich z.B. vom fünften Stock eines Hauses in die Tiefe springe, kann ich nicht Gott dafür verantwortlich machen, wenn ich mich schwer verletze oder gar sterbe. Was bleibt ist, dass das einzelne Schicksal, wenn man die Umstände kennt ganz dramatisch sind.

Kriege und Verbrechen

Aber was ist denn mit diesen furchtbaren Kriegen? Warum lässt Gott dieses Elend zu? Praktisch täglich sehen wir in den Nachrichten Bilder von diesem schrecklichen Elend. Wer unterdrückt die Menschen. Wer gibt die Befehle Menschen anzugreifen und gegen Völker in den Krieg zu ziehen? Wer baut die schrecklichen Waffen. Im TAG-MAGI vor einer Woche las ich einen Artikel über Tretminen oder wie sie mit dem korrekten Fachbegriff genannt werden: Antipersonenminen. ...die modernen Minen sind so konstruiert, dass sie das Opfer möglichst schwer verletzen (Beine, Bauch, Geschlechtsteile), jedoch nicht töten. Die Logik: Ein Soldat, der wie am Spiess schreit, dem Gliedmassen fehlen, dem Gedärme raushängen, hat sowohl psychologisch wie auch strategisch einen höheren Wert als einer, der tot und stumm daliegt. Es ist immer der Mensch, der sich solches ausdenkt. Herodot, der erste griechische Geschichtsschreiber, schreibt über das Problem, wenn ein Land von jemandem regiert wird, der niemandem gegenüber verantwortlich ist. Er sagt: Herodot III, 80,3
Wie kann die Alleinherrschaft eine wohlgeordnete Einrichtung sein, wenn es darin dem König erlaubt ist, ohne Verantwortlichkeit zu tun, was er will. Auch wenn man den Allerbesten zu dieser Stellung erhebt, würde er seiner früheren Gesinnung untreu werden. Selbstüberhebung befällt ihn aus der Fülle von Macht und Reichtum, und Neid ist dem Menschen von Anfang schon angeboren. Mit diesen Eigenschaften besitzt er aber auch schon alle anderen Laster.

Und in der Bibel lesen wir: Woher kommen denn die Kämpfe und Streitigkeiten zwischen euch? Doch nur aus den Leidenschaften, die ständig in eurem Innern toben! / Ihr verzehrt euch nach etwas, was ihr gerne hättet. Ihr mordet und seid eifersüchtig, aber das bringt euch dem ersehnten Ziel nicht näher. Ihr versucht es mit Kampf und Gewalt; aber ihr bekommt trotzdem nicht, was ihr wollt, weil ihr Gott nicht darum bittet. / Und wenn ihr ihn bittet, bekommt ihr es nicht, weil ihr nur in der Absicht bittet, eure unersättliche Genusssucht zu befriedigen. Jak.4,1-3. Jemand sagte mal, dass 95% des Leides in dieser Welt direkt oder indirekt auf den Menschen und nicht auf Gott zurückzuführen sei. Eingeschlossen sind da auch alle die Katastrophen, die letztendlich durch den Menschen verursacht werden.

III. Faktor Gott

Nun sprechen wir von den 5 restlichen Prozenten. Bei den Naturkatastrophen werden Sie nun sagen, da kann er wohl nicht den Menschen verantwortlich machen. Z.B. das Erdbeben in der Türkei, soll da auch der Mensch zur Verantwortung gezogen werden? Ist das jetzt nicht in der Verantwortung von Gott? Können wir nicht da mit recht fragen: Warum lässt Du Gott das zu? Jawohl, hier stellen wir diese Frage mit recht. Aber bitte, stellen wir diese Frage auch ernst. Nicht nur darum, um uns Gott vom Hals zu schaffen. In dem Sinn: Gott wenn Du das zulässt, dann kann ich Dich nicht mehr ernst nehmen, schon gar nicht als ein Gott der Liebe. Mit anderen Worten: Mit recht kümmere ich mich nicht um Dich. Erdbeben, Überschwemmungen, Tornados, Vulkanausbrüche, obwohl man auch da aus den Medien hört, dass die Menschen wesentlich an dieser Entwicklung beteiligt sind (Hausbau/Andreasgraben), kann man hier wirklich fragen, warum Gott das zulässt. Als Schöpfer könnte er doch solche Katastrophen verhindern. Ich möchte zwei Aspekte aufzeigen.

Ruf zurück

Gott will uns Menschen aufrütteln. Er will, dass wir uns über unser Leben Gedanken leben. Er will, dass wir umkehren. Gott hat eine andere Perspektive als wir. Er möchte, dass wir uns ihm zuwenden und nach ihm fragen. Gott sieht, wo wir hinkommen, wenn wir so weiter machen. Das Leben hört mit dem Tod eines Menschen nicht auf, sondern geht weiter in die Ewigkeit. Man kann das gut mit der Erziehung vergleichen. Wir lassen ein Kind auch nicht in die Steckdose langen. Wenn es nicht hört, wenn wir es warnen, dann werden wir zu härteren Massnahmen greifen müssen. Ein Beispiel zeigt uns das AT: Der Herr sagt: „Ich schickte euch eine Hungersnot, dass es in euren Städten und Dörfern nichts mehr zu beissen gab. Das kam von mir! Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt. Am.4,6. Ich liess ganze Städte untergehen wie einst Sodom und Gomorra, nur ein paar Menschen überlebten die Katastrophe – so wie ein angekohltes Holzscheit gerade noch aus dem Feuer gerissen wird. Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt. Am.4,11. Gott möchte nicht zerstören, sondern er will, dass wir umkehren, weil er die Ewigkeit vor Augen hat.

Gericht

Ein weit unangenehmer Aspekt ist, dass Gott Gerichte ausübt. Es gibt den Aspekt, dass das Mass voll ist. In der Apg heisst es: Er hat aus einem einzigen Menschen die ganze Menschheit hervorgehen lasse, damit sie die Erde bewohnt. Für jedes Volk hat er im voraus bestimmt, wie lange es bestehen und in welchen Grenzen es leben soll. / Und er hat gewollt, dass die Menschen ihn suchen, damit sie ihn vielleicht ertasten und finden könnten. Denn er ist ja jedem von uns ganz nahe. Apg.17,26-27. Wenn Menschen sich Gott ständig widersetzen, so übt er Gericht aus. Ein für uns sehr unangenehmer Gedanke. Wir können auch in der Bibel Gerichte Gottes nachlesen. In der Offenbarung werden einige schreckliche Gerichte berichtet. Eine Stelle beeindruckt mich da ganz besonders. In die schlimmen Gerichte hinein ruft ein Engel: Ich hörte, wie der Engel, der für das Wasser zuständig ist, sagte: „Du Heiliger, der du bist und warst, in diesen Urteilen hast du dich als gerechter Richter erwiesen. Offb.16,5. Dann hörte ich eine Stimme vom Altar her sagen: „So ist es, Herr, unser Gott, du Herrscher der ganzen Welt; deine Urteile sind wahr und gerecht!“ Offb.16,7. Was recht und gerecht ist, sehen wir mit unseren heutigen Vorstellungen.

IV. Gottes Barmherzigkeit

Wie Gott unter der Situation leidet, dass wir in einer solchen Welt des Leides leben, wird nirgends deutlicher als an seinem Sohn Jesus Christus. Die Frage müsste uns ja auch bewegen: Warum lässt Gott es zu, dass sein eigener Sohn gekreuzigt wird. So dass Jesus am Kreuz ruft: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Mk.15,34. Warum lässt Gott seinen Sohn in solchen Qualen? Weil seine Liebe zu uns so gewaltig ist. Weil Gott nicht tatenlos zusehen will, wie sich der Mensch verrennt. Und im Johannesbrief lesen wir: Daran haben wir die Liebe erkannt, dass er ( Jesus) sein Leben für uns gelassen hat. 1.Joh.3,16a. Wer nun Gott antwortet, der wird gerettet für alle Ewigkeit. Ihm wird Gott dann selbst die Tränen und den Schmerz abnehmen. Das lesen wir in der Bibel. Gott wird alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben und keine Traurigkeit, keine Klage und keine Quälerei mehr. Was einmal war, ist für immer vorbei. Offb.21,4. Amen.

_ Das Magazin, Nr. 09, S. 47.