Einleitung
Jesus hatte ein grosses Bedürfnis seine Jünger auf die bevorstehende Zeit, wenn er nicht mehr bei ihnen sein wird, vorzubereiten. Er erklärte ihnen, dass es eine Zeit geben werde, wo sie sich danach sehnten ihn zu sehen, aber sie werden ihn nicht sehen (Lk.17,22). Er erzählt weiter wie er kommen werde, nämlich nicht so wie er diesmal gekommen ist. Wenn die Leute zu ihnen sagen: Siehe, da! oder: Siehe, hier!, so sollen sie nicht gehen. Wenn sein Tag da ist, wird der Menschensohn kommen wie ein Blitz, der mit einem Schlag den ganzen Horizont ringsum erhellt. Lk.17,24. Plötzlich und überraschend wird Jesus in Erscheinung treten. Er muss auch nicht von den einzelnen aufgesucht werden, sondern sie werden automatisch auf ihn aufmerksam. Die Menschen werden leben wie zu den Zeiten Noahs und Lots. Sie fragen nicht nach Gott und handeln entgegen den Ordnungen Gottes. Überraschend wird Jesus dann erscheinen. Aber wie sollen die Jünger die Zeit durchstehen, in der Jesus nicht sichtbar bei ihnen ist? Jesus lehrt die Jünger, anhand einer Erzählung. Text lesen: Lk.18,1-8
I. Die Witwe und der Richter (18,1-5)
Jesus legt den Jüngern nahe allezeit zu beten. Im Gebet sollen sie nicht nachlassen. Um deutlich zu machen wie er das versteht, erzählt er die Geschichte einer Witwe die bei einem Richter ihr Recht einfordert. Es handelt sich um einen Richter in irgendeiner Stadt in Israel, denn in jeder Stadt sassen Richter, die für Recht und Ordnung zuständig waren. Richter und Amtleute sollst du dir bestellen in allen Toren deiner Städte, die dir der HERR, dein Gott, geben wird, in jedem deiner Stämme, daß sie das Volk richten mit gerechtem Gericht. Dt.16,18. Einen solchen Stadtrichter nimmt Jesus als Beispiel. Dieser Richter zeichnete sich durch äusserst schlechte Charakterzüge aus: Er war weder Gottesfürchtig noch respektierte er irgendeinen Menschen. Selbstherrlichkeit war seine Devise. Ich bin mir am nächsten. Weder Gott noch Menschen interessieren mich, Hauptsache mir geht es gut. Natürlich galt das nicht für alle Richter in Israel. Jesus möchte nur an diesem Beispiel etwas verdeutlichen. Er will nicht über die Stadtrichter ein allgemeines Urteil fällen.
Eine Witwe in derselben Stadt befand sich in Not. Sie gehörte zu den rechtlosen Menschen. In ihrer Zeit war sie schutz- und wehrlos, weil sie als Witwe keinen natürlichen Beschützer mehr hatte. Diese Witwe kam nun ständig zu dem Richter mit der Forderung: Verhilf mir zu meinem Recht gegenüber meinem Gegner! Der Richter interessierte sich nicht für ihre Sache. Was will er sich für eine rechtlose Frau ins Zeug legen und sich womöglich Unruhe verschaffen. Die Witwe liess nicht locker. Immer wieder bedrängte sie ihn mit der Forderung: Verhilf mir zu meinem Recht gegenüber meinem Gegner! Langsam aber sicher wurde es dem selbstsüchtigen Richter ungemütlich. Mit so hartnäckigen Witwen hatte er es bis heute noch nicht zu tun, bis jetzt liessen sich alle abwimmeln und einschüchtern. Und nun überlegt er: Es ist mir zwar völlig gleichgültig, was Gott und Menschen von mir halten; / aber weil die Frau mir lästig wird, will ich dafür sorgen, dass sie ihr Recht bekommt. Sonst kratzt sie mir noch die Augen aus. 4- 5. Es geht ihm gar nicht um die Witwe, nach wie vor interessiert ihn diese Frau nicht. Seine Hilfeleistung an die Frau ist vielmehr eine Hilfeleistung für sich selbst: Er will von der lästigen Witwe befreit werden und so verhilft er ihr wohl oder übel zu ihrem Recht.
II. Die Gemeinde und Gott (18,6-8a)
Jesus fordert seine Zuhörer auf: Habt ihr gehört, was dieser korrupte Richter sagt? Ein ungerechter, selbstherrlicher Richter, dem es nur um sich selbst geht, verschafft einer armen hilflosen Witwe recht, die durch ihr ausharren ihr Ziel erreicht hat. Sie wurde nicht müde, bis der Richter das gerechte Urteil aussprach.
Nun zieht Jesus den Vergleich: Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, auch wenn er über ihnen langmütig bleibt? 7. Jesus scheut sich nicht diesen ungerechten Richter mit dem gerechten Gott zu vergleichen. Gerade mit diesem Vergleich will Jesus zeigen wie sicher es ist, dass Gott seinen Auserwählten Recht schaffen wird. Denn wenn der ungerechte Richter dieser Witwe recht verschafft, an der er kein Interesse hatte, wieviel mehr wird Gott seinen Auserwählten Recht schaffen, die Tag und Nacht zu ihm rufen. Denn Gott hat an seinen Auserwählten grosses Interesse. Er liebt sie und möchte sie reich segnen. Auch wenn die Auserwählten lange zu Gott rufen und schreien, und Gott sich über ihren Feinden langmütig bleibt und sein Gericht noch zurückhält? Sollte Gott deswegen nicht doch noch Recht schaffen? Sicherlich wird er seinen Auserwählten Recht schaffen, Jesus sagt: Ich sage euch: Er wird ihnen schnell, oder plötzlich Recht schaffen. Wie der wehrlosen Witwe eines Tages überraschend ihr Recht verschafft wurde. So wird auch den wehrlosen Gläubigen, Gott plötzlich Recht schaffen.
Jesus will den Jüngern und uns sagen, dass wir unablässig auf Gott hoffen sollen. Ihn sollen wir inständig anflehen, denn er ist der wahre Richter, der uns wirklich recht schaffen kann. Paulus schreibt: Wenn es möglich ist und soweit es an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden. / Rächt euch nicht selbst, liebe Freunde, sondern überlasst die Rache dem Zorn Gottes. Denn es heisst in der Schrift: Das Unrecht zu rächen ist meine Sache, sagt der Herr; ich werde Vergeltung üben." / Mehr noch: Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen, und wenn er Durst hat, gibt ihm zu trinken. Ein solches Verhalten wird ihn zutiefst beschämen." / Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege Böses mit Gutem. Rö.12,18-21. Die Gemeinde Jesu gleicht dieser Witwe, die recht- und schutzlos in der Welt steht. Gemeinde ist immer wieder der Verachtung. Jesus sagt uns, wir sollen nicht aufhören zu Gott zu schreien. Mit Bestimmtheit wird er Recht schaffen, auch wenn es nicht sogleich geschieht.
Gemeinde soll die Hoffnung auf Gott nicht aufgeben und gleich der Welt sich anderen Göttern beugen. Gemeinde Jesu soll daran festhalten, dass Gott es gut mit uns meint und dass er gute Absichten mit uns hat. Auch wenn wir in dieser Welt nicht zu unserem Recht kommen. Jesus sagte einmal: Seid fröhlich und getrost: es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Mt.5,12. Im Himmel werden wir endgültig zu unserem Recht kommen, bis dahin müssen wir das Unrecht ertragen und mit Bitten und Flehen vor den Richter treten, er wird bestimmt Recht schaffen. Ich würde übrigens auch lieber verkündigen: Gott schafft uns heute Recht. Sichtbar in dieser Welt wird er deutlich machen, dass wir eigentlich recht haben. Das wäre für unser ICH ausgezeichnet. Aber es ist nicht der Plan Gottes. Es ist nicht das gültige Evangelium. Wir müssen uns mit dem Leben der Witwe abfinden und zu Gott schreien, Tag und Nacht. Plötzlich wird dieser Tag anbrechen und die Gott treu bleiben, werden zu ihrem Recht kommen.
Wenn Gott recht sprechen wird, dann wird es entscheidend sein, ob wir an Jesus glauben oder nicht. Wir betrügen uns selbst, wenn wir meinen es gäbe keinen Gott der richten wird, nur weil er Geduld übt und sein Strafgericht zurückhält. Schon das Buch Prediger macht uns auf diesen Selbstbetrug aufmerksam, wir lesen dort: Weil das Urteil über böses Tun nicht sogleich ergeht, wird das Herz der Menschen voll Begier, Böses zu tun. Pred.8,11. Er fährt weiter: Wenn ein Sünder auch hundertmal Böses tut und lange lebt, so weiß ich doch, daß es wohlgehen wird denen, die Gott fürchten, die sein Angesicht scheuen. Pred.8,12. Denen die Gott ernst nehmen und ihm dienen. Er entfaltet seine Gedanken weiter und zeigt auf, dass am äusserlichen Wohlergehen eines Menschen nicht unbedingt ablesbar ist, ob einer Gott wohlgefällig lebt oder nicht, er schreibt: Es gibt Gerechte, denen geht es, als hätten sie Werke der Gottlosen getan, und es gibt Gottlose, denen geht es als hätten sie Werke der Gerechten getan. Pred.8,14.
Ob wir glücklich sind oder nicht. Ob es uns gut geht oder nicht. Das sind keine Zeichen dafür, ob wir zu den auserwählten Gottes gehören, denen Gott zu ihrem Recht verhelfen wird. Das einzige Kriterium das zählt ist, ob wir an Jesus glauben oder nicht. Denn allein in Jesus werden wir in den Augen Gottes gerecht, so sagt Paulus: Gott hat Christus, der ohne Sünde war, an unserer Stelle als Sünder verurteilt, damit wir durch ihn vor Gott als gerecht bestehen können. 2.Kor.5,21. Wer an ihn glaubt, der bekommt ewiges Leben, d.h. er gehört dann zu den auserwählten Gottes. Denn Jesus sagt: Amen, ich versichere euch: Alle, die auf mein Wort hören und dem glauben, der mich gesandt hat, haben das ewige Leben. Sie kommen nicht mehr vor Gottes Gericht; sie haben den Tod schon hinter sich gelassen und das unvergängliche Leben erreicht. Joh.5,24. Gerne zeige ich, wie wir vom Tod zum Leben kommen. Wie wir ewiges Leben bekommen können.
III. Wird Jesus Glaube Finden (18,8b)
Jesus beschliess diese Erzählung mit einer Frage: Aber wird der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde überhaupt noch Menschen finden, die in Treue auf ihn warten? Lk.18,8b. Jesus beantwortet diese Frage nicht. Wir, jeder von uns muss diese Frage beantworten.
Wird Jesus bei mir diesen Glauben finden? Wenn Jesus kommt, wird er mich finden als einer, der auf ihn gewartet hat im Wissen darum, dass er Recht schaffen wird? Oder wird er mich finden, als einen, der nur noch theoretisch um eine eventuelle Möglichkeit weiss, dass Jesus kommen wird. Später warnt Jesus nochmals ganz deutlich: Seht euch vor! Lasst euch nicht vom Rausch umnebeln oder von den Alltagssorgen gefangennehmen! Sonst werdet ihr von jenem Tag unvorbereitet überrascht wie von einer Falle, die zuschlägt. / Denn er kommt plötzlich über alle, die auf der Erde leben. / Bleibt wach und hört nicht auf zu beten, damit ihr alles, was noch kommen wird, durchstehen und zuversichtlich vor den Menschensohn treten könnt! Lk.21,34-36. Wird Jesus bei mir diesen Glauben finden, wenn er kommt?
Schluss
Jesus freut sich riesig über uns, wenn wir auf ihn warten. Wenn wir ihm Gebet verharren und unser Recht allein beim Schöpfer und nicht bei anderen Göttern einfordern. Denn Gott wird uns bestimmt Recht verschaffen, wenn wir ausharren. Machen wir es dieser Witwe gleich, nämlich das, was Jesus mit dieser Erzählung lehren will: Dass wir immer beten und nicht nachlassen sollten. Lk.18,1. Wollen wir dem Beispiel dieser Witwe folgen? Amen.