Ich musste vorweg an meine Tochter denken, eine vierjährige Tochter, die schnell dazu neigt, ärgerlich zu werden, wenn sie nicht bekommt, was sie will. Dann wirft sie manchmal direkt mit Sachen um sich.
Wir sagen ihr dann immer ganz schnell: Es ist eine Sache, ärgerlich zu werden, aber direkt auszurasten, das ist nochmal etwas anderes. Frag doch einfach mal, denn wer fragt, dem kann geholfen werden. Das soll auch ein bisschen über diesen Abend stehen.
Fragen zu stellen ist wichtig. Es zeugt nicht von Dummheit oder Ähnlichem, sondern von Interesse an den Dingen, die einen im Herzen bewegen und die man gerne loswerden möchte. Wer kann schon immer die richtige Antwort geben? Wir sind aufeinander angewiesen.
Wir sind dankbar, dass wir Gottes Wort bekommen haben, der ja doch alles weiß. Und wir sind auch dankbar, dass Markus da ist, der vielleicht nicht alles weiß, sich aber viel mit dem Wort Gottes beschäftigt hat und sich vorweg ein bisschen mit den Fragen auseinandergesetzt hat.
Es sind unterschiedlichste Fragen eingegangen, zum einen über das Thema selbst oder die Themen, die du uns vorgestellt hast, aber auch Fragen, die darüber hinausgehen.
Die erste Frage, die uns gestellt wurde, hing ebenfalls mit dem Thema Esoterik zusammen – mit der Geschichte, die wir gelesen haben. Ich möchte vielleicht einmal einen Vers vorlesen, der mit dieser Frage zusammenhängt. Es heißt in Lukas 8,28: Als der Mann, der besessen war, Jesus sah, schrie er auf, fiel vor ihm nieder und sprach mit lauter Stimme – das war der Dämon in ihm: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, Sohn Gottes des Höchsten? Ich bitte dich, quäle mich nicht.“
Die Frage, die reinkam, lautete: Wie hat Jesus Dämonen gequält? Eigentlich ist Jesus ja dafür bekannt, alles hinzuhalten und ohne Sünde zu sein. Was bedeutet es dann, dass er Dämonen quält? Gibt es viele solche Handlungen von Jesus in der Bibel? Das ist eine berechtigte Frage.
Das Thema Esoterik mit all seinen unterschiedlichen Schattierungen ist verwirrend. Wer sich damit nicht tiefer beschäftigt hat, sollte eigentlich durch so eine Themenstellung auch gar nicht neugierig gemacht werden. Denn es ist irgendwie wirklich dunkel und extrem negativ. Aber die Fragen, die damit in Verbindung stehen, sind berechtigt – gerade dann, wenn jemand anfängt, in der Bibel zu lesen und mit einer Stelle konfrontiert wird, die einen vielleicht ein bisschen ratlos zurücklässt.
Da ist also jemand, der sagt: „Jesus, Sohn Gottes, quäle mich nicht.“ Wenn ich die Frage richtig verstehe, vermutet der Fragesteller, Jesus würde quälen. Jetzt muss man genau hinschauen: Das steht ja gar nicht da. Der Akteur in diesem Dialog ist der Dämon, der aus diesem Mann herausspricht und Jesus auffordert, ihn nicht zu quälen. Jesus tritt hier also nicht als Sadist auf. Es geht nicht um die Brutalität von Jesus, sondern um seine Autorität.
Dieser Dämon ist sich ganz offensichtlich dessen bewusst, dass er es mit dem Sohn Gottes zu tun hat. Jesus hat sich selbst einmal als das Licht der Welt vorgestellt. Wenn jemand aus der dunklen Welt kommt, muss er sich mit Recht vor dem Licht fürchten, denn die Dunkelheit wird vom Licht vertrieben.
Das ist die eine Seite: Es geht hier um die Autorität von Jesus, der Macht über alle dunklen Mächte hat. Auf der anderen Seite sagt uns die Bibel sehr wohl, dass der Teufel und seine Engel – so sagt Jesus im Matthäus-Evangelium Kapitel 25, wo er Einblick in diese unsichtbare Welt gibt, die es in positiver und negativer Form gibt – in den Feuersee geworfen werden und dort Tag und Nacht gequält werden. Dort ist dasselbe Wort für „quälen“ zu finden.
Auch in der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, ist von diesem Feuersee die Rede. Ich kann davon ausgehen, dass die Hölle, dieses Feuer, dieser Feuersee, dieser Ort der Qual für den Teufel und seine Dämonen gemacht ist. Gott wird am Ende für Gerechtigkeit sorgen. Er ist ein Gott, der richtet, und ein Gott, der straft.
Es wäre die halbe Wahrheit, wenn wir sagen würden, Jesus ist nur der liebe Heiland, der uns nichts tut und völlig harmlos ist. Jesus ist auch Richter. Das habe ich an einem Abend auch herausgestellt: Jesus ist Richter. Wer Jesus nicht hat, also dieses Licht nicht in sich trägt, ist irgendwie schon Teil dieses dunklen, gottlosen Systems.
In der Offenbarung ist auch die Rede davon, dass Menschen, die nicht im Buch des Lebens aufgeschrieben sind, in den Feuersee geworfen werden. Das Gericht richtet sich also in erster Linie – die Hölle ist in erster Linie für den Teufel und die Dämonen bestimmt, aber sehr wohl auch für die, die in einem Register nicht aufgeführt sind, das Gott führt. Dort sind alle Namen derer verzeichnet, die durch Jesus Christus mit Gott versöhnt leben.
Es wird aber auch Menschen geben, die tatsächlich für die Hölle, für das Gericht bestimmt sind – solche, die in der Sünde geblieben sind und die Vergebung in Jesus Christus nicht angenommen haben.
Das ist eine gewichtige Frage für den Anfang eines Abends. Aber noch einmal: Ich hätte kein gutes Gefühl, nur über diese Texte zu sprechen und diesen wesentlichen Teil der Wahrheit auszulassen. Wir müssen uns bewusst sein, dass Sünde Gericht zur Folge hat.
Jesus Christus ist absolut gerecht. Ich bin sicher, dass sein Gericht weder übertrieben noch aus Affekt oder Wut entsteht und auch nicht aus seiner Möglichkeit, Macht auszuüben. Er ist nicht sadistisch, aber er hat allerhöchste Autorität, und das, was er tut, ist richtig.
Unsere Aufgabe ist es, Menschen zu sagen: Kehrt um, lasst euch mit Gott versöhnen, damit unser Name im Buch des Lebens aufgeführt ist. Alle, die dort aufgeschrieben sind, gehören zu Gott, zu seiner Familie, zu seinem Volk.
Der Begriff „quälen“ ist also weniger in Form von Sadismus zu verstehen, wie wir ihn vielleicht schnell empfinden, wenn wir nur darüber hinwegsehen. Vielmehr ist er in einer richterlichen Position zu sehen – ganz bestimmt.
Es gefällt Gott nicht, dass irgendein Wesen leidet oder gequält wird. Wenn Kinder zum Beispiel leiden, ist das schlimm. Stellt euch vor, jemand zerlegt ein Insekt oder ähnliches. Es gibt tatsächlich Menschen, die sadistisch sind und Tiere wie auch Menschen quälen. Das ist nicht Gottes Art.
Aber er ist Richter, und es gibt einen Ort der Qual, den die Bibel auch als Hölle bezeichnet. Ich hatte eine Stelle, wenn wir den Kontext ein bisschen lesen und weiter schauen – das haben wir ja auch gelesen – da bitten die Dämonen in Vers 31: „Und sie baten ihn, dass er ihnen nicht gebiete, in den Abgrund zu fahren.“ Der Abgrund spricht, wenn ich das nachgeschaut habe, auch von der Hölle, einem Ort, wo Gericht geübt wird.
Das ist sehr spannend.
Die nächste Frage
Dadurch, dass die Fragen unterschiedlich gestellt wurden, ist vielleicht manchmal ein Sprung dabei. Es drehte sich auch um eine Bibelstelle, und zwar finden wir diese in Hebräer 10, Verse 26 und 27. Ich lese uns die Stelle einmal vor:
Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, sondern ein gewisses furchtvolles Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher verzehren wird.
Die Frage dazu war: Was bedeutet dieser Vers in Hebräer 10, Verse 26 und 27? Wie können wir das verstehen unter dem Gesichtspunkt: Wenn ich einmal gerettet bin und dann sündige, was passiert da mit mir?
In gewisser Weise gibt es schon einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Fragen. Manche Bibelstellen sind so kompakt, dass man sie mindestens zweimal gehört haben muss, um ein bisschen zu verstehen, was gesagt wird. Deshalb erlaube ich mir, die Stelle noch einmal vorzulesen. Nicht, weil sie bei dir nicht gut gelesen wurde, sondern weil ich das manchmal mache, wenn ich eine Stelle nicht verstanden habe. Dann lese ich sie nochmal, manchmal ein drittes, viertes oder sogar fünftes Mal. So erschließt sich einem mehr und mehr.
Ich habe meine ganzen Bibeltexte einmal gelesen. Was man dann sieht, sind Buchstaben. Beim zweiten Mal erfasst man ein bisschen den Sinn, und ab dem dritten Mal geht es mir manchmal so, dass ich auch Herrlichkeit darin entdecke. Das ist wie beim Graben nach Erdschichten. Beim Lesen eines Briefes muss man manchmal graben. Am Anfang sind es Buchstaben, und manche geben dann schon auf, weil sie überfordert sind und sagen: „Das verstehe ich nicht, versteht kein Mensch.“ Aber wenn man nochmal liest – es sind Gottes Worte, die sehr viel Gewicht, Gehalt und Bedeutung haben – dann erfasst man plötzlich den Sinn. Und wenn man dann die Herrlichkeit entdeckt hat, ist man schon sehr weit vorgedrungen.
Also, da steht: „Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, sondern ein furchtbares Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher verzehren wird.“
Man hat fast den Eindruck, wenn wir diese beiden Stellen aus dem Neuen Testament nehmen, geht es ja nur um Gericht. Das ist aber gar nicht der Fall. So viele Stellen finden wir gar nicht, aber der Fragesteller ist irgendwie auf Hebräer 10 gestoßen.
Zunächst einmal stelle ich fest: Es geht hier um mutwilliges, sehr bewusstes Sündigen. Es geht nicht um Schwachheiten. Wenn wir alle miteinander sündigen – das ist leider Teil unseres Lebens, ob wir das wollen oder nicht, auch ob wir es wahrhaben wollen oder nicht. Es gibt Leute, die reden sich heraus und sagen: „Ich habe eine reine Weste.“ Bei Licht betrachtet sind wir alle in einem Boot.
Wenn Sie bei diesem schönen Wetter mal bei sich zu Hause schauen, ob es sauber ist – man hat vielleicht geputzt, als es trübe war, Fenster geputzt oder so – dann scheint plötzlich die Sonne, und man sieht: „Ach du liebe Zeit, das Fenster ist alles andere als sauber.“ Die Staubschicht auf dem Tisch, die habe ich vorher gar nicht gesehen.
In unserem Leben nehmen wir Sünde vielleicht gar nicht so richtig wahr. Aber im Licht der Gegenwart Gottes, im Licht von Jesus Christus, dem wir eines Tages gegenüberstehen werden, werden wir auf einmal erschrocken sein, dass es Sünde gibt. Und davon sind wir alle betroffen, du wahrscheinlich auch und ich auf jeden Fall. Da gibt es keine Ausnahme.
Eine ganze Reihe von Bibelstellen bestätigt uns: Keiner ist ohne Sünde. Und Erfahrungen bestätigen das genauso. Wir sind alle mehr oder weniger von Sünde betroffen.
Hier geht es allerdings um mutwilliges Sündigen. Das heißt, jemand weiß, dass es Sünde ist, weiß, dass es den Vorstellungen Gottes widerspricht, was er tut, aber er macht es trotzdem, weil er es so will, weil er den Genuss der Sünde haben will. Sünde hat ja auch ihre – wie soll ich sagen – erhebenden Momente. Wir würden ja nicht sündigen, wenn wir da nicht auch irgendwie eine Befriedigung erleben würden.
Aber hier ist jemand, der weiß, dass es Sünde ist, und er tut es trotzdem, nachdem er die Erkenntnis der Wahrheit empfangen hat. Das sind also Leute, die das Evangelium verstanden haben, die Wahrheit in Jesus Christus, der von sich ja nicht nur gesagt hat: „Ich bin das Licht“, sondern auch: „Ich bin die Wahrheit.“ Sie haben die Wahrheit, Jesus Christus, und trotzdem sündigen sie.
Dann heißt es hier in diesem Vers: „Für den bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig.“ Das ist hier geschrieben. Der Hebräerbrief richtet sich an Leser jüdischen Glaubens. Für sie war das Opfer immer der Weg, um mit einem heiligen Gott wieder in Verbindung zu kommen.
Aber hier heißt es, dass das Opfer von Jesus Christus am Kreuz das ist, wodurch Versöhnung bewirkt wird. Es gibt kein anderes Opfer, kein Schlachtopfer, kein anderes Opfer als dieses eine, das für Menschen, die mutwillig sündigen, übrig bleibt.
Es soll sich also niemand einbilden: „Ich kann machen, was ich will. Jeder kann nach seiner Fasson selig werden“, wie der alte Fritz gesagt hat. „Jeder kann leben, wie es ihm gefällt, solange es ihm Spaß macht.“ Das ist eine gefährliche Haltung.
Sünde trennt von Gott. Sünde wird gerichtet werden. Auch hier ist von Gericht und dem Eifer eines Feuers die Rede, das die Widersacher verzehren wird. Das sollte uns aufschrecken und aufmerken lassen, dass wir es mit einem heiligen Gott zu tun haben.
So, das mal. Ich weiß nicht, ob du das noch ergänzen willst. Die Frage ist ja auch, ob wir hier von Menschen sprechen, die gläubig sind oder nicht?
Wenn ich den Hebräerbrief im Kontext lese, empfinde ich es so, dass der Hebräerbrief hier nicht unbedingt von Menschen spricht, die eine bewusste Entscheidung für Jesus Christus getroffen haben. Der Hebräerbrief spricht gerade im Kapitel drei viel von Unglauben und Glauben.
Ich weiß nicht. Ja, ich glaube auch... Sprechen wir von Menschen, die gläubig sind?
Ja, es sind offensichtlich Leute, die die Wahrheit schon erkannt haben. Also offensichtlich nicht nur Juden, sondern auch die, die das Evangelium schon gehört haben. Der Schreiber des Hebräerbriefes vertieft das und bringt es viel mit jüdischen Riten, gerade Opfern, in Verbindung, was wir als neutestamentliche Christen glauben.
Trotzdem gibt es in der Gemeinde nicht immer nur gleichgeschaltete Leute, die das alles angenommen haben und ein Leben als Christ führen. Es gibt immer auch am Rand einer Gemeinde Leute, die man so als Mitläufer bezeichnen könnte. Die haben ein bisschen... Es heißt mal auch im Hebräerbrief: „Wer einmal geschmeckt hat“ – das ist wie am Buffet, man hat mal probiert, aber nicht wirklich mitgegessen. Man hat es nur mal aufgenommen.
Das sind Leute, die es ein bisschen aufgenommen haben, aber nie die ganze Sache gemacht haben. Bei Jesus gibt es nur hundertprozentige Nachfolger. Es gibt keinen, der sich entscheidet, ihm zu neunzig oder fünfundneunzig Prozent zu folgen. Ganz oder gar nicht. Wie der alte Pfarrer Wilhelm Busch einmal gesagt hat: „Sei ganz sein oder lass es ganz sein.“
Das sind offensichtlich die Leute, die nicht ganz dabei sind. Sie haben das gehört, sie haben die Erkenntnis der Wahrheit, aber sie sündigen weiter. Und da muss ich sagen, ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand, der sich bewusst ist, was Jesus für unsere Sünden am Kreuz erlitten hat – er hat das Gericht Gottes ertragen, „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – dass er das, darf ich das so sagen, für uns am Kreuz die Hölle durchgemacht hat, und dann mutwillig sündigt und so tut, als ob das alles völlig easy wäre und Sünde kein Problem sei.
Solche Leute sollten sehr vorsichtig sein und sich nicht verschätzen. Sünde ist keine Kleinigkeit.
Irgendwie ist der Vers ja auch mutmachend. Auf der einen Seite sehr ermahnend, es ernst zu meinen, auf der anderen Seite auch mutmachend, denn er spricht ja vom Schlachtopfer.
Wenn Sie in der Bibel anfangen, finden Sie ganz früh viele Opfer, die gebracht wurden. Der Hebräerbrief spricht explizit davon, dass Jesus Christus die Erfüllung dieser Opfer ist. Es ist ein Opfer, das einmal gelitten hat und die Sünde hinweggenommen hat.
Das meine ich mit dem mutmachenden Aspekt: Wenn Sünde in unserem Leben sichtbar wird – und jeder von uns ist davon beeinflusst – und wir zu Jesus Christus kommen, dann ist diese Sünde hinweggenommen.
Vielleicht hoffen manche: „Okay, Gott, wenn ich im Himmel bin, wirst du das schon irgendwie beiseitelegen.“ Das ist nicht so. Es gibt ein Opfer, es gibt kein weiteres Opfer.
Diese Sünde ist weggenommen, wenn wir an Jesus Christus glauben und die Sache mit ihm gemacht haben. Das ist so erleichternd, wenn man das als etwas empfindet, das von Gott trennt. Man ist dann zu Jesus gekommen, diese Last ist weg, das schlechte Gewissen ist weg, und man weiß: Ich kann jetzt vor Gott bestehen. Ich gehe in eine gute Zukunft und muss mich nicht vor dem Tag des Gerichts fürchten, weil mein Gericht schon vor zweitausend Jahren vor Jerusalem an diesem Kreuz war. Darauf kann ich mich berufen.
Wer an Jesus glaubt, hat einen Stellvertreter, der für uns das Gericht getragen hat.
Doch stellt sich vielleicht die Frage – und das ist die zweite Frage: Kann man als Christ noch verloren gehen?
Ich kenne Menschen, die begeistert für ihren Herrn unterwegs waren, die sogar andere Menschen zu Jesus geführt haben. Dann ist etwas sehr Einschneidendes in ihrem Leben passiert, und sie wollen von Gott nichts mehr wissen. Kommen sie trotzdem in den Himmel?
Das ist eine interessante Frage. Die Meinungen gehen auseinander. Man findet Christen, die sagen: Ein Christ kann niemals verloren gehen. Andere sagen: Natürlich kann das passieren. Beide finden Bibelstellen, mit denen sie ihre Auffassung begründen.
Trotzdem glaube ich nicht, dass es zwei Wahrheiten gibt. Es kann sein, dass ein Christ verloren geht.
Der Fragesteller sagt: Ich kenne Leute, die Gott gedient haben und sogar andere zum Glauben geführt haben, aber dann selbst aufgegeben haben.
Ich kenne auch solche Leute, habe da eine Person vor Augen, sowohl er als auch seine Frau. Sie waren ganz aktiv in der Gemeindearbeit tätig, erst unabhängig voneinander als junge Christen, dann haben sie christlich geheiratet und sich weiter für die Gemeinde engagiert, in Gottesdiensten moderiert und so – also nicht am Rand der Gemeinde, sondern mittendrin.
Heute leugnen sie alles und erlauben ihren Kindern nicht, dass ihnen von Jesus erzählt wird. Das ist erschreckend, auch für die Großeltern schwer zu verdauen. Man fragt sich, wie das kommt.
Das scheint mir ein Phänomen zu sein, das in den letzten Jahren noch mal stärker geworden ist. Sicher gab es das immer schon, aber heute spricht man von der Dekonstruktion des Glaubens. Es ist fast ein Trend geworden, dass Leute alles, was sie zum Teil von klein auf mit der Muttermilch aufgenommen haben – also wer im Glauben erzogen worden ist – hinterfragen und teilweise völlig runterfahren.
Das finde ich gar nicht so schlimm oder schlecht. Genau, dass man jetzt mal alle Einzelteile in die Hand nimmt, überprüft, ob das überhaupt tragfähig ist. Manche bauen dann wieder auf und kommen zu einer ganz erneuerten Überzeugung.
Aber es gibt auch andere, die auf diesem Weg das genaue Anschauen aufgegeben haben oder gute Gründe finden, aufzuhören. Manchmal sind solche Leute enttäuscht von Christen, gar nicht so sehr von Christus, sondern von Christen. Sie haben in Gemeinden oder Kirchen schlechte Erfahrungen gemacht, wurden verletzt und haben deshalb den Glauben aufgegeben.
Da frage ich mich: Waren sie je wirklich von Christus so ergriffen, dass sie ihren Glauben von anderen Christen abhängig machen?
Es ist kein neues Phänomen. Wenn wir in die Bibel schauen, gibt es einen Mitarbeiter aus dem engsten Kreis des Apostels Paulus, der Demas heißt. Am Ende des zweiten Timotheusbriefes heißt es: „Demas, mein Mitarbeiter, hat die Welt wieder liebgewonnen.“ Er hat Paulus verlassen und die Welt wieder liebgewonnen.
In einem anderen Brief, im Philemonbrief, wird Demas auch aufgeführt. Dort ist er bei Paulus in Rom. Paulus hatte nur wenige Mitarbeiter, einige wenige, und Demas war dabei. Er gehörte also wirklich zum engeren Kreis derer, die für Jesus standen und ihn in der damaligen römischen Welt verkündigten.
Rom war damals wie heute eine Metropole. Dort gab es unglaublichen Fortschritt, 250-Sitzplätze, Sklaven und vieles, was man mit Sklaven machen durfte. Es kann sein, dass so ein junger Mann, der von all dem beeindruckt war, sich von der Welt verleiten ließ und zunächst vom Glauben abgefallen ist.
Wir wissen nicht, wie die Geschichte von Demas ausgegangen ist. Es kann sein, dass er in jungen Jahren diese Erfahrung gemacht hat – hoffentlich auch schlechte Erfahrungen – und wieder zu Jesus zurückgekehrt ist.
Die Frage hier ist: Kann einer verloren gehen? Kann es sein, dass er „weg vom Fenster“ ist und ins Gericht kommt?
Ich würde sagen, damit mache ich es mir vielleicht etwas leicht, aber das zu beurteilen steht uns nicht zu, weil wir nicht alle Fakten haben. Ich glaube, dass Jesus ein gerechter Richter ist.
Wir lesen in der Bibel: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“ Es gibt viele Imperative in der Bibel, dass wir das Wort Gottes predigen, Leute ermutigen sollen, im Glauben zu bleiben und fest im Glauben zu werden. Das ist meine Aufgabe.
Was nicht meine Aufgabe ist, ist zu beurteilen, ob ein Christ verloren gehen kann oder nicht. Ich glaube tendenziell nicht, weil Bibelstellen wie die von Jesus, der sagt: „Niemand wird sie aus meiner Hand reißen“, dagegen sprechen.
Trotzdem will ich mich in dieser Frage nicht festlegen, weil ich glaube, es ist nicht unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe ist es, auf unsere Treue und unsere Beziehung zu Jesus Christus zu achten und natürlich auch auf andere Menschen, auf unsere Mitchristen.
Wenn wir merken, dass jemand unsicher geworden ist, sollen wir ihn ermutigen, ihm unter die Arme greifen, ihn unterstützen und die Tür immer offen halten. Keinen Druck auf solche Leute ausüben – das ist wichtig.
Das ist unsere Aufgabe, aber richten sollen wir nicht.
Absolut.
Ich habe die Frage trotzdem mal etwas anders umgedreht: Werde ich gerettet, wenn ich begeistert mit Jesus unterwegs bin und Menschen zu ihm führe? Ist es davon abhängig?
Ganz genau, ja. Das ist eine Ja-Nein-Frage. Was würdest du sagen? Sollte ja schnell gehen: Ja oder Nein?
Ich würde Nein sagen, denn es ist das Werk Gottes, das er am Kreuz vollbracht hat, und die Entscheidung, der Glaube. Durch den Glauben ist Errettung greifbar und erfahrbar.
Das heißt, was ein Mensch im Leben praktiziert, ist vielleicht etwas, das er zum Ausdruck bringt, was er bekannt hat. Aber es ist nicht das, was er getan hat, das ihn rettet.
Ja, sehr gut. Wir sind nicht aufgrund unserer Werke gerettet, sondern allein durch den Glauben und das, was Jesus getan hat – nicht, was wir tun, sondern was er getan hat.
Die Frage, die auch reinkam und sicherlich viele bewegt, ist eine sehr grundlegende. Wir leben in einer Zeit, in der ganz viel zu glauben möglich ist. Für den einen mag es komisch erscheinen, für den anderen ist es absolut wahr. Wir sind umgeben von den unterschiedlichsten Religionen.
Die Frage, die gestellt wurde und die vollkommen ihre Berechtigung hat, ist die folgende: Ob der, den wir Gott nennen, dasselbe Wesen oder der gleiche Gott ist, den andere Glaubensrichtungen ebenfalls als ihren Gott bezeichnen. Wenn dem nicht so ist, dann muss ja entweder eine Religion Recht haben oder eben keine. Glauben wir alle an denselben Gott?
Hier muss man sicher differenzieren. Es gibt sehr unterschiedliche Religionen. Es gibt sogenannte monotheistische Religionen, das heißt, sie glauben an einen Gott. Daneben gibt es aber auch pantheistische oder polytheistische Religionen. Pantheisten glauben, dass alles Gott ist. Jemand hat mal gesagt: „Gott, Gott, Gott, du redest immer von Gott, du bist Gott, vielen Dank für das Kompliment.“ So würde ich mir aber nicht anmaßen. Pantheisten sagen, alles ist Gott, weil alles irgendwie göttlich ist.
Polytheisten, wie etwa die Hinduisten, glauben an eine Vielzahl von Göttern, teilweise an Millionen von Göttern. Da muss man, glaube ich, unterscheiden. Was ich feststelle, ist: Bei den Zehn Geboten sagt Gott ganz am Anfang: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Da ist die Mehrzahl gebraucht.
Zur Zeit von Israel gab es sehr wohl Religionen, die ihren Göttern sogar Menschenopfer brachten, also grausame Religionen. Diese werden uns schon im fünften Buch Mose geschildert. Dort sagt Gott: „Leute, du und ich, wir gehören alleine zusammen.“ Gott ist beinahe eifersüchtig: „Du sollst nicht fremdgehen, du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“
Ich glaube, dass Gott von Anfang an geahnt hat, dass der Mensch dieses Empfinden hat, dass es etwas gibt, das über unseren Horizont hinausgeht. Ich habe dieser Tage davon gesprochen, dass Gott uns die Ewigkeit ins Herz gelegt hat. Wir alle miteinander haben eine Ahnung von etwas Göttlichem. Wenn wir das mit irgendetwas anderem füllen, dann hat man eben angefangen, sich seinen Gott zu schnitzen. Man hat Menschen als Götter verehrt, die Sterne oder die Sonne als Gott angebetet und so weiter.
Da sagt Gott: „Leute, ich bin der Herr, dein Gott, und ich habe ja das und das schon unter euch getan. Ich habe euch aus Ägypten geführt. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Auch die Götter Ägyptens waren sicherlich Gegenstand dieses Gebots.
Neulich habe ich mich bei einem Vortrag dazu hinreißen lassen zu sagen, dass der Islam und die Christen an zwei unterschiedliche Götter glauben. Der christliche Gott ist nicht gleich der islamische Gott. Danach wurde ich angesprochen und gefragt: „Bist du dir da so sicher?“ Und dann habe ich darüber nachgedacht.
Du hast ja mit Recht am Anfang gesagt, der Markus weiß auch nicht alles. Ich bin immer froh, wenn ich in einem Vortrag etwas sage, wo jemand anderer Meinung ist, und die dann auch kommen. Das kann einen nur weiterbringen, darüber nachzudenken, ob das stimmt oder nicht.
Was dagegen sprechen würde, ist, dass der Koran auch von einem Gott redet, der in sechs Tagen die Welt erschaffen hat. So finden wir es auch in der Bibel. Wir haben es mit einem Gott zu tun, der sich Abraham gezeigt hat und mit ihm Geschichte gemacht hat. Viele andere Personen finden wir sowohl im Koran als auch in der Bibel, zum Beispiel Noah, andere Propheten bis hin zu Johannes dem Täufer oder Isa, das ist Jesus im Koran.
Ist das derselbe Gott? Von der Vokabel her heißt Allah ganz einfach Gott. Das ist nicht der Name eines Gottes. Auch arabisch sprechende Christen sagen Allah, meinen aber dann den Gott der Bibel. Von der Wortseite her kann man also nicht sagen, dass es zwei unterschiedliche Götter sind.
Ich bin fast der Meinung, dass wer Jesus nicht hat, keine umfassende Erkenntnis über Gott haben kann. Ich habe jetzt ein paar Gemeinsamkeiten aufgezählt, aber die Unterschiede sind ja gravierend. Wir als Christen sind überzeugt: Gott ist Vater, Sohn und Heiliger Geist, also die Trinität Gottes, die Dreieinheit Gottes. Das ist irgendwie ein Geheimnis.
Der Islam besteht darauf, dass es nur einen Gott gibt, Punkt. Sie lehnen ab, dass es eine Dreieinheit gibt. Wir als Christen glauben, dass Gott in diese Welt inkarniert ist, das heißt, er ist Fleisch geworden. Jesus ist Mensch geworden. Das ist für Muslime unvorstellbar, dass Gott sich derart erniedrigt und auf unser Niveau begibt.
Sie glauben an Jesus als einen hochstehenden, hochverehrten Propheten, aber eben nicht als den Sohn Gottes. Und dass durch den Glauben an Jesus und dass er am Kreuz für unsere Sünden gestorben ist, Vergebung möglich ist, was also mit einem gnädigen Gott zu tun hat, der vergibt.
Im Islam musst du für Vergebung etwas tun. Sie glauben, dass sie schlechte Taten tun, aber durch gute Taten das ausgleichen können. Wenn dann im Gericht die Waage einigermaßen ausgeglichen ist und Mohammed noch als Anwalt für sie spricht, dann haben sie vielleicht die Chance, gerettet zu werden und ins Paradies zu kommen.
Da merken wir schon, dass es riesige Unterschiede gibt. Die Religionen unterscheiden sich grundsätzlich voneinander. Aber ist es derselbe Gott? Vielleicht. Es ist in jedem Fall eine, nach meiner Überzeugung als Christ, eingeschränkte Erkenntnis Gottes.
Diese Erkenntnis, dieses Licht – die Bibel spricht von Offenbarung – können wir nur durch Jesus erlangen. Jesus kam, um Gott zu offenbaren, also sein ganzes Wesen, aber auch seinen Heilsplan den Menschen mitzuteilen.
Jesus hat den Menschen so viel zu sagen gehabt. Vielen war es wie Schuppen von den Augen gefallen. Sie waren vorher religiös und glaubten an einen Gott, aber dass es Versöhnung gibt, dass sein Sohn gekommen ist, dieser Messias, der schon angekündigt war, um Menschen wieder mit Gott in Verbindung zu bringen, das ist etwas ganz Neues.
Das macht das Christentum aus, das macht den christlichen Glauben aus.
Man könnte auch in Verbindung bringen, dass, wenn von einem Gott die Rede ist, viele von uns sagen würden, es muss irgendetwas Übernatürliches geben. Allein wenn wir die Schöpfung anschauen, dann sprechen wir in gewisser Weise von einem Schöpfergott. Das eint uns sicherlich.
Aber interessant ist dann vielleicht auch die Frage: Wie ist es mit dem Judentum, aus dem das Christentum ja eigentlich entsprungen ist? Da bin ich überzeugt, dass wir es mit demselben Gott zu tun haben. Der ganze erste Teil der Bibel, der sogar noch viel umfangreicher ist als das Neue Testament, ist für Juden wie Christen maßgebend. Das ist Gottes Wort.
Die Geschichte Israels, der Juden, wird dann weiter bis in die Offenbarung geführt. Ich bin überzeugt, dass am Ende, wenn auch Israel zur Erkenntnis des Sohnes Gottes kommt, eine ganz neue Versöhnung und ein neuer Anfang auch mit den Juden sein wird. Diejenigen, die dann an Jesus glauben, auch wenn sie jetzt Christus noch ablehnen als den Messias. Aber ich glaube, das ist nicht das letzte Wort.
Wir haben jemanden unter uns, Amila, die gerne ihr Zeugnis oder ihre Geschichte, ihre Begegnung mit Gott zum Ausdruck bringen möchte. Amila kommt aus einem Kontext, der vielleicht weniger christlich geprägt war, aus einer anderen Religion. Amila, du darfst gerne nach vorne kommen und teilen, wie Gott dir begegnet ist.
Es ist jetzt wie beim Fußballspiel, dass der Experte und der Moderator den Trainer oder einen Spieler dazuholen, der mal so aus dem Leben erzählt. Das ist gut. Wir haben ja auch Wasser gekocht. Vielen Dank.
Guten Abend zusammen. Ich bin sehr froh, hier zu sein und mein Zeugnis geben zu dürfen. Es ist sehr emotional. Ich bin als Muslim aufgewachsen, ohne Eltern, und das war keine schöne Kindheit. Dann habe ich geheiratet, meinen Ehemann gefunden, und wir haben fünf Kinder. Ja, wir haben eine schöne Familie. Ich dachte, das wird mich erfüllen. Ich dachte, der Sinn des Lebens sei, eine Familie zu haben, weil ich keine Familie hatte. Leider war das nicht so.
Wir waren glücklich, klar. Mit meinem Mann und meinen Kindern war alles schön, aber das war nicht das Leben, das ich mir vorgestellt hatte. Die Leere in mir wurde immer größer. Über das Muslimsein habe ich viel nachgedacht. Du kennst dich sehr gut aus und hast genau das gesagt, was ich eigentlich sagen wollte: Man muss immer etwas tun, um mit Gott in den Himmel zu kommen. Aber es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, dass man wirklich in den Himmel kommt. Vielleicht, also "Inschallah" heißt ja "vielleicht" kommst du in den Himmel.
Wir waren dann locker zehn Jahre auf der Suche nach Gott. Am Ende haben wir alles mitgemacht. Wir haben an den Buddhismus geglaubt, wir haben an das Christentum geglaubt. Jeder feiert ja Weihnachten, aber nur wegen der Geschenke und so. Beidamm, also das ist das Zuckerfest, haben wir auch gefeiert. Wir dachten immer, Gott zählt das alles mit. Wenn das vollständig ist, dann ist man gerecht vor Gott. Aber das ist es ja nicht.
2019 durfte ich einen Bekannten kennenlernen. Wir haben uns ganz zufällig getroffen. Mein Mann fragte ihn: "Was machst du so? Wie geht’s dir?" Er kommt aus Makedonien und sagte: "Ich studiere die Bibel." Mein Mann war erstaunt: "Warum die Bibel? Du bist doch Muslim." Dann sagte er: "Der Koran ist satanisch. Damit will ich nichts mehr zu tun haben. Den habe ich auch durch und durch studiert." Das war für meinen Mann sehr überraschend. Muslime sind oft stolz auf ihren Glauben, und jetzt musste er alles prüfen.
So haben wir die Reise gemacht und das Christentum gesucht – zuerst mein Mann, dann auch ich. Er hat viel im Internet recherchiert. Wir wussten nicht, welche Bibel wir kaufen sollten. Wir hatten keine Bibel, die wir lesen konnten. Ich sagte: "Frag ihn doch, welche Bibel wir nehmen sollen und wo wir sie kaufen können." Dann haben wir eine Bibel bestellt, gelesen und gesucht, was Gott sagt.
Ein Vers war für mich eine Offenbarung: Jesus ist Gott. Er sagt, er schuf die Menschen nach seinem Bild. Das war für mich der Anfang. Wir haben weiter die Bibel studiert. Mein Mann wurde eingeladen zu einem Vortrag in der Schweiz. Wir lebten damals in Bayern, vor vier oder fünf Jahren. Dort hat er seine Sünden bekannt und Jesus als Gott angenommen.
Am selben Abend war ich zuhause mit unseren Kindern. Ich habe mich ebenfalls bekehrt – zuhause, am selben Abend wie mein Mann. Das Wort "bekehrt" war für uns ganz neu. Ohne dass wir uns abgesprochen hatten, wussten wir nichts voneinander. Das war so richtig cool. Zwei Tage später kam mein Mann nach Hause und sagte: "Ich habe mich bekehrt." Ich fragte: "Was ist das?" Er erklärte es mir, und ich antwortete: "Hey, das habe ich auch gemacht, wie cool."
Wir haben dann weiter in der Bibel gelesen. Das hat mir Erfüllung gegeben. Das ist es, was mich bis heute glücklich macht, egal was passiert. Man erlebt Höhen und Tiefen.
Was ist der Hauptunterschied für dich jetzt in deinem Leben, vor deiner Bekehrung und jetzt? Du sagst, es macht dich glücklich, aber Gefühle sind mal so, mal so.
Danke, dass du die Frage stellst, das ist sehr gut. Vor meiner Bekehrung war ich so leer, richtig leer. Egal was passierte, nichts konnte mich glücklich machen. Diese Leere in mir war so groß. Ich hatte keinen Sinn zu leben, es war einfach nichts. Ich wollte gar nicht mehr leben.
Wir suchten Gott, aber wir machten Beidamm, also Schlachtopfer mit dem Schaf und so. Das hat nichts gebracht. Es ist kein Schlachtopfer mehr übrig, weil es nur eines gibt: das Opfer von Jesus. Er hat das Opfer gebracht.
Als ich mich bekehrt hatte, hatte ich ein paar Tage später einen Traum. Ich war auf meinen Knien auf meinem Balkon und betete. Damals habe ich so gebetet, heute bete ich überall, egal wo ich bin. In meinem Traum hörte ich eine mächtige Stimme, die sagte: "Hallo Amila." Ich war beeindruckt von dieser kraftvollen Stimme. Sie begrüßte mich einfach so. Das war für mich unglaublich.
Dann sagte die Stimme: "Du hast den richtigen Weg gefunden. Mach weiter und geh weiter. Ich bin mit dir." Das hat mich sehr berührt und bestätigt.
Sehr schön. Vielen Dank, Amila.
Sehr gerne. Ich bin sehr glücklich, dass ich Jesus habe, der mir alle meine Sünden vergibt, der für mich gestorben ist. Mit Jesus habe ich alles, ohne Jesus habe ich nichts.
Das ist ja ganz interessant. Gerade das Christentum entspringt ja aus dem Judentum. Das heißt, die Menschen mussten damals – gerade wenn man an die Bekehrung denkt – eine radikale Entscheidung treffen. Sie mussten sich vom Judentum abwenden. Was heißt das genau? Sie haben sich klar zu Jesus Christus bekannt.
Das Schöne ist, wenn wir in die Geschichte zurückblicken, haben wir es nicht mit irgendeiner Fantasie oder Ähnlichem zu tun. Es ist nichts, was einfach so entstanden ist. Nein, das Christentum lässt sich sehr gut historisch zurückverfolgen. Wir können es betrachten und prüfen. Es ist eine logische Religion in sich.
Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder viele Streitigkeiten, gerade über einzelne Dinge. Hat das wirklich so funktioniert? Ist das Wunder tatsächlich so passiert? Es gibt die Bibel, wie wir sie heute haben. Aber es stellt sich auch die Frage, wer damals entschieden hat, welche Bücher zusammenkommen.
Historiker ringen immer wieder miteinander. Eine Frage, die uns erreicht hat und die auch ein bisschen historisch angehaucht ist, lautet: Viele bekannte Historiker sind der Auffassung, Jesus sei homosexuell gewesen. Was sagt die Bibel dazu? Hatte er vielleicht auch Kinder oder eine Frau?
Das wäre mir neu. Wenn viele Historiker oder Theologen tatsächlich der Auffassung wären, Jesus sei homosexuell gewesen, dann müsste es dafür belastbare Quellen geben. Die Quellen, die wir haben, sind das Neue Testament, vor allem die Evangelien Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Es gibt aber auch außerbiblische Quellen, die von Jesus sprechen. Dass Jesus eine historische Person war, steht außer Frage.
Allerdings finden sich weder in den Evangelien noch in außerbiblischen Quellen Hinweise darauf, dass Jesus homosexuelle Beziehungen gehabt oder eine solche Neigung besessen hätte. Er war nicht verheiratet, auch wenn es dazu Spekulationen gibt.
Ich würde die Frage als spekulativ und fast ein bisschen provokativ bezeichnen. Wenn Leute solche Spekulationen in die Welt setzen, vermute ich fast, dass sie aus einer entsprechenden Community kommen, etwa aus einem queeren Kontext, und damit rechtfertigen wollen, dass Jesus ja auch nicht verheiratet war und mit zwölf anderen jungen Männern zusammenlebte.
Diese zwölf Männer waren tatsächlich Tag und Nacht mit Jesus unterwegs. Er liebte diese zwölf Männer. Allerdings finden wir im Griechischen des Neuen Testaments – das ja auf Griechisch verfasst wurde – für „Liebe“ unterschiedliche Begriffe.
Wenn von der Liebe Jesu zu seinen Jüngern oder der Liebe unter den Jüngern die Rede ist, wird immer das Wort Agape verwendet, nicht Eros. Es handelt sich also nicht um eine geschlechtliche Liebe, weder zwischen Mann und Frau noch zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Es ist eine göttliche Liebe.
Zum Beispiel wird in Johannes 3,16 gesagt: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab.“ Gott liebt die Menschen, Jesus liebt die Menschen – Männer wie Frauen.
Ich glaube, mit dieser Frage müssen wir uns nicht lange auseinandersetzen. Die Grundlagen für die Behauptung, Jesus sei homosexuell gewesen, zerfallen sehr schnell, wenn man genauer hinschaut.
Uns hat eine Frage erreicht, die eine andere Erfahrung mit dem Christsein beschreibt. Die Frage lautet: Warum sind Christen, die eigentlich die glücklichsten Menschen der Welt sein müssten, so oft depressiv?
Ist Depression einfach eine Krankheit wie jede andere, die gleichermaßen Ungläubige wie Gläubige trifft? Ja, Depression ist eine Krankheit – und zwar eine schwerwiegende. Menschen leiden dabei zutiefst.
Christen sind ja nicht von dieser Welt ausgeschlossen. Was anderen Menschen widerfahren kann, kann Christen ebenfalls widerfahren. Ein Christ kann sich genauso wie ein Nichtchrist ein Bein brechen, eine Blinddarmentzündung bekommen oder auch depressiv werden.
Manchmal hat Depression auch eine physische Ursache. Eine Schilddrüsenfehlfunktion kann zum Beispiel zu Depression führen. In solchen Fällen kann man eher helfen, als wenn die Depression wirklich eine seelische Sache ist.
Die Seele ist ein großer Komplex. Ich bin kein Experte für Depressionen, aber es ist Fakt: Ich würde bezweifeln, dass es überdurchschnittlich viele depressive Menschen in unseren Gemeinden gibt. Eher glaube ich, dass es unterdurchschnittlich viele sind. Trotzdem gibt es unter Christen Depressionen.
Das kann damit zusammenhängen, dass man ihnen vielleicht gesagt hat: „Du musst einfach mehr beten.“ Dann haben sie gebetet, aber Gott hat sie nicht von dieser Schwermut befreit. Das hat die Situation oft nur noch verstärkt.
Es gibt eine Theologie, die sagt: Wenn du nur genug glaubst, dann geht es dir gut. Das ist das sogenannte Prosperity Gospel, das Wohlstandsevangelium. Es verspricht, dass du gesund, reich und glücklich bist, wenn du an Jesus glaubst. Aber das steht so nirgendwo in der Bibel.
Ich glaube sogar, dass wir in der Bibel eine Reihe von Menschen finden, die Depressionen hatten. Elia zum Beispiel war an einem Punkt, an dem er nicht mehr weiterkonnte und sogar sterben wollte. Wenn man die Psalmen liest, viele davon von David geschrieben, sieht man, wie er mit Gott ringt und den großen Druck, den er empfindet, in Worte fasst.
Von Hiob heißt es, dass er den Tag seiner Geburt verflucht hat. Das zeigt, dass es auch große Gottesmänner gab, die Gotteserfahrung gemacht haben, aber unter einer schweren Last litten, die sie an ihre Grenzen brachte.
Das sollte uns trösten: Wir sind nicht allein.
Vielleicht sind Christen manchmal auch überfordert, weil sie engagierte Menschen sind. Sie sind sozial engagiert, haben in der Regel einen Beruf wie andere auch und identifizieren sich nebenberuflich mit vielen Menschen, die Schwierigkeiten haben. Sie unterstützen diese Menschen.
Es gibt Christen, die ein christliches Café betreiben, um Zeit mit Menschen zu verbringen, die nicht viel haben oder können. Solche soziale Arbeit kann auch zu einer Erschöpfungsdepression führen.
Es ist nicht selten, dass Menschen, die sich voll einsetzen, das seelisch nicht verkraften. Wer seelisch etwas labil ist und ständig mit solchen Geschichten konfrontiert wird, kann darunter leiden. Als Seelsorger kenne ich das: Manchmal werden einem Geschichten erzählt, die einen bis in die Nacht verfolgen.
Das können alles Gründe sein, warum Christen schwermütig oder depressiv werden können.
Wir haben einen Ort, an dem wir unsere Lasten teilen dürfen. Wir müssen diese Last nicht alleine tragen. Das sage ich mir selbst auch immer wieder. Häufig gebe ich am Ende eines Tages im Gebet alles an Jesus ab. Ich sage: „Du hast mir meinen Auftrag gegeben, ich habe getan, was ich tun konnte. Nun hilf mir und trag mich durch.“
Doch das ist kein Allheilmittel gegen Depressionen.
Wenn jemand wirklich darunter leidet, sollte er auch Fachleute zu Rate ziehen. Ich würde nicht sagen, „Du musst nur mehr glauben“ oder „Du betest zu wenig“. Damit machen wir es uns zu einfach.
Wenn der Fragesteller vermutet, dass Christen besonders häufig unter Depressionen leiden, würde ich das gern erst einmal in den Statistiken genauer anschauen. Da bin ich mir nicht so sicher.
Du hast gerade Personen aus der Bibel erwähnt. Ich musste auch an David Brainerd denken, einen Indianermissionar in Nordamerika. Wenn man seine Biografie oder sein Tagebuch liest – früher sprach man von Melancholie, heute würde man eher von Depression sprechen – sieht man, dass dieser Mensch oft depressiv war.
Gerade in diesen Momenten schreibt er in seinem Tagebuch davon, wie Gott ihm begegnet ist. Ich glaube, das ist das Faszinierende: Auch in sehr schwierigen Zeiten macht Gott Begegnungen möglich. Gerade dort, wo man nicht mehr weiterweiß, begegnet Gott einem und gibt neuen Mut und neue Zuversicht.
Charles Spurgeon war auch jemand, der solche Erfahrungen gemacht hat. Er hat zum Beispiel eine Schrift mit dem Titel „Trost für Traurige“ verfasst, die aus seinen eigenen Erfahrungen entstanden ist.
Solche Erfahrungen gibt es unter Gottesleuten sehr wohl.
Die Person, die die nächste Frage gestellt hat, fragte sich: Wie kann es sein, dass Gott einen brutalen Mörder oder sogar Kinderschänder in den Himmel lässt, wenn dieser am Ende seines Lebens Jesus um Vergebung bittet? Und gleichzeitig schickt er mich, einen anständigen, fleißigen Familienvater, der sich für Gerechtigkeit einsetzt, in die Hölle, nur weil ich mit Jesus nicht viel zu tun habe? Wie kann das ein gerechter Gott sein?
Zunächst müssen wir feststellen, dass Gott es hasst, wenn Menschen anderen Leid antun. Besonders schlimm ist es, wenn hilflose Kinder sexuell missbraucht werden. Kinderschänder begehen ein Verbrechen. Das wollen wir in keiner Weise beschönigen. Schon der Gedanke daran lässt uns, die wir einigermaßen gesund darüber nachdenken, erschaudern. Und Gott geht es genauso.
Auf der anderen Seite steht die Rede von einem Familienvater, der sich für Gerechtigkeit einsetzt. Ich glaube, er ist ein fleißiger, strebsamer Mann, vorbildlich und im Dorf beliebt. Und ich bin sicher, dass Gott Familienväter liebt und Ordnung schätzt. Er will, dass wir uns für Gerechtigkeit einsetzen. Ganz ohne Frage ist Gott hier nicht so, dass er das alles ausblendet.
Trotzdem ist die Frage berechtigt. Stellen wir uns vor, ich begegne zwei Menschen: Der eine ist böse, der andere gut. Ich stelle mir vor, ich nehme den Bösen in den Arm, zeige ihm meine ganze Liebe und Zuneigung. Wir wären erstaunt und fragen uns vielleicht, warum der andere stehen gelassen wird. Der eine ist mein Sohn, den anderen kenne ich gar nicht.
Ich glaube, es ist für Gott nicht in erster Linie wichtig – und das wurde im ersten Teil unserer Fragen schon angedeutet –, was wir tun oder leisten. Es gibt sogar Leute, die bei aller Leistung selbstgerecht und ein bisschen stolz werden. Viel wichtiger ist, dass wir zu seiner Familie gehören, dass wir uns mit Gott versöhnen lassen.
Kinder Gottes sind solche, wie es im Johannesevangelium am Anfang heißt: Die Jesus in ihr Leben aufgenommen haben. So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu sein. Diese gehören zu ihm für Zeit und Ewigkeit, egal wie ihre Vorgeschichte war.
Ein krasses Beispiel ist die Kreuzigung Jesu. Links und rechts von ihm hingen zwei andere, die wegen ihrer Verbrechen hingerichtet wurden. Einer von ihnen sagte reumütig: „Wir hängen zu Recht hier. Er hat nichts getan, warum er diese Strafe verdient hat, aber wir hängen zu Recht.“ Jesus schaute ihn an und sagte: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“
Man kann sagen, der Mann hat sich in der allerletzten Phase seines Lebens bekehrt. Trotz seiner Vergangenheit – er war Verbrecher und hing höchstwahrscheinlich mit Recht dort – konnte er nichts wiedergutmachen, sich bei niemandem entschuldigen oder sozial engagieren. Doch Jesus versprach ihm, dass er bei ihm in der Ewigkeit sein würde.
Auf der anderen Seite sagt Jesus bei bestimmten Leuten, die immer davon sprachen: „Wir haben doch in deinem Namen dies getan, wir haben doch das getan,“ am Ende zu ihnen: „Ich kenne dich nicht, geh von mir, du Übeltäter.“ Das ist hart und fast nicht zu verstehen.
Ich glaube, wenn Jesus sagt: „Ich kenne dich nicht“ oder sogar „Ich habe dich nie gekannt“, dann meint er damit Menschen, die sich ihm nie zu erkennen gegeben haben. Diese haben immer eine Fassade getragen oder eine Maske aufgesetzt. Sie waren nie ehrlich.
Die Gnade Gottes, die verändernde Gnade, kann nur dort eindringen, wo unsere Fassade Löcher und Risse bekommt. Dort kann Gott einen Menschen verändern, zu einem Gottesmenschen, zu einem Kind Gottes machen.
Jesus sagt, es gibt Leute, die äußerlich fromm sind und menschlich beeindrucken. Doch er wird ihnen sagen müssen: „Ich kenne dich nicht“, weil sie sich ihm nie zu erkennen gegeben haben. Sie hatten nie wirklich mit ihm zu tun.
Das ist so wie im Präbrief: Manche haben die Wahrheit vielleicht erkannt, aber sie haben mutwillig ihr eigenes Ding durchgezogen, ohne eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus.
Ich möchte auch etwas dazu sagen: Ich habe leider als Kind sehr viel Leid erfahren müssen, wirklich schlimme Dinge. Aber Gott ist nicht dafür schuld. Genau so habe ich es jetzt erfahren.
Ich bin jetzt seit sechs Jahren Christ, habe sehr viel gelesen, nachgeforscht und so weiter. Dabei habe ich gelernt, dass Gott keine Sünde misst. Egal, wie oft ich gelogen habe, mich gestritten habe oder sogar jemanden umgebracht hätte – Gott misst keine Sünde. Es wird nicht abgewogen. Entweder hast du Jesus lieb oder nicht.
Mit Blick auf die Uhr müssen wir jetzt ein bisschen Gas geben. Wir haben noch drei Fragen. Entweder kürzen wir eine oder zwei Fragen weg, oder wir antworten jetzt noch kurz und knapp. Wir hören die drei Fragen noch an und versuchen dann, sehr konzentriert, zack zack zack, in Kurzform zu antworten.
Die nächste Frage ist eine offene Frage, oder? Oder ist es eher ein Befehl? Mich würde interessieren, welche Bibelgeschichte sich am besten eignet, um einen Einblick zu erhalten. Ich weiß aber auch nicht, ob es überhaupt eine bessere oder schlechtere dafür gibt.
Vielleicht kann jeder von uns ganz schnell eine Empfehlung abgeben. Ich würde sagen: Mach doch im Lukasevangelium weiter. Wir haben die ganzen Tage immer Texte aus dem Lukasevangelium gelesen. Da gibt es noch so viel zu entdecken. Nimm dir mal ein Evangelium, das die Geschichte von Jesus zum Inhalt hat, und versuche, Jesus von Mal zu Mal besser kennenzulernen.
Ich durfte die Erfahrung machen mit dem Johannes-Evangelium und den Johannesbriefen. Für den Vater, der über Gerechtigkeit nachdenkt, empfehle ich den Römerbrief. Dort wird sehr detailliert dargelegt, was Gottes Gerechtigkeit eigentlich bedeutet. Das ist ein bisschen für Fortgeschrittene, aber die haben wir ja auch hier.
Es steht alles drin im Römerbrief. Wenn ich auf eine einsame Insel einen Brief aus der Bibel mitnehmen sollte, würde ich den Römerbrief mitnehmen.
Ist es wichtig, sich als Christ einer bestimmten Gemeinde anzuschließen, oder kann ich dorthin gehen, wo es mir gerade am besten gefällt? Die Gemeinde Jesu ist zunächst einmal global und weltumspannend. Somit gehören wir als Christen mit jedem anderen Christen auf der ganzen Welt irgendwie zusammen. Wir sind organisch verbunden und bilden den Leib Christi.
So gesehen kann ich gut verstehen, wenn Leute sagen, sie wollen möglichst viele andere Christen kennenlernen. Es gibt natürlich auch Menschen, die völlig unverbindlich mal hier, mal dort, jeden Sonntag woanders hingehen. Doch sie finden dann nie wirklich tiefere Freundschaften in einer Gemeinde.
Deshalb würde ich jedem empfehlen, eine Heimatgemeinde zu haben – also Menschen, die einen kennen und die man kennt, die etwas über einen wissen, Freude und Leid mit einem teilen, mit einem beten und einem Ratschläge geben können. Sonst verrennt man sich vielleicht schnell, wenn man nicht auch die Korrektur und Unterstützung von anderen Christen erfährt.
Deswegen würde ich schon sagen: Ja, es ist wichtig, sich einer Gemeinde anzuschließen. Ein Kriterium habe ich ein, zwei Mal an diesem Abend auch erwähnt. Ich habe gesagt: Wenn in einer Gemeinde Christus der Mittelpunkt ist – leider ist das nicht in jeder Kirche und Gemeinde der Fall – aber wo Christus der Mittelpunkt ist, da bist du gut aufgehoben.
Hier im Kreis Ennepetal-Ruhr hast du, glaube ich, eine gewisse Auswahl an Gemeinden, bei denen du erst einmal schauen kannst, wie es passt. Aber irgendwann sollte man sich festlegen: Das ist jetzt meine Gemeinde, ich melde mich hier an und gehöre verbindlich dazu.
Ich halte eine Gemeinde für sehr wichtig. Ich würde also immer dafür beten, dass Gott uns leitet. So habe ich es auch gemacht. Wir haben uns viele Gemeinden angeschaut und mit der Bibel verglichen. Deshalb empfehle ich die Freie Brüdergemeinde – das ist eine klare Aussage.
Vielleicht darf ich ergänzen: Die erste Gemeinde nannte sich nicht Freie Brüdergemeinde. Die erste Gemeinde hatte vier Aspekte: die Lehre der Apostel, Gemeinschaft, das Brechen des Brotes und Gebet. Ich glaube, all das trifft auf Jesus in der Mitte zu.
Bei der Lehre der Apostel wird über Jesus gepredigt. In der Gemeinschaft wird Jesus Christus erfahren und genossen. Beim Brechen des Brotes wird an das erinnert, was Jesus am Kreuz getan hat und dass er wieder auferstanden ist. Und im Gebet wird zu Jesus Christus gebetet.
Das ist vielleicht ein Anhaltspunkt, über den man nachdenken darf.
Dann sind wir auch schon bei der letzten Frage. Es sind sogar zwei, um genau zu sein. Ich lese beide einmal vor.
Auch Christen haben Probleme mit Süchten, wie Alkohol, Drogen oder sexueller Unmoral. Wie wird man dauerhaft von dieser Sünde befreit, ohne immer wieder Rückfälle zu haben? Wie aufrichtig muss ich darum beten oder was muss ich tun?
Die zweite Frage lautet: Wie werde ich als Christ frei von der Macht der Sünde? Es kommt vor, dass ich wirklich umsichtig dafür bete, eine bestimmte Sache nicht zu tun oder zu sagen. Und kurze Zeit später ertappe ich mich dabei, dass ich zum Beispiel richtig schlecht über jemanden rede, obwohl ich ganz genau weiß, dass es falsch ist. Wie werde ich frei?
Die Bibel spricht davon, dass wir einmal Sklaven der Sünde waren. Wenn wir an die Zeit der Sklavenabschaffung in den USA denken, unter Abraham Lincoln, hat das sehr viel Kampf bedeutet. Die Südstaaten hielten an der Sklaverei fest. Es kam zum Bürgerkrieg, und ein Präsident hat letztendlich sein Leben dafür gelassen, dass die Sklaverei abgeschafft wurde.
Am Ende war es so: Lincoln war bereits ermordet worden, und die Zeitungen titelten, die Sklaverei in den USA sei gesetzlich abgeschafft. Die Wirklichkeit sah allerdings anders aus. Sehr, sehr viele Menschen afrikanischer Herkunft blieben trotzdem ihren Sklavenherren ein Leben lang treu. Es war theoretisch abgeschafft, gesetzlich abgeschafft, aber in ihrem Leben blieben sie Sklaven.
Ich will das mal vergleichen mit dem, wie manche Christen zwar befreit sind. Wir lesen, dass wir frei gemacht sind von der Sünde und jetzt Jesus gehören. Aber wir tun immer noch das, was der Teufel von uns will – also dieser alte Sklavenhalter herrscht über uns.
Ich habe mal gelesen, dass in irgendeinem Bundesstaat in den USA ein Afrikaner nach Abraham Lincoln gefragt wurde. Er antwortete: „Von Lincoln weiß ich nichts, außer dass er uns befreit hat, und davon weiß ich auch nichts.“ Schlimm, oder? Dass man immer noch weiter sündigt.
Ich selbst bin ja Christ und weiß, dass Sünde uns immer wieder vereinnahmen will. Dem Teufel liegt viel daran, gerade Leute, die sich für Gottes Sache einsetzen, zu Fall zu bringen. Dann reibt er sich die Hände, und die Welt zeigt oft mit dem Finger auf uns und sagt: „Guck dir mal die Christen an.“
Ich glaube, wir sind manchmal besonders im Visier des Widersachers Gottes, und so schnell lässt er uns nicht los.
Was kann man also machen? Nah bei Jesus sein, unbedingt. Wenn wir nah beim Licht sind, muss die Dunkelheit weichen – das haben wir schon einmal gesagt.
Das Kämpfen nicht aufgeben! Gerade wir Männer – da geht es oft um Pornosucht, um Abhängigkeiten, auch um Alkohol und vieles mehr. Mein Eindruck ist, manche haben das Kämpfen aufgegeben. Sie sind zwei- oder dreimal gescheitert, liegen dann einfach da und sagen: „Das schaffe ich sowieso nicht.“
Männer, beweist euch als Männer und kämpft! Jesus hat für uns gekämpft, und ich glaube, ihm nachzufolgen heißt auch, Nein zu sagen. Ein Mann kann Nein sagen.
Ich glaube, wir sind ziemlich viele Schlaffis in unseren Kirchen und Gemeinden. Wir lassen uns mittreiben in dieser Welt und fallen immer wieder auf diesen alten Sklavenhalter herein.