Einführung in das Thema Beziehungen und Zorn
Gut, bitte, wenn ihr die Bibel aufschlagt, Matthäus 5, und ich lese jetzt von 21 bis 26. Das ist für die halbe Stunde jetzt unser Text: Matthäus 5,21-26.
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: „Du sollst nicht töten.“ Wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch, dass jeder, der seinen Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird. Wer aber zu seinem Bruder sagt: „Raka“, dem Hohen Rat verfallen sein wird. Wer aber sagt: „Tunarr“, der Hölle des Feuers verfallen sein wird.
Wenn du nun deine Gabe darbringst zu dem Altar und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh vorher hin, versöhne dich mit deinem Bruder. Dann komm und bring deine Gabe dar.
Komm deinem Gegner schnell entgegen, während du mit ihm auf dem Weg bist, damit nicht etwa der Gegner dich dem Richter überliefert und der Richter dem Diener, und du ins Gefängnis geworfen wirst. Wahrlich, ich sage dir, du wirst von dort nicht herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.
Dies ist der Text für den heutigen Omtna, und hier geht es um Beziehungen. Darum haben wir es genannt: Christen und Beziehungen.
Jesus sagt: Ihr habt gehört, du sollst nicht töten. Ich aber sage euch: Wer zornig ist, der ist bereits dem Gericht schuldig. Jesus hebt hier Mose nicht auf, sondern ich sage es so: Jesus bohrt durch Mose hindurch.
Was meine ich damit? Mose hat gesagt: Du sollst nicht töten. Das ist, was man tut. Aber warum tötet oder mordet man? Weil man zornig ist. Das heißt, das eigentliche Problem ist der Zorn. Und weil du zornig bist, darum tötest oder mordest du einen Menschen.
Das Töten ist die Tat, der Zorn ist die Motivation. Jesus geht es nicht nur um unsere Tat, um das, was wir tun. Es geht um unseren inneren Menschen. Unsere Motivation ist ihm entscheidend, und darum geht er auf den Zorn ein.
Die Bedeutung von Zorn und Beleidigungen
Es ist auch interessant: Es gab eine Umfrage – haben wir sie gemacht, oder? – unter Menschen, Christen und Menschen, die zum Beispiel Atheisten sind oder was auch immer. Die Umfrage lautete: Wenn du einen Menschen entfernen könntest, indem du nur einen Knopf drückst und keine negativen Folgen für dich entstehen würden, würdest du es tun?
Denk mal darüber nach: Wenn du einen Menschen loswerden könntest, ohne ihn umbringen zu müssen, sondern einfach nur einen Knopf drücken müsstest und keine negativen Folgen für dich hättest – würdest du es tun?
Weißt du, was das interessante Ergebnis dieser Umfrage ist? 69 Prozent aller Männer antworteten mit Ja. Wenn sie den Nachbarn, den Arbeitskollegen oder jemanden sonst loswerden könnten, nur mit einem Knopfdruck und ohne Folgen, würden sie den Knopf drücken.
56 Prozent aller Frauen antworteten ebenfalls mit Ja. Das heißt, mehr als zwei Drittel aller Männer würden einen Menschen beseitigen, wenn sie keine negativen Folgen hätten, und mehr als die Hälfte aller Frauen.
Du weißt nie, was in jemandem steckt, oder? Schau mal. Und genau darum geht es eigentlich, sagt Jesus: Es geht um deine Motivation, nicht um die Tat.
Der Grund, warum manche Menschen nicht umbringen, ist, weil sie fürchten, dass sie dann eingesperrt werden. Darum tun sie es nicht. Aber wenn sie es könnten, würden sie es tun. Und da muss man sich selbst fragen: Wo stehe ich?
Jesus spricht hier über Zorn, aber auch über Beleidigungen. Er sagt in Vers 22: „Ich sage aber, wenn jemand seinen Bruder zürnt, dem wird das Gericht zuteil werden. Wer aber zu seinem Bruder sagt ‚Raka‘, dem wird der Hohe Rat verfallen sein.“
„Raka“ ist ein aramäisches Wort und bedeutet eine Beleidigung des Intellekts. Es ist so, als würde man auf Deutsch „Du Blödmann“ oder „Du Depp“ oder „Du Schwachkopf“ oder „Du Hirnloser“ sagen. Es ist eine Beleidigung des Verstandes.
Und dann sagt er weiter: „Wer aber sagt: ‚Du Narr‘, dem wird die Hölle des Feuers verfallen sein.“ Das Wort „Narr“ ist eine Beleidigung des Charakters. Es ist, als würde man sagen „Du Schwein“ oder „Volltrottel“ oder Ähnliches. Dabei beleidigt man nicht nur den Intellekt, sondern auch den Charakter.
Das ist ein Ausdruck der Schmähung: zuerst die Schmähung des Intellekts, des Kopfes, und dann die Kränkung des Herzens. Wir wollen den anderen fertig machen.
Das mag jetzt oberflächlich betrachtet nicht so tragisch erscheinen, aber viele von uns wissen – und viele von euch haben dasselbe erlebt –, dass Worte töten können.
Manche haben einen Vater oder eine Mutter gehabt, die sie mit solchen Worten verletzt haben. Ob dein Vater oder deine Mutter noch lebt oder nicht, ist irrelevant – diese Worte kannst du bis heute nicht vergessen.
In Sprüche 12,18 steht: „Worte sind wie Schwertstiche, sie töten.“ Und in Sprüche 15,1 heißt es: „Ein kränkendes Wort erregt den Zorn.“
Oft ist es so, dass böse, gemeine, niederträchtige Worte mehr Schaden anrichten können als äußerliche Schläge. Eine gebrochene Nase heilt, aber niederträchtige, gemeine Worte können dich ein Leben lang begleiten und deine Persönlichkeit prägen.
Ich bin mir sicher, dass einige hier im Raum das bestätigen können. Und darum spricht Jesus im selben Abschnitt über Mord, Zorn und böse Worte – weil sie töten.
Gottes Zorn und menschlicher Umgang mit Zorn
Ein paar Worte über Zorn
In der Bibel lesen wir mindestens, ich würde sagen grob zwischen zehn und zwanzig Mal, dass Gott zornig ist. Es gibt so etwas wie einen gerechten Zorn Gottes. Man ist zornig darüber, dass jemand etwas zerstört, was man liebt. Christen sollten zornig sein, wenn jemand etwas zerstört, das Menschen kaputt macht.
Wichtig ist nur, zu unterscheiden, wenn wir über den Zorn Gottes reden: Gott ist zornig, aber niemals wütend. Das ist ganz wichtig zu unterscheiden. Wut bedeutet, dass ich einfach wütend bin. Das kennt jeder von uns. Manchmal schlägt man dann aus oder reagiert unkontrolliert, sei es mit Worten oder Taten. Gott hat nie einen Wutausbruch, er ist nie wütend. Gott ist nur zornig aus Liebe, und das ist wichtig zu verstehen. Auch der Zorn Gottes ist motiviert aus seiner Liebe.
Ich erinnere mich an meine Tochter Lisa, als sie klein war. Sie hatte so eine Angewohnheit, dass sie immer auf die Straße lief. Wenn ein Auto vorbeifuhr, konnte das gefährlich sein. Ich habe ihr dann gesagt: „Lisa, das darfst du nie mehr tun. Wenn du auf die Straße läufst und ein Auto kommt, kann es dich überfahren.“ Einige Stunden später hat sie es wieder getan. Das hat mich schockiert, und ich habe es ihr noch einmal sehr deutlich gesagt: „Lisa, wenn du das noch einmal machst, dann bin ich echt streng.“ Wenn man uns zugeschaut hätte, hätte man gedacht, der Vater ist nicht so nett. Aber warum war ich zornig? Aus Liebe zu ihr. Nicht weil ich wütend war, sondern weil ich sie liebe.
Gottes Zorn ist ebenfalls motiviert durch seine Liebe. Da muss man aufpassen. Ich kenne Christen, die haben ein Bild von Gott, das so lautet: Gott ist liebend, aber er ist nicht zornig. Nein, sein Zorn ist ebenfalls motiviert aus Liebe. Er kann nicht anders, denn Gott ist Liebe.
Das lernen wir in der Bibel. Du liest nie: „Gott ist Zorn.“ Du liest: „Gott ist Liebe.“ Das ist seine Motivation, und sein Zorn ist aus Liebe motiviert, nicht weil er etwas vernichten oder kaputt machen will.
Umgang mit Hass, Wut und Konflikten
Noch ein paar Worte über Hass und Wut. Im Prinzip haben wir Menschen drei Möglichkeiten, mit Hass, Konflikten und Zorn umzugehen.
Die erste Möglichkeit ist, den Zorn einfach freien Lauf zu lassen. Du bist zornig und beschimpfst den anderen. Wenn es der Nachbar ist, schreibt man ihm vielleicht wütende Nachrichten, und der andere schreit zurück. Wenn es tragisch wird, kann das zu schweren Konflikten führen. Vor einigen Monaten habe ich ein Video gesehen, das zufällig an einem Bahnhof aufgenommen wurde. Ein junger Mann und eine junge Frau, beide etwa 25 Jahre alt, stritten sich. Plötzlich schlug er sie zu Boden und sprang mehrmals mit dem Kopf auf den Beton. Die anderen Zuschauer schauten zu, ohne einzugreifen.
Es kann sein, dass du dich nach so einem Ausbruch ein bisschen leichter fühlst, aber die Situation verbessert sich dadurch nicht – sie verschlechtert sich nur. Das ist also die erste Möglichkeit: den Zorn rauszulassen.
Die zweite Möglichkeit, die wohl viele von uns kennen, ist, den Zorn zu unterdrücken. Das ist genauso wenig hilfreich wie ihn herauszulassen. Wenn du zornig bist und deinen Zorn dauernd unterdrückst, ist er nicht weg. Du hast ihn nur vergraben. Psychologische Bücher erklären, dass dies sehr ungesund ist.
Unter Christen ist das besonders tragisch. Warum? Weil Christen oft lernen oder denken, dass man als Christ nicht hassen darf. Das ist Unsinn. Du hasst sowieso, und Gott kann nicht enttäuscht werden. Er weiß ohnehin alles über dich. Die Frage ist nur, wie du es nennst. Man sagt dann zum Beispiel: "Ich war aufgeregt." Das klingt netter, ist aber im Prinzip dasselbe. Wenn dich jemand nervt, kommt Hass oder Groll auf.
Das Problem bei Christen ist, dass sie glauben: "Das darf nicht sein, das ist falsch." Wenn du das glaubst, sagst du dir: "Ich bin zwar zornig und fühle mich schlecht, aber was darf ich denn denken?" Also unterdrückst du den Zorn lieber, und das passt schon.
Die tragische Konsequenz ist, dass solche Menschen in die Kirche gehen oder zu anderen Orten, wo sie mit einem grinsenden Gesicht erscheinen, weil Christen ja fröhlich sein sollen. Doch innerlich brodelt es, und sie denken Dinge, die der Teufel nicht besser hätte sagen können. Sie tragen ihren Zorn heimlich mit sich.
Aber weißt du was? Das muss so sein. Wenn du deinen Zorn und deine Wut immer nur hineinfrisst, kommt er irgendwann doch heraus. Unter Christen ist das besonders tragisch, weil sie glauben, es darf nicht sein. Deshalb entstehen Gemeinheiten und Konflikte auch in Kirchengemeinden.
In der Regel werden solche Menschen dann zynisch, bitter, leiden unter Albträumen oder haben Probleme beim Aufwachen.
Zum Glück gibt es noch einen dritten Weg. So sollten wir, sagt auch die Bibel, und so empfehlen es auch Psychologen, mit unserem Zorn umzugehen: Du sollst darüber reden.
Wenn du Hass gegen einen Menschen hast, dann mach Folgendes: Gehe spazieren und sage Gott genau, was du über diese Person denkst. Sage ihm genau, was dir auf der Seele brennt. Gott kann nicht enttäuscht werden, er weiß sowieso alles. Du kannst deinen Zorn Gott vorsagen oder hinausschreien, laut oder leise. Es ist gut, wenn man es ausspricht.
Stell dir vor, du redest mit Gott, der alles hört und versteht. Er kann dir helfen.
Nachdem du mit Gott gesprochen hast, kannst du erst zu den Menschen gehen. Geh mit deinem Zorn nie zuerst zu den Menschen – das geht meistens schief oder verschlimmert die Situation. Sprich zuerst mit Gott, und dann mit den Menschen.
Versöhnung als Grundlage für Gemeinschaft
Und genau das lernen wir in Matthäus 5. Dort sagt Jesus im Vers 23: „Wenn du nun deine Gabe darbringst zum Altar“ – das heißt, du gehst in die Kirche, damals war es der Tempel, du gehst zum Gottesdienst, in den Bibelkreis oder möchtest deine stille Zeit machen. Wenn du deine stille Zeit daheim machen willst, deine Bibel lesen möchtest und dich daran erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, dann sagt Jesus: Lass deine Bibel liegen, geh vorher zu deinem Bruder und versöhne dich mit ihm.
Das ist so wesentlich.
Jetzt stellt sich die Frage: Wie tun wir das? Die Bibel gibt uns ganz genaue Anleitungen, wie wir in Beziehungen leben können. Sieh dir Matthäus 18, die Verse 15 bis 17, an. Dort finden wir vier Schritte, die zeigen, wie wir miteinander umgehen sollten – egal, ob Christ oder nicht, gläubig oder nichtgläubig. Das ist der Weg, wie wir zusammenfinden können.
Die Bibel ist sehr klug. Das, was Jesus uns sagt, stimmt immer, weil er unser Schöpfer ist.
Vier Schritte zur Konfliktlösung in der Gemeinschaft
Er sagt in Matthäus 18,15: „Wenn aber dein Bruder sündigt“ – das heißt, er tut etwas Gemeines, Ungerechtes oder Liebloses – „so geh hin und überführe ihn zwischen dir und ihm allein.“ Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder gewonnen. Das ist der erste Schritt.
Wenn dein Bruder etwas Gemeines gesagt hat oder du selbst etwas Gemeines gesagt hast, dann geh allein zu ihm und rede mit ihm. Und wisst ihr, Freunde, da haben wir schon unser erstes Dilemma. Warte erst mal, weiß der andere überhaupt, was passiert ist? Da ist jemand gemein zu dir, sagt etwas Gemeines, und dann gehst du nach Hause und erzählst es zum ersten Mal deiner Frau. Danach gehst du an den Stammtisch und erzählst auch dort, wie gemein dieser Trottel ist. Und dann ist das Dilemma schon komplett.
Wenn wir uns das merken, hätten wir schon die meisten Kämpfe gewonnen. Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, etwas Gemeines tut, weißt du, was du immer tun musst: Nur du und er oder sie allein. Und weißt du, was das Wesentliche ist? Das ist nicht nur ein Regelwerk für den Bibelkreis, das müssen wir wirklich tun. Wenn wir das praktizieren, wirst du erleben, wie Gott in unserem Leben wirkt. Du wirst sehen, welche Wunder Gott tut.
Der erste Schritt ist immer zwischen dir und ihm allein. Meistens ist es so, dass man hingeht und sagt: „Weißt du, was du zuerst gesagt hast? Das hält man echt nicht aus. Warum hast du das eigentlich gesagt?“ Meistens kann man sich dann ausreden und hinterher sagen: „Gott sei Dank, jetzt passt wieder alles.“ Und das Leben geht weiter.
Wenn du das nicht tust, dann nagt es an dir. Irgendwann kommt es durch Gemeinheiten doch heraus. Irgendwo bricht es aus. Jesus gibt uns ganz klare Anweisungen.
Der zweite Schritt steht in Vers 16: „Wenn er aber nicht auf dich hört.“ Angenommen, er war gemein und du sagst ihm, dass man das nicht so machen kann, und er antwortet: „Das ist mir egal, du bist sowieso ein Volltrottel, kannst wieder gehen.“ Wenn er nicht hört, dann ist das der zweite Schritt.
Nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus dem Mund von zwei oder drei Zeugen jede Sache bestätigt wird. Das ist der zweite Schritt. Du hast dich also bemüht, es unter vier Augen zu regeln, aber es ist nicht gelungen. Was tust du jetzt? Du nimmst ein oder zwei oder drei Brüder oder Freunde mit, von denen du glaubst, dass sie klug sind und denen du vertrauen kannst. Es sind liebende Menschen, die nicht gemein sein wollen. Sie nehmen es mit und besprechen es gemeinsam.
Und wisst ihr, warum Jesus das so sagt? Weil manchmal die zwei Zuhörer nach einer halben Stunde sagen: „Lass mal gut sein. Eigentlich liegt das Problem nicht bei ihm, sondern bei dir.“ Diese Personen können objektiver urteilen. Wenn du Streit mit jemandem hast, sind wir nie objektiv. Da ist immer nur der andere schuld, und der andere hat das Problem. Ausschließlich du bist nicht objektiv. Das ist normal.
Darum sagt Jesus: Nimm noch zwei oder drei mit, weil sie objektiver beurteilen können. Du bist der Betroffene, und dann tun sie sich zusammen. Dann sagen sie entweder: „Das war nicht ganz fair, entschuldige dich wenigstens“ oder „Mach es wieder gut“ oder Ähnliches. Das ist der zweite Schritt.
Der dritte Schritt ist: „Wenn er aber nicht auf sie hört, so sage es der Gemeinde.“ Das ist der dritte Schritt. Wenn in der Gemeinde unter Christen etwas Gemeines geschieht – und das passiert immer wieder, denn wir sind nur Menschen – dann hast du den ersten Schritt versucht, unter vier Augen zu klären. Du hast den zweiten Schritt versucht, mit ein oder zwei Zeugen. Du hast dich wirklich bemüht, dass wieder Versöhnung entsteht, aber er will nicht. Er kommt zwar noch in die Kirche, grenzt sich aber ab. Die Gemeinheit besteht weiterhin zwischen dir und ihm und anderen.
Dann sollten die Ältesten der Gemeinde – heute sagt man die Presbyter oder wer auch immer verantwortlich ist – die betreffende Person konfrontieren und sagen: „Was du tust, zerstört Beziehungen und so weiter mit deinem Reden.“ Das ist aber erst der dritte Schritt.
Manchmal habe ich das schon in Kirchengemeinden erlebt, dass das der erste Schritt war. Da hat jemand einen Fehler gemacht, und man sagt es gleich dem Pfarrer oder der Pfarrerin, die es dann weitergeben. Das ist genau der falsche Weg. Wenn man das einhält, hält man mehr als die Hälfte der zwischenmenschlichen Probleme, gerade auch unter Christen, fern.
Der vierte Schritt ist: „Wenn er aber auch auf sie nicht hören will“ (Vers 27), „dann sei er dir wie ein Heide oder ein Zöllner.“ Jetzt ist die Sache die: Wie hat Jesus Heiden und Zöllner behandelt? Er hat sie geliebt und ist ihnen nachgegangen. Aber das heißt in der Kirche, in der Gemeinde, dass solche Personen aus der Gemeinde ausgeschlossen werden sollten, damit sie erkennen: „So wie ich jetzt lebe, zerstöre ich diese Gemeinschaft.“
Und darum sagen sie: „Du bist ausgeschlossen.“ Weißt du, was das heute für die meisten von uns bedeutet, die wir evangelisch oder katholisch sind? Da denkt man: „Das ist aber komisch, das ist nichts Besonderes.“ Und man sagt: „Ich sollte mir eine Creme und eine Chemiehaut zulegen“, weil wir die Verbindlichkeit nicht mehr haben. Wir sind extrem unverbindlich und individuell.
Wenn dir der Pfarrer oder die Presbyter sagen: „Wenn du so lebst, zerstörst du bei uns die Gemeinschaft. Du kannst nicht mehr am Gemeindeleben teilnehmen“, dann sagen die meisten: „Ja, basta, und sonst nichts.“ Früher war das eine Lebensgrundlage für die Gemeinde. Das waren ihre Freunde, genau damit sie erkennen: „Was ich tue, ist ernsthaft. Das macht Dinge kaputt.“
Dieses Ausschließen aus der Gemeinde kenne ich fast in keiner Gemeinde mehr. Egal ob evangelisch, katholisch, Baptist oder sonst jemand – die meisten praktizieren das heute nicht mehr. Es ist auch sehr schwierig, und es gibt keine leichte Antwort darauf. Heute hört man schnell: „Über den Glauben kannst du reden, das ist gut, aber in mein Privatleben mischt du dich nicht ein.“ Das geht überhaupt nicht.
Aber ein alter Ramsal hat bei den Ennheimern vor ein paar Sonntagen einmal gedankt in der Kirche. Vor Jahren, als er noch in den Zwanzigern war, hat er einmal gesagt: „Wir müssen jetzt da hingehen, weil bei denen die Ehe kaputtgeht, wenn er so weiterlebt.“ Damals haben sie gesagt: „Na, was mischt sich der da ein?“ und haben ihn abgeschmettert.
Aber jetzt hat man sich dankbar bei ihm gezeigt, weil ihm dieses Ehepaar nicht egal war. Und das schätze ich. Ich schätze es, wenn Menschen sagen: „Wenn du so weitermachst, zerstörst du alles in deiner Ehe. Du musst umdenken, du musst anders handeln.“ Das ist, weil sie dich lieben. Das sind liebende Menschen.
Andere sagen: „Misch dich nicht ein.“ Das ist wenig liebevoll. „Ob die Ehe gehalten hat oder nicht, ist mir egal.“ Das ist lieblos. So schätze ich Menschen, die sich manchmal auch einmischen, obwohl sie meist Kritik dafür ernten.
Die zentrale Bedeutung von Beziehungen für das geistliche Leben
Unser Leben dreht sich um Beziehungen – die Beziehung zu Gott und die Beziehung zu anderen Menschen. In diesem ersten Abschnitt erklärt Jesus, wie wir mit Brüdern, Schwestern und anderen Menschen leben können.
Ich möchte zum Schluss noch sagen, dass wir uns in diesem Zusammenhang mit den Menschen beschäftigen müssen. Wenn wir nicht bereit sind, Beziehungen zu pflegen, wird auch unser geistliches Leben mit Gott nicht wachsen.
Am Dauernhof, das muss ich ehrlich sagen, ist mir das total wichtig. Wir sind 15 feste Mitarbeiter, dazu kommen meistens noch zehn Praktikanten, also etwa 25 Personen. Wenn ich merke, dass die Beziehung zu jemandem nicht ganz stimmt, dann muss ich hingehen und das klären.
Weißt du, was für mich ein Maßstab ist? Wenn ich einen Mitarbeiter anschaue und denke: „Mit dem gehe ich lieber nicht auf ein Bier, das ist mir lästig oder unangenehm.“ Wenn ich das denke, weiß ich, dass ich reden muss, weil da etwas zwischen uns steht. Das heißt nicht, dass jeder mein bester Freund sein muss oder jeder gleich sympathisch sein soll. Darum geht es nicht. Es geht darum, ob etwas in der Beziehung geklärt werden muss.
Das ist mir wirklich eine wichtige Sache, auch mit Menschen, die mir viel bedeuten: dass man das ausspricht. Und das möchte ich ermutigen. Es braucht Mut, unbedingt. Weißt du, wenn man so ein wenig hingeht und sagt: „Es tut mir echt leid“ – das ist wichtig.
Ich erinnere mich an eine Situation, die schon lange zurückliegt. Ich musste zu jemandem hingehen, weil die Beziehung nicht stimmte. Das war, als wir noch Teenager waren. Ich habe ihn angestiftet, etwas zu tun, was ich selbst nicht gewagt habe. Er war erfolgreich darin, und wir haben uns später versöhnt. Es war damals etwas Besonderes, wie wir Teenager waren. Wir hatten nicht viel. Ich erinnere mich, wie wir mit dem Bus zu einer Pommesbude fuhren, und ich hatte nicht viel Geld. Wir kauften nur Ketchup dazu. Und trotzdem haben wir es geschafft, diese Gemeinschaft zu genießen.
Was ich eigentlich sagen wollte: Mit solchen Dingen, die einen belasten, muss man sich auseinandersetzen. Ich habe in einem Gebet an jemanden gedacht, den ich damals angeschimpft habe. Ich habe mich bei ihm entschuldigt, obwohl das schon 25 Jahre her war. Und weißt du was? Es war wie eine Last, die wegfiel.
Es ist wichtig, dass man das tut. Wenn es jemanden gibt, gegen den du etwas hast oder der etwas gegen dich hat, dann ist diese Person wahrscheinlich gerade in deinen Gedanken. Das kann ein Ehepartner sein, ein Kind, ein Arbeitskollege oder jemand aus dem Bibelkreis.
Ich möchte dich ermutigen, vielleicht in den nächsten Wochen diese Sache zu bereinigen. Schreib eine Nachricht oder eine E-Mail, wenn du nicht persönlich hingehen möchtest. Das ist oft schon eine große Überwindung. Oder ruf einfach an. Ich kann dir nur sagen: Du wirst es nicht bereuen.
Es fällt uns wahnsinnig schwer, aber Jesus sagt: Bevor du deine stille Zeit machst und merkst, dass da ein Problem ist, geh zuerst zu der Person und klärt das. Entschuldige dich, auch wenn du denkst, dass die Schuld nur auf der anderen Seite liegt. Wahrscheinlich ist es nicht nur so. Sag einfach: „Es tut mir leid, ich möchte das klären.“
Es ist auch so: Ob die andere Person deine Entschuldigung annimmt oder erkennt, dass sie an dir schuldig geworden ist, liegt nicht in deinem Ermessen. Das ist nicht mehr dein Problem. Deine Aufgabe ist es, den ersten Schritt zu machen, ehrlich zu sein und zu versuchen, darüber zu reden.
Es liegt in unserer Macht, den ersten Schritt zu tun, und ich möchte dich darin ermutigen. Du bist dabei nicht allein, denn Jesus Christus ist mit dir. Erinnerst du dich an die erste Stunde?
Es geht nicht darum, dass wir das alles aus eigener Kraft schaffen müssen. Es geht darum, mit Jesus zu leben und zu sagen: „Herr Jesus, ich habe die Kraft nicht.“ Und Jesus sagt: „Ich weiß, aber du weißt mich.“ Wenn du sagst: „Ich schaffe das nicht“, antwortet er: „Ich weiß, aber ich schaffe es. Jetzt gehen wir gemeinsam hin und machen das zusammen.“
Und weißt du was? Es gibt nichts Schöneres, als wenn zwei Menschen, die lange nicht miteinander gesprochen haben – vielleicht einen Monat, ein Jahr oder sogar zehn Jahre – sich plötzlich versöhnen und wieder miteinander reden. Das ist das Gewaltigste unter Menschen.
Dasselbe geschieht mit Gott durch Jesus Christus: Er hat uns mit Gott versöhnt. Darum ist dieses Evangelium so gewaltig. Aber dasselbe gilt auch unter Menschen. Es geht nicht nur darum, mit Gott versöhnt zu leben, sondern auch mit den Brüdern und Schwestern.
Das ist die befreiende Botschaft: Es gibt nichts Schöneres, als versöhnte Menschen, die miteinander auskommen. Das ist die Botschaft aus dem ersten Kapitel: Ihr habt gehört, ich aber sage euch.
Schlussgebet
Lieber himmlischer Vater, von Herzen danke ich dir für die so praktischen Worte und die Worte, die so wahr sind. Man kann es nicht anders sagen: Sie stimmen einfach. Alles, was du sagst, Herr Jesus, stimmt, weil du die Wahrheit bist. Du kennst uns, du hast für unsere Fehler und für unsere Sünden gegeben. Du hast sie auf dich geladen.
Du weißt, wie es ist. Du hast unter uns gelebt als Mensch und hast alle Gemeinheiten der Menschen am eigenen Leib erfahren. Darum kannst du uns so gut verstehen.
Danke, Jesus, dass du nicht nur gekommen bist, um uns mit dem Vater, dem himmlischen Vater, zu versöhnen. Du bist gekommen, um uns miteinander zu versöhnen.
Ich bete wirklich um Mut und Vertrauen in dich, dass du Wunder tun kannst, wenn wir nur dein Wort ernst nehmen. Ich bete auch, Vater, dass wir wirklich lernen, dass, wenn etwas geschieht, das unfair oder gemein ist, man zuerst alleine zu dem oder der anderen geht, darüber redet, es bespricht, vergibt und Vergebung empfängt.
Herr, ich bete, dass dies nicht nur schöne Worte sind, sondern dass es Wahrheit in unserem Leben wird. Du kannst dich schenken, Herr. Danke dafür. Amen.