Ja, manches Mal beneide ich die Menschen, die so hemmungslos optimistisch sind. Ich staune immer wieder darüber – manchmal im politischen Bereich. Gerade in den letzten Monaten war immer wieder zu lesen: „Wir schaffen das! Wir haben jetzt eine immense Bereicherung, eine Million Menschen aus anderen Kulturen, aus Bürgerkriegsgebieten wie Syrien und anderen Ländern, und das ist eine große Bereicherung.“ Da staune ich manchmal und beneide die Leute um solch einen hemmungslosen Optimismus.
Oder ich erinnere mich an meine Jugendzeit. Für viele moderne Jugendliche damals war der Kommunismus richtig in Mode. Auch dort gab es einen hemmungslosen Optimismus: Wir gehen einer goldenen Zukunft entgegen. Irgendwann wird die sozialistische Gesellschaft überall sein, und alle werden so viel arbeiten, wie sie können, und so viel bekommen, wie sie brauchen.
Zwischenzeitlich hat sich das allerdings als Trugschluss herausgestellt. Deshalb denke ich manchmal, wenn ich so etwas höre: Ist das nicht vielleicht ein bisschen zu blauäugig, zu gutgläubig, zu idealistisch? Und ich bin ja nicht allein mit dieser Ansicht.
Nicht, dass ich alles nur schwarz malen will – das sicherlich nicht. Aber ich stehe da nicht alleine. Viele Menschen, egal ob gläubige Christen oder nicht, sagen eher, wir sind in einer heiklen Phase der Weltgeschichte angelangt – aus ganz vielen Gründen.
Nach wie vor besteht das Problem der weltweiten atomaren Aufrüstung. Früher waren es die Sowjetunion und die USA, die beiden großen Blöcke. Heute ist das anders. Viele Sicherheitspolitiker machen sich sogar noch mehr Sorgen, weil sie sagen: Früher wusste man wenigstens, wo die Atomwaffen waren. Heute ist das manchmal nicht mehr der Fall.
Die Angst ist nicht mehr nur, dass ein Islamist eine Rucksackbombe mit sich trägt. Es gibt heute Atombomben, die man im Rucksack transportieren kann. Und was, wenn jemand diese Bombe irgendwo zündet? Das kann niemand mit Sicherheit ausschließen.
Im letzten Jahr war ich für längere Zeit in Indien und habe dort einige Geschwister besucht. Ich war auch in Gemeinden. An manchen Orten musste ich feststellen, dass es den Geschwistern zwar materiell besser geht, aber zum Beispiel in einer Gemeinde in Bangalore hatten die Hälfte der Gemeindeglieder Atemprobleme. Auch mir ging es so: Nach der Landung hatte ich ständig ein Kratzen im Hals. Smog ist dort der Normalfall.
Das sind riesige ökologische Probleme, nicht nur in Indien, sondern auch in China, Vietnam, Kambodscha und anderen Ländern. Diese Probleme lassen sich nicht einfach abstellen.
Manche Menschen haben spätestens seit 2008, also vor einigen Jahren, Bedenken, wohin die Weltwirtschaft steuert. Ob sie nicht irgendwo am Abgrund entlangschrammt. Es gibt auch viele, die mit dem christlichen Glauben nichts zu tun haben, die sagen, dass die Welt auf eine große Krise zusteuert – begründet oder unbegründet.
Ich bin froh, dass manche der angekündigten Krisen sich nicht so schlimm entwickelt haben, wie erwartet.
Als Jugendlicher, und manche, die mein Alter haben, können sich vielleicht noch erinnern – sofern sie sich damals gesellschaftlich engagiert haben – war eine der weltweit verbreiteten Studien fast wie eine Bibel für ökologische Aktivisten: „Global 2000“.
Das war ein Bericht des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Damals war Jimmy Carter amerikanischer Präsident. Er ließ eine höchst amtliche Studie über den Zustand der Ökologie in Gegenwart und Zukunft erarbeiten.
Es war eine dicke Schrift, voll mit Daten und Fakten von Professoren und Nobelpreisträgern. Darin stand unter anderem, dass kurz nach dem Jahr 2000 das Erdöl aufhören würde.
Im Moment gibt es eher andere Probleme. In der Wirtschaft fragt man sich eher: Warum ist das Erdöl so günstig? Manche an der Tankstelle sagen das nicht, ich auch nicht. Aber Wirtschaftsexperten sagen: Das darf gar nicht sein, Erdöl ist viel zu günstig, eigentlich müsste alles teurer sein.
Also hat sich das, was damals in „Global 2000“ stand, nicht ganz erfüllt. Einige Schreckensbilder wurden an die Wand gemalt.
Als Jugendlicher, als ich in der Gemeinde war, habe ich diese Dinge gelesen und von anderen Geschwistern gehört, die sagten: „Jetzt ist bald das Ende da.“ Und ich habe das auch geglaubt. Das finde ich gar nicht falsch – erst mal zu glauben.
Allerdings habe ich es wörtlich genommen und mir gesagt: Ich lerne gar keinen Beruf mehr. Meine feste Überzeugung war: Wenn das nur noch ein paar Jahre hin ist, gehe ich lieber auf die Straße und erzähle den Leuten von Jesus Christus. Und dann ist es Ende, oder?
Da kamen einige Älteste aus meiner Gemeinde zu mir. Sie schätzten mein Engagement, aber sagten auch: „Michael, wenn das dein Platz ist, mach trotzdem noch eine Ausbildung.“
Jetzt, dreißig Jahre später, sage ich: Sie hatten wahrscheinlich Recht. Die Straßenmission hätte etwas länger gedauert.
Ich meine, die Straßenmission wäre ja auch nicht schlecht gewesen. Es wäre keine vertane Zeit gewesen. Und ich fühle mich da nach wie vor in guter Gesellschaft.
Ich gehe auch davon aus, dass Paulus fest erwartet hat, Jesus werde noch zu seinen Zeiten wiederkommen. Oder wenn ich in der Kirchengeschichte Leute wie Luther oder Zinzendorf lese, waren auch sie fest überzeugt, Jesus werde zu ihren Zeiten wiederkommen.
Heute können manche Kritiker natürlich sagen: „Ja, die haben sich alle geirrt.“
Jesus fordert uns hier auf, immer wieder in der Erwartung der Endzeit zu leben, weil wir nicht genau wissen, wann diese sein wird. Deshalb sollten wir uns vielleicht nicht zu sehr festlegen.
Ich würde jedem jüngeren Menschen, der jetzt in einem ähnlichen Alter ist wie ich damals, raten: Mach trotzdem eine Ausbildung. Wenn die Zeit kommt und du den richtigen Partner findest, heirate auch. Aber vergiss dabei nicht die Wiederkunft Jesu und die Endzeit. Das ist die andere Seite, bei der wir vom Pferd fallen können.
Wir können vom Pferd fallen, wenn wir die Dinge nicht mehr mit der Perspektive tun, dass es vielleicht doch noch ein paar Jahre dauern kann. Dann machen wir vielleicht noch ein Studium, so wie ich es einige Jahre später getan habe. Aber auf der anderen Seite ist es aus christlicher Sicht noch viel beängstigender und problematischer, wenn wir vergessen, dass dieses irdische Leben auch einmal ein Ende hat.
Dieses Ende kann ganz individuell sein, zum Beispiel durch einen Hirnschlag, Herzinfarkt oder andere Ursachen. Dann sind wir unmittelbar mit der Ewigkeit konfrontiert. Oder wir erleben die Wiederkunft Jesu, die ich fest erwarte. Dann wird Gott dieser Zeit, die wir jetzt erleben, ein Ende setzen. Darauf sollten wir uns vorbereiten.
Deshalb werden wir in der Bibel oft zur Wachsamkeit ermahnt. Es gibt sogar einige Stellen, in denen steht, dass gerade das ein Zeichen des Endes ist: Viele Menschen sagen, dass sich seit der Zeit Noahs nichts geändert hat und alles immer gleich bleiben wird. Das ist ein Alarmsignal. Die Menschen haben vergessen, dass diese Welt wirklich ihrem Ende entgegengeht.
Das heißt aber nicht, dass wir jetzt kräftig dazu beitragen sollten, die Welt kaputtzumachen. Das auch nicht. Denn es ist Gottes Erde. Gott hat sie uns nur als Leihgabe gegeben, genauso wie er dir dein Leben, dein Haus, dein Auto und dein Bankkonto nur als Leihgabe überlassen hat.
Manche Menschen meinen, das sei alles ihr Eigentum, und sie wollen mit Gott verhandeln: "Gott, wie viel muss ich dir denn unbedingt von meiner Lebenszeit, meiner Wochenzeit, meinem Geld oder meinen Talenten abgeben?" Das ist natürlich die falsche Sichtweise. Alles, was du hast – dein Körper, deine Talente, dein Geld, deine Zeit – ist Gottes Eigentum. Alles, was er dir überlässt, ist ein Geschenk.
Hier geht es vielmehr darum, was du für dich nimmst und was du rechtmäßig für Gott einsetzt. Das ist die richtige Perspektive. Ebenso sollten wir uns immer die Endlichkeit unseres Lebens deutlich vor Augen halten.
Natürlich gibt es Zeiten, in denen ich mich intensiver danach sehne, und Zeiten, in denen weniger. Als ich frisch verheiratet oder verliebt war, dachte ich: Hoffentlich dauert es noch ein paar Jahre.
Wenn ich aber mit Krankheit im Krankenhaus liege, gab es auch Zeiten, in denen ich dachte: Jetzt kann es auch zu Ende sein. Oder wenn ich sehe, wie Christen untereinander streiten, denke ich manchmal: Warum gerade jetzt? Wir sind doch nur eine kleine Glaubensgemeinschaft in Deutschland, und jetzt gibt es noch Streitpunkte. Dann denke ich: Jetzt könnte das Ende kommen. Gott erbarme dich, machen wir Schluss, und dann war es das. Eher noch, dass noch viel kaputtgeht.
Es gibt also bestimmte Zeiten, in denen ich mich nicht mehr danach sehne. Aber das ist ganz menschlich, individuell und persönlich. Gott wird seinen Plan durchsetzen – wann er will, nicht wann ich es will, und auch nicht wann du es willst.
Unser Auftrag in der Bibel ist eindeutig: Wir sollen jederzeit bereit sein. Wir sollen uns nicht zu stark auf dieser Erde verwurzeln und nicht so tun, als würden wir noch hundert Jahre hier leben.
Da bin ich mir ziemlich sicher: In hundert Jahren, wenn ich wiederkomme, werde ich keinen von euch mehr sehen. Und ich glaube, ihr werdet mich dann auch nicht mehr sehen.
In hundert Jahren werden wir alle tot sein. Wahrscheinlich wird sich dann niemand mehr an uns erinnern. Niemand wird sagen: "Was war das damals für eine Person?" Manche wissen ja nicht einmal, wann ihre Ururgroßeltern geboren wurden oder wie sie hießen, geschweige denn, was sie sonst gemacht haben.
Wenn wir noch weiter zurückgehen, wird es noch weniger Wissen geben. Aber das ist nicht das Wichtige.
Wir sollten uns hier auf der Erde nicht einrichten, als ob wir endlos lange bleiben. Unsere Tage sind gezählt. Deshalb sollten wir uns auf das vorbereiten, wofür wir eigentlich leben. Und das ist das, was uns zuerst bevorsteht.
Die Bibel spricht deutlich davon, dass diese Welt, in der wir leben, diese Häuser, in denen wir wohnen, diese Autos, mit denen wir fahren, diese Berufe, die wir ausüben, und die Staaten, in denen wir leben, nicht von unbeschränkter Haltbarkeit sind. Sie werden alle vergehen und ihr Ende finden – manchmal früher, als wir denken, manchmal sogar früher als die Verantwortlichen es erwarten.
Deshalb finden wir in der Bibel viele Aussagen über die sogenannte Endzeit, also die Zeit, die am Ende der Welt kommt, wie wir sie hier kennen. Nach dem biblischen Modell gibt es zunächst die Zeit der Gemeinde, in der wir jetzt leben. Danach folgt eine Endzeit, die nach Daniel und der Offenbarung meist mit sieben Jahren angesetzt wird. Diese Zeit wird häufig in zwei Perioden von jeweils dreieinhalb Jahren geteilt.
In dieser Endzeit tritt ein großer Oberführer der ganzen Welt auf, der sich religiös verehren lässt. Diese Person wird meist als Antichrist bezeichnet. Es folgt ein großes Ende, ein Zusammenbruch all der Systeme, die wir hier kennen. Dieser Zusammenbruch wird in der Offenbarung drastisch beschrieben.
Anschließend wird Jesus sein tausendjähriges Reich aufrichten. Nach diesen tausend Jahren wird der Teufel noch einmal freigelassen, um die Menschen zu verführen. Danach kommt das endgültige Ende: Der Teufel wird endgültig gebunden, und es findet ein großes Völkergericht statt, bei dem alle Menschen vor dem Thron erscheinen, um Rechenschaft abzulegen.
Dann wird diese Welt, wie wir sie jetzt kennen, vernichtet und zerstört. Die Bibel beschreibt, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird, in der alles ganz anders verlaufen wird. An diesem Punkt ist der Endzustand erreicht.
Wenn von der Endzeit gesprochen wird, meint man meist die Zeit vor dem tausendjährigen Reich, also diese sieben Jahre oder auch die Vorbereitung darauf. Im Neuen Testament finden sich manchmal Aussagen, die vom Plural der Antichristen sprechen. Daraus können wir schließen, dass es offenbar mehrere Personen gibt, die das Ganze mit vorbereiten.
Das Geschehen kumuliert also Stück für Stück. Es wird immer schlimmer, extremer und geht weiter, bis es sich schließlich bündelt und seinen Höhepunkt im negativen Sinne in der Endzeit erreicht. Dann wird Jesus dieser Endzeit ein Ende setzen, erscheinen und sein Reich aufrichten. Dieses Reich wird tausend Jahre auf der Erde bestehen und ein Friedensreich sein.
Ich möchte eine Stelle lesen, ebenfalls aus dem Matthäusevangelium. Auffällig ist, dass sich Jesus ganz intensiv mit dieser letzten Zeit beschäftigt, unter anderem, weil die Jünger ihn fragen. Es gibt ja gleich mehrere Kapitel ab Matthäus 24, die als die Endzeitreden Jesu überschrieben sind.
In Kapitel 24 finden sich einige Aussagen, die uns Informationen darüber geben, was in dieser letzten Zeit zu erwarten ist und wie wir uns als Christen in dieser Zeit verhalten sollen. Dazu gehören zum Beispiel das Gleichnis der zehn Jungfrauen, der törichten und der klugen, das Gleichnis von den anvertrauten Talenten sowie das Gleichnis über das Gericht über die Heidenvölker, das in Kapitel 25 erwähnt wird.
Ich möchte jetzt einige Verse aus Kapitel 24 lesen, in denen Jesus konkrete Kennzeichen und Beschreibungen dieser Endzeit nennt.
Matthäus 24,1-44:
Und Jesus trat hinaus und ging vom Tempel hinweg. Seine Jünger kamen herzu, um ihm die Gebäude des Tempels zu zeigen. Jesus aber sprach zu ihnen: Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht abgebrochen wird.
Als er aber auf dem Ölberg saß, traten die Jünger allein zu ihm und sprachen: Sage uns, wann wird dies geschehen, und was ist das Zeichen deiner Wiederkunft und das Ende dieser Weltzeit?
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Acht, dass euch niemand verführt! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen.
Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Habt Acht, erschreckt nicht! Denn dies alles muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.
Denn ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere. Es werden hier und dort Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben geschehen. Dies alles ist der Anfang der Wehen.
Dann wird man euch der Drangsal preisgeben und euch töten, und ihr werdet gehasst sein vor allen Heidenvölkern um meines Namens willen. Dann werden viele Anstoß nehmen, einander verraten und einander hassen.
Es werden viele falsche Propheten auftreten und viele verführen. Wenn die Gesetzlosigkeit Überhand nimmt, wird die Liebe in vielen erkalten.
Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.
Und dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündigt werden zum Zeugnis für alle Heidenvölker. Dann wird das Ende kommen.
Wenn ihr nun den Groll der Verwüstung, von dem der Prophet Daniel geredet hat, an heiliger Stelle sehen werdet – wer es liest, der achte darauf –, dann flieht in die Berge, wer in Judäa ist.
Wer auf dem Dach ist, steige nicht herab, um etwas aus seinem Haus zu holen. Wer auf dem Feld ist, kehre nicht zurück, um seine Kleider zu holen.
Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen!
Bittet, dass eure Flucht nicht im Winter noch am Sabbat geschieht, denn dann wird eine große Drangsal sein, wie sie von Anfang der Welt bis heute keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird.
Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen sollen jene Tage verkürzt werden.
Wenn dann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus oder dort! – so glaubt es nicht.
Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen.
Siehe, ich habe es euch vorhergesagt.
Wenn sie nun zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste! – so geht nicht hinaus. Sie sagen: Siehe, er ist in den Kammern! – so glaubt es nicht.
Denn wie der Blitz vom Osten ausgeht und bis zum Westen erscheint, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohns sein.
Denn wo das Aas ist, sammeln sich die Geier.
Bald aber nach der Drangsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond wird seinen Schein nicht geben. Die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Dann wird das Zeichen des Menschensohns am Himmel erscheinen.
Und dann werden sich alle Geschlechter der Erde an die Brust schlagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Windrichtungen her, von einem Ende des Himmels bis zum anderen.
Von dem Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn seine Zweige schon saftig werden und Blätter treiben, so erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.
Also auch ihr: Wenn ihr dies alles seht, so erkennt, dass er nahe vor der Tür ist.
Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist.
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Das geht noch ein ganzes Stück weiter. Dort werden die damaligen Zuhörer von Jesus ermahnt, wachsam zu sein und nicht zum Alltag überzugehen. Sie sollen, wie Jesus hier schon zuvor ermahnt, die Zeichen der Zeit beachten.
Wenn du Jesus Christus nachfolgen willst und auf ihn hörst, dann ist hier der deutliche Auftrag enthalten: Achte auf die Zeichen der Zeit, damit du vorbereitet bist für das, was auf dich zukommen wird. Jesus nennt sie ja selbst.
Allerdings ist es so: Nun, als Lehrer versuche ich ja, etwas systematisch zu sein. Hier würde ich mir auch wünschen, dass Jesus das Ganze etwas systematischer aufgebaut hätte. Es liegt aber zum Teil auch daran, dass die Jünger Jesu etwas unsystematisch fragen.
Wenn wir genau hinsehen, dann erkennen wir, dass sie sagen: „Sage uns, wann wird dies geschehen, und wann wird es das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes der Welt sein?“ Sie fragen ihn hier eigentlich drei ganz unterschiedliche Dinge.
Wenn sie fragen: „Sage uns, wann wird das geschehen?“, dann sagt Jesus, dass im Tempel in Jerusalem kein Stein auf dem anderen bleiben wird. Dann fragen sie: „Wann ist der Zeitpunkt deiner Wiederkunft?“ Und schließlich: „Wann ist das Ende der Welt?“
Das sind, so wie wir heute wissen, sehr wahrscheinlich drei verschiedene Ereignisse. Den Tempel können wir mit Sicherheit zuordnen, denn er wurde bereits im Jahr 70 nach Christus im Krieg gegen die Römer zerstört. Die Wiederkunft Jesu erwarten wir in naher Zukunft. Das Ende der Welt wird aber, wie ich vorhin gesagt habe, erst nach dem tausendjährigen Reich sein. Dann wird diese Welt, in der wir leben, ganz am Ende sein.
Hier sind also drei verschiedene Fragen, die die Jünger stellen, und Jesus gibt auf diese drei Fragen gemeinsam Antwort. Wir können aber nicht immer ganz genau sagen, welcher Teil davon sich jetzt auf welches Ereignis bezieht. Es könnte auch sein, dass sich alle diese Kennzeichen mehr oder weniger auf alle diese Fragen beziehen, nur in unterschiedlicher Intensität.
Beispielsweise scheinen manche Aussagen, die wir darin lesen, sich stärker an Juden zu wenden. Das würde darauf hindeuten, dass es sich hier um die Zerstörung des Tempels handelt. Wenn zum Beispiel gesagt wird, man solle darum beten, dass es nicht an einem Sabbat geschieht, oder dass gesagt wird, wer in Judäa ist, der solle bestimmte Dinge tun, dann müssen wir sagen: Heute leben kaum Christen in Judäa, und Christen feiern keinen Sabbat. Was ist also dann das Problem?
Wir müssen davon ausgehen, dass dies wahrscheinlich eher die Situation ist, auf die Jesus Bezug nimmt, nämlich die Zerstörung des Tempels. Er wendet sich dabei an Juden, die das erleben und in diesem Umfeld sind. Aber ich kann das nicht hundertprozentig festlegen.
Es kann auch sein, dass es sich hier einfach darum handelt, dass diejenigen, die gerade in dieser Region sind, gemeint sind. Das wäre auch nicht ganz von der Hand zu weisen, denn wir wissen, dass die letzte große Schlacht, die Jesus schlagen wird, in Israel stattfinden wird.
Das ist die Schlacht von Armageddon, die in der Jesreelebene stattfindet. Diese große Ebene erstreckt sich vom Mittelmeer bis zum Jordan. Dort soll diese letzte Schlacht stattfinden – und das wäre wieder in Israel.
Wir haben in dem Text manche Dinge, die uns ziemlich deutlich erscheinen, und manche, die erst einmal etwas erklärungsbedürftig sind. Ich beginne vielleicht mit den erklärungsbedürftigen Stellen.
Da wird beispielsweise in Vers 15 erwähnt: „Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von dem durch den Propheten Daniel geredet wurde, an heiliger Stätte sehen werdet, dann flieht auf die Berge.“ Der „Gräuel der Verwüstung“ ist biblisch gesehen ein Fachbegriff, der an mehreren Stellen auftaucht, unter anderem bei Daniel, aber nicht nur dort. Er wird insbesondere für die Entweihung des Tempels benutzt. „Der Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte“ steht da ja auch.
Im Alten Testament wurde dieser Begriff verwendet und hat sich erfüllt, als Antiochus Epiphanes, ein heidnischer König, Jerusalem eroberte und im Tempel Gottes Schweineopfer darbrachte – unreine Tiere, die noch dazu heidnischen Göttern geopfert wurden. Für die Juden damals war das ein großes Unrecht. Sie nannten dieses Ereignis den „Gräuel der Verwüstung“.
Dieses Ereignis des Alten Testaments wird prophetisch von Jesus hier aufgenommen und auch in der Offenbarung erwähnt. Dort wird gesagt, dass so etwas Ähnliches in der Zukunft passieren wird. Meine Deutung ist, dass sich das darauf bezieht, dass der Antichrist sich in den Tempel in Jerusalem setzen wird und etwas Ähnliches tun wird wie Antiochus Epiphanes. Statt Gott wird ein Mensch verehrt, nämlich der Antichrist, der sich an diese Stelle setzt.
Deshalb deute ich die „heilige Stätte“ direkt im Blick auf den Tempel. Wer das vor Augen hat, weiß: In Jerusalem gibt es Berge, zum Beispiel den Ölberg. Auf einem Berg, ehemals Berg Moria, wo Abraham seinen Sohn opfern sollte, baute später Salomo den ersten Tempel. Unter Herodes wurde ein ganz neuer, stark erweiterter Tempel errichtet. Die Jünger waren stolz darauf, weil dieser erst wenige Jahre zuvor fertiggestellt worden war. Viele hielten ihn für ein Weltwunder der damaligen Zeit.
Der Tempel lag in der Stadt, die sich ringsherum und zum Teil auf dem nächsten Hügel ausbreitete, den man heute Berg Zion nennt. Direkt daneben gibt es ein Tal, und auf der anderen Seite steigt der Ölberg an.
Wir müssen uns vorstellen, Jesus sitzt mit den Jüngern dort. Sie schauen direkt auf diesen Tempel, den heiligsten Ort, den die Juden damals kannten. Dann sagt Jesus eben: „Der Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte“. Ich habe den Eindruck, damit meint er genau das: Dieser heilige Ort wird zum Gräuel der Verwüstung, weil dort andere Götter angebetet werden. Der Antichrist wird sich verehren lassen. Vermutlich ist das damit gemeint.
Dann gibt es hier noch einen anderen Satz: „Wo das Aas ist, sammeln sich die Geier.“ Manche sind sich unsicher, was das damit zu tun hat. Ich habe den Eindruck, dass Jesus damit sagen will: Der Gräuel kommt plötzlich und unerwartet, ähnlich wie in der Wüste, wenn irgendwo ein Tier gestorben ist. Man sieht das Tier oft nicht, aber man sieht die Geier am Himmel kreisen.
Jesus benutzt das als Vergleich. Er sagt: Wenn ihr diese Ereignisse seht, wisst ihr zwar noch nicht, dass die Wiederkunft Jesu unmittelbar ist, aber ihr erkennt, dass sie bald bevorsteht. So wie man in der Wüste sagt: „Wo Rauch ist, da ist auch Feuer“, so ist es auch hier. Wenn Geier kreisen, dann ist irgendwo Aas. Genauso will Jesus uns sagen: Wenn ihr diese Zeichen seht, dann ist die Wiederkunft nahe.
Ich glaube, das ist das Bild, das er uns hier vermitteln will.
Ein anderes Bild, das wir wenig später sehen, ist das des Feigenbaums. Der Feigenbaum ist in der Bibel häufig ein Symbol für Israel. Wenn hier steht, dass die Zweige saftig werden, dann merken wir: Bald ist Sommer. Der Sommer ist hier wiederum ein Bild für die Wiederkunft Jesu. Es heißt also: Wenn die Zweige des Feigenbaums saftig werden, dann ist die Wiederkunft Jesu nahe.
Meine Deutung wäre, dass hier ein indirekter Hinweis auf die Sammlung des Volkes Israel in dem Land gegeben wird, in dem sie heute leben. Zwischenzeitlich könnte man sagen, der Feigenbaum, also das Volk Israel, war trocken geworden, tot und zerstreut. Es gab sie nicht mehr als ein zusammenhängendes Volk. Jetzt ist Israel wieder lebendig geworden.
Man spricht in Israel Hebräisch mit einigen Abwandlungen, aber im Großen und Ganzen ähnlich wie zur Zeit des Neuen Testaments. Das Land und das Volk sind wieder lebendig geworden. Wenn ich das Bild so sehe, liegt es nahe zu sagen: Der Feigenbaum ist wieder lebendig geworden, die Zweige sind wieder saftig.
Hier wird keine Jahreszahl genannt, wie lange es noch dauern wird, bis Jesus wiederkommt. Aber es heißt: Wenn ihr den Feigenbaum wieder saftig werden seht, dann ist die Wiederkunft Jesu nahe.
Für mich ist das ein versteckter oder vielleicht auch nicht ganz versteckter, sondern indirekter Hinweis auf die Wiederherstellung des Volkes Israel. Das ist ein Zeichen, dass kurz danach das Ende kommt.
Dann lesen wir noch etwas, das ich erklärungsbedürftig finde. Ich habe keine ganz genaue Erklärung, aber wir können spekulieren. In Vers 27 heißt es: „Denn wie der Blitz vom Osten ausgeht und bis zum Westen scheint, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohnes sein.“ Das bedeutet offenbar, dass alle Menschen ihn sehen werden, vom Osten bis zum Westen.
Deshalb wird auch gesagt: Wenn die Leute euch sagen, er sei in der Wüste oder im Raum, dann sollt ihr nicht darauf hören. Denn alle werden ihn sehen. Es heißt: „Sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.“
Irgendwie wird Jesus das Wunder vollbringen, dass alle Menschen ihn sehen können. Man könnte fragen: Wie soll das gehen? Er ist ja in den Wolken. Wenn er in den Wolken in Israel ist, sehen wir ihn doch gar nicht, es ist viel zu weit weg. Oder auf der anderen Seite der Erde – wie soll das funktionieren?
Ich weiß es nicht genau. Technisch könnte man sagen: Heute gibt es Filmkameras, das wird gefilmt, und überall sehen wir es dann im Internet, auf Smartphones. Das wäre eine Möglichkeit.
Vielleicht ist es auch so, dass es Luftspiegelungen gibt oder Jesus es auf andere Weise möglich macht, dass alle ihn zur selben Zeit erkennen können. So wissen alle Menschen, dass es jetzt so weit ist – und zwar „auf den Wolken des Himmels“.
In Vers 30 heißt es außerdem: „Man wird sein Zeichen sehen“ und „das Zeichen des Menschensohnes wird am Himmel erscheinen.“ Auch hier sind verschiedene Deutungen möglich.
Eine heutige Deutung wäre, dass das Kreuz gemeint ist. Allerdings müssen wir sagen, dass das Kreuz erst etwa ab 300 n. Chr. zum Zeichen der Christen wurde. Vorher war es das sogenannte Rori-Zeichen.
Vielleicht haben manche das schon gesehen: Es gibt Kettenanhänger, die so aussehen wie ein X, und in dem X ist ein P. Das sieht so aus, und oft ist ein Kreis darum. Das ist eines der ältesten christlichen Zeichen. Es sind die ersten Buchstaben von „Christos“, denn das X ist das griechische Chi und das P ist eigentlich ein R – also Chi-Rho, Christos.
Das Kreuz wurde in der frühen Christenheit wenig benutzt, weil es eher als Folterinstrument bekannt war. Das wäre so, als würde man heute vor der Gemeinde einen elektrischen Stuhl oder einen Galgen aufstellen und sagen: „Das ist unser Zeichen.“ Die Leute würden das morbide finden.
Man muss sich vorstellen: Im Römischen Reich war das Kreuz ein Folterinstrument, niemand hätte sich eine Kette mit einem Kreuz angehängt oder es an sein Haus geheftet. Das wäre nur den Folterknechten oder Henker bekannt gewesen, aber sonst nicht.
Als im vierten Jahrhundert die Kreuzigung als Strafe verboten wurde, wurde das Kreuz immer mehr zum Zeichen der Christen – vielleicht auch das Fischzeichen.
Vielleicht ist es auch ein anderes Zeichen gemeint. Wir finden Hinweise, dass die Juden „den durchstochen haben“ erkennen werden. Vielleicht ist es das Zeichen der Wunden Jesu in Füßen, Händen und Seite, an denen man ihn erkennen wird.
Auf jeden Fall wird es ein Zeichen geben, das Jesus eindeutig als den Sohn Gottes und den Messias beglaubigt, der da kommen wird. Das ist, glaube ich, eine ganz eindeutige Aussage in diesem Text, auch wenn wir nicht genau wissen, wie dieses Zeichen aussehen wird.
Es gibt einige Kennzeichen, sowohl eher positive als auch problematische. Am Anfang wird viel von Kriegen gesprochen. Eine Sache möchte ich noch kurz erwähnen: Hier wird von Zeichen geredet – es werden Zeichen des Menschensohns aus dem Himmel erscheinen. Dann steht da, dass die Sterne vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels erschüttert werden.
Wer das genauer lesen möchte, kann in der Offenbarung nachschauen. Dort wird ganz genau beschrieben, wie das stattfindet und was passiert. Dabei dürfen wir „Sterne“ nicht mit den astronomischen Begriffen verstehen, die wir heute haben. Wir müssen das in der Sprache der Bibel sehen. In der biblischen Sprache sind alle Himmelskörper als Sterne bezeichnet.
Heute versteht man unter Sternen leuchtende Himmelskörper, um die sich andere Planeten drehen. Astronomisch gesehen wäre es gar nicht möglich, dass diese Sterne auf die Erde fallen. Warum? Wenn man nachliest, stellt man fest: Unsere Sonne ist ja auch ein Stern, allerdings ein eher kleiner. Aber sie ist tausendmal größer als die Erde. Würde sie auf die Erde fallen, wäre hier gar nichts mehr – die Erde würde in einem kurzen Moment verdampfen. Das Ende wäre sofort da.
Deshalb ist das höchstwahrscheinlich nicht gemeint. Gemeint ist, dass die kosmischen Zusammenhänge erschüttert werden. Mit „Sternen“ können biblisch gesehen auch andere Himmelskörper gemeint sein, zum Beispiel ein Asteroid, der auf die Erde trifft.
In den letzten Jahren gab es immer wieder Spielfilme, die zeigen, wie alles kaputtgeht, wenn ein Meteorit auf die Erde trifft. Das kann schlimmer sein als eine Atombombenexplosion. So etwas wird wohl passieren. Die Offenbarung beschreibt das bis ins Detail: Es wird gesagt, dass sich der Himmel verfinstern wird – was für einen Meteoriteneinschlag sprechen könnte, weil dabei riesig viel Staub aufgewirbelt wird. Das beeinflusst die ganze Atmosphäre.
Das würde zu einer Abkühlung der Erdatmosphäre führen. Plötzlich gäbe es nicht mehr genug zu essen und zu trinken, und die Menschen würden sich gegenseitig bekämpfen. Solche Szenarien könnten genauso eintreten, wenn astronomische Ereignisse wie ein Meteoriteneinschlag oder Meeresüberschwemmungen stattfinden.
Mit „Sternen“ sind hier also höchstwahrscheinlich nicht die astronomischen Sterne gemeint, wie wir sie heute kennen. Die leuchtenden Sterne sind zu groß, um auf die Erde zu fallen, und außerdem viel zu weit entfernt. Selbst wenn Gott ein Wunder tut, würden sie unter normalen Umständen Millionen von Jahren brauchen, um hier anzukommen. Manche sind Jahrtausende Lichtjahre entfernt.
Die Bibel meint einfach Himmelskörper, die auf die Erde fallen, ähnlich wie beim Stern von Bethlehem. Wir wissen nicht genau, ob das eine ferne Sonne war oder ein anderes Himmelszeichen.
Zurück zu den Kennzeichen für das Ende: Es wird deutlich gesagt, dass es Kriege geben wird. Wenn ich das höre, denke ich: Kriege gab es ja immer in der Weltgeschichte. Wahrscheinlich gab es nie ein Jahr, in dem es keinen Krieg gab. Die Aussage „Eines wird sich gegen das andere erheben“ drückt vielleicht eher aus, dass es nicht unbedingt mehr Kriege werden, sondern dass wir von Kriegen und Kriegsgericht hören werden. Jesus hebt bewusst hervor: „Ihr werdet von Kriegen hören, habt aber Acht und erschreckt nicht.“
Das ist für mich eine andere Sache. Vor 500 Jahren zum Beispiel, wenn in China ein Krieg ausbrach, bekamen wir in Deutschland davon kaum etwas mit. Heute erfahren wir von Terroranschlägen oder Kriegen weltweit oft schneller als die Menschen vor Ort, dank moderner Medien. In China gibt es kontrollierte Medien; hier verbreiten sich Nachrichten über Twitter oder andere Plattformen blitzschnell.
Wir werden heute also täglich mit Nachrichten über Terroranschläge, Kriege und ähnliches bombardiert, wenn wir aufmerksam sind. Wenn dann die Ermahnung kommt: „Habt keine Angst, erschreckt nicht!“, dann ist das genau auf uns bezogen. Manche Christen schauen keine Nachrichten mehr oder lesen keine Zeitung, weil sie von den vielen Negativmeldungen frustriert sind. Das kann ich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.
Ich selbst mache es nicht so, weil ich wissen möchte, was gerade passiert. Ich will für die Menschen beten und auch auf Fragen antworten können. Aber es kann frustrierend sein, wenn man sieht, wie viel Bosheit und Leid es auf der Welt gibt – in Europa und noch viel schlimmer in anderen Teilen der Welt.
Eine andere Komponente ist, dass wir nicht nur von Kriegen hören, sondern beunruhigt werden. Es steht ja nicht, dass wir mittendrin sind, sondern dass wir davon hören. Die heutige Intensität der Berichterstattung ist viel höher als früher.
Es wird auch von Hungersnöten, Seuchen und Erdbeben gesprochen. Bei Erdbeben ist die Frage, ob es mehr werden oder intensiver sind, nicht klar beantwortet. Es steht nur, dass wir davon hören werden.
Wenn man bei großen Rückversicherern wie der Münchener Rück nachschaut, wird festgestellt, dass Erdbeben in den letzten Jahren viel größeren Schaden verursacht haben. Das liegt daran, dass heute viel mehr gebaut ist. Im Mittelalter konnte man nach einem Erdbeben relativ schnell wieder aufbauen. Heute gibt es an manchen Stellen Atomkraftwerke, wie in Fukushima, die bei einem Erdbeben zerstört werden können. Die Schäden sind dann viel größer und die Auswirkungen langanhaltend.
Viele Naturkatastrophen haben heute also stärkere und größere Auswirkungen als früher. Vielleicht ist das damit gemeint. Wir wissen es nicht genau. Es wird jedenfalls gesagt, dass diese Ereignisse Angst und Schrecken auslösen können.
Als Christen sollen wir aber nicht in Angst und Schrecken verfallen. Wenn wir denken, jetzt ist bald das Ende und wir wollen uns nur noch verkriechen, sagt Jesus genau: Macht es nicht!
Er sagt erstens: Das, was ihr bisher erlebt, sind nur die Anfänge der Wehen. Das ist noch nicht der Höhepunkt. Wenn ihr jetzt schon Angst habt, was passiert, wenn der Antichrist auftritt, dann seid ihr vorher schon ganz verschwunden. Also ist es besser, in der jetzigen Zeit zu leben.
Wir hören von Kriegen, Erdbeben, Seuchen und Hungersnöten, und könnten erschrecken, weil alles so schlimm erscheint. Aber wir sollen darauf schauen, dass Jesus die Sache in der Hand hat. Es entgleitet ihm nicht. Wir sollen nicht in Angst verfallen, denn am Ende wird Jesus triumphieren und dem Ganzen einen Schlusspunkt setzen.
Dann wird etwas beschrieben, das uns persönlich betrifft: Man wird euch weltweit verfolgen. Viele Bibelausleger verbinden das mit dem Antichristen und dem „Groll der Verwüstung“. Wenn der Antichrist auftritt, wird er sich als Gott verehren lassen und eine Welteinheitsreligion schaffen. Wer nicht mitmacht, gilt als Störenfried und wird verfolgt.
In der Apostelgeschichte und der Offenbarung wird auch vom „Mal des Tieres“ gesprochen: Wer dieses Mal nicht hat, an der Hand oder Stirn, kann nicht mehr kaufen und verkaufen. Man muss sich also bereit erklären, die Ideologie des Antichristen zu übernehmen, um ein normales Leben führen zu können.
Wer das nicht tut und sagt: „Ich verehre ihn nicht als Gott“, wird verfolgt, weil er als Störenfried gilt. Ich hoffe, ich bin nicht zu pessimistisch, aber wenn ich die weltweite Situation und auch Deutschland betrachte, sehe ich Tendenzen, dass Christen immer mehr als Störenfriede gelten.
Wir sollen doch alle friedlich zusammenleben, aber manche Christen stören diese Harmonie. Deshalb ducken sich viele Christen weg oder sagen zu heiklen Themen nichts mehr. Sie passen sich an.
Zwischenzeitlich gibt es kaum noch gesellschaftliche Themen, bei denen nicht auch evangelikale Christen sagen: „Da bin ich auch einverstanden.“ Im Dezember gab es eine Diskussion, an der ich beteiligt war, weil Michael Diener, Vorsitzender der Evangelischen Allianz, öffentlich sagte, dass man Homosexualität tolerieren müsse, da es unterschiedliche Meinungen dazu gebe.
Auch in der Frage der Mission dürfe man nicht mehr genau sagen, wer gerettet ist und wer nicht. Das ist kein Einzelfall, sondern ein Trend der letzten zehn Jahre in Deutschland, der sogenannten Postmoderne. In der Postmoderne gibt es keine absolute Wahrheit mehr.
Tragisch ist, dass viele Christen diesen Trend mitmachen. Ich habe kürzlich ein Buch rezensiert, in dem ein evangelikaler Christ schreibt, dass Muslime nicht generell verloren sind, weil sie Jesus lieben. Aber das stimmt nicht, denn der islamische Jesus ist nicht der Sohn Gottes, er ist ein Prophet des Islam.
Leider tendieren immer mehr Christen dazu zu sagen, dass alles zusammengehört und wir uns nicht unterscheiden sollten. Das führt dazu, dass viele evangelikale Christen den Glauben aufgeben, weil sie die gesellschaftliche Ächtung nicht ertragen.
Es ist nicht leicht, ausgelacht oder lächerlich gemacht zu werden. Bei uns in der Nähe gab es einen Pfarrer, der sich weigerte, Homosexuelle zu trauen. Das führte zu großem Widerstand, Medienhetze und einer Sonderuntersuchung. Für ihn war das sehr schwierig.
Der einfachere Weg ist oft, sich wegzuducken, nichts mehr zu sagen. Das ist für viele inzwischen eine Strategie: Über Abtreibung, Ehescheidung, Rolle der Frau, Homosexualität, Mission und wirtschaftliche Ungerechtigkeit wird nicht mehr gesprochen, weil es zu heikel ist.
Das zeigt, dass die Stimmung kritischer wird. Vor eineinhalb Jahren schrieb die OECD in ihrem Jahresbericht, dass die Verfolgung von Christen in Europa zunimmt. Das liegt daran, dass die Öffentlichkeit durch Presse und Gesetzgebung zunehmend kritisch gegenüber Christen wird.
Wenn Kirchenvertreter sagen, alles sei in Ordnung, gibt es keine Probleme. Ein Beispiel: Ein EKD-Vorsitzender wurde Mitglied eines Moscheegründungsvereins und setzt sich für den Bau einer Großmoschee ein. Für ihn gibt es keine Probleme. Aber wenn man sich zu Jesus hält, wird man verfolgt.
Die Verfolgung ist in Deutschland noch gering, wir sind durch Gesetze geschützt. Aber das ist nur der Anfang. Wenn wir jetzt schon zusammenbrechen, was passiert, wenn die richtige Verfolgung kommt?
Wir vergessen oft, dass die Situation in Europa eine Ausnahme ist. In Saudi-Arabien ist der Besitz einer Bibel strafbar, Gottesdienste sind verboten, es gibt keine Kirchen, und wer öffentlich vom Glauben spricht, wird ins Gefängnis geworfen. Das gilt auch für viele andere Länder.
Das sollte uns herausfordern. Leider werden viele Christen versagen, nicht nur den Glauben aufgeben, sondern auch einander verraten und hassen. Die Liebe wird in vielen erkalten.
Das ist gefährlich. Wenn man keine Probleme haben will, wendet man sich gegen andere Christen, kritisiert sie und fordert Anpassung. Das führt zu Spaltungen.
Geistlich gesehen ist das das wichtigste Kriterium der letzten Zeit. Wenn man den Text noch einmal betrachtet, sieht man: Am häufigsten wird nicht von Kriegen gesprochen, auch nicht von Sternen, die vom Himmel fallen, sondern dreimal wird erwähnt, dass viele falsche Propheten auftreten werden.
Das ist das häufigste Kennzeichen. Das betrifft uns Christen besonders, weil manche eine große Erweckung erwarten. Ich freue mich, wenn es eine Erweckung gibt, aber hier wird gesagt, dass Menschen auftreten, die behaupten, im Auftrag Gottes zu sein.
Sie sagen sogar, sie seien Christus, Apostel oder Propheten. Sie behaupten, genau zu wissen, wo Jesus ist, wie man ihn findet und was man tun muss. Sie werden Zeichen und Wunder tun, manche sogar im Namen Jesu. Doch Jesus wird zu ihnen sagen: „Ich kenne euch nicht.“
Das ist eine große Herausforderung und Verführung. Wenn wir sagen, das sind Gegner des Glaubens, können wir sie erkennen. Aber es wird auch Verführung von innen geben: Menschen, die so tun, als würden sie auf Jesus hinweisen.
Zu keiner Zeit, die mir bekannt ist – und ich unterrichte seit zwanzig Jahren Kirchengeschichte – gab es so viele Leute, die behaupten, Jesus zu sein. Weltweit gibt es heute über zwanzig Menschen, die das von sich sagen, allein drei in Russland.
Viele treten als Propheten auf und behaupten, Gott spreche direkt zu ihnen. Einige kennen vielleicht den Namen Ivo Sasek. Er hat seinen Sitz in der Schweiz und hat viele Gemeinden beeinflusst. Er schreibt offen, dass man sich ihm anschließen muss, sonst komme die Endzeit und man werde nicht in den Himmel eingelassen.
Er sagt, nur wer Teil seiner „organischen Christusgeneration“ wird, kann gerettet werden. Das ist eine sehr drastische Aussage. Früher war er ein evangelikaler Prediger, heute führt er die Menschen in die Irre.
Ich nenne ihn nur als Beispiel. Es gibt viele, die heute mit Versprechungen von Wundern und Prophetien auftreten und behaupten, den richtigen Weg zu zeigen. Die Menschen erleben tatsächlich etwas, denn in der Bibel steht, dass falsche Propheten Zeichen und Wunder tun werden.
Auch der Antichrist wird mit seinem falschen Propheten Wunder tun und die Menschen beeindrucken. Dann werden sie sagen: „Hier ist Gott.“ Deshalb müssen wir besonders vorsichtig sein.
Die häufigste Verheißung für die letzte Zeit lautet: Es werden falsche Propheten und falsche Christusse auftreten, die die Menschen verführen, vor allem Christen. Das wird im Text dreimal erwähnt.
Das Schöne, was wir hier als Kennzeichen finden, ist neben dem, dass das Volk Israel wieder gesammelt wird, dass es Zeichen am Himmel geben wird. Es wird Kriege und Hungersnöte geben. Die Liebe wird erhalten bleiben, und Christen werden verfolgt werden.
Das Schöne, was wir hier darin lesen, ist, dass das Zeugnis von Jesus Christus auf der ganzen Welt verkündigt wird. Der von mir durchaus geschätzte Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf hat dies wörtlich genommen und gesagt: Zu dem Zeitpunkt, wenn alle Völker erreicht sind, wird Jesus wiederkommen.
Das war für ihn eine ganz starke Missionsmotivation. Er sagte, er wolle das Kommen Jesu beschleunigen und deshalb besonders intensiv missionieren. So hoffte er, dass noch zu seiner Generation die ganze Welt erreicht wird. Wir hoffen das heute auch.
Allerdings, wenn man genau liest, steht nicht, dass das Ende kommt, wenn der letzte Volksstamm erreicht ist. Es heißt vielmehr: Zu dem Zeitpunkt wird in der ganzen Welt das Evangelium verkündigt. Es könnte also sein, dass das Evangelium bereits seit 100 Jahren auf der ganzen Welt gepredigt wird.
Es heißt also, dass am Ende der Zeiten überall auf der Welt das Evangelium verkündigt wird. Das steht ja, aber nicht, dass es erst dann endet, wenn das letzte Volk erreicht ist.
Vor allem stellt sich die Frage: Was heißt hier Volk und Nation? Schauen wir bei den Wycliffe-Bibel-Übersetzern, so zählen sie etwa 5.000 Sprachen. Es gibt aber noch viele Sprachen, die offen sind.
Die Frage ist nun: Ist jeder Dialekt auch eine Sprache? Wann ist ein Volk ein Volk? Sind die Bayern ein eigenes Volk oder gleichzeitig auch Deutsche? Das ist Definitionssache und hängt davon ab, wen man fragt.
Darum geht es aber nicht. Wir sollen jetzt nicht zählen, in welcher Sprache es schon eine Bibelübersetzung gibt. Wir sollen auch nicht zählen, in welchem Land gerade noch ein Missionar ist. Denn ich glaube, das hat sich zwischenzeitlich schon erfüllt.
Insbesondere hat sich ein Riesenschritt durch die modernen Medien ergeben. Das merkt man auch daran, dass man heute aus egal welchem Land als Flüchtling kommen kann. Was man in jedem Fall bei sich hat, wenn man schon nichts mehr zu essen hat, ist ein Smartphone.
Heute gibt es immens tolle Möglichkeiten, über das Internet zu missionieren. Zum Beispiel in arabischen Ländern, etwa Saudi-Arabien, wo Bibeln strikt verboten sind.
Schüler von uns an der Bibelschule haben jedes Jahr Kontakt zu saudi-arabischen Studenten über das Internet. Man kann in einen Chatraum gehen und über Glauben sprechen.
Man kann heute Menschen in Saudi-Arabien predigen, ohne umgebracht oder eingesperrt zu werden – und das von Deutschland aus. Man kann ihnen das Evangelium verkündigen.
Das war für eine Generation noch total unmöglich. Saudi-Arabien war ein verschlossenes Land, in das man nie reinkam.
Heute kann man durch Fernsehsendungen und Radiosendungen hineinsenden, und die Leute können das empfangen.
Deshalb gibt es in vielen arabischen Ländern Menschen, die zum Glauben kommen, weil sie das Evangelium hören, ohne dass ein Missionar vor Ort gegenwärtig ist.
Das heißt, wir haben heute tatsächlich eine weltweite Verbreitung des Evangeliums.
Ja, es mag noch ein paar Stämme im Amazonasurwald oder anderswo geben, die noch nichts gehört haben. Das stimmt, aber generell ist das erfüllt.
Das heißt noch lange nicht, dass sich alle Menschen bekehren. Aber da, glaube ich, haben wir schon eine große Grundlage.
Wenn ich jetzt diese ganzen Dinge noch einmal Revue passieren lasse, dann würde ich sagen – wie ich auch schon eingangs sagte – viele der Dinge, die wir hier lesen, haben sich schon erfüllt.
Deshalb haben wir guten Grund, davon auszugehen, dass Jesus zu unserer Lebzeit wiederkommen wird. Wir können sagen: Es ist bald so weit.
Ich sage hier bewusst „bald“. Ihr werdet nicht hören, dass ich euch irgendein Datum nenne oder sage, es sei im nächsten Jahr oder übernächsten Jahr oder irgendwann anders.
Aber lasst uns innerlich darauf eingestellt sein: Herr Jesus, komm bald! Maranatha, komm bald! Wie Johannes es auch schon gebetet hat.
So können wir uns darauf freuen, dass es so ist, dass wir darauf hinfiebern und unser Leben darauf einstellen.
Und wenn wir das tun, dann gibt es verschiedene Reaktionen. Viele Christen in Deutschland haben das Jenseits vergessen. Das heißt, das Jenseits spielt für sie keine Rolle mehr. Wir haben uns so bequem eingerichtet, weil wir in Deutschland noch relativ gut leben können. Mit guter Gesundheitsversorgung – mehr oder weniger gut, aber generell viel besser als in den meisten anderen Teilen der Welt.
Wir sind relativ reich, haben so viel zu essen, dass wir weit mehr haben, als wir brauchen. So reichhaltig, wie es nicht einmal Könige im Mittelalter hatten. Außerdem können wir heute mit relativ wenig Geld in andere Länder reisen. All diese Dinge bedeuten für uns Luxus. Manche genießen das so sehr, dass sie vergessen, dass wir eigentlich dafür leben, keinen dauerhaften Ort hier auf der Erde zu haben. Das sollten wir im Kopf behalten.
Wenn wir diese Kennzeichen vor Augen haben und daran denken, dass Jesus versprochen hat, wiederzukommen, dann sollte das bei uns auslösen, dass wir uns nicht zu sicher und fest hier einrichten. Wir sollten immer wieder, möglichst jede Woche, an das Ende denken – nicht um in Angst und Schrecken zu versinken, das macht ja gerade keinen Sinn. Sondern um unser Alltagsleben zu überprüfen: Ist das, was ich tue, wirklich sinnvoll? Richte ich mich nicht vielleicht zu sehr hier ein? Investiere ich nicht zu viel Energie darauf, es mir hier gemütlich und kuschelig zu machen und vergesse dabei, dass Jesus dem allem ein Ende setzen wird? Und wahrscheinlich nicht erst in ferner Zukunft.
Also frage ich mich: Investiere ich meine Zeit richtig? Gerade für Christen ist das eine wichtige Frage, die dadurch aufgeworfen wird. Deshalb kommt ja in den folgenden Versen die Aufforderung zur Wachsamkeit: „Seid wachsam, damit ihr bereit seid, wenn es so weit ist.“ Dann kommen die zehn Jungfrauen ins Spiel – die dummen Jungfrauen, die nicht bereit sind, und die klugen, die bereit sind, wenn der Bräutigam kommt.
Der Bräutigam ist in diesem Zusammenhang Jesus. Wenn Jesus kommt, wenn er erscheint, sollen wir bereit sein. Ich habe oft gedacht, das dauert noch fünfzig Jahre. Aber selbst wenn es so sein sollte: Wir sollen bereit sein zur Begegnung mit Jesus.
Überlege also, wo du dich zu sehr am Leben hier auf der Erde festhängst. Wo du in deinem geistlichen Leben das Jenseits und das Kommen Jesu vergessen hast oder wo es in deiner Lebensplanung keine große Rolle mehr spielt. Gerade wenn es uns gut geht, kann das passieren. Das ist die Herausforderung: Mach das nicht! Setze die richtigen Akzente. Denk wieder daran, wenn du dein Leben planst und gestaltest: Jesus will bald wiederkommen, und wir sollen uns darauf einrichten.
Die zweite Sache, die hier angesprochen wird, ist, dass wir keine Angst haben sollen. Es heißt: Fürchtet euch nicht, wenn ihr all das seht, habt keine Angst. Darüber möchte ich auch gerade die letzten Verse aus dem Matthäusevangelium lesen, denn dort wird das noch einmal deutlich betont.
In Matthäus 28,18-20 steht: „Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit. Amen.“
Gerade deshalb sollen wir keine Angst haben und uns nicht fürchten. Wir wissen, an wen wir glauben. Es ist derjenige, dem alle Macht gegeben ist – im Himmel und auf Erden. Er ist der, der bei uns sein will, bis die Welt untergeht, bis das Ende dieser Welt da ist.
Das dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren. Als Christen kann es nämlich passieren, dass wir nur noch das Schlimme und das Böse sehen. Ich bekomme ab und zu ein paar Blättchen zugeschickt. Manche sind sehr informativ, aber andere enthalten fast nur schlimme Meldungen. Bei jedem Blättchen scheint die Welt unterzugehen. Das kann frustrierend sein.
Manchmal wünsche ich mir, es gäbe auch ermutigende Verse, in denen steht, dass wir uns auf die Wiederkunft Jesu freuen dürfen. Oder Verse, die uns daran erinnern, dass Jesus die Sache noch in der Hand hat.
Ich kenne auch manche geistlichen Geschwister – ich hoffe, es sind nicht zu viele – die sehr begeistert von Verschwörungstheorien sind. Jede Woche bekomme ich Mails, in denen ich aufgefordert werde, die Leute auf den nahenden Antichristen aufmerksam zu machen. Dann kommen die Illuminaten, die Freimaurer, die Scientologen, die Muslime, die Katholiken – alle möglichen Gruppen werden als Weltbeherrscher genannt.
Diese Gruppen müssen sich doch eigentlich untereinander einigen, wer wirklich die Welt beherrscht. Doch jeder hat seine eigene Vorstellung davon. Am Ende entsteht nur eine deprimierende Stimmung: „Lasst uns den Kopf einziehen, da sind die bösen Weltbeherrscher!“
Aber wer ist nun der Herr der Welt, des Universums? Das lesen wir ganz deutlich: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden“ – seit Jesus. Und auf seiner Seite stehen wir.
Selbst wenn die Illuminaten und Freimaurer die Welt beherrschen sollten, müssen wir sagen: Wir sind auf der Seite der Stärkeren, der das letzte Wort haben wird. Das letzte Wort in der Weltgeschichte wird nicht eine Weltverschwörung haben, sondern Jesus Christus.
Deshalb sollen wir froh sein und nicht nur auf solche Dinge schauen. Selbst wenn es wahr wäre – was wir noch diskutieren müssten – dann müssten wir sagen: Ihr Weltbeherrscher, was könnt ihr schon machen? Wir kennen denjenigen, der das letzte Wort hat. Er setzt Könige ein und ab, egal wie mächtig sich die Menschen fühlen.
Darum habt keine Angst, fürchtet euch nicht und lasst euch nicht von schlechten Meldungen in den Medien, von Unglücken oder angedeuteten Katastrophen einschüchtern. Wir wissen von Jesus Christus, der an unserer Seite steht und uns in jeder Situation beisteht.
Wir lesen, dass er uns die richtigen Worte eingeben wird, wenn wir vor Gericht gestellt werden und nicht mehr wissen, was wir sagen sollen. Wenn zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, dann ist er mitten unter uns und gegenwärtig.
Er ist bei uns, selbst wenn wir ins Gefängnis kommen. Als Jugendlicher hat mich das sehr fasziniert, als ich den Bericht von Pfarrer Wurmbrand gelesen habe. Er saß viele Jahre in rumänischen Gefängnissen, oft in Einzelhaft, und hatte nur das Wort Gottes. Das zeigt: Jesus ist auch in den schwersten Situationen bei uns.
Auch wenn es Verfolgung gibt, ist er an unserer Seite. Daran sollen wir festhalten.
Wenn also die ganzen Krisen, die jetzt schon laufen oder auf uns zukommen, uns niederdrücken – dann denk daran und sei ermutigt! Jesus hält die ganze Macht in seiner Hand. Er hat versprochen, an der Seite seiner Kinder zu sein, egal welche Katastrophen über die Welt oder über dich hereinbrechen.
Das ist eine ganz wichtige Perspektive, die wir haben sollten.
Und vielleicht die letzte Sache, die ich hier noch erwähnen möchte: Das ist das, was in diesem Auftrag steht und was wir gerade schon gelesen haben. Der wichtigste Auftrag, den wir haben, bis Jesus wiederkommt, ist, sein Evangelium, die Botschaft von Jesus Christus, weiterzutragen.
Das ist der wichtigste Auftrag, denn alles andere – alle Häuser, die wir bauen – werden spätestens dann, wenn hier ein großer Krieg ausbricht und all die Katastrophen passieren, verschwinden. Alles wird auf einen Schlag zerstört sein. Keiner von uns baut Häuser für die Ewigkeit, keiner spart für die Ewigkeit. Das ist alles nur relativ kurzfristig. Daran sollten wir denken. Unser Hauptauftrag hier ist, Menschen auf Jesus Christus aufmerksam zu machen.
Onkel Ernie, einer der Gründer unserer Bibelschule, hat das einmal so ausgedrückt: Er sagte zu den Leuten, „Ich bin auf dem Weg zum Himmel und ich sehe, dass ich möglichst viele mitnehme.“ Das fand ich eine gute Aussage. So kann man es auch ausdrücken, nicht wahr? Das ist doch eine Perspektive.
Er ist inzwischen gestorben, vor ein paar Wochen, im hohen Alter. Aber er hat das bis zum Ende gemacht. Noch als er im Rollstuhl saß, hat er in seiner Gemeindestunde gehalten, um die Kinder zu ermutigen, Jesus nachzufolgen, im Alter von etwa neunzig Jahren.
Das ist doch eine Perspektive: Nicht zu sagen, mit fünfundsechzig ist Schluss, alle Verantwortung abgegeben. Nein, solange du hier auf der Erde lebst, gilt der Auftrag Jesu für dich – bis Jesus wiederkommt, entweder persönlich, weil du gestorben bist, oder wenn er leibhaftig erscheint.
Ich finde, jeder an seiner Stelle, jeder mit seinen Möglichkeiten, sollte mutig auf Jesus Christus hinweisen. Immer wieder darum beten, dass Gott einem Weisheit gibt, die richtigen Worte zu finden und diese dann auch weiterzugeben.
Hier drei Punkte, gerade mit Jesus in der Endzeit. Das ist ja auch das Thema für heute Abend. Die Endzeit wird kommen. Meine Prognose ist sogar, sie hat entweder schon angefangen oder wir sind ganz nah dran. Das dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren.
Erstens: Richte dich auf der Erde nicht ein. Vergiss nicht das Jenseits, auch wenn du mal Phasen hast, in denen es dir gut geht oder wenn niemand mehr daran denkt, dass Jesus wiederkommt. Doch er wird kommen.
Zweitens: Wenn du deswegen ganz niedergeschlagen und niedergedrückt bist, wenn du immer nur Angst hast, weil du schlimme Meldungen hörst – sei ermutigt! Wenn du zu Jesus Christus gehörst, gehörst du zum Sieger. Du gehörst zu dem, der alle Macht im Himmel und auf Erden hat.
Wir brauchen nicht frustriert zu sein. Selbst wenn es schlimm wird, steht er an unserer Seite, wird uns Kraft geben und nur so viel Zumutungen schicken, wie wir tragen können.
Drittens: Solange wir hier noch auf der Erde sind, lasst uns den wichtigsten Auftrag ausführen, den wir haben: nämlich andere Menschen mit in den Himmel zu nehmen, so weit es an uns liegt. Wir sollen auf Jesus hinweisen – so vielfältig und kreativ wie möglich.
Dafür müssen wir uns immer wieder etwas Neues einfallen lassen, wie wir Menschen erreichen können. Selbst die Leute, von denen wir vielleicht meinen, sie wissen schon einiges, wissen allein durch Hören nicht genug.
Ich habe vor kurzem eine statistische Untersuchung gelesen, die sagt: Ein Mensch, der Christ wird, muss ungefähr zehnmal das Evangelium ausführlich erklärt bekommen, ehe er genau versteht, worum es geht, und sich dann entscheidet.
Manchmal sind wir schon nach dem ersten Mal zufrieden und sagen: „Jetzt weiß der das doch.“ Und wenn er sich nicht entscheidet, fragen wir, warum nicht. Dabei vergessen wir oft, wie viel Gnade und Geduld Gott mit uns gehabt hat.
Denn die meisten von uns sind doch nicht schon im Alter von einem Jahr gläubig geworden, oder? Ich gehe mal nicht davon aus. Selbst die, die im gläubigen Elternhaus groß geworden sind, haben vielleicht 14 Jahre lang Hunderte Predigten gehört und Tausende Bibelarbeiten besucht, bevor sie sich bekehrt haben.
Da hat Gott auch viel Geduld gehabt. Er hat nicht gesagt: „So, zwei Jahre Bibelarbeit, zack, genug.“ Wir müssen manchmal auch Geduld haben mit Menschen, denen wir das Evangelium weitergeben.
Viele Leute in unserer Umgebung haben so gut wie nie etwas vom Glauben gehört. Sie wissen manchmal gar nicht, was sie ablehnen. Da liegt die Herausforderung darin, das nicht zu vergessen, sondern die Möglichkeiten zu nutzen, die Gott uns öffnet. Dafür müssen wir kreativ sein und neue Ideen überlegen, wie wir Menschen ansprechen und das Evangelium weitergeben können.
Gott sieht deine Situation: Du bist schuldig vor Gott, hast in deinem Leben Schuld angesammelt, und alleine kannst du das nicht wieder geradebiegen. Deshalb ist Jesus Christus gestorben. Er hat deine Schuld auf sich genommen und war selbst bereit, dafür bestraft zu werden.
Wenn du das akzeptierst, wenn du das annimmst und um Vergebung bittest, will dir Jesus Christus vergeben.
Das sollen wir anderen Menschen weitergeben, die das vielleicht noch nicht gehört haben, oder die es zwar gehört, aber noch nicht verstanden haben, oder die es zwar gehört und verstanden, aber noch nicht angenommen haben.
An dieser Stelle bete ich gerne mit. Wer mitbeten möchte, kann das gerne tun:
Herr Jesus Christus, vielen Dank, dass du uns nicht im Unklaren lässt, was die Zukunft dieser Welt und auch unsere eigene angeht. Danke, dass du damals den Jüngern auf dem Ölberg die Wahrheit gesagt hast – nicht nur die positiven Seiten, sondern auch die Probleme, die in dieser letzten Zeit auftauchen werden.
Ich bitte dich, dass du uns daran erinnerst und dass diese Erkenntnis Konsequenzen hat für unsere Beziehung zu dir und für unser Verhalten, für die Entscheidungen, die wir im Leben treffen.
Herr Jesus, du kennst alle, die heute Abend hier sind. Du weißt, wo sie stehen. Du kennst diejenigen, die noch keine Beziehung zu dir haben, die zwar einiges über den Glauben wissen, aber noch auf Distanz sind. Ich bitte dich, dass du ihnen nahekommst, dass sie ihre Schuld dir bekennen und bereit sind, ein Leben mit dir zu beginnen – auch für die Ewigkeit bei dir zu sein.
Ich bitte dich auch für diejenigen, die schon gläubige Christen sind und mit dir leben wollen. Ich bitte für uns alle, dass wir dich nicht vergessen und deine Wiederkunft nicht vergessen. Erinnere uns immer wieder daran, dass du uns bewahrst vor dem Irrtum, ewig hier so weiterleben zu können.
Bewahre uns auch davor, zu viel Energie und Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu lenken und zu vergessen, dass wir hier nur gastweise auf Erden sind und wahrscheinlich gar nicht so lange.
Ich bitte dich für diejenigen, die häufig unter Angst und Schrecken leiden angesichts all der Meldungen aus Politik, Wirtschaft, Kriegen und Katastrophen. Tröste sie, komm ihnen nahe und gib ihnen neu den Blick auf dich.
Lass sie sehen, merken und wirklich glauben, dass du derjenige bist, der das letzte Wort hat. Dass du alle Macht im Himmel und auf Erden hast – nicht ein Regierungschef, kein Militärchef, kein Firmenchef, kein Weltverschwörer, sondern du allein hast das letzte Wort.
Lass uns das alle nicht vergessen und in unserem Leben berücksichtigen, damit wir nicht in Angst und Schrecken verfallen, gerade wenn viele Menschen um uns herum verzweifeln und perspektivlos werden. Hilf uns, dich dabei nicht aus den Augen zu verlieren.
Ich bitte dich auch für alle, die deine Kinder sind, dass du sie an die Möglichkeiten erinnerst, die du ihnen gegeben hast, auf dich hinzuweisen. So sollen noch viele Menschen in unserer Umgebung von dir hören – von deiner Liebe, deiner Gerechtigkeit, deiner Macht und Majestät.
Lass sie ein Leben mit dir beginnen und dadurch Sinn, Ziel, Perspektive und Vergebung in ihrem Leben erfahren.
Danke, dass du das tun willst und dass du uns dafür gebrauchen willst – ganz gleich, wie begabt, alt oder jung, reich oder arm wir sind. Danke, dass du uns hilfst und beistehst. Amen!