Ein Wunder in einer unerwarteten Gegend
Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch das, was wir an Jesus Christus erkennen.
Ein Bericht über Jesus aus Markus 7
Und als er wieder fortging aus dem Gebiet von Tyrus, kam er durch Sidon an das galiläische Meer und mitten in das Gebiet der zehn Städte. Sie brachten zu ihm einen, der taub und stumm war, und baten ihn, er möge die Hand auf ihn legen.
Er nahm ihn aus der Menge beiseite, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel. Dann sah er auf zum Himmel, seufzte und sprach zu ihm: „Hevata“, das heißt: „Tu dich auf!“
Sogleich taten sich seine Ohren auf, die Fessel seiner Zunge löste sich, und er redete richtig. Jesus gebot ihnen, sie sollten es niemandem sagen. Doch je mehr er es verbot, desto mehr verbreiteten sie es.
Sie wunderten sich über die Massen und sprachen: „Er hat alles wohl gemacht, die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend.“
Das sind eindrucksvolle Berichte über Jesus, liebe Gemeinde. Obwohl der herrliche Name Jesus hier noch nicht einmal vorkommt, ist immer von „er“ die Rede. Er hat alles wohl gemacht. Er nahm den Kranken vor dem Volk besonders heraus.
Dass mitten in dem heidnischen Gebiet um die zehn Städte, Dekapolis, nördliches Galiläa, Tyrus und Sidon – einem Gebiet, in dem man eigentlich nicht viel erwarten konnte – plötzlich der Himmel aufging, ist erstaunlich. „Tu dich auf!“ Er hat alles wohlgemacht, der große Macher, dem Gott alles Machen im Himmel und auf Erden anvertraut hat. Er, der Zerbrochenes heilen und wohl machen kann.
Erstaunlich, dass die Leute damals das so formuliert haben: „Alles hat er wohl gemacht.“ Sie waren doch auch Skeptiker, wie wir es von Grund unserer Seele her sind. Sie hätten sagen können: „Na ja, das ist ja schön und gut, dass hier dieser Taubstumme wieder einigermaßen zurechtgebracht wurde. Aber da gibt es doch noch so viel Not in der Welt und politisches Durcheinander. Alles ist noch lange nicht gut.“
Das Erstaunliche ist doch, dass nicht nur diesem einen Taubstummen das Ohr und die Sprache wieder geschenkt wurde, sondern dass diese Umstehenden hineingerissen wurden. Ihnen wurde plötzlich ein Blick geschenkt für die wahre Wirklichkeit.
Ich weiß gar nicht, ob wir die Wirklichkeit kennen, dass Jesus alles im Himmel und auf Erden anvertraut ist. Im Hebräerbrief heißt es einmal: „Er trägt das All mit seinem kräftigen Wort.“ Und wenn wir herummosern, sagen: „Aber der 11. September und Irak...“ Wenn Jesus auch nur die Spur eines kleinen Fingers zurückzieht, kommt die Welt in Unordnung.
Uns werden erst in der Ewigkeit die Augen aufgehen dafür, wie unser Herr Jesus unsere durcheinandergeratene Welt in großer Geduld getragen hat, dass sie sich nicht selbst vergiftet und nicht selbst die Luft sprengt.
Jesus ist näher, als wir ahnen. Alles wohlgemacht – er, von dem Sie vielleicht noch nicht einmal den Namen wussten, diesen herrlichen Namen Jesus, der Helfer, der Seligmacher, der Retter. Staunend haben sie gesagt: „Er hat alles wohl gemacht.“ Sie sind mit hineingerissen worden in diesen neuen Blick.
Auch das wünsche ich mir, dass wir immer wieder diesen Blick geschenkt bekommen, dass Jesus uns viel näher ist, als wir denken und vermuten.
Jesus ging wieder weg durch das Gebiet der zehn Städte, durch Tyrus und Sidon – altbekannte Städte, nicht bloß ein paar Marktflecken, wo sich Menschen sammelten und es für die Verkäufer wichtig war, dass viele kommen und die Massen strömen.
Sie brachten zu ihm einen. Und jetzt berichtet die Geschichte, wie ein einziges Menschlein für Jesus, den Herrn des Alls, wichtig ist – ein Menschlein wie ich und Sie.
In den Ideologien und Religionen spielen die Massen eine Rolle: Massenaufmärsche, Massenbegeisterung, Massengottesdienste bis hin zu großen Treffen. Und sie brachten einen zu ihm.
Jesus hat Zeit für ihn. Für Jesus ist jedes einzelne Menschlein wichtig. Auch sie brachten einen zu ihm, der taub und stumm war. Traurig, dass es das gibt – die Schöpfung ist nicht vollkommen, und das löst viel Mitleid auch bei uns aus. Aber ob man helfen kann?
Sie brachten einen zu Jesus, damit er die Hand auf ihn lege. Die Ausleger sagen, das bedeutete, dass sie wollten, dass er geheilt wird. Das weiß ich noch nicht einmal. Vielleicht dachten sie, der arme Mensch ist froh, wenn auch bloß eine Gebärde des Wohltuens da ist, dass er von einem ernst genommen wird.
Aber Jesus nahm ihn vor dem Volk besonders heraus. Er sollte kein Demonstrationsobjekt für die Macht Jesu sein, sondern Jesus sagte: „Du bist mir wichtig.“
Dann kommt die Aufzählung all dessen, was Jesus an diesem Kranken getan hat. Manche sagen, das war psychologisch, pädagogisch, klug. Man hat dem Taubstummen vermittelt, dass er ihm wichtig ist – mit Gebärden, mit dem Speichel, mit dem Finger in den Ohren.
Andere sagen, vielleicht war das fast eine magisch-okkulte Handlungsanweisung. Ach, es war viel einfacher! Jesus hat, so wie er es bis hin zum Abendmahl deutlich macht, „du bei mir und ich bei dir“ – ganz eng verbunden – gebärdet.
Jesus nahm den Speichel und berührte seine Zunge: „Du, wir beide gehören zusammen. Jesus will seine ganze Gegenwart schenken.“
Doch nicht nur der Bericht von vorgestern, sondern dass er uns erzählt: Weil Jesus so ist, so ist er. Jesus ist so.
In der zurückliegenden Woche sind viele erschreckt worden durch die Nachricht, dass nach einer schweren Krebsoperation der befähigte Pianist Johannes Nitsch verstorben ist. Noch am letzten Samstag war er in unserem Land bei einer Hochzeitsfeier, viel junges Volk da, hat noch am Klavier gespielt – einer der ganz großen Könner.
Er hat nachher angesprochen und gesagt: „Ja, es ist wichtiger als alle Heilung.“ Dann hat er mich unterbrochen und gesagt: „Geborgen sein bei Jesus.“ Und so ist Jesus das Allerwichtigste in seiner Nähe, ob lebend oder tot – bei ihm geborgen.
Gestern früh kam die Nachricht, dass der langjährige Vorsteher unserer Schwester-Brüdergemeinde Wilhelmsdorf, Heinrich Gutbrot, verstorben ist nach langem Leiden. Vor einigen Wochen, als ich ihn noch kurz grüßen durfte, habe ich ihm das gesagt: Jesus spricht: „Ich will wiederkommen, euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.“
Eindrücklich, wie er – ich habe gedacht, er hört es gar nicht – aufgewacht ist und bloß gesagt hat: „Ja, auch dass ihr seid, wo ich bin.“ So ist Jesus.
Sie brachten zu ihm, und Jesus macht diese Gebärden bei dem kranken Menschen. Dann sah er auf, gen Himmel, seufzte und sprach „Hevata“.
Das wird immer so ausgelegt. Ich denke noch an den Kirchentag 1952, als Bischof Lilje im Rosensteinpark das ausgelegt hat: Er sprach zum Kranken „Hevata, tu dich auf!“ – hat Jesus eigentlich zu dem Kranken gesprochen.
Warum wird hier berichtet, dass er zum Himmel sah? Jesus hat auch gesehen, wie über diesem ganzen Gebiet von Tyrus, Sidon, am nördlichen galiläischen Meer, Dekapolis wie ein verschlossener Himmel ist.
Und bei der Taufe hatte es Jesus erlebt: Da tat sich der Himmel auf. Über unsere Welt ist normalerweise der Himmel verschlossen. Alles, was die Zeitungen berichten, ist eigentlich nur ein Bericht verschlossener Himmel.
Jesus seufzt über der eigentlichen Not unserer Welt und unseres Lebens. Wenn wir sagen können: „Lieber Heiland, siehst du eigentlich nicht, wie es mir geht?“ – ist es ganz gleichgültig.
Der Himmel ist verschlossen, und Jesus seufzte und sprach: „Tu dich auf!“
Steht doch nichts hier drin! Der Taubstumme sah mit vertrauensvollen großen Augen auf Jesus, weil er allein ihm zutraute, dass er in heilige Dreckle nichts davon hatte, da war kein Glaube da.
Aber wenn Jesus den Himmel auftut, dann gibt es Glauben. Dann gibt es nicht bloß Heilung, dann gibt es plötzlich ganz großes Zutrauen zu ihm.
Wir stolpern da entlang, dass Gott uns eine neue geöffnete Zunge für die Christen geben möchte, eine neue geöffnete Erkenntnis und eine neue Sprache für die Menschen von heute und ein neues Lied, das die Menschen mitreißt.
Nein, der Himmel muss aufgemacht werden! „Herr, rufe noch einmal, schrei du über uns, auch über Korntal, tu dich auf, über unseren Wohnungen, tu dich auf!“
Und sogleich taten sich seine Ohren auf, und die Fessel seiner Zunge löste sich, und er redete richtig.
Es war nicht nur damals so, dass es dieses unmittelbare Wunder Jesu gab, sondern das ist das Wesen des Herrn Jesus: dass er dafür sorgen kann, dass wir von einem Augenblick zum anderen herausgerissen werden aus der absoluten Verzweiflung und aus der Angst „Ich bin allein, Gott hat mich vergessen“ hinein in eine ganz große Geborgenheit.
Und sogleich.
Bemerkenswerter Bericht, geschehen dort im Gebiet von Tyrus, Sidon, nördliches Galiläa, Gebiet der zehn Städte. Das ist doch schon ein Vorspiel von dem, was der Apostel Paulus erlebt hat.
Der zog durch Mysien und nach Bithynien, der Geist wehrte es ihm, und er zog nach Phrygien. „Wo kriege ich einen Fuß auf den Boden?“ Das hat ja Jesus erlebt.
Diese Angst, die jeder Jungschalleiter kennt: „Jetzt sind es bloß noch drei, und kommen nächstes Mal die wieder? Hat sie überhaupt einen Wert?“
Und dann tut sich plötzlich über dieser Welt, die eigentlich keine Zukunft hat, in der Jesus hin und herzieht – „Wo kann ich predigen? Wo sind Menschen, die etwas erwarten von mir?“ – der Himmel auf.
Und plötzlich brechen die Umstehenden aus in den Ruf: „Er hat alles wohl gemacht!“
Das wird ja einmal in der Welt Gottes aufbrechen, wenn wahr wird: „Siehe, ich mache alles neu!“ Gleich ein Vokabel: „Mache alles neu!“
Die vollendete Gemeinde ist Preis, Lob, Dank, Anbetung, Weisheit dir, der du das alles wirkst.
Die haben es damals schon als Vorschmack gespürt: Diesem Jesus kann man das alles zutrauen, die ganze Not der Welt. All das, mit dem wir nicht fertig werden, er hat alles wohl gemacht.
Ein Ruf, der aufgenommen wurde von einer großen Menge. Auch heute können wir angesteckt werden von der Begeisterung derer, die zum ersten Mal erfassen, was man in Jesus haben kann.
Bei uns ist manchmal auch so viel Routine im Christsein, so viel Abgestandenes, und wir brauchen nötig die Belebung durch Christen, die wieder ganz neu sagen: „Du, so ist Jesus, ich habe es ja nicht.“
Wir waren vor einiger Zeit zusammen mit Alfa Mohammed, dem Bischof von Rift Valley in Tansania. Er hat uns mit strahlenden Augen berichtet, wie in seiner Diözese dort am Kilimandscharo, in der Gegend, wo Ludwig Krapf gewirkt hat, Hunderte, ja Tausende Menschen zum Gottesdienst strömen.
Wir haben ihn gefragt: „Was ist das Geheimnis? Gibt es bei euch Heilungen, gibt es Wunder?“
Da hat er nur mit ernstem Gesicht gesagt: „Our message is atonement“, unsere Botschaft ist die Versöhnung. Da strömen die Menschen.
„He is my Redeemer“ – er ist mein Erbarmer, mein Erlöser.
In Afrika gäbe es so viel Bange vor Gott, vor dem heiligen Gott, ob alle Opfer, mein Lebensstil vor ihm genügen kann. Es reicht doch immer noch nicht.
Und dann zu hören: Er ist der Erbarmer, der mein ganzes Defizit vor Gott recht macht, der seine Gerechtigkeit mir zurechtlegt, der mich hineinnimmt in das volle Konto seiner Gerechtigkeit.
Atonement ist deshalb, warum die Menschen strömen.
Ach, liebe Zeit, dann wollen wir doch nicht auf allmöglichen Modewert legen, sondern auf die Botschaft, die ich nach jeder Woche brauche, bei so vielem Missraten, bei so vielem, was meinen Herrn doch traurig über mich sein lässt:
Er hat alles wohl gemacht, für alle meine Verfehlungen kommt er auf, für all meine Halbherzigkeit und nimmt mich an!
Und sie wunderten sich über die Massen und sprachen: „Er hat alles wohl gemacht!“
Sie haben nicht bloß gesagt: „All right, alles ist in Ordnung gekommen, er!“
Jesus gebot ihnen, sie sollten es niemandem sagen. Jesus braucht keine Werbung für sich. Er will nicht herauskommen als der große Wundertäter, als der große Zampano.
Aber je mehr er verbot, desto mehr breiteten sie es aus.
Es wäre auch merkwürdig, wenn wir es fertig brächten, von Jesus zu schweigen. Wir sollen so viel von ihm erleben, von seinem großen Helfen in unseren Nöten, dass wir es weitersagen müssen.
Haben Sie schon mal richtige Alkoholiker erlebt, die vom Alkohol frei wurden? Die müssen es jedem, der das eigentlich hören will oder nicht hören will, weitersagen, wie sie freigekommen sind vom Alkohol.
Es wäre doch nur natürlich, dass wir erzählen könnten, wie Jesus in unsere großen Nöte, in unsere Ängste hinein die Gewissheit geschenkt hat: „Er hat alles wohl gemacht!“
Und mein Leben soll jetzt bloß noch gespannt darauf sein, nicht erfüllt mit Angst, ob ich durchhalte bis zum letzten Augenblick und wie es sein wird, wenn die Kraftlosigkeit kommt, sondern gespannt darauf, was er dann noch tun wird, der doch alles wohl machen will!
Amen.
Jesus und die Bedeutung jedes einzelnen Menschen
Und Jesus ging wieder durch das Gebiet der zehn Städte, durch Tyrus und Sidon. Das waren altbekannte Städte, nicht bloß ein paar Marktflecken, wo sich Menschen versammelten. Für die Verkäufer war es wichtig, dass viele Menschen kamen und die Massen strömten.
Sie brachten einen zu ihm. Die Geschichte berichtet nun, wie ein einziges Menschlein für Jesus, den Herrn des Alls, wichtig war – ein Menschlein wie ich und Sie. In Ideologien und Religionen spielen oft die Massen eine Rolle: Massenaufmärsche, Massenbegeisterung, Massengottesdienste bis hin zu großen Treffen.
Doch hier brachten sie einen zu Jesus. Und Jesus nahm sich Zeit für ihn. Für Jesus ist jedes einzelne Menschlein wichtig. Sie brachten einen, der taub und stumm war, traurig. Das gibt es in der Schöpfung, die nicht vollkommen ist. Es löst viel Mitleid auch bei uns aus, aber die Frage bleibt, ob man helfen kann.
Sie brachten ihn zu Jesus, damit er die Hand auf ihn legt. Die Ausleger sagen, das bedeutete, dass sie wollten, dass er geheilt wird. Das weiß ich noch nicht einmal genau. Vielleicht dachten sie, der arme Mensch wäre froh, wenn auch bloß eine Gebärde des Wohltuens da wäre, dass er von einem ernst genommen wird.
Doch Jesus nahm ihn vor dem Volk. Besonders sollte er nicht zum Demonstrationsobjekt für die Macht Jesu werden, sondern Jesus sagte: „Du bist mir wichtig.“
Die heilende Nähe Jesu
Und dann folgt die Aufzählung all dessen, was Jesus bei diesem Kranken getan hat. Manche sagen, das war psychologisch, pädagogisch oder klug. Man hat dem Taubstummen vermittelt, dass er ihm wichtig ist – mit Gebärden, mit Speichel, mit dem Finger in den Ohren.
Andere meinen, vielleicht war das fast eine magisch-okkulte Handlungsanweisung. Doch es war viel einfacher!
Jesus hat, so wie er es bei uns bis hin zum Abendmahl deutlich macht, du bei mir und ich bei dir – ganz eng verbunden – gebärdet. Jesus nahm den Speichel und berührte seine Zunge. Du, wir beide gehören zusammen. Jesus will seine ganze Gegenwart schenken.
Nicht nur den Bericht von vorgestern, sondern dass er uns erzählt: Weil Jesus so ist, so ist er. Jesus ist so, wie er ist.
Zeugnisse von Geborgenheit bei Jesus
In der vergangenen Woche wurden viele Menschen durch die Nachricht erschüttert, dass der begabte Pianist Johannes Nitsch nach einer schweren Krebsoperation verstorben ist. Noch am letzten Samstag war er bei einer Hochzeitsfeier in unserem Land, wo viele junge Leute anwesend waren. Er spielte am Klavier und zeigte sein großes Können.
Nach dem Spielen sprach er mich an. Er sagte, dass es wichtiger sei als alle Heilung. Er unterbrach mich und meinte, dass es das Wichtigste sei, geborgen bei Jesus zu sein. So ist Jesus das Allerwichtigste für ihn, ob lebend oder tot – bei ihm ist er geborgen.
Gestern früh erreichte uns die Nachricht, dass Heinrich Gutbrot, der langjährige Vorsteher unserer Schwesterbrüdergemeinde in Wilhelmsdorf, nach langem Leiden verstorben ist. Vor einigen Wochen durfte ich ihn noch kurz grüßen. Dabei sagte ich ihm die Worte Jesu: „Ich will wiederkommen, euch zu mir nehmen, damit ihr dort seid, wo ich bin.“
Es war eindrücklich, wie er darauf reagierte. Ich dachte, er hört es gar nicht, doch er wachte auf und sagte nur: „Ja, auch dass ihr seid, wo ich bin.“ So ist Jesus.
Das Zeichen des geöffneten Himmels
Sie brachten den Kranken zu Jesus. Jesus vollbrachte dann diese Wunder bei dem kranken Menschen. Er sah zum Himmel auf, seufzte und sprach „Hevata“. Dieses Wort wird oft so ausgelegt. Ich denke noch an den Kirchentag 1952, als Bischof Lilje im Rosensteinpark darüber sprach. Er sagte, Jesus habe zum Kranken „Hevata, tu dich auf“ gesprochen.
Warum wird hier berichtet, dass Jesus zum Himmel aufblickte? Jesus hatte auch gesehen, wie über dem ganzen Gebiet von Tyrus, Sidon, am nördlichen Galiläischen Meer und in Dekapolis der Himmel wie verschlossen war. Bei der Taufe hatte Jesus erlebt, wie sich der Himmel öffnete.
Über unserer Welt ist der Himmel normalerweise verschlossen. Alles, was in den Zeitungen berichtet wird, ist eigentlich nur ein Bericht von einem verschlossenen Himmel. Jesus seufzte über die eigentliche Not unserer Welt und unseres Lebens.
Wenn wir sagen können: „Lieber Heiland, siehst du eigentlich nicht, wie es mir geht?“, dann ist das oft ganz gleichgültig. Der Himmel bleibt verschlossen, und Jesus seufzte und sprach: „Tu dich auf!“ Dabei steht doch nichts weiter hier drin!
Der taubstumme Mann sah Jesus mit vertrauensvollen, großen Augen an, weil er allein ihm zutraute, dass er ihn heilen konnte. Da war kein Glaube in der Menge, kein Vertrauen. Aber wenn Jesus den Himmel auftut, dann entsteht Glaube. Dann gibt es nicht nur Heilung, sondern plötzlich auch großes Zutrauen zu ihm.
Wir stolpern oft noch darüber, dass Gott uns eine neue, geöffnete Zunge für die Christen geben möchte. Eine neue, geöffnete Erkenntnis und eine neue Sprache für die Menschen von heute. Ein neues Lied, das die Menschen mitreißt. Nein, der Himmel muss aufgemacht werden!
„Herr, rufe noch einmal, schrei du über uns, auch über Korntal. Tu dich auf, über unseren Wohnungen, tu dich auf!“
Das Wesen Jesu und seine Wirkung heute
Und sogleich öffneten sich seine Ohren, und die Fessel seiner Zunge löste sich, sodass er richtig sprechen konnte. Dieses unmittelbare Wunder Jesu geschah nicht nur damals, sondern es ist das Wesen des Herrn Jesus, das dafür sorgt, dass wir von einem Augenblick zum anderen herausgerissen werden aus absoluter Verzweiflung und Angst – aus dem Gefühl, allein zu sein und von Gott vergessen worden zu sein – hinein in eine große Geborgenheit.
Der Bericht spielt sich im Gebiet von Tyrus, Sidon und dem nördlichen Galiläa ab, dem Gebiet der zehn Städte. Das ist schon ein Vorspiel dessen, was der Apostel Paulus erlebt hat. Er zog durch Mysien und nach Bithynien, doch der Geist hinderte ihn daran. Daraufhin zog er nach Phrygien. Die Frage war: Wo kann ich einen Fuß auf den Boden bekommen?
Diese Erfahrung hat auch Jesus gemacht. Er kannte die Angst, die jeder Jungschalleiter kennt: „Jetzt sind es nur noch drei, und kommen die nächsten Male wieder? Hat das überhaupt einen Wert?“ Doch plötzlich tut sich über dieser Welt, die eigentlich keine Zukunft hat, der Himmel auf. Jesus zieht hin und her und sucht Orte, wo er predigen kann, wo Menschen etwas von ihm erwarten.
Plötzlich brechen die Umstehenden in den Ruf aus: „Er hat alles wohlgemacht.“ Das wird einmal in der Welt Gottes aufbrechen, wenn es wahr wird: „Siehe, ich mache alles neu.“ Gleichsam ein Versprechen: „Ich mache alles neu.“
Die vollendete Gemeinde besteht aus Preis, Lob, Dank, Anbetung und Weisheit für den, der all dies wirkt. Schon damals spürten die Menschen einen Vorgeschmack davon: Diesem Jesus kann man alles zutrauen, sogar die ganze Not der Welt. All das, womit wir nicht fertig werden, hat er vollkommen gemacht. Er hat alles wohlgemacht.
Die Kraft der Botschaft und das Zeugnis der Christen
Ein Ruf, der von einer großen Menge aufgenommen wurde. Auch heute können wir von der Begeisterung derer angesteckt werden, die zum ersten Mal erfassen, was man in Jesus haben kann. Bei uns ist manchmal so viel Routine im Christsein, so viel Abgestandenes. Wir brauchen dringend die Belebung durch Christen, die wieder ganz neu sagen: „Du, so ist Jesus, ich habe es ja nicht.“
Vor einiger Zeit waren wir zusammen mit Alfa Mohammed, dem Bischof von Rift Valley in Tansania. Er berichtete uns mit strahlenden Augen, wie in seiner Diözese am Kilimandscharo, in der Gegend, wo Ludwig Krapf gewirkt hat, Hunderte, ja Tausende Menschen zum Gottesdienst strömen. Wir fragten ihn: „Was ist das Geheimnis? Gibt es bei euch Heilungen, gibt es Wunder?“
Er antwortete nur mit ernstem Gesicht: „Our message is atonement“, unsere Botschaft ist die Versöhnung. Deshalb strömen die Menschen. „He is my Redeemer“, er ist mein Erbarmer, mein Erlöser.
In Afrika gibt es viel Furcht vor Gott, vor dem heiligen Gott. Die Menschen fragen sich, ob alle Opfer und ihr Lebensstil vor ihm genügen können. Es reicht doch immer noch nicht. Und dann zu hören, dass er der Erbarmer ist, der mein ganzes Defizit vor Gott recht macht, der seine Gerechtigkeit mir zurechtlegt, der mich hineinnimmt in das volle Konto seiner Gerechtigkeit – das ist Atonement.
Deshalb strömen die Menschen. Ach, liebe Zeit, dann wollen wir doch nicht auf allerlei Modelle Wert legen, sondern auf die Botschaft, die ich nach jeder Woche brauche. Bei so vielem Missraten, bei so vielem, was meinen Herrn doch traurig über mich sein lässt: Er hat alles wohl gemacht. Für alle meine Verfehlungen kommt er auf. Er trägt all meine Halbherzigkeit und nimmt mich an!
Das Weitertragen der frohen Botschaft
Und sie wunderten sich über die Massen und sprachen: Er hat alles wohlgemacht. Sie sagten nicht einfach: „All right, alles ist in Ordnung gekommen, er!“
Jesus gebot ihnen, es niemandem zu sagen. Er brauchte keine Werbung für sich. Er wollte nicht als der große Wundertäter, als der große Zampano herauskommen. Doch je mehr er es verbot, desto mehr verbreiteten sie es.
Es wäre auch merkwürdig, wenn wir es schaffen würden, von Jesus zu schweigen. Wir sollen so viel von ihm erleben, von seinem großen Helfen in unseren Nöten, dass wir es weitersagen müssen.
Haben Sie schon einmal richtige Alkoholiker erlebt, die vom Alkohol frei wurden? Diese müssen es jedem erzählen, der es hören will – oder auch nicht hören will –, wie sie vom Alkohol freigekommen sind.
Es wäre doch nur natürlich, dass wir erzählen könnten, wie Jesus in unsere großen Nöte, in unsere Ängste hinein die Gewissheit geschenkt hat: Er, er hat alles wohlgemacht.
Mein Leben soll jetzt nicht mehr erfüllt sein mit Angst, ob ich durchhalte bis zum letzten Augenblick und wie es sein wird, wenn die Kraftlosigkeit kommt. Vielmehr soll ich gespannt darauf sein, was er dann noch tun wird, der doch alles wohl machen will! Amen!