Herr Präsident, liebe Freunde, ich habe das bereits vorhin erwähnt.
Die Bedeutung von Fragen in der Jugendevangelisation
Wenn Wolfgang und ich zur Jugendevangelisation unterwegs sind, werden an den Ausgängen Fragekästen aufgestellt. Jeder kann dort seine Fragen hineinwerfen. Am nächsten Abend beantworte ich diese Fragen dann öffentlich.
In den früheren Jahren konnte ich mich manchmal vor Fragen kaum retten. Die jungen Leute haben mich damit regelrecht überschüttet. Das ist heute nicht mehr so. Die Fragen werden immer weniger, und das finde ich sehr bedenklich.
Man muss sich vorstellen, welche Chance ein solcher Fragekasten bietet. Die Fragen werden anonym gestellt, ohne Unterschrift, und öffentlich beantwortet. Es darf alles gefragt werden – Privates, Politisches, Kirchliches, alles ist erlaubt.
Selbst wenn den jungen Leuten keine ernsthaften Fragen einfielen, haben sie früher zumindest versucht, mich ein bisschen auf die Schippe zu nehmen. Dann habe ich eben irgendwelchen Quatsch gefragt bekommen, zum Beispiel: Warum ist die Banane krumm?
Eine solche Gelegenheit lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Ich setze dann immer noch einen drauf. Wenn ich Zeit habe, mache ich sogar ein kleines Gedicht, so wie vorhin bei der Frage von Wolfgang.
Ich habe euch noch ein paar Beispiele aus unserem Archiv mitgebracht. Zunächst die Frage: Warum ist die Banane krumm?
Humorvolle Antworten auf scheinbar einfache Fragen
Warum ist die Banane krumm? Diese Frage erscheint mir zu dumm. Wenn ich mich in den Läden umschaue, würde ich gerne Bananen kaufen – egal, ob gerade oder krumm. Ich nehme einfach einen ganzen Haufen.
Weißt du, welche Frage mich wirklich interessiert? Warum werden Bananen nicht eingeführt? Ob gerade oder krumm, das ist mir egal. Ich will wissen, warum es keine Bananen zu essen gibt.
Beispiel Nummer zwei: Die Frage lautet, ob man als Christ zum Fußball gehen kann. Die Antwort ist: Ja, klar! Ob Fußball, Handball oder Volleyball – die Regel gilt in jedem Fall. Du kannst hingehen, auch als Christ, solange du kein Playboy bist.
Aller guten Dinge sind drei. Die dritte Frage lautet: Was meinst du zu den Herren Michael Gorbatschow und Ronald Reagan und ihrer Politik?
Drei Strophen:
Gorbatschow und Reagan, die sollten sich überlegen, dass es für den Frieden gefährlich ist, wenn einer überlegen ist. Reagan hört auf Gorbatschow und stoppt die Großraketen. Michael geht auf Ronald ein und legt die SS-20 still.
Und jetzt, ja, jetzt kommt der Astler, die dritte Strophe, Watzner ab, das ist meine Zukunftsvision: Michael und Ronald treffen sich bei McDonald's. Dort essen Ronny und Michel ihr Würstchen mit Hammer und Sichel.
Die Bedeutung von Fragen und das Schweigen der Jugend
Ja, ist ja gut. Beim Fragen beantworten nicht immer zu. Es waren ja auch ernsthafte Fragen zu beantworten. Das Traurige ist, dass die Fragen in den letzten Jahren immer weniger geworden sind.
Ich frage mich, was da mit den Jugendlichen los ist. Mit einer Jugend, die keine Fragen mehr stellt, ist nichts mehr los. Die hat einen seelischen Knacks, die ist nicht normal, die ist krank. Da stimmt irgendetwas nicht.
Fragen sind das spezielle Vorrecht der jungen Generation. Die Frage ist nur, wo findet man jemanden, der antwortet? Hier sehe ich das Problem.
Meines Erachtens liegt das Problem nicht bei den Jugendlichen, die nicht in der Lage sind, ihre Fragen zu formulieren. Das Problem liegt bei den Erwachsenen, die nicht in der Lage sind, die Fragen der Jugendlichen zu beantworten.
Das Versagen der Erwachsenen im Umgang mit Fragen
Das beginnt schon, wenn die Kinder ganz klein sind. Eines Tages kommt die unvermeidliche Frage: Wo kommen die Kinder her?
Diese Frage bringt manche Eltern in Verlegenheit, sodass sie rot werden. Der Vater versteckt sich in seiner Zeitung und sagt, man solle die Mutter fragen. Die Mutter wiederum meint, sie habe gerade keine Zeit, man solle die Oma fragen. Die Oma erzählt dann die Geschichte mit dem Klapperstorch oder sagt: Frag mal deinen Vater.
So fängt man wieder von vorne an. Der Vater sagt dann: Das verstehst du noch nicht, du bist noch zu klein. Das erkläre ich dir später. Weißt du was? Wir gucken uns erst mal gemeinsam das Sandmännchen an.
Auf diese Weise verschaukeln sich viele Menschen noch bis ins hohe Erwachsenenalter. Zum Beispiel treffen sich zwei Psychiater in einer fremden Stadt auf der Straße. Sagt der eine: „Wunderbar, dass ich Sie treffe, Herr Kollege. Ich habe ein großes Problem. Können Sie mir bitte sagen, wo hier der Weg zum Bahnhof ist?“
Der andere antwortet: „Nein, das kann ich Ihnen nicht sagen, aber wissen Sie, ich finde es schön, dass wir mal zusammen darüber gesprochen haben.“
Die Herausforderung der jungen Generation und das Bedürfnis nach Antworten
Es gab einmal einen amerikanischen Film, der die Probleme der jungen Generation thematisierte. Der Film hieß „Denn sie wissen nicht, was sie tun“. Die Hauptrolle spielte damals das Idol der Jugend, das auch meine Jugend prägte, als ich so alt war wie ihr. Dieses Idol war James Dean.
Er spielte die Rolle eines reichen jungen Mannes, dessen Eltern ihm jede Chance ermöglichten, jeden Komfort boten und jeden Wunsch erfüllten. Doch von den Fragen, die der junge Mann in seinem Herzen hatte, hatten sie keine Ahnung. Als der Mann seine Fragen offenbart, antwortet der Vater mit einer sehr oberflächlichen und wenig hilfreichen Antwort: „Warte ab, in ein paar Jahren bist du reifer. Dann siehst du das nicht mehr so verbissen. Dann denkst du anders darüber. Dann ist alles vorbei.“
Daraufhin schreit der junge Mann: „Nein, jetzt brauche ich eine Antwort auf meine Fragen!“ Er greift seinen Vater an die Kehle, würgt ihn und läuft dann davon, um in seinem Unglück zu verschwinden.
Diese Filmszene ist zwar schon viele Jahrzehnte alt, doch sie spielt sich in ähnlicher Form tausendfach in unseren Familien ab – abgesehen vom Schluss. Heute springt kein junger Mann mehr seinem Vater wegen solcher Fragen an die Kehle. Heute lassen die jungen Männer ihre Väter einfach stehen, weil sie erkannt haben, dass es keinen Zweck hat, sie zu fragen. „Der gibt mir sowieso keine klare Antwort“, denken sie.
Ich fürchte und vermute, dass die seltenen Fragen bei Jugendevangelisationen mit dieser Erfahrung zusammenhängen, die viele junge Menschen mit ihren Eltern, Lehrern und Erwachsenen gemacht haben. Sie denken: „Der weiß keine Antwort, der will mir gar nicht antworten, der drückt sich, der sagt mir nicht, was er wirklich denkt. Der lässt nur Floskeln ab, der glaubt doch selbst nicht, was er redet.“
Wo dieser Eindruck entsteht, wächst Misstrauen. Und wenn das Vertrauen einmal zerstört ist, läuft nichts mehr. Bei Jugendevangelisationen brauche ich meistens ungefähr eine halbe Woche, um erst einmal ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, damit die jungen Leute sich trauen, mit einer Frage herauszukommen.
Vertrauen als Grundlage des Glaubens
Dieser heutige Gottesdienst hat nur ein einziges Ziel: Ich werbe um dein Vertrauen. Dabei geht es nicht um Vertrauen zu irgendwelchen Erwachsenen, Institutionen, deinen Eltern oder zu mir. Das mag zwar etwas Schönes sein, doch darum geht es nicht.
Es geht einzig und allein um das Vertrauen zu Jesus. Wenn die Bibel von Vertrauen spricht, verwendet sie meistens das Wort Glauben. Glauben und Vertrauen bedeuten dasselbe.
An Jesus glauben heißt, dass du ihm vertraust, dich ihm anvertraust, ihm etwas zutraust und dich an ihn herantraust.
Die Begegnung des jungen Mannes mit Jesus
Die Bibel erzählt von einem jungen Mann, der sich mitten auf der Straße an Jesus heranwagt. Er stellt ihm eine Frage.
Im Matthäusevangelium Kapitel 19 heißt es: Ein junger Mann kam mit der Frage zu Jesus: „Herr, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu bekommen?“
Heute würde vielleicht jemand fragen: „Was muss ich tun, damit mein Leben einen Sinn bekommt? Wie lebe ich so, dass mein Leben wirklich lebenswert ist?“
Jesus antwortete: „Du kannst das ewige Leben bekommen, wenn du Gottes Gebote hältst.“
„Welche Gebote denn?“, fragte der Mann.
Und Jesus antwortete: „Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht schlecht über andere reden. Achte deine Eltern und liebe deine Mitmenschen wie dich selbst.“
Das ist eine klare Antwort. Und es ist klar: Wir alle und die ganze Welt hätten viel weniger Ärger, wenn wir uns an diese klare Antwort halten würden. Es wäre eine Erlösung, es wäre eine Wohltat für die Menschheit, wenn wir uns nach diesen wenigen Geboten richten würden.
Klarer, einfacher und eindeutiger geht es nicht. Aber die Menschen denken immer wieder, sie kämen auch ohne die Gebote klar und wundern sich dann, dass es schiefgeht.
Und ich sage: Das muss schiefgehen, denn Glück, das der Mensch sucht, gibt es nur innerhalb dieser Gebote. Jedes Übertreten führt nicht zum Glück, sondern ins Unglück.
Wenn du dich nicht an diese einfachen Gebote hältst, machst du dir dein Leben nicht einfacher, sondern alles wird nur noch komplizierter.
Leben, wirkliches gutes Leben, Gutsein, ein gutes Gewissen – das gibt es nur im Rahmen der zehn Gebote. Alles andere ist Illusion, ist Selbstbetrug.
Und weil Gott möchte, dass dein Leben gelingt, hat er als der Erfinder des Lebens deinem Leben eine Gebrauchsanweisung mitgegeben – eben die zehn Gebote. Die sollst du halten, das genügt.
Die Reaktion des jungen Mannes und Jesu Liebe
Dem jungen Mann genügt diese Antwort nicht. Er sagt, das sei doch überhaupt nichts Neues, diese Platte kenne er schon seit seiner Konfirmandenstunde. Außerdem behauptet er, die zehn Gebote habe er doch schon immer gehalten.
Nun müsste Jesus eigentlich sagen: "Also, junger Mann, halt mal die Luft an! Das ist ja eine glatte Übertreibung, was du hier erzählst. Noch nie hat ein Mensch die Gebote ein Leben lang halten können. Du bist entweder ein Spinner oder ein Übertreiber. Also erzähl mir hier nicht solchen Unsinn."
Aber das sagt Jesus nicht. Es steht hier nicht in der Bibel, dass Jesus ihn streng ansah und anfing, ihn zu kritisieren. Stattdessen steht hier: Jesus sah ihn an und liebte ihn.
Der Junge redet Mist, und Jesus hat ihn lieb. Hast du so etwas schon mal erlebt? Kannst du mir sagen, wo es so etwas in der Welt gibt, dass du geliebt wirst, wenn du etwas Falsches sagst?
Sag mal etwas Falsches in der Schule, in der Kirchenvorstandssitzung, in der Parteiversammlung oder bei der Prüfung. Du wirst kritisiert, du wirst korrigiert, du wirst schikaniert, du wirst relegiert, fristlos entlassen oder fallen gelassen – außer bei Jesus.
Der liebt dich auch dann, wenn du mal Unsinn redest. Und er fährt einem jungen Menschen nicht über den Mund, wenn der mal den Mund so voll nimmt.
Er liebt uns so, wie wir sind. Und Freunde, wir sind mies, gerade dann, wenn wir uns einbilden, wir wären gut und vollkommen. Da sind wir ganz besonders mies.
Die Suche nach dem, was im Leben fehlt
Und das merkt der junge Mann aus unserer Geschichte schließlich auch. Obwohl er gerade behauptet hat, dass er die Gebote schon immer gehalten hat und praktisch bereits vollkommen sei, fragt er weiter: Was fehlt mir noch?
Von außen betrachtet fehlt ihm eigentlich nichts. Er ist reich, hat alles, was man zum Leben braucht, und besitzt jede Art von Luxus, Komfort und Überfluss. Doch all das verschafft ihm nur Überdruss.
Er hat es nicht nötig, Stinke-Karo zu rauchen oder sich in farbenfrohen Filzhosen aus der Jumo zu kleiden. Er kauft Exquisit und raucht Camel. Aber all das – die Exquisit-Klamotten, die Camel, die Partys und der ganze Schnulli – hängt ihm zum Hals raus.
Materiell gesehen fehlt ihm nichts. Doch genau das ist es, was er merkt: Materieller Reichtum ist noch nicht die Erfüllung seines Lebens. Materialismus ist keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Das merken heute auch immer mehr die Wohlstandskinder unserer DDR-Gesellschaft, die im Materialismus erzogen wurden, dem materiellen Denken aufgewachsen sind und materiellen Reichtum besitzen. Krippenplatz, Studienplatz, Arbeitsplatz, Ferienplatz – viele haben alles, was man zum Leben braucht, vor allem aber auch alles, was man nicht zum Leben braucht. Trotzdem tragen sie in sich eine ungeheure Sehnsucht und wissen gar nicht, wonach.
Deshalb stellen heute viele junge Leute in unserem Land genau die gleiche Frage wie der junge Mann in der Geschichte: Was fehlt mir denn eigentlich?
Die Sehnsucht einer Siebzehnjährigen
Der DDR-Dichter Heinz Kahlo hat das in einem Gedicht beschrieben, das „Arie einer Siebzehnjährigen“ heißt. Das singt euch der Wolfgang jetzt vor. Weil der Wolfgang kein Freund von Arien ist, ist bei ihm der Blues einer Siebzehnjährigen daraus geworden.
Ich finde, das Leben hat keinen Sinn. Na gut, man verdient und gibt aus, gibt sich erwachsen, gibt sich mal hin und gibt auch was ab zu Hause. Na, ich habe ja Geld und ich will nichts für nass, aber irgendwas fehlt mir. Ich weiß bloß nicht, was.
Die Kleidung stimmt ja, was soll denn sein? Der Pullover ist richtig zu groß, die Schuhe sind eine Nummer zu klein, und die Hose schmiegt sich hauchdünn ums Bein. Ich frage mich, was ist da los? Ich sitze mit der Kofferheule im Gras, aber irgendwas fehlt mir. Ich weiß bloß nicht, was.
Klar, ich suchte die Ursache erst im Betrieb. Ich lernte Typen da im Büro kennen, ich bekam volles Gehalt, als ich noch gar nicht schrieb. Klar, die Jugendförderung ist mir schon lieb, natürlich nicht Zirkel und so. Gott, ich habe ja auf dem Betrieb keinen Hass, aber irgendwas fehlt mir. Ich weiß bloß nicht, was.
Und dann ging ich zum Arzt. Also, der war stur. Da guckt er mich immer so an, aber keinen Ton über meine Figur. Der war ja verkalkt, der Mann.
Wir fahren dann ins Grüne, und Freddy gibt Gas, aber irgendwas fehlt mir. Ich weiß bloß nicht, was.
Ich esse gut und trinke meinen Kaffee, und wir tanzen auch ziemlich mit Schwung. Ich fahre fast jedes Jahr an die See, bloß ich fühle mich so alt, was ich gar nicht verstehe. Aber Großpapa, der fühlt sich jung. Also, irgendwas fehlt mir. Ich weiß bloß nicht, was, dabei fehlt mir doch gar nichts. Na, vielleicht ist es das.
Also, irgendwas fehlt mir. Ich weiß bloß nicht, was, dabei fehlt mir doch gar nichts. Na, vielleicht ist es das.
Jesu Antwort auf die Suche nach dem Sinn
Der junge Mann, der vor Jesus steht, hat genau das erkannt: Er hat zwar alles, aber ihm fehlt etwas. Deshalb stellt Jesus die Frage: Was fehlt mir denn eigentlich noch?
Die Antwort von Jesus lautet: „Hau ab, verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen. Dann komm wieder und folge mir nach.“ Das ist es, was dir fehlt. Es fehlt dir!
Diese Antwort ist unkompliziert, unmissverständlich und unbequem. Doch bequeme Antworten taugen meistens sowieso nichts. Die Antworten, die Jesus gibt, sind nie bequem; sie sind meistens verblüffend einfach. Es sind jedenfalls Antworten, mit denen man leben kann, wenn man nur will.
Der junge Mann sucht in seinem Leben nach einem Sinn – nach einem Leben, das es wert ist, gelebt zu werden. Jesus sagt: „Das kannst du haben, in diesem Augenblick.“ Jeder kann es haben, wenn er nur will. Aber der junge Mann will nicht. Er dreht sich auf dem Absatz um und lässt Jesus stehen.
Die Entscheidung des jungen Mannes und ihre Folgen
Als der junge Mann das hörte, ging er traurig davon, denn er war sehr reich. Er wollte nicht auf seinen Luxus verzichten. Er war nicht bereit, alles auf eine Karte zu setzen. Er wollte sich nicht auf das Abenteuer mit Jesus einlassen, sondern suchte das High Life in der Stadt.
Mit dieser Entscheidung gibt er zu, dass ihm nicht nur etwas fehlt, sondern überhaupt alles – nämlich die Liebe. Ihm fehlt die Liebe zu Gott, weil er nicht bereit ist, Jesus zu folgen. Ihm fehlt die Liebe zum Nächsten, weil er nicht bereit ist, für andere sein Geld herzugeben.
Da er zu beiden Dingen nicht bereit ist, ist dem Mann überhaupt nicht zu helfen. Jesus entlarvt diesen frommen, netten, guten, anständigen jungen Mann als einen reinen Egoisten und Götzendiener. Für ihn ist ein Leben mit Geld wichtiger als ein Leben mit Gott. Die Erfüllung seiner Wünsche wird zur Falle für seine Seele.
Der Besitz dieses Mannes besaß ihn so sehr, dass er seine eigene Seele nie wirklich selbst besessen hat.
Jesu Einschätzung der Schwierigkeit für Reiche, zu Gott zu kommen
Als Jesus fortgegangen war, sagte er zu seinen Jüngern: Eins ist sicher – ein Reicher hat es schwer, zu Gott zu kommen.
„Ein Reicher hat es schwer“ – das ist ein Satz, den man wohl nur bei Jesus hört. Ich habe noch nie irgendwo anders einen solchen Satz gelesen oder gehört. Im Gegenteil: Die Welt ist meist der entgegengesetzten Meinung. Die meisten denken, nicht die Reichen haben es schwer, sondern sie haben es leicht. So denken viele Menschen, ich eingeschlossen. Wir beneiden doch alle irgendwann die Reichen.
Neulich gab in einem Fernsehinterview einer von Buddis zu, dass er seinen Urlaub in Australien verbracht hat. In Australien – ein Buddi! Da werden sich die Kängurus ja gefreut haben! Solche Auslandsreisen lassen sich im Sozialismus natürlich gut präsentieren.
Wenn man so etwas hört, denkt sich doch jeder: Wenn ich so viel Geld hätte wie er und die anderen DDR-Millionäre, dann hätte ich es auch leichter im Leben. Dann könnte ich auch glücklicher und zufriedener sein.
Jesus bestreitet nicht, dass vieles im Leben bequemer läuft, wenn man viel Geld hat. Er verurteilt den Reichtum nicht, aber er behauptet, dass Reichtum nicht nützlich, sondern schädlich ist, wenn es darum geht, zu Gott zu kommen. Reichtum ist sogar einer der größten Hinderungsgründe, um Christ zu werden.
Jesus sagt im Vers 24: „Eher lässt sich ein dickes Abschleppseil durch ein Nadelöhr ziehen, als dass ein Reicher in das Reich Gottes kommt.“ Mit anderen Worten: Praktisch ist es fast unmöglich.
Deshalb fragen die Jünger entsetzt: „Wer kann denn dann gerettet werden?“ Jesus antwortet: „Für Menschen ist das unmöglich, aber bei Gott ist alles möglich.“
Die Bedeutung des Herzens und des Vertrauens zu Gott
Ihr seid keine reichen Millionäre. Jedenfalls ist mir bei der Kollektion noch nichts Verdächtiges in dieser Richtung aufgefallen. Aber das heißt nicht, dass euch diese Geschichte nichts angeht.
Ob du dein Herz an hunderttausend oder an hundert Mark hängst, ob du reich bist oder reich werden willst, ob du einen Menschen, eine Beziehung, eine Sache, deinen Beruf, deine Sicherheit oder deine Ehre mehr liebst als Gott – das spielt im Prinzip überhaupt keine Rolle. Denn es bedeutet in jedem Falle, dass du das erste Gebot übertrittst. Dieses Gebot lautet: „Ich bin der Herr, dein Gott, und du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“
Es geht also nicht um die Frage, ob du reich bist und wie viel Geld du hast, sondern darum, ob du Vertrauen zu Gott hast. Du kannst materiell noch so reich sein und alles besitzen – ohne Jesus ist das alles nichts wert.
Deshalb hat Jesus gesagt: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber am Ende Schaden an seiner Seele nimmt?“
Die Aufforderung zur Nachfolge und die Konsequenzen der Entscheidung
Wenn Jesus von dem jungen Mann verlangt hat, dass er seinen ganzen Besitz verkaufen soll, bedeutet das nicht, dass er von dir dasselbe verlangt.
Was Jesus von dir fordert, ist: „Komm und folge mir nach.“ Das gilt für jeden, egal ob arm oder reich, damals oder heute.
Wovon du dich trennen musst, wenn du mit Jesus gehst, kann ganz unterschiedlich sein. Bei dem jungen Mann war es das Geld. Bei dir könnte es ebenfalls das Geld sein, aber vielleicht ist es etwas ganz anderes: dein Geltungsbedürfnis, deine Bequemlichkeit oder deine Familie. Darüber haben wir ja im letzten Gottesdienst gesprochen, was weiß ich.
Bei dem jungen Mann war es jedenfalls das Geld. Als ihm das nicht passt, fängt Jesus nicht an, mit ihm zu verhandeln. Als der junge Mann sich umdreht und geht, ruft Jesus ihm hinterher: „Moment mal, junger Mann, warte! Ich habe vielleicht übertrieben. Mit dem ‚Alles‘ habe ich es nicht so genau gemeint. Ich meine natürlich nicht, dass du alles verkaufen musst. Sagen wir mal, die Hälfte oder ein Drittel, das genügt mir auch.“
Nein, das hat Jesus nicht gemacht. Er hat nicht gefeilscht. Jesus stellt eine radikale Forderung. Wer darauf nicht eingeht, den lässt er gehen. Für solche Menschen hat Jesus keine Verwendung und keinen Trost.
Jesu Trost und die Ablehnung des jungen Mannes
Der junge Mann, so heißt es hier, ging traurig davon, und Jesus fand kein einziges Trostwort für ihn. Jesus hat so viele Menschen getröstet.
Als einem Vater sein Kind gestorben war, sagte Jesus: „Glaube nur“ – und gab ihm damit neuen Mut. Einer Hure, die ihr Leben bereute, sagte Jesus: „Geh hin, deine Sünden sind dir vergeben.“ So konnte sie ein neues Leben beginnen.
Einem Verbrecher, der am Kreuz hing, sagte Jesus: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Diesen Menschen hat er in der Todesstunde noch getröstet.
Hunderte von euch könnten jetzt aufstehen und aus ihrem eigenen Leben erzählen, wie Gott sie getröstet hat.
In dieser Geschichte jedoch gibt es einen Menschen, für den Jesus keinen Trost hat, obwohl er ihn liebgehabt hat. Jesus wollte ihn beschenken. Er wollte ihm das ewige Leben schenken. Er hatte ihn aufgefordert, ihm zu folgen – denn das ist die einzige Möglichkeit, das ewige Leben zu bekommen: wenn man Jesus nachfolgt.
Doch der junge Mann hatte abgelehnt, und damit war das Gespräch zu Ende. Es fällt kein weiteres Wort mehr. Langsam geht der junge Mann davon. Er ahnt, dass er die große Chance seines Lebens in diesem Moment vertan hat. Jesus sieht ihm nach, wie er mit hängenden Schultern davongeht. Aber er kann ihm jetzt nicht mehr helfen.
Für Menschen, die Jesus ablehnen, hat Jesus keinen Trost.
Die Tragik der Ablehnung und die persönliche Entscheidung
Nach einem Evangelisationsabend kam ein junges Mädchen zu mir. Sie hatte alles verstanden und den Ruf von Jesus gehört. Sie wollte Christin werden. Doch sie hatte einen Freund, der kein Christ war. Sie sagte: „Wenn ich jetzt mit Jesus anfange, muss ich mich von diesem jungen Mann trennen.“
Nun stand sie vor der Entscheidung: Jesus oder dieser Junge. Sie entschied sich für den Jungen. Als sie mit hängenden Schultern aus der Kirche ging, konnte ich ihr von hinten ansehen, wie unglücklich sie war. Aber ich konnte ihr nicht helfen.
Wenn heute Abend jemand von euch Jesus ablehnt, dann kann ich auch nicht helfen. Dabei meine ich nicht nur Nichtchristen, die nicht mit Jesus leben wollen. Ich meine auch Christen, die zwar mit Jesus leben, aber ständig die Frage stellen: „Was fehlt mir noch?“
Es gibt viele junge Christen, die sich wirklich Mühe geben, mit Jesus zu leben und die Zehn Gebote zu halten. Sie gehen zum Gottesdienst und geben den Zehnten Teil ihres Einkommens. Das ist alles schön und gut, aber das genügt ihnen nicht. Sie brauchen noch eine besondere Taufe, ein besonderes Erlebnis oder ein spezielles Wunder. Sie suchen immer nach einer Religion für Fortgeschrittene – aber die gibt es nicht.
Wenn du mit Jesus nicht zufrieden bist, gibt es für dich keine weiteren Möglichkeiten mehr. Als Jesus für den reichen jungen Mann da war, gab es nur diese eine Möglichkeit – keine andere. Für ihn gab es keine Alternative: Jesus oder Nicht-Jesus. Und er entschied sich nicht für Jesus!
Die Einladung zur persönlichen Entscheidung
Das war die Geschichte von dem jungen Mann.
Nun wechseln wir zu deiner Geschichte.
Jetzt bist du an der Reihe: Wofür entscheidest du dich?