Wir wollen an der Stelle weitermachen, an der wir beim letzten Mal aufgehört haben. Da ich denke, dass einige sich nicht mehr so genau an die letzte Sitzung erinnern, werden wir eine kurze Zusammenfassung wagen.
Wir befinden uns im Alten Testament, im vierten Buch Mose. Ich habe euch hier noch einmal die Skizze an die Wand gehängt, die wir zur Einteilung des vierten Buches verwendet haben.
Für Dorothea ist es vielleicht wichtig zu wissen, dass wir eine Einleitung in das Buch machen. Wir gehen also grob über das Buch hinweg und kommen an manchen Stellen des Inhalts noch einmal darauf zurück.
Was wir gesagt haben, ist, dass das vierte Buch Mose einen Zeitraum von 38 Jahren beschreibt. Die ersten 14 Kapitel behandeln die alte Generation. Danach folgt ein Übergang von Kapitel 15 bis Kapitel 20. Allgemein sagt man dazu, dass es sich um die Wanderung der Stämme durch die Wüste handelt. Ob das wirklich als Wanderung zu verstehen ist, können wir später noch einmal besprechen.
Diese Wanderung dauert 38 Jahre. In den Kapiteln 21 bis 36 wird dann die neue Generation beschrieben.
Beim letzten Mal habe ich im Überflug noch einmal einige Dinge erwähnt. Wir sind auf die erste Zählung eingegangen und haben gesehen, dass diese Zählung einen militärischen Hintergrund hatte. Dabei wurden die Leviten nicht gezählt. Außerdem hängt diese Zählung mit dem Dienst zusammen, den jemand im Volk hat.
Es gibt insgesamt drei Gruppen von Menschen im Volk: Erstens die Soldaten, zweitens die Priester und drittens die Leute, die am Heiligtum gearbeitet haben. Parallel dazu haben wir gesehen, dass es bei uns ähnlich ist. Auch wir haben, wenn man so will, drei Aufgaben.
Wir sind zum einen diejenigen, die den Glauben verteidigen. Zum anderen sind wir diejenigen, die Gott anbeten und priesterliche Funktionen übernehmen. Und schließlich sind wir auch diejenigen, die am Haus Gottes, an der Gemeinde, arbeiten. Insofern finden wir uns in diesen Gruppen wieder.
Wie bekommen wir unsere Aufgabe in der Gemeinde? Wir suchen sie uns nicht selbst aus, das ist klar. Falsch wäre zu denken, dass wir sie selbst wählen. Vielmehr bekommen wir sie durch die Geburt, ähnlich wie damals.
Du wurdest geboren und konntest dann sagen: Bin ich Levit oder nicht? Warst du kein Levit, hattest du nicht die Aufgabe, am Heiligtum zu dienen. Warst du Levit, konntest du dich noch fragen, ob du näher mit Aaron verwandt bist. Warst du das nicht, dann warst du auch kein Priester.
Bei uns ist es heute ähnlich. Ein Mensch wird wiedergeboren, und durch diese Wiedergeburt stellt Gott ihn innerhalb der Gemeinde an eine bestimmte Position. Er erhält seine persönliche Gabe, seine Aufgabe und damit auch seine Funktion.
Manch einer wird sich im Vorhinein vielleicht nicht gewünscht haben, genau das zu werden, was er später tut.
Dann haben wir uns nach der Zählung über Belehrung unterhalten, also über einen größeren Bereich von Instruktionen, auf die ich jetzt nicht mehr näher eingehen möchte. Anschließend kamen wir zur Reise, nämlich zur Reise an die Grenze zum gelobten Land. Die Israeliten waren ja noch nicht dort und mussten dorthin gelangen.
Was bei dieser Reise auffällt, können wir gerade noch einmal nachschlagen: 4. Mose 10. Es ist ein ganz merkwürdiger Schwenk in der Erzählung, den man so vielleicht nicht erwarten würde und der zunächst sehr traurig stimmt. In 4. Mose 10,35-36 heißt es: „Und es geschah, wenn die Lade aufbrach, sagte Mose: Steh auf, Herr, dass deine Feinde sich zerstreuen und deine Hasser vor dir fliehen! Und wenn sie ruhte, sagte er: Kehre zurück, Herr, zu der großen Menge der Tausendschaften Israels.“
Hier sind ungefähr zwei Millionen Menschen unterwegs, und Mose sieht das. Er ist immer wieder begeistert und ein Mann, der Gott anbetet für das, was er da sieht – für diesen geordneten Aufbruch. Man könnte denken: Wunderbar, jetzt geht es auf zum gelobten Land, dann nehmen sie das gelobte Land ein, und Gott kann mit ihnen weitermachen.
Aber schon in Kapitel 11, Vers 1 merken wir, dass irgendetwas in diesem Volk faul ist. Dort heißt es: „Und es geschah, als das Volk sich in Klagen erging.“ Von da an gehen sie dem Untergang Schritt für Schritt entgegen.
Das Prinzip, das wir daraus ableiten können, ist folgendes: Murren macht das Leben nie einfacher, sondern immer komplizierter. Hier ist es so: Sie klagen zunächst ohne Grund, dann finden sie einen Grund, um zu klagen – es geht ums Essen. Dann bekommen sie das Gewünschte, und anstatt Buße zu tun für ihr Murren und ihre falschen Anklagen, hört man überhaupt nichts von Entschuldigung.
Der nächste Punkt ist vielmehr, dass sie sich gegen die von Gott eingesetzte Führung auflehnen. Am Ende steht sogar offene Rebellion gegen Gott.
Kapitel 13 zeigt, wie dieser Aufstand gegen Gott in einem bestimmten Ereignis besonders deutlich wird. Zwölf Kundschafter werden ausgesandt, um das Land auszukundschaften. In diesem Zusammenhang hatten wir uns die Frage gestellt: Wie gehe ich mit Schwierigkeiten um?
Die Kundschafter betreten das Land und erkennen: Ja, Gott hat Recht, das ist wirklich ein tolles Land. Man kann sich vorstellen, dass sie vielleicht verkleidet durch die Weinberge gezogen sind. Sie haben ihre Messer dabei und schneiden Trauben ab. Dabei staunen sie: Boah, das ist riesig! So große Weintrauben haben sie noch nie gesehen. Sie probieren eine, denn das kann ja nicht schlimm sein. Einer beißt in eine Traube, die so groß ist wie ein Apfel. Der Saft läuft ihnen die Hände herunter. Boah, super! Und das will uns Gott schenken, denken sie.
Sie gehen ein Stück weiter und merken: Ja, hier ist wirklich alles super. Doch dann dreht sich einer um und fragt: Hast du das da vorne gesehen? Der andere antwortet: Wie, was? Nein. Da zeigt der erste auf einen riesigen Mann. „Oh, ist der groß!“ Sie treffen auf den ersten Riesen. „Hast du gesehen, was der für einen Speer hat? Drei Meter fünfzig lang. Schwierig, den kriegen wir nie klein.“ Einer sagt: „Du glaubst doch nicht, dass dieses ganze Land uns irgendwann gehören wird.“ Dann sehen sie noch mehr von diesen Riesen. Und sie blicken auf eine Stadt mit Mauern, so hoch, dass man denkt, die Sonne wäre dahinter verschwunden.
Sie sehen all diese Schwierigkeiten. Auf der einen Seite steht die Verheißung Gottes, auf der anderen Seite die Angst vor den Hindernissen. Zwölf Männer erforschen das Land vierzig Tage lang. Einerseits werden sie begeisterter von dem, was Gott ihnen schenken will. Andererseits sinkt ihr Mut immer mehr. Zehn von ihnen lassen sich entmutigen. Anders gesagt: Sie stellen die Schwierigkeiten, die sie sehen, zwischen sich und Gott. Dadurch können sie Gott mit seinen Verheißungen nicht mehr sehen.
Nur zwei, nämlich Josua und Kaleb, machen es anders. Sie sagen: Ja, ihr habt Recht, das sind Schwierigkeiten. Aber wir müssen Gott sehen und begreifen, was er uns versprochen hat und wer er ist. Dann werden wir auch mit den Schwierigkeiten fertig.
Josua und Kaleb fangen nicht an zu erklären, wie das gehen soll. Sie sagen nicht: „Wir haben doch eine Atombombe dabei, das war nie ein Problem.“ Sie wissen nicht, wie es gehen soll, aber sie haben Vertrauen. Dieses Vertrauen fehlt den anderen vollständig.
Weil ihnen dieses Vertrauen fehlt, lesen wir in Kapitel 14, Verse 1 bis 4: „Da erhob die ganze Gemeinde ihre Stimme und schrie, und das Volk weinte in jener Nacht. Alle Söhne Israels murrten gegen Mose und Aaron. Die ganze Gemeinde sagte zu ihnen: ‚Wären wir doch im Land Ägypten gestorben! Oder wären wir doch in dieser Wüste gestorben! Wozu bringt uns der Herr in dieses Land, damit wir durchs Schwert fallen und unsere Frauen und kleinen Kinder zur Beute werden?‘“
Dann kommen die ersten auf einen „super klugen“ Einfall: „Wäre es nicht besser, für uns nach Ägypten zurückzukehren?“ Sie sagen zueinander: „Lasst uns ein Haupt über uns setzen und nach Ägypten zurückkehren.“
Gott hört das und bestraft das Volk. Wir nähern uns damit dem Ende des ersten Abschnitts zum Thema „alte Generation“. Gott setzt eine Strafe fest: den Tod der ganzen Generation. Oder anders gesagt: den Tod der wehrfähigen Männer in dieser Generation.
Wir endeten beim letzten Mal mit der Frage, wie viele Christen es wohl gibt, die in einer ähnlichen Situation in ihrem eigenen Leben gefangen sind. Auf der einen Seite haben sie sich irgendwann von falschen Motiven verführen lassen und sind ungehorsam geworden. Dadurch kann Gott mit ihnen den nächsten Schritt ihrer geistlichen Entwicklung nicht gehen.
Dieser nächste Schritt wird hier im Bild oder in der Geschichte als die Eroberung des Landes Kanaan dargestellt, als die Einnahme einer Verheißung. Gott muss dann sagen: „Nein, so wie du lebst, kann ich nicht mit dir weiterarbeiten.“
Es gibt Christen, die, ich würde schon sagen wiedergeboren sind, aber dennoch in einer Situation leben müssen, in der Gott sagt: „Ich kann mit dir so, wie du das jetzt hier machst und wie du hier lebst, einfach nichts anfangen.“ Wenn sie nicht weitergehen wollen, müssen sie die Konsequenzen tragen. Das war der letzte Gedanke vom letzten Mal.
Jetzt wollen wir uns mit dem Teil in den Versen 15 bis 20 beschäftigen. Es geht um die Wanderung beziehungsweise den Übergang von der alten Generation zur neuen Generation. Das ist nur ein anderes Wort dafür.
Wenn ihr beschreiben solltet, was in dieser Zeit passiert ist, sagt man oft leichtfertig: „Na ja, die sind halt in der Zeit so in der Wüste herumgelaufen.“ Das Heerlager war da, dann sind sie losgezogen, haben wieder angehalten, und dann ging es wieder weiter.
Wenn ihr in der Bibel nach dem 38-jährigen Umherziehen sucht, werdet ihr das nicht genau so finden. Die Bibel beschreibt Folgendes: Die Stiftshütte selbst steht an einem Ort namens Kadesch-Barnea – ich weiß nicht, ob man das genau so ausspricht – und sie bleibt dort offenbar stehen. Das Volk verstreut sich von dort aus in alle Richtungen. Man könnte sagen, dass sie in dieser Zeit von etwa 38 Jahren sozusagen „herumsitzen“. Sie hatten in dieser Zeit keine klare Aufgabe.
Jetzt könnte man fragen: Hat Gott sein ungehorsames Volk in dieser Zeit vergessen? Um das zu beantworten, schauen wir kurz in 5. Mose 29,4. Dort wird deutlich, dass man diese Frage klar mit Nein beantworten muss. Es heißt dort: „Und ich habe euch vierzig Jahre in der Wüste geführt.“ Die 38 Jahre fallen also in diese gesamte Wüstenzeit mit hinein.
Weiter steht dort: „Eure Kleider sind nicht an euch zerschlissen, und dein Schuh an deinem Fuß ist nicht zerschlissen.“ Merkt ihr etwas? Gott hat diesem Volk genau das gegeben, was sie brauchten. Auf der einen Seite das Manna, dann Wasser.
Ich stelle mir das so vor: Normalerweise muss ich mir alle paar Jahre neue Jeans kaufen. Ich freue mich immer, wenn Aldi ein neues Angebot hat. Du hast deine Jeans an und denkst dir: „So, wie ich gestern mit den Dingern umgegangen bin, müssten die Knie längst durch sein.“ Aber sie sind es nicht. Vielleicht sind sie am nächsten Morgen ein bisschen durch, aber dann ist wieder alles in Ordnung.
Hier steht aber ausdrücklich, dass die Kleider und Schuhe nicht zerschlissen sind. Meine Frau hat das letzte Woche erlebt: Ihre Lieblingsschuhe, Pumps, die sie seit über zehn Jahren trägt, sind plötzlich an der Sohle komplett abgefallen. Mit einem Ratsch, zack! Jetzt muss man überlegen, ob man sie noch klebt oder ob das überhaupt noch Sinn macht.
Die Leute waren 38 bis 40 Jahre unterwegs – nicht auf schönen Straßen wie hier, sondern durch Wüstensand, über Geröllhalden und manchmal auch kletternd. Und dennoch sind ihre Kleider und Schuhe nicht kaputtgegangen. Das zeigt: Gott hat sie nicht vergessen.
Bleibt die Frage: Hat das Volk in dieser Zeit denn treu an Gott gehangen? Das erscheint ja irgendwie naheliegend, oder? Gott kümmert sich um sein Volk, also wird wohl auch das Volk sich irgendwie um Gott gekümmert haben.
Schauen wir uns dazu insgesamt zwei, drei Stellen an. Eine finden wir in Josua 5,4-8. Ich beginne mal in Vers 2: In jener Zeit sprach der Herr zu Josua: Mach dir steinerne Messer und wiederhole die Beschneidung an den Söhnen Israels.
Aha, da machte sich Josua steinerne Messer und beschnitt die Söhne Israels am Hügel Aralot. Und dies ist der Grund, warum Josua sie beschnitt: Das ganze männliche Volk, das aus Ägypten gezogen war, alle Kriegsleute waren unterwegs in der Wüste gestorben, bei ihrem Auszug aus Ägypten.
Das ist dieser Übergang. Alle Kriegsleute waren gestorben, und Josua, der danach lebte – also mit dieser neuen Generation – konnte nur zurückblicken. Er kannte die Leute, die er so kannte, selbst nicht mehr persönlich. Sie waren alle später geboren und gehörten nicht mehr zur alten oder zur ersten Generation, sondern zur zweiten Generation.
Denn die Söhne Israels – hier steht es – alle Kriegsleute waren unterwegs in der Wüste gestorben bei ihrem Auszug aus Ägypten. Dann Vers 5: Denn das ganze Volk, das auszog, war beschnitten gewesen.
Das heißt hier, die alte Generation kannte noch das Zeichen, das Gott Abraham gegeben hatte, und hielt sich an dieses Bundeszeichen auch treu. Das war überhaupt keine Frage. Sie hatten noch so etwas wie Gottesfurcht.
Aber das ganze Volk, das unterwegs in der Wüste bei ihrem Auszug aus Ägypten geboren wurde, war nicht beschnitten. Das ist eine merkwürdige Haltung. Denn die Söhne Israels wanderten vierzig Jahre in der Wüste, bis die ganze Nation der Kriegsleute, die aus Ägypten ausgezogen waren, umgekommen war. Das geschah, weil sie nicht auf die Stimme des Herrn gehört hatten und weil der Herr ihnen geschworen hatte, dass sie das Land nicht sehen würden, das der Herr ihren Vätern versprochen hatte. Ein Land, das von Milch und Honig überfließt.
Ihre Söhne ließ er stattdessen heranwachsen. Es war also ein Geschenk Gottes, dass diese Söhne überhaupt groß geworden sind. Diese nächste Generation beschnitt nun Josua, denn sie waren unbeschnitten, weil man sie unterwegs nicht beschnitten hatte.
Was müssen wir daraus festhalten? Das Bundeszeichen, die Beschneidung, fand in diesen 38 Jahren nicht statt. Das ist ein sehr kritischer Punkt im Leben eines Christen, wenn wir das einfach übertragen: Wenn Gott ein Zeichen gibt, aber diesem keine Beachtung geschenkt wird, ist das problematisch. Hier ist es ein kritischer Punkt, denn eine ganze Generation war unbeschnitten. Dabei ist die Beschneidung genau das Zeichen, an dem jeder erkennen soll: „Aha, du gehörst dazu.“
Man merkt, dass irgendetwas im Volk faul ist. Und das, was faul ist, zeigt sich an anderer Stelle noch deutlicher. Hesekiel 20 ist eine solche Stelle. Dort heißt es im Blick auf dieselben Leute, aber auch auf ihre Söhne: „Sie waren widerspenstig gegen mich. Sie lebten nicht nach meinen Ordnungen und bewahrten meine Rechtsbestimmungen nicht, durch die der Mensch lebt, wenn er sie tut. Meine Sabbate entweihten sie.“
Da gedachte ich, meinen Grimm über sie auszugießen und meinen Zorn an ihnen in der Wüste zu vollenden. Es ist also immer noch dasselbe Volk, mit dem man es zu tun hat – diejenigen, die in der ersten Generation die Gebote Gottes hörten und jetzt unterwegs sind. Hesekiel 20,21 beschreibt, dass sie weder nach den Ordnungen noch nach den Rechtsbestimmungen lebten und auch die Sabbate nicht hielten.
Was ist das für ein Volk? Da fragt man sich: Wo ist das Vertrauen in Gott? Was machen die überhaupt noch?
Aber gehen wir noch einen Schritt weiter. Bleiben wir bei Hesekiel und lesen, was weiter unten steht, Vers 24. Oder ich fange mal an bei Vers 23, wegen des ganzen Satzes: „Doch auch erhob ich Ihnen meine Hand in der Wüste zum Schwur, dass Sie unter die Nationen versprengen und sie in die Länder zerstreuen würde, weil Sie meine Rechtsbestimmung nicht taten und meine Ordnungen verwarfen und meine Sabbate entweihten.“
Jetzt kommt der nächste Punkt: „und ihre Augen hinter den Götzen ihrer Väter her waren.“ Also nicht nur, dass sie die Sabbate nicht gehalten haben, sondern auch hier spielen plötzlich die Götzen eine Rolle. Sie kommen mehr und mehr in den Blick, sie interessieren die Menschen.
Weiter unten, in Vers 26, könnte man dann lesen, dass sie sogar die Erstgeburt des Mutterleibes durch das Feuer gehen ließen – als die krasseste Form von Götzendienst, die es wahrscheinlich jemals gegeben hat. Wer sein eigenes Kind einem Götzen opfert, das ist einfach pervers.
Warum ich das aufzeige, ist, dass wir uns diesen Übergang anschauen – von denjenigen, die erhalten wurden, zur neuen Generation. Man denkt vielleicht, naja, die haben ein bisschen in der Wüste gewartet, bis halt alle tot waren. Die Realität sah anders aus. Sie sind in dieser Zeit von Gott mehr und mehr weggerückt. Sie haben nicht darauf gewartet, in aller Ehrfurcht und im Glauben, wann endlich die Zeit vorbei sein würde, sondern sind Stück für Stück von Gott abgerückt.
Und jeder, der das so liest und nachvollzieht, wird sagen: Na ja, wenn Gott jetzt gesagt hätte, vergiss meine Verheißung, ja, wir fangen noch mal von vorne an, das war wohl irgendwie ein Fehler. Aber er hat gesagt: völlig richtig. Doch es passiert genau das Gegenteil.
Das Prinzip dazu findet ihr im zweiten Timotheusbrief. Ein Prinzip, das uns immer wieder begeistern kann und auf das wir uns immer wieder stützen dürfen. Da heißt es nämlich: „Wenn wir untreu sind, bleibt er treu.“ (2. Timotheus 2,13). Die Begründung: Denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
Und wenn ihr ein Bild dafür sucht: Wenn wir untreu sind, bleibt er treu. Denn er kann sich selbst nicht verleugnen. Gott gibt eine Verheißung, und dieses Volk tut alles, um Gott zu reizen. Dennoch bleibt Gott treu. Er steht zu seiner Verheißung, und ich finde das so beruhigend für mein eigenes Leben. Denn auch in meinem Leben gibt es Dinge, von denen ich froh bin, dass sie keiner weiß – Momente, in denen ich auf der Nase liege und mich frage, ob Gott mit mir überhaupt noch weitermachen kann.
Da ist dieser Vers, der so wichtig ist: Gott bleibt treu!
Schauen wir uns diesen Übergang in 4. Mose 15-20 inhaltlich noch kurz an. Er wird nicht gerade schön dargestellt, denn es gibt noch einige Punkte, über die wir sprechen müssen. Zum Beispiel Kapitel 16, also 4. Mose 16-18. Drei Kapitel lang lesen wir über Aufruhr und den Tod Korachs und seiner Anhänger. Das ist Kapitel 16. Kapitel 17 handelt dann von Aaron. Aaron muss seine Priesterschaft verteidigen. Und in Kapitel 18 geht es hauptsächlich um den Dienst und den Unterhalt der Priester und Leviten.
Wenn wir verstehen, dass Beschneidung, Sabbate und Götzendienst – also Beschneidungen und Sabbate nicht mehr gehalten wurden und Götzendienst Einzug hielt – dann merken wir, dass das gesamte Priestersystem plötzlich in Gefahr steht. Was für einen Wert hat noch der Priester Gottes, wenn es ganz andere Götzen gab, mit ganz anderen Kulten und Ritualen, die man einhalten wollte?
Deshalb kann Korach mit seinen Anhängern das aronitische Priestertum angreifen – und das tut er auch. Sein Angriff richtet sich direkt gegen das Priestertum. Daher muss in Kapitel 16 das Priestertum verteidigt werden, in Kapitel 17 wird es beglaubigt und in Kapitel 18 noch einmal bestätigt, damit wirklich klar ist: Ja, Gott hat diese Priester eingesetzt.
Kapitel neunzehn behandelt ein ganz anderes und merkwürdiges Thema. Eine rote Kuh wird verbrannt, und die Asche dieser roten Kuh wird verwendet, um ein besonderes Reinigungswasser herzustellen. Dieses Reinigungswasser war notwendig, um Menschen kultisch wieder reinzumachen, wenn sie sich an einer Leiche verunreinigt hatten.
Warum war das in dieser Zeit so wichtig? Man kann sich vorstellen, dass es vielleicht auch eine praktische Angelegenheit war. In den vorangehenden Revolten sind ziemlich viele Leute ums Leben gekommen. Zum Beispiel heißt es in Kapitel 17, Vers 14, dass dort 14 Menschen starben. Wenn man bedenkt, dass in den 38 Jahren, von denen die Rede ist, vielleicht zwei Millionen Menschen lebten, wie viele sterben da pro Tag? Man musste also irgendwie damit umgehen.
Deshalb könnte der Hintergrund für dieses Reinigungswasser einfach die extrem hohe Zahl der Toten in dieser Zeit gewesen sein. Man brauchte etwas, das man verwenden konnte, ein Mittel, um die Menschen wieder reinzumachen.
Natürlich hat das Ganze noch einen anderen Aspekt. Ihr habt es wahrscheinlich schon gelesen: Ist euch aufgefallen, was dieses Opfer von allen anderen Opfern des Alten Testaments unterscheidet? Die sonstigen Opfer, die ihr gelesen habt, sind ganz anders. Sie finden außerhalb des Lagers statt.
Der Sündenbock wird auch außerhalb des Lagers getrieben und stirbt dort. Das stimmt. Dass es außerhalb des Lagers stattfindet, ist also nicht unbedingt das entscheidende Kriterium, aber es ist schon ziemlich nahe dran.
Was dieses Opfer jedoch von allen anderen Opfern unterscheidet, ist, dass es nur einmal gebracht wird. Alle anderen Opfer sind als wiederholte Opferhandlungen beschrieben. Ob man das Versöhnungsopfer einmal im Jahr bringt, das Morgenopfer jeden Morgen oder die Opfer am Sabbat – man kommt immer wieder zurück. Auch Dankopfer kann man immer wieder bringen.
Dieses Opfer, die rote Kuh, stirbt jedoch nur einmal. Es wird nicht berichtet, dass eine zweite Kuh in irgendeiner Weise umgebracht wird.
Und warum ist das wichtig? Es ist wichtig, wenn wir bedenken, was hier passiert. Menschen entfernen sich von dem, was Gott für sie vorgesehen hat. Ich übertrage das einmal frech auf einen Christen: Ein Christ ist unterwegs in seiner persönlichen Wanderung, entfernt sich von Gott.
Nun stellt sich die Frage: Wie komme ich wieder zurück? Und welche Antwort gibt es darauf? Man muss Buße tun, in irgendeiner Form. Was heißt Buße tun? Buße tun heißt, geh zu Gott und bekenne deine Schuld.
Was macht dich dann rein vor Gott? Was dich rein macht vor Gott ist und bleibt das Opfer Jesu Christi. Muss jemand, der neu zu Gott umkehrt, Jesus noch einmal opfern? Braucht er ein neues Opfer? Nein, er braucht das gleiche alte Opfer, das er schon kennt. Das Opfer, das ein für alle Mal gebracht worden ist. Es gibt kein neues Opfer.
In genau diesem Zusammenhang verwendet Breher dieses Bild. Er sagt: Das Opfer der roten Kuh zeigt uns einen Aspekt vom Opfer Jesu Christi, den all die anderen Opfer uns nicht zeigen konnten. Und deswegen ist es so wichtig: Ihr nehmt all diese Opfer zusammen, die euch das Alte Testament zeigt. Zusammengenommen reflektieren sie das Gesamtbild Christi und seines Opfers.
Dieses eine Opfer zeigt uns, was die anderen nicht zeigen können: Es ist ein ein für alle Mal geschehenes Opfer, einmalig und nicht wie die anderen Opfer mehrfach. Deshalb ist das ein schönes Bild für das Opfer, das Jesus bringt.
In Kapitel zwanzig passiert etwas Trauriges: Miriam stirbt. Aaron und Mose begehen ein Vergehen, und alle drei kommen nicht ins verheißene Land. Auch hier gibt es einen Bezug zum Hebräerbrief. Was bringt uns in die Ruhe, die Gott einem Menschen verheißt?
Wir können überlegen: Die drei kommen nicht ins verheißene Land. Wofür stehen die drei? Miriam steht für die Propheten. Sie ist die Prophetin, die genannt wird. Sonst tauchen relativ wenige Propheten in dieser Zeit auf. Die Propheten bringen dich nicht ins gelobte Land. Die Prophetien können nicht bewirken, dass du von neuem geboren wirst, ewiges Leben bekommst und der Himmel dein ist.
Aaron steht für das Priestertum des Alten Testaments. Das Priestertum und seine Rituale können dich nicht vor Gott angenehm machen. Dadurch kommst du nicht in den Himmel und ziehst nicht in die Ruhe ein, die Gott für dich hat.
Mose steht für das Gesetz, das er empfangen hat. Das Gesetz und seine Gebote können dich nicht angenehm machen vor Gott. Auch dadurch ziehst du nicht ins gelobte Land ein.
Wer bringt dich also ins gelobte Land? Tobi? Nein. Joshua vielleicht. Joshua? Was heißt Joshua übersetzt? Gott rettet. Joshua bedeutet nichts anderes als Jesus, nur in einer anderen Sprache. Jesus ist griechisch, Joshua oder Jeshua ist hebräisch.
Derjenige, der dich ins gelobte Land bringt und dich rettet, ist nicht ein Priester, nicht irgendein Prophet, nicht das Gesetz und seine Gebote. Du brauchst einen persönlichen Retter. Du brauchst „Gott, der dich rettet“ – Jeshua oder Jesus, Gottes Rettung. Das werden wir noch ausführlicher betrachten, wenn wir uns Jesaja anschauen.
Und die Wanderung geht zu Ende, und eine neue Generation entsteht. So steht es dort geschrieben. Dann lesen wir in Kapitel 21, Vers 3, wieder von der neuen Generation, die ebenfalls eine Reise unternimmt.
In 21,3 kommt es zum Sieg über die Kanaaniter. Dort heißt es: „Und der Herr hörte auf die Stimme Israels und gab die Kanaaniter in seine Hand. Er belegte sie und ihre Städte mit dem Bann, und man gab dem Ort den Namen Horma.“
Ist es nicht schön? 38 Jahre lang war dieses Volk in der Wüste unterwegs. Doch diese 38 Jahre haben wir oft nicht im Blick, wenn wir darüber lesen. Jetzt heißt es einfach wieder, dass Gott hört. Gott, der eigentlich allen Grund hätte, dieses Volk zu verwerfen, bleibt ihnen treu. Er hört ihr Gebet und schenkt ihnen den Sieg.
Natürlich können wir uns vorstellen, dass mit dem Sieg auch schnell Übermut einhergeht. Wenn Gott in deinem Leben Siege schenkt und dir Dinge gelingen, dann bleib ein bisschen vorsichtig. Zeiten des Sieges sind auch immer Zeiten der Anfechtung.
Hier ist es nicht anders. Ganz schnell kommt wieder Ungeduld auf. Warum Ungeduld? Nun, sie dachten, jetzt müssten sie doch ganz schnell ins gelobte Land kommen. Doch es geht nicht so schnell, es dauert ein bisschen. Und dann wird wieder gemurrt.
Ihr könnt selbst nachlesen, wie es weitergeht. Sie ziehen den Weg, der ihnen zu lang erscheint. Dann passiert plötzlich, hier in Vers 17, etwas ganz Eigenartiges: Sie singen.
Man denkt sich vielleicht: Na gut, das muss ich nicht verstehen. Hoffentlich gibt es keine Frage dazu, da fliegt man mal drüber hinweg. Ich lese es euch jetzt vor:
„Damals sang Israel dieses Lied: Steige herauf, Brunnen, singt ihm zu, Brunnen, den der Oberste gegraben hat, den die Edlen des Volkes mit dem Zepter, mit ihren Stäben gehöhlt haben.“
Man liest darüber hinweg und denkt, hoffentlich muss ich das nie begreifen. Aber, wie gesagt, das Volk ist auf dem Weg. Der Weg dauert länger, und sie haben Schwierigkeiten mit Gott.
Aber was lernt ein Christ auf seinem Weg mit Gott? Er lernt mindestens so viel, dass Gott hier Versorgung schenkt.
Ja, was für Versorgung? Versorgung mit Wasser. Hat man diese Versorgung gleich gesehen? War das ein Fluss, aus dem man nur schöpfen musste? Nein, man musste graben. Vielleicht mussten wir nicht sehr tief graben, aber graben musste man.
Und warum sind die hier so begeistert? Man könnte doch sagen: Ich mache doch kein Lied davon, dass ich die ganze Zeit hart arbeiten muss. Ich mache doch lieber ein Lied von einer Sache, die irgendwie nett ist.
Doch diese Israeliten hatten eine Lektion gelernt, die vielen Christen wahrscheinlich verborgen bleibt. Sie lernten, dass man manchmal zwischen der Oberfläche, die hart und trocken ist, und dem, was darunter liegt, unterscheiden muss.
Sie lernten, dass es im Leben mit Gott eine Oberfläche geben kann, die frustrierend und stressig ist. Da ist man vielleicht unausgeglichen, unausgeschlafen und müde. Man versteht nicht, warum die Dinge nicht so laufen, wie man es sich vorstellt. Obwohl man mit Gott unterwegs ist, tauchen Probleme und Schwierigkeiten auf, und Träume zerplatzen. Das sollte eigentlich nicht so sein.
Aber unter dieser Oberfläche, unter dem, was man sieht, befindet sich das, was Gott für uns an Versorgung, Fülle, Gemeinschaft, Leben und Tiefgang bereithält.
Die Frage ist immer wieder die, auch in unserem geistlichen Leben, genau wie bei den Israeliten: Bin ich bereit, mich durch die Oberfläche, die mein Leben oft genug bietet, hindurchzuarbeiten und zu graben, um die Versorgung zu bekommen, die Gott für mein Leben hat?
Oder lasse ich mich von der Oberfläche abschrecken, sage: „Nein, das bete ich nicht mehr“, und kümmere mich nicht mehr darum? Oder denke ich, ich werde das schon irgendwie selbst schaffen? Am Ende stehen wir dann irgendwo mit ausgedörrtem Mund da und sagen: „Gott ist irgendwie ein Gott, der nie etwas schenkt.“
In Wirklichkeit liegt es nur daran, dass wir vergessen haben zu graben, vergessen haben, unter die Oberfläche oder hinter die Kulissen zu schauen, und vergessen haben, uns das, was Gott an Versorgung und Gemeinschaft bereithält, zu sichern.
Das hatten die Israeliten hier gemerkt. Sie sahen: Hier ist alles trocken, hier gibt es kein Wasser. Aber sobald wir anfangen zu graben – wenn unsere Obersten nur mit ihrem Zepter irgendwo hineinstochern und schauen, ob sofort ein bisschen Wasser kommt – dann kommt das Wasser wunderbar.
Und bei zwei Millionen Menschen ist das ein Problem. Sie sind begeistert und sagen: „Wunderbar, Gott versorgt uns. Wir sind auf dem Weg. Ja, es ist Wüste, aber das ist kein Problem, weil Gott uns versorgt.“
Kapitel 22 bis 24 erzählen eine merkwürdige Geschichte von Bileam, einem Mann, der gerufen wird, um die Israeliten zu verfluchen, aber stattdessen kommt und sie segnet. Die Lektion daraus ist: Egal, wie geschickt sich der Teufel anstellt, ein Kind Gottes, das unterwegs ist im Willen Gottes, ist einfach unangreifbar.
In Kapitel 25 lacht Linda, glaube ich, vorhin, als ich ihr das sagte: Was der Fluch nicht schafft, das schaffen Frauen. Bileam kann dieses Volk nicht verfluchen, er muss es segnen. Aber Bileam gibt einen Tipp und sagt: „Weißt du was? Ich kann hier nichts tun, aber es gibt eine Möglichkeit, wie du einen Keil zwischen dieses Volk und seinen Gott treiben kannst.“
Solange sie an ihrem Gott festhalten, sind sie unangreifbar. Es können Schwierigkeiten kommen, was auch immer man versucht. Du kannst sogar einen Diplomverflucher auf sie ansetzen, und trotzdem wird sich nichts ändern. Aber wenn du es schaffst, etwas in ihr Leben einzupflanzen, das ihre Gemeinschaft mit Gott unmöglich macht – zum Beispiel ein bisschen Götzendienst – dann hast du sie.
Man muss wissen, dass die Israeliten noch anfällig sind, bis über beide Ohren, sie sind noch ganz frisch. Der König hat sich wahrscheinlich ein bisschen umgeschaut, und da dachte sich Balak: „Na ja, ich hätte ja schon etwas anzubieten.“
In der Kultur, die sich jetzt den Israeliten gegenüberstellt, gab es durchaus interessante Rituale. Es war normal, dass man nach dem Gottesdienst mit den Damen, mit denen man in dem Gottesdienst gefeiert hat, auch noch ein bisschen zärtlicher wurde. Man kann sich vorstellen: Das Volk liegt da, und die Damen kommen und sagen: „Wir wollten uns mal anschauen, wie ihr hier so lebt.“ Die Männer antworten: „Uiuiui, ja, kommt rein, schaut euch an, wir sind Israeliten.“
„Woran glaubt ihr denn?“ – „Wir glauben an Gott.“ – „Aha! Welchen Gott?“ – „Den Gott, der uns aus Ägypten befreit hat.“ – „Ah, das haben wir auch schon gehört, von dem Gott. Erzählt doch ein bisschen!“ Die Männer erzählen einen halben Abend, und man kommt sich näher. Dann kommt die Rückfrage: „Woran glaubt ihr denn?“ – „Wir glauben an den und den Gott.“ – „Was ist da besonders?“ – „Wie feiert ihr Gottesdienst?“ – „Bei uns ist Gottesdienst so: Danach sind wir noch ein bisschen zusammen.“
Heute würde man das Unzucht nennen, oder ich weiß nicht, wie du es ausdrückst. Aber damals wurde das ganz normal gehandhabt. Prostitution und Religion waren irgendwie eins. Die Männer hören zu und denken sich: „Wahnsinn, das ist ein interessanter Kult.“ Irgendwie denken sie, das müssen wir auch mal ausprobieren. Das kann ja wohl schon nicht sein.
Stück für Stück kommen sie da rein. Was der Fluch nicht schafft, das schaffen in diesem Fall die Frauen. Aber das wird natürlich nicht nur durch Unzucht bewirkt, sondern durch jede Art von Sünde, die eine Gemeinschaft mit Gott trübt.
Am Ende sterben wieder 24.
Die Zählung in den Kapiteln 26 und 27 zeigt uns, dass nach 38 Jahren zahlenmäßig kein Gewinn zu verzeichnen ist. Das heißt, du kannst ohne Gott so lange unterwegs sein, wie du willst, am Ende wirst du nichts hinzugewinnen.
Anschließend gibt es einen längeren Abschnitt, nämlich die Kapitel 28 bis 36, die noch einige Belehrungen enthalten. Ich möchte hier drei Punkte herausgreifen, obwohl man logischerweise viel mehr darüber sagen könnte.
Einmal Kapitel 30, das sich mit Gelübden beschäftigt. Gelübde sind Versprechen, die man Gott gibt. Dabei gibt es eigentlich zwei Regeln. Die erste Regel lautet: Mach sie nicht leichtfertig. Wenn du Gott etwas versprichst, sei vorsichtig.
Ich selbst habe, bevor ich gläubig geworden bin, schon einige Dinge Gott versprochen, die ich später nicht halten konnte, weil sie einfach erledigt waren. Das lustigste Versprechen habe ich abgegeben, als ich noch nicht gläubig war, aber schon in meine jetzige Frau verliebt.
Bei einem ökumenischen Pfingstwochenende, während eines Spaziergangs in lauschiger Abendluft, habe ich Gott versprochen: Wenn Bärbel meine Frau wird, dann schenke ich mein ganzes Leben. Das war ein bisschen einfach gesagt. Sie ist zwar meine Frau geworden, und mein ganzes Leben hat Gott auch bekommen, aber damals war mir überhaupt nicht klar, was das bedeutet.
Man muss also vorsichtig sein, wenn man solche Versprechen gibt. Die andere Seite ist: Mach sie nicht leichtfertig und brich sie nicht. Wenn du ein Gelübde gegeben hast, zieh es durch. Du kannst Gott, dem Schöpfer von Himmel und Erde, nicht einfach etwas versprechen und dann sagen: „Ah, war nicht so gemeint.“ So wie Kinder das machen, geht das nicht.
Kapitel 31 ist ein Thema, über das wir uns Gedanken machen müssen – zumindest nach der Predigt von heute Morgen. Es geht um den Zorn Gottes. Israel bestraft die Midianiter, und eigentlich ist es so, dass Gott das Volk Israel als ein Mittel verwendet, um seinem Zorn Ausdruck zu verleihen.
Es ist also nicht so, dass Israel sich in dieser Geschichte einfach rächt. Vielmehr straft Gott ein Volk, in diesem Fall die Midianiter, wegen jahrhundertelangen Ungehorsams. Ich finde es wichtig, dass ihr euch an dieser Stelle Gedanken über das Thema Zorn Gottes macht, damit ihr ein ausgewogenes Verständnis vom Wesen Gottes bekommt.
Wir neigen natürlich dazu – und das hat Volker sehr schön betont – immer nur den lieben Gott zu sehen. Meist stellt man sich ihn vor als einen alten Mann mit langem weißen Bart, der freundlich lächelt und niemandem etwas zuleide tun kann. Was wir uns selten anschauen, ist ein Gott, wie er uns im Römerbrief Kapitel 1 vorgestellt wird. Dort ist Gott berechtigterweise zornig über das, was hier auf der Welt passiert.
Er ist zornig im Hinblick auf die Menschen, die sich an seiner Schöpfung vergehen, die seine Gebote brechen, die ihre Lust an Ungerechtigkeit haben und alles daran setzen, Gott zu verunglimpfen. Über diesen Menschen liegt ein Zorn. Ihr könnt das nachvollziehen, wenn ihr Römer 1,18 und folgende lest.
Unser Volk durchläuft im Moment eine Phase von Ereignissen, die man im Licht von Römer 1 nur so deuten kann, dass der Zorn Gottes unter uns, unter unserem Volk, offenbart wird. Man kann sich fragen, warum keine Erweckung stattfindet oder warum zu wenig passiert. Ein Grund dafür ist, dass wir auf dieser Abwärtsspirale schon ziemlich weit unten angekommen sind.
Wir können und sollen weiter dafür beten, dass es Erweckung in unserem Land gibt. Gleichzeitig müssen wir aber auch mit offenen Augen sehen, dass sich der Zorn Gottes in Deutschland wirklich offenbart – in den Dingen, die wir einfach aus den Zeitungen erfahren. Vergleicht das mit Römer 1,18 und den folgenden Versen. Lest das durch und studiert es. Es ist wirklich interessant, das so zu sehen.
Mir ging es hier nur darum zu zeigen, dass Gott in diesem Fall das Volk Israel als Mittel seines Zorns verwendet. Er kann aber genauso gut atheistische Wissenschaftler verwenden, Naturkatastrophen oder übernatürliche Ereignisse. Es ist völlig egal, was er benutzt.
Seid euch sicher: Der Zorn Gottes ist etwas sehr Reales. Er ist nicht nur etwas, das irgendwann im Jüngsten Gericht kommt und auf das man sich vorbereiten muss. Nein, es ist etwas sehr Gegenwärtiges, mit dem wir in unserem Leben rechnen müssen, wenn wir Gott provozieren.
Kommen wir nun zu Kapitel 32, dem letzten Punkt, auf den ich eingehen möchte. Ich zeichne euch das mal grob auf. Schaut es euch an: Hier haben wir das Mittelmeer, dann den See Genezareth – der ist etwas zu weit nach oben gerutscht – das Tote Meer und den Jordan dazwischen. Auf der anderen Seite, wenn hier unten Ägypten liegt, befindet sich hier Israel.
Die Israeliten durften also nicht direkt hier hineingehen, sondern mussten außen herum ziehen. Auf der Ostseite des Jordans gibt es bereits eine Menge Land und viele Städte; die Punkte auf der Karte sollen Städte darstellen.
Wie sich das Volk Israel hierdurch schlägt – und zwar schlägt, denn sie müssen kämpfen, Menschen besiegen und Städte einnehmen – da kommen zweieinhalb der zwölf Stämme auf den Gedanken: Eigentlich ist es hier auch ganz schön. Zwar hat Gott ihnen das Land nicht verheißen, aber nur weil Gott es ihnen nicht versprochen hat, heißt das nicht, dass es nicht schön ist.
Je länger sie sich das Land anschauen, in dem sie wohnen, desto weniger Lust haben sie, über den Jordan zu gehen und etwas anderes zu bekommen.
In 4. Mose 32,1 heißt es: Die Söhne Ruben und die Söhne Gad hatten sehr viel Vieh und sahen das Land Jasa und das Land Gilead. Die Gegend war nämlich gut für Vieh.
Hier sagen also Leute ganz pragmatisch: Eigentlich wollen wir das Erbteil gar nicht haben, das Gott uns gibt. Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben.
Sie können sich gar nicht vorstellen, dass es auf der anderen Seite des Jordans so schön sein soll. Vielleicht passen wir gar nicht so gut in den Himmel. Wahrscheinlich reicht uns das Leben hier auf der Erde schon. Wir machen es uns hier gemütlich, und der Himmel – das ist doch langweilig mit dem ganzen Singen und Halleluja-Rufen.
So standen sie da und dachten: Wir bleiben mal auf unserer Seite.
Die Übertragung ist nicht ganz fair, denn ich glaube nicht, dass Israel der Himmel ist. Aber es zeigt euch etwas: Gott gibt eine Verheißung, und die Leute sagen: Gott, mit deiner Verheißung wissen wir es besser.
Schau, wir haben so viel Vieh. Das hast du nicht bedacht, als du uns das Land Israel verheißen hast. Du konntest ja nicht wissen, dass wir in der Zeit so viel Vieh bekommen und dass diese Weideflächen hier viel besser passen.
In der Tat sehen diese Leute das, was vor ihren Augen liegt, und nicht das, was sie im Glauben ergreifen sollen. Das prägt ihre Entscheidung.
Sie machen den Vorschlag – und da müsst ihr aufpassen: Gott geht darauf ein. In ihrem Unglauben machen sie Gott Vorschläge, und Gott sagt: „Okay, ich will dich nicht festhalten. Du musst dein Leben selbst leben.“
Er lässt sie die Konsequenzen tragen.
In diesem Fall geht das so weit, dass sie sofort getrennt werden. Sie einigen sich noch darauf, dass die Krieger mit über den Jordan ziehen und dort zuerst die Landeinnahme durchführen. Das war ihnen recht.
Ihr müsst euch vorstellen: Von einem Moment auf den anderen sind die Familien getrennt. Das ist der erste Nachteil.
Der nächste Punkt ist folgender: Von allen Stämmen, die in den darauffolgenden Jahrhunderten verschleppt werden, sind diese zweieinhalb die ersten.
Sie werden im Jahr 740 v. Chr. verschleppt. Das sind die ersten, die überhaupt in Gefangenschaft geraten.
Die nächsten folgen 722 v. Chr. im Norden, und dann kommen die hier unten von 605 bis 586 v. Chr.
Alle werden irgendwann weggeschleppt, weil sie sich sehr daneben benehmen. Aber die allerersten sind die hier drüben.
Das heißt: Die ersten, die vom Gericht Gottes getroffen werden – und wir könnten umgekehrt sagen, die ersten, bei denen das Maß voll ist – sind die, die von Anfang an gesagt haben: Ich will keinen Erbteil, auf den ich warten muss.
Ich will das, was ich habe – den Spatz in der Hand – und nicht die Taube auf dem Dach. Das klingt zwar naheliegend, hat aber Folgen.
Und dem stehen gegenüber – und damit mache ich dann Schluss – im letzten Kapitel ein paar Frauen. Ich habe vorhin schon etwas über die Frauen gesagt. Das war vielleicht etwas böse formuliert. Jetzt möchte ich etwas Gutes zum Thema Frauen sagen: Sie sind klasse.
Es handelt sich um die Töchter von Zelophat. Diese Frauen sehen ein Problem. Sie sagen: „Das mit dem Erbteil ist ja ganz schön und gut, aber Mose, hast du daran gedacht, dass Erbteile immer nur an die Söhne weitervererbt werden? Du kannst unserem Vater hier etwas geben, aber er hat keinen Sohn. Wenn er stirbt, dann stirbt unsere Familie aus.“
Während die anderen nur das sehen, was vor ihren Augen liegt und das unbedingt haben wollen, machen sich diese Frauen Gedanken über etwas, das sie noch gar nicht haben. Sie sagen: „Das, was wir noch nicht haben, darüber wollen wir uns jetzt schon Gedanken machen. Wie werden wir damit umgehen? Was wird passieren, wenn wir es dann haben? Wir können das nicht behalten, Mose, das kann nicht richtig sein.“
Das heißt, ihr Denken richtet sich auf die Zukunft. Mose sagt: „Ja, ihr habt Recht. Wir müssen uns da etwas einfallen lassen. Das geht in der Tat nicht so. Wir können jetzt eurem Vater nicht einfach ein Erbteil geben. Wenn er dann stirbt, ist das weg und eure Familie stirbt aus. Das geht nicht.“
Die Regelung sieht dann ganz pragmatisch so aus: Die Töchter erben auch. Für uns bedeutet das: Mach dir heute Gedanken für die Zukunft. Denk heute über den Himmel nach.
Das ist das, was im Kolosserbrief steht, wenn es heißt: „Sinnt auf das, was droben ist.“ Natürlich kannst du die ganze Zeit durch die Welt laufen und sagen: „Ich beschäftige mich mit den Problemen, die ich sehe.“ Ja, das ist richtig. Aber du kannst auch wie die Töchter Zelofats anfangen, über das nachzudenken, was noch Zukunft ist.
Schon jetzt überlegen, wie wird das sein? Und wie muss ich heute leben? Zum Beispiel zu Mose hingehen, damit später alles in Ordnung ist. Was muss ich heute tun, damit ich im Himmel in Ruhe und Frieden leben kann und sagen kann: „Ja, ich habe alles gut vorbereitet.“
Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.
Jürgens aktuellste Gebets-Infos gibt's hier zum Lesen und Abonnieren.