Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 313: Mission als Herausforderung, Teil vier
Die Bedeutung des Ausharrens im Glauben
Ausharren – das war das Thema der letzten Episode. Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“ Mir war die Perspektive auf das Thema Ausharren besonders wichtig.
Wir müssen als Christen dafür sorgen, dass unser Blick auf die Probleme, denen wir begegnen, immer ein Blick des Glaubens bleibt. Ganz ehrlich: Wer sagt, dass das leicht ist, der kennt weder die Psalmen noch hat er selbst schon einmal wirklich schwere Zeiten durchgemacht.
Trotzdem ist es wichtig, dass wir die Perspektive des Glaubens nicht verlieren. Wir folgen dem guten Hirten und haben einen Vater im Himmel, der uns liebt. Deshalb dürfen wir im Leid, trotz aller Überforderung und allem Unverständnis, glauben. Glauben, dass auch für uns gilt: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken.“
Wir dürfen wissen, wo wir die Stärke finden, um nicht aufzugeben – eben gerade nicht in uns, sondern bei Gott. Deshalb müssen wir unsere aufgekratzte Seele auch disziplinieren, wenn sie meint, dass Panik eine Lösung wäre oder uns einreden will, dass Gott sich eh nicht um uns kümmert. Das ist falsch!
Deshalb ist der Psalmist auch ein ausgezeichneter Seelsorger, wenn er in Psalm 43,5 schreibt: „Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und was stöhnst du in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, das Heil meines Angesichts und meinen Gott.“
Hier ist einer, der mitten im Leid seine Seele neu auf Gott ausrichtet. Warum? Weil alles andere Unsinn ist.
Leben aus der Taufe und Gebet in schweren Zeiten
Und nicht nur für den Psalmisten gilt das, sondern gerade für uns – für uns, die wir in der Taufe mit Jesus gestorben und auferstanden sind. Auferstanden, um ein neues Leben zu führen.
Dieses Leben ist ein Leben des Glaubens, ein Leben, das sich an Jesus orientiert.
Und was hat Jesus getan, als das Leid kam? Er ist ins Gebet gegangen, um dort die Kraft zu finden, das Leid zu ertragen.
Genau das müssen auch wir tun, wenn wir merken, dass Gott uns im Stil von Hiob Leid zumutet. Wenn Schwierigkeiten nicht nur für mich und meine Charakterentwicklung wichtig werden, sondern wenn sie Teil meiner Berufung sind, um dieser Welt das Evangelium zu bringen.
Umgang mit Verfolgung und Flucht als Überlebensstrategie
Aber gehen wir weiter im Text, Matthäus 10,23:
"Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so flieht in die andere; denn wahrlich, ich sage euch, ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird."
Das ist mal ein merkwürdiger Satz, oder? Die Frage, die sich mir stellt, ist die: Auf welche Zeit spielt der Herr Jesus hier an?
Zuerst einmal ist klar, er spricht nicht über die aktuelle Aussendung. Es ist ein Blick in die Geschichte und eine Zeit, die wir erst in der Apostelgeschichte kennenlernen werden. Der Herr Jesus spricht hier in, ich sage mal, typisch prophetischer Manier. Bei den Propheten muss man auch immer mitdenken, wo sie gerade sind, wenn sie die Zukunft beschreiben.
Das hier ist eine Zeit, in der Verfolgung so schlimm wird, dass sie lebensbedrohliche Züge annimmt. So wie wir das direkt im Anschluss an die Steinigung des Stephanus lesen. Apostelgeschichte 8,1:
"An jenem Tag entstand aber eine große Verfolgung gegen die Gemeinde in Jerusalem. Und alle wurden in die Landschaften von Judäa und Samaria zerstreut."
Frage: Was soll ich tun, wenn ich verfolgt werde? Antwort: Überlege dir gut, ob es an der Zeit ist, als Märtyrer zu sterben. Natürlich hat es in der Kirchengeschichte immer wieder Momente gegeben, in denen genau das angesagt war – der Märtyrertod.
Aber Jesus spricht hier zu seinen Jüngern. Er bereitet sie auf eine Zeit vor, in der aus Ablehnung in Israel echte Verfolgung wird. Und was sollen die Christen dann tun?
"Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so flieht in die andere."
Flucht ist keine Feigheit. Flucht ist die einzige Möglichkeit, um am Leben zu bleiben. Und das Leben ist wichtig. Wichtig, weil wir als Christen einen Auftrag haben, den wir nur lebend erfüllen können. Tote Prediger können das Evangelium nicht weitergeben.
Die prophetische Aussage zur Mission in Israel
Matthäus 10,23: „Wenn sie euch aber in dieser Stadt verfolgen, so flieht in die andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet nicht alle Städte Israels durchlaufen haben, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird.“
Was meint Jesus hier? Worum geht es ihm? Wozu wird es „zu Ende“ sein?
Der Kontext dieser Rede legt das Thema nahe: Es geht um Evangelisation. Jesus spricht davon, dass das Evangelium im Land Israel gepredigt wird. Dabei wird deutlich, dass die Christen, so sehr sie sich auch bemühen, nicht alle Städte Israels mit dem Evangelium erreichen werden, bevor der Sohn des Menschen kommt.
Wenn Jesus sagt: „Wahrlich, ich sage euch“, dann handelt es sich um eine wichtige Aussage. Leider bedeutet „wichtig“ nicht automatisch, dass sie einfach zu verstehen ist.
Was meint Jesus mit „bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird“? Diese Frage wird unter Bibellehrern intensiv diskutiert. Wenn ich hier meine Meinung dazu äußere, dann möchte ich das in aller Einfalt tun und gleich sagen, dass ich kein Problem damit habe, wenn jemand anderer Ansicht ist.
Zunächst einmal ist klar, dass Jesus einen Zeitpunkt beschreibt. Es ist der Zeitpunkt seiner Wiederkunft. Die Zeit bis dahin wird zu kurz sein, um das Evangelium in alle Städte Israels zu bringen. Soweit ist alles klar.
Der Begriff „Sohn des Menschen“ ist uns ebenfalls vertraut. Er bezeichnet Jesus selbst. Auch das ist einfach zu verstehen.
Deutung der Wiederkunft und Missionszeit
Nun zum Problem: Welcher Moment ist genau mit dem Wiederkommen des Messias gemeint? Es gibt hier verschiedene Möglichkeiten.
Wenn wir von der Wiederkunft Jesu lesen, denken wir normalerweise an das, was die Theologen das zweite Kommen des Messias nennen. Gott, das Wort, wurde Mensch, kam das erste Mal auf die Erde und beendete diesen Aufenthalt mit der sogenannten Himmelfahrt. Jetzt sitzt er als verherrlichter Mensch zur Rechten Gottes. Aber dieser Mensch, Jesus von Nazareth, wird wiederkommen. Das ist es, was die Engel den Jüngern kurz nach der Himmelfahrt verheißen.
In Apostelgeschichte 1,11 heißt es: „Männer von Galiläa, was steht ihr und seht hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel.“
Lasst uns das erst einmal festhalten: Jesus wird wiederkommen. Die Frage ist: Ist diese Wiederkunft hier im Text gemeint? Ich würde sagen, nein, das ist sie nicht.
Warum nicht? Weil dieses zweite Kommen Christi so weit in der Zukunft liegt, dass allemal genug Zeit wäre, alle Städte Israels zu evangelisieren. Wir müssen das Argument für die Aufforderung zur Flucht verstehen. Jesus sagt zu seinen Jüngern, dass sie ruhig in andere Städte fliehen können, weil es für das bisschen Zeit, das sie haben, viel zu viel Arbeit gibt. Es lohnt sich nicht, dort zu bleiben, wo sie nichts mehr ausrichten können. Denn am Ende, wenn der Sohn des Menschen wiederkommt, werden noch unerreichte jüdische Städte übrig sein.
Die Zeitspanne bis zur Wiederkunft ist so kurz, dass es den Christen nicht gelingen wird, allen jüdischen Städten das Evangelium zu bringen. Und gerade die Kürze der Zeit spricht gegen das zweite Kommen Christi. Wir wissen nämlich, dass Jesus sich Zeit lässt – inzwischen fast zweitausend Jahre. Und das ist dicke genug Zeit, um alle Städte Israels zu missionieren, was sie übrigens inzwischen ja auch alle schon sind. In jeder Stadt Israels ist das Evangelium gepredigt worden.
Ausblick und Ermutigung für schwierige Zeiten
Was also ist damit gemeint? Mehr dazu in der nächsten Episode.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest Psalm 43, Vers 5 auswendig lernen. Neben Jesaja 30, Vers 15 ist das ein weiterer sehr wichtiger Vers für schwierige Zeiten.
Das war es für heute.
Bitte bete für den kleinen Eli. Er wurde letzten Freitag viel zu früh geboren und muss künstlich beatmet werden, weil seine Lunge noch nicht ausgereift ist.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
