Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 325: Der Wert von Ruhe.
Einführung und Kontext der Erzählung
Die letzten beiden Episoden haben wir uns mit dem Tod von Johannes dem Täufer beschäftigt. Bei genauerer Betrachtung ist die Erzählung seines Todes in einen Rückblick eingebunden. Es geht darum, dass Herodes von Jesus hört und sich fragt, wer Jesus eigentlich ist.
Lukas 9,7-9: Es hörte aber Herodes, der Vierfürst, alles, was geschehen war, und er war in Verlegenheit, weil von einigen gesagt wurde, dass Johannes aus den Toten auferweckt worden sei, von einigen aber, dass Elija erschienen sei, von anderen aber, dass einer der alten Propheten auferstanden sei. Und Herodes sprach: „Johannes habe ich enthauptet. Wer aber ist dieser, von dem ich solches höre?“ Und er suchte ihn zu sehen.
Was wir hier sehen, sind die Gedanken, die man sich im Volk Israel über Jesus macht. Für einige ist Jesus die Inkarnation von Johannes dem Täufer, für andere ist Elija oder ein anderer alter Prophet auferstanden. Herodes selbst weiß zunächst auch nicht genau, was er von all dem halten soll. Und
Herodes’ Vermutungen und Jesu Rückzug
Wenn man das Matthäusevangelium liest, scheint es so, als hätte sich Matthäus der Vorstellung angeschlossen, dass Johannes in Jesus wieder lebendig geworden ist. In Matthäus 14,1-2 heißt es: Zu jener Zeit hörte Herodes, der Vierfürst, die Kunde von Jesus und sprach zu seinen Dienern: „Dieser ist Johannes der Täufer, er ist von den Toten auferweckt worden, und darum wirken solche Wunderkräfte in ihm.“
Vielleicht ist diese Vermutung auch der Grund dafür, dass Herodes Jesus so dringend sehen will. Jesus selbst hat jedoch kein Interesse daran, sich mit Herodes zu treffen – ganz im Gegenteil.
In Matthäus 14,12-13 wird berichtet: Die Jünger Johannes des Täufers kamen herbei, hoben den Leib auf und begruben ihn. Anschließend kamen sie und verkündeten es Jesus. Als Jesus davon hörte, zog er sich mit einem Boot abseits an einen einsamen Ort zurück.
Als die Volksmengen davon hörten, folgten sie ihm zu Fuß aus den Städten. Der Herr Jesus erfährt von der Ermordung Johannes‘ und zieht sich allein zurück. Zumindest ist das das, was er gern getan hätte – allein sein.
Auch seine Jünger brauchen jetzt Ruhe, denn sie waren gerade von ihrer Missionsreise zurückgekehrt.
Die Bedeutung von Ruhe für Jesus und seine Jünger
Die Apostel versammelten sich bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Jesus sprach zu ihnen: „Kommt ihr selbst allein an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus.“ Denn viele kamen und gingen, und sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen.
Sie fuhren mit einem Boot allein an einen einsamen Ort.
Vers 31 ist für mich besonders bemerkenswert, weil er zeigt, wie sehr dem Herrn Jesus das Wohlergehen seiner Jünger am Herzen liegt. Sie hatten viel gearbeitet, viel erlebt und konnten viel berichten. Doch jetzt brauchten sie Ruhe. Diese Ruhe fanden sie nicht dort, wo Jesus war, denn dort herrschte viel Betrieb. Es gab ein ständiges Kommen und Gehen, sodass kaum Zeit zum Essen blieb.
Ich werde immer wieder gefragt, was für den Dienst im Reich Gottes wichtig ist. Eine Antwort darauf ist: Ruhe. Man kann nicht immer nur geben. Das ist die Lehre aus Vers 31: „Kommt ihr selbst allein an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus.“
Praktische Hinweise zum Umgang mit Arbeit und Ruhe
Wir müssen darauf achten, das menschliche Bedürfnis nach Ruhe nicht zu unterschätzen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn wir viel tun und uns anschließend echte Ruhe gönnen.
Mir scheint, dass wir in der heutigen Zeit, wenn es ums Tun geht, zwei Aspekte im Blick behalten müssen, um langfristig leistungsfähig und psychisch gesund zu bleiben. Zum einen ist da der Aspekt, dass wir fleißig arbeiten und uns nicht in unnützen Dingen verzetteln. Es ist wichtig, dass wir die Dinge tun, die nützlich sind.
Zum anderen scheint es mir, dass immer mehr Menschen sich immer weniger Gedanken darüber machen, was denn wirklich nützlich ist. Mein Tipp: Setz dich hin und schreib in Ruhe auf, was dir wichtig ist und wo du Verantwortung trägst. Überlege dir, wie viel Zeit diese Dinge in deinem Leben bekommen sollen.
Mach eine Liste und fang an, ein wenig zu planen. Tu das, damit du weniger von deinen Gefühlen, den Erwartungen anderer Menschen und den dringlichen Dingen im Leben getrieben wirst.
Also, wenn es ums Tun geht, ist es wichtig, dass wir tun, was nützlich ist. Und dass wir die nützlichen Dinge ein wenig planen. Schmeiß unnütze Dinge aus deinem Leben hinaus. Wenn du etwas tust, überlege dir warum. Wozu ist das nützlich? Auf welches Ziel in meinem Leben zahlt das, was ich gerade tue, ein?
Und wenn du Dinge einfach nur so tust, lass sie sein. Probiere mal etwas Planung aus. Falls du wie ich zu den kreativ-spontanen Menschen gehörst, lass auch Platz im Kalender für verrückte Ideen.
Die biblische Verankerung von Ruhe
Aber neben dem Aspekt des fleißigen Arbeitens gibt es auch den wichtigen Aspekt des Ausruhens. Wenn Jesus sagt: „Kommt ihr selbst allein an einen öden Ort und ruht ein wenig aus“, dann zeigt sich, wie wichtig ihm dieser Aspekt ist.
Wir könnten auch ins Alte Testament schauen und wären vielleicht überrascht, wie viel Ruhe Gott seinem Volk verordnet. Dreimal im Jahr sollen sie nach Jerusalem ziehen und dort einen Kurzurlaub machen. Damit die Zeit in Jerusalem auch schön wird, sollen sie zehn Prozent ihres Einkommens dafür verwenden, vor Gott zu feiern.
Das hört sich dann so an:
5. Mose 14,25-26:
„Und dann binde das Geld in deine Hand zusammen und geh an die Stätte, die der Herr, dein Gott, erwählen wird, und gib das Geld für alles, was deine Seele begehrt, für Rinder und Schafe, für Wein und Rauschtrank und für alles, was deine Seele wünscht, und iss dort vor dem Herrn, deinem Gott, und freue dich.“
Nicht nur soll man vor Gott feiern, sondern alle sieben Jahre soll ein Sabbatjahr sein, in dem man die Felder und Weinberge nicht bewirtschaften darf. Gott verspricht für das sechste Jahr so viel Ertrag, dass es für das siebte Jahr und die Aussaat im achten Jahr reicht.
So ein Gebot bedeutet natürlich Ruhe, auch wenn man im Sabbatjahr nicht arbeitslos war. Es war einfach viel weniger zu tun. Zeit für die Familie, für Gott und für Dinge, die sonst zu kurz kommen.
Und dann gibt es im Alten Testament noch den Sabbat – einen Tag Ruhe in der Woche.
5. Mose 5,12-14:
„Beachte den Sabbattag, um ihn heilig zu halten, so wie der Herr, dein Gott, dir geboten hat. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun. Aber der siebte Tag ist Sabbat für den Herrn, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und dein Rind und dein Esel und all dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt, damit dein Sklave und deine Sklavin ruhen wie du.“
Sabbat und Ruhe im christlichen Leben
Ich habe das an anderer Stelle bereits gesagt: Der Sabbat ist kein Gebot für Christen. Vielmehr weist der Sabbat auf Jesus hin. Das Sabbatgebot erfüllt sich mit dem Erscheinen des Messias, der eine neue Qualität von Ruhe anbietet. Diese Ruhe war durch den wöchentlichen Ruhetag nur prophetisch angedeutet.
Dennoch wird im Sabbatgebot etwas Wichtiges deutlich: Gott ist der Herr über meine Arbeit und meine Ruhe. Er hat seinem Volk Ruhe verordnet. Aus diesem Grund beharre ich einerseits darauf, dass der Sabbat für Christen nicht so gilt, wie er als Bundeszeichen für das Volk Israel galt. Andererseits sorge ich aber ganz praktisch in meinem Leben dafür, möglichst jede Woche einen ganzen Ruhetag einzuhalten.
Ich merke, dass ich damit gut fahre. Der Mensch scheint als Geschöpf auf einen Rhythmus von sechs Tagen echter Arbeit und einem Tag echter Ruhe angelegt zu sein. Der Mensch braucht Ruhe. Der Herr Jesus bringt dies zum Ausdruck, wenn er sagt: „Kommt ihr allein an einen öden Ort und ruht ein wenig aus.“
Abschluss und praktische Anregung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, ob du eher der Typ bist, der unnütze Dinge loswerden sollte, oder ob du mehr Ruhe in dein Leben bringen musst.
Das war es für heute.
Mein Tipp für das geistliche Leben: Lerne Englisch. Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
