Einführung und Predigtanlass
Ja, letzte Woche hatte ich eine Predigtreihe begonnen, die ich durch den kleinen Propheten Micha angekündigt hatte. Heute stehe ich hier in der Kirche und sage, dass ich Römer 12,1-2 predigen werde.
Das hängt damit zusammen, dass ich kurzfristig den Predigtdienst heute Abend übernommen habe. Heute früh wurde ich in Rosenheim gebeten, über Römer 12,1-2 zu predigen. Das ist also die heutige Predigt, mal außer der Reihe. Ich bin sehr dankbar für einen relativ leichten Predigttext.
Nächste Woche verspreche ich euch, dass es mit Micha 2 weitergeht, dann mit Micha 3 und Micha 4, so Gott will.
Was ist Gottesdienst? Welcher Gottesdienst gefällt Gott? Und was hat das ganz persönlich mit dir zu tun? Ich denke, das sind die Fragen, auf die uns unser Predigttext eine Antwort gibt.
Römer 12,1-2 ist ein sehr kurzer und recht bekannter Predigttext. Wenn ihr mitlesen wollt, findet ihr ihn im hinteren Teil der Bibel auf Seite 184, leicht zu finden.
Im Neuen Testament stehen zuerst die vier Evangelien: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Danach folgt die Apostelgeschichte, die 28 Kapitel umfasst. Anschließend kommt der Römerbrief, der erste Brief des Apostels Paulus, den wir in der Bibel finden.
Die große Zahl 12 markiert das Kapitel, und die kleine Zahl 1, die manchmal nicht geschrieben wird, sowie die 2 markieren die Verszahlen.
Der Predigttext: Römer 12,1-2
Ich lese uns Römer 12,1-2 vor:
„Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“
Wir haben es hier also mit einer Ermahnung zu tun. So beginnt Paulus: „Ich ermahne euch nun.“ Man könnte auch sagen, es ist eine Ermutigung oder ein Aufruf.
Diesen Aufruf möchte ich mit euch in drei Abschnitten betrachten. Heute gibt es keine Predigtfolien, denn der Text ist kurz und einfach. Ich glaube, wir können ihn gut ohne Folien nachvollziehen.
Zuerst schauen wir uns den Hintergrund des Aufrufs an. Das ist ganz wichtig, denn wir wollen verstehen, was eigentlich der Anlass für diesen Aufruf ist.
Als Zweites betrachten wir den Inhalt des Aufrufs genau. Wozu ruft uns der Apostel Paulus auf?
Drittens wollen wir dann sehen, wie wir diesen Aufruf umsetzen können. Was ist der Weg zur Umsetzung?
Das sind also die drei Punkte: der Hintergrund, der Aufruf selbst und der Weg zur Umsetzung dieses Aufrufs.
Der Hintergrund des Aufrufs: Die Barmherzigkeit Gottes
Der Hintergrund zeigt sich hier gleich zu Beginn, denn es heißt ja: „Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes.“ Eigentlich passt besser, was die Schlachter-Übersetzung dort sagt: „Hat angesichts der Barmherzigkeit Gottes nun also vor dem Hintergrund des Gesagten...“ Und das hat etwas mit der Barmherzigkeit Gottes zu tun.
Es ist ganz wichtig, dass wir das so betrachten und diesen Hintergrund klar sehen. Sonst wäre es so, als würden wir eine Zeitung irgendwo aufschlagen, in einem Artikel am dritten Absatz anfangen, mal zwei Sätze lesen und dann eventuell nicht verstehen oder nicht richtig verstehen, worum es geht. Wenn wir den Kontext nicht klar haben, verstehen wir den Sinn nicht richtig.
Das ist der Grund, warum ich typischerweise einfach durch biblische Bücher durchpredige. Das hilft uns, genauer zu verstehen, wie sich ein Argument entwickelt. So lesen wir hoffentlich auch unsere Bibel: nicht einfach nur einen beliebigen Vers aufschlagen, sondern wir versuchen, den Vers in seinem Kontext zu verstehen.
Das möchten wir heute auch tun. Von daher habe ich mir vorgenommen, die ersten fünf Minuten, vielleicht auch ein bisschen weniger, damit zu verbringen, uns einmal durch den Römerbrief zu führen – bis zu Kapitel 12, Vers 1. Wenn ihr die Bibel aufgeschlagen habt, könnt ihr ein paar Seiten zurückblättern bis zu Kapitel 1, Vers 1. Dort beginnt Paulus, uns zu erklären, warum er diesen Brief schreibt.
Er schreibt ihn, weil Gott ihn dazu ausgesondert hat, das Evangelium Gottes zu predigen. Und das ist das Evangelium von seinem Sohn Jesus Christus. Durch ihn hat er Gnade und Apostelamt empfangen, so erklärt er in Vers 5, um aufzurichten – in Christi Namen – den Gehorsam des Glaubens. Also einen Gehorsam, der aus dem Glauben kommt.
Genau so baut sich der Brief auf. Wir sehen zuerst das, woran wir glauben dürfen, und dann hören wir, wie wir nun leben sollen. Das ist der Aufbau des Römerbriefs.
Dann geht die Einleitung weiter, die endet in einer Zusammenfassung des Evangeliums in Vers 16 und 17 – sehr bekannte Verse. In Vers 18, Kapitel 1, Vers 18, beginnt wirklich der erste große Abschnitt im Römerbrief. In diesem Abschnitt erklärt uns Paulus, warum wir der Barmherzigkeit Gottes bedürfen.
Warum brauchen wir einen gnädigen, einen barmherzigen Gott? Paulus macht deutlich, dass Gottes Zorn über alle Welt offenbar wird. Warum? Weil wir Menschen, obwohl wir alle Gott erkennen können – jeder Mensch sollte eigentlich wissen, dass es Gott gibt, weil die ganze Schöpfung, diese Welt, Zeugnis gibt von einem Schöpfer – und doch wollen wir ihn nicht erkennen.
Das ist das, was Paulus hier betont: Wir unterdrücken diese Wahrheit, diese Erkenntnis Gottes. Wir wollen keinen Gott haben, der uns sagt, wie wir leben sollen. Obwohl er uns in seinem Angesicht geschaffen hat, in seinem Abbild, sodass wir ihn widerspiegeln sollten, wollten die Menschen nicht unter seiner guten Herrschaft als seine Abbilder leben.
Stattdessen wollten sie sein wie er – das heißt nicht heilig wie er ist, sondern eigene Herren. Das war der Sündenfall. Das Problem war, dass der Mensch sich von Gott abwendet und nun für sich selbst lebt.
Und erst einmal, in seinem Zorn, heißt es dann weiter in Kapitel 1, hat Gott uns selbst überlassen. Er hat uns dahingegeben, so heißt es gleich dreimal, in Vers 24. Er hat uns dahingegeben den Dingen, nach denen unsere korrupten, rebellischen Herzen streben. Er hat uns unserem Streben nach Sünde, nach falschen Dingen überlassen.
Gut, das haben die ersten Leser gelesen und die Juden haben sich gefreut: „Jetzt kriegen es die Heiden mal so richtig gesagt, das sind ja die Gottlosen, aber wir Juden, wir sind ja besser.“
Dann erklärt Paulus in Kapitel 2: „Nein, nein, auch ihr, die ihr vorgeblich Gott kennt, seid nicht besser, weil eure Herzen nicht besser sind.“ Das heißt, ihr habt zwar eine gewisse Gotterkenntnis, ihr habt das Gesetz, aber ihr tut auch nicht, was das Gesetz fordert.
Was also wirklich hilft, ist nicht einfach nur zu wissen, was Gott will, sondern wir brauchen veränderte Herzen, wir brauchen beschnittene Herzen.
Dann in Kapitel 3 macht er deutlich, dass das weder Juden noch Heiden haben. Es ist zwar ein Vorteil, das Gesetz zu haben, aber es hilft uns im Hinblick auf unsere Rettung gar nichts.
Dann kommt ein sehr deprimierender Abschnitt, Kapitel 3, Verse 10 bis 20, in dem Paulus uns wirklich klar zeigt, was wir als natürliche Menschen für ein Problem haben. Es kulminiert dann in Vers 19 damit, dass er sagt, dass alle Welt vor Gott schuldig ist, und in Vers 20, dass kein Mensch durch die Werke des Gesetzes, also durch irgendwelche guten Taten, vor ihm gerecht sein kann.
Wir Menschen können vor dem Heiligen, vor dem Perfekten, vor dem großartigen Gott nicht bestehen. Eines Tages wird er aber kommen, um zu richten – und das ist ein echtes Problem.
Das Einzige, was uns helfen kann, ist Barmherzigkeit, Gnade. Das ist genau das, worauf Paulus uns hinführen will. Er will uns zeigen: Ihr braucht Barmherzigkeit, ihr braucht einen barmherzigen und gnädigen Gott.
Dann kommt in Kapitel 3, Vers 21, eine großartige Wendung: „Nun aber, ohne Zutun des Gesetzes, ohne dass ihr überhaupt irgendwas tun müsst, ist euch Gerechtigkeit widerfahren.“
Gott selbst, als wir nicht zu ihm wollten, als wir uns aufgrund unserer bösen, rebellischen Herzen von ihm abgewandt haben, kam Gott zu uns in Jesus Christus. Aus Gnade allein kommt Gott zu uns Menschen. Er lebt das Leben, das wir hätten leben sollen, und stirbt den Tod, den wir verdient hätten.
Er opfert sich auf, er vergießt sein Blut und zahlt damit den Preis für unsere Schuld. Er gibt sich für uns dahin. So kommt aufgrund Gottes Barmherzigkeit, der Gnade Gottes, zu uns Menschen.
Wir Menschen werden Teilhaber dieser Gnade durch den Glauben an das, was Gott in Jesus Christus getan hat – durch den Glauben an den Retter und Herrn Jesus Christus. Das betont Paulus dann durch Kapitel 4: Der Weg zum Heil ist durch den Glauben.
In Kapitel 5 macht er deutlich, dass wir, die wir Gottes Barmherzigkeit erfahren haben – darin, dass Christus sich für uns aufgeopfert hat –, noch mehr Barmherzigkeit bekommen. Es wurde ja schon gebetet: Gott hat seine Liebe in unsere Herzen ausgegossen durch den Geist, so heißt es in Kapitel 5, Vers 5.
Gott verändert uns von Grund auf, er macht uns zu neuen Menschen. Gottes Liebe rettet uns nicht nur einmal, sie führt uns durch alle Dinge hindurch. Gott hält uns fest in seiner Hand.
In Kapitel 8 macht er das noch einmal deutlich: Gottes Liebe ist eine Liebe, die uns hält – auch in schweren Zeiten. Kapitel 6 zeigt uns, dass wir als durch Gnade vor Gott gerechtfertigte Menschen jetzt aufgerufen sind, das zu leben und den anzuerkennen, was Gott uns gegeben hat und den Gott uns gegeben hat.
Das heißt, in Kapitel 6 sehen wir, dass wir durch Christus, durch das Wirken des Geistes in unserem Leben, wirklich ein neues Leben haben. Wir haben neue Herzen, ein neues Leben und wir haben einen neuen Herrn. Das ist die zweite Hälfte von Kapitel 6.
Trotzdem sehen wir dann in Kapitel 7, dass wir immer noch das Problem haben, dass wir immer mal wieder das tun, was unser sündiges Fleisch will. So haben wir diesen inneren Kampf als Christen, dass wir nicht immer das tun, was wir tun wollen.
Das könnte zur Verzweiflung führen, denn es ist der Verzweiflungstreik: „Wer wird mich erretten von diesem todverfallenen Leib?“ Kapitel 8, Vers 1 zeigt uns aber die großartige Nachricht, dass es keine Verdammnis gibt für die, die in Christus Jesus sind.
Das heißt, für die, die die Gnade Gottes erlebt haben, die Glauben an den Retter und Herrn Jesus Christus haben, gibt es keine Verdammnis mehr. Er wird uns bewahren, selbst durch schwere Zeiten hindurch – selbst durch Zeiten, in denen wir nicht mehr wissen, was wir überhaupt noch beten sollen.
Da wird er für uns eintreten durch seinen Geist, und so wird er uns hindurchführen bis zum Ende. Das heißt, die Barmherzigkeit Gottes ist nicht nur einmal für uns offenbar worden, als wir gerettet wurden. Sie zeigt sich in unserem Leben tagtäglich, weil Gott in unserem Leben präsent ist und weil seine Liebe kontinuierlich wirkt.
Das ist die großartige Barmherzigkeit Gottes. Kapitel 9 bis 11 zeigen nun, dass diese Barmherzigkeit Gottes nicht nur den Juden oder nur den Heiden gilt. Die Barmherzigkeit Gottes gilt allen Völkern.
Sie kommt zu Menschen durch die Verkündigung des Evangeliums, durch die Verkündigung von Gottes Wort. Dort, wo dieses Wort aufgrund von Gottes Gnade durch den Glauben angenommen wird, da werden Menschen Empfänger und dauerhaft Teilhaber der Barmherzigkeit Gottes.
Der Aufruf zur Hingabe als lebendiges Opfer
Das bringt uns zu Kapitel zwölf, Vers eins. Hier findet eine große Wende im Römerbrief statt. In fast allen Paulusbriefen ist es so, dass wir im ersten Teil erfahren, wer Gott ist und was Gott für uns getan hat. Am Anfang steht also immer diese Darstellung. Erst danach folgt ein Aufruf, wie wir nun leben sollen – in Anbetracht dessen, was Gott für uns getan hat.
Deshalb möchte ich heute einladen: Wenn du die Barmherzigkeit Gottes in deinem Leben noch nicht erfahren hast, dann lade ich dich ein, etwas zu tun, zu dem ich sonst kaum auffordere. Vielleicht ist es besser, dem, was ich zu Kapitel zwölf, Vers eins und zwei sagen werde, nicht so genau zuzuhören. Stattdessen kannst du die restliche Zeit der Predigt nutzen, um in der ausliegenden Bibel nochmals intensiv Römer 1 bis mindestens Kapitel 5 zu lesen. So lange dauert die Predigt bestimmt noch. Frag dabei den Herrn: Warum brauche ich Barmherzigkeit? Und wie kann ich diese Barmherzigkeit erfahren?
Denn erst wenn du diese Barmherzigkeit erfahren hast, bist du bereit, zu hören, was Gott dir sagen will. Was Paulus uns jetzt sagt, richtet sich nämlich auf die Barmherzigkeit Gottes. Das wollen wir zuerst anschauen. Wenn du diese Barmherzigkeit noch nicht erfahren hast, dann geh dem nach. Vielleicht kommen wir später ins Gespräch. Dann kannst du dich an Kilian, mich oder die Leute vom Musikteam wenden. Ich bin mir sicher, wir können dir helfen zu verstehen, was es mit der Barmherzigkeit Gottes auf sich hat.
Die Barmherzigkeit Gottes ist die Grundlage und die Motivation, warum wir jetzt diesen Aufruf hören und umsetzen wollen. Wenn wir die Barmherzigkeit Gottes erfahren haben – und ich hoffe, ihr alle könnt sagen: Ja, ich habe sie erfahren –, dann lässt uns das nicht kalt. Es macht uns dankbar. Und es hilft uns, wirklich zu sagen: Ich vertraue meinem Herrn, der sich für mich so aufgeopfert hat. Ich vertraue ihm und glaube deshalb, dass das, was er mir nun zu sagen hat, keine schwere Last ist. Es sind keine Bedingungen, die plötzlich an das anknüpfen, was er mir vorher scheinbar freigegeben hat. Vielmehr ist es das, was mir jetzt hilft, so zu leben, wie Gott es will – weil es gut für mich ist.
Gott verlangt in seiner Liebe nichts von mir, was schlecht für mich ist. Ich möchte uns einladen, jetzt auf diesen Aufruf zu hören. Es ist ein Aufruf, den Gott uns als Teil seiner Barmherzigkeit gibt, so zu leben, wie es wahrhaft erfüllend ist. Denn es entspricht unserer Bestimmung.
Damit kommen wir zum Aufruf, Kapitel zwölf, Vers 1: Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.
Bedeutung des Opfers und lebendiger Hingabe
Paulus verwendet hier eine ungewöhnliche Formulierung, wenn er sagt, dass wir unsere Leiber hingeben sollen. Das bedeutet, dass wir uns selbst vollständig als ein Opfer darbringen. Doch was hat es mit diesem Opfer auf sich?
Diese Opfersprache findet sich im Alten Testament überall. Im letzten Herbst hatten wir eine Predigtreihe über die verschiedenen Opfer im Alten Testament. In 3. Mose 1 bis 7 werden fünf verschiedene alttestamentliche Opfer beschrieben. Diese Opfer hatten grundsätzlich zwei Funktionen.
Die erste Funktion war die Sühnung von Schuld. Sie mussten gebracht werden, weil wir Menschen so, wie wir sind, vor Gott nicht bestehen können. Deshalb sollten sündige Menschen ein möglichst makelloses Tier vor Gott bringen. Dieses Tier sollte stellvertretend für den Opfernden sterben. Man legte die Hand auf den Kopf des Tieres, übertrug symbolisch seine Schuld, und dann wurde das Tier getötet, das Blut vergossen – stellvertretend für die Schuld des Opfernden.
Doch diese Tiere konnten das Problem letztendlich nicht lösen. Deshalb war vorgeschrieben, dass zweimal täglich ein Tier dargebracht werden musste und zu bestimmten Anlässen noch viele weitere, immer wieder neu. So weisen uns diese Tiere und Opfer darauf hin, dass wir ein besseres Opfer brauchen – ein ein für allemal dargebrachtes Opfer.
Dieses Opfer steht in Kapitel 3 – es ist Jesus Christus, der als das perfekte Sühneopfer kam. Er gab sein Leben als Lösegeld für viele. Er hat in diesem Bereich das Opfer gebracht, das gebracht werden musste. Wir brauchen keine toten Opfer mehr.
Der zweite Aspekt beim Bringen dieser Opfer war die völlige Hingabe an Gott. Das heißt, der Opfernde sollte seine Hingabe an Gott dadurch zeigen, dass er ein wertvolles Tier opferte. Es war sozusagen eine Art „Reus Reus“ – also, man lässt sich richtig etwas kosten zur Ehre Gottes. Auf gut Deutsch: Man bringt ein wertvolles Opfer als Zeichen der Hingabe an Gott.
Wir, die wir nun durch Jesu Blut frei sind von aller Schuld, sind deshalb nicht befreit – das wäre auch absurd –, unser Leben Gott hinzugeben. Genau das bringt Paulus hier zum Ausdruck. Unsere Opfer sollen lebendige Opfer sein. Gebt euch Gott hin, weil er ein guter Gott ist, weil er es verdient, weil er voller Liebe und Barmherzigkeit ist. Opfert euch ihm mit allem, was ihr seid – als lebendige Opfer.
Wenn wir das tun, sollen wir bedenken, dass unser Opfer in bestimmten Aspekten genauso sein soll wie die Opfer im Alten Testament, nämlich heilig und gottwohlgefällig.
Heilig bedeutet ausgesondert von der Welt. Es gab die profanen Dinge in der Welt, und dann gab es die heiligen Dinge, die besonders rein waren und in besonderer Weise dafür ausersehen waren, vor Gott zu kommen – heilige Opfer. So sollen auch wir sein: ausgesondert vom Profanen in dieser Welt, ausgesondert für Gott, in besonderer Weise rein.
Unsere Opfer sollen Gott wohlgefällig sein. Das mag an dieser Stelle etwas überraschen. Jetzt sind wir schon bei einem lebendigen Opfer, das heilig sein soll. Kann denn ein Opfer überhaupt nicht wohlgefällig sein?
Die vielleicht erst einmal überraschende Antwort ist: Ja. Auch das zeigt uns die Bibel. Durch die ganze Schrift sehen wir immer wieder Beispiele für Opfer, die nicht wohlgefällig waren.
Einst war Mose vierzig Tage lang auf dem Berg, um von Gott das Gesetz zu bekommen. Die Juden wussten nicht, was mit ihm geschehen war. Dann brachten sie viel Gold, Silber und viele wertvolle Dinge zu Aaron. Sie opferten diese Dinge und sagten: Wenn Mose nicht wiederkommt, brauchen wir einen Plan B. Mach uns ein goldenes Kalb. Gut gemeint, aber schlecht gemacht.
In 3. Mose 10 lesen wir von den Söhnen Aarons, die auch auf die Idee kamen, ein Opfer zu bringen, das Gott nicht angeordnet hatte. Sie brachten in ihren Pfannen ein eigenmächtiges Opfer dar. Das führte dazu, dass beide sofort starben.
Etwas später sehen wir König Saul. Er wartete auf Samuel, der als Priester eigentlich das Opfer bringen sollte. Samuel verspätete sich, und Saul dachte sich: Na ja, muss ja nicht immer der Priester sein. Also brachte er selbst ein Opfer. Gott sagte ihm sehr deutlich: Du hast deine Königsherrschaft verwirkt.
Das ist nicht nur der Gott des Alten Testaments. Auch im Neuen Testament gibt es solche Beispiele. Ein relativ prominentes Ehepaar wird in Apostelgeschichte 5 vorgestellt: Hananias und Saphira. Sie verkaufen ein Feld für viel Geld und legen einen Teil des Geldes zu den Füßen der Apostel. Das ist ein echtes Opfer.
Doch sie lügen und behaupten, das sei der gesamte Erlös gewesen. Sie behalten einen Teil für sich zurück. Weil sie die Apostel anlügen und ihr Opfer nicht aus ganz reinem Herzen bringen, fallen sie nacheinander tot um.
Diese Opfer waren Gott nicht wohlgefällig, weil die Menschen sie nach eigenem Gutdünken brachten und nicht danach fragten, was Gott will. Das ist die große Lehre: Wir sollten immer wieder fragen, was Gott will und welches Opfer ihm wohlgefällig ist.
So sollen wir unsere Leiber Gott hingeben als lebendige Opfer, die heilig und gottwohlgefällig sind. Im dritten Punkt der Predigt werden wir noch genauer darüber nachdenken, was Gott wohlgefällig ist.
Das Leben als vernünftiger Gottesdienst
Ich möchte zunächst klarstellen, dass für uns der Auftrag gilt, ebenso zu leben – Gott hingegeben zu leben, mit allem, was wir haben und sind. Gott nennt dieses Opfer, ein solches Opfer, durch Paulus einen vernünftigen Gottesdienst. Unser Leben soll ein beständiger Gottesdienst sein.
Ja, das, was wir heute Abend hier tun, ist ebenfalls Gottesdienst. Es ist ein von Gott angeordneter Gottesdienst. Es gefällt Gott, wenn sich Menschen unter seinem Wort versammeln, um von ihm zu hören, ihn in Liedern und Gebeten anzubeten und Gemeinschaft im Leib Christi zu leben. Das will Gott, das sollen wir nicht vernachlässigen. Es ist etwas, das Gott wichtig ist.
Unser Gottesdienst sollte jedoch nicht nur aus dieser Zeit bestehen. Unser Gottesdienst sollte sich über 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche erstrecken. Und das geschieht, indem wir uns Gott immerhin geben, eben hingegeben leben. Das ist vernünftig, so wie es hier heißt.
Warum ist es vernünftig? Es ist vernünftig, weil es das ist, was Gott uns sagt, damit wir ein perfektes Leben haben, ein gutes Leben. Ich glaube, manche von uns kennen den Unterschied zwischen dem Vernünftigen und dem Unvernünftigen. Ich persönlich kenne ihn gut.
Ich bin mit 26 Jahren zum Glauben gekommen. Zuvor habe ich 26 Jahre meines Lebens so gelebt, dass ich nach Freude in meinem Leben gesucht habe, nach gutem Erleben. Das heißt: keine Party ausgelassen, wenn es ging, kein Mädchen ausgelassen, im Job und in der Karriere nach Erfolg gestrebt, in allem nach Anerkennung gesucht.
Ich glaube, einige von uns kennen das Phänomen dieses Suchens nach Erfüllung und das Scheitern daran. Es war nie genug. Manchmal war es für einen Moment ganz toll, aber dann brauchte man wieder etwas Neues. Es ist ein ständiges Haschen nach dem Wind, wie es im alttestamentlichen Buch Prediger heißt. Man kommt nie an, es reicht nie aus, es ist alles nicht langlebig genug.
Das ist genau deshalb so, weil Gott uns dafür nicht gemacht hat. Diese Dinge sind nicht dazu da, uns wirklich froh zu machen oder zu befriedigen. Dafür brauchen wir etwas anderes, das uns wirklich froh macht. Das ist entsprechend unserer Bestimmung zu leben.
Unsere Bestimmung ist es, Abbilder Gottes zu sein, seine Heiligkeit, seine Herrlichkeit, seine Liebe und seine Barmherzigkeit widerzuspiegeln. Deshalb ist ein Leben, das sich Gott komplett hingibt, das nach Heiligkeit strebt und danach, Gott wohlgefällig zu sein, vernünftig. Es ist unvernünftig, anders zu leben.
Zusammenfassung von Vers 1: Unser Leben soll ein kontinuierlicher, gottwohlgefälliger, heiliger Gottesdienst sein – angesichts der erfahrenen Barmherzigkeit Gottes.
Nun möchte ich fragen: Wie war das heute bei dir? Gab es etwas am heutigen Tag, das diese Beschreibung von Gottesdienst nicht ganz erfüllt? Im Angesicht der Barmherzigkeit Gottes, wie wir sie erfahren haben, gab es etwas in deinem Leben in der letzten Woche, das die Bezeichnung Gottesdienst wahrlich nicht verdient?
Was müsste sich in deinem Leben ändern, damit dein ganzes Leben ein Gottesdienst ist?
Ich habe eine gute Nachricht für dich: Wenn du jetzt etwas identifizieren konntest – und wenn nicht, dann denke noch fünf Sekunden länger darüber nach –, tu das im Angesicht der Barmherzigkeit Gottes. Gott ist barmherzig. Du darfst ihm deine Fehler bringen, du darfst sie bekennen und einfach von vorne anfangen.
Und wenn es morgen wieder schiefgeht, darfst du übermorgen wieder neu anfangen. Im Angesicht der Barmherzigkeit Gottes strebe danach, dein Leben als Gottesdienst zu leben.
Der Weg zur Umsetzung: Erneuerung des Denkens
Und das bringt uns nun zu der Frage: Wie genau komme ich dahin? Wie schaffe ich das?
Paul schreibt in Vers 2: „Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch.“ Eigentlich müsste es besser heißen: „Lasst euch ändern.“ Manche Übersetzungen sagen auch: „Lasst euch ändern durch Erneuerung eures Sinnes“ oder „eures Denkens“. Also: Lasst euch ändern durch die Erneuerung eures Denkens, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.
Hier haben wir wieder die Begriffe „wohlgefällig“ und „vollkommen“. Das sind die Dinge, die unser Leben ausmachen sollen. Das heißt, das entspricht Gottes Willen (Vers 1), und wir wollen dahin kommen, dass wir das erkennen, dass wir prüfen können, was Gott wirklich gefällt.
Zwei Schritte dahin:
Erstens, was wir nicht tun sollen: Stellt euch nicht dieser Welt gleich.
Eine ganz einfache Beobachtung beim Lesen der Bibel: Wenn so ein Satz da steht, dann steht er da normalerweise aus einem Grund. „Stellt euch nicht dieser Welt gleich“ steht da, weil wir typischerweise genau das tun. Wir alle. Es ist ein Fakt des Lebens, dass wir auch als Christen in dieser Welt leben. Diese Welt trägt uns, ob wir wollen oder nicht. Wir werden geprägt durch das, was um uns herum ist.
Ich kann das sagen als Vater von zwei Kindern. Ich erlebe das nicht immer zu meiner großen Freude. Meine kleine Tochter, vierjährige Christirose, ist mir in vielen Dingen sehr ähnlich und beobachtet mich ständig. Manchmal ist es nur ganz witzig, wenn sie dann auch so ausfallende Gestiken hat, wie ich sie habe. Ich denke dann: Ach ja, manchmal, wenn sie sagt „Dreh nicht so einen Stuss“, dann weiß sie, wo das herkommt. Im Amerikanischen gibt es das Wort „Stuss“ nicht, meine Frau würde das so nicht benutzen, im Bayerischen auch nicht. Es ist wahrscheinlich eher von mir.
Sie hält mir den Spiegel vor, sie ist geprägt durch mich. Und wir alle kennen das. Wer hier mit der U-Bahn in München unterwegs ist, dem fällt das vielleicht auf. Ich finde es immer faszinierend, wenn gerade so mittags, wenn Schulschluss ist, Teenagergruppen einsteigen. Mal geht die Tür auf, und alle kommen rein. Irgendwie haben alle den Kragen hochgestellt, die Haare stehen hoch, und sie sehen alle sehr elegant aus, aber irgendwie sehen sie alle gleich aus.
Drei Stationen später, wahrscheinlich eine andere Schule, kommen Leute rein, die haben alle noch nie einen Kamm oder eine Bürste gesehen, haben keinen hochstehenden Kragen, sondern möglichst schlampig sieht das Programm aus. Aber auch sie sehen alle gleich aus. Ich weiß nicht, ob euch das schon mal aufgefallen ist.
Der Anpassungsdruck, dieses Geprägtwerden durch deine Umgebung, das ist Standard, das ist normal, das ist das, was passiert. Paulaner hat mal Werbung damit gemacht, dass Hundebesitzer durch ihre Hunde geprägt werden. Vielleicht kennt ihr noch diese Szene im Englischen Garten oder am Chinesischen Turm, diesem Biergarten, wo Hundebesitzer mit ihren Hunden kommen und irgendwie sehen sie alle gleich aus. Angeblich soll das wissenschaftlich erwiesen sein, dass Hundebesitzer ihren Hunden im Laufe der Zeit ähnlicher werden – oder vielleicht auch andersherum, ich weiß es nicht genau.
Das, womit wir Zeit verbringen, das, was wir hier sehen, das prägt uns. Und beim Aussehen und bei Gestiken ist das ja noch relativ belanglos. Aber, ihr Lieben, wir werden doch auch in unserem Denken geprägt, in unseren Wertesystemen. Das, was die Welt um uns herum tut, das, was wir in den Filmen sehen, das, was uns die Werbung zeigt, das, was andere machen, das prägt unser Denken.
Und Paulus sagt uns nun: Stellt euch nicht dieser Welt gleich! Seht zu, dass ihr nicht zu Spiegelbildern eurer Umwelt werdet. Denn angesichts der Barmherzigkeit Gottes, die wir erfahren haben, sollten wir doch wissen, dass Gott in seiner großen Barmherzigkeit uns neue Herzen gegeben hat, neues Leben und einen neuen Herrn. Die Welt soll das an uns erkennen. Wir sollen ihn widerspiegeln. Das ist unser Auftrag, das ist unsere Bestimmung. Wir sollen dieser Welt Salz und Licht sein und uns nicht einfach grau in grau einfügen.
Aber die Gefahr ist real, die Gefahr ist groß. Deswegen brauchen wir diese Ermahnung: Stellt euch nicht dieser Welt gleich! Seid anders! Repräsentiert Gott in dieser Welt!
Und damit kommt Paulus dann zum zweiten Teil: Wie nun? Sondern ändert euch oder lasst euch ändern durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist.
Okay, wir sollen unsere Sinne, unsere Gedanken, unsere Denkmuster verändern lassen. Das ist das, was Paulus uns hier sagt. Unser Denken soll anders werden. Wir sollen in dieser Welt anders denken. Wir sollen prüfen, was Gott gefällt.
Und Gott hat uns offenbart, was ihm gefällt. Das heißt, wir sollen prüfen, wir können fragen, was ihm gefällt. Ich war dankbar für das Gebet vorhin, wo jemand gesagt hat: Gottes Geist ist uns gegeben aufgrund seiner Barmherzigkeit. Gottes Geist ist uns gegeben, sagt Jesus, um uns hineinzuführen in alle Erkenntnis, um uns zu erinnern an das, was Christus gesagt hat.
Gottes Geist hilft uns zu verstehen, was Gottes Wille ist. Das tut er nicht, wenn wir die Bibel zumachen, sondern wenn wir sie aufmachen. Gottes Geist hilft uns, er öffnet uns die Schrift. Dann kann Gott zu uns reden, und wir erkennen, was ihm gefällt.
Und so möchte ich uns einfach in einigen Punkten hinterfragen, bevor ich uns ein paar abschließende Tipps gebe, wie wir das noch mehr machen können.
Ich möchte uns fragen: Wo zeigt sich in deinem Leben, dass du ein Andersdenkender bist? Woran kann die Welt erkennen, dass du dich ihr nicht angepasst hast? Wie zeigt sich das zum Beispiel im Hinblick darauf, womit du deine Zeit verbringst? Oder woran kann die Welt erkennen, dass du anders denkst im Hinblick darauf, wie du deine Ressourcen einsetzt – dein Geld, deine Arbeitskraft, die Gaben, die Gott dir gegeben hat?
Woran zeigt sich, dass du anders bist, eben nicht der Welt gleichgestellt, in dem, worüber und wie du redest und wo du vielleicht schweigst, wenn andere reden? Wie zeigt sich dein Salz- und Lichtsein in der Welt, in dem, was du dir im Fernsehen oder im Internet anschaust? Wie zeigt sich das in deinen Freundschaften, vielleicht in deiner Beziehung oder in deiner Ehe?
Woran kann die Welt erkennen, dass du ihr nicht gleichgestellt bist, sondern anders denkst? Wie zeigt sich das in der Art und Weise, wie du deiner Arbeit nachgehst oder dein Studium machst?
Ich denke, es kann sich lohnen, darüber einfach mal ins Gespräch zu kommen oder vielleicht erst mal mit sich selbst ins Reine zu kommen. Wo in meinem Leben habe ich mich vielleicht ganz unbewusst dieser Welt gleichgestellt, in meinem Denken und Tun?
Ich fand die Lieder vorhin wunderbar, in denen das immer wieder durchklang: Wir wollen ihm ähnlicher werden, wir wollen von ihm immer mehr gereinigt und verändert werden.
Also ganz konkret: Wie können wir prüfen, was Gottes Wille ist? Wie kann unser Denken verändert werden?
Der erste Schritt ist ganz einfach: Wir müssen Gott zuhören.
Das Problem bei den Gott nicht wohlgefälligen Opfern war, dass die Menschen Gott nicht zugehört haben. Sie dachten einfach nach ihrem eigenen Gutdünken: Wir wissen schon, was Gott gefällt.
Aber wir sollten Gott zutrauen, dass er, der uns so sehr liebt und sich für uns aufgeopfert hat, besser weiß, was gut für uns ist. Manchmal verstehen wir vielleicht noch nicht alles, auch über uns selbst nicht. Unser Schöpfer kennt uns besser als wir uns selbst und weiß besser, was gut für uns ist.
Also möchte ich ermutigen: Akzeptiere Gottes Wort, die Bibel, als vollkommen vertrauenswürdig, selbst da, wo es seltsam klingt, selbst da, wo es vielleicht nicht in deine jetzigen Denkmuster passt. Akzeptiere Gottes Wort und lass es zu dir sprechen.
Und dann bete zu Gott: Bete, dass er dir ein Herz gibt oder dein Herz wieder so reinigt, dass dein Herz wieder korrekturbereit ist, wieder belehrbar ist. Dass wir uns nicht über Gottes Wort stellen und nicht denken: Ich weiß selbst, was für mich am besten ist. Sondern dass wir demütig sagen: Herr, du kennst mich besser, du bist mein Schöpfer. Du meinst es gut mit mir. Sprich zu mir und zeig mir, wo ich Veränderung brauche in meinem Denken und Handeln.
Lasst uns so demütig zu Gott kommen.
Und dann schließlich: Lasst uns immer wieder die Barmherzigkeit Gottes bedenken. Denn nur wenn wir das immer wieder im Blick haben, werden wir die richtige Motivation haben, das zu tun, was Gott wohlgefällig ist.
Klar, ich kann auch mit Willenskraft und aus Pflichtgefühl versuchen, jetzt einmal zu machen, was Gott sagt. Aber das wird zum Krampf.
Die Freiheit der Kinder Gottes besteht darin, dass wir vertrauen, dass Gott uns freigemacht hat zum Halten des Gesetzes. Nicht weil wir müssen, um vor Gott zu bestehen, sondern weil wir die Barmherzigkeit Gottes erfahren haben – allein aus Gnade.
Wir haben das Gesetz bekommen als eine gute Gabe Gottes, der uns in seinem Wort sagt, wie gutes Leben geht.
Und in all dem lasst uns vor allem die Barmherzigkeit Gottes betrachten in Jesus Christus. Denn in Jesus Christus wird die Barmherzigkeit Gottes für uns so sichtbar.
Verwandlung im Bild Christi
Ich liebe die Worte aus 2. Korinther 3,18. Mit diesen Worten werde ich für heute Abend auch gleich enden.
Dort beschreibt Paulus die Situation von Christen, also von Menschen, die die Barmherzigkeit Gottes erfahren haben. Es sind Menschen, die nicht mehr mit einer Decke über dem Kopf herumlaufen und die Herrlichkeit Gottes nicht erkennen können. Stattdessen sind es Menschen, die die Herrlichkeit Gottes erkannt haben – die Decke ist weg.
So heißt es nun: „Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel und werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, ausgeht.“
Das bedeutet, was Gott uns hier zusagt, was Jesus tut und was der Geist in uns bewirkt: Wenn wir auf Christus schauen, wenn wir die Herrlichkeit von Christus betrachten, wenn wir mit Liebe, Vertrauen und Glauben auf Jesus schauen, wenn wir seine Barmherzigkeit, seine Liebe und seine Herrlichkeit sehen, dann hat das denselben Effekt wie andere Dinge in der Welt.
Es funktioniert fast wie ein Spiegel – wir werden dem ähnlicher, was wir anschauen. Das ist wie bei Hunden und ihren Besitzern, wie bei Teenagern, die zusammen Zeit verbringen, oder wie bei meiner vierjährigen Tochter. Das, worauf wir schauen, womit wir Zeit verbringen, prägt uns, verändert uns und gestaltet uns um.
So ruft Paulus uns angesichts der Barmherzigkeit Gottes zu: Schau nicht auf die Welt, lass dich nicht von ihr prägen. Lass dich immer wieder erneuern – in deinem Denken, in deinen Denkmustern, in deinem ganzen Tun und Sein –, indem du auf Christus schaust, indem du ihn zu dir reden lässt und immer mehr umgestaltet wirst in sein Ebenbild.
Das bringt dich dahin, dass dein Leben zum Gottesdienst wird, der es immer sein sollte. Denn dazu hat Gott dich gemacht. Ganz zurück zum Anfang der Bibel: Wir sind geschaffen worden als Abbilder Gottes.
Paulus zeigt uns hier den Weg zurück dorthin, sodass unser Leben ein gottwohlgefälliger, heiliger Gottesdienst ist. Ich möchte dafür beten, dass das so in unserem Leben Wirklichkeit wird.
Schlussgebet
Wir neigen uns. Lieber himmlischer Vater, danke, dass du ein Gott voller Gnade und Barmherzigkeit bist. Du hättest jedes Recht gehabt, dich von uns abzuwenden, als wir uns von dir abgewandt haben. Du hättest jedes Recht gehabt, uns in unseren Sünden und Übertretungen zu belassen.
Aber aufgrund deiner großen Barmherzigkeit und Liebe bist du zu uns gekommen. Du hast so gelebt, wie wir hätten leben sollen, und hast deinen Tod auf dich genommen, den wir verdient hätten. Du hast dich für uns geopfert in deinem Sterben.
Du hast Tod und Sünde besiegt in deiner Auferstehung, wo du lebst. Und in deiner großen Barmherzigkeit hast du uns zugesagt, dass du bei uns bist durch deinen Geist. O Herr, deine große Barmherzigkeit hört nie auf. Wir erleben sie tagtäglich und wir brauchen sie tagtäglich.
Danke, dass du treu bist und uns immer wieder neu unsere Schuld vergibst, da wo wir uns von dir haben wegführen lassen durch die Dinge dieser Welt. Danke, Herr, dass bei dir ein Neuanfang jeden Tag neu möglich ist, dass deine Geduld mit deinen Kindern so grenzenlos ist.
Danke, dass du deine liebende Hand immer neu nach uns ausstreckst. Danke, dass du uns in deinem Wort sagst, wie ein wahrhaft gutes, erfülltes und ewiglich gesegnetes Leben aussehen soll.
Herr, ich bete für mich selbst und für meine Brüder und Schwestern, dass du das in uns wurzelst, immer mehr, damit wir immer mehr verwandelt werden im Schauen auf dich, in dein Ebenbild hinein.
Und Herr, ich bete, dass wenn hier in diesem Raum irgendjemand deine Barmherzigkeit noch nicht erfahren hat, du dich seiner erbarmst. Erbarme dich, Herr, erbarme dich! Schenk diesen Menschen, deinen Geschöpfen, die Erkenntnis, dass sie Barmherzigkeit brauchen.
Schenk ihnen die Erkenntnis, dass du voller Barmherzigkeit ein Gott der Gnade bist, der alles getan hat, damit wir mit dir versöhnt leben können. Danke für deine Liebe.
Und so bitte ich dich: Segne uns, sei mit uns. Amen.