Einführung und Kontext der Predigtserie
Die nächsten vier Wochen sind rappelvoll. Deshalb gibt es wieder kurz gehaltene Vorträge.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch und dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ihr hört die Vorträge zum Titusbrief von der Jugendpfingstfreizeit der Allgäuer Gemeinden.
Die Bedeutung von Disziplin und Selbstbeherrschung im Glaubensleben
Ein Mangel an Disziplin und Selbstbeherrschung zeigt sich auf unterschiedlichste Weise.
Wenn du dieses Problem hast, bedenke: Selbstbeherrschung ist eine Frucht des Geistes. Das bedeutet, du musst sie nicht von Natur aus mitbringen. Du darfst Gott vertrauen, dass er dich zu einem selbstbeherrschten Menschen macht.
Dafür ist es wichtig, dass du dich diesem Thema stellst.
Die Rolle der Ältesten in der Gemeinde
Und nun kommen wir bei den Ältesten zu einem Thema, das ich sehr wichtig finde. Dabei wird auch deutlich, warum dieses Thema in Kreta so bedeutend ist. Es geht um denjenigen, der an dem der Lehre gemäß zuverlässigen Wort festhält.
Ein Ältester ist in Bezug auf das Wissen um die biblische Lehre ein absolutes Vorbild. Wenn hier steht „an dem der Lehre gemäß zuverlässigen Wort“, wird klar, dass „Lehre“ hier ein bestimmter Begriff ist. Es handelt sich um die Lehre der Apostel oder die Lehre Christi und der Apostel. Diese Lehre ist ein Korpus von Lehraussagen, die man fassen kann. Man kann sagen: Das ist die Lehre der Apostel, und es gilt, sie zu bewahren. Es ist das der Lehre gemäß zuverlässige Wort.
Ein Ältester muss also jemand sein, der nicht bei jedem neuen theologischen Trend mitgeht. Denn jedes Jahr gibt es immer wieder neue Strömungen. Aktuell gibt es zum Beispiel Tendenzen, esoterisches Gedankengut in die Gemeinden einzubringen. Oder es gibt liberale Ideen, die gerade aufkommen. Manche Leute im Internet sagen zum Beispiel, man müsste den Sabbat wieder halten – das sei eine coole Idee, die in die Gemeinden kommen soll.
Wenn solcher Unsinn auftaucht, muss ein Ältester sich hinstellen und freundlich sagen: Unsinn. Wenn man dann fragt, warum, zeigt er auf die Bibel und sagt: Schau her, mach mal meine Bibel auf, eins, zwei, drei – Unsinn. Dann weiß man, der hält das Wort fest.
Wenn ein Ältester hingegen immer mit dem Trend mitgeht, wie ein Fähnchen im Wind, das man nicht festhalten kann, dann ist das problematisch. Man weiß nicht, was er gestern geglaubt hat, und man kann nur abwarten, was er morgen glaubt. So jemand ist nicht geeignet als Ältester.
Persönliche Verantwortung im Umgang mit biblischer Lehre
Bedeutet für euch aber, weil das ja das Vorbild ist, dass ihr für euch überlegen müsst, wie ihr es schafft, jemand zu werden, der die Lehre in ihrer Gesamtheit versteht.
Außerdem müsst ihr überlegen, wie ihr die Kernaussagen, die in der Bibel stehen – also die wichtigen Lehraussagen – für euch bewahrt. Das gelingt euch nicht, wenn ihr einfach nur oberflächlich und unstrukturiert eure Bibel lest.
Dafür gehört wahrscheinlich dazu, dass ihr Themenstudien macht und euch die Frage stellt: Wo finde ich die Themen, die es zu studieren gilt? Und wie studiere ich sie?
Außerdem gehört dazu, dass ihr auch mal ein Buch über Theologie oder Systematik lest. Man muss sich da schon ein bisschen reinfuchsen, das ist nicht mehr ganz so einfach.
Von eurem Ältesten könnt ihr das erwarten, aber ich würde euch auch dazu raten, wenigstens so eine kleine Art von Plan zu haben. Zum Beispiel so: Wenn ich die nächsten zehn Jahre Bücher lese – ich kann die lesen, die Jochen mir empfiehlt – aber ich sollte zusätzlich, zumindest wenn ich über zwanzig bin, anfangen, mir einen Plan zu machen.
Was gibt es noch? Man sollte mal Einführungsliteratur zum Neuen Testament, Einführungsliteratur zum Alten Testament, etwas zum Thema Systematik und Dogmatik sowie einen roten Faden durch die Bibel gelesen haben. Irgendwann sollte man das einfach mal gemacht haben.
Und wenn ihr denkt, das klingt verrückt, dann sage ich euch: Wer von euch eine Ausbildung macht oder ein Studium absolviert, geht genauso vor – kein Stück anders.
Ihr müsst das nur nach oben skalieren und sagen: Das mache ich die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre. Ich lese einfach jedes Jahr ein gutes Buch. Das ist nicht so viel.
Und dann tausche ich mich mit Leuten darüber aus – und da kommt dann die eigene Persönlichkeit mit rein.
Die Aufgabe der Ältesten im Umgang mit falscher Lehre
Für Älteste ist es wichtig, sich auf diese Weise auszukennen, damit sie fähig sind, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.
Das bedeutet, dass sie auf Leute zugehen können und sagen müssen: „Da liegst du falsch.“ Gleichzeitig müssen sie in der Lage sein, denjenigen zu zeigen, wo genau der Fehler liegt.
In der Gemeinde wird es immer Menschen geben, die sagen: „Ich lasse mir von denen nichts sagen. Das, was du sagst, stimmt doch gar nicht.“ Dann muss der Älteste in der Lage sein, darauf zu antworten: „Doch, hier, schau dir die Texte noch einmal genau an. Jetzt zeige ich dir, wo du falsch liegst.“
Das ist der Auftrag und die Aufgabe eines Ältesten.
Merkmale eines reifen Christen
Ich hatte am Anfang gesagt, ich wünsche euch, diese Liste zu lesen mit der Idee, nicht älter werden zu wollen, auch nicht sich davon zu distanzieren, sondern mit der Idee: Das ist ein reifer Christ.
Ein reifer Christ ist jemand, der weiß, was er glaubt und das auch verteidigen kann. Er lebt diszipliniert, heilig und gerecht. Ein reifer Christ ist jemand, der nachdenkt, das Gute liebt, ein offenes Haus hat und dort, wo er mit anderen Umgang hat, weder betrügt noch sie schlägt – auch nicht mit Worten.
Er ist jemand, der nicht seufzt, kein Drogenproblem hat, nicht jähzornig und nicht eigenmächtig ist. Das ist ein reifer Christ, ganz banal.
Ich wünsche euch, dass ihr versteht, wie einfach es eigentlich ist, Christ zu sein. Darum geht es: dass wir in diesen Punkten ein Stück vorankommen. Dass ihr im nächsten Jahr, wenn ihr wieder hier sitzt und euch überlegt, worüber er eigentlich gesprochen hat, vielleicht sagt: „Hey, ich bin ein Stück besonnener geworden.“
Und dass es in meinem Leben Punkte der Heiligkeit, vielleicht auch der Gerechtigkeit und der Disziplin gibt, die einfach ein Stück vorangekommen sind. Das ist richtig gut.
Ich werde mal schauen, wo ich übernächstes Jahr stehe. Weil wir sind ja auf so einem Weg mit Gott.
Die Notwendigkeit von Ältesten in Kreta angesichts von Problemen in der Gemeinde
Jetzt folgt die Begründung dafür, dass die Ältesten natürlich in jeder Gemeinde, aber hier besonders in Kreta, so wichtig sind.
Es gibt ein Problem. Titus 1,10: „Denn es gibt viele Aufsässige.“ Aufsässige sind diejenigen, die sich nicht unterordnen wollen. Diese werden noch etwas freundlich beschrieben als „hohle Schwätzer und Betrüger“.
Man merkt schon: Ein hohler Schwätzer – allein das Wort sagt viel. Jemand redet zwar, aber das, was er sagt, ist einfach nur falsches Zeug. Es ist nicht wahr, es ist Lehre ohne Nährwert. Jemand erzählt dir etwas, doch du kannst das, was er sagt, getrost in die Tonne treten. Es hat keinerlei Bedeutung.
Diese Personen sind sogar Betrüger. Betrüger deshalb, weil sie kommen und behaupten, christliche Lehre zu bringen, und dafür Geld verlangen. In Wirklichkeit erhält man jedoch nichts davon. Man bekommt zwar etwas, das sich christlich anhört, doch leider ist es unbrauchbar. Es ist eben nicht wirklich Christentum.
Spezifische Gefahr durch jüdische Irrlehrer und die Erklärung einer literarischen Figur
Und jetzt sagt er hier besonders die aus der Beschneidung. Gemeint sind hier Irrlehrer mit einem jüdischen Hintergrund, also Leute, wie ihr sie zum Beispiel aus Apostelgeschichte 15 kennt. Diese kommen und sagen, man müsse sich beschneiden lassen, man müsse also richtig Jude werden, bevor der jüdische Messias einen retten kann.
Frage: Warum steht hier „Beschneidung“? Ich möchte euch ein Fremdwort beibringen, ein wichtiges Fremdwort, wenn man mit der Bibel zu tun hat, auch wenn es in der Bibel nicht vorkommt. Es heißt Metonymie. Wollen wir das mal zusammen sagen? Metonymie? Noch einmal? Metonymie, wunderbar.
Metonymie ist eine literarische Figur, bei der man eine Sache sagt und eine andere meint. Cool, oder? Also ich sage eine Sache und meine etwas ganz anderes.
Hier zum Beispiel sage ich „besonders die aus der Beschneidung“. Du denkst dir: Wer ist gemeint? Gemeint ist das Judentum, weil die Beschneidung typisch für das Judentum ist. Ich nehme also einen Begriff, der in einem ursächlichen Zusammenhang zu dem Begriff steht, den ich eigentlich meine, und verwende diesen anderen Begriff.
Ich sage „Beschneidung“, meine aber „Judentum“. Und ihr kennt das alle, vielleicht habt ihr das mal gehört: „Der Saal applaudierte.“ Du denkst dir natürlich: Säle können nicht applaudieren, sondern die Leute darin. Ja, das ist doch logisch, das ist eine Metonymie.
Oder wenn „das Weiße Haus verlautbart“, dann weißt du, dass weiße Häuser im Allgemeinen nicht reden können. Aber wir wissen, dass dort jemand wohnt, und wenn der etwas sagt, dann ist gemeint, dass diese Person etwas gesagt hat. Das ist Metonymie.
Und das habt ihr ganz oft in der Bibel. Ihr müsst mal darauf achten, dass man einen Begriff, der ursächlich mit dem, was ich sagen möchte, etwas zu tun hat, verwendet statt des Begriffs, den wir eigentlich erwarten würden.
Das darf euch einfach nicht überraschen. Denn es gibt viele aufsässige, hohle Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, also aus dem Judentum.
Abschluss und Ausblick
Das war es für heute. Mein Tipp: Lies das Kapitel im Titusbrief, das heute dran war, noch einmal in Ruhe durch. Lass dich von Gottes Geist inspirieren!
In der nächsten Episode geht es mit dem Titusbrief weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.