Freude über das Licht in der Dunkelheit und Begrüßung
Es gehört zu den schönsten Eindrücken, die eine Gemeinde haben kann, wenn sie miterlebt, wie das Licht in der Dunkelheit und Finsternis der Völkerwelt anbricht.
Es ist über 22 Jahre her, dass wir die erste Bekanntschaft mit jenem Arzt in einem Stuttgarter Hauskreis namens Kilgus aus Aachbe, Freudenstadt, machten. Damals hatten wir noch keine Missionare aus der eigenen Gemeinde, und wir waren richtig stolz, dass wir hinter diesem Werk stehen durften.
Ich freue mich darauf, dass wir heute viel hören werden, was es bedeutet, in der islamischen Welt das Evangelium von Jesus weiterzusagen.
Ich möchte Sie grüßen mit dem Wort: "Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen, und sind es auch." Hoffentlich sind Sie ein Kind und Eigentum Gottes.
Wir wollen miteinander singen: "Dies ist die Nacht, da mir erschienen" – den ersten Vers und die beiden letzten, eins sowie dann vier und fünf vom Lied vierzig.
Wir wollen beten:
Jesus, unser Heiland, in diesen schönen Weihnachtstagen wollen wir vor dir stehen bleiben, weil du doch zu uns kommst – in den Stall unseres Lebens, in die Dunkelheit. Wir haben immer noch nicht richtig begriffen, wie du unser Leben hell machen willst.
Wir danken dir für alles, was du uns in diesen Tagen schon gezeigt und aufgedeckt hast. Aber wir möchten, dass du uns heute richtig fröhlich machst, sodass nicht nur draußen in der Welt der Völker, sondern auch bei uns dein Heil anbricht und wir alle dich erkennen – den König und den Herrn.
Wir möchten ganz besonders jetzt bitten für alle, die unter uns verzagt und mutlos sind, die schwermütig und bedrückt sind, dass du ihnen deine Weihnachtsfreude schenkst.
Wir wollen in der Stille alles dir sagen, was uns bewegt.
Danke, Herr, dass du bei jedem anklopfst und einkehrst! Amen!
Bibelwort und Lied zum Einstieg
Wir wollen gemeinsam im Gesangbuch Lied Nummer 765 lesen. Es handelt sich dabei um einen Abschnitt aus dem Kolosserbrief. Dieser Abschnitt ist besonders wichtig, weil wir oft vom Kind in der Krippe sprechen und darüber, was für ein Herrscher dieses Kind ist.
Lied 765, Nummer 765, lesen wir nun gemeinsam. Das Wort lautet: Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne, Herrschaften, Mächte oder Gewalten.
Alles ist durch ihn und zu ihm geschaffen. Er ist vor allem, und alles besteht in ihm. Er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei.
Denn es hat Gott wohlgefallen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte. Und durch ihn versöhnte Gott alles mit sich, sowohl auf Erden als auch im Himmel. Er machte Frieden durch sein Blut am Kreuz.
Nun singen wir das Lied Nummer 708: Gott wurde arm für uns.
Vorstellung der Missionare und Herausforderungen in Kohistan
Dann bitte ich Hans Martin Kilgus, zu uns zu sprechen. Es ist immer schade, dass wir nur die Männer erwähnen. Das ist die typische Form der Unterdrückung der Frau. Manche nicken da schon ganz bedecklich. Meine Frau war nicht dabei. Tekla, steh doch mal auf! Ohne dich wäre der Dienst nicht möglich gewesen. Wo ist die Tekla? Kilgus, die war doch gerade noch hier um die Ecke auf der Empore. Unter der Empore? Ah, jetzt ist Wunder, bleib schnell stehen! Wir grüßen dich immer mit, das meinen wir ernst.
Nach dem Lied kommt dann Hans Martin Kilgus dran: Gott wurde arm für uns. Missionare erzählen manchmal auch gerne Geschichten von Erfolgen. Und ich glaube, manchmal sind die Gemeinden auch bereit, so etwas zu hören.
Ich will heute von einer Niederlage erzählen, von einem Rückschlag, den wir etwa vor einem Jahr in Kohistan erlitten haben. Dort haben wir vor etwa 14 Jahren mit einer medizinisch-missionarischen Arbeit begonnen. Der Anfang war nicht leicht. Wir waren die ersten Ausländer in einer recht rückständigen Gegend, in der es erst seit etwa zehn Jahren eine durchgehende Straße gab. Diese Straße verbindet heute Pakistan mit China und heißt Karakorum Highway.
Die Leute aus den Tälern links und rechts vom Indus waren kaum nach Pakistan heruntergekommen. So wurden wir mit Misstrauen betrachtet. Man fragte sich, was diese Ausländer, und dazu noch Christen, eigentlich in Pakistan und in Kohistan wollten. Nach einer ganzen Reihe von Schwierigkeiten – wir wurden von den Mullahs angeklagt, wir würden keine gute Medizin machen und allerlei andere Vorwürfe erhoben – fassten die Leute schließlich Vertrauen. Bis zu dem Punkt, dass wir oft die vielen Patienten, die zu uns kamen, gar nicht mehr bewältigen konnten.
Wir dachten, nach 14 Jahren wäre die Zeit gekommen, uns etwas häuslicher in Kohistan niederzulassen. Wir hatten eine Ambulanz, ein ehemaliges Straßenrestaurant. Sie werden später Bilder davon sehen. Es hat allmählich hereingeregnet. Und was fast noch wichtiger war: In Kohistan, wo die Trennung von Frauen und Männern extrem ist und die Verschleierung stark praktiziert wird, war es immer schwierig, Frauen und Männer in der Klinik auseinanderzuhalten.
Sobald ein Mann eine Frau von der anderen Partei zu viel gesehen hatte, konnte das schon der Grund für eine Blutfehde sein. Wir dachten, wenn wir ein neues Gebäude bauen, könnten wir alles so planen, dass diese Trennung wirklich möglich wird.
Als wir diesen Entschluss fassten, fragten wir verschiedene Leute: Habt ihr Land? Wir denken daran, eine Ambulanz zu bauen. Viele Leute kamen und boten uns ihr Land an. Es war schwierig, denn in Kohistan gibt es nur kleine Landstücke, da es hauptsächlich aus Bergen und Tälern besteht.
Wir hatten eines ausgesucht und uns entschieden. Wir hatten das Geld zwar noch nicht, aber wollten das Land vermessen lassen. Der Preis war ausgehandelt. Als wir ankamen, hatten wir, wie wir das zweimal im Jahr machen, auch eine Operation durchgeführt. Mitten in der Operation stürzte einer unserer Mitarbeiter ins Zimmer und sagte: „Wir müssen raus, wir müssen sofort raus!“
Er gab uns einen Brief, den wir später lasen. Darin stand, man habe gehört, dass wir hier missionieren und mit Geld Leute auf unsere Seite bringen wollten. Damit stünden wir nicht mehr unter ihrem Schutz. „Ihr Blut ist nicht mehr unser Blut, euer Besitz nicht mehr unser Besitz.“ Man habe gehört, dass wir Land kaufen und eine Klinik bauen wollten. Wenn wir das täten, würden sie eine Bombe in unsere Häuser legen und großen Schaden anrichten. Wir sollten verschwinden.
Das war ein harter Schlag, nachdem alles so gut gelaufen war. Zunächst blieben wir einfach. Manchmal gibt es ja auch solche Feuerwerke. Aber ein paar Tage später, beim Freitagsgebet in der Moschee, wo etwa tausend Leute zusammenkamen, klagte der Mullah, der hinter allem stand, mich an. Er sagte, ich hätte einem Moslem, der Christ werden wollte, meine Tochter versprochen und Geld gegeben.
Dann sprangen die Leute auf. Das ist ihre Methode, muss man sagen. Aber das hätten sie von uns nicht erwartet. Sie wollten eine Aktion gegen uns unternehmen. Um das noch einmal zu unterstreichen, sagte er: „Wenn sie nicht bis zum 10. Dezember verschwinden, dann sind ihre Frauen vogelfrei. Und wer sich an ihnen vergeht, bekommt noch Verdienst im Himmel.“
Das war der Grund, warum wir einige Tage später Kohistan verlassen mussten. Wir konnten alle unsere Patienten noch regulär entlassen, aber dann wurde es doch nötig zu gehen. Auch die Atmosphäre wurde ziemlich eisig. Leute, die uns vorher angesprochen hatten, kannten uns plötzlich kaum noch. Unsere pakistanischen Mitarbeiter, die meisten Christen, erfuhren dieselbe Feindseligkeit, die sie vorher so gar nicht gekannt hatten.
Reflexion über Niederlage und Hoffnung auf Gottes Wirken
Und nun natürlich die Frage: Ist das eine Niederlage? 14 Jahre Arbeit, 14 Jahre mit vielen Menschen Kontakt gehabt. Eine ganze Reihe von ihnen hatte Bücher mitgenommen, einer auch mal eine Bibel oder so. Aber bei 95 % Analphabetentum waren das natürlich sehr wenige.
Und doch war es uns wichtig, dass wir einfach da waren. Ich hatte einmal erlebt, dass uns von Mullas verboten wurde, Leute zum Christentum einzuladen. Da habe ich mal einen gefragt, das war der Mann von der Geheimpolizei. Ich sagte zu ihm: "Ist unser Hiersein auch schon eine Einladung?" Da antwortete er: "Ja."
Im Grunde genommen war das für mich ein großer Trost. Wenn man so wenig reden kann und so wenig Literatur ausgeben kann, gibt es doch noch nonverbale, nichtverbale Möglichkeiten des Zeugnisses. Wir hoffen, dass dieses Zeugnis doch ein Stück weit eingedrungen ist in Kohistan und dass einfach eine Saat gelegt worden ist.
Jetzt sind uns jedoch die Hände gebunden. Der Mullah stellt nach wie vor auf stur. Auch an dem Ort, wo wir jetzt weiterarbeiten, mit Arbeit in einer anderen Ambulanz am Rande von Kohistan, sind schon Drohbriefe angekommen. Er möchte uns raushaben.
Als wir Kohistan verlassen haben, stand vor mir das Bibelwort: "Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein." (2. Mose 14,14). Jetzt ist für uns wahrscheinlich die Zeit, in der wir stille sein müssen. Eine schöpferische Pause, in der Gott aktiv wird.
Darum beten wir, denn er soll ja alle Ehre bekommen. Wir wollen beten und dahinterstehen. Gottes Siege sind immer nur dort errungen worden, wo menschlich alles aussichtslos war.
Wir singen miteinander das Lied 539: "Sieh nicht an, was du selber bist" – das schöne Weihnachtslied von Jochen Klepper. Wir singen die ersten beiden Verse, und dann sage ich, wie wir weiter singen. Den Frauen den vierten Vers, die Männer den fünften, und dann singen wir alle wieder miteinander den dritten Vers. Jetzt singen die Frauen.
Die Bedeutung der Kindschaft bei Gott
Galater 4, Seite 225 in den Bibeln, gibt uns Paulus eine Deutung der Geburt Jesu. Er zeigt uns auf wunderbare Weise, was uns dadurch geschenkt ist. In Galater 4, Verse 4 bis 7 spricht er: „Vorher waren wir unter Vormündern in der Knechtschaft, das meinte auch das jüdische Gesetz, die Gesetzesreligion. Aber als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen.“
Das ist heute für diesen Gottesdienst ein wichtiges Thema: Wir sollen Gottes Kinder heißen und sind es auch. Was bedeutet Ihnen die Kindschaft bei Gott? „Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen, der da ruft: ‚Papa‘ oder hebräisch ‚Abba, lieber Vater‘. So bist du nun nicht mehr Knecht oder Sklave, sondern Kind. Wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott.“
Es ist sehr eindrucksvoll, wenn man einmal einen Streifzug durch die Welt macht und die Vielfalt der Religionen sieht. Auf uns wirkt das ungeheuer beeindruckend. Sie können sich sicher kaum vorstellen, mit welcher Hingabe und welchem Eifer Menschen Gott dienen. Jeder von uns denkt dann vielleicht: „Ach, was sind wir für oberflächliche Leute!“ Wir nennen sie vielleicht „Heiden“, doch sie leben viel entschiedener mit Gott. Das ganze Leben steht unter seinem Kommando, und sie bringen große Opfer dar. Dabei gibt es keinen Gedanken, der von Gott losgelöst wird.
Das ist auch der Grund, warum viele fragen: „Warum missioniert ihr eigentlich?“ Inzwischen ist der Widerstand gegen Mission selbst unter Christen sehr groß. Manche haben die Meinung der Mullahs übernommen, als ob Mission mit Bestechung arbeitet. Wissen Sie, dass evangelische Mission niemals mit Druck, Zwang, Tricks oder Geld gearbeitet hat? Die Gegner der Mission können sich nicht vorstellen, dass Menschen mit einer so großen Tradition ihrer religiösen Erkenntnis eines Tages Christen werden und sich taufen lassen. Sie denken, da müsse mit unsauberen Mitteln vorgegangen worden sein.
Jetzt möchte ich Sie einfach fragen: Was ist der springende Punkt, wenn Menschen Christen werden? Ich muss es vorwegnehmen: Sie können in allen Büchern über Mission lesen, dass alle Missionare die gleiche Erfahrung gemacht haben. Alle Versuche, Menschen zu überreden, versanden schnell. Wenn Sie versuchen, die Leute zu überzeugen, dass Sie eine bessere Moral haben, dass Sie aus dem Westen kommen oder dass die Bergpredigt viel tiefer ist, ernten Sie nur Spott und Gelächter. Sie können niemanden überreden.
Das Dümmste, was Sie tun können, ist, jemanden lächerlich zu machen oder zu verspotten. Das wird niemanden überzeugen, weil es sowieso keinen Wert hat. Die Menschen sind viel zu tief in ihrer Religion verwurzelt. Deshalb verlassen Menschen in der Dritten Welt oft ihren alten Lebenswandel nicht. Alle Versuche, mit welchen Mitteln auch immer, etwas Überzeugendes zu bieten, erreichen nicht die Herzen der Menschen.
Es gibt nur ein Mittel, das die Mission bei allen Menschen anwenden kann: das Erzählen der biblischen Geschichte. Das Evangelisieren funktioniert übrigens auch in unserem Land so. Wenn man einfach von Jesus erzählt, dann kommen nach langer Zeit Menschen, die bewegt sind. Da laufen Tränen und sie sagen: „Jesus ist so gut zu uns und nimmt schuldige Leute an.“
Wenn Sie vorher versucht haben, ihnen ein Sündenbewusstsein einzureden, klappt das nicht. Das können Sie auch bei Ihren Freunden beobachten: Wenn Sie ihnen sagen, sie seien Sünder, lächeln sie nur. Es geschieht etwas über die Geschichte von Jesus. Je mehr wir ihnen Jesus vorzeigen, desto mehr brechen Widerstände. Dann hören wir von allen, die sich zur Taufe melden, dass sie sagen: „Erst jetzt ist uns bewusst geworden, wie unsere Religion uns nur zwanghaft gebunden hielt. Wir fürchten die Fetische, wir fürchten die dämonische Gewalt, wir fürchten die Finsternis und die schwarze Magie. Das hat uns Tag für Tag bestimmt. Erst bei Jesus sind wir in die Freiheit gekommen.“
Und jetzt kommt das schöne Wort: „Kinder Gottes.“ Wir haben das erlebt als das große Aufatmen: „Gott hat uns lieb.“ Es gibt nichts Beeindruckenderes für uns. Darum ist es schön, wenn wir mit der Mission verbunden sind und immer wieder Berichte hören von Menschen, die gerade zum Glauben gekommen sind.
Wir, die wir so erstarrte Traditionschristen sind, bei denen alles so verhärtet und müde dahinläuft, erleben bei diesen Menschen die ganze ursprüngliche Freude. Sie erleben, wie Jesus Macht hat, wie sie Jesu Liebe erfahren und sich geborgen wissen – in dieser kindlichen Freude. Sie sagen: „Das ist gar nicht mehr zu vergleichen.“
Das Besondere an Jesu Kommen im Kontrast zur Weltmacht
Wir wollen gar nicht mehr tauschen, so wie es unsere Nager selbst bei diesem Jubiläum vor 125 Jahren im Nagaland gesagt haben: Aus der Finsternis ist Licht geworden. Erst als das Evangelium zu uns kam, begann es wirklich zu leuchten.
So möchte ich es jetzt auch hier machen und Ihnen noch einmal die Weihnachtsgeschichte zeigen, um zu verdeutlichen, was das Besondere an Jesus ist. Damit wir es noch einmal begreifen. Oft haben wir versucht, das Wunder von Weihnachten zu verstehen, und wir können immer wieder neue Perspektiven gewinnen.
Was ist das Besondere am Kommen Jesu? Was hebt Paulus hervor? Wenn wir die Weihnachtsgeschichte durchgehen und die Personen betrachten – Maria, Josef, die Hirten, Ochs und Esel – möchte ich heute an Augustus erinnern, den Kaiser, der ebenfalls in der Weihnachtsgeschichte genannt wird. Warum steht er dort?
Weil Augustus ein ganz besonderer Typ war. So einen Mann wie ihn gab es bis dahin noch nie. Als neunzehnjähriger Großneffe von Cäsar hatte er nach dessen Tod im Bürgerkrieg in Rom mit einer Armee die Herrschaft an sich gerissen. Er war ein ungeheurer Tyrann. Er selbst bezeichnete sich als den, der die Freiheit zum Sieg gebracht hat.
Doch solch ein Herrscher wie Augustus gab es nie mehr. Eigentlich hieß er Octavian und hatte die ganze damalige Welt unterjocht. Er begann damit, führende Köpfe in Rom umbringen zu lassen. Pro Kopf zahlte er 25 Mark als Kopfprämie. Blut und Tränen flossen in großen Mengen – ein Tyrann ohnegleichen.
Was die alten Pharaonen, die Griechen und die Perser sich erträumt hatten, etwa Alexander der Große mit seiner Weltherrschaft, wollte Augustus zur letzten Vollendung bringen. Besonders hing er an dem Glanz der Pharaonen. Der Mensch müsse sich entfalten können in Größe und Macht.
Das war der Punkt, an dem die Bibel sagt: Jetzt war es maßlos, jetzt spinnt der Mensch völlig. Der Mensch, der Staub und Asche ist, der vielleicht 70 oder 80 Jahre alt wird und dann in Schwäche stirbt, stellt sich als der Mündige trotz Mensch auf.
Da fängt Gott mit einer Aktion an. Er stellt einen Gegentypus neben Augustus, ganz bewusst abseits der großen Weltgeschichte. Im Stall, unbeachtet von den Mächtigen der Welt, wird Jesus von einem Weib geboren, wie alle anderen auch.
Aber was ist das Besondere? Während Herodes noch eine kleine Mini-Ausgabe von Augustus war, ein Wüstling mit Macht, sagt Gott: Ich will noch einmal zeigen, was Menschsein wirklich ist. Und er macht es in seinem Sohn, der alle Herrlichkeit ablegt, in die Welt kommt, wie ein Mensch geboren wird – ganz wie alle anderen auch – und ein Diener wird.
Wir hatten ja in der Adventszeit mehrfach das Thema Demut, wo Heinrich Heine sagt, das sei eine Hundetugend. Das macht Jesus ganz bewusst. Er will Diener sein, der seinen Jüngern die Füße wäscht, der den Knechtsdienst tut. Das ist unserem Denken völlig zuwider, weil es das Gegenteil von allem ist, was Augustus tut.
Sie müssen den Gegensatz sehen: Da ist Augustus, der Ausbeuter und Unterdrücker. Und da ist das Kind in der Krippe, der kommt, um zu dienen. Was steht noch über Jesus? In Galater 4,5 heißt es: Er hat sich unter das Gesetz gegeben, er hat sich beschneiden lassen, er hat die Gesetzesvorschriften erfüllt. Er ist nach seiner Bar Mizwa nach Jerusalem gezogen und hat sich ganz in diesen irdischen Kreislauf eingefügt – in einer Bescheidenheit ohnegleichen.
Und so hat Gott etwas dargestellt, etwas ganz Wunderbares: Was Leben heißt.
Die Gabe der Kindschaft und der Widerstand gegen Jesus
Zuerst haben wir gesehen, was Jesus uns zeigt. Nun kommen wir zum nächsten Punkt: Welche Gabe will uns Jesus bringen? Warum kommt er auf so umständliche Weise zu uns? Warum war das nötig? Weil er uns die Kindschaft bei Gott schenken will.
Wissen Sie, dass Jesus auf viel Widerstand gestoßen ist? Das ist eigentlich ein Rätsel. Warum haben die Menschen überhaupt die Geburt Jesu zur Kenntnis genommen? Warum hat Herodes dagegen so heftig getobt? Hatte er wirklich Angst, dass dieses Kind ihm den Thron streitig machen würde? Das bleibt rätselhaft.
Warum hat der Hohe Rat so sehr gegen Jesus gekämpft? Eigentlich müsste er doch froh sein. Jesus hat immerhin die Bibel gelesen und hatte eine große Meinung von Gott. Er war ein frommer Mann. Warum sind dann alle Sturm gelaufen? Warum hat später Kaiser Nero in Rom die Christen in den Katakomben verfolgt? Was haben die Christen denn verkündet?
Das, was Jesus bringt – nämlich die Kindschaft bei Gott – entlarvt alle anderen Lebensentwürfe als lächerlich und sinnlos. Kaiser Augustus, was hast du? Macht? Legionen von Soldaten? Du hast das Leben verfehlt. Jesus zeigt auf, dass die Reichen das Leben verfehlt haben, wenn sie sonst nichts haben. Und wenn du die ganze Welt gewinnen würdest, aber Schaden an deiner Seele nimmst – was ist dann Leben?
Das Kind in der Krippe hat den Menschen nur eines angeboten: Kindschaft bei Gott.
Heute gibt es immer wieder viele, die die Sache des Evangeliums ein wenig verbessern wollen. Sie sagen, dass wir Christen auch etwas zur Veränderung der Welt beitragen sollen. Ich behaupte: Jesus hat für die Veränderung der Welt gar nichts bewirkt. Was hat er denn getan? Herodes und Augustus haben etwas für die Veränderung der Welt getan. Jesus hat Menschen verändert, aber er hat sich nicht um die Sanierung Jerusalems gekümmert, sich nicht in die Wirtschaft eingemischt und auch nicht die ungerechte Steuerpolitik kritisiert.
Jesus hat Menschen verwandelt, indem er ihnen die Kindschaft bei Gott angeboten hat. Ich möchte noch einmal betonen: Mit dem Kommen Jesu reißt der Riss in der Welt immer weiter auf. Der Widerstand ist da. Sie werden erleben, wie Menschen dem Kommen Jesu Widerstand leisten. Es gibt viele, die über Jesus spotten und höhnen. Es gibt sogar viele, die sich den Christennamen anziehen und Jesus sowie seinen Kreuzestod verhöhnen und dagegen sind, weil sie nicht verstanden haben.
Ja, Jesus bringt für Augustus und das Römische Reich wenig. Aber sein Reich beginnt ganz anders. Er zieht in die Herzen der Menschen ein. Das ist ein riesengroßes Reich, das er aufbaut, in dem Menschen seine Kinder werden. Diese Menschen haben plötzlich nur noch ein Ziel: demütig zu sein und zu dienen.
So beginnt das Johannesevangelium mit seiner Weihnachtsbotschaft: „Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Die aber nahmen ihn auf, denen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ (Johannes 1,11-12)
Wer Jesus in sein Leben aufnimmt – und das ist nicht Pietismus, sondern Johannes im Evangelium meint genau das –, dem gibt er die Kraft, seinen Lebensstil zu ändern. Jesus war es wichtig, Menschenherzen zu überwinden, Menschen zu verändern und zu erneuern.
Das ist die wunderbare Gabe der Weihnachtsbotschaft: Jesus kommt in der Krippe, damit Menschen bei ihm niederknien und sagen: „Herr, ich will dein Kind sein. Ich will deine Art an mir tragen. Und ich kann das nur schaffen, wenn ich dein Eigentum werde.“
Einladung zur Annahme der Gabe und Umgang mit Eigenleistung
Lass dich beschenken, ist mein letzter Punkt. Lass dich beschenken.
Ich kenne viele Menschen, die ich immer wieder besuche. Wenn wir ins Gespräch kommen, stoßen wir immer wieder an den Punkt, an dem die Leute sagen: „Wissen Sie, das, was Sie so sehr am Evangelium betonen, ist mir ein Ärgernis. Ich möchte das selbst machen. Ich will es mit meiner eigenen Kraft schaffen. Ich will aus eigener Kraft ein guter Mensch sein.“
Die Menschen, an die Paulus damals seinen Brief in Galatien schrieb, hatten dasselbe Problem. Sie meinten, sie müssten wieder das jüdische Gesetz einführen. Sie sagten: „Das hilft uns doch, unser Christenleben besser zu machen. Dann können wir Gott treuer dienen. Es sind doch schließlich auch Gottes Gebote mit den Reinheitsvorstellungen und den vielen Auflagen.“
Warum war Paulus so vehement dagegen? Mit all den vielfältigen Gesetzen und Auflagen werden wir nur Sklaven und nie Kinder Gottes. Man kann nur ein Kind Gottes werden, wenn man vor Jesus stehen bleibt und sich umsonst beschenken lässt – gratis. Da erhält man die Kindschaft unverdient, als ein schuldig gewordener Mensch. Nimm dich an!
Warum wollen wir das immer wieder selbst machen? Wir trauen uns wieder unserer eigenen Größe zu. Das steckt so tief in uns drin. Ich habe vorhin gesagt, auch bei all den Völkern, zu denen die Mission kommt, ist es so, dass man lange leugnet und sagt: „Ach ja, ich brauche das alles nicht. Ich bin doch selbst schon recht, und ich kriege das hin.“
Es können eigentlich nur Menschen merken, die richtig zerbrochen sind und im Leben gescheitert sind, und dann die Gnade Jesu ergreifen.
Jochen Klepper mit seiner ganzen Not hat uns nur so sagen können, was eigentlich das Weihnachtswunder ist: Wir werden Kinder, Kinder Gottes, Söhne Gottes, Töchter Gottes. Wir sind nach der Art Gottes.
Die unermessliche Liebe Gottes und die Bedeutung der Kindschaft
Sie kennen doch die Geschichte von jenem Bibelübersetzer, der versucht hat, mit seinem Sprachhelfer das Neue Testament zu übersetzen. Sie kamen an die Stelle im ersten Johannesbrief, mit der ich heute den Gottesdienst begonnen habe: „Seht, welche Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen.“
Der Sprachhelfer übersetzte dies mit „dass wir Gott anrufen dürfen“. Daraufhin sagte der Übersetzer: „Nein, nein, nein, da steht das nicht. Schau doch mal, was da wirklich steht!“
Also meinte der Sprachhelfer: „Gut, dass wir zu Gott kommen dürfen.“ Doch der Übersetzer bestand darauf: „Nein, lies doch genau, was dort steht. Komm, sag es in deiner Sprache!“
Darauf sagte der Sprachhelfer: „Welche Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir den Saum seines Gewandes berühren können. Wir sollen seine Kinder sein. Darum ist Jesus in unser Fleisch und Blut gekommen, legt sich in unsere Windeln, damit wir seine Kinder sein sollen.“
Der Sprachhelfer meinte, das sei zu groß. Das könne man in ihrer Sprache nicht übersetzen: dass man Gottes Eigentum werden kann.
Ich habe Ihnen am Anfang gesagt, das ist das, was alle Menschen aller Religionen überwältigt. Haben Sie schon einmal mit einem Muslim gesprochen? Wenn jetzt ein Moslem unter uns wäre, hätte er schon längst unter lautem Geschrei und Fluchen die Kirche verlassen, weil man zum heiligen Gottvater sagen kann: Das Evangelium Jesu – darum ist er Mensch geworden.
Wenn wir hier unsere Kinder von der Kinderkirche haben und sie danach fortlaufen, so wunderbar wie die Kinder, zielt sicher ihre Eltern hin. Die Kinder wissen, wer zu ihnen gehört, wer ihr Vater und ihre Mutter ist.
So eine intime Liebe, solch ein Vertrauen soll zwischen uns und dem ewigen Gott herrschen. Darum ist Jesus Mensch geworden. Er hat uns seinen Geist gegeben, dass wir „Aba, lieber Vater“ rufen können.
Und an Weihnachten soll das bei uns geschehen. Nicht bloß, dass wir um die Krippe stehen und sagen: „Ach, wie lieb hat uns Gott!“, sondern wir sind seine Kinder. Wir sind vielleicht böse Kinder, wir sind vielleicht schmutzige Kinder, vielleicht sogar ungehorsame Kinder, aber Kinder, die der Vater angenommen hat, die er lieb hat.
Und das ist der Trost, den Sie aus diesen Weihnachtstagen mitnehmen. Er will Sie führen, leiten und segnen. Paulus sagt hier: „Du bist ja nicht mehr der Knecht.“ Viele haben zu Gott nur so ein Verhältnis wie ein Sklave zu seinem Chef.
Leben Sie bei der Krippe, wenn Sie in Jesus hinsehen, dann öffnet sich die große Freude: Ich darf ihm, dem ewigen Gott, gehören. Mein Leben, das doch zerfällt, ist Gottes Eigentum, und Gott will aus meinem Leben etwas machen.
Und ich bin ein Erbe. Was heißt das? Ich bin Erbe Gottes. Das ist am schönsten beschrieben in diesem Wort: 1. Johannes 3,2: „Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden.“
Nein, wenn man uns so ansieht, sieht man gar nichts von der Kindschaft. Da sieht man nur den alten Menschen. Wir wissen aber: Wenn es erscheinen wird, dann werden wir Jesus gleich sein. Dann wird das Erbe eingelöst in der Herrlichkeit, und wir werden ihn sehen, wie er ist.
Jesus will uns umwandeln, erneuern. Jesus will nicht in der Weltherrschaft des Augustus mitmischen. Er baut heute sein Reich bei Menschen, die ihr Herz ihm weihen, die ihn einziehen lassen als Herrn und König in ihr Leben und die von seiner Fülle nehmen.
Was kann man denn von der Fülle Jesu nehmen? Gnade um Gnade, ein unverdientes Geschenk. Ich bin so froh, dass uns Jesus keine neuen Auflagen gemacht hat, keine neuen Gebote, keine neuen Verordnungen, in denen er sagt: „Hab mich lieb.“
Die herrlichste Triebkraft des Christenlebens ist die Jesusnähe und die Freude: Er hat mich angenommen. Daraus kommt auch das veränderte neue Leben. Amen.
Abschlusslied und Gebet
Und nun singen wir vom Lied 41, die Verse 5, 6 und 7.
Wir wollen beten:
Du barmherziger Heiland und Retter, du siehst, wo unser Leben immer wieder strandet und wo wir auch mit unserem Willen Schiffbruch erleiden. Da ist nicht einer, der vor dir bestehen kann, und es gibt ja gar keinen, der ohne deine Gnade selig werden kann.
Danke, dass du es uns so klar gesagt hast und dass wir das jetzt fassen dürfen. Danke, dass du uns nicht als Sklaven und Knechte annimmst, sondern als Kinder, als Kinder, in denen du immer mehr deinen Geist wirksam machen willst.
Jetzt bitten wir dich, dass das auch immer mehr durchbricht, auch mit vertraulicher Liebe zu dir, damit wir so zu dir kommen dürfen wie Kinder.
Herr, bewahre uns vor jedem gestellten Glaubensleben, vor jeder falschen und unechten Feierlichkeit, auch in unserer Frömmigkeit. Mach uns einfach vor dir, wo du Mensch geworden bist, damit wir vor dir leben dürfen mit allem, was uns bewegt, aber deine Kinder sind. Lass uns aus diesen Weihnachtstagen herausgehen in der Freude, dass du uns umgestalten und erneuern willst.
Wir bitten dich heute auch für das Werk der Mission überall in der Welt. Gib doch, dass Menschen das entdecken und dass auch die Berichte aus der Mission unsere Gemeinden wieder erneuern zu neuem Leben, zu neuer Freude an dir.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Hinweise zum weiteren Ablauf und Segensbitte
Nehmen Sie bitte noch einmal kurz Platz. Ich möchte Sie einladen, dass wir jetzt drüben um viertel vor elf weitermachen. Ich bitte Sie, die ganze Zeit drüben zu bleiben, also bis zum Essen. Sie können vor dem Essen gehen, wenn Sie unsere Speise nicht annehmen möchten. Aber dazwischen zu gehen ist immer störend, auch wenn noch Leute nachkommen.
Darum bitte ich darum, dass wir pünktlich um viertel vor elf beginnen und nur die teilnehmen, die dann drüben sind. Sonst gerät es uns ziemlich durcheinander. Vielleicht stört es Sie nicht, aber uns bringt es durcheinander. Darum sage ich es offen.
Wir freuen uns, wenn viele dabei sind. Für sehr viele haben wir Essen gekocht, der Saal wird sehr voll sein. Danach werden wir unten noch gemeinsam essen. Wir freuen uns, wenn Sie dann noch dabei bleiben.
Wir werden weitere Berichte aus der Arbeit in Kuristan hören und vor allem Bilder sehen. Ich möchte Ihnen auch Bilder aus dem Grenzgebiet nach Myanmar, nach Burma zeigen, von der christlichen Gemeinschaft im Nagaland.
Ich lade Sie herzlich dazu ein, heute für die Arbeit des Missionshauses Bibelschule Wiedenest in Pakistan zu spenden. Es ist ein Wunder Gottes, dass die zwei landwirtschaftlichen Mitarbeiter, die vor ein paar Jahren die Kartoffeln nach Kohistan gebracht haben, nicht ausgewiesen wurden. Das ist für mich ein großes Hoffnungszeichen.
Wir wollen dafür beten, dass Gott es ermöglicht hat, dass die zwei Mitarbeiter weiterhin dort draußen sind und dass Thekla und Hans Martin Kilgus ganz bald wieder zurückkehren können. Nehmen Sie dieses Anliegen bitte in Ihr Gebet auf. Wir haben wunderbare Gebetserhörungen erlebt.
Außerdem möchte ich noch einmal auf die Übersichtszettel hinweisen, die jeder jetzt hat.
Zu unseren Gottesdiensten: Ich darf noch einmal sagen, dass der erste Gottesdienst am Silvesterabend um halb fünf mehr Platz bietet als der zweite. Der zweite Gottesdienst ist immer sehr gut besucht. Im ersten Gottesdienst um halb fünf ist mehr Platz, aber auch im zweiten Gottesdienst klappt alles gut, wenn Sie rechtzeitig kommen.
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns!
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig!
Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!
