Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen.
Wir hatten begonnen, die Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im Tempel zu besprechen. Heute lesen wir Lukas 2,50: Da sagte Jesus zu seiner Mutter: „Warum habt ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“
Nun folgt der Text für heute: „Und sie verstanden das Wort nicht, das er mit ihnen redete. Und er ging mit ihnen hinab, kam nach Nazareth und war ihnen untertan. Seine Mutter aber bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen.“
Herr, heilige uns in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. Amen.
Einführung in das Thema und biblischer Kontext
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Bedeutungsvolle Berichte stehen in der Bibel. Einer der merkwürdigsten ist für mich immer der Bericht über die Ehrenschlange. Ich fürchte, dass ich diese Geschichte schon unzählige Male zitiert habe, aber sie ist so wichtig, dass ich sie noch einmal kurz erzählen möchte.
Israel war auf dem Zuge aus der Knechtschaft Ägyptens nach Kanaan. Auf dem Weg durch die Wüste erzürnten sie den lebendigen Gott. Nun kam sein Gericht über sie. Es gibt Gerichte Gottes, auch hier in dieser Zeit schon. Das größte Gericht ist jedoch, wenn man es nicht merkt.
So viel zur Einführung: Gottes Gericht kam über sie in Form von schrecklichen, fürchterlichen, feurigen Schlangen. Wer von diesen gebissen wurde, starb. Panik brach im Lager aus. Da rief Mose, der Mittler, zu Gott für die Sünder, was uns der Sohn Gottes ist, der zur Rechten Gottes uns vertritt. Mose ist der Mittler.
Der Herr befahl ihm, ein Abbild dieses Fluches zu gießen, eine Ehrenschlange. Diese sollte er in der Mitte des Lagers an einem Pfahl aufrichten. Dann sollte er durchs Lager ausrufen lassen: Wer von diesen tödlichen Bissen empfangen hat, soll diese Ehrenschlange ansehen und wird geheilt.
Das einfache Heilmittel: Nur Hinsehen
Was mich an der Geschichte immer wieder wundert, ist Folgendes: Nur Hinsehen auf diese Schlange, nur Hinsehen – weiter nichts.
Nun ist es so, dass diese ehrwürdige Schlange, die dort aufgerichtet ist, ein Vorbild auf den Herrn Jesus ist. Meine Freunde werfen mir oft vor, dass ich reichlich viel aus dem Alten Testament herauslese. Aber genau das hat Jesus selbst gesagt. Er sagte, wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, so muss auch ich erhöht werden an einem Pfahl, am Kreuz, damit alle, die an mich glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.
Im Zusammenhang hat Jesus dies im Nachtgespräch mit Nikodemus gesagt. Hier ist ganz klar, dass Jesus meint: Wir sollen aufschauen auf sein Kreuz. Wer fühlt, dass er von der alten Schlange, von der Finsternis verwundet ist, soll aufschauen auf das Kreuz Jesu.
Und das sagt die ganze Bibel an vielen Stellen. Psalm 34 heißt: „Welche auf ihn sehen, die werden erquicket.“ Nur Hinsehen, nur Hinsehen!
Es ist unerhört, wenn ich so darüber nachdenke, was die Menschen in ihrem religiösen Eifer alles erfunden haben: religiöse Übungen, Pilgerfahrten und Quälereien. Nur Hinsehen, sagt die Bibel, auf Jesus hinsehen.
Wer auf ihn sieht, der wird erquickt, und sein Angesicht wird nicht schamrot. Oder wir haben es eben gehört: „Lasst uns aufsehen auf Jesus, der das Kreuz trug!“
Und sehen Sie, genau das wollen wir heute Morgen im Gottesdienst auch tun: auf Jesus, den Gekreuzigten, sehen.
Jesus als Zwölfjähriger auf dem Weg zum Kreuz
Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, was ein Gottesdienst sonst bedeuten sollte, als dass ich Ihren Blick auf Jesus, den Gekreuzigten, richte.
Vielleicht möchten Sie einwenden: „Ja, Pastor Busch, du redest die ganze Zeit von Jesus, dem Gekreuzigten, aber der Text, den du vorgelesen hast, handelt von einem zwölfjährigen Knaben Jesus.“ Meine Freunde, ich möchte Ihnen gern zeigen, dass der Herr Jesus als Zwölfjähriger schon auf dem Weg zum Kreuz ist. Davon spricht unser Text: Jesus auf dem Kreuzesweg.
Ich darf noch einmal lesen: „Und sie verstanden das Wort nicht, dass er mit ihnen redete. Und er ging mit seinen Eltern hinab und kam nach Nazaret und war ihnen untertan.“ Jesus auf dem Kreuzesweg.
Das Unverständnis als Teil des Kreuzweges
Erstens: Und sie verstanden das Wort nicht.
Das gehört zum Kreuzesweg des Sohnes Gottes, dass man ihn nicht erkennt und versteht.
Aber ich muss, glaube ich, für die, die so einmalig hier sind, sind sie immer auch so ein bisschen – wie sagt man da – Laufpublikum in seinem Gottesdienst, eben kurz den Zusammler der Geschichte doch noch mal erklären, damit sie besser mitkommen.
Die Erleuchtung durch den Geist Gottes
Ich möchte Ihnen das ein bisschen deutlicher erklären. Ich möchte Ihnen zeigen, wie man mit Augen, Ohren und Geschmack das Evangelium wahrnehmen kann.
Sehen Sie, das Evangelium ist, wenn ich es mal so sagen darf, eine Melodie, eine herrliche Melodie, ein Lied. Ach nein, es ist eine Symphonie, in der es Töne und Klänge von Gottesdienst, Erwärmung, neuem Leben und Hoffnung gibt. Aber ein tauber Mensch kann die schönste Symphonie nicht wahrnehmen.
Nun sagt die Bibel: Von Natur aus sind wir taub. Da kann ein Engel vom Himmel das Evangelium verkündigen, wir schalten es ab. Es dringt nicht in uns ein, wir sind tot, bis der Heilige Geist, Gott gebe es, in unserem Leben wirkt und uns unsere inneren Ohren öffnet. Dann hören wir dieses herrliche Lied, diese wundervolle Melodie von Erlösung, Gotteskindschaft und lebendiger Hoffnung. Ja, dann singen wir dieses Lied mit. Gott schenke uns die geöffneten inneren Ohren!
Und jetzt muss ich von den Augen sprechen. Sehen Sie, es gibt für ein unruhig gewordenes Gewissen kein herrlicheres Bild als das Bild des gekreuzigten Sohnes Gottes. Wahrhaftig, er trug unsere Krankheit, die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten. Das ist für ein erwecktes Gewissen das Schönste, was man sehen kann. So singt ein Liederdichter: „Alle Tage wird dieses Bild schöner meinen Willen entgegen.“
Herr, meine Freunde, ein blinder Mensch kann mit dem schönsten Bildnis nichts anfangen. Wer könnte ein Picasso von 400 Mark Wert vor seiner Nase haben und es nicht sehen? So sind wir von Natur aus blind und kennen nichts. Es ist der Geist Gottes, der uns die inneren Augen öffnen will. Er will es schon lange. Aber es gibt eine Reihe von Leuten hier, die sich dagegen sperren: „Nur das nicht, das würde die ganz große Veränderung meines Lebens bedeuten, die will ich nicht.“
Im Christentum sind viele so drauf, wie jemand, der seine Ohren zuhält. Dagegen hat man nichts, oder? Aber Gottes Geist will uns erleuchten. Wenn wir uns verschließen, sperren wir uns dagegen. Doch wenn der Geist Gottes uns erleuchtet, dann gehen uns die inneren Augen auf, und wir sehen den König mit der Dornenkrone in seiner wunderschönen Schönheit.
Und nun möchte ich vom Geschmack sprechen. Ein Liederdichter hat das Evangelium mit einem starken Freudenwein verglichen. Die Bibel sagt Ähnliches: „Von Menschen, die dem Herrn gehören, heißt es: Sie werden trunken von den reichen Gütern deines Auges. Sie werden trunken von den reichen Gütern deines Auges.“
Aber wenn ein Mensch keine Geschmacksnerven hat, dann schmeckt er nichts mehr, er schmeckt nichts. So erscheint dem unerleuchteten, natürlichen Menschen das Evangelium geschmacklos. Das Wort „geschmacklos“ hat eine doppelte Bedeutung. Sie können es in beiden Bedeutungen verstehen.
Der unerleuchtete, natürliche Mensch sagt, das Evangelium sei geschmacklos. Bis der Geist Gottes uns die Augen öffnet und uns einen neuen Sinn schenkt, begreifen wir den Freudenwein nicht. Er schenkt mir voll ein: „Du erquickst meine Seele.“ Dann beten wir: „Mit deinem Freudenwein erquicke mich.“
Maria und das unverständige Herz
Sie verstanden das Wort nicht als ihren Text. Ihre Augen waren gehalten; sie sahen Gnaden, aber nicht, wie Johannes, seine Herrlichkeit. Ihre Ohren waren gehalten, sie verstanden sein Wort nicht, sie verstanden es nicht.
Maria, ein natürlicher, unerleuchteter Mensch, hat immerhin so viel begriffen, dass die Worte dieses Knaben kein dummes Jungsgeschwätz sind. Das gibt es zwar auch, aber sonst stünde es nicht hier. Sie bewahrte diese Worte in ihrem Herzen. Doch sie weiß noch nichts von der Erleuchtung durch den Heiligen Geist.
Meine Freunde, Gott gebe, dass ihr Leben nicht vorübergeht und dass euch die Augen geöffnet werden für diesen Heiland, unsere einzige Chance.
Es gibt ein stolzes, wundervolles Wort im Ersten Johannesbrief, und ich wünsche uns allen, dass wir es nachsprechen können. Es heißt so: „Wir wissen, dass Gottes Sohn gekommen ist und uns einen Sinn gegeben hat, damit wir die Behafteten erkennen.“ So sprechen die Leute, die erleuchtet worden sind: „Dass wir den Wahrhaftigen erkennen.“ Dieser ist Jesus, „der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Johannes 5,20).
Meine Freunde, wenn ich so rede, sagen mir manche Leute manchmal, dass ich hochmütig gesprochen habe. Da möchte ich kurz darauf antworten: Christen sind in sich selbst sehr klein, Jesus Jünger, weil sie wissen, dass an ihnen und ihrem Leben nichts auf dieser Erde ist.
Karl, du hast Christus mir gegeben, dass da Liebe wird, und das weißt du zu rühmen. Darum rede ich hoch daher: Wir wissen es, nicht nur vermuten oder darüber denken und diskutieren. Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns einen Sinn gegeben hat, damit wir in den Behafteten erkennen.
Gott schenke jedem, dass er sagen kann, dass er aus aller nebulosen Religiosität und Christlichkeit herauskommt. Wir wissen: Ein Sinn, der dadurch erleuchtet ist, dass wir erkennen können.
Das Herabsteigen Jesu nach Nazareth
Aber nun zum Zweiten: Das zweite Wort, das ich in seinem Text unterstreichen möchte, zeigt, dass Jesus hier auf dem Kreuzweg ist. Jesus ist auf dem Kreuzesweg.
Das zweite Wort, das ich hervorheben möchte, lautet: „Und er kam nach Nazaret.“ Das war ein Herabsteigen. Eben hat er noch so majestätisch im Tempel gesprochen: „Dies ist meines Vaters Haus, hier bin ich zu Hause. Das gehört mir, wie die Güter des Vaters dem Sohn gehören. Ich gehöre auf die Seite Gottes.“ Das hat er allen klar gemacht. Er hat so majestätisch geredet.
Und nun geht er nach Nazaret. Ach, Nazaret, Nazaret in Galiläa. Galiläa war im Norden gelegen, umschlossen vom heidnischen Gebiet. Dort sickerte das Heidentum mit all seinen schrecklichen Dingen ein. Galiläa wurde von den Bürgern Jerusalems sehr verachtet. So sehr, dass sogar der Prophet Jesaja verächtlich vom „heidnischen Galiläa“ spricht. Und doch gehört es zu Israel, nicht wahr?
Dieses Wort vom „heidnischen Galiläa“ hat Matthäus aufgenommen. Wir lesen im vierten Kapitel Matthäus 4,15-16: „Das heidnische Galiläa“, aber als Verheißung sieht er einen leuchtenden Stern. Da kommt dieser Stern.
Galiläa war ein verachtetes Land, und in diesem verachteten Galiläa war Nazaret ein verachtetes Drecknest. In Israel ging das Sprichwort um: „Was kann Gutes von Nazaret kommen? Was kann von Nazaret Gutes kommen?“ Das war ein Absteigen von dem, der vom Tempel sagte: „Meines Vaters Haus.“ Und nun kam er hinab nach Nazaret.
Meine Freunde, das war nur eine Etappe auf seinem Weg herab. Dieses Herabsteigen beginnt, als er in der ewigen Welt ist. Ich möchte sagen: Für mich ist die Bibel maßgebend, und sie spricht vom Anfang. Jesus war im Anfang bei Gott.
Einen Jesus, den wir zurechtschneiden, zurechtdenken und zurechtzimmern, den brauche ich nicht mehr. Die Rede ist von dem, den die Bibel bezeugt: Er war im Anfang bei Gott.
Was bedeutet seine Menschwerdung? Sie ist ein Herabsteigen. Die Bibel sagt, er entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an. Er wurde gebärden wie ein anderer Mensch. Er kommt nach Nazaret.
Sein ganzes Leben ist nun ein Herabsteigen. Wie ist er herabgestiegen, als er sich zu den Zöllnern und Sündern gesellte? Zum Gesocks, über das die Pharisäer murren: „Dieser nimmt die Zöllner an und isst mit ihnen.“
Er steigt noch weiter herab. Er tut Sklavendienste an den Handwerkern, seinen Jüngern, und wäscht ihnen die Füße, weil kein anderer Sklave da ist.
Diese ganze Herabsteig-Laufbahn endet damit, dass er zwischen zwei Verbrechern hingerichtet wird. Wir sehen: Der Weg nach Nazaret ist ein Stück dieses Kreuzwegs.
Die Bedeutung des Herabsteigens für heutige Menschen
Und nun muss ich Ihnen an dieser Stelle etwas Merkwürdiges erzählen. Sehen Sie, als ich in der Vorbereitung zu meiner Predigt so weit gekommen war, da habe ich im Geist diese Gemeinde vorgestellt und gesagt: Jetzt werden so und so viele abschalten und denken: Was bedeutet uns heute, in Zeiten von Weltumrundungen, Riesenunglücken und Katastrophen, dass Jesus herabgestiegen ist? Ich fürchte, so und so viele werden bei einer so dogmatischen Andeutung abschalten.
Dann wurde ich unruhig, denn nichts ist schlimmer, als wenn man an den Leuten vorbeipredigt, nicht wahr? Deshalb lief ich hinaus, um noch einmal zu überlegen, ob ich Ihnen das deutlicher sagen könnte. Und dann geschah Folgendes: Ich verschob das Thema ein klein bisschen, damit Sie gar nicht merken, worum es geht, damit ich nicht indiskret bin. Aber genau in diesem Augenblick wurde hinter mir ein junger Mensch geführt, der völlig verzweifelt war, weil er in abscheulicher Sünde verstrickt ist. Er war entsetzt über sich selbst und sah keinen Ausweg, weil er die Sünde abscheulich fand.
Gleichzeitig fühlte er Gottes Abscheu gegen die Sünde im Gewissen und gab diesem Abscheu Recht. Es war deutlich spürbar: Gott ist weg, und er wirkt mich fort. Das war eine sehr tiefe Verzweiflung. In diesem Augenblick wurde mir klar: Solchen Menschen muss ich predigen. Satten Brot hinzustellen hat keinen Sinn, aber hungrigen Menschen muss man es geben. Solchen Menschen, und ich gebe Gott die Ehre, dass solche hier sind, muss ich predigen. Solche Leute werden verstehen, was es bedeutet: Wir haben einen göttlichen Helfer, der aus der ewigen Welt kam und hinuntersteigt in die letzte Tiefe zu den Sündern.
Wir haben einen göttlichen Helfer, der sich mit uns Sündern solidarisch erklärt und Schuld auf sich nimmt. Und dieser Durchsprecher ist so heiß in der Bibel, und vor uns herauf fährt ein anderes Leben.
Sehen Sie, wir haben vor kurzem das schreckliche Bergwerksunglück in Völklingen erlebt. Sie haben ja wohl die Berichte gelesen. Und da hat es mich wieder so erschüttert: Es genügte nicht, dass die Retter einen Strick unter einen Schacht ließen und die Leute dann in einem Korb heraufholten. Das genügte nicht. Sie mussten selbst hinabsteigen in die brennende Tiefe, wenn sie retten wollten.
Der Sohn Gottes ist aus der ewigen Welt hinabgestiegen bis ans Kreuz, in die brennende Tiefe der Sünderwelt, wo die Flammen der Hölle im Gewissen oft schon brennen. Wie viele sitzen hier, die diese Flammen spüren, die sie niederhalten, weil alles voll Schuld ist. In solche Tiefen muss der Sohn Gottes hinabsteigen, wenn er retten will.
Ich kann Sie nur bitten: Überlassen Sie sich jetzt diesem Retter. Rufen Sie ihn an, klammern Sie sich an ihn, geben Sie ihm Ihr Leben, legen Sie ihm alles hin, was an Ihnen ist. Machen Sie ihm nichts mehr vor, werfen Sie sich zu seinen Füßen und klammern Sie sich an sein Kreuz. Aber machen Sie es ernst mit Jesus.
Gehorsam und Unterordnung als Teil des Kreuzweges
Ich möchte noch ein drittes Wort sagen: Jesus auf dem Kreuzesweg. Sie verstanden sein Wort nicht. Er kam hinab nach Nazareth, und das dritte, was ich Ihnen zeigen möchte, ist das dritte Wort. Und das streiche ich: „Er war ihnen untertan.“ Das ist das dritte Wort, das Sie hier hören: Joseph, Maria, Jesus – er war ihnen untertan.
Ich weiß nicht, wie weit ihr mir zuhört, meine Freunde, aber ich könnte mir vorstellen, dass ihr bei diesem Wort – ich meine jetzt diese Jungs – ein leichtes Unbehagen habt und denkt: Das riecht verzweifelt nach Musterknabe. Wer war ihm untertan, nicht? Ich habe bei diesem Satz als Junge immer ein Unbehagen empfunden, vielleicht weil ich den Abstand fühlte, den ich von diesem Jesus hatte.
Ich bitte euch, schiebt das mal beiseite und hört hin, was hier steht. Hier steht etwas ganz Großes. Dieser zwölfjährige Knabe ist entschlossen, den Willen Gottes zu tun. Es gibt ein Gebot Gottes, das heißt: Du sollst Vater und Mutter ehren. Und dieser Junge ist entschlossen, dieses Gebot Gottes zu erfüllen.
Das ist Gottes Beitrag zur Generationenfrage: Du sollst Vater und Mutter ehren. Und Jesus ist ihnen untertan, obwohl sie nichts verstehen und nichts begriffen haben. Er ist untertan. Warum? So steht es im Gebot Gottes. Er ist gehorsam.
Und dies ist nun sehr, sehr wichtig für uns – nicht nur als Vorbild, meine Freunde, sondern in viel tieferem Sinne. Das ist wichtig für unsere Seligkeit, und hoffentlich kann ich Ihnen das jetzt noch in der Kürze deutlich machen.
Sehen Sie, dieser Knabe fängt an, den Willen Gottes zu tun. Wir sind Gott nicht gehorsam. Wir nicht. Da ich immer Fragen habe: Wird das Gebot Gottes „Du sollst Vater und Mutter ehren“ immer gehalten? Habt ihr das immer gehalten? Haben wir das immer gehalten?
Und wie steht es mit den anderen Geboten? Haben Sie die Gebote Gottes gehalten: am Feiertag heiligen, den Namen Gottes nicht unnütz führen, nie lügen, kein falsches Zeugnis geben und ein reines Herz bewahren? Meine Freunde, so steht es mit uns. Auch wenn wir den besten Willen haben, bleiben wir Gott jeden Tag einen Rest schuldig. Jeden Tag. Und die Reste häufen sich.
Und wir haben ja gar nicht den besten Willen. Wir haben bösen Willen. Und selbst mit dem besten Willen hätten wir Gott noch jeden Tag einen riesigen Rest schuldig. Das läuft darauf hinaus, dass wir Gott jeden Tag einen Rest schuldig bleiben.
Ein Rest schuldig, schuldig, schuldig, schuldig, schuldig ruft unser Gewissen. Lasst uns endlich mal rufen: schuldig! So wird es heißen über uns an jenem Tage, wenn die Bücher aufgetan werden und unser Leben ins Licht gestellt wird. Dann wird es heißen: schuldig.
Gott gebe, dass Sie es endlich begreifen: Ihre Situation ist schuldig! Schauen Sie, ob irgendwo ein Helfer ist – es ist keiner da! Das heißt, wir sind alle schuldig. Wir sind alle Sünder, mangelhaft in dem Ruhm, den wir über Gott haben sollten.
Sagen Sie nicht, das sei nicht so schlimm. Es ist sehr schlimm. Wir werden individuell gerichtet, ganz persönlich. Das Schuldigsein geht jeden Einzelnen an – nicht einen anderen, sondern jeden einzelnen. Doch einer ist ausgenommen: Jesus.
Jesus als das fehlerlose Opfer
Als Zwölfjähriger sehen wir ihn bereits gehorsam gegenüber dem Gebot Gottes. Nun solltet ihr das Neue Testament daraufhin durchsehen, was von Jesus erzählt wird und wie sein ganzes Leben im Gehorsam gegenüber dem Vater steht.
In der Versuchungsstunde, in der ihm die herrlichsten Angebote gemacht werden, sagt er Nein. Auch das Gebot Gottes in Gethsemane am Kreuz, wo man in der Qual hassen möchte, hält er ein: „Liebe eure Feinde.“ Er betet sogar für sie. Bis zum letzten Atemzug bleibt Jesus gehorsam, sodass er seine Feinde selbst fragen konnte: „Wer kann mir eine Sünde zeigen?“ Und keiner konnte ihm etwas vorwerfen.
Wer könnte so etwas von sich behaupten, wie sein Bekannter? Wer kann sagen: „Zeigt mir eine Sünde!“ Jesus kann das unter seinen Feinden, und sie bleiben stumm. Sehen Sie, darum ist Jesus würdig. Das ist für mich so wichtig, bitte hören Sie mir noch zu: Darum ist Jesus würdig und geeignet, der Sündlosen das Versöhnungsopfer zu werden, das die Sünder mit dem heiligen Gott versöhnt.
Im Alten Testament steht in den Opfervorschriften zu den Versöhnungsopfern: „Ihr sollt aber ein solches Lamm nehmen, das ohne Fehl ist.“ Nun zeige ich euch das Kreuz Jesu. Seht ihn an, der dort mit der Dornenkrone gekrönt wurde. „Ihr sollt ein solches Lamm nehmen, das ohne Fehl ist.“ Siehe da, Gottes Lamm, das fehlerlose Lamm, das die Sünde der Welt trägt.
Wo könnten wir Heil finden ohne dieses Kreuz? Lassen Sie uns beten!
Herr Jesus, ich danke Dir zusammen mit allen, die Dich kennen und lieben, dass Du mit Deinem Opfer vollendet hast, was geheiligt werden soll. Ich danke Dir, dass Dein Weg von Anfang an ein Weg zum Kreuz war, zu Deinem schrecklichen Kreuz und zu meinem Heil.
Heftet nun auch ihr euch wieder daran. Amen.
