Einführung: Paulus’ herzliche Verabschiedung und die Bedeutung der Gemeinschaft
Zum letzten Teil des Römerbriefes, dem sechzehnten Kapitel, verabschiedet sich Paulus ganz herzlich. Er sendet Grüße an Mitglieder der Gemeinde in Rom, die er an anderer Stelle kennengelernt hat. Außerdem berichtet er von Mitarbeitern, die mit ihm unterwegs sind und die ebenfalls Grüße an andere Geschwister in Rom ausrichten lassen.
Wir wollen uns heute besonders mit diesem letzten Kapitel des Römerbriefes beschäftigen. Ich habe es unter die Überschrift „Wir stehen zusammen – eine große Familie“ gestellt. Denn hier wird sehr deutlich, was es für Paulus bedeutet, wenn Gläubige in Liebe miteinander umgehen.
Paulus denkt in diesem Abschnitt nicht nur an sich selbst oder an sein Ziel. Am Anfang des Römerbriefes hatten wir gehört, dass er der Gemeinde schreibt, weil er nach seinem Aufenthalt in Jerusalem, wo er eine Gabe für die Gemeinde dort abgeben will, weiter nach Rom ziehen möchte. Von Rom aus plant er, Missionsarbeit in Spanien zu leisten.
Doch in Kapitel 16 denkt Paulus nicht nur an seinen eigenen Plan oder an große Namen. Er schreibt nicht einfach: „Ich grüße euch von Petrus, den habe ich kürzlich getroffen“, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Stattdessen erwähnt er hier Menschen, die man als ganz gewöhnlich bezeichnen könnte – Menschen wie du und ich. Ich hoffe, es sind Menschen, die uns auch als Vorbild dienen können.
Wer das Ende des Römerbriefes liest, fragt sich vielleicht: Was steckt denn Besonderes in diesem Abschnitt? Es sind viele Namen genannt, die den meisten unbekannt sind. Viele dieser Namen wirken sehr altmodisch und unmodern. Man könnte sie kaum für ein Enkelkind verwenden.
Doch wir werden sehen, dass es sich lohnt, einzelne Namen herauszugreifen. So bekommen sie mehr „Fleisch“, werden lebendiger und wir können uns die Menschen besser vorstellen. Einige von ihnen begegnen uns auch an anderen Stellen im Neuen Testament. Dabei wollen wir uns auch bewusst machen, warum Paulus gerade diese Personen an dieser Stelle erwähnt.
Übergang: Kontext und Fortsetzung der Argumentation im Römerbrief
Bevor ich jedoch die Verse 1 bis 16 und 21 bis 27 aus dem sechzehnten Kapitel des Römerbriefes lese, möchte ich den Zwischenraum, den wir jetzt freigelassen haben, etwas auffüllen. Beim letzten Mal haben wir bis Kapitel 15, Vers 7 gelesen und uns damit beschäftigt.
Ich will nur einige wenige Worte zu den Versen dazwischen sagen, damit wir besser verstehen, wie die Argumentation des Paulus weitergeht. Dabei möchte ich auf Kapitel 15, Vers 9 zu sprechen kommen. Dort schreibt Paulus: „Damit die Nationen aber Gott verherrlichen mögen um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht: Darum werde ich dich bekennen unter den Nationen und deinen Namen loben.“
Hier sehen wir – und das habe ich bereits einige Male betont – dass alles, was Paulus beschreibt, unser ganzes Leben als Christen nicht Selbstzweck ist. Es geht nicht darum, dass wir nur gerade so errettet werden, weil wir besonders wichtig sind. Natürlich sind wir für uns selbst wichtig, und auch für Gott sind wir wichtig. Aber was ist das höchste Ziel? Das höchste Ziel ist die Verherrlichung Gottes. Diese steht überall im Mittelpunkt.
Deshalb heißt es auch in Vers 9: „Damit die Nationen Gott verherrlichen mögen.“ Deshalb ist Jesus Christus gekommen. Deshalb wurde uns unsere Sünde vergeben – letztlich zur Ehre und Verherrlichung Gottes. Das steht im Zentrum.
Wir lesen das auch noch in anderen Versen, zum Beispiel in Vers 11. Dort heißt es mit einem Zitat aus Psalm 117: „Und wiederum: Lobet den Herrn, alle Nationen! Und alle Völker sollen ihn preisen.“ Auch im Himmel dreht sich nicht alles um uns. Wir stehen nicht im Mittelpunkt. Gott kommt nicht jeden Morgen zu uns und fragt: „Wie geht es dir? Brauchst du noch etwas?“ Natürlich sorgt Gott auch für uns. Aber im Mittelpunkt steht Gott.
Gott ist nicht um unserer Willen da. Er war schon lange vor uns da, bevor wir geschaffen wurden. Wir entstammen nur einem Gedanken Gottes. Wenn unser Leben sinnvoll sein soll, muss es auf Gott ausgerichtet sein. Andernfalls ist es sinnlos, verfehlt das Ziel – so wie das griechische Wort für Sünde es auch meint.
Dann lesen wir in Vers 22 etwas über den Plan, den Paulus hat. Er schreibt: „Deshalb bin ich auch oftmals verhindert worden, zu euch zu kommen. Nun aber, da ich in dieser Gegend keinen Raum mehr habe und seit vielen Jahren ein großes Verlangen habe, zu euch zu kommen, falls ich nach Spanien reise.“
Paulus hofft also, auf der Durchreise die Römer zu sehen und von ihnen nach Spanien geleitet zu werden, wenn er sie vorher besucht hat. Hier finden wir auch einen schönen Ausdruck: Paulus sagt, er genießt es, bei ihnen zu sein oder sogar: „Ich genieße euch.“ Er freut sich darauf, mit ihnen zusammen zu sein.
Dann sagt er: „Ich hoffe, dass ihr aus dem Römerbrief gelernt habt, mich innerlich zu begleiten – im Gebet auf meiner Reise, die ich nach Spanien unternehmen will. Dass ihr diese Aufgabe, die Gott mir aufs Herz gelegt hat, mittragt und mit mir geht, wohin ich gehen werde.“
Er erwähnt weiter, ich überspringe hier einige Verse, will aber noch etwas zu Kapitel 15, Vers 30 sagen: „Ich ermahne euch aber, Brüder, durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, mit mir zu kämpfen in den Gebeten für mich zu Gott.“
Hier führt Paulus das noch einmal aus. Er hofft, dass die Römer nachempfinden können, wie er am Anfang des Römerbriefes sagt: „Ich bete für euch, ich stehe für euch ein vor Gott allezeit.“ Er dankt Gott für das, was sie im Glauben erkannt haben und für die Schritte, die sie bereits gegangen sind. Gleichzeitig bittet er, dass sie weitergehen mit Gott.
Man sieht hier eine Gegenseitigkeit. Es ist nicht so, dass die großen Gottesmänner damals oder heute alles aus dem Ärmel schütteln. Paulus zeigt, dass jeder jederzeit darauf angewiesen ist, dass wir zusammenstehen, gemeinsam an einer Sache kämpfen und füreinander beten. Nur so ist eine solche Arbeit möglich, wie Paulus sie tut.
Dabei stellt Paulus sich auf eine Stufe mit den anderen Gläubigen. Er sagt nicht: „Ich komme jetzt, der große Paulus, und werde euch zeigen, wo es langgeht.“ Sondern er sagt: „Ich brauche euch, ich brauche eure Fürbitte vor Gott. Lasst uns zusammenkämpfen an dieser Sache.“
Das ist für uns ermutigend. Wir sehen, dass jeder von uns im Reich Gottes gebraucht wird. Jeder hat eine wichtige Aufgabe, die kein anderer übernehmen kann. Jeder ist für Gott und das Reich Gottes unersetzbar.
Wenn wir unsere Aufgabe nicht wahrnehmen – sei es in der Gemeinde, in der Mission oder schon in der Nachbarschaft –, dann wird die Arbeit nicht getan. Gott hat uns eine Aufgabe gegeben, der wir nachkommen sollen.
Gott hat sich den Weg ausgesucht, durch Menschen auf der Erde zu handeln. Wenn wir als Menschen Gott nicht gehorsam sind, bleibt die Arbeit liegen. Manchmal schiebt Gott andere Menschen vor, aber wenn keiner von uns geht, wer soll denn für uns gehen?
Hier sind wir jetzt vielleicht siebzig Personen. Wer wird das dann tun? Lasst uns herausgefordert sein, auch in diesem Bereich gehorsam zu sein.
Die Grüße aus Römer 16: Einblick in die Gemeinde und ihre Mitglieder
Ich lese nun aus dem sechzehnten Kapitel des Römerbriefes die Verse eins bis sechzehn und einundzwanzig bis siebenundzwanzig.
Ich empfehle euch aber unsere Schwester Vöbe, die eine Dienerin der Gemeinde in Kenchria ist, damit ihr sie im Herrn aufnehmt, der Heiligen würdig, und ihr beisteht, wo immer sie euch braucht. Denn auch sie ist vielen ein Beistand gewesen, und mir selbst.
Grüßt Priska, Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mein Leben ihren eigenen Hals preisgegeben haben. Denn nicht allein ich danke ihnen, sondern auch alle Gemeinden der Nation und die Gemeinden in ihrem Haus.
Grüßt Epenetos, meinen Geliebten, welcher der Erstling Asiens ist für Christus. Grüßt Maria, die sehr für euch gearbeitet hat. Grüßt Andronikus und Junias, meine Verwandten und meine Mitgefangenen, die unter den Aposteln ausgezeichnet sind und schon vor mir in Christus waren.
Grüßt Ampliatus, meinen Geliebten im Herrn. Grüßt Urban, unseren Mitarbeiter in Christus, und Stachys, meinen Geliebten. Grüßt Apelles, den Bewährten in Christus. Grüßt die vom Haus des Aristobolus. Grüßt Herodion, meinen Verwandten. Grüßt die vom Haus des Narzissus, die im Herrn sind.
Grüßt Tryphaena und Tryphosa, die im Herrn arbeiten. Grüßt Persis, die Geliebte, die viel gearbeitet hat im Herrn. Grüßt Rufus, den Auserwählten im Herrn, und seine und meine Mutter. Grüßt Asynkritos, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder bei ihnen.
Grüßt Philologos und Julia, Nerois und seine Schwester, Olympas und die Heiligen, die bei ihnen sind.
Grüßt einander mit heiligem Kuss. Es grüßen euch alle Gemeinden des Christus.
Jetzt weiter mit Vers 21:
Es grüßen euch Timotheus, mein Mitarbeiter, und Lucius, Jason und Susipater, meine Verwandten. Ich, Tertius, der den Brief geschrieben habe, grüße euch im Herrn. Es grüßt euch Gaius, mein und der ganzen Gemeinde Wirt. Es grüßt euch Erastus, der Stadtrentmeister, und der Bruder Quartus.
Dem aber, der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium und nach der Predigt von Jesus Christus, nach der Offenbarung des Geheimnisses, das in unausdenklichen Zeiten verschwiegen war, jetzt aber geoffenbart und durch prophetische Schriften nach dem Befehl des ewigen Gottes zum Glaubensgehorsam in allen Nationen bekannt gemacht worden ist, dem allein weisen Gott und Jesus Christus sei die Ehre, er sei die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Da haben wir einige Namen vor uns, und ihr habt gemerkt, ich komme dann auch manchmal ins Stocken, weil diese Namen nicht so gewöhnlich sind. Da muss man ganz genau hinschauen. Das ist ja eine Umschrift, das sind halt griechische Namen dieser Zeit. Wir wollen so nach und nach etwas durchgehen und werden wahrscheinlich auch einige Überraschungen erleben.
Die erste Empfehlung: Vöbe als Beispiel für diakonischen Dienst und Gastfreundschaft
Da fangen wir mit Vers 1 wiederum an. Ich empfehle euch unsere Schwester Vöbe, die eine Dienerin der Gemeinde in Kenchria ist. Diese Vöbe aus Kenchria habe ich ja schon erwähnt, denn sie gibt uns einen Hinweis darauf, dass Paulus vermutlich in Korinth war. Kenchrea ist nämlich die Hafenstadt, die vor Korinth liegt.
Er empfiehlt diese Schwester Vöbe und bittet dann die Gemeinde in Vers 2, sie im Herrn aufzunehmen, als Heilige würdig, und ihr beizustehen, wo immer sie Hilfe braucht. Denn auch sie ist vielen ein Beistand gewesen, auch mir selbst.
Da erwähnt er also, dass diese Vöbe bald ankommen wird. Vermutlich war sie die Botin, die den Römerbrief an die Gemeinde in Rom überbrachte. Ich habe schon erwähnt, dass es damals keine Post gab. Man musste selbst einen Boten losschicken. Manchmal schickte man sogar mehrere Boten, weil man damit rechnete, dass einer überfallen wird, das Schiff untergeht oder der Bote den Brief verliert. Manchmal war ein Bote auch untreu und verschwand mit dem Brief. Deshalb wollte man sicherstellen, dass wenigstens einer ankommt. Bei ganz wichtigen Briefen schickte man also mehrere Abschriften los.
Paulus hat das hier nicht gemacht, davon lesen wir nichts. Aber vermutlich war diese Vöbe, die Schwester Vöbe, die im Hafenviertel von Korinth arbeitete – stellen wir uns ruhig vor, unter den rauen Hafenleuten und den Prostituierten, die es dort gab. Dort hat Vöbe das Evangelium weitergegeben und missioniert.
Jetzt kommt sie nach Rom, wahrscheinlich um dort eine ähnliche Arbeit fortzusetzen. Paulus gibt ihr ein Empfehlungsschreiben mit, das wir bis heute noch lesen können: Nehmt diese Schwester auf, so wie es den Heiligen würdig ist!
Hier sehen wir wieder einen Hinweis auf Gastfreundschaft, auf die Liebe untereinander und die Verbundenheit, die Christen miteinander haben, auch wenn sie sich vorher nicht kannten und kulturelle Barrieren bestehen. Denn Vöbe war eine Griechin, die nach Rom reiste. Sie war keine Römerin, wie wir heute sagen würden. Das waren zwei verschiedene Länder: Italien und Griechenland, die zwar im großen römischen Reich vereint waren, aber kulturelle Gegensätze hatten.
Trotzdem sagt Paulus: Nehmt sie auf, sie ist eure Schwester. Seid herzlich zu ihr und helft ihr, wo immer es möglich ist. So sollten auch wir Gastfreundschaft leben, uns gegenseitig helfen, wo wir Unterstützung brauchen, und uns im Dienst, den Gott uns gegeben hat, beistehen.
Dann haben wir noch etwas, das in der Übersetzung nicht ganz deutlich wird. Hier steht, dass Vöbe eine Dienerin der Gemeinde in Kenchria ist. Wenn wir das Wort „Dienerin“ im Griechischen hören, dann klingt das wahrscheinlich bei manchen bekannt, denn es ist das Wort „Diakonos“.
Diakone kennen wir heute, und wir kennen auch weibliche Diakone – die Diakonissen. Hier haben wir in der Bibel die erste Diakonisse. Vöbe ist sozusagen die Mutter aller Diakonissen.
Wenn wir sehen, wie Paulus sie beschreibt, dann bedankt er sich bei ihr und sagt, sie sei ihm unheimlich wichtig gewesen. Da soll noch jemand sagen, Frauen hätten in der Gemeinde nichts zu tun. Frauen nehmen eine ganz wichtige Rolle ein.
Wir werden noch einige Frauen kennenlernen, die Paulus hier erwähnt. Paulus ist keineswegs ein Frauenfeind, wie manche meinen, der nur will, dass Frauen ruhig sind und ihr Kopftuch tragen. Nein, hier sehen wir jemanden, der mit Frauen zusammenarbeitet. Frauen haben eine bedeutende Stellung in der ersten Gemeinde.
Vöbe ist sogar die erste Frau, die Paulus in seinen Grüßen erwähnt. Also hier haben wir die erste Diakonisse. Das Wort „Diakonos“ bedeutet so viel wie Beamter oder Diener, aber auch jemand, der im Dienst eines hohen Herrn steht, zum Beispiel der die Befehle des Königs ausführt.
Darüber hinaus drückt es ein Verhältnis der Abhängigkeit aus – nicht als Sklave, sondern als Diener, der den Willen seines Herrn ausführt und weitergibt. Jemand, der sich den Aufgaben und Zielen unterwirft, die sein Herr für ihn hat. In diesem Fall ist das ihr Herr, also Jesus Christus.
Soweit zu Vöbe.
Wir finden auch Parallelen in anderen Briefen des Paulus, in denen er bittet, Gastfreundschaft zu gewähren und miteinander verbunden zu bleiben. Zum Beispiel lese ich aus Philipper 2,29: „Nehmt ihn nun auf im Herrn mit aller Freude! Haltet solche Brüder in Ehre!“
Auch hier spricht Paulus eine Empfehlung aus und bittet die Gemeinde, den Bruder, mit dem er den Brief schickt, in Frieden und Freude aufzunehmen und ihn in Ehre zu halten.
Priska und Aquila: Ein Beispiel für Treue und Mitarbeit in der Gemeinde
Dann lesen wir weiter in Vers 3: "Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus." Diese beiden begegnen uns sogar öfter in der Bibel. Ich möchte nur einige Stellen herausgreifen. Dabei sehen wir, dass sie ein recht schweres Leben hinter sich haben und trotzdem nicht verbittert wurden.
Sie wurden aus ihrer Heimat vertrieben, haben alles verloren, auch ihr Geschäft – so wie das manche von uns vielleicht auch erfahren haben. Doch sie wurden nicht verbittert, sondern waren gerade wieder frisch dabei, Paulus zu unterstützen und ihn in ihrem Haus aufzunehmen.
Wir lesen beispielsweise in Apostelgeschichte 18,2: "Und er fand einen Juden namens Aquila, aus Pontus gebürtig, der kürzlich aus Italien gekommen war, und Priscilla, seine Frau; denn Claudius hatte befohlen, dass alle Juden sich aus Rom entfernen sollten." Dort geht es dann weiter. Hier trifft Paulus zum ersten Mal auf Priska und Aquila, und zu diesem Zeitpunkt sind sie noch Juden.
Sie wurden aus Rom vertrieben, weil damals der römische Kaiser – es gab immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Juden und Römern – gesagt hatte, die Juden machen Unruhe, sie sind Unruhestifter in Rom, und deshalb wurden sie alle vertrieben. Sie mussten ausreisen.
Priska und Aquila waren Zeltmacher, und Paulus arbeitete später auch bei ihnen, als er sie in Korinth wiedertraf.
Wir lesen dann etwas weiter von der Bekehrung von Priska und Aquila, nämlich in Apostelgeschichte 18,26: "Und dieser fing an, freimütig in der Synagoge zu reden. Als aber Priscilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer aus."
Hier sehen wir, dass sie inzwischen zum Glauben gekommen sind. Sie sind nicht mehr nur Juden, sondern gehören jetzt zur Gemeinde Jesu Christi. Paulus hat dann weiterhin mit ihnen zu tun.
Wir lesen noch an anderen Stellen, das wollen wir im Moment nicht weiter verfolgen, nur um zu sehen: Hier verbirgt sich eine ganze Geschichte dahinter. Ein junges Ehepaar, mit ihrem Geschäft aus Rom ausgewiesen, trifft Paulus, hört ihn predigen, kommt zum Glauben, setzt sich für die Gemeinde ein und beherbergt Paulus, als er in Korinth ist.
Wir lesen weiter in Vers 4: "Die für mein Leben ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben, denen nicht allein ich danke, sondern auch die Gemeinde der Nationen und die Gemeinde in ihrem Haus."
Bis hierhin sehen wir: Sie haben eine eigene Hausgemeinde, einen Hauskreis, wie wir heute sagen würden. Lassen wir uns auch davon herausfordern! Sie haben ihre Freunde eingeladen, um mit ihnen in der Bibel zu lesen – deshalb gibt es die Gemeinde in ihrem Haus.
Damals war es nicht möglich, große Kapellen zu bauen. Zum Teil wurden die Christen argwöhnisch beobachtet, wenig später sogar verboten. Dann konnten sie erst recht keine öffentlichen Gebäude dafür nutzen.
Hier sagt Paulus: Sie haben sich sogar – wir wissen nicht womit genau – für ihn eingesetzt. Sie haben ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Wir wissen, sie leben noch, denn Paulus grüßt sie ja hier. Aber sie haben sich in Lebensgefahr gebracht, um Paulus willen und um seine Arbeit zu unterstützen.
Deshalb sagt Paulus hier auch: Die Gemeinden der Heiden danken ihnen dafür, weil sie ihn beschützt haben.
Weitere Grüße: Einblick in die Vielfalt der Gemeinde und ihre Mitglieder
Dann lesen wir weiter: Paulus grüßt Epenetos, meinen Geliebten, der der Erstling in Asien für Christus ist. Den Epenetos finden wir hier erwähnt, aber ich habe keine weitere Stelle gefunden, an der er näher genannt wird. Gehen wir weiter zum nächsten Vers.
Vers 6: Paulus grüßt Maria, die viel für euch gearbeitet hat. Dieses Arbeiten bedeutet tatsächlich, so zu arbeiten, dass man total erschöpft ist. Das war also keine, die nur ab und zu mal ein Traktat weitergegeben hat, sondern die sich richtig stark in der Gemeinde und für den Glauben eingesetzt hat. Deshalb sagt Paulus hier auch „gearbeitet“ – eben sich abmühen, sich anstrengen, sich abplagen. Das trifft das vielleicht sogar noch etwas besser.
Er grüßt Andronikus und Junias, meine Verwandten und meine Mitgefangenen, die sich unter den Aposteln ausgezeichnet haben und die schon vor mir in Christus waren. Hier hat Paulus also Mitarbeiter, die er auch Apostel nennt und die schon vor ihm im Glauben waren. Wir kennen nicht sehr viel mehr als ihre Namen, aber er erwähnt sie, um sie zu grüßen und um ihnen Grüße weiterzugeben. Andronikus und Junias waren vermutlich ein Ehepaar, denn Junias ist ein weiblicher Name und sie waren normalerweise in Rom gewesen.
Was uns hier allerdings etwas seltsam erscheint, ist, dass eine Frau mit dem Namen Apostel genannt wird, denn Paulus spricht ja beide als Apostel an. Was wir darüber hinaus noch beachten sollten, lassen wir einmal beiseite.
Also hier ein Mann und eine Frau, ein Ehepaar, die zusammenarbeiten und mit Paulus verwandt sind. Wahrscheinlich meint er wirklich eine fleischliche Verwandtschaft, wenn wir das so nennen wollen – also nicht nur geistlich, nicht nur, dass sie Christen waren. Dann redet er von seinen Mitgefangenen. Paulus war ja einige Zeit, mal kürzer, mal länger, gefangen genommen worden und im Gefängnis gewesen. Dort wurden sie auch um des Glaubens willen eingesperrt.
Lesen wir weiter: Paulus grüßt Ampliatus, meinen Geliebten im Herrn. Da staunen wir auch, wie herzlich Paulus sich gegenüber den Menschen ausdrückt. Wenn wir heute einen Brief schreiben und eine Schwester oder einen Bruder aus der Gemeinde ansprechen, schreiben wir dann auch so: „mein Geliebter“ oder „meine Geliebte“? Oder sagen wir eher: „Ich freue mich, dich am nächsten Sonntag wiederzusehen“, zum Beispiel? Es klingt uns fast ein bisschen übertrieben, nicht? Aber Paulus meint das hier ernst und ganz herzlich.
Wir würden uns vielleicht freuen, wenn wir so von Paulus einen Brief bekommen würden und er uns so grüßen würde – und vielleicht manche andere auch. Hier können wir Paulus als Vorbild nehmen, vielleicht nicht genau das Gleiche schreiben, aber eben tatsächlich diese Herzlichkeit untereinander pflegen.
Zum Ampliatus habe ich auch noch einmal nachgeschaut. Ampliatus ist ein Sklavenname damals. Das war ein typischer Name für Sklaven in Rom. Interessanterweise hat dieser Mann scheinbar eine besondere Stellung in der Gemeinde eingenommen. Man erwähnt ihn nicht erst ganz am Ende, sondern Paulus hebt ihn hier gesondert hervor.
Grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter in Christus, und Stachys, meinen Geliebten – auch hier nennt Paulus ihn wieder „mein Geliebter“. Er grüßt Apelles, den Bewährten in Christus, und die vom Hause des Aristobul. Hier wissen wir nicht ganz genau, was damit gemeint ist. Paulus grüßt ja nicht den Aristobul selbst, also den, in dessen Hause die Christen leben. Deshalb müssen wir davon ausgehen, dass dieser Aristobul wahrscheinlich noch nicht gläubig ist.
Interessanterweise gab es einen Enkel von Herodes dem Großen, der in Rom gelebt hat, mit dem Namen Aristobul. Oftmals war es üblich, alle Sklaven und Mitarbeiter, die in dem Haus eines großen Herrn lebten, als „die vom Haus des So-und-So“ zu bezeichnen.
Es wäre möglich – wir wissen es nicht genau – dass hier also in dem Haus des Enkels, denn die Römer hatten das Land erobert und nicht zurückgegeben, Aristobul sozusagen von seiner Rente in Rom lebte, in der Nähe des Hofes des Kaisers. Dort könnten Leute zum Glauben gekommen sein. Das wäre sogar naheliegend, denn die Ersten, die zum Glauben kamen, waren ja Juden. Aristobul war auch Jude und hatte Sklaven beziehungsweise Diener, die ebenfalls Juden waren. Es ist gut denkbar, dass Paulus gerade diese meint und deshalb nur den Namen Aristobul nennt, weil sofort alle wussten, um wen es sich handelt.
Herodion, mein Verwandter, grüßt die vom Hause des Narzissus, die im Herrn sind. Er grüßt Tryphena und Tryphosa, die im Herrn arbeiten, und Persis, die Geliebte, die viel im Herrn gearbeitet hat.
Hier nennt Paulus wieder eine Frau, Persis, „die Geliebte“. Dabei meint er nicht seine Geliebte, sondern verwendet den Ausdruck ganz neutral, so wie er vorher den Mann neben „meinen Geliebten“ nennt. Hier nennt er die Frau „meine Geliebte“, weil er sagt: Ja, ich bin so eng verbunden mit denen, die Jesus Christus dienen, das sind wie meine Schwestern, zu denen ich sagen kann: „Ja, ich liebe dich, ich habe dich so herzlich gern.“ So drückt er das aus.
Dann haben wir hier zwei Frauen, Tryphena und Tryphosa. Die beiden sind wahrscheinlich Zwillinge, deshalb haben sie so ähnliche Namen bekommen. Das war damals oft üblich. Der Name bedeutet so viel wie „verwöhnt“ und „elegant“. Ein reicher Römer hat sich wohl gedacht: „Ich möchte eine ganz elegante, vornehme Tochter haben“ und hat ihnen diese Namen gegeben.
Die, die das gelesen haben, werden wahrscheinlich etwas gelächelt haben. Warum? Paulus sagt also von diesen beiden Zwillingen mit den schönen Namen „verwöhnt“ und „elegant“: Sind die stolz und stolzieren in der Gemeinde mit ihren neuen Kleidern herum? Nein, Paulus sagt von ihnen, dass sie im Herrn arbeiten. Und ich habe ja gerade gesagt: Dieses Arbeiten meint schwere körperliche Arbeit bis zur Erschöpfung.
Da haben die Leser wahrscheinlich ein bisschen gelächelt, denn sie verstanden es sofort. Sie konnten ja Griechisch. Paulus sagt, diese, die sich so ein bisschen vornehm im Namen geben, haben sich richtig eingesetzt, haben richtig geschwitzt und gearbeitet. Eigentlich widersprechen sie ihrem Namen ein Stück weit, aber zu ihrem eigenen Guten.
Lesen wir weiter: Von Rufus, dem Auserwählten im Herrn, und seiner und meiner Mutter. Hier meint Paulus nicht unbedingt, dass es sein leiblicher Bruder ist, sondern dass diese Frau, die Mutter des Rufus, ihn aufgenommen hat und für ihn wie eine Mutter gewesen ist.
Wir lesen tatsächlich noch etwas von Rufus in der Bibel. Weiß jemand, wo das der Fall ist? Sehr gute Erinnerung, ganz genau: Im Markus-Evangelium, Markus 15,21. Dort lesen wir: „Und sie zwangen einen Vorübergehenden, einen gewissen Simon von Kyrene, der vom Feld kam und der Vater Alexanders und Rufus war, das Kreuz zu tragen.“
Wahrscheinlich ist das dieser Rufus, der zum Glauben gekommen ist, nach Rom gegangen ist und jetzt in der Gemeinde in Rom ist. Er hat mit seiner Familie schon ganz am Anfang, als Jesus hingerichtet und gestorben war, etwas mitbekommen.
Wir können uns vorstellen, Paulus war ja auch in Jerusalem. Dort wohnte also die Familie des Simon von Kyrene in der Umgebung. Sie war beeindruckt, was passiert war, und hat Paulus irgendwie kennengelernt. Wahrscheinlich lebte Paulus eine Zeit lang bei der Frau oder der Familie, und deshalb nennt er sie „meine Mutter“.
Wir wissen ja, Paulus kommt nicht aus der Gegend, auch nicht aus Kyrene, sondern aus Kleinasien, der heutigen Türkei. Hier sehen wir also eine Verbindung.
Ich lasse Vers 14 mit den schwierigen Namen aus, sonst breche ich mir die Zunge ab, und gehe weiter zu Vers 15.
Wir haben viele Namen, können aber leider nicht alle näher behandeln. Deshalb wähle ich nur einige aus, die wir uns genauer anschauen wollen.
Paulus grüßt Philologos und Julia, Nerois und seine Schwester, Olympas und alle Heiligen bei ihnen. Olympas heißt so wie die olympischen Spiele, das war damals noch ein Heiligtum bei den Römern. Das waren ganz normale Namen.
Wir sehen, sie haben keine christlichen Namen, sind erst später zum Glauben gekommen, getauft worden und in die Gemeinde aufgenommen.
Von Nerois wissen wir auch ein kleines bisschen. Auf Grabsteinen, die man in Rom gefunden hat, wird ein Nerois erwähnt. Das könnte gut dieser Nerois sein.
Es gab Verwandte des damaligen Kaisers in Rom mit Namen Flavius Clemens, der Konsul war. Wir wissen es nicht genau, weil Paulus es nicht näher beschreibt. Er geht davon aus, dass man sie kennt.
Weil Nerois aus diesem bekannten Haus kommt, wäre es möglich, dass Paulus deshalb nicht näher beschreibt, was mit Nerois der Fall ist.
Aber wir können uns auch vorstellen, dass Nerois als Sklave zum Glauben kam, seinem Herrn davon erzählte und dieser ebenfalls zum Glauben kam. Dann hatte der Herr Konsequenzen zu ziehen: verbannt zu werden, hingerichtet zu werden und seines Hab und Gutes beraubt zu werden.
Wer verbannt oder hingerichtet wurde, verlor alles, und das Geld wurde dem römischen Kaiser übergeben. Der Kaiser freute sich darüber, ihm machte das nicht viel aus.
Grüßt einander mit dem heiligen Kuss! Es grüßen euch alle Gemeinden in Christus.
Bei Grüßen ist es so: Wir kommen am Ende der Freizeit. Ich möchte euch alles sagen: Nehmt Grüße mit in eure Heimatgemeinden. Das kann ich gleich so sagen, wie Paulus es tut: „Alle Gemeinden grüßen euch“ – und wir können sagen: „Grüßt alle Gemeinden!“
Das meine ich ernst. Wirklich dabei: Grüßt eure Gemeinden. Auch wenn es nicht mit dem heiligen Kuss ist, wie Paulus an manchen anderen Stellen sagt, mit dem heiligen Brüderkuss der Liebe sollt ihr euch grüßen.
Die ersten Christen haben das tatsächlich so gemacht, sodass in der Umgebung der Christen manche gemunkelt haben: „Na, das sind aber ausschweifende Leute dort.“
Herr Tertullian, einer der frühen Kirchenlehrer, hat sogar eine Abhandlung darüber geschrieben. Er sagt: „Wer aber ein zweites Mal küsst, der muss ermahnt werden.“ Denn manche, gerade wenn es zwischen Männern und Frauen ging, dachten sich vielleicht mehr dabei. Sie hatten nicht nur brüderliche und schwesterliche Liebe, sondern dachten: „Jetzt nutze ich die Gelegenheit und küsse noch einmal mehr.“
Aber das, was wir hier herausgefordert sein können, ist die Herzlichkeit, mit der die Christen umgegangen sind. Das können wir sicherlich auch heute noch tun. Es können ja auch Mann zu Mann und Frau zu Frau sein, sich zu umarmen, wenn man weiß: „Ich habe dich wirklich herzlich lieb.“
So wollte Paulus das hier ausdrücken. Und so war auch der Kuss gemeint.
In Frankreich, hat meine Frau mir erzählt, machen sie das in der Gemeinde so. Sie musste sich erst daran gewöhnen, als sie in die Gemeinde kam: Wange an Wange, und das nicht nur einmal, sondern dreimal, immer hin und her.
Wenn sie mal nach Frankreich kommt, ist das in den Gemeinden dort noch üblich. Man nimmt das vielleicht ernst, ich weiß es nicht. Manchmal wird es zur Form.
Aber lassen wir uns herausfordern, diese herzliche Verbundenheit zu pflegen, die Paulus hier spürt.
Mahnung zur Einheit und weitere Grüße aus der Gemeinde
Wir wollen auch noch ein Stück weit weiterlesen. Ich überspringe hier einige Verse, in denen Paulus in den Versen 17, 18, 19 und 20 zur Einheit mahnt und sagt: Lasst jetzt nichts zwischen euch kommen.
Wir sehen, dass das ganze Anliegen in den Grüßen diese herzliche Liebe untereinander ist, die Paulus hat. Deshalb schreibt er auch darüber.
Ich lese ab Vers 21 weiter:
„Es grüßen euch auch Timotheus, mein Mitarbeiter, und Lucius, und Jason, und Sosipater, meine Verwandten.“
Wir lesen in der Bibel auch noch einiges über Jason und Sosipater. Jason finden wir in der Apostelgeschichte 17,5-9. Er hat Paulus in Thessalonich Gastfreundschaft gewährt und ihn dort aufgenommen. Sosipater finden wir in Römer 16,21. Er begleitet Paulus dann auf der Reise nach Jerusalem.
Gaius, den wir in den folgenden Versen noch treffen, lasse ich hier erst einmal außen vor. Timotheus dürfte uns sowieso bekannt sein. Er ist der engste Mitarbeiter Paulus’, den er sogar seinen Sohn nennt. Im Philipperbrief nennt Paulus ihn den einzigen, der wirklich ganz seines Sinnes ist. Viele andere denken an sich, wenn sie dort als Christen arbeiten, aber Timotheus ist wirklich ganz seines Sinnes.
Der Schreiber Tertius und weitere Gemeindemitglieder
Ich, Tertius, der den Brief geschrieben habe, grüße euch im Herrn.
Was ist das? Ist das nicht ein Brief von Paulus? Ich, Tertius, der diesen Brief geschrieben habe? Wie kommt das? Richtig, Paulus hatte, wie wir wissen, Probleme mit den Augen. Bei einem Brief schreibt er dann auch darunter: „Das ist mit meiner eigenhändigen Unterschrift.“ Er unterschreibt den Brief also selbst. Das kennen wir heute noch: Wenn ein Chef einen Brief diktiert, wird er von einer Sekretärin geschrieben und anschließend vom Chef unterschrieben. Von wem ist der Brief dann? Vom Chef natürlich.
Genauso ist es bei Paulus. Er hatte einen Sekretär, der den Brief niederschrieb. Wir können uns vorstellen, dass dieser Sekretär überlegte, was er schreiben soll, denn Paulus hatte viele Aufgaben. So ließ Paulus den Brief von jemandem aus der Gemeinde sauber aufschreiben. Dieser war hier eben Tertius. Vielleicht wollte er auch die Gemeinde grüßen, deshalb steht da: „Ich, Tertius, der diesen Brief geschrieben habe, grüße euch im Herrn.“
Man kann sagen, dass dieser eine Vers wahrscheinlich von Tertius selbst stammt. Paulus hat das vermutlich nicht diktiert. Tertius fügte es selbst hinzu und reiht sich damit in die Grüße ein, die Paulus überbringt.
Ich, Gaius, meine und die ganze Gemeinde grüßen euch. Erastus, der Schatzmeister oder Rentmeister der Stadt, also ein öffentlicher Beamter, der ebenfalls gläubig geworden ist, und Quartus grüßen euch ebenfalls. Hier sehen wir einen römischen Namen. Es sind also auch Römer zum Glauben gekommen.
Diesen Gaius erwähnt Paulus bereits in 1. Korinther 1,14: „Ich danke Gott, dass ich niemanden von euch getauft habe außer Christus und Gaius.“ Paulus hat also Gaius getauft. Er dankt Gott im Korintherbrief dafür, weil er sagt: „Ihr wart schon alle gläubig, als ich kam, und ich habe nur noch wenige getauft.“
Auch im Zusammenhang mit den Streitigkeiten, die später in Korinth auftreten, sagt er, dass er jetzt neutral zu ihnen sprechen kann, weil er nicht alle getauft hat. So kann er sie beraten.
In den Versen 24 und 25 heißt es: „Ja, die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch, Amen, dem aber, der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus nach der Offenbarung des Geheimnisses, das in früheren Zeiten verschwiegen war, jetzt aber geoffenbart und durch prophetische Schriften nach Befehl des ewigen Gottes zum Glaubensgehorsam an alle Nationen bekannt gemacht worden ist.“
Dem allein weisen Gott durch Jesus Christus sei die Ehre und Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen.
Hier kommt Paulus zum Schluss und fasst noch einmal alles zusammen: Dass Jesus Christus einmal kommen würde, war ein Geheimnis. Zwar wussten das schon Abraham und Mose, dass der Messias kommen wird, aber es war verborgen. Es wurde vorher prophezeit, das erwähnt Paulus auch. Es wurde in prophetischen Schriften nach dem Befehl des ewigen Gottes offenbart.
Jetzt aber ist es allen Nationen bekannt geworden, was vorher verborgen war und worauf alle gewartet haben. Das versucht Paulus der Gemeinde in seinem ganzen Brief nahezubringen.
Gott wird hier gelobt, und noch einmal wird gesagt: Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit. Wir sehen also, dass alles letztendlich zur Herrlichkeit und Ehre Gottes geschieht.
Überblick über den Römerbrief: Die Argumentationslinie Paulus’
Wir lesen weiterhin, dass wir dadurch befestigt werden sollen. Darauf möchte ich jetzt nicht näher eingehen. Ich nehme mir stattdessen fünf Minuten Zeit, um einen Überblick über den Römerbrief zu geben. So können wir alles einmal zusammenhängend sehen und nachvollziehen, wie Paulus dort argumentiert. Dafür habe ich auch eine übersichtliche Folie vorbereitet.
Schauen wir uns nun an, wie Paulus im Römerbrief vorgeht. Für diejenigen, die möchten, werde ich gleich Kopien davon machen. Ich frage gleich einmal nach. Diejenigen, die eine Kopie bekommen, möchte ich auch herausfordern, eine Aufgabe zu übernehmen: Zu jedem Kästchen aufzuschreiben, wo das im Römerbrief vorkommt. So haben sie auch eine kleine Arbeit und können zuhause noch einmal nachschauen. Sie können versuchen, sich zu erinnern: „Aha, das kam doch dort vor.“ Ich habe auf der Übersicht schon die Kapitel zu den Themen angegeben. Das soll vertiefend wirken, statt dass man alles fertig vorfindet.
Im Römerbrief schreibt Paulus ganz am Anfang eine grundlegend wichtige Aussage: Gott spricht zu uns. Gott ist nicht fern oder geheimnisvoll, so dass wir ihn selbst erforschen müssten. Nein, Gott spricht zu uns. Paulus zeigt drei Wege, wie Gott zu uns spricht: durch das Gesetz, durch das Gewissen und durch die Schöpfung.
Das Gesetz spricht zu den Juden, die Gottes Wort kennen. Aber auch zu den Heiden, die ursprünglich ohne das Wort Gottes sind. Ihnen ist das Gesetz Gottes ins Herz geschrieben, nämlich ins Gewissen. Nachdem Paulus zu ihnen gepredigt hat, kennen auch sie das Gesetz Gottes – so wie viele Menschen heute, die zur Kirche gehören, aber nicht gläubig sind. Manche kennen das Gesetz Gottes, gehören aber dennoch zu denen, die durch das Gesetz etwas von Gott erfahren haben.
Wir erfahren auch etwas durch das Gewissen und durch die Schöpfung. Paulus schreibt, dass alle, die die Schöpfung ansehen, wissen, dass es einen Schöpfer gibt. Dennoch haben sie ihm nicht die Ehre gegeben. Ich habe hier hingeschrieben: Alles, was wir hier sehen, beschreibt das Leben ohne Gott. Das ist das Leben ohne Gott.
Ich habe versucht, das bildlich darzustellen: Hier eine Jüdin mit etwas dunklerer Hautfarbe und hier eine typische Heide, die eher unserer Gegend entspricht. Als Christen sehen sie äußerlich genauso aus, aber so wird es anschaulicher. Es gibt also Juden und Heiden, und sie haben zwei Wege, um zu Gott zu kommen: das Gesetz der Werke oder das Gesetz des Glaubens.
Doch es gibt keinen Menschen ohne Sünde. Deshalb müssen alle mit der Sünde fertigwerden. Die Juden, die das Wort Gottes kennen, haben meist das Gesetz der Werke benutzt. Sie sagen: „Ich weiß, ich bin gut, ich werde es schaffen, alle Gesetze zu erfüllen, die Gott gegeben hat, und dann muss er mich annehmen.“ Es gab aber auch damals Juden, auf die Paulus hinweist, wie zum Beispiel Abraham. Er vertraute auf das Gesetz des Glaubens. Er sagte: „Ich vertraue darauf, dass Gott mich erlösen wird und meine Sünden vergibt.“ Nicht aufgrund der Werke wird er gerettet, sondern aufgrund des Glaubens an die Vergebung.
Auch die Heiden gehen oft denselben Weg. Es gibt Heiden, die versuchen es mit den Gesetzen. Sie wissen innerlich nach ihrem Gewissen, was gut und was böse ist, und versuchen so zu handeln, dass Gott sie akzeptieren muss. Ich habe das Beispiel der Griechen erwähnt, die sich vorstellen, dass eine Goldwaage ihre guten und schlechten Taten abwägt.
Aber was passiert mit denen, die nach dem Gesetz der Werke gehen? Kommen sie zur Gerechtigkeit Gottes? Nein. Da ist die Barriere der Sünde, die das verhindert. Wir sehen hier die Grabsteine – es ist keiner da, der gerecht sei. Ewiger Tod ist das Ergebnis.
Wir müssen uns also damit konfrontieren lassen: Wenn wir von Gott fordern, er solle uns aufgrund unserer Werke beurteilen, weil wir ein gutes Leben geführt haben, dann ist Gottes Antwort: „Du hast vielleicht einiges Gutes getan, aber es ist keiner da, der gerecht sei.“ Du wirst nicht aufgrund deiner guten Taten verurteilt, sondern wegen der Übertretungen.
Wer aber den Weg des Glaubens geht, über das Gesetz des Glaubens, hat die Möglichkeit, die Gerechtigkeit Gottes zu erfahren. Er wird von Gott gerechtgesprochen, weil Jesus die Sünde übernimmt, für uns trägt und beseitigt.
Damit ist Paulus aber nicht fertig. Es gibt noch einen zweiten Punkt: Das Leben mit Gott. Das seht ihr jetzt im Moment nicht, aber hier ist das Leben mit Gott. Wir haben die Gerechtigkeit Gottes erfahren. Dadurch wird ein Mensch Christ, durch Jesus Christus gerechtfertigt.
Dann stellt sich die Frage, die Paulus aufwirft: Was ist mit dem Gesetz? Brauchen wir es noch? Jetzt hat das Gesetz eine ganz andere Wirkung. Es ist eine Regierungserklärung Gottes, ein Beispiel für das Gesetz. Es zeigt uns einmal die Sünde in unserem Leben, damit wir uns korrigieren können. So können wir zu Gott kommen, ihm unsere Sünde bekennen und sagen: „Verzeih du mir das.“ Das nennt die Bibel Buße tun.
Das Gesetz hilft uns beim Umdenken. Paulus sagt immer wieder: „Sinnt um, erneuert euren Geist, richtet euch auf das, was Gott als gut bezeichnet.“ Oder wir haben es gestern noch gehört: „Wacht endlich auf! Tut nicht die Werke der Finsternis, sondern denkt daran, dass ihr Licht sein sollt.“
Wenn wir das tun, wissen wir, dass Gottes Treue über uns ist. Das haben wir in Römer 8 gelesen: Gottes Treue ist so groß, er hat für uns alles gegeben – seinen Sohn. Wie sollte er uns dann nicht alles geben? Gottes Treue ist der Ausgangspunkt.
Wir können umkehren, unsere Sünde erkennen und neu werden. Das können wir aber nicht aus eigener Kraft, sondern nur, weil Gott treu zu uns steht. Das sehen wir auch am Beispiel Israels in den Kapiteln 9 bis 11. Gott hat Abraham versprochen, bei Israel zu bleiben und Israel zu segnen. Obwohl Israel sich immer wieder gegen Gott empört hat, steht er zu ihnen und sagt: „Am Ende der Zeiten wird Israel zum Glauben kommen.“ Er hat einen besonderen Plan mit Israel.
Solch eine Treue, die Gott über drei bis vier Jahre mit dem Volk Israel hat, hat er auch zu uns. Selbst wenn wir untreu sind, ist Gott uns treu. Er ist bei uns und trägt uns. Er gibt uns den Heiligen Geist, durch den wir mit der Sünde fertigwerden können, der uns hilft, umzusinnen.
Dieser Heilige Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. So können wir sicher sein, dass wir zu Gott gehören. Der Geist gibt uns Kraft, unser Leben zu verändern und gegen die Sünde zu kämpfen. Er hilft uns, andere zu lieben, selbst dort, wo wir es aus eigener Kraft nicht können. Er führt uns und unterstützt uns.
Die Auswirkung des Heiligen Geistes in unserem Leben ist ein neues Leben. Dieses neue Leben ist vor allem durch die Liebe gekennzeichnet. Die letzten drei Male haben wir uns damit beschäftigt: Die Liebe steht über allem.
Hier habe ich nur einige Beispiele aufgezählt: Die Liebe als Auswirkung des neuen Lebens bedeutet, Gaben in der Gemeinde einzusetzen, um andere Menschen mit dem Glauben zu erreichen. Neues Leben in Jesus Christus durch die Liebe bedeutet auch Vergebung. Wir haben Vergebung erfahren, also lasst uns auch Vergebung weitergeben, wenn jemand schuldig an uns geworden ist. Lasst uns loslassen und vergeben!
Liebe und neues Leben bedeuten auch Nächstenliebe, Gastfreundschaft und den anderen zu fördern. Wir sollen den anderen erst einmal gut ansehen, so wie Paulus es beschreibt. Wir sollen herzlich miteinander umgehen, wie beim „Kuss der Liebe“, den Paulus erwähnt: „Mein Geliebter.“
Die Auswirkung des neuen Lebens durch Liebe heißt auch Erbauung anderer. Ich bin nicht nur für mich selbst da, sondern mein Ziel ist es, dass andere im Glauben vorankommen. Ich freue mich ohne Neid, wenn andere vielleicht schneller im Glauben wachsen als ich.
Auswirkung des neuen Lebens in Liebe bedeutet auch, in Frieden und Freude zu leben. So wünscht Paulus es den Römern in seinem Brief. Am Ende des Römerbriefes lesen wir noch einmal, dass Paulus diesen Frieden und diese innere Ruhe wünscht. Wir können uns in Gottes Arme fallen lassen, denn wir haben den Frieden, der uns alles gibt, was wir brauchen.
Wir können Freude haben. Wir müssen nicht mit einem missmutigen Gesicht herumlaufen, weil wir wissen, dass wir das Beste haben, was es gibt. Ganz egal, was passiert: Gott ist bei uns, hat uns freigemacht und ein neues Leben geschenkt. Freude ist da, und all das dient zur Herrlichkeit Gottes.
Damit wollen wir abschließen. Ich möchte nur noch einmal fragen, wer gerne eine Kopie haben möchte, um sie anzuschauen. Ich zähle gerade durch. Bitte hebt etwas die Arme. Ich habe ungefähr vierzig gezählt. Ich mache vierzig Kopien und werde sie beim Mittagessen mitbringen, weil wir heute Abend etwas anderes vorhaben und morgen früh keine Stunde mehr haben.
Schauen Sie hinein und nehmen Sie das als Anlass, unseren Überblick zu sehen. Schreiben Sie bei dem einen oder anderen Bibelvers die Stelle auf, wo Sie selbst ermutigt sein können: „Aha, Gott steht treu zu mir.“ Oder wo Sie sagen können: „Da und dort muss etwas in meinem Leben verändert werden.“
Lassen wir bei allem daran denken: Am Ende steht alles zur Herrlichkeit Gottes. Gott ist über allem. Wenn wir darauf vertrauen und darauf bauen können, dass Gott vor uns ist, wer mag dann gegen uns sein? Stellen wir uns auf die Seite Gottes, vertrauen ihm unser Leben an, und dann stellt er sich auch auf unsere Seite. Amen.