Gemeindebau durch Förderung von Liebesbeziehungen
Ich möchte noch einige Gedanken zum Gemeindebau teilen. Jetzt kommen wir wieder zur Arbeit in dieser Richtung: dem Aufbauen, Erbauen der Gemeinde, wie man sagt, dem Aufbau des Leibes Christi – Le corps du Christ. Es geht darum, diesen Leib aufzubauen, zu ernähren und zu festigen.
Der erste Gedanke, der mir in der Gemeindearbeit wichtig erscheint, ist, dass du als Verantwortliche und ich natürlich auch als Verantwortlicher immer Liebesbeziehungen in der Gemeinde fördern. Gemeint sind die Beziehungen zwischen den Brüdern, zwischen Brüdern und Schwestern. Diese Beziehungen sollten wir bewusst stärken.
Ich glaube, es gibt keine Gemeinde, die wirklich vorankommt – weder in der Gemeinschaft noch im gemeindlichen Einsatz –, wenn sich die Menschen nicht freuen, sich zu treffen, und wenn kein Austausch unter den Anwesenden stattfindet. Wenn du bemerkst, dass es Menschen in der Gemeinde gibt, die wenig miteinander reden, dann sei bitte so klug und versuche, ihnen zu helfen.
Wenn jemand immer wieder zu dir kommt, weil die Leute dich gern haben und das Gespräch mit dir suchen, und dann kommt eine andere Person dazu, dann hilf ihnen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Du kannst Fragen stellen und dich dann wieder zurückziehen mit dem Hinweis: „Ich habe so eine schöne Gemeinschaft erlebt“, und gehst wieder.
Das Schlimmste ist, wenn ein Pionier oder ein Gemeindevorsteher die gute Gemeinschaft für sich behalten will. Zum Sterben gehört auch, dass du dich freust, wenn andere gute Gemeinschaft haben, und dich immer wieder zurückziehst, wenn es interessant wird.
Meistens, wenn es interessant wird, haben wir den natürlichen Reflex, die Leute bei uns zu behalten und andere nicht in die Gemeinschaft hineinzulassen. Du weißt ja, dass das eine Gefahr bei Hauszellen ist: Man ist so gut miteinander, dass ein Neuer, der dazukommt, sich denkt: „Ich bin eins, zwei, drei, vier – ich bin wahrscheinlich zu viel.“ Sie haben es alle schön miteinander.
Aber die Hauszelle lernt das nur, wenn der Verantwortliche so ist, dass er immer wieder versucht, dass andere miteinander reden. Wenn er Brücken schlägt zwischen den verschiedenen Personen, damit sie es leichter haben, und wenn er sich immer wieder zurückziehen kann.
Also: Diese Liebesbeziehungen fördern! Wenn du das tust, bist du auch mit Menschen zusammen, und dann überlegst du immer wieder, welche Dienstmöglichkeiten diese lieben Menschen in unserer Gemeinschaft haben. Habe ich Ideen? Kann ich ihnen helfen? Kann ich ihnen eine Idee weitergeben, wo sie eine Dienstmöglichkeit haben?
Praktische Beispiele und Ideen zur Förderung von Dienstmöglichkeiten
Als wir vor drei Jahren nach Dijon gekommen sind, sind wir in eine Gemeinde gegangen, in der alles gut lief. So etwas gibt es nämlich, oder? Wir sind sonntags hineingegangen und haben jeden Sonntag den Gottesdienst besucht. Wir hatten eine Neuarbeit angefangen, und damals kannte uns noch niemand. Deshalb sind wir in dieser anderen Gemeinde geblieben.
Nach einer Zeit habe ich der Ursula gesagt: „Ich würde nie in einer Gemeinde bleiben, in der ich nichts zu tun habe. Das kann ich doch nicht, da würde ich innerlich sterben.“ Die Predigten waren prima, wirklich sehr gut. Aber ich kann doch nicht einfach nur zuhören. Ich muss auch etwas tun können.
Deshalb habe ich die Ältesten gefragt: „Was kann ich tun? Sagt mir, habt ihr etwas, vielleicht das WC putzen oder irgendetwas, das sonst niemand macht? Ich würde gerne etwas tun.“ Man muss immer in seinem persönlichen Denken diesen Blick auf die anderen haben: Sie wollen etwas tun, ich muss herausfinden, was sie tun können.
Denn es gibt Gemeindeleiter, die denken immer nur: „Ich will nichts tun, ich will nichts tun.“ Und so bleiben sie bis zu ihrer Beerdigung untätig. Das ist wieder die Frage meines Blicks auf die Gemeinde. Ein Glas, das halb voll ist, ist auch halb leer – das hängt vom Blickwinkel ab.
Diesen Blick muss man in der Gemeinschaft mit Gott nähren. Man überlegt immer wieder, was dem anderen Freude machen könnte, wo er dienen kann, damit er Freude daran hat, etwas anzufangen und sieht, dass er wirklich von Gott gebraucht wird.
Manchmal haben wir zu wenige Ideen in der Gemeinde. Wir denken dann: Was kann man in einer Gemeinde machen? Predigen, eine Stunde leiten, Kinderarbeit, Liederbücher zusammenstellen, Wege putzen – und dann ist die Runde gemacht. Aber das kommt daher, dass wir zu wenige Ideen haben.
Dabei kann man viel, viel mehr machen. Man kann sich gegenseitig in der Gemeinde helfen. Wir haben eine ganze Liste, in die sich jeder einträgt, in welchem Bereich er Kindern helfen kann: Mathematik, Französisch, Deutsch, Englisch und so weiter.
Wenn eine Familie mit einem Kind in der dritten Klasse in Mathematik Schwierigkeiten hat, geht sie zu den Ältesten und sagt: „Mein Kind hat Probleme in Mathematik.“ Dann sage ich: „Okay, ich weiß, wer gerne hilft.“ Die Liste ist griffbereit.
Ich telefoniere dann jemandem, denn ihr habt doch alle ein Handy, oder? Eine Telefonnummer kann ich mir nicht merken, aber ich kann jemanden anrufen, der eine große Hilfe sein wird. Stell dir vor, du hast Mühe mit deinem Kind, das Mathematik nicht gerne mag.
Und dann kommt einmal in der Woche jemand anderes, vielleicht aus dem Jugendbund oder ein Elternteil, der gut erklären kann. So verschwindet die Not endlich. Wenn du deinem Kind hilfst, heißt es oft nur „mh, mh, ja“. Aber wenn ein anderer kommt, ist das Kind plötzlich viel höflicher, oder? Das regt dich fast auf, wie höflich es mit anderen sein kann.
Oder man hilft einer älteren Frau im Garten, die immer Gemüse anbaut. Man weiß, dass sie nächste Woche viel Gemüse in den Kühlschrank oder in die Tiefkühltruhe packen will. Das ist viel Arbeit für sie. Dann gibt es junge Leute, die sagen: „Ich bin bereit zu helfen, wenn eine ältere Person etwas Praktisches tun muss.“ Und schon hat man wieder Hände, die mit anpacken.
Es gibt sehr, sehr viele Möglichkeiten. Man muss nur nicht einfach an „Gemeinde“ denken, sondern an „Liebe“. Nimm das Stichwort „Liebe“ und lies zum Beispiel 1. Korinther 13. Wenn dir das nichts sagt, dann fang einfach damit an. Dann wirst du plötzlich Hunderte von Möglichkeiten sehen.
Dann geh auf die Knie, nimm Papier und schreibe all die Möglichkeiten auf, die du siehst. Bewege das im Gebet.
Persönliche Erfahrungen und Zielsetzung im Gemeindebau
Und dann hast du plötzlich Hunderte von Vorschlägen, die da sind. Mein Vater war Missionar, wir Kinder – wir waren vier Kinder –, und mein Bruder und ich hatten einen Dienst in der Straße. Wir mussten immer jeden Herbst, ich sage bewusst „mussten“, das habe ich so empfunden, alles Holz spalten für die Witwen der Straße.
Ja, gleng gleng gleng, ja, ich habe geübt, Holz zu spalten. Wir bekamen von einer Witwe immer eine Tafel Schokolade, die sie aus dem Kleiderschrank holte, wo sie so Kugeln drin hatte, weißt du? Und dann haben Jean-Jacques und ich – Jean-Jacques ist mein großer Bruder, er ist auch Missionar – gesagt: Danke schön! Und im nächsten Mülleimer, plutsch!
Aber mein Vater war Missionar. Er hatte Zielsetzungen, und er hatte Recht. Er hat uns immer wieder erklärt, was seine Zielsetzung war. Gott hat ihn gebraucht, um dreißig Gemeinden zu gründen. Er hat uns immer wieder erklärt, noch bevor man von Gemeindestrategie sprach. Das Wort gab es damals noch nicht, aber Ziele gab es schon. Sie sind in der Schrift zu finden und haben die ganze Kirchengeschichte hindurch bestanden.
Er wusste, wie er in seinem Leben mit seiner Familie umgehen musste, damit die ganze Familie eine Hilfe ist, um die Ziele zu erreichen. Du kannst dir vorstellen, dass ich nicht lange überlegen musste, wenn ich im Winter mit meinem Rucksack unterwegs war. Die ganze Familie war eine Hilfe, um die Ziele zu erreichen.
Von Haus zu Haus, also von Bauernhof zu Bauernhof, die weit auseinander lagen, so wie im Schwarzwald, trug ich das Beil in meinem Rucksack. Nicht, um gute Kontakte zu haben, sondern um in die Häuser zu gehen und die alten Menschen zu treffen, die im Schnee draußen oft nicht mehr genug gespaltetes Holz hatten, um Feuer zu machen.
So habe ich Witwen getroffen, die sagten: „Ja, ich habe Zeit, ich mache euch noch das Holz und bringe es hinein in die Küche.“ Tak tak tak – da habe ich gedacht: Aha, der Vater hat ja eine gute Idee. Jetzt kann ich wenigstens spalten, ich weiß, wie es geht.
Und da gab es Kontakte. Drei Witwen haben sich durch das Holzspalten bekehrt. Neue Strategie – aufschreiben, nicht teuer, es kostet nur ein gutes Beil. Ideen, die aus dem Gedanken „Liebe“ kommen. Setz dir mal diesen Gedanken einfach: Liebe. Dann überlege und schau im Gebet alle an, die in der Gemeinde sind, und bete zum Thema Liebe.
Da findest du verschiedene Ideen, die du nie aufzwingst. Denn wenn die Leute selbst Ideen haben, ist das besser. Aber es gibt auch Menschen, die keine eigenen Ideen haben. Ihnen kannst du Ideen geben. Wenn sie deine Ideen nicht annehmen, lass ihnen die Freiheit. Du hast nichts aufzuzwingen.
Die Leute sind nicht deine Diener, sie sind Diener des Herrn. Aber wir können Ideen geben. Und wenn du Ideen mit Liebe gibst, werden viele von diesen Ideen mit Freude angenommen. Die Lieben in der Gemeinde überlegen und sagen dir plötzlich: „Ja, von diesen zehn Ideen blieb mir eine. Ich glaube, ich werde versuchen, das so zu tun. Kannst du für mich beten, dass ich das in der Praxis umsetzen kann?“
Und so geht es vorwärts.
Schulungsbeziehungen fördern als Grundlage für Gemeindewachstum
Das Zweite, was mir in der Gemeinde wichtig erscheint, ist, Schulungsbeziehungen zu fördern. Was heißt das?
Das bedeutet, dass in der Gemeinde eine große Verantwortung besteht, dafür zu sorgen, dass die Lehre, also die Bibel, am richtigen Platz ist und dass die Menschen die Bibel lesen. Ich muss das immer wieder betonen und sage es in allen Gemeinden. Ich bin in Frankreich so bekannt dafür, dass ich immer wieder betone, wie wichtig das Bibellesen ist. Die Leute wissen dann, wer ich bin.
Denn ich staune oft, wie es in Gemeinden noch viele Menschen gibt, die die Lehre kennen, die Hauptkapitel der Lehre kennen und auch verschiedene Bücher von Theologen. Sie kennen Vorbeter von Nichttheologen, aber die Bibel selbst kennen sie sehr schlecht. Das macht mir Sorgen.
Ich finde, wir müssen uns gegenseitig wieder ermutigen, die Bibel zu lesen – und zwar auch schnell zu lesen. Was uns nicht immer geholfen hat, ist, dass wir eine sehr ernste Exegese betreiben, eine genaue Wortbetrachtung, Wort für Wort und Komma für Komma, wo es überhaupt Kommas gibt. Das ist wichtig und seriös, aber mir fehlt oft das schnelle Bibellesen bei den Christen, um einen Überblick zu gewinnen.
Ich weiß nicht, ob du weißt, dass du für verschiedene Briefe im Neuen Testament, in deinem Taschennäuen Testament, bei jedem Brief hinschreiben kannst, wie viele Minuten du brauchst, um ihn zu lesen. Dann weißt du, wenn du beim Zahnarzt sitzt und keine anderen Menschen da sind – Menschenkontakt ist wichtig, ja, aber wenn keine anderen Menschen da sind und du hast vier Minuten, dann kannst du lieber lesen. Wenn du eine Minute hast, kannst du immer noch den dritten Johannesbrief lesen. Das genügt noch.
Ganze Bücher zu lesen ist wichtig, denn wir müssen den Gedankengang hineinbringen, und der entsteht nicht von heute auf morgen. Es ist schön, wenn du eine Studie machst über das „Aber“ im Satz, das ist gut, und dann in der Konkordanz alle „Aber“ in der Bibel anschaust. Aber ich würde sagen: Komme zum Ende und dann zum Studium.
Mir scheint es ganz, ganz wichtig, dass wir auch lernen, ganze Bücher schnell zu lesen. Denn dabei schaltet etwas ein, durch das wir den Text und den Gedankengang langsam aufnehmen, was drinsteht.
Zum Beispiel kannst du auch einüben, wenn du eine Bibel hast, in der gute Titel über den Kapiteln stehen. Dann kannst du dir einprägen: Kapitel eins ist das, Kapitel zwei ist das, Kapitel drei ist das, Kapitel vier ist das, Kapitel fünf ist das. Das kann man lernen.
Das machen wir zum Beispiel in der Kinderarbeit. Die Kinder können sagen, was im Hebräerbrief in jedem Kapitel steht, was im Johannes-Evangelium in jedem Kapitel steht.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir heute Komplexe haben, als wäre der Kopf schon am Anfang ziemlich leer – bei der Geburt. Aber es ist viel drin, und es ist noch viel Platz. Wir müssen uns gegenseitig Mut machen und der Gemeinde Mut machen, die Bibel besser und einfacher zu lesen und besser zu kennen.
Mein Vater ist einundneunzig Jahre alt. Er hat das Neue Testament auf Griechisch gelernt. Ich kann ihn immer wieder anrufen, wenn ich einen schwierigen Text habe, bei dem ich nicht weiterkomme. Dann frage ich: „Papa, was steht da und da und da?“ Da braucht er nicht einmal seine Bibel zu öffnen. Er sagt: „Ah, im Griechischen bedeutet das nicht das und das, sondern so und so.“
Er ist einundneunzig und steht morgens um fünf Uhr auf. Man weiß nicht genau warum. Er geht nicht zum Zug oder sonst wohin. Er sitzt in seinem Zimmer und liest nur noch Bibel und betet. Um neun Uhr hat er seine Gebetszeit in seinem Zimmer.
Er wollte in ein Altersheim, in dem nur Katholiken sind, und sagte: „Ich gehe nicht auf die Gläubigen zu, ich muss evangelisieren.“ Jetzt sind vier ältere Menschen im Altersheim zum Glauben gekommen. Jeden Morgen von neun bis zehn beten diese vier zusammen – für Dani, für Jean Jacques. Da sind wir dabei, jeden Morgen von neun bis zehn.
Da braucht ihr euch nicht zu wundern, dass auch der Herr Schwache wie ich Unterstützung braucht. Denn dahinter gibt es solche, die nicht loslassen. Ich bin gezwungen, so zu sein. Diese Menschen sind auf den Knien und lassen nicht los.
Das ist das eigentliche Kapital, das es auf Erden gibt.
Schulung mit Beziehung und Praxisbezug gestalten
Ich glaube, wenn du Zielsetzungen verfolgst, möchtest du in der Gemeinde auch Schulungsbeziehungen fördern. Das heißt, neue Bekehrte werden geschult. Diese Schulung ist nicht einfach wie in der Schule ein Ordner mit Blättern. Natürlich kannst du einen Ordner mit Blättern haben, aber es geht darum, dass du in der Schulung Beziehungen zu den Menschen aufbaust.
Du schulst andere darin, das Gelernte anzuwenden, und du lernst sie kennen. Dabei ist es wichtig, mit deinen Schülern in Beziehung zu treten: reden, beten, zuhören. Die Pausen sind dabei ganz wichtig. Wenn du mit ihnen einen Kaffee trinkst, dann höre zu. Höre nicht nur die Worte, sondern höre das Herz.
Es gibt Christen, die hören nur die Worte und haben es deshalb schwer. Zum Beispiel, wenn jemand in einer Notsituation ist, die Nase voll hat und sagt: „Die Gemeinde ist alles blöd.“ Wer nur die Worte hört, geht dann nach Hause und denkt: „Wieder einer mehr, der total daneben ist. Jetzt müssen wir Gemeindedisziplin machen. Der hat gesagt, die Gemeinde ist blöd. Das ist doch nicht biblisch, oder?“ Dann sucht man in der Konkordanz, wo „blöd“ steht.
Aber wenn du das Herz hörst und nicht nur die Worte, dann hast du zugehört, nichts gesagt, klopfst auf die Schulter und sagst: „Ich kenne solche Stunden, ich verstehe dich. Ich wollte auch schon Koffer packen und alles wegschmeißen.“ Mit Menschen umzugehen ist nicht leicht. Deshalb sollten wir miteinander beten, dass der Herr uns stärkt.
Es geht darum, Herzen zu hören und ganz bewusst zu wissen, dass der andere, der Jesus gehört, auch vorwärts gehen will. Er will nur das Gute. Wenn das Schlechte kommt, dann ist es wie bei mir in den Stunden, in denen man genug hat. Dann kommt die alte Natur hoch und es kommt der ganze Frust heraus.
Wenn du Schulungsbeziehungen förderst – egal ob für Neubekehrte oder Älteste – und du Schulungen mit biblischem Material durchführst, dann ist diese Schulung gut. Aber wenn du einfach Schulungen ohne Beziehungen gibst, dann landen am Ende alle Ordner im Büro. Die Leute sagen: „Ja, ich habe Seelsorge-Schulung gemacht, ethische Schulung, Exegese-Schulung.“ Und denken dann, sie hätten die Schulung abgeschlossen.
Dann machst du noch einen Kurs, wie man Leute zum Glauben bringt, und denkst, du hast es geschafft. Aber du hast nur den Ordner, du hast noch nichts wirklich gemacht. Wenn du jedoch während der Schulung Beziehungen förderst, entstehen Gespräche.
Manchmal wundern sich meine Verantwortlichen, warum ich nicht mehr Stunden mache. Ich sage dann: „Lass mal ein, zwei Stunden Pause dazwischen, ich möchte mit den Leuten reden. Ich möchte, dass sie miteinander reden und mir auch sagen können, was nicht brauchbar ist. Ich bin ja auch unterwegs und brauche Korrektur.“
Wir wollen gemeinsam in die Schulung hineingehen. Dabei müssen wir aufpassen, dass wir nicht in das Schema der Schule aus unseren Ländern fallen. In der Schule wurde nur getestet, was du weißt. Es gab nie einen Test, wie du das Wissen in der Praxis umsetzt.
Weißt du noch, wie du mit dem Examen rausgekommen bist und ins Geschäft gegangen bist? Dort haben sie gesagt: „Der weiß ja gar nichts.“ „Ja, doch, der hat Examen, bum bum bum, der hat alles“, sagt man. Aber in der Realität kann er oft nichts.
Mit dieser Art Schulung kommen wir auch in die Gemeinde. Da müssen wir aufpassen. Denn in Matthäus 28 steht, dass wir lehren und halten sollen. Also: Lehre, ja, aber auch Lehre halten.
Das heißt: Beziehung, um miteinander auszutauschen, wie wir das in der Praxis umgesetzt haben. Was hat es gebracht? Verstehe ich? Wie hast du es gelebt? Was war schwierig? Wo können wir einander helfen?
Dann kommen ganz praktische Fragen, bei denen du mit den Menschen zusammen bist. Deshalb mache ich so gerne Schulungen, bei denen ich junge Missionare an meiner Seite habe. Wie lernen sie beten? Sie lernen beten, weil wir miteinander beten.
Nicht alles, aber das macht mir viel Freude. Weil wir Gebetszeiten haben, muss ich auch beten. Wenn sie nicht da wären, würde ich wahrscheinlich noch weniger beten. Aber weil sie da sind und wir ein Programm haben, haben wir auch gemeinsame Gebetszeiten.
So lernen wir beten, so lernen wir miteinander nachdenken, so lernen wir gemeinsam Bibel lesen. Wenn sie kommen und sagen: „Dani, dieser Text, puh, hast du etwas in diesem Text gefunden?“, dann zwingen sie mich, weiter Bibel zu lesen und mehr zu lesen.
Gerade in der Pause hat mich jemand gefragt, wie ich Bibel lese. Ich würde bestimmt nicht so viel Bibel lesen, wenn ich nicht wüsste, dass ich ständig weitergeben muss. Ich habe Leute, die mein Leben beobachten, Jünger, junge Menschen neben mir, die auf Dani und Ursula schauen, um zu sehen, wie wir funktionieren.
Sie sind ein richtiger Segen, denn sie zwingen mich, ein Leben zu führen, das ich brauche, um weiterzukommen.
Manche sagen: „Jetzt hast du über zwanzig Jahre nur Teamarbeit gemacht. Wie kann man das aushalten, immer mit anderen Charakteren zusammen zu sein?“ Ich würde sagen: Die anderen können mich aushalten, das ist eine andere Frage.
Aber ich würde sagen, das hat mir sehr geholfen. Denn jeder hat auch bei mir etwas abgeschliffen, was nötig war. Mein Herz wurde größer. Es ist nicht mehr so eng wie am Anfang. Es wurde größer, weil ich so viele verschiedene Menschen getroffen habe, so viele verschiedene Ehen und Kindererziehung erlebt habe, mit denen wir als Team gelebt haben.
So lernst du mit der Zeit, die Hauptsache auch wirklich Hauptsache zu nennen und die Nebensache Nebensache.
Die Bedeutung der Lehre und der sieben Befehle Jesu
Was die Lehre in der Gemeinde betrifft, muss ich nicht betonen, wie wichtig die Homilie ist. In ganzen Büchern der Bibel wird Vers für Vers eine Lehre für die Gemeinde gegeben. Ich finde es schade, wenn man einzelne Dinge herausnimmt. Das passiert heute auch in Gemeinden, wo gesagt wird: „In unserer Gemeinde ist das und das wichtig. Wenn du damit einverstanden bist, kannst du zu uns kommen.“
Manchmal wird so viel Wert auf bestimmte Dinge gelegt, dass man sich selbst in eine Klemme bringt. Dann muss man dem Heiligen Geist quasi sagen: „Wenn du das, das und das berücksichtigst, kannst du mit uns arbeiten. Sonst musst du eine andere Gemeinde suchen.“ Das birgt eine Gefahr. Ich persönlich glaube, wenn der Herr gewollt hätte, dass wir eine Kurzfassung haben von dem, was in der Gemeinde geschieht, hätte er sie gegeben.
Ich denke, die Kurzfassung ist das Neue Testament. Darin ist alles enthalten. Aber wir müssen aufpassen, dass wir Verschiedenes nicht überbewerten. Manchmal überbewerten wir Dinge im Neuen Testament, die nur einmal vorkommen. Und wenn man das nicht akzeptiert, wird es schwierig. Es gibt andere Dinge, die zehn-, fünfzehn- oder sogar dreißigmal vorkommen, und da haben wir Mühe, sie zu beachten.
Ich möchte nur die Befehle nennen, die Jesus gegeben hat. Es sind sieben klare Befehle, an denen man nicht vorbeikommt. Diese haben mir geholfen. Man kann fragen: Was sind die Befehle im Neuen Testament, die oft vorkommen und die Jesus selbst gegeben hat? Daran müssen wir uns halten. Es geht um Gehorsam, da braucht man nicht lange zu überlegen.
Der erste Befehl ist in Markus 1,15: „Buße tun und glauben.“ Das ist ein Befehl, an dem man nicht vorbeikommt. Ohne Buße und Glauben geht man einfach verloren.
Der zweite Befehl, nicht unbedingt der zweite in der Reihenfolge, ist die Taufe. Taufe ist ein Befehl, zum Beispiel in Apostelgeschichte 2,38. Natürlich gibt es auch Stellen in den Evangelien, wo Jesus davon spricht. Das kennt ihr ja. Dabei müssen wir immer aufpassen, dass wir den Befehl nicht mit der Form verwechseln. Es steht nicht zwingend, dass es ein Waschbecken sein muss, ein See oder ein Bach. Die Form ist eine andere Sache.
Für mich ist die Form die Autorität, die in der Lokalgemeinde genommen wird. Eine lokale Gemeinde kann entscheiden, wie sie es handhabt. Aber das ist für mich eine drittrangige Autorität. Die erstrangige Autorität ist das, was in der Schrift als Gebot steht. Die zweitrangige Autorität ist das, was in der Bibel praktiziert wurde, aber nicht als Befehl festgelegt ist. Zum Beispiel in Apostelgeschichte 2, wo Christen ihre Häuser verkauft haben. Es gibt wenige Gemeinden, in denen das als verpflichtend gilt, dass jeder sein Haus verkauft und alles den Armen gibt. Das wäre vielleicht eine Idee, aber bitte nur als zweitrangige Autorität.
Die drittrangige Autorität ist die, die in einer lokalen Gemeinde von den Gläubigen gemeinsam beschlossen wird: „In unserer Gemeinde machen wir es so.“ Wenn ich einer Gemeinde beitrete, stelle ich mich unter diese dritte Autorität, denn ich bin Mitglied dieses Körpers. Wenn ich in eine andere Gemeinde gehe, die anders funktioniert, muss ich nicht darauf bestehen, dass die dritte Autorität genau wie in meiner alten Gemeinde ist. Ich schaue, ob die ersten beiden Autoritäten stimmen. Die dritte kann anders sein, das stört mich nicht. Ich stelle mich darauf ein und habe kein Problem damit.
Das Problem ist manchmal, dass nicht die Gemeinde gemeinsam entscheidet, sondern nur ein oder zwei Personen. Dann ist es nicht einfach, zur Einheit zu kommen.
Der dritte Befehl, den ich notiert habe, ist in Johannes 13,34: „Liebe einander.“ Andere Menschen lieben und ihnen dienen gehört zusammen, man kann es nicht trennen.
Es gibt einen Trend, dass man unbedingt die geistlichen Gaben entdecken muss. Dann werden große Listen gemacht, auf denen alle Gaben erscheinen. Gott kann dir sogar Gaben geben, nur weil die Gemeinde diese Gabe braucht, nicht unbedingt, weil du dafür bestimmt bist. Dann hast du für eine Zeit diese Gabe, die dir niemand wegnehmen kann. Man muss nicht meinen, weil man diese Gabe hat, ist man ein Spezialist.
Gott hat in seiner Liebe und Barmherzigkeit zwei Menschen gebraucht, um während meines Dienstes geheilt zu werden. Ein Baby mit Krebs, im Sterbezustand im Krankenhaus, ist heute 18 Jahre alt und folgt dem Herrn nach. Ich habe die Gabe des Heilens nicht, aber wahrscheinlich war gerade niemand anders da, und der Herr hat gesagt: „Ich mache das jetzt mit ihm.“ Das heißt nicht, dass ich ein Heiler bin.
Wir haben oft eine falsche Einstellung, wenn es um Gaben geht. Wir sind da zum Dienen. Wenn wir beim Vater sind und fragen: „Wie kann ich dienen? Hilf mir zu dienen“, schenkt der Herr auf dem Weg und in den Situationen auch die Gabe. Es geht um ihn.
Der vierte Befehl ist das Halten des Abendmahls, Lukas 22,17-20. Auch hier steht nichts zur Form. Ein Beispiel: Ich hätte Judas rausgeschickt, aber der Herr hat es nicht getan.
Der fünfte Befehl ist das Beten, Johannes 16,24. Beten ist auch ein Befehl.
Der sechste Befehl ist das Geben, Matthäus 6,19-21. Geben ist ebenfalls ein Befehl.
Der siebte Befehl ist in Matthäus 28: Zeuge sein, vom Herrn reden, das Evangelium weitertragen.
Diese sieben Befehle finden sich in den Evangelien. Wenn wir als Gemeinde darüber nachdenken, wie wir diese sieben Befehle praktisch umsetzen können, erwartet Gott von uns Gehorsam. Dann sollten wir das tun.
Ich glaube, diese sieben Befehle sind die wichtigsten Grundlagen, um voranzukommen und dem Herrn nachzufolgen. Alles andere, was danach kommt, sind Ideen und Taten, die aus diesen Befehlen hervorgehen.
Wenn wir die Briefe lesen, in denen Paulus schreibt, wie Timotheus oder Titus mit älteren Menschen, jüngeren Frauen, Männern usw. umgehen sollen, steht das alles unter dem Befehl der Liebe.
Diese sieben Befehle vom Heiland spiegeln sich in den Briefen wider, wie sie in den Gemeinden praktisch umgesetzt wurden. Nun können wir auf diese Befehle zurückgehen und überlegen, wie wir sie in unserer Gemeinde in der Praxis umsetzen.
Natürlich steht in den Briefen nichts über Handys oder Internet. Das hätte damals niemand verstanden. Aber es geht darum, wie diese Befehle heute umgesetzt werden.
Jetzt sind wir gemeint. Gott meint es gut mit uns. Er gibt uns die Hauptlinien und zeigt uns: Jetzt kannst du frei überlegen, beten und mit den Geschwistern gemeinsam überlegen, wie wir in unserer Stadt diese Befehle weitergeben.
Hilfst du den Gläubigen gleich zu Beginn nach der Bekehrung, diesen sieben Befehlen vom Heiland treu zu bleiben? Du sagst ihnen: Das sind die Befehle des Heilandes. Er hat sie uns nicht gegeben, um uns einzuschränken, sondern damit wir wirklich als Jünger Jesu leben können.
So wird unser Leben reich gesegnet, denn Gehorsam bringt Segen. Das ist ein Prinzip im Alten und Neuen Testament.
Das Problem heute ist manchmal, dass wir beten und den Herrn bitten, uns zu segnen. Wenn wir genau hinhören, hören wir: „Ich mache meine Arbeit richtig, du musst nur gehorchen.“ Wir sollen gehorchen, dann segnet er.
Wenn ich gehorche, muss ich mir keine Sorgen machen, ob er segnet. Er hat es versprochen.
Es gibt heute Gemeinden, die immer gesegnet werden wollen, aber nie gehorchen. Die sollten zurück an den Anfang, damit sie wieder richtig zuhören. Sie sollen hören: „Mach doch mal dein Ding.“ Du fragst immer, wann Gott für dich arbeitet. Gott würde sagen: „Ich arbeite, aber wann willst du gehorchen?“
Ziele und Herausforderungen von Schulungen in der Gemeinde
Die Ziele einer Schulung in der Gemeinde – ich spreche hier von Lehre – sind immer mit Gehorsam verbunden.
Das heißt: Schule in deiner Gemeinde keine Leute zur Seelsorge aus, wenn du ihnen nicht auch die Möglichkeit gibst, diesen Dienst auszuüben. Es reicht nicht, ihnen nur einen Ordner zu geben. Dann merken sie, wenn du es falsch machst. Verstehst du? Das führt zu Problemen, denn du schulst sie in der Seelsorge, gibst ihnen aber keinen Dienst. Trotzdem sind sie geschult, und dann schauen sie dich anders an.
Wenn du also willst, dass sie geschult werden, dann gib ihnen auch die Möglichkeit, das Gelernte anzuwenden. Das ist meiner Meinung nach eine der schwierigsten Aufgaben. Ich werde oft in Gemeinden zur Ältestenschulung gerufen. Dabei gehe ich zuerst in die Gemeinde hinein und rede mit den Leuten – mit den Ältesten, Vorstehern oder Missionaren, je nachdem, wer da ist.
Ich frage zuerst, welche Möglichkeiten die Gemeinde den Leuten gibt, was sie tun können und wie sie dienen dürfen. Denn ich möchte nicht, dass Leute geschult werden, die die Schulung gar nicht nutzen können. Sonst schule ich sie zu Ungehorsam. Und dann bin ich schuld, wenn es nicht weitergeht.
Deshalb muss ich zuerst wissen, was diese Leute wirklich wollen. Manchmal verbringe ich Stunden mit den Gemeindeleitern, um genau das herauszufinden. Wie ich gestern schon sagte: Man muss wissen, wohin das Ziel geht.
Wenn ich das Ziel für die Gemeinde kenne, dann kann ich entscheiden, welche Schulung dort nötig ist. Aber dann muss man den Leuten auch die Tür öffnen, damit sie den Dienst tun können. Sonst hat die Schulung keinen Wert.
Sonst finden wir in der Gemeinde das gleiche, was wir heute oft in der Welt sehen: Zum Beispiel einen Briefträger in einem Dorf, der drei Doktorate hat, aber trotzdem Briefträger ist. Er sagte mir einmal: „Meine Schulung genügt wirklich nur, um Adressen zu lesen.“ Doktorat in Philosophie, Doktorat in Soziologie – und trotzdem arbeitslos.
Das gibt es auch in der Gemeinde. Leute haben Schulungen, aber ihre Aufgabe beschränkt sich darauf, Liederbücher einzusammeln. Sie wissen genau, wie man das macht, aber mehr nicht. So können wir die Leute nicht motivieren, wenn wir ihnen nicht Türen öffnen, die im Zusammenhang mit der Schulung stehen, die wir wünschen.
Die Tür muss zuerst offenstehen. Wenn diese Tür in unserem Herzen offen ist, damit andere hineingehen können, dann wissen sie: „Meine Schulung muss ich gut durchmachen, denn dort wartet mein Dienst.“
Meine Vorsteher in der Gemeinde erwarten, dass ich diesen Dienst ernst nehme und gut arbeite. Die Ziele der Schulung sind immer mit Gehorsam verbunden und mit den Türen, die wir öffnen, und den Möglichkeiten, die wir geben.
Multiplikation als Schlüssel zum Gemeindewachstum
Das Letzte
Es gibt noch vieles in diesem Kurs, aber das Letzte ist Multiplikation stimulieren und organisieren – oder organisieren und stimulieren. Ich weiß, es gibt ja Leute, die, wenn man von Organisation in einer Gemeinde spricht, sofort den Teufel sehen. Herr Präsident!
Was ich damit sagen will: Du weißt ja, was ich unter Multiplikation verstehe. Es bedeutet, dass wir etwas so weitergeben und mit jemandem so arbeiten, dass er es auch wieder weitergeben kann.
Ich habe gesehen, wie schön es ist, wenn das auch geschieht. Wenn ich nur an die Kinderarbeit denke, zum Beispiel in den Vogesen, da sind jetzt über zwanzig, die sich um die Kinder kümmern. Immer wenn Kinderarbeit stattfindet, muss jeder, der Kinderarbeit macht, überlegen, welchen Jungen er neben sich nehmen kann, damit dieser zuschauen, in Schulen gehen und mitmachen kann.
Da finde ich es so schön: Die, die Kinderarbeit machen, fangen an, mit einem Jungen zu reden und sagen: „Du, ich habe an dich gedacht, würdest du mal reinschauen?“ Dann laden sie ihn zu sich nach Hause zum Essen ein, sprechen darüber, welche Last sie für die Kinder tragen, die sie betreuen. In dieser Beziehung geht diese Last weiter, oder?
Dann wird miteinander geschaut und überlegt. Nach der Kinderstunde treffen sie sich wieder zu Tee oder Kaffee, mit oder ohne Kuchen, und sitzen zusammen. Der Junge kann dann fragen: „Warum hast du das so gemacht?“ Ich habe gesehen, in diesem Moment bist du dabei, und der, der gar nicht gehorsam war, setzt sich auf diese Seite und fragt: „Warum hast du das so gemacht?“ Danach geht es besser.
So wird ausgetauscht, wie, warum und was geschieht. Danach gibt es Wechsel: Der Junge macht weiter, und der Ältere schaut zu. So kann man immer wieder dem Herrn sagen: „Herr, ich habe in der Gemeinde viel zu viel Verantwortung, du musst jetzt Bekehrungen geben. Wir haben viel zu viele Verantwortliche.“
Das ging uns ein paarmal so in den Vogesen. Jetzt hätten wir Verantwortliche für eine neue Hauszelle, aber wir haben nicht die Bekehrung. „Herr, schenke die Leute, die Verantwortlichen sind da.“
Multiplikation aber hört auf, wenn es nicht mindestens einen gibt – mehrere sind noch viel besser –, der in der Gemeinde einen Blick dafür hat, motiviert und Mut macht zur Multiplikation.
Bete darum in der Gemeinde. Wenn du es bist, dann will ich dich ermutigen: Sei feinfühlig, mach den Menschen Mut und gib allen die Möglichkeit, Fehler zu machen. Du musst nie das Perfekte suchen, das gehört zum Himmel. Wir sind auf Erden. Du musst die Möglichkeit geben, dass es auch mal schlecht läuft.
Den Jungen muss immer die Möglichkeit gegeben werden, dass sie etwas ganz falsch machen. Aber wenn sie etwas ganz falsch machen, dann bin ich mit ihnen im ganz Falschen drin und sage ihnen: „Okay, das ist jetzt passiert. Jetzt überlegen wir miteinander, wie wir da rauskommen und wie wir das reparieren.“
Du machst das ja auch so mit dem Auto, oder? Wenn du eine Panne hast, sagst du doch nicht: „Jetzt muss ich ein anderes Auto haben, wegschmeißen, der Schlüssel geht nicht mehr, wegschmeißen.“ Da setzt du dich doch hin und überlegst: „Wie kann man das jetzt reparieren?“ Und dann reparieren sie das mit dir zusammen.
Und was lernen sie dabei? Sie lernen, wenn ein Fehler kommt, wie man wieder auf die Beine kommt, wie man das repariert und weitermacht. Es ist also kein Drama, wenn etwas schiefgeht. Es heißt auch nicht, dass dieser Mensch die Gabe nicht hat.
Man hilft ihm, zu reparieren, und man merkt auf die Länge: Jetzt steht er in seiner Gabe. Vielleicht merkt man aber auch, dass es nicht seine Gabe ist. Dann macht man ihm Mut, in eine andere Richtung hineinzusteigen.
Multiplikation zu stimulieren braucht einfach einen Blick für Menschen und Möglichkeiten. Auch immer einen Blick auf die in der Gemeinde, die etwas zur Ehre Gottes tun, in welchem Gebiet auch immer. Um ihnen sagen zu können: „Du, ich hatte so viel Freude, dass du das gemacht hast. Ich danke dir. Ich weiß, du machst das für den Herrn, aber mich freut es so, dass du das tust.“
Ich war gerade von Südfrankreich gekommen, also vom Südwesten, und gehe nachher wieder in den Südosten. Ich habe dort einen lieben jungen Bruder getroffen, der Jugendarbeit macht und sich um über 200 Jungen kümmert. Das ist so ein Typ, der nur nach vorne blickt.
Unter diesen Jungen sind auch Rauschgiftabhängige dabei. Das sind solche, die eine rote Krone haben. Man bringt sie nicht so leicht in eine Gemeinde, sonst drehen sich alle um und denken: „Jetzt ist es schlimm in der Gemeinde, was passiert hier?“
Er geht mit der Liebe Jesu nach vorne. Am Ende seiner Kraft war er. Ich habe es gemerkt, als ich an dem Wochenende kam. Ich schaute zu Gilles und dachte: „Der Gilles ist am Ende seiner Kraft.“
Da habe ich ihn schnell zur Seite genommen, in die Arme genommen. Er brach in Tränen aus, ohne dass er noch etwas gesagt hatte. Ich sagte zu ihm: „Gilles, du bist am Ende, aber du kannst nur in die Arme von Jesus fallen, denn du hast alles für ihn gegeben.“
Er hatte noch viel zu tun an diesem Wochenende. Ich hätte gerne Zeit gehabt, mich darauf vorzubereiten, hierher zu kommen. Da sagte ich zu ihm: „Weißt du, was du jetzt machst? Du bleibst hier. Was musst du machen?“
„Das mache ich jetzt, neben den Botschaften. Das mache ich jetzt. Der Herr wird helfen. Wir ziehen das durch, du wirst sehen, wir können durchgehen.“ Am Samstagabend gab es über zwanzig Jungen, die bezeugten: „Ich will Jesus nachfolgen.“
Am Ende der Botschaft war Gilles in Tränen. Er hatte alles gegeben, aber das Schönste erlebt: Menschen, die zum Glauben kommen. Ich glaube, es gibt immer wieder solche Situationen, in denen du und ich am Ende sein können.
Das Wichtige ist: Wenn du am Ende bist, findest du auch irgendwie eine Schwester, in deren Arme du fallen kannst. Ohne Anklage. Du darfst schwach sein, du darfst am Ende sein in der Arbeit für das Reich Gottes. Es ist erlaubt.
Für Elija war es erlaubt, du weißt es ja. Er war auch am Ende. So am Ende, dass er seinen lieben, treuen Diener am Anfang der Wüste zurückließ. Es gibt ein so am Ende sein, dass man nur noch allein sein will, dass es einem total stinkt, mit anderen Menschen zusammen zu sein.
Du kennst ja diese Geschichte – du hast bestimmt schon oft darüber gepredigt –, wie Elija da ist und wie der Herr ihm neue Arbeit schenkt. Nein, nein, wie ein Engel kommt, ihm Essen bringt und sagt: „Jetzt schlaf mal.“
Dann wacht er auf, da ist wieder Essen da. Danach gibt Gott ihm die Möglichkeit, sein Herz zu leeren. Gott kann anhören: „Ich habe alles für dich getan, und eigentlich, wofür? Jetzt bin ich am Ende.“
Gott sagt nicht: „So redet man nicht mit Gott.“ Er nimmt wahr, wie Elija sich bis zur letzten Kraft eingesetzt hat. Und er sagt zu ihm: „Elija, ich überlege Multiplikation. Elisa wird weitermachen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“
„Erstens bist du nicht allein. Es gibt noch Tausende, die auch drei sind. Sie gehören vielleicht nicht in deine Gemeinde, aber das ist nicht schlimm, sie sind doch drei. Und Elisa wird weitermachen.“
Hab keine Sorgen für die Zukunft. Ich habe gesehen, wie du dich engagiert hast. Das scheint mir so wichtig, dass wir den Blick nicht verlieren, wie Gott die Sache sieht.
Wenn ich am Ende bin, ist Gott nicht am Ende. Er gibt mir die Möglichkeit, ihm alles zu sagen. Er stärkt mich wieder. Aber er gibt auch die Möglichkeit, dass andere Brüder in die Lücke hineinspringen können.
Da, wo ich meine, es hat keiner, kann Gott einen geben, der weiterführt und die Arbeit noch besser macht.
Multiplikation zu stimulieren braucht einen Blick. Es braucht auch die Beziehung zum Heiland, die du hast und die du immer wieder ernähren musst. Denn von ihm kommt dieser Blick – der Blick, der die anderen mitnimmt in der Liebe ans Ziel.
Ich weiß, dass ich heute Nachmittag, wenn er hier fertig ist, zuerst noch mit Gilles telefonieren muss, um zu wissen, wie es ihm geht. Aber ich glaube, dass der Herr ihn wieder total aufstellt in kurzer Zeit.
Denn mit dem, was er gesehen hat, wie Herzen zu ihm, zum Heilanden, gekommen sind, stellt das einen Toten auf. So etwas ist wunderbar.
Erkenntnisse und Fehler im eigenen Dienst
Was ich anders machen würde als das, was ich am Anfang und bis jetzt gemacht habe, zeigt sich besonders dort, wo ich Fehler in meinen Arbeiten erkannt habe. Eines habe ich bereits gesagt: Man sollte die Frauen mit den Ältesten zusammen einbeziehen, nicht als Älteste, das haben wir verstanden, aber mit dem Blick Gottes. Denn eine Ehe ist eins, und diesen Blick sollte man wahrnehmen.
Das Zweite, was ich nach zehn Jahren im Dienst bemerkte und aufgeschrieben habe, ist, dass ich mich mehr im Mutmachen der Gemeinde üben muss. Am Anfang meines Dienstes, wenn eine Gemeinde etwas lau geworden war, dachte ich: „Zumindest ist sie lau.“ Dann nahm ich die Peitsche heraus – so wie bei einem alten Ross, das nicht mehr gehorsam ist. Ich hielt Botschaften, die leicht vorzubereiten waren, Botschaften von oben herab, bei denen jeder sagen konnte: „Du musst, du musst, du musst.“ Und natürlich habe ich die Gemeinde damit geschlachtet. Dafür musste ich Buße tun und um Vergebung bitten.
Meine Botschaften waren biblisch, das weiß ich, wie bei Jesaja am Anfang. Sie waren biblisch. Doch dann wurde mir durch die Liebe des Herrn und sein Wort klar gezeigt, was die Leute wirklich brauchen. Sie haben den ganzen Tag Druck von der Welt bei der Arbeit, ständigen Druck und Kampf außerhalb der Gemeindestunden. Wenn du dann noch deinen Druck in den Gemeindestunden ausübst, zu wem wollen sie denn am Ende noch gehen?
Ich habe gemerkt, dass es sehr schwierig ist, eine Botschaft vorzubereiten, in der man Jesus wirklich zeichnen kann. Ermahnen geht leicht, man hat viele Texte, zum Beispiel: „Man muss mehr lieben.“ Das ist ein Thema, das immer in der Gemeinde präsent ist. Du triffst immer jemanden, der sagt, es wird zu wenig geliebt in der Gemeinde. Dann haben alle wieder etwas auf die Ohren bekommen. Das weißt du genau, das funktioniert. Oder: „Wir beten zu wenig.“ Auch so ein Thema, das immer gut geht und durchkommt, um Leute wieder runterzudrücken.
Was wir brauchen, ist, Jesus zu sehen – Jesus wirklich zu sehen. Am Anfang meines Dienstes dachte ich immer, wenn ich den Menschen einfach nur Botschaften der Gnade gebe, um Jesus zu sehen, würden sie einschlafen, weil es so schön ist. Aber ich habe auf dem Terrain das Gegenteil erlebt. Wenn Kinder Gottes sich in den Herrn verlieben, wird die Evangelisation zum Lebensstil. Denn dann ist etwas im Herzen, das man nicht zurückhalten kann.
Jeremia hat es so gesagt: „Ich möchte schweigen, aber ich kann nicht.“ Etwas in mir brennt, ich muss es weitersagen. Auch wenn ich beim Weitersagen immer wieder Feinde habe, versuche ich zu schweigen, aber es ist so viel in mir, dass ich es anderen geben muss. So können alle wach werden, kein Problem.
Das war ein Fehler in meinem Dienst, und dieser Fehler dauerte praktisch zehn Jahre. Es war wirklich schade. Aber zum Glück ist der Herr treu. Er hat in dieser Zeit dennoch Gemeinden gegründet. Ich habe aber gemerkt, wie diese Jünger, die da gewachsen sind, unter einem schweren Joch standen. Sie waren nicht unter Matthäus 11,28, nicht unter dem leichten Joch des Heilandes. Sie waren unter einem schweren Joch.
Man musste vieles tun: noch evangelisieren, Kinderstunden leiten, Jugendarbeit machen und eine Zeit lang jeden Morgen um fünf Uhr zur Gebetsstunde kommen. Die Jungen waren da, ohne Kraft, aus Liebe zu mir. Aber es war mein Fehler. Das Programm war nur für starke Leute geeignet, nicht für Schwache.
Dann musste der Herr mich zuerst schwach machen. Er nahm mir die Kraft, schenkte Krankheit und gab mir Schwierigkeiten im Dienst. Das Programm lief nicht mehr, nichts klappte. Erst als nichts mehr klappte, konnte mein Ohr endlich hören, was er sagen wollte.
Er wollte mir nur sagen: „Danny, es gibt ein anderes Evangelium. Es gibt ein Evangelium, das Menschen aufstellt und Mut macht. Dieses Evangelium musst du verkündigen.“ Also Mut machen sein.
Die Bedeutung von Zielsetzung und Einheit in der Gemeinde
Und das Dritte, was ich aufgeschrieben habe und immer wieder einübe, ist, dass wir in der Gemeinde nie zu viel von der Zielsetzung reden. Also nicht an jeder Stunde, bitte ja. Wir verstehen uns.
In der neuen Gemeinde erinnere ich praktisch einmal im Monat in der Gebetstunde oder am Ende einer anderen Stunde daran: Der Herr hat uns gerettet, damit andere Menschen diesen wunderbaren Weg finden. Und der Herr will in dieser ganzen Gegend Gemeinden gründen. Überall, wie Schwämme, werden die Gemeinden kommen.
Ich hatte keine Vision dafür, ich habe nur die Bibel gelesen. Das ist ein Ziel: Gemeinden zu geben. Die Gemeinde will dann zu diesem Ziel gehen. Wenn ich von Zielsetzung rede, meine ich nicht Arbeit. Ich rede vom Gedankengang, von der Last eines Herzens.
Ich habe gemerkt, wenn du Lasten weitergibst, Gedankengang und Zielsetzung weitergibst, dann gehen die Menschen mit – im Gebetsleben, in ihrer Orientierung an diese Zielsetzung. Sobald du die Zielsetzung innerhalb der Gemeinde nimmst, gibt es Gemeindebau, wo Zielsetzung intern bleibt. Dann wachsen alle Probleme in der Gemeinde. Da streitet man sich um Kleinigkeiten intern in der Gemeinde.
Wenn die Ziele außerhalb sind, dann geht die Orientierung nach außen. Man hat viel weniger den Blick auf das Gemeindeinterne. Stattdessen braucht man Jesus, um draußen in der Welt Lichter zu sein.
Du kennst ja Offenbarung 1, wo Jesus mitten in den Leuchtern steht, in den Gemeinden. Er ist im Zentrum. Johannes sieht ihn, fällt auf den Boden und spürt auf seiner Schulter die Hand vom Heiland, die ihm sagt: Ich bin der Erste und der Letzte, ich habe die Schlüssel von Leben und Tod.
Denn Johannes war ja in Patmos, auf der Insel, in einem Arbeitslager, wo er nie wusste, wann er sterben wird. Und der Heiland war da. Dann sah er ihn mitten in den Leuchtern, in den Gemeinden. Ein Leuchter ist da, damit es Licht gibt, nicht einfach nur ein Leuchter. Die Lampen sind wichtig an diesem Leuchter.
Aber es gibt auch Dinge am Leuchter, die ich am Anfang meines Dienstes nicht wichtig gefunden habe. Wenn man mich gefragt hätte, einen Leuchter mit sieben Lampen zu machen, hätte ich sieben Eisenstangen genommen, zusammengeschweißt und die Lampen draufgesetzt – fertig, Schluss.
Nur im Alten Testament hast du gesehen, dass der Leuchter aus Gold aus einem Stück gemacht ist, mit Blumen, Blättern und Früchten. Was nützt denn das alles? Gott will es so. Es ist einfach, aber der ganze Leuchter ist aus einem Stück Gold. Ein Stück Gold – das ist die Einheit im Leuchter.
Gold ist Material, das schon durch das Feuer gegangen ist. Du kennst ja 1. Korinther 3, wo steht, dass wir mit Gold, Silber oder Edelsteinen bauen können, aber auch mit Holz, Stroh usw. Gold ist das, was schon durchs Feuer gegangen und gereinigt worden ist.
Und so ist Gemeinde, wie sie Gott gefällt. Er steht mitten in den Leuchtern drin – der Heiland als der König. Wir sind Diener. In Offenbarung 1 steht, dass er die Diener in seiner Hand hält. Die Gemeinde wird von der Hand des Königs vorangeführt. Sie sollen ganz nahe in der Hand des Heilandes bleiben.
Sie wissen auch, dass sie von dieser Hand aus helfen können, damit der Leuchter weiter in die Nacht hinein Licht bringt. So wird die finstere Welt durch das Licht erreicht.
Es macht Mut, jeden Morgen, wenn man das Licht im Zimmer anmacht. Der Kristall vertreibt die Finsternis. Hast du das schon gemerkt? Wenn du den Schalter umlegst, ist der Triumph wieder über die Finsternis.
Stell dir mal vor, das Licht würde die Finsternis nicht vertreiben. Das wäre doch dumm. Am Morgen machst du das Licht an, und die Finsternis bleibt. Können wir uns gar nicht vorstellen, oder?
Aber genau das ist es, was der Herr mit der Gemeinde will: Das Licht in dieser Welt sein.