Gemeinsames Bibellesen als Ausgangspunkt
Was wir jetzt miteinander machen, ist tatsächlich, dass wir gemeinsam die Bibel lesen.
Ich habe zunächst gedacht, es sei ein Wagnis, vielleicht auch in Württemberg heutzutage nach Württemberg zu kommen und davon auszugehen, dass Menschen eine Bibel dabei haben. Aber mir wurde gesagt, der Raum ist so groß und es gibt keinen Beamer. Das heißt, ihr habt entweder jetzt eine Bibel dabei oder eine Bibel-App auf eurem Handy. Oder ihr habt rechts und links neben euch Menschen sitzen, die großzügig sind und euch reingucken lassen.
Wir lesen heute Morgen gemeinsam ein Stück aus der Bibel, und zwar Lukas 10. Die Frage ist: 24/7 Jesus – von Jesus gesandt. Wie geht das eigentlich? Ich dachte, wir lesen einen Text, in dem Jesus tatsächlich Menschen aussendet, und wir schauen, was wir daraus lernen können.
Öffnet also eure Bibel-Apps oder eure haptischen, echten Bibeln. Es ist egal, ob ihr die Gute Nachricht, Hoffnung für alle, NGÜ, Luther 84 oder Elberfelder habt – wir können mit allem arbeiten.
Lukas 10. Ich lese jetzt einmal den Bibeltext vor. Danach gibt es eine Zeit, in der du den Text für dich selbst noch einmal lesen kannst. Anschließend dreht ihr euch zu dritt oder zu viert zusammen und teilt miteinander, was ihr in diesem Bibeltext entdeckt habt, was euch heute Morgen aufgeregt hat, was euch gefreut hat, was euch ermutigt hat und was euch dieser Bibeltext darüber sagt, was es bedeutet, 24/7 von Jesus gesandt zu sein.
Danach gibt es eine Phase, in der wir unsere Statements miteinander teilen können und in der ihr Fragen stellen könnt. Es werden zwei Ordner mit Mikrofonen durch die Reihen gehen. Ihr könnt euch einfach melden und sagen: „Uns ist wichtig geworden, dass 24/7 von Jesus gesandt zu sein bedeutet ...“ und euer Statement teilen. Oder ihr könnt eine Frage stellen.
Ich werde versuchen, die Fragen zu beantworten. So glaube ich, dass wir diesen Bibeltext gut kennenlernen. Und ich glaube, dass wir viel darüber lernen, was es bedeutet, 24/7 von Jesus gesandt zu sein.
Einführung und Gebet zum Bibeltext
Okay, ich spreche ein Gebet und dann lese ich Lukas 10.
Vielen Dank, Jesus, dass du da bist und zu uns sprichst. Vielen Dank für dein Wort und für die Heilige Schrift. Wir bitten dich, Jesus, dass du unsere Herzen öffnest, mit deiner Vollmacht zu uns sprichst und Leben veränderst. Amen.
Ich lese Lukas 10, und zwar die Verse 1 bis 10:
Danach setzte der Herr Jesus weitere zweiundsiebzig Jünger ein und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, wohin er gehen wollte.
Er sprach zu ihnen: „Die Ernte ist groß, aber die Arbeiter sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte.
Geht hin! Siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe. Tragt keinen Geldbeutel bei euch, keine Tasche und keine Schuhe. Grüßt unterwegs niemanden.
Wenn ihr in ein Haus kommt, sprecht zuerst: Friede sei diesem Hause! Wenn dort ein Kind des Friedens ist, wird euer Friede auf ihm ruhen. Wenn nicht, wird sich euer Friede wieder zu euch wenden.
Bleibt in demselben Haus, esst und trinkt, was man euch gibt, denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. Ihr sollt nicht von einem Haus zum anderen gehen.
Wenn ihr in eine Stadt kommt und sie euch aufnehmen, dann esst, was euch vorgesetzt wird. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.
Wenn ihr aber in eine Stadt kommt und sie euch nicht aufnehmen, dann geht hinaus auf ihre Straßen. Sprecht: Auch den Staub aus eurer Stadt, der sich an unsere Füße gehängt hat, schütteln wir ab auf euch.
Doch ihr sollt wissen: Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Ich sage euch, an jenem Tag wird es für diese Stadt erträglicher sein als an diesem Tag.“
Reflexion und Austausch in Kleingruppen
Eine Zeit für dich – nimm dir zwei, drei Minuten, um diesen Text noch einmal zu lesen: Lukas 10,1-12.
Woran bleibst du heute Morgen hängen? Was ist dir vielleicht beim Hören dieses Textes aufgefallen? Lukas 10,1-12.
Was ärgert dich? Welche Frage bleibt dir? Was wird dir wichtig?
24 mit Jesus gesandt.
Eine Zeit für dich und diesen Bibeltext.
Jetzt ist Zeit für euch. Bildet Gruppen von drei bis maximal vier Personen. Dreht euch zueinander oder um. Worauf seid ihr heute Morgen hängen geblieben? Was begeistert euch an diesem Text? Welche Frage bleibt euch?
Nutzt die Zeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Los geht’s!
Erste Fragen und Antworten aus der Runde
Okay, jetzt könnt ihr euch einfach melden, und jemand von den Ordnern wird zu euch kommen und euch das Mikrofon unter die Nase halten. Ihr werdet nicht gefilmt, aber man wird euch hören. Ihr seid ganz frei.
Ganz hinten, in der allerletzten Reihe – das muss belohnt werden, dass man sich in der letzten Reihe auch meldet und alles mitmacht. Also starten wir in der allerletzten Reihe.
Warum durften die Jünger unterwegs niemanden grüßen? Warum durften sie niemanden grüßen? Eine wichtige Frage, denn das wirkt ja total unhöflich. Vielen Dank für die Frage!
Das hat damit zu tun, dass die Begrüßungsrituale oder die Grußrituale damals etwas anderes waren als ein einfaches „Schönen Tag“. Jemanden zu grüßen bedeutete, sich mit ihm aufzuhalten und viel Zeit mit ihm zu verbringen. Es bedeutete auch, sich von ihm einladen zu lassen und so weiter.
Im Alten Testament gibt es eine Stelle, wo genau das gesagt wird: Elisa schickt in 2. Könige 4 seinen Diener los, um jemanden zu heilen, und sagt: „Geh los und geh zu dieser Mutter und zu diesem Kind! Und wenn dir unterwegs jemand begegnet, grüße ihn nicht.“ Das heißt, wenn man sich beeilen sollte, war es wichtig, niemanden zu grüßen.
Die Jünger waren deshalb nicht unhöflich. Wenn sie angekommen sind, wo sie hin sollten, dann sollten sie grüßen. Da steht ja gleich: „Wenn ihr in ein Haus kommt, dann sprecht zuerst: Friede sei mit diesem Haus!“ Das ist der Gruß.
Aber unterwegs sollten sie niemanden grüßen. Dabei ging es nicht darum, unfreundlich zu sein, sondern darum, den Fokus zu behalten. Lasst euch nicht aufhalten und nicht abhalten von irgendwelchen Dingen, die unterwegs passieren.
Auch heute gibt es vielleicht Dinge, die uns von allem Möglichen abhalten wollen, die uns ablenken. Und wir vergessen unterwegs, was wir eigentlich wollten. Jesus gibt ihnen mit auf den Weg: Lasst euch nicht aufhalten! Das ist vielleicht die verständlichere Formulierung heute.
Hilft euch das als Antwort? In der letzten Reihe ein Daumen, okay?
Die Botschaft des Evangeliums in Lukas 10
Andere Dinge, die euch wichtig geworden sind, eure Statements, eure Fragen. Und jetzt nehmen wir den jungen Mann hier in der Mitte.
Ich habe mich gefragt, welches Evangelium oder welche Botschaft genau da eigentlich verkündigt wird. Jesus war ja noch nicht gestorben, und erst am Ende in Kapitel 24 öffnet er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verstehen. Das ist eine sehr, sehr wichtige Frage, vielen Dank. Das ist klug nachgedacht.
Was haben sie eigentlich gesagt? Was hatten sie zu dem Zeitpunkt schon zu sagen? Wir konnten ja noch gar nicht über das Kreuz sprechen, zum Beispiel. Wir konnten noch gar nicht von der Auferstehung reden.
Das ist deshalb eine wichtige Frage, weil sie eine der wichtigsten Fragen aus meiner Sicht heutzutage ist, die wir beantworten müssen: Was ist eigentlich die gute Nachricht? Oder: Was ist das Gute an der guten Nachricht? Wir reden ja ganz schnell vom Evangelium und so weiter. Aber was ist das Gute an der guten Nachricht?
Dieser Text zeigt uns offensichtlich das Gute an der guten Nachricht noch mehr als "Jesus ist für deine Schuld am Kreuz gestorben", denn sonst hätten sie ja gar nichts zu sagen gehabt.
Das Verrückte ist, dass uns auch ein Teil der Antwort schon gegeben wird. Also, was haben sie zu sagen? "Friede sei diesem Haus." Das heißt, Jesus setzt sie ein und sagt: Egal, wo ihr hinkommt, das Erste, die Priorität, das Wichtige, was ihr zu sagen habt, ist Friede. Euer Auftrag ist, hinzukommen, und dort, wo ihr hinkommt, sollt ihr Frieden bringen.
Das Besondere ist, dass sie es nicht nur sagen sollen, sondern dass es auch tatsächlich werden wird. Wenn ein Kind des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen. Es wird also tatsächlich Frieden entstehen. Ihr habt die Vollmacht, Frieden zu bringen.
Das finde ich auch spannend für uns heute: Da, wo du hingesandt bist, zu dem Menschen, dem du begegnest. Vielleicht denkst du: Wenn ich jetzt sage, "Jesus ist für die Schuld in deinem Leben am Kreuz gestorben", dann guckt er mich an wie ein Auto und versteht überhaupt nicht, wovon ich rede. Möglicherweise ist das so.
Es ist wichtig, darüber nachzudenken: Wenn du deine Schulfreundin vor Augen hast, wenn du deinen Arbeitskollegen vor Augen hast, was ist für den das Gute an der guten Nachricht? Was bedeutet es für ihn? Was ist für ihn Frieden? Das ist theologische Arbeit, das mal zu durchdenken.
Es ist auch nicht ganz einfach, das immer gleich herauszufinden. Es lohnt sich vielleicht, auch eine theologische Ausbildung zu machen oder Menschen zu fragen, die eine theologische Ausbildung gemacht haben. Oder selber nachzudenken, die Bibel zu lesen: Was ist eigentlich das Gute an der guten Nachricht?
Das, was wir als Allererstes zu verkünden hatten, war Frieden. Es kommt Frieden dort an, wo wir hinkommen.
Sind wir Christen eigentlich dafür bekannt, dass wir Frieden bringen, heute in unserer Zeit? Ist das das, wofür wir als Gemeinden bekannt sind? Ist das das, wofür wir als Christen stehen? Sind Christen die, die am Ende Frieden schaffen?
Ich fürchte, das ist nicht so, dass wir dafür bekannt sind. Aber wenn wir diesen Text anschauen, dann ist es offensichtlich, dass wir dafür bekannt sein sollten, dass unsere Botschaft eine unserer Botschaften ist: Frieden.
Wie könntest du, wie könnten wir Frieden schaffen in unserer Nachbarschaft, in unserer Schule, an unserem Arbeitsplatz? Ich glaube, das ist eine wesentliche Botschaft, die sie damals gebracht haben.
Und es ist eine super wichtige Erkenntnis von euch: Es ist mehr als nur "Jesus ist für deine Schuld am Kreuz gestorben". Aber das ist auch super wichtig, ganz zentral, das Kreuz. Ohne das Kreuz können wir einpacken.
Fokussierung und Gemeinschaft in der Nachfolge
Okay, hilfreich für dich und euch? Andere Fragen?
Wir machen hier draußen einfach weiter. Uns ist auch wichtig geworden, dass wir fokussiert bleiben in unserem Glauben. Hier steht ja, dass man nicht zwischen den Häusern wechseln soll. Das bedeutet, dass wir vielleicht, wenn wir für eine Person beten, die zum Glauben kommen soll, oder Zeit für sie einsetzen, einfach dranbleiben.
Noch als zweiter Punkt: Jesus hat immer zwei ausgesandt. Es ist gut, wenn man auch einen Partner hat oder jemanden, der einen unterstützt. Man hat ja Jesus, aber hier auf der Welt ist es hilfreich, zu zweit zu gehen. Dann ist man vielleicht auch ein bisschen stärker.
Ja, vielen Dank dir und euch für diese Statements, Amen! Also: Geht zu zweit! Mit welchen Menschen bist du eigentlich unterwegs?
Das zieht sich bei Jesus überall durch. Es gibt die eine Geschichte, da schickt er jemanden los, um einen Esel zu holen. Selbst für so eine öffentliche Aufgabe schickt er die Leute zu zweit.
Unter deutschen Gesichtspunkten ist das vielleicht eine Ressourcenverschwendung. Wirtschaftlich rechnet sich das nicht. Aber ich glaube schon, dass es einen Sinn hat. Wir machen zu viel allein, auch als Christen.
Unterschiedliche Aspekte des Auftrags und der Rückkehr zu Jesus
Hier vorne, dritte Viertreihe, sind uns ein paar Dinge aufgefallen. Zum Beispiel steht hier, dass Jesus in die Stätte kommen will, wohin er sie hinsendet. Im Missionsbefehl heißt es hingegen, dass er bei ihnen ist. Das zeigt einen kleinen Unterschied.
Außerdem ist hier die Rede davon, dass die Gesandten wieder zu Jesus zurückkommen. Sie leben also nicht die ganze Zeit unterwegs, sondern kehren nach Erfüllung ihres Auftrags zu ihm zurück. Das unterscheidet sich von dem, was er später seinen Jüngern mit auf den Weg gibt, als er in den Himmel auffährt. Dort spricht er von einer dauerhaften Begleitung.
Für mich stellt sich die Frage, wie das zusammenpasst mit dem Thema, 24/7 mit Jesus verbunden zu sein. Denn es scheint ja doch ein konkreter Auftrag mit einem klaren Ziel zu sein, und auch ein anderer Kontext, wenn Jesus einmal sagt, er sei dabei, wenn sie hinausgehen und Jünger machen.
Das ist für mich ein Statement und eine Frage zugleich. Ich versuche, darauf zu antworten, auch wenn es ein bisschen zwischen den Zeilen bleibt.
Warum habe ich gerade diesen Text ausgesucht, um über das Thema zu sprechen: Wie lebt man eigentlich 24/7 mit Jesus? Wie folgt man Jesus nach und wie ist es, von Jesus gesandt zu sein?
Ich glaube, an dieser Stelle entdecken wir viel, was auch für uns gilt, wenn wir dauerhaft mit Jesus unterwegs sind. Denn wenn wir mit Jesus unterwegs sind, gibt es Zeiten, in denen wir hinausgehen, und Zeiten, in denen wir zu Jesus zurückkommen.
Wenn 24/7 von Jesus gesandt zu sein bedeutet, dann braucht man auch Zeiten, in denen man zu Jesus zurückkehrt und mit ihm teilt. Dafür müssen wir jetzt Lukas 10 weiterlesen. Du kannst danach eine Pause machen oder den Text heute Abend zum Einschlafen lesen.
Es ist wichtig, diese Orte zu haben, an denen wir zu Jesus zurückkommen. Dort können wir das, was wir unterwegs erlebt haben, einordnen. Außerdem treffen wir dort andere, die ebenfalls mit unterwegs sind.
Das Spannende ist aber: Im ersten Vers, wohin Jesus gehen wollte, bleibt unklar, ob Jesus sagt: „Geht schon mal, ich komme auch noch“ oder ob er meint: „Geht schon mal, und wenn ihr dort seid, bin ich da.“
Es steht, dass er die Leute dorthin sendet, wohin er gehen wollte. Es steht aber nicht, dass er selbst in die gleichen Städte noch einmal geht. Ich lese das so: Jesus kommt dadurch, dass die Leute kommen. Dadurch ist Jesus dort präsent.
Das ist genau das Gleiche, was in Matthäus 28 steht. Und das ist das Verrückte daran: Dort, wohin Jesus gehen will, schickt er seine Leute hin.
Das heißt, wohin Jesus will, da schickt er uns hin. Es geht nicht nur darum, dass wir etwas vorbereiten. Dort, wo wir sind, sagt Jesus: Ich bin da.
Er sagt: Ich will in diese Stätte kommen, also geht los. Ich will zu diesen Menschen kommen, also geht los. Ich will in diesen Ort kommen, also zieh um. Ich will in dieses Land kommen, also mach dich auf.
Ich finde es faszinierend, dass Jesus uns nicht kleinmacht oder von uns denkt: „Na ja, wenn sie dort angekommen sind, dann können sie das mal schön für mich vorbereiten, und dann komme ich und mache es richtig.“
Sondern dort, wo du hingehst, in dem Moment, wo du bist, da ist Jesus da. Das ist die Überschrift, unter der dein Leben steht.
Dort, wo du bist, wenn du nachher hier aus diesem Raum gehst und im Foyer draußen Menschen begegnest, dann begegnet in diesem Moment Jesus diesen Menschen.
Wenn ich später auf der Autobahn zurückfahre und vor mir ein Auto mit einer anderen Geschwindigkeit fährt, dann begegnet hoffentlich Jesus dem Menschen, der dort fährt.
Das finde ich das Verrückte an diesem ersten Vers: Wohin Jesus gehen will, dorthin schickt er seine Leute.
Hilft euch das, den Unterschied zwischen Matthäus 28 und diesem Vers zu erklären? Sonst können wir uns gerne noch einmal darüber unterhalten.
Umgang mit Ablehnung und Herausforderungen im Dienst
Gibt es noch einen zweiten Mikrofonmann? Ja, du darfst gerne aussuchen, da hinten in der letzten Reihe die zwei jungen Männer, die sich nebeneinander melden.
Ich habe eine Frage bezüglich Vers zwölf. Da sagt er: „Ich sage euch aber, es wird an jedem Tag erträglicher sein als in dieser Stadt.“ Meine Frage ist: Sollen wir in Städte oder Länder wie China oder arabische Länder gehen, wo man eigentlich nicht angenommen wird oder nicht herzlich eingeladen ist? Dort seinen Glauben weiterzuführen oder eine Mission zu starten? Warum ist es jetzt nicht sinnvoll, dorthin zu gehen, obwohl es ja auch unsere Aufgabe ist, Leuten das Evangelium weiterzugeben?
Ich glaube, die spannende Frage, wo wir hingehen sollen, richtet sich nicht danach, wo wir unter menschlichen Gesichtspunkten den Eindruck haben, dass es klug oder sinnvoll ist. Die entscheidende Frage ist vielmehr: Jesus, wo willst du eigentlich, dass ich hingehe? Es kann sein, dass wir das nachher gleich machen. Ich gebe euch nachher einmal kurz Zeit, um auf Jesus zu hören. Wenn Jesus dann „China“ sagt, kann es sein, dass du berufen bist, nach China zu gehen.
Dann musst du nicht für dich rechnen und sagen, dass der letzte Vers besagt, dass man dort nicht willkommen ist, wo man abgelehnt wird. Sondern man folgt Jesus gerade deshalb, obwohl man abgelehnt wird. Dieser letzte Vers sagt, dass es nicht folgenlos bleiben wird, dass ihr abgelehnt werdet. Aber Jesus steht zu euch. Es ist wirklich wichtig, dass ihr trotzdem dahin geht.
Es ist nicht so, dass ich sage, es ist alles easy und kein Problem, ob die Leute euch hören oder nicht. Es ist nicht eure Sache, das Gericht über die Stadt zu bringen. Ihr müsst den Leuten nicht sagen, dass alles ganz, ganz schlimm ist. Ihr müsst nicht das Gericht bringen, sondern Jesus kümmert sich darum. Er schafft die Gerechtigkeit. Eines Tages wird er sich darum kümmern.
Eure Aufgabe ist es, loszugehen, Friedensstifter zu sein und die gute Nachricht zu verbreiten. Um den Rest kümmert sich Jesus. Ihr müsst nicht die Stadt anzünden.
Im Kapitel vorher geht es darum, dass die Jünger Jesu gerne Feuer vom Himmel fallen lassen wollen, weil sie nicht aufgenommen werden. Jesus sagt: „Nein, darum geht es nicht, darum kümmere ich mich.“
Wir Christen haben manchmal die Tendenz, alles in Schutt und Asche legen zu wollen, wo wir Ablehnung erfahren. Jesus sagt: „Das ist nicht unsere Aufgabe.“ Unsere Aufgabe ist es, zu lieben, Gerechtigkeit zu bringen und Frieden zu stiften. Egal in welchen Ländern, an welchen Orten, in welcher Schule oder in welcher Klasse auch immer.
Geduld und Grenzen im Glaubensdienst
Okay, ich schaue auf die Uhr. Eine Frage, ein Statement geben wir uns noch. Gibst du einfach hier vor, zu dem jungen Mann mit der schwarzen Mütze und dem grauen Pullover? Vielen Dank.
Wir haben uns die Frage gestellt: Man soll ja, wenn man abgelehnt wird, nicht unbedingt ewig weitermachen. Unsere Frage war: Wie lange soll man ausharren, wenn man wirklich merkt, dass man komplett abgelehnt wird? Soll man dann nicht mehr da bleiben?
Das ist eine der schwierigsten Fragen für mich, tatsächlich auch in meiner Arbeit und in meinem Unterwegssein mit Jesus. Ich habe in einer Stadt mal gearbeitet, da habe ich mich Woche für Woche mit drei Jugendlichen getroffen. Ich hatte das Gefühl, sie sind irgendwie offen. Sie kommen jede Woche, und ich investiere jede Woche Zeit für sie und mit ihnen. Aber ich hatte auch das Gefühl, dass nichts passiert.
Das war keine krasse Ablehnung. Sie sind ja jede Woche wieder da gewesen, und ich habe jede Woche wieder Zeit investiert. Aber für mich war die Frage: Wie lange noch? Wirtschaftlich war das auch nicht sinnvoll. Ich fürchte, wir haben keine pauschale Antwort darauf, wann unsere Geduld am Ende ist. Und wann eigentlich der Auftrag von Jesus zu Ende ist.
Ich glaube, manchmal ist meine Geduld schneller zu Ende als der Auftrag von Jesus. Es ist wichtig, dran zu bleiben, für Menschen zu beten und so weiter. Trotzdem, da wo ich klar abgelehnt werde und Leute mir sagen: Halt, Stopp, hier bis hierher und nicht weiter, finde ich es wichtig, das ernst zu nehmen und die Leute zu respektieren.
Dann muss man sagen: Okay, es ist ein Angebot. Ich habe es dir ausgebreitet, ich habe dir alles gesagt, was ich weiß, und jetzt liegt es an dir. Ich glaube, es ist auch um unseres Willens, aber auch um der Leute willen nicht klug, immer wieder da reinzugehen und immer wieder diesen Kampf zu kämpfen, wenn wir wissen, dass es unnötig ist oder auf Ablehnung stößt.
Stattdessen sollten wir bei den Leuten bleiben, die Menschen lieben und mit ihnen Leben teilen – auf jeden Fall. Aber ich glaube, es ist auch wichtig für uns, dass wir die Grenzen ernst nehmen, die uns Menschen setzen.
Wenn uns jemand zweimal gesagt hat, dass wir ihn in Ruhe lassen sollen, dann ist es angemessen, die Menschen auch wirklich in Ruhe zu lassen. Denn das, was im Leben der Menschen passiert, liegt dann auf deren Schreibtisch und nicht auf unserem.
Persönliche Reflexion und Nachfolge im Alltag
Okay, vielen Dank euch für eure vielen Fragen und für eure Statements. Ich habe viele andere Meldungen gesehen und hätte jetzt Lust, mit euch noch viel länger über diesen Bibeltext nachzudenken.
Ich möchte zum Schluss noch eine Sache mit euch teilen, die mir an diesem Text wichtig geworden ist. Sie ist auch wichtig für unser 24/7-Leben mit Jesus. Wie funktioniert das eigentlich? Was bedeutet es, 24/7 für Jesus gesandt zu sein?
Das hängt ganz am Anfang. Ganz am Anfang steht: Der Herr setzte sie ein und sandte sie vor sich her in die Städte und Dörfer, in die er gehen wollte. Ich glaube, dass das der Schlüssel für unsere Nachfolge und unser Unterwegssein mit Jesus ist.
Die Frage lautet: Jesus, wo willst du eigentlich hingehen? Jesus, wo willst du sein? Jesus, zu welchem Menschen willst du kommen? Jesus, in welcher Situation möchtest du, dass ich hineingehe?
Aus meiner Sicht als Karl Günther bin ich manchmal eher ein Vorfolger als ein Nachfolger. Das heißt, ich renne voraus und sage: Jesus, ich habe eine Idee. Nein, ich sage nicht einmal Jesus, ich habe eine Idee, sondern ich habe einfach eine Idee. Und ich hoffe dann, dass Jesus nachkommt.
Aber das, was Jesus hier deutlich macht, was er mit seinen Jüngern tut, ist: Er sagt, wohin es geht. Dann gehen sie los, auch voraus, aber genau dorthin, wohin er sie geschickt hat.
Für mich ist das die zentrale Frage, wenn ich darüber nachdenke, wie ich 24 Stunden am Tag mit Jesus leben kann: Jesus zu fragen, wo er möchte, dass ich hingehe. Immer wieder Punkte in meinem Leben zu haben, an denen ich diese Frage stelle.
Zum Beispiel am Anfang des Jahres Zeit zu nehmen und zu fragen: Jesus, was ist heute dran zu entscheiden für dieses Jahr? Wo willst du, dass ich eine große Entscheidung treffe? Vielleicht arbeite ich schon 40 Jahre bei Bosch, oder acht Jahre, oder drei Jahre, und ich frage Jesus, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, eine theologische Ausbildung zu machen und mir Zeit dafür zu nehmen.
Aber auch an einzelnen Tagen, vielleicht an einem Sonntag, könnte man ein Ritual einführen, das Jesus zu fragen: Jesus, wenn ich jetzt diese Woche anschaue, wo willst du mich hinsenden? Wo willst du hinkommen? Wer ist der Mensch, den du mir anvertraust? Was ist die eine Sache, die ich heute tun soll?
Morgens aufzustehen und zu sagen: Jesus, bevor ich in diesen Tag gehe, will ich mir diese eine Frage erlauben: Gibt es heute etwas, was ich tun soll?
Das ist eine gefährliche Frage, weil Jesus darauf antwortet – und manchmal so, wie wir es nicht wollen.
Mir geht es oft so, dass Jesus mir dann Menschen vor Augen stellt, von denen ich denke: Ach Jesus, echt jetzt? Den anderen finde ich viel sympathischer.
Das ist für mich ein ganz großer Schlüssel, denn klar ist: 24 Stunden mit Jesus leben, 24/7 für Jesus gesandt zu sein, ist kein Spaziergang. Das wird in diesem Text deutlich.
Jesus sagt: Die Arbeiter sind wenige in der Ernte, ja, die Ernte ist groß, aber wenige sind Arbeiter. Wenn man dann den nächsten Vers liest, denkt man: Ja logisch, wenn du uns wie Lämmer unter die Wölfe sendest, ist das nicht so attraktiv. Da ruft nicht jeder „Juhu, sind wir dabei!“
Mit Jesus leben, für Jesus gesandt zu sein, ist nicht einfach. Fragt die Menschen, die unterwegs sind, die ihr heute hier als Missionare trefft, egal ob sie in Sambia oder anderswo sind. Es ist schön, auf der Bühne zu stehen und eine Geschichte zu erzählen, aber Tag für Tag ist das herausfordernd.
Auch in deinem Leben für Jesus zu leben und für Jesus gesandt zu sein, fühlt sich vielleicht manchmal schön an. Aber die schlechte Nachricht ist: Morgen ist Montag. Und dann wird es wahrscheinlich wieder herausfordernder. Da ist es ziemlich sicher herausfordernder.
Das können wir nur leben, wenn wir immer wieder fragen: Jesus, was ist jetzt mit dir? Wo willst du, dass ich hingehe?
Einladung zur Stille und Gebet
Ich möchte uns jetzt eine Minute Zeit geben, eine stille Minute für dich und diese Frage: Jesus, wohin willst du mich schicken?
Vielleicht morgen an meinem Montag oder in diesem Jahr – eine Zeit der Stille für dich und Jesus. Jesus, wohin willst du uns senden?
Ich bitte dich, Jesus Christus, dass du sprichst. Heiliger Geist, beweg die Herzen. Ich bitte dich, dass du in die Stille und in unsere Gedanken hineinsprichst. Rede du.
Jesus, du bist der Herr über diese Welt und über unser Leben. Wir bitten dich, dass du uns mutig machst, unseren Alltag zu leben und darüber hinauszugehen.
Wir bitten dich, dass du uns mutig machst, zu den Menschen zu gehen und Frieden zu bringen.
Vielen Dank, dass du uns ernst nimmst und dorthin kommst, wo wir hingehen. Wir lieben es, mit dir zu leben, Jesus. Amen.
Konkrete Schritte zur Umsetzung im Alltag
Wenn du jetzt einen konkreten Menschen vor Augen hast oder vielleicht etwas gehört hast, bei dem du weißt, dass es um dieses Land oder diese Ausbildung geht, dann nimm dir diesen Bibeltext zu Herzen. Suche dir einen zweiten Menschen, dem du das erzählst.
Berichte in der nächsten Pause einem anderen Menschen davon. Schaffe dir einen Mitwisser, damit du jemanden hast, der dich daran erinnert: Was ist eigentlich aus diesem Gedanken geworden, den du damals hattest? Was ist aus diesem Menschen geworden? Was ist aus deiner Sendung geworden? Was ist aus dem, was Jesus in dein Leben hineingesprochen hat, geworden?
Und wenn Jesus gerade nicht in deine Stille hineingesprochen hat, dann ist das ganz häufig so und auch ganz normal. Suche dir immer wieder Zeiten in deinem Alltag und in deinem Leben, in denen du Jesus diese Frage stellst.
Such dir heute, an diesem Tag, diesen Gebetsstand in der Messe. Lass für dich beten und frage andere Menschen, was sie für dich hören.