
Ja, es ist schön, hier zu sein. Wer jetzt schon ein bisschen zusammengerechnet hat, weiß ungefähr, wie alt ich bin. Als jemand, der die meiste Zeit seines Lebens in einem fremden Land verbracht hat – wie der Bauer gesagt hat – muss ich nicht nur die Sprache lernen, sondern ich weiß auch, wie es sich anfühlt, Ausländer zu sein.
Gibt es hier ein paar Ausländer im Raum? Die verstehen mich vielleicht nicht. Nein, Spaß, Spaß. Ich glaube, wir können alle ein bisschen davon erzählen. Wir fühlen uns vielleicht hier in Deutschland wohl – ich hoffe, ihr fühlt euch hier wohl in Deutschland – aber ich zumindest weiß, dass ich mich nie hundertprozentig hier zuhause fühlen werde.
Der Name McDonald verrät natürlich ziemlich schnell, dass es kein gewöhnlicher deutscher Name ist. Sobald ich meinen Mund aufmache, wissen die Leute, dass ich kein Schwäbisch spreche. Ich kann nicht politisch wählen, was manchmal einfach bedeutet, dass ich keine Entscheidung treffen muss. Aber natürlich lebe ich mit den Folgen, sowohl den positiven als auch den negativen Ergebnissen.
Ich habe vier Kinder, die alle in Deutschland geboren sind. Deswegen haben sie beide Pässe: den US-amerikanischen von mir und meiner Frau und den deutschen Pass. Sie sind aber sehr stark geprägt von unserer amerikanischen Kultur – sei es die Sprache, die wir zuhause sprechen, sei es das Essen, das auf den Tisch kommt. Es gibt zum Beispiel Taco Tuesday jeden Dienstag, Brownies mit Eis und Erdnussbutter auf allem.
Natürlich versuchen wir auch, einige deutsche Feiertage mitzufeiern. Und es gibt natürlich den ganz berühmten Saint Patrick's Day, einen irischen Feiertag, der irgendwie in Boston erfunden wurde, keine Ahnung. Thanksgiving ist sehr wichtig bei uns, genauso wie der 4. Juli. Und natürlich sogar der Tag, an dem meine Kinder die Weihnachtsgeschenke aufmachen dürfen. Die müssen bis zum 25. warten. Ich weiß, ich bin sehr, sehr gemein.
Man könnte sagen, wenn ich das über die Jahre überlegt habe, wir McDonalds sind hier in Deutschland, aber wir kommen nicht von Deutschland.
Leben als Fremde in einer fremden Kultur
Eine ähnliche Aussage hat Jesus gemacht. Und obwohl es manchmal seltsam ist, als Ausländer in einer fremden Kultur zu leben – vielleicht können einige von euch das nachvollziehen – ist es für mich eine gute Lektion.
Wenn wir die Bibel aufschlagen, sehen wir von den ersten Seiten an, seit Adam und Eva aus dem Garten Eden vertrieben wurden, dass die Bibel uns, die wir eine besondere Berufung von Gott haben, mit einem ähnlichen Vokabular beschreibt. Vielleicht steht der Begriff „Ausländer“ nicht direkt in der Bibel, zumindest nicht in der Lutherübersetzung oder anderen Versionen. Doch wenn wir die Bibel lesen, finden wir im Alten Testament ein Volk, das fast die Hälfte der Zeit im Exil gelebt hat.
Sogar als sie wieder zu Hause waren, hatten sie oft das Gefühl, noch immer im Exil zu sein. Paulus nennt uns im Neuen Testament „Bürger des Himmels“. Petrus bezeichnet uns im ersten Petrusbrief als „Fremdlinge“ oder, wie ich schon gesagt habe, als „Ausländer“.
Diese Begriffe kommen nicht von ungefähr. Das, was bei Christen passiert ist, ist eigentlich ein Begriff, der in der Bibel nicht oft vorkommt. Das Wort „Christ“ findet sich nur zwei- oder dreimal im Neuen Testament. Was bei uns passiert ist, ist gigantisch. Es ist viel mehr als nur eine neue Konfession oder eine neue Religion. Es ist mehr als ein Verein mit Menschen, die ähnliche Interessen haben.
Es ist etwas Übernatürliches, das geschehen ist. Eigentlich ist es ein bisschen verrückt, wenn man darüber nachdenkt: Der Gott des Universums ist Mensch geworden. Das ist schon an sich verrückt. Wir haben gerade gefeiert, dass er auf der Erde gelebt hat, am Kreuz gestorben ist, auferstanden und wieder zum Vater im Himmel zurückgekehrt ist. Es ist immer noch verrückt, dass er durch seinen Geist bei uns eingekehrt ist.
Durch seinen Geist wohnt Gott in uns, und das verändert alles.
Neue Identität durch Christus
Wie gesagt, Paulus stellt für uns die Verbindung her, dass diese Tatsache so gigantisch ist, dass sie uns ein neues Bürgerrecht verleiht, das grundlegend ist. Unser Bürgerrecht ist im Himmel.
Doch selbst das ist vielleicht noch zu wenig. Denn Paulus schreibt zum Beispiel im Kolosserbrief, dass wir einen neuen Wohnsitz haben – und zwar nicht irgendwann in der Zukunft, sondern jetzt gerade. Er schreibt, dass wir gerettet sind aus der Macht der Finsternis und versetzt wurden in das Reich des Sohnes seiner Liebe.
Ein paar Kapitel später, in Kapitel 3, schreibt er sogar, dass unser Leben in der jetzigen Zeit mit Christus in Gott verborgen ist – Christus, der zur rechten Hand Gottes sitzt.
Ich bin heute von Fischbach nach Stuttgart gefahren. Jetzt bin ich hier im Raum C 7,2, 6,2 oder was auch immer, bei Jumiko. Gleichzeitig aber, weil ich in Christus bin, bin ich versetzt und sitze zur rechten Seite Gottes. Und jeder andere, der das glaubt und angenommen hat, befindet sich auch in dieser Spannung – gerade jetzt.
Ihr seid alle bei Jumiko, ja, mindestens körperlich, vielleicht noch nicht geistig, aber egal. Schon früh, ich weiß. Aber ihr seid auch gleichzeitig in Christus.
Das heißt: Christus lebt in mir durch seinen Geist, aber ich bin auch in Christus. Die Bibel beschreibt beides und versucht, das irgendwie rüberzubringen. Deshalb nennt sie uns Christen eigentlich viel öfter „in Christus“ oder „mit Christus“ – über 160 Mal im Neuen Testament.
So sprechen wir normalerweise nicht. Ich komme aus den USA und ich sage nicht: „Ich bin in George Washington“, um einen Präsidenten zu wählen – das würde bei euch vielleicht nicht viel auslösen. Aber ich sage nicht: „Ich bin in George Washington.“ Wer sagt das schon?
Doch ich sage: Ich bin in Christus. Denn so nah, so beeinflussend und so verändernd soll es sein. So beschreibt die Bibel, was passiert ist. Das verleiht dem, was wir lesen, auch etwas Gewicht.
Wenn wir lesen, dass Jesus in uns lebt und wir in ihm sind, dann leben wir sogar im Himmel. Wir leben nicht nur für diese Erde hier. Wir sind Ausländer, ja, Fremdlinge.
Wir sind zwar hier präsent – bei Jumiko, jetzt gerade in Stuttgart, Deutschland oder wo auch immer –, aber letztendlich nicht von hier. Unsere wahre Heimat ist im Himmel. Und das gilt nicht irgendwann, sondern jetzt.
Die Hoffnung auf die himmlische Heimat
Es gibt viele sehr alte Lieder, besonders auf Englisch, wie zum Beispiel die sogenannten „Negro Spirituals“. Diese Lieder drücken immer eine Sehnsucht nach einem Zuhause aus. Das ist richtig und gut, und es soll uns Hoffnung geben.
Wir haben gerade Advent gefeiert, weil Jesus zurückkommt. Amen? Amen, einige von euch haben gefeiert. Danach hatten wir Weihnachten und jetzt das neue Jahr. Es war schon schön, und es kommt noch mehr, kein Problem. Das ist gut, denn es gibt uns das, was wir jetzt ansprechen werden. Aber es ist auch viel mehr, weil wir jetzt schon dort sind.
Das ist nicht wie ein Land auf einer Bucketlist oder Wunschliste, wo man sagt: „Ja, irgendwann würde ich gerne nach Brasilien oder irgendwohin reisen.“ Sondern jetzt bin ich dort. Und das, wie gesagt, beeinflusst alles.
Ich und meine Familie, diejenigen, die uns kennen, nennen uns McDonalds – also Amerikaner. Wie gesagt, wir sind von unserer eigentlichen Heimat beeinflusst. Wenn man uns in den USA fragt, wie wir sprechen, dann kommt man mal vorbei und hört ein bisschen bei uns am Esstisch zu. Es gibt viel Denglisch. Vesper bleibt immer Vesper, und Schulranzen wird auch immer Schulranzen genannt – und so weiter, ein bisschen Denglisch eben.
Was essen wir in den USA? Dann kommt am besten am Dienstag bei McDonalds vorbei, da gibt es mexikanisches Essen, und dann findet ihr heraus, was wir in den USA essen. Was ziehen wir an? Besonders meine Kinder – ich glaube, das ist heute von C&A – aber besonders meine Kinder tragen alles, was Oma und Tante, Gott sei Dank, gekauft haben. Und sie sehen ziemlich amerikanisch aus.
Wie wir uns hier in Deutschland verhalten, ist bei uns McDonalds ein Kennzeichen dafür, woher wir eigentlich kommen: Amerika. Und genauso verhält es sich mit unserem Bürgerrecht im Himmel. Der Himmel ist eigentlich jetzt der neue Maßstab, unsere Vorlage dafür, wie wir hier auf der Erde wohnen sollen.
Deshalb schreibt Paulus zum Beispiel in Kolosser 3: „Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf der Erde ist.“ Warum? Weil der Himmel, wo du geistlich gesehen bist – in Jesus, zur rechten Hand Gottes – der neue Maßstab ist. Das, was droben ist, bestimmt, wie ich mich hier unten auf der Erde verhalte.
Oder ein weiteres Beispiel: Jeder kennt bestimmt das Gebet, das wir fast jeden Sonntag beten: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.“ Was ist das eigentlich für ein Gebet? Wir sagen: „Hey Jesus, bau du das, was uns als Maßstab gegeben ist, hier in meiner Familie, in meinem Leben, in meiner Gemeinschaft, in meinem Nachbar, in meiner Gemeinde, in meiner Stadt, in meinem Land, in meinem Volk.“ Bau du das, was dieser neue Maßstab ist, hier auf der Erde.
Wie sprechen wir im Himmel? Was essen wir, was ziehen wir an im Himmel? Das klingt vielleicht ein bisschen skurril, aber man muss zumindest darüber nachdenken. Es muss praktisch gesehen irgendwie klar sein. Mindestens: Welche Ziele und welche Werte haben wir im Himmel?
Jetzt wissen wir, wie wir hier auf der Erde wohnen sollen, wie wir denken sollen, wie wir sprechen sollen – ganz grundlegende Dinge wie unsere Ziele und Werte, aber auch ganz praktische Dinge. Das Neue Testament beschreibt zum Beispiel, wie wir mit Geld, Sexualität und Essen umgehen sollen. Alles wird von unserem Heimatland beeinflusst.
Herausforderung: Echtes Christsein statt Imitation
Als ich in den Achtzigern und Neunzigern im christlichen Missionarkindhaus aufgewachsen bin und sogar als ich vor 21 Jahren am Bodensee angefangen habe, hatte ich immer das Ziel vor Augen: den Nichtchristen, den Ungläubigen zu zeigen, dass Christen auch cool sein können.
Was haben wir in der High School gemacht? Wir sind zu Rapkonzerten gegangen. Alle meine Freunde, die ungläubig waren, hörten Tupac, ich hörte DC Talk, ja, Toby Mack – let's go! Alle anderen hörten AC/DC im Auto, ich hörte Petra.
Was haben wir gemacht? Wir haben einfach das, was die Welt als cool ansah, genommen, unsere Jesus-Sticker daraufgeklebt und es christlich gemacht. Weißt du, was das ist? Billige Imitationen der Welt.
Wenn wir wirklich glauben, dass wir mitversetzt sind in die himmlischen Regionen, wenn wir wirklich glauben, dass Gottes Wille und sein Reich hier auf der Erde, sogar durch mich, genauso wie im Himmel, gebaut werden sollen, dann ist das viel, viel besser als nur eine billige Imitation.
Es ist besser, es ist anders, es ist ein neuer Maßstab.
Wie wir schon gehört haben, fängt es manchmal mit unserer Sprache an. In Spanien sprach meine Familie Spanisch, natürlich muss man Spanisch lernen. In Deutschland musste ich Deutsch lernen. Und beim Missionsdienst, wie wir schon gehört haben, ist die erste Priorität oft die Sprachschule.
Dennoch wusste jeder in Spanien, wo ich bis zu meinem 14. Lebensjahr lebte, dass ich kein Spanier bin. Nach 21 Jahren hier in Deutschland ist es ziemlich klar, dass ich diesen Akzent nicht so schnell wieder loswerde.
Auch wenn es ein bisschen anders sein mag, spielt die Sprache eine große Rolle dabei, mit wem wir uns identifizieren. Sind wir von dieser Welt oder ist unser Bürgerrecht im Himmel? Sprechen wir wie die Menschen um uns herum oder verrät uns unser Akzent: „Ah, der kommt nicht von hier“?
Verhalten wir uns wie die Welt und folgen den Mustern der Welt? Oder folgen wir diesem neuen Maßstab, diesem himmlischen Muster?
Die Hoffnung als unser himmlischer Akzent
Und laut dem 1. Petrusbrief, einem Brief, der ganz konkret diese Frage beantwortet – ja, wie leben wir als solche Himmelsbürger oder solche Ausländer in der Welt –, schreibt Petrus, unser Akzent, der uns verrät, soll die Hoffnung sein.
In 1. Petrus 1,3-5 lesen wir Folgendes: Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns aufgrund seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverweltlichen Erbe, das im Himmel aufbewahrt wird für uns, die wir in der Kraft Gottes bewahrt werden, durch den Glauben zu dem Heil, das bereit ist, geoffenbart zu werden in der letzten Zeit.
Schau mal: Petrus ist von den ersten Versen in dem ganzen Brief an nicht gleich damit beschäftigt, wie wir das lernen sollen oder wie wir Hoffnung anschaffen oder erzeugen sollen. Stattdessen beginnt er mit: Ihr seid wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung. Später im Brief schreibt er – das schauen wir gleich an –, dass es sogar eine Hoffnung gibt, die in uns ist.
Im November 2020 ist mein viertes Kind Jack zur Welt gekommen. Ich habe ihn mit einer Maske im Krankenhaus begrüßt. Im Gegensatz zu seinen zwei älteren Brüdern, die beide mit blonden Haaren und blonden Augen geboren wurden, kam Jack mit dunkelbraunen Haaren und braunen Augen zur Welt. Lorna und ich wurden nie vor die Wahl gestellt, welche Augenfarbe unsere Jungs oder unsere Kinder haben sollen, geschweige denn hatten sie ein Mitspracherecht. Es ist ein genetischer Code, wie wir wissen, der bei der Empfängnis entschieden wird und sich bei der Geburt offenbart.
Die Hoffnung, die wir haben, ist in einer ähnlichen Gleichung. Sie ist etwas, in das wir bei der Neugeburt automatisch hineingeboren werden. Hoffnung ist eigentlich eine Tatsache. Hoffnung ist eine aktuelle Realität, wenn du Jesus kennst.
In Römer 15 schreibt Paulus, dass Gott der Gott der Hoffnung ist. Mit anderen Worten: Es ist Teil seines Charakters, der gleiche Charakter, den wir durch seinen Geist bekommen haben. Wir sind wiedergeboren zu dieser lebendigen Hoffnung. Das geschieht ganz automatisch bei der Wiedergeburt.
Warum? Wir lesen hier in 1. Petrus 1, dass Gott unglaublich barmherzig mit uns gewesen ist. Wir haben es überhaupt nicht verdient, deswegen brauchen wir Barmherzigkeit. Barmherzigkeit heißt, mitfühlen oder Verständnis haben für die Nöte von anderen. Und das beschreibt Gott ziemlich gut, oder? Er kennt unsere Not, er hat Mitgefühl und handelt.
Gott sei Dank ist er barmherzig gewesen. Wäre er nicht barmherzig gewesen, dann wären wir hoffnungslos. Aber er kennt unsere Not und hat etwas getan. Er hat seinen Sohn geschickt, der am Kreuz gestorben und auferstanden ist. Sogar vor der Erschaffung der Welt hat er das alles zusammengeplant. Er hat unsere Not gesehen, unsere Unfähigkeit, uns selbst zu retten, und ist barmherzig mit uns geworden.
Wenn die Grundlage unserer Hoffnung die Barmherzigkeit ist, schreibt Petrus, dann ist die Gewissheit unserer Hoffnung die Auferstehung. Die Hoffnung ist gewiss, weil Jesus lebt und wiederkommen wird.
Paulus schreibt in 1. Korinther 15 – das ist ein Kapitel, das man oft zu Ostern liest, das berühmte Auferstehungskapitel – und er schreibt: Ohne die Auferstehung haben wir gar nichts. Unser Glaube ist vergeblich, unsere Verkündigung vergeblich, wir sind noch tot in unserer Sünde. Nach dem, was Petrus hier schreibt, könnte man hinzufügen: Ohne die Auferstehung gibt es auch keine Hoffnung.
Und das ist es, was Paulus auch in diesem Kapitel schreibt: Wenn Jesus nicht auferstanden ist, dann werden wir auch nicht auferstehen, und wir sind die Elendsten von allen Menschen. Das ist hoffnungslos. Aber Jesus ist barmherzig, und Jesus ist auferstanden. Deswegen schreibt Petrus:
Erstens: Du hast Hoffnung, es gibt Hoffnung, und die Hoffnung ist in dir, wenn der Gott der Hoffnung bei dir eingekehrt ist. Und das ist die Sprache des Himmels oder eine von den Sprachen des Himmels.
Während die Sprache der Welt zurzeit ziemlich deprimierend ist, ist die Sprache des Himmels die Hoffnung. Meine Frage für uns heute Morgen ist: Ist die Hoffnung deine Muttersprache oder eine Fremdsprache für dich? Eigentlich sagt Petrus, es ist unsere Muttersprache. Es ist keine Fremdsprache für uns. Wir haben Hoffnung. Für die Welt ist sie allerdings eine Fremdsprache.
Deshalb sollen wir auffallen. Ja, das ist unser Akzent: „Hey, warum bist du so? Warum hast du Hoffnung? Du sprichst irgendwie anders.“ Überlege, wie du in den letzten Tagen auf die Nachrichten reagiert hast, wie du in den letzten Monaten auf die Politik, soziale Themen, persönliche Situationen oder die normalen alltäglichen Höhen und Tiefen reagiert hast.
Meine Frage ist: Hat es gezeigt, dass du ein Mensch der Hoffnung bist, weil du an einen barmherzigen Gott glaubst? Weil du weißt, dass Jesus lebt und regiert? Das soll sich irgendwie in unserer Reaktion auf das, was in der Welt passiert, sichtbar oder hörbar zeigen. Oder bist du hoffnungslos wie alle anderen?
Ganz ehrlich: Viel zu viele Christen wirken hoffnungslos, als ob Hoffnung eine Fremdsprache für uns wäre.
Die Herausforderung, Hoffnung sichtbar zu machen
Der Titel, der mir gegeben wurde, lautet: „Die Sprache des Himmels lernen“, also ob wir das lernen müssen. Nein, eigentlich haben wir es schon – wir haben Hoffnung. Und ich sehe vielleicht zwei Lächeln jetzt. Ja, hey, wir haben Hoffnung, denn diesen Satz, diese Hoffnungslosigkeit, hoffnungslose Zeiten, ungewisse Zeiten haben wir schon oft gehört, oder?
Die letzten paar Jahre – Corona hat ziemlich alles hoffnungslos gemacht. Politische Unruhe in den letzten Jahren, im Ausland und im Land, brachte Hoffnungslosigkeit in unsere Gesellschaft. Die Finanzen scheinen auch nicht unbedingt besser oder einfacher zu sein. Die Kriege und Konflikte, die nie zu enden scheinen, wirken ziemlich hoffnungslos. Man kann nicht einmal auf einen Weihnachtsmarkt gehen, ohne ein bisschen Angst zu haben.
Ich persönlich lese keine Nachrichten mehr. Ich habe genug Leute, die mich zu Hause anlügen. Aber die drei bis vier Schlagzeilen, die ich täglich beim Vorbeigehen an der Theke am Bodensee lese, sind genug, um durch den Tag zu gehen – voller Hoffnungslosigkeit.
Ich glaube, Hoffnungslosigkeit ist zunehmend überall, weil sie offenbart, wo Menschen ihre Hoffnung suchen. Es ist interessant, denn in unserer heutigen Sprache hoffen alle auf alles. Wir hoffen auf gutes Wetter, wir hoffen, dass unsere Lieblingsmannschaft gewinnt, wir hoffen, dass die Regierung gute Entscheidungen trifft, wir hoffen, dass das oder jenes endlich vorbei ist. Und trotzdem gibt es so viel Hoffnungslosigkeit.
Es liegt also definitiv nicht am Mangel an Hoffnung, oder? Denn wir hoffen auf alles. Nein, die Hoffnungslosigkeit entsteht eher, wenn man die Hoffnung in zeitlichen Dingen sucht. Wie gesagt: Hoffnung auf das Wetter, den Sportverein, die Regierung – das sind alles zeitlich begrenzte Dinge. Sicher können wir uns wünschen, dass all diese Dinge so laufen, wie wir es wollen. Aber wenn wir unsere Hoffnung in zeitliche Dinge setzen, dann wird auch unsere Hoffnung zeitlich sein.
Deshalb sieht es hoffnungsvoll aus, wenn die Lage gut ist, und hoffnungslos, wenn die Lage schlecht ist. Wortwörtlich sind es hoffnungslose Zeiten, wenn man die Hoffnung im Zeitlichen sucht.
Aber genau das Gegenteil stimmt auch. Die Hoffnung, die wir haben, soll offenbaren, wo wir unsere Hoffnung nicht nur gesucht, sondern auch gefunden haben. Es ist eine Möglichkeit, Zeugnis zu geben. Noch einmal: Es soll ein Akzent sein. Manche sagen, ich mache einen Dialekt, aber es ist kein Dialekt – es ist ein bescheuerter Akzent. Egal, es soll uns irgendwie auffallen: „Hey, ihr seid nicht von hier. Wo habt ihr das gefunden?“
Ja, lass mich dir von meinem barmherzigen Gott erzählen. Denn unsere Hoffnung ist nicht bloß ein Wunsch oder ein Wollen. Es ist eigentlich eine Ausrichtung des Willens und der Gedanken zu sagen: „Hey, ich stimme ein auf die Verheißungen und den Charakter Gottes.“ Und diese sind, Gott sei Dank, niemals von den Umständen um uns herum abhängig.
Wir dürfen Menschen der Hoffnung in jeder Situation sein. Unsere Hoffnung ist nicht zeitlich, sondern ewig.
Schau noch einmal, was wir gelesen haben: Vers 4 und 5. Wir sind nicht nur wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung, sondern zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe. Und was ist dieses Erbe, das im Himmel aufbewahrt wird und bereit ist, in der letzten Zeit offenbar zu werden? Es ist das endgültige Heil und die Errettung bei Gott. Das ist unsere Hoffnung.
Hoffnung als Perspektive in schwierigen Zeiten
Zweitens: Hoffnung ist eine perspektivische Sache. Schaust du nur auf das Zeitliche oder hast du auch das Ewigliche im Blick?
Wenn wir weiterlesen, vergleicht Petrus den Unterschied zwischen mancherlei Anfechtungen, die wir für eine kurze Zeit erleiden müssen, mit etwas viel, viel Besserem. Und was wird viel besser sein als die mancherlei Anfechtungen, die wir jetzt erleiden müssen? Es ist das Lob, die Ehre und die Herrlichkeit, die bei der Offenbarung Jesu Christi folgen werden – also wenn Jesus zurückkommt.
Diejenigen, die den Brief von Petrus erhalten hatten, gingen zurzeit durch einige Prüfungen und Verfolgungen. Verfolgung oder Schwierigkeiten verengen unsere Perspektive. Es ist eine ganz andere Ebene als Verfolgung, aber vor zwei Jahren hatte ich eine Knie-OP. Als ich mich ein paar Monate davor verletzt hatte, saß ich auf dem Sofa, hatte Eis auf meinem Knie und konnte in dem Moment nur an mein Knie denken: „Ach, mein Knie, ach!“
Nach der OP war es ebenfalls ein Kampf, sechs Wochen lang mit Krücken herumzulaufen und nicht anders zu denken. In solchen Situationen, wenn es schwierig wird, wenn wir ängstlich sind und die Nachrichten sowie Probleme sehen, verengt sich unser Blickwinkel nur auf die eine Sache.
Hoffnung in Jesus aber erweitert unsere Perspektive. Jesus ist auferstanden, Jesus kommt wieder.
Wenn man das Wort „Hoffnung“ in einem Wörterbuch aufschlägt, zum Beispiel im Duden, liest man: „zuversichtlich erwarten, wünschen und damit rechnen, dass etwas eintritt oder der Wirklichkeit entspricht.“ Leider ist das Wort „hoffen“ im Deutschen und auch im Englischen ein ziemlich schwaches Wort. Wir hoffen auf alles Mögliche, zum Beispiel auf das Wetter. Es klingt zwar gut mit „zuversichtlich erwarten“, aber das alles basiert auf unserem Wunsch, und ganz ehrlich: Unsere Wünsche ändern sich ständig.
Das biblische Wort, das hier verwendet wird, ist jedoch viel, viel stärker. Es bedeutet eine Erwartung dessen, was sicher ist, oder sogar eine tiefe Gewissheit. Interessanterweise bedeutet der Wortstamm, auf dem es basiert, „vorhersehen“ oder „willkommen heißen“. Also ist eigentlich alles, was wir tun, wenn wir hoffen, es zu begrüßen – mit tiefer Gewissheit dessen, was sicher passieren wird.
Das ist Hoffnung: einfach da zu sein und es zu begrüßen.
Wir haben Hoffnung, sind aber immer noch in der Lage, unsere Hoffnung auf zeitliche Dinge zu setzen. Deshalb sagt Petrus als zweite Sache: Setzt eure Hoffnung auf etwas Ewigliches, auf etwas Sicheres – auf die Gnade, die euch zuteilwird bei der Offenbarung Jesu Christi, noch einmal: wenn Jesus zurückkommt.
Und genau deshalb können wir inmitten von beängstigenden, sogenannten unsicheren und hoffnungslosen Zeiten Hoffnung haben. Denn die Hoffnung basiert nicht auf den Umständen oder ist an sie gebunden.
Petrus fordert uns auf, unsere Hoffnung auf die Gnade zu setzen, die uns zuteilwird, wenn Jesus Christus zurückkommt.
Hier noch einmal eine Frage: Auf was warten wir? Auf was warte ich? Denn das, worauf ich warte, ist das, worauf ich auch meine Hoffnung setze.
Wenn das Wetter schlecht ist, warten wir auf schönes Wetter. Wenn es unserer Sportmannschaft schlecht geht, warten wir manchmal länger als andere, bis es besser wird. Wenn wir krank sind, warten wir, bis wir endlich gesund sind. Manche warten darauf, endlich Klarheit über ihre Zukunft zu bekommen, manche warten darauf, jemanden zu heiraten, manche warten darauf, endlich aus dem Haus zu kommen – was auch immer.
Die Frage ist: Auf was wartest du? Denn das, worauf du wartest, ist eigentlich der Ort, an dem du deine Hoffnung setzt.
Wartest du darauf, dass diese schlechte Situation endlich vorbei ist? Oder wartest du auf die Wiederkunft Jesu?
Und wie oft habe ich an das eine gedacht, gejammert und gebetet und das andere total vergessen? Natürlich haben wir schon über den Advent gesprochen: vier Sonntage, an denen ich die Kerzen anzünde, und dann denke ich ein bisschen: „Oh ja, Jesus kommt zurück.“ Aber was ist mit den anderen 48 Wochen im Jahr? „Ja, aber im Dezember kommt es, okay, dann kann ich die Kerzen wieder anzünden.“
Das, worauf wir warten, ist das, worauf wir unsere Hoffnung setzen.
Das heißt aber nicht, dass wir sagen: „Okay, dann bauen wir ein paar Mauern um uns herum, kaufen ein paar Waffen und warten einfach, bis Jesus zurückkommt.“ So, ein bisschen amerikanisch gesprochen.
Nein, es ist eine aktive Hoffnung in der Zukunft, die etwas mit der Gegenwart zu tun hat. Eine lebendige Hoffnung, die gesehen und auch gehört wird.
Hoffnung als Zeugnis in schwierigen Zeiten
In dem Brief – leider ist unsere Zeit ein bisschen knapp oder meine Zeit ist kurz, ich habe sie schlecht eingeteilt – kann man weiterlesen, wie diese Hoffnung in die Zukunft unser Leben hier in der Gegenwart beeinflusst.
Weil wir Menschen der Hoffnung sind, zeigt sich das nicht nur in unserem Leben und unserem heiligen Wandel, wie Petrus es sagen würde, sondern es macht uns auch bereit und fähig, die Umstände zu erdulden, in denen wir uns heute befinden.
Man könnte sogar sagen: Wir Christen sind, weil wir eine ewige Hoffnung haben, für scheinbar hoffnungslose Zeiten geschaffen. Noch einmal: Weil Christen, die das auferstandene Leben Christi in sich tragen und mitversetzt sind zur rechten Hand Gottes, ein anderes Bürgerrecht haben, sind wir für Zeiten wie 2025 gemacht – egal wie verrückt sie auch erscheinen mögen.
Wir sind für chaotische Zeiten geschaffen, in denen politische Unruhe herrscht und eigensüchtige, egoistische Regierungen regieren. Denn eines ist sicher: Jesus lebt und regiert.
Wir sind für hoffnungslose Zeiten gemacht, in denen unsere Finanzen unsicher sind, denn unser Erbe ist bei Gott selbst bewahrt. Das ist sicher.
Wir sind für beängstigende Zeiten geschaffen, in denen unsere Sorgen überall wachsen, denn Gott hat uns einen Geist gegeben, der Kraft, Liebe und Zucht ist.
Wir sind für hasserfüllte Zeiten geschaffen, in denen jeder auf jeden wütend ist und die Spaltungen in der Gesellschaft immer größer werden. Denn wir sind durch das kostbare Blut Jesu Christi erkauft und vereint worden, sodass wir nicht nur einander lieben können, sondern sogar unsere Feinde.
Wir sind für ungewisse Zeiten geschaffen, in denen man gar nichts wirklich planen kann und nicht weiß, was als Nächstes in den Schlagzeilen auf uns zukommt. Denn eines ist sicher: Jesus kommt wieder, und unsere Zukunft ist mit ihm bis in die Ewigkeit sicher.
Wir sind dafür geschaffen – weil wir Hoffnung haben. Und wie es hier geschrieben steht: Es wird gesehen.
Der letzte Vers, den ich erwähnen möchte, ist 1. Petrus 3,15: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“
Ich habe diesen Vers immer im Zusammenhang mit Apologetik gehört. Es geht darum, zu wissen, was man glaubt, denn man weiß nie, wann man seinen Glauben verteidigen muss. Ob Biologie, Erdkunde oder was auch immer – man hat seine Argumente parat und ist bereit, jedes Gegenargument mit Versen zu entkräften. So habe ich immer gedacht.
Aber wenn man den Vers im Kontext liest, schreibt Petrus über Leiden. Es geht darum, das Richtige zu tun, auch wenn man verleumdet und geschmäht wird – im Grunde genommen Verfolgung.
Und mittendrin sagt er den Fremdlingen, sie sollen bereit sein, die Hoffnung, die sie haben, zu erklären. Dabei deutet er offensichtlich zwei Dinge an: Erstens, dass sie überhaupt Hoffnung haben – siehe „die Hoffnung, die in euch ist“ – und zweitens, dass man diese Hoffnung sehen oder hören wird, sogar mitten in der Verfolgung.
Sie werden anders auf das Leiden und die Verfolgung reagieren. Und wie gesagt, oft denke ich an Apologetik, ja. Aber „die Rechenschaft fordern über die Hoffnung, die in euch ist“ heißt nicht Rechenschaft über deine religiösen Überzeugungen, nicht über deine Meinung zu Sexualität, nicht über deine Schöpfungstheorie und nicht über deine Überzeugung, dass die Bibel wahr ist. All das sind wichtige Dinge, und alles wird auch gesehen.
Aber interessant ist, was Petrus sagt: Beim Leiden wird vor allem eins gesehen – die Hoffnung, die du hast. Und das werden die Leute bemerken. Sie werden es hören und an deine Tür klopfen und sagen: „Hey, warum leidest du anders?“
Noch einmal meine Frage: Ist es deine Muttersprache oder eine Fremdsprache? Welchen Akzent hast du, wenn du sprichst? Wie reagierst du selbst auf das, was wir lesen und hören? Oder wo hast du vielleicht sogar jetzt in der kommenden Woche die Möglichkeit, Zeugnis zu geben über die Hoffnung, die in dir ist?
Schlussgedanken: Hoffnung als Licht in dunklen Zeiten
Ich ende mit einem seltsamen Zitat von einem seltsamen Mann, Fjodor Dostojewski. Ich glaube nicht, dass er von der Gemeinde gesprochen hat, als er das schrieb, aber er sagte: „Je dunkler die Nacht, desto heller sind die Sterne.“
Und ich denke, dass dieses Zitat die Gemeinde im Jahr 2025 gut beschreibt. Vielleicht wird es dunkler sein – viele glauben das –, aber umso heller wird unsere Hoffnung spürbar, hörbar und sichtbar sein.
Gott segne euch. Ja, lasst uns Menschen der Hoffnung sein. Amen.