Einführung in das Thema gesunde Grenzen und Ehe
Gesunde Lehre, gesunde Grenzen, Nachfolge als Marathon. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um meine Ehe.
Brennen, ohne auszubrennen, oder gesunde Grenzen – das ist das Thema dieser Woche. Wir leben in einer Zeit der Überforderung. Das mag ein wenig jammernd klingen, aber wenn ich sehe, wie viele Menschen ihr Leben gerade so schaffen, bleibe ich dabei. Wir leben in einer Zeit, die uns mehr abverlangt, als wir haben – jedenfalls dann, wenn wir einfach drauflosleben und nicht genug nachdenken.
Ohne gesunde Grenzen werden wir ganz leicht von Ansprüchen überrollt, die wir niemals erfüllen können. Damit das nicht passiert, habe ich ein paar Gedanken zu dem Thema gesunde Grenzen in diesem Podcast.
Gestern ging es mir um einen gesunden Umgang mit meinem Körper und meiner Seele, Stichwort Ruhetag: Mach genug Pausen. Viel Arbeiten macht nur Sinn, wenn ich auch genug Pausen bekomme. Sonst werde ich am Ende nicht effektiver, sondern immer lahmer, immer unausgeglichener, und meine Frusttoleranz geht in den Keller.
Gestern ging es um Pausen, heute will ich das Thema Ehe beleuchten – also das Recht auf intakte Beziehungen und Intimität.
Prioritäten setzen und Schutzziele in der Ehe
Ich bin ein Mann, der in Schutzzielen denkt. Wenn ich mich frage, wie ich meine Zeit einteilen soll, schaue ich mir zuerst an, wofür ich verantwortlich bin. Das sind meine Schutzziele.
Dann überlege ich, welches Schutzziel heute oder in dieser Woche das wichtigste ist. Dahinter steht die Idee der gleitenden Prioritäten. Vielleicht kann ich nicht jede Woche so viel Zeit für meine Frau aufbringen, wie es wünschenswert und richtig wäre. Aber ich kann dafür sorgen, dass meine Ehe über einen Zeitraum von, sagen wir mal, vier Wochen hinweg nicht zu kurz kommt.
Das gelingt natürlich nur, wenn ich bereit bin, dem Schutzziel Ehe, sofern nötig, eine sehr hohe Priorität zu geben. Ganz praktisch: Nächste Woche bin ich im Westerwald. Dort habe ich fünf Tage Seminar zum ersten Timotheusbrief.
Was kommt in dieser Zeit zu kurz? Genau, meine Ehe. Telefonieren ist einfach nicht genug. Deshalb muss ich bewusst in den Wochen danach darauf achten, genug Zeit mit meiner Frau einzuplanen.
Ein Besuch bei unserem Lieblingsitaliener wäre zum Beispiel eine Idee. Oder vielleicht doch das Sektfrühstück? Mal sehen.
Die Ehe als vorrangiges Schutzziel
Jürgen, willst du damit sagen, dass es Zeiten gibt, in denen dir deine Ehe wichtiger ist als der Dienst in der Gemeinde?
Genau, genau das will ich sagen.
Ich habe – und ich sage das bewusst ein wenig provozierend – ein Recht auf eine intakte, tiefe, schöne Ehe. Deshalb werde ich mir genug Zeit nehmen, um meine Ehe zu pflegen. Und zwar nicht, weil ich meine Ehe zu einem Götzen mache, sondern weil ich in der Bibel, im Standardwerk für gelingende Ehen, dem Hohelied im Alten Testament, folgende Zeilen finde.
Dort sagt die reife Sulamit zu ihrem Salomo (Hohelied 7,11-14):
„Ich gehöre meinem Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen.
Komm, mein Geliebter, lass uns aus dem Feld hinausgehen,
wir wollen unter den Hennersträuchern die Nacht verbringen.
Wir wollen uns früh aufmachen zu den Weinbergen,
wollen sehen, ob der Weinstock treibt, die Weinblüte aufgegangen ist,
ob die Granatäpfelbäume blühen.
Dort will ich dir meine Liebe schenken.
Die Liebesäpfel geben ihren Duft,
und an unserer Tür sind allerlei auserlesene Früchte, frische und alte,
die ich, mein Geliebter, dir aufbewahrt habe.“
Bedeutung von Intimität und Zweisamkeit in der Ehe
Ich möchte an dieser Stelle nicht in die Auslegung einsteigen. Im Skript findet ihr den entsprechenden Kommentar verlinkt. Mir reicht es, darauf hinzuweisen, dass zu einer gut funktionierenden Ehe neben der wechselseitigen Bewunderung auch die Intimität gehört.
Intimität bedeutet Zweisamkeit, die bewahrt, gepflegt und über Jahrzehnte hinweg entwickelt werden will. Im Text lädt Sulamit ihren Salomo zu einem romantischen Wochenende im Weinberg ein. Den Rest könnt ihr euch vorstellen.
Es ist wichtig, diesen Text als ein Stück Bibel zu verstehen. Weder das gemeinsame Gebet, noch der gemeinsame Gemeindedienst, auch nicht die Kinder oder das Haus können ein Ersatz sein für romantische Zeiten, in denen Eheleute sich mit schönen Gefühlen beschenken.
Deshalb bin ich ein großer Befürworter von Eheabenden, gerne einmal in der Woche, und von kurzen Eheurlauben, ganz ohne Kinder.
Gründe für die Priorisierung der Ehe
Ich bin aus verschiedenen Gründen verheiratet. Hier sind meine drei wichtigsten Gründe.
Erstens lebe ich in einer sexualisierten Gesellschaft, die mir täglich Lust auf fremde Frauen macht. Eine erfüllende Ehe schützt mich vor den Versuchungen der Pornografie, vor dem Fremdgehen und vor lüsternden Gedanken. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Der Kampf gegen diese Sünden bleibt bestehen. Aber wie Paulus so schön sagt: „Um Unzucht zu vermeiden, soll jeder seine eigene Frau haben und jede Frau ihren eigenen Mann.“
Zweitens habe ich eine Verantwortung gegenüber meiner Frau. Ich soll sie nähren und pflegen, ich soll sie ehren. Wenn ich mich nicht um sie sorge, bin ich, so Paulus, „schlechter als ein Ungläubiger“. Gott kann mich in meinem Dienst nicht segnen, und er wird meine Gebete nicht erhören, wenn meine Frau an meiner Seite verkümmert. Doch ich will Gottes Segen haben, und ich will, dass meine Gebete erhört werden. Deshalb bekommt meine Ehe einen so hohen Stellenwert in meinem Leben. Aus diesem Grund muss ich zu manchen Ansprüchen an mich Nein sagen, damit meine Ehe aufblühen kann.
Drittens beschenkt mich meine Frau mit ihrer Stärke. Ich weiß, dass Paulus nicht zu Unrecht davon schreibt, dass der verheiratete Mann und die verheiratete Frau geteilt sind. In ihrem Leben geht es eben nicht nur darum, dem Herrn Jesus zu gefallen. Als Verheirateter bemühe ich mich auch darum, meiner Frau zu gefallen. Das ist nicht schlimm, es ist einfach so. Ehe gelingt nicht, wenn ich meiner Frau nicht gefalle. Ich muss nicht heiraten, aber wenn ich es tue, dann muss ich auch als Verheirateter leben. Das bringt Einschränkungen mit sich.
Doch wie mir scheint, bedeutet das nicht nur Einschränkungen, sondern auch ein Plus – ein Plus an Stärke. Dieses Plus an Stärke möchte ich in meinem Dienst nicht missen. Aber dieses Plus ist nur da, wenn meine Ehe super gut läuft. Deshalb werde ich mich gegen Ansprüche abgrenzen, die es für mich unmöglich machen, meine Ehe zu genießen und zu entfalten. Denn eines ist mir völlig klar: Meine Ehe ist auch mein Dienst.
Abschließende Gedanken und praktische Anregungen
Abschließender Hinweis
Ich habe das Thema vor allem aus der Sicht eines Ehemanns betrachtet. Liebe Schwestern, ich traue euch zu, den zweiten und dritten Punkt aus eurer Perspektive mit Leben zu füllen.
Was könntest du jetzt tun? Wenn du verheiratet bist, plane doch für diese Woche einen schönen Eheabend.
Und wenn du kein Freund der Ehe bist? Dann entschuldige dich doch bei deinem Partner dafür.
Das war es für heute. Wenn du grundsätzlich tiefer in das Thema romantische Ehe einsteigen möchtest, empfehle ich dir, meine Vorträge zum Hohelied zu hören. Den Link findest du im Skript.
Der Herr segne dich, schenke dir seine Gnade und lasse dich in seinem Frieden leben. Amen.