Sechs Tage später nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit sich und führte sie auf einen hohen Berg. Dort verwandelte sich sein Aussehen vor ihren Augen. Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden strahlend weiß wie das Licht.
Plötzlich erschienen Mose und Elia und redeten mit Jesus. Petrus sagte zu Jesus: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen – eine für dich, eine für Mose und eine für Elia.“
Während er noch sprach, erschien eine leuchtende Wolke und überschattete sie. Aus der Wolke erklang eine Stimme: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Auf ihn sollt ihr hören!“
Als die Jünger das hörten, fielen sie mit dem Gesicht zur Erde und hatten große Angst. Jesus kam zu ihnen, berührte sie und sagte: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“
Als sie aufsahen, sahen sie nur noch Jesus allein. Auf dem Weg nach unten befahl Jesus ihnen: „Erzählt niemandem von dieser Vision, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.“
Die Verklärung Jesu auf dem Berg
Und nach sechs Tagen nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder Jakobus’, mit sich und führte sie allein auf einen hohen Berg. Warum gerade diese drei? Das wissen wir nicht. Es gibt keine eindeutige Antwort darauf. Doch was wir verstehen können, wollen wir herausfinden.
Jesus wurde vor ihnen verklärt. Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne. Diese Bilder sind nur schwache Andeutungen. Mit den Ausdrücken einer vergänglichen Welt können wir das Wesen des ewigen Jesus, des Sohnes Gottes, nur unzureichend beschreiben. Unsere Begriffe reichen nicht aus, um die Größe Jesu in Worte zu fassen.
Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Das Licht selbst ist bereits die Grenze der Beschreibung. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elija, die mit Jesus redeten.
Im Judasbrief steht, dass der Leichnam Moses bewahrt worden sei. Michael, der Erzengel, wird kaum beachtet, ebenso wenig Elija, der im Wetterwagen gen Himmel fuhr. Diese wunderbare Zusage, dass der Tod gebrochen ist – schon sichtbar – tritt hier erneut hervor. Mose und Elija redeten mit Jesus.
Petrus begann daraufhin zu sprechen: „Herr, hier ist es gut zu sein. Wenn du willst, will ich hier drei Hütten bauen: eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“ Während er noch sprach, überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören.“
Es ist für mich immer ein tief schmerzlicher Stich ins Herz, wenn ich Menschen treffe, die sich anmaßen, Lehrer in der Christenheit zu sein und die Gottessohnschaft Jesu bestreiten. Wer das tut, nennt Gott einen Lügner, der aus dem Himmel bezeugt: „Dies ist mein lieber Sohn.“ Oder er macht die Apostel zu Scharlatanen.
Als die Jünger diese Stimme hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. Es ist erstaunlich, welche Macht diese Stimme hatte – sie war es, die sie zu Boden warf, nicht die Lichterscheinung. Jesus aber trat zu ihnen, berührte sie und sagte: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“
Als sie ihre Augen wieder öffneten, sahen sie niemanden außer Jesus allein. Und als sie vom Berg herabstiegen, gebot Jesus ihnen: „Sagt niemandem von dieser Erscheinung, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.“
Die Sinnkrise des Lebens in der heutigen Zeit
Es gibt jetzt viele Urlauber, die den nasskalten Tagen entfliehen. Ein beliebtes Ziel sind die herrlich weißen Strände Ostafrikas. Stellen Sie sich vor, wie Sie sich jetzt in der Sonne räckeln könnten, wenn Sie sagen: „Ich habe Durst“ und so weiter. Die Palmen wiegen sich über Ihnen im Wind, die Seele baumelt langsam vor sich hin.
Als ich zum ersten Mal in Ostafrika war, haben mich besorgte Gemeindeleiter dort auf diese Touristen angesprochen, noch bevor ich sie selbst gesehen hatte. Sie sagten: „Schick doch bitte ganz schnell Seelsorger!“ Ich fragte: „Warum?“ Dann erklärten sie: „Die Selbstmordrate unter diesen Menschen ist ganz hoch. Viele nehmen sich das Leben.“ Das kann doch nicht sein. Herrlichste Genüsse, tabufreie Lüste, alles genießen im Überfluss, Geld in Hülle und Fülle, kein Druck, keine Aufgaben, keine Pflichten mehr.
Man muss es mal morgens zwischen vier und fünf Uhr sehen, wenn sie an der Hotelbar hängen und keinen Sinn mehr im Leben finden – keinen Sinn mehr. Wenn Sie jetzt mit Ihren Nachbarn, Kollegen und Freunden sprechen, werden Sie genau dieselbe Beobachtung machen. Es gibt unzählige Menschen, die mit ihrem Leben nicht mehr zurechtkommen. Vielleicht tritt das erst in Zeiten zutage, in denen man nichts mehr tun muss und erkennt: Eigentlich hat mein ganzes Leben keinen Sinn.
Wie, was soll das? Wir haben es doch gut. Wem passt es nicht? Wem meckert man? Wir sind ja alle pflichtbewusste Leute und nehmen es übel, wenn jemand das offen ausspricht. Ich finde es aber sehr wichtig, wenn wir heute wieder merken, dass dies eine Not ist, die immer wieder aufbricht, wenn Menschen ehrlich zu sich selbst sind: Was ist denn der Sinn meines Lebens?
Und lügen Sie sich nicht so schnell etwas darüber hinweg, indem Sie sagen: „Ja, aber ich habe doch meine Pflichten.“ Welche Pflichten? „Meine Arbeit.“ Für was arbeiten Sie? Ich habe das von vielen Menschen gehört, die im Rückblick auf ihr Leben fragen: Warum eigentlich alles? Und wofür eigentlich alles?
Vielleicht zeigt sich das erst, wenn eine Ehe zerbricht, jemand stirbt, berufliche Wünsche nicht in Erfüllung gehen oder man geschäftlich Misserfolg hat. Dann fragen sie plötzlich: „Warum? Was ist jetzt mein Leben gewesen?“ Man klammert sich immer noch an Hoffnungen.
Ihr jungen Leute, für euch ist es toll, ihr habt noch herzvolle Sehnsüchte. Aber ihr wisst, dass sich viele eurer Träume im Leben nicht verwirklichen lassen. Und dann kommen die schrecklichen, großen Enttäuschungen. Welchen Sinn hat mein Leben? Wofür lebe ich eigentlich? Für die Arbeit? Für die Rente? Für wen denn?
„Ich lebe für meine Familie“, sagen manche. Das ist ja noch ganz schön. Ich habe einen sozialen Sinn. Aber wofür lebe ich denn? Was macht mein Leben lebenswert? Und vor dem Schrecken des Todes wird letztlich alles fraglich, auch wenn der Pfarrer in der Beerdigungsansprache nochmals hervorhebt, welche Ämter man begleitet hat und wie viel man im Leben geleistet hat.
Was ist denn gewesen, das meinem Leben Sinn geben kann? Ich finde es gut, wenn Menschen heute sagen: „Ich bin in der Krise, ich finde den Sinn meines Lebens nicht mehr.“ Und ich behaupte: Jeder wache Mensch kommt heute ins Fragen und sagt: „Ich bin gerade in einer Zeit des Wohlstands und Überflusses und frage mich, was eigentlich der Sinn meiner ganzen Mühe ist. Warum das ständige Jagen und Rennen?“
Ich verstehe, dass Leute aussteigen und sagen: „Lass mich doch, ich will einfach nur für mich leben.“
Die Frage nach dem Lebenssinn und die Begrenztheit weltlicher Erfüllung
Meine erste Frage heute lautet: Was ist meines Lebens Sinn? Was ist meines Lebens Sinn? Diese Frage stellt nämlich Jesus. Jetzt sagen Sie vielleicht: Wo steht denn das in deinem Text? Wovon redest du denn? In den ersten Worten und nach sechs Tagen. Ja, was war denn in den sechs Tagen?
Schauen wir uns die Verse vorher an. Dort hat Jesus mit seinen Jüngern über den Lebenssinn gesprochen. Das hat Jesus umgetrieben und er fragt: Was habt ihr denn in eurem Leben? Und es erklingen die Worte: Wie könnt ihr denn euer Leben retten? Wie könnt ihr euer Leben schützen und bewahren?
Warum hat das die Jünger beschäftigt? Weil jeder wache Mensch merkt: Mein Leben zerbröselt. Es ist ein kurzes, flüchtiges Leben. Ehe man es gegriffen hat, ist es durch die Finger gerutscht. Was ist mein Leben? Wie kann man sein Leben bewahren und schützen? Wie kann man sein Leben bewahren und schützen?
Ja, indem ich in mein Leben ein kostbares und verantwortliches Leben lege. Würden Sie alle sagen: Pflichtbewusst möchte ich mein Leben füllen mit wichtigen Gütern. Ich möchte mein Leben mit großen Zielen erfüllen. Ich habe mir große Leitlinien gesetzt. Ich will verantwortlich als Haushalter mit meinen Gaben umgehen.
Jesus war offenbar im Gespräch mit seinen Jüngern und sagt: Stell dir mal vor, du kannst in dein Leben alles hineinpacken. Künste, Wissenschaft, deine Gaben, deine Entfaltung – du packst alles in dein Leben hinein.
Drei Verse vor uns in der Predigt steht unsere Jahreslosung, nur nach Matthäus, wir hatten sie sonst nach Lukas. Und wenn ein Mensch alles in sein Leben hineinpackt – wer ein bisschen wirtschaftlich denken kann –, Mensch, was waren die Börsenkurse in den letzten Wochen und so? Hier ist alles nur noch ein. Und wenn du die ganze Welt gewinnen könntest, Grundbesitz, Überfluss, Wissen und Erfüllung all deiner Gefühle – es kann dein Leben nicht satt machen.
Also, es ist unglaublich, dass alles, was die Welt bieten kann, Jesus so weit geht und sagt: Wenn du die ganze Welt mit allem, was die Welt an Lust, Erfüllung, Befriedigung, Freude, Schönheit, Güte, Können, Edelmut und Liebe hat, in dein Leben hineinfachst, kann es dein Leben nicht füllen.
Da redet Jesus ja von einem Geheimnis der Seele. Die Seele leidet Schaden. Nun, das, was da Seele heißt, kann auch bedeuten: Dein Leben leidet Schaden. Was ist denn das? Die Bibel redet ja manchmal auch vom Herzen. Was meint denn da Jesus?
Tief in unserem Innersten gibt es ein Unbefriedigtsein und eine Leere. Daraus kommen all die Sehnsüchte, die Träume, die Wünsche. Von jüngsten Kindertagen an und einmal zur Entfaltung kommen uns ganze Leben. Bleibt letztlich ein Unbefriedigtsein in der Seele – die biblische Diagnose.
Die ist so grandios: Wenn Sie das begriffen haben, können Sie mit Ihren Mitmenschen heute Gespräche führen. In jedem Menschen lebt das. Das hat so toll in dem Lied ausgedrückt: Ich bin durch die Welt gegangen, und wenn man da alles durchlebt hat und alles genossen hat, kommt man belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück.
Ich fand das immer so toll, dass einst die Rolling Stones gesungen haben: I can’t get no satisfaction – ich kriege keine Befriedigung. Sie haben das erkannt, und das ist ein Jesus-Satz: Es gibt keine Befriedigung in der Seele. Es ist ein kurzer, flüchtiger Augenblick mit allem, was sie haben.
Es ist alles im Nu verflogen und liegt als Erinnerung vielleicht zurück, oft mit Wehmut. Aber es gibt keine bleibende Befriedigung.
Die Sehnsucht des Herzens nach Gott
Was ist dieses Herz, was ist diese Seele, die sucht? Leider gibt es nur wenige Seelenforscher, die das erkennen – so, wie es die Bibel sagt. Nach dem, wonach unsere Seele verlangt, meint man oft Augustinus, der sagt: Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir, oh Gott.
Ja, denn mein Herz, mein Ich, meine Identität sind auf den lebendigen Gott ausgerichtet. Deshalb kann mir nichts Befriedigung geben – auch keine Kirche, keine Frömmigkeit und keine noch so sehr gestaltete Aktivität. Ich muss in meinem Leben eins aufnehmen, das mich wirklich befriedigt. Ich muss eins werden mit dem lebendigen Gott.
Ich bin nach dem Bilde des Schöpfers geschaffen. Es gibt keine Befriedigung außer darin, den ewigen Gott aufzunehmen. Deshalb kann ein Mensch in dieser Welt suchen, was er will, und alle Schätze dieser Welt anhäufen. Oft beneiden wir Leute und sagen: „Mensch, das sind Glückspilze, was die haben und wie locker die leben.“ Doch alles ist leer. Es ist nur eine äußere Verklärung des Herzens.
Ich kann nur den lebendigen Gott schaffen, weil ich nach dem Bilde Gottes geschaffen bin und mein innerstes Ich nach Gott verlangt. Ich sage es noch einmal: Leider gibt es nur wenige Seelenforscher, die das erkannt haben. Darum ist Seelsorge so wichtig – dass Menschen an ihrer Seele sorgen, sich mühen und ihre Sinne nicht zerstreuen in den vielfältigen Eindrücken ihres Lebens.
Vielmehr sollen sie suchen: Wie finde ich Erfüllung? Wie bekomme ich Erfüllung? Was ist der Sinn meines Lebens? Wie komme ich dahin, dass ich den ewigen Gott fassen kann? Es gibt in Ihrem Leben Stunden, in denen Sie Gott ganz nahe waren. Doch danach fühlen Sie sich oft nur wieder für einen kurzen Augenblick so.
Dieser Augenblick soll nicht nur kurz sein. In Ihrem Leben soll bleibende Ruhe sein, der Anker, der Frieden Ihres Herzens. Darum können Sie sich noch einmal mit allen möglichen Lebenszielen selbst Erfüllung zusprechen – und doch wird Ihnen das keinen Frieden geben.
Seien Sie nicht traurig, wenn Ihre Arbeitsziele oder Berufsziele zerbrechen. Das kann Sie nur wachrütteln, dass die Erfüllung dort nicht liegen kann. Aber ich weiß auch, dass Gott Ihnen in seiner Güte und Liebe viele Güter geschenkt hat. Klammern Sie sich nicht an diese Güter.
Suchen Sie aus all den Gaben Gottes nur das eine: Ihn. Wer ihn hat, ist still und satt. Herste sagt, dass man erfüllt und fröhlich ist, wenn man den Sohn Gottes hat. Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben. Greifen Sie ihn, fangen Sie ihn!
Für unsere unruhige Seele, unsere wunde Seele, für unser wundes Herz – für unser Heimweh, unsere Unbefriedigtheit und unsere ungestümen Sehnsüchte, die uns so schrecklich treiben zu immer neuen Erlebnissen und Abenteuern – gibt es kein anderes Heilmittel, auch keine Droge.
Es ist erschütternd, dass Drogen oft einen Kater hinterlassen und kein Heilmittel sind. Es gibt kein Heilmittel außer dieser Erfüllung im lebendigen Gott – dieses Heilmittel ist er selbst. Keine Frömmigkeit, kein religiöser Betrieb, keine Organisation, keine Menschen, kein Pfarrer – sondern er, der Herr selbst.
Die unsichtbare Wirklichkeit und die Bedeutung des Wortes Gottes
Und da stehen wir beim Zweiten: Es gibt tatsächlich eine unsichtbare Wirklichkeit. Wir erleben auf wunderbare Weise, wie Jesus seine Jünger auf diesen Berg führt.
Ich weiß, dass viele Leute, die ich getroffen habe, mir immer wieder mit einem Lächeln gesagt haben: „Ich glaube nur, was ich sehen kann.“ Das ist ein sehr klarer Satz, ein deutliches Glaubensbekenntnis. Doch es stimmt natürlich nicht.
Viele Dinge, die zu unserem Leben gehören, sehen wir nicht. Die Erdanziehungskraft sieht man auch nicht. Man spürt nur ihre Auswirkungen. So ist es auch bei Gott: Wir spüren nur seine Auswirkungen.
Die Liebe habe ich noch nie im Reagenzglas gehabt. Ich habe nur die Auswirkungen von Liebe gesehen. Die Treue, die Wahrheit sehe ich nie substanziell oder materiell. Es gibt viele Dinge, die ich nicht sehe.
Es war ein ganz besonderer Moment, den nicht einmal alle Jesusjünger erleben durften: die Herrlichkeit, Jesus zu sehen. In den Weihnachtstagen wird viel darüber gesprochen. Beim Hirtenfeld hat es angefangen: „Die Herrlichkeit des Herrn erschien ihnen.“ Wir hatten es in die Epiphaniastage hineingenommen, und plötzlich leuchtet das noch einmal vor diesen Jüngern auf.
Warum? Weil es so wichtig ist, dass in Jesus die ganze große Ehre und Majestät des ewigen Gottes steckt – in dieser schlichten Erdengestalt, dem müden Wanderer von Nazareth. Darum darf man nicht trennen, als ob Jesus nur Mensch gewesen wäre.
In diesem bloßen Menschen ist auf eine für uns unbegreifliche und geheimnisvolle Weise die ganze Herrlichkeit Gottes enthalten, die ganze Macht und Größe. Wer ihn hat, der hat es. Wer ihn ergriffen hat, der hat das Leben. Der ist bei Gott und hat den Frieden. Dem kann der Tod nichts mehr anhaben. Der hat das Leben.
Für Petrus war es so wichtig, dass er es am Ende seines Lebens als sein Testament, als sein Vermächtnis vor seinem Tod der Christenheit übergibt. Er sagt: „Wir haben es gesehen, wir bezeugen es, und wir haben die Stimme vom Himmel gehört.“ Diese Stimme fiel auf den Boden, wie damals am Sinai, als Gott seine Gebote verkündete.
Wir haben es gehört: In Jesus ist die ganze Macht und Größe. Natürlich hat das Petrus, der immer ein beherzter Mann war und schnell handelte, dazu bewegt zu sagen: „Ich will dieses Erleben fassen. Ich möchte, dass die Herrlichkeit Jesu sichtbar und fühlbar um uns bleibt. Ich will Hütten bauen. Ich will, dass das präsent ist. Ich hätte gerne in meiner Wohnung so ein Tempelchen, wo ich nur hineingehen müsste, und dann wäre ich hineingenommen in dieses Fühlen und Empfinden.“
Haben Sie nicht auch so eine Sehnsucht? „Ich will das auch gern fassen.“ Aber passen Sie auf: Das hat Jesus ausdrücklich verweigert. Im Lauf der Christenheit gab es immer wieder schlimme Versuche, durch das Fühlen die Herrlichkeit Gottes zu fassen. Doch Jesus hat das verwehrt – auch durch Empfinden oder Visionen. Ich bestreite das nicht.
Denn die Stimme aus dem Himmel, die Stimme des ewigen Vaters, sagt ganz klar: „Den sollt ihr nicht sehen, sondern den sollt ihr hören.“ Die ganze Majestät Jesu liegt in seinem Wort.
Warum? Ich weiß es nicht, aber es ist so. Genau so hat es Petrus empfunden und wiedergegeben in seinem Brief. Er sagt: „Wir haben es doch erlebt, und jetzt liegt alle Kraft auf dem prophetischen Wort. Wir haben dieses Wort, das leuchtet als ein Licht in einem finsteren Ort.“
Wir können eine große Erfahrung mit diesem Herrn und seinem Wort machen. Wir können die Herrlichkeit Gottes selbst erleben und sehen.
Wie? Indem wir die Stimme dieses Herrn hören und dieses Wort ein Licht auf unserem Weg wird. Sie können das Bibelwort oft aufschlagen, wenn Sie sich zur Stille zurückziehen oder wenn wir uns im Gottesdienst versammeln.
Vielleicht sind Sie gar nicht eingestimmt, und Ihre Gedanken schweifen ab. Doch dann leuchtet dieses Wort plötzlich wie der Morgenstern auf, der in unseren Herzen aufgeht.
Wir haben seine Herrlichkeit gesehen – nicht mit den äußeren Augen, nicht mit dem Fühlen und Tasten, nicht mit den Sinnen. Sondern mit einem Wort, das aus der Tiefe meines Herzens so gewiss durch die Bekräftigung des Geistes Gottes zu mir spricht und dies gewiss macht.
Die Unmöglichkeit menschlicher Vollkommenheit ohne Gott
Ich möchte ein Beispiel wählen: Sie könnten ein vollkommenes Leben führen. Sie können es nicht, aber es wäre wunderschön, wenn Sie es könnten. Sie wären ein Mensch, der nie etwas Böses redet, und Sie hätten nie einen bösen Gedanken in Ihrem Herzen. Sie wären ein Mensch mit einem sehr hohen Ethos, perfekt in allem.
Dennoch hätten Sie Gott nie entdeckt und finden können, weil Sie auch mit aller menschlichen Perfektion niemals die Herrlichkeit Gottes erfassen können. Das ist das Geheimnis: Sie können es nur als Geschenk von oben erhalten. Das bleibt das Geheimnis, das Jesus uns offenbart.
Und genau das hat Jesus an der Stelle getan, bevor es zum Leiden ging, bevor er den Passionsweg antrat. Wissen Sie, was das bedeutet, wenn Jesus seine Jünger auf den Passionsweg führt? Dann kommt das, was er zuvor im Abschnitt über den Lebenssinn gesagt hat: Man kann sein Leben verlieren um Jesu Willen, man verzichtet, man gibt her, man geht durch Stöhnen und Jammern – und doch hat man alles, alle Befriedigung und alle Erfüllung, weil man ihn hat.
Das wollte er den Jüngern noch einmal eindringlich klarmachen. Alles läuft durch dieses Wort hindurch: „Den sollt ihr hören, das ist mein lieber Sohn.“ Wenn wir im Gottesdienst immer nur sagen, wir wollen den Scheinwerfer auf Jesus richten, dann ist das kein Spiel von uns, sondern Gehorsam gegenüber dem Wort des Vaters. Der Vater will, dass wir seinen Sohn sehen, auf dem sein Wohlgefallen ruht, und dass wir die Worte Jesu hören – sonst nichts. Das genügt.
Glaubenserfahrungen in Kuba und die Kraft des Wortes
Ich hatte am letzten Sonntag die schöne Gelegenheit, in Kuba an einer großen Glaubenskonferenz teilzunehmen. Es war eine besondere Erfahrung, denn normalerweise gehen wir nie zu Einweihungen unserer Projekte von Hilfe Brüder. Nur auf diesem Weg war es möglich, das sogenannte religiöse Visum zu erhalten – die einzige Möglichkeit, um Christen in Kuba zu besuchen. Mit einem Touristenvisum ist das nicht erlaubt, ohne den Gemeinden großen Kummer zu bereiten.
Ich wusste nicht, wie furchtbar der Sozialismus dort ist – viel schlimmer, als er je in der DDR war. Es gibt zahlreiche gesetzliche Schranken: Keine Gemeinde und keine Gebetsstätte darf eröffnet werden. Alles wird reguliert und stranguliert. Das Land versinkt nach 39 Jahren Sozialismus in der schlimmsten Zweiklassenherrschaft. Nur der Dollar ist die Währung, mit der man etwas kaufen kann.
Doch wo sollen die Kubaner Dollar herbekommen? Sie können ja keinen Dollar verdienen. Sie haben nur den Peso, mit dem man nichts kaufen kann, ohne Marken. Das ist das Ende nach 39 Jahren Sozialismus. Kaum ein Auto ist auf der Autobahn zu sehen, alles ist leer. Niemand kann das Benzin in Dollar bezahlen.
Und dann trifft man diese Christen und erlebt etwas, bei dem ich mir wünsche, dass es auch bei uns so aufbrechen würde. Sie berichten, dass sich in den letzten vier bis fünf Jahren die Zahl der Gemeindeglieder vervielfacht hat. Fidel, ihr Präsident, kann gar nichts anderes mehr tun, als sie einfach laufen zu lassen. In den letzten fünf Jahren wurden zwei Millionen Bibeln im Land verteilt, und es herrscht immer noch ein großer Bibelhunger.
Wir haben dort ein wunderbares Predigerseminar in Pinos Nuevos Plazitas gebaut. Ich war tief beeindruckt. Die Menschen waren bewegt von ihrer Liebe und ihrem Geben. Sie kamen auf Lastwagenwegen im strömenden Tropenregen, wo sie noch das Benzin dafür bekommen hatten. Sie waren überwältigt davon, ihre Glaubenserfahrungen zu erzählen.
Dort traf ich den Kirchenpräsidenten Norberto Quesada, der jünger ist als ich, viel jünger, und im Rollstuhl sitzt, da er an Nerven leidet. Im November war er noch in Havanna, 400 Kilometer entfernt, im Krankenhaus. Er konnte nicht mehr sprechen. Nun sagte er, dass er wieder reden könne. Es bewegt ihn, was Gott will. Er wäre längst zurückgetreten, doch es ist schwierig. Sie finden keinen Leiter, der die Verantwortung angesichts der Staatsmacht und der Nöte durch die Staatsregulierung tragen will.
Er sagte: „Ich bin ein Grüppel hier im Rollstuhl.“ Ich antwortete ihm, dass ich heute darüber predigen werde, wie die Herrlichkeit Gottes über unserem schwachen Leib sichtbar wird, über der Niedrigkeit Jesu. Das, was normalerweise unseren Augen verborgen bleibt, wird hier offenbar.
Er erzählte weiter: „Im Krankenhaus kam der Chefarzt und sagte, er wollte mir operieren, doch medizinisch sei nicht mehr viel möglich. Ich werde nicht mehr gehen können.“ Doch dann war er überrascht, als der Arzt sagte: „Macht nichts.“ Der Arzt fragte ihn, wie er das wegstecke. Er erzählte ihm, was Jesus ihm bedeutet.
Der Arzt sagte, er sei gerade von Havanna 450 Kilometer mit einem Kollegen gefahren und wollte nur mit ihm über das Evangelium reden. Man kann sich nicht vorstellen, wie diese Menschen nach 39 Jahren Sozialismus nach dem Leben suchen und spüren, worum es wirklich geht. Wie ein Schwamm hat er jedes Wort aufgesogen.
Ich wollte, dass Sie das erleben – nicht nur äußerlich fühlen, sondern entdecken, welche Kraft im Wort Jesus steckt. Jesus ist der ewige Gott, der sich zu diesem Wort bekennt und in ihm seine Herrlichkeit über schwache Menschen offenbart.
Dann schickt Petrus Johannes und Jakobus wieder vom Berg herunter, und wir müssen zurück in die Herausforderungen unseres Lebens. Ich weiß nicht, was Sie erwartet, wenn Sie herunterkommen. Wissen Sie, was die drei Jünger erwartete? Ein Vater mit einem schwer kranken Kind, den sie nicht heilen konnten. Die Hilflosigkeit, Ohnmacht und Machtlosigkeit der Jünger.
Doch sie erfuhren die Herrlichkeit Jesu, wie er sein lösendes Wort mitten in diese Ohnmacht sprach. Ich bin überzeugt, dass auch Sie diese Erfahrung machen dürfen. Dass Sie die Größe und Herrlichkeit Jesu erfahren, wie er in Ihr Leben hineinredet und durch Sie hindurch wirkt.
Dass Sie verstehen, dass der ewige Gottessohn sich durch sein Wort in Ihr Leben hineinhören lässt und durch Sie große Wirkungen hervorrufen will. Das gilt nicht nur in Kuba, sondern überall dort, wo Menschen in Treue, Gehorsam, Liebe und Freude Jesus suchen und sein Licht fassen.
Alles andere hilft nicht! Amen!
