
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Besonders zur Weihnachtszeit sieht man sie als Dekoration: niedliche Figuren mit runden Köpfen und Flügeln – ihr wisst, was ich meine, Engel, die man an den Weihnachtsbaum hängt. Auch unter dem Jahr werden sie als Dekoration immer beliebter. Viele Menschen lassen sich darüber hinaus von ihnen im Alltag begleiten. Wenn man in Buchgeschäfte geht, findet man immer wieder Bücher, die sich mit Engeln beschäftigen.
Aber wer oder was sind Engel? Wo kommen sie her? In welcher Beziehung stehen sie zu uns? Und welche Einstellung sollten wir ihnen gegenüber haben?
Also, Jörg, wie sollen wir uns Engel vorstellen? Mit weißem Gewand, blonden Haaren und Flügeln – so wie wir sie kennen? Sind das Engel?
Das ist eher die europäische Vorstellung der letzten vierhundert Jahre. Da wir natürlich christlich geprägt sind, glauben viele Menschen an Engel. Wenn man jedoch die ersten Jahrhunderte betrachtet, waren Engel meist furchterregende Gestalten.
Wenn man zum Beispiel den Isenheimer Altar aus dem Jahr 1516 anschaut, sieht man keinen kleinen, goldenen Engel mit Flügeln, sondern einen Mann mit Vollbart. Einfach mal nachschauen! Im 15. und 16. Jahrhundert, mit der Renaissance, änderte sich das langsam. Man begann, Engel mit Flügeln und großen Köpfen darzustellen – niedlich, sogenannte Putten. Das kennt man vielleicht aus Sendungen über antike Kunst. Man könnte sie auch „Engeleien“ nennen.
Diese Darstellungen sind nicht mehr die furchterregenden Gestalten von früher. Ich habe dazu einen Satz von einem Naturphilosophen, Herrn Fechner, gefunden, den ich ganz witzig fand. Er fragte die Christen, ob sie denn ewig mit himmlischen Puppen spielen wollen. Damit nahm er die Verniedlichung der Engel aufs Korn.
Heute geht es, glaube ich, wieder ein bisschen in eine andere Richtung. Wenn wir das Esoterische betrachten, oder Ähnliches, dann fallen Begriffe wie Engel, Feen, Kobolde, Ufos, Gespenster, Geister, Dämonen, Totengeister und Kobolde. Die geistliche Welt ist immer mehr im Kommen.
Das ist nicht ganz so verbreitet, aber ich glaube, wenn man danach fragen würde, glauben schon ziemlich viele daran – allerdings auf eine ganz andere Art als in der christlichen Tradition. Weder die ursprüngliche Vorstellung, in der Engel nicht diese lieblichen, harmlosen Weihnachtsbaumfiguren sind, sondern heilige Wesen, bei deren Begegnung Menschen teilweise Todesangst hatten.
Das heißt, Engel werden in den heutigen Vorstellungen wieder mächtiger – allerdings auf eine andere Art, nicht auf die christliche Art. Darüber müssen wir dann auch sprechen, denn das müssen wir thematisieren.
In der Bibel findet man Engel etwa zweihundertfünfzig bis zweihundertachtzig Mal erwähnt. Das ist gar nicht so wenig, sondern eine ganze Menge. Interessanterweise sind diese Erwähnungen relativ gleichmäßig auf das Alte und das Neue Testament verteilt. Im Neuen Testament gibt es besonders viele Engelstellen, vor allem in der Offenbarung. Von etwa 180 Stellen im Neuen Testament entfallen rund 80 auf die Offenbarung. Dort geht es oft um Engel, insbesondere im Zusammenhang mit der Zukunft.
Das liegt daran, dass die Offenbarung in den Himmel schaut, und Engel ebenfalls im Himmel sind. Die nicht gefallenen Engel dürfen im Himmel sein. Außerdem hat die Offenbarung viel mit der Zukunft zu tun, und Engel spielen dabei eine große Rolle.
Wo kommen die Engel her? Sagt die Bibel etwas darüber? Und was wird einmal aus ihnen? Um diese Fragen und die ganze Palette abzudecken, kann man sagen: Engel sind von Gott geschaffen. Manchmal hört man, Engel seien eine präadamitische Rasse oder Menschen, die nach dem Tod aufsteigen oder sich zu Geistwesen entwickeln. Die Bibel sieht das anders.
Psalm 148 zum Beispiel sagt: „Lobt ihn, all seine Engel, sie sollen den Namen des Herrn loben, denn er gebot, und sie wurden erschaffen.“ Das bezieht sich eindeutig auf die Engel. Auch im Kolosserbrief 1,16 steht ein bekannter Vers, der sich auf Christus bezieht: „Denn in ihm ist alles erschaffen worden, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten.“ Diese Begriffe sind bestimmte Ausdrücke für eine Engels-Hierarchie. Alle sind durch ihn und für ihn geschaffen.
Engel haben also keine eigene Macht oder Herrschaft. Sie sind Diener, die für Gott geschaffen wurden, keine Herrscher. Das sieht man manchmal anders, wenn man sich von anderen Vorstellungen leiten lässt, aber die biblische Sicht ist klar: Engel dienen Gott und sind keine eigenständigen Herrscher.
Sie sind im Gegensatz zu uns Menschen Geistwesen, das heißt, sie bestehen nicht aus Fleisch und Blut, obwohl sie die Erscheinung von Menschen annehmen können. Bei Loth zum Beispiel, als die Engel erschienen, handelte es sich eindeutig um Engel. Diese können auch essen, müssen es aber nicht. Sie können sehr schnell fliegen. In Daniel 7 wird erwähnt, dass sie große Macht besitzen.
Geistwesen bedeutet, dass man, wenn man nach ihnen greifen wollte, quasi in die Luft greifen würde. Aber das ist nicht ganz richtig, weil sie die Gestalt von Menschen annehmen können. Einen genauen Beleg dafür habe ich gerade nicht zur Hand. Allerdings gibt es im Hebräerbrief einen Vers, der besagt, dass manche Menschen, ohne es zu wissen, Engel beherbergt haben, wenn sie gastfreundlich waren. Dabei kann man Berührungen im Orient nicht ausschließen. Das war jetzt zwar eine eher schwache theologische Argumentation, aber es fiel mir spontan ein.
Ich denke also, man kann Engel anfassen. Sie sind aber, wie gesagt, individuell erschaffen und keine Rasse wie wir Menschen. Wir stammen von Adam und Eva ab, pflanzen uns vor Ort fort, haben Großeltern und Eltern. Das ist bei den Engeln nicht der Fall. Jeder Engel wurde einzeln erschaffen.
Engel sind Geistwesen, die sich auf verschiedene Weise ausdrücken. Sie werden manchmal als Winde oder als Feuer bezeichnet und ganz unterschiedlich beschrieben. Der Engel mit Flügeln kommt in der Bibel gar nicht so häufig vor. Es gibt zwar Beschreibungen mit Flügeln, aber nicht durchgängig. Das ist eher eine menschliche Vorstellung. Engel können ganz verschiedene Gestalten annehmen.
Es gibt gute Engel, die an Gott glauben, und Engel, die sich von Gott abgewandt haben. Diese sind dann nicht mehr im Himmel. Oder doch? Sie haben meiner Meinung nach weiterhin Zugang zum Himmel. In der Offenbarung wird beschrieben, dass Satan aus dem Himmel rausgeworfen wird. Das wird noch geschehen, denke ich. Aber diese abgewandten Engel sind nicht dauerhaft im Himmel, um Gott anzubeten. Das kann man auf jeden Fall so sagen.
Engel finden wir in der Bibel häufig, besonders wenn sie erscheinen, um Menschen zu beschützen oder als Boten zu agieren, also um zu reden. Ihre Macht habe ich bereits erwähnt. Laut der Offenbarung gibt es sehr viele Engel – zehntausend mal zehntausend, das wären hundert Millionen. Die Anzahl der Engel geht also in die Millionen und sogar Milliarden.
So sehen wir Engel in der Bibel. Doch sagt die Bibel auch etwas über ihr Gefühlsleben? Haben Engel Gefühle? Ja, sie freuen sich über jeden Sünder, der zum Glauben kommt. Das steht in Lukas 15. Sie freuen sich also sehr darüber. Einen weiteren spannenden Vers finde ich in 1. Petrus 1,12: Dort heißt es, dass Engel sich freuen, in die Erlösung hineinzuschauen. Sie sind also ganz wissbegierig und finden das sehr spannend.
Engel müssen nicht erlöst werden, weil sie keine Sünde haben. Sie sind vollkommen erschaffen. Wenn Engel jedoch von Gott abgefallen sind, können sie nicht wieder zu Gott zurückkehren. Den genauen Bibelvers habe ich gerade vergessen, aber er steht in der Bibel.
Wir Menschen sind Sünder, die zu Gott kommen. Das ist außerhalb der Welt der Engel. Deshalb schauen sie ganz begierig hinein. Engel haben Gefühle wie Freude, Neugierde und Intelligenz. Dass sie den Einblick in die Erlösung verstehen wollen, ist ein Zeichen von Intelligenz.
Engel besitzen auch Willen und Entscheidungsfähigkeit, ähnlich wie Menschen. Das zeigt sich daran, dass sich einige Engel für oder gegen Gott entschieden haben. Sie haben auch ein gewisses Selbstbewusstsein. Ein Beispiel dafür findet sich in Offenbarung 19,10: Johannes wirft sich zu den Füßen eines Engels nieder, um ihn anzubeten. Doch der Engel sagt zu ihm: „Tu das nicht, ich bin auch nur ein Sklave Gottes.“
Der Engel weist darauf hin, dass man nur Gott anbeten soll, denn die prophetische Botschaft ist die Botschaft von Jesus. Er lehnt die Anbetung ab, weiß aber sehr genau, wo er ist, wer er ist und wer die Menschen sind.
Zusammengefasst haben Engel alle Merkmale einer Persönlichkeit, auch wenn sie keine Menschen sind.
Der Engel, den du gerade erwähnt hast, ist ein außergewöhnlicher Engel. In der Offenbarung finden wir Engel, die in der Hierarchie offenbar höher stehen. Es gibt zum Beispiel einen Erzengel. Die Frage ist, ob diese Engel gleich sind oder ob es eine festgelegte Hierarchie gibt, ähnlich wie bei der Bundeswehr.
Es gibt tatsächlich eine Hierarchie. Im Kolosserbrief wird zweimal von "Drohnenherrschaften" gesprochen, doch das wird nicht näher vertieft. Was wir jedoch sehen können, sind die Cherubim. Diese werden, wenn sie direkt genannt werden, nie einfach Engel genannt, sondern immer nur Cherubim. In Parallelstellen werden sie jedoch als Engel bezeichnet. Ich denke, das ist eine besonders hohe Stufe.
Zum Beispiel ist der Engel, der das Paradies mit einem Schwert verschlossen hat, ein Cherub. In alten Weihnachtsliedern wird der Begriff Cherub nicht mehr verwendet. Cherubim sind auch diejenigen, die über der Bundeslade im Heiligtum thronen. Dort sind es zwei Cherubim, die Flügel haben. Nach der Bibel haben Cherubim vier Flügel und auch vier Gesichter – das steht in der Offenbarung und im Buch Hesekiel.
Ich bin mir inzwischen nicht mehr so sicher, ob Cherubim ihre Gestalt nicht teilweise verändern können, denn es gibt viele verschiedene Darstellungen. Auf dem Vorhang der Stiftshütte sind zum Beispiel auch Cherubim abgebildet. Außerdem war Satan ein schimmernder Cherub, wenn wir die Stelle über Tyrus auf Satan deuten wollen, was ich tue. Das ist Hesekiel 28, Vers 14. Satan war also einer der höchsten Cherubim.
Dann gibt es noch die Seraphim, die deutlich seltener erwähnt werden. In Jesaja 6 werden sie beschrieben. Sie haben sechs Flügel und ein Gesicht, während die Cherubim vier Flügel und vier Gesichter haben. Man unterscheidet sie also auch äußerlich.
Außerdem gibt es den Erzengel Michael. In der Bibel gibt es übrigens nur einen Erzengel. Im katholischen Glauben sind es vier Erzengel, darunter Raphael und Gabriel, und ich glaube, noch einen weiteren, dessen Name ich vergessen habe. Aber in der Bibel ist nur Michael als Erzengel erwähnt. Das ist, wenn ich Daniel 7 richtig verstehe, und auch in Offenbarung 12, der Engel von Israel, der für dieses Volk zuständig ist.
Sonst finden wir kaum Namen von Engeln. Gabriel wird noch genannt, zum Beispiel in Daniel 8, wo er eine Vision erklärt, und ganz klassisch, als er zu Elisabeth kam (Lukas 1), als Elisabeth schwanger war. Gabriel kam auch zu Maria. Elisa hatte keine Engelerscheinung; Maria war es, die den Engel Gabriel erlebte, also einen bestimmten Boten.
Sonst werden Engel eher nicht detailliert beschrieben, aber das ist schon eine ganze Menge an Informationen.
Eine meiner Lieblingsvorstellungen möchte ich unbedingt teilen: Wenn Jesus wiederkommt, werden wir auf Pferden reiten, so steht es in Offenbarung 19. Meine persönliche Theorie dazu ist, dass es sich dabei nicht um echte Pferde handelt, sondern um Cherubim. Diese Vermutung leite ich aus Psalm 18, Vers 11, ab. Dort steht nämlich, dass Gott auf einem Cherub dahergehen wird.
Die Parallele ist zwar nicht hundertprozentig, denn es wird nicht ausdrücklich gesagt, dass dies die Wiederkunft Jesu beschreibt. Aber wenn Gott kämpft, kommt er auf einem Cherub geflogen.
Meine zweite Theorie ist eher eine Vermutung, die ich nicht als feststehende theologische Lehre vermitteln möchte. Im Buch Hesekiel werden die Cherubim beispielsweise als Tiere beschrieben, mit Bezeichnungen, die man sonst für Tiere verwendet. Ich denke, so wie wir Menschen im Ebenbild Gottes geschaffen sind, könnten die Tiere ein Abbild der Engel sein. Das kann ich mir vorstellen, weil sie in der Bibel ebenfalls als Tiere oder Lebewesen bezeichnet werden.
Wie gesagt, der Cherub ist eine Parallele. Ich glaube nicht, dass wir dann auf hundert Millionen Pferden reiten werden, sondern eher auf Cherubim, die ihre Gestalt verändern können. Das haben wir ja schon festgestellt. Diese Engel könnten sich in Pferde verwandeln.
Ich denke also, dass diese Vorstellung durchaus möglich ist. Die gängige Vorstellung von blonden Haaren und Flügeln ist auf jeden Fall zu kurz gedacht. Es gibt sehr viele verschiedene Engel mit unterschiedlichem Aussehen. Die Seraphim werden zum Beispiel mit sechs Flügeln beschrieben, die Cherubim mit vier. Andere Engel wiederum werden ganz ohne Flügel dargestellt. Es gibt also eine große Vielfalt im Aussehen der Engel.
Ja, es ist so: Die Engel, die du beschrieben hast, wie Michael als Engel des Volkes Israel oder andere Engel, greifen teilweise sowohl in das Weltgeschehen als auch in das persönliche Leben ein. Was sind denn so die Aufgaben, die Engel haben? Das Weltgeschehen hast du ganz klar genannt.
Engel können sich übrigens verspäten, das habe ich gestern gehört und das sollte heute mit einfließen. Als der Engel zu Daniel kam, sagte er: „Oh, ich wurde drei Wochen aufgehalten, weil ich mit dem Engel von Persien gekämpft habe“, also mit einem Dämon. Da spielen sich also Dinge in der geistlichen, in der unsichtbaren Welt ab, die wir uns kaum vorstellen können.
Wir kämpfen auch nicht gegen Fleisch und Blut, heißt es im Epheserbrief im sechsten Kapitel. Dennoch ist es gut, dass viele Dinge für uns verborgen bleiben. Es passiert sehr viel in diesen unsichtbaren Bereichen.
In der Offenbarung sind zum Beispiel Engel beschrieben, die die Winde zurückhalten oder Gericht halten. Auch im Alten Testament geht der Engel vor, als Israel aus Ägypten auszog. Er zieht vor ihnen her. Als die Assyrer angriffen, richtete der Engel die Assyrer. Engel greifen also sehr oft in das Weltgeschehen ein.
Ich glaube aber, die Hauptaufgabe der Engel ist die Anbetung. Das würde ich als ihre Hauptaufgabe ansehen. In Offenbarung 5 heißt es:
„Dann sah ich und hörte eine unzählbar große Schar von Engeln, es waren Tausende und Abertausende.“ Im Griechischen ist das die höchste Zahl, daher sagt man „unzählbare Schar“.
Sie standen im Kreis um den Thron, die mächtigen Wesen und die Ältesten, und riefen im gewaltigen Chor:
„Würdig ist das Lamm, das geopfert worden ist, würdig, die Macht und den Reichtum und die Weisheit, die Stärke und die Ehre, den Ruhm und die Anbetung zu empfangen.“
Mir hat die Vorstellung geholfen, Engel seien so etwas wie ein Hofstaat. Jesus ist der König, und sie beten den König an. Sie bilden praktisch den Hofstaat um ihn herum, der seine Herrlichkeit noch größer macht.
Man könnte natürlich fragen, warum Engel erschaffen wurden. Genauso kann man fragen, warum Menschen erschaffen wurden. Ich weiß das nicht bis ins Letztendliche, aber wir sehen, dass Engel verschiedene Funktionen haben. Sie können nicht errettet werden, aber als sündlose Wesen ehren sie Gott die ganze Zeit im Himmel. Das ist so die Hauptaufgabe.
Außerdem können sie Naturkräfte überwachen, und sie haben sehr viel mit Menschen zu tun. Das sehen wir auch in der Bibel.
Zum Beispiel der berühmte Vers aus Psalm 91:
„Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu bewahren auf all deinen Wegen. Auf ihren Händen tragen sie dich, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.“
Engel beschützen also Menschen. Aber heißt das, dass jeder Mensch sozusagen einen Schutzengel hat? Das ist heute auch sehr stark verbreitet, dass man das so sieht. Jeder Gläubige würde ich das auf jeden Fall bejahen.
In Hebräer 1, Vers 14 steht ein Vers, den ich für den Kernvers halte, wenn wir über Engel nachdenken:
„Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche das Heil erben sollen?“
Sie sind also Diener, dienstbare Geister, weil sie Geistwesen sind, ausgesandt zum Dienst für diejenigen, die das Heil erben sollen. Auf jeden Fall sind sie für Christen Diener.
Dann haben wir noch in Matthäus 18 den Vers:
„Man soll die Kleinen oder die Geringgeachteten nicht schlecht behandeln, denn ihre Engel im Himmel haben jederzeit Zugang zu meinem himmlischen Vater“, sagt Jesus dort.
Wobei die Frage offen bleibt, ob damit junge Leute, kleine Kinder oder Junggläubige gemeint sind. Das ist theologisch ein wenig umstritten oder zumindest diskutiert. Ich persönlich gehe aber davon aus, dass Kleinkinder, die noch nicht gut zwischen Gut und Böse unterscheiden können, errettet sind. Für mich sind es also auch Gläubige.
Ob Engel bei Nichtgläubigen eingreifen können, steht nirgends klar. Es ist nur für Gläubige belegt, dass sie Schutzengel in diesem Sinn haben.
Hast du schon einmal erlebt oder gehört, dass jemand einen Schutzengel gehabt haben soll? Ich weiß nicht, ob ich das erzählen darf, weil es nicht von mir selbst stammt, aber ich gebe es mal ganz allgemein wieder.
Ich kenne zum Beispiel eine Geschichte von einer Frau, die von ihrem Mann geschlagen werden sollte. Plötzlich konnte er seinen Arm nicht mehr bewegen, als er zum Schlag ausholen wollte. Da denke ich, hat ein Engel als Schutz eingegriffen.
Oder ich habe auch Berichte aus dem Krieg gelesen. Ein Soldat war im Wald in Russland und wurde plötzlich mit voller Kraft von der Seite weggeschubst. Kurz darauf schlug eine Granate genau an der Stelle ein, an der er gestanden hätte. Er schaute sich um, aber niemand war da. Solche Berichte gibt es viele, und ich glaube daran, weil ich Ähnliches auch in der Bibel lese.
Engel sind nicht einfach immer verfügbar. Gott setzt sie ein, wie er es will. Er hat drei Möglichkeiten, wenn er jemandem etwas mitteilen will: Er kann selbst kommen, er kann einen Brief mit Siegel schicken oder er schickt einen Boten. Engel sind solche Boten, die von Gott geschickt werden.
Genauso kann Gott selbst eingreifen oder einen Engel senden, um einzugreifen. Zum Beispiel wurde Paulus von Engeln befreit: Die Gläubigen hatten gebetet, und in der Nacht kamen Engel, die ihn weckten und die Gefängnistüren öffneten. Paulus wurde ziemlich brutal aus dem Schlaf gerissen, weil er übermüdet war. Aber so sind manchmal die Situationen in Stressmomenten. Diese Geschichte finden wir an vielen Stellen in der Bibel.
Ein weiteres Beispiel ist Hagar, die am Sterben war. Da kam der Engel des Herrn, der in Wirklichkeit Jesus Christus ist. Das habe ich gerade selbst widerlegt, weil Jesus angebetet wurde, aber das ist ein anderes Thema.
Engel sind also tatsächlich Boten, die Gott einsetzt. Aber ich glaube, sie haben auch eine andere Funktion: Sie überbringen manchmal Strafen Gottes oder wirken gerichtsmäßig.
Klassisch ist zum Beispiel das Passahfest, als Israel aus Ägypten zog. Da ging der Würgeengel um und tötete jeden Erstgeborenen. Das war ein Engel, wenn ich mich recht erinnere.
Oder in 1. Könige 19, wo ein Engel oder der Engel des Herrn 185 Soldaten tötete. Engel haben also unglaubliche Macht.
Auch im Neuen Testament gibt es spannende Beispiele. In Apostelgeschichte 12 wird erzählt, dass Herodes sich als Gott feiern ließ. Im gleichen Augenblick schlug ihn ein Engel des Herrn, weil er Gott nicht die Ehre gab. Er starb, von Würmern zerfressen und erstickend. Der Engel benutzte also eine Krankheit oder Parasiten, um ihn zu bestrafen. Würmer sind in heißen Gegenden durchaus eine medizinische Gefahr.
Aber ich glaube, die Hauptfunktion für uns Christen ist wirklich Schutz und Beratung. Zum Beispiel erschien einem Josef ein Engel im Traum und sagte ihm, er solle Maria heiraten. Später erschien ihm der Engel erneut und warnte ihn, dass er fliehen müsse, weil sein Leben in Gefahr war. So floh Josef mit Maria nach Ägypten. Auch Lot wurde von Engeln gerettet.
Solche Geschichten gibt es viele, und man kann sie nachlesen. Für uns Christen, oder allgemein für Gläubige, ist das Spektrum der Engel vor allem Schutz und Botenfunktionen – sowohl im Alten als auch im Neuen Testament.
Die Frage, die sich mir jetzt stellt, ist natürlich: Wie sollen wir als Menschen mit Engeln umgehen? Wenn ich einen persönlichen Engel habe, soll ich dann mit ihm reden? Oder welche Einstellung sollte ich ihm gegenüber haben?
Es wäre durchaus eine Schlussfolgerung, zu sagen: „Okay, wir haben Engel, wahrscheinlich auch einen persönlichen Engel.“ Denn bei den Kleinen aus Matthäus 18 steht ja: „Ihr Engel ist vor dem Himmel“ – also ist es ein persönlicher Engel. Das legt nahe, mit ihnen zu reden.
Interessanterweise macht das in der Bibel aber niemand. Es wird zwar mit Engeln geredet, aber immer nur, wenn sie mit uns sprechen, und immer nur bei einzelnen Begebenheiten. Zum Beispiel kam ein Engel zu Ananias, als Paulus sich bekehrte, und sagte ihm: „Geh jetzt dorthin.“ Paulus war bekehrt, und Ananias redete mit dem Engel. Es gab also eine Diskussion. Aber man liest nicht, dass das dauerhaft so wäre.
Was ich zuletzt gelesen habe: Ein Anbetungsleiter in einer Gemeinde redet regelmäßig mit einem Engel. Damit hätte ich größte Probleme, weil ich das in der Bibel nirgends finde. Ein Engel ist ein Bote, und ein Bote kommt, überbringt die Botschaft und geht dann wieder. Übrigens bedeutet das griechische Wort für Engel, ebenso im Alten Testament, „Bote“. Sie sind keine dauerhaften Gesprächspartner.
Zum Beispiel, als Paulus gerettet wurde, dankte er später Gott und nicht dem Engel. Oder als Abrahams Knecht geführt wurde – es wurde Abraham vorher verheißen, dass ein Engel vor ihm hergehen würde, damit der Knecht eine Frau für Isaak findet. Auch hier dankte man Gott und nicht dem Engel.
Engel sind also nicht das, was wir oft denken: Sie sind uns vielleicht näher, aber das sind oft nur Hintergedanken. Gott hingegen kann man eher ansprechen. Aber auch das finden wir nirgends in der Bibel. Es gibt eine ganz klare Grenze: Wir sollen Engel nicht anbeten und nicht verehren.
In 2. Mose 20, den Zehn Geboten, steht: Wir sollen uns kein Gleiches machen von dem, was oben im Himmel ist – dazu gehören auch Engel. Betet sie nicht an und dient ihnen nicht! Alles, was in Richtung Anbetung oder Dienst an Engeln geht, ist von der Bibel verboten, denn sie sind nur Geschöpfe. Wir sollen den Schöpfer anbeten.
Das ist, glaube ich, sehr klar von der Bibel her – diese rote Linie sozusagen: Bete keinen Engel an. Aber du würdest sagen, es ist schon kritisch, mit dem Engel zu reden, weil du dafür gar keinen Auftrag hast.
Ja, wenn dir ein Engel erscheint – ich halte das für möglich, wenn auch extrem selten – dann darfst du mit ihm reden. In der Bibel kommt das nicht häufig vor, sondern nur bei seltenen Begebenheiten. Wenn ein Engel erscheint, darfst du mit ihm reden.
Aber ich würde das Gespräch nicht suchen, nach dem Motto: „Ich rufe jetzt meinen Engel an.“ Das finde ich nirgends in der Bibel.
Warum finde ich das kritisch? Ich denke, wenn du das suchst, redest du eher mit einem Dämon als mit einem Engel. Denn in 2. Korinther 11 steht, dass Satan sich als Engel des Lichts verkleidet. Er täuscht sehr gerne.
Ich glaube, er will, dass wir unseren Fokus von Christus auf Engel lenken, weil die näher scheinen, und dass wir dann mit Engeln sprechen. Warum redet dieser Anbetungsleiter nicht mit Gott? Warum muss es ein Engel sein, wenn ein Engel ein Diener ist und es in der Bibel dafür kein Vorbild gibt? Das ist für mich nicht logisch. Ich glaube, man wird dadurch abgelenkt.
Das ist jetzt etwas aus dem Alten Testament, aber ich finde, es ist ein sehr passender Vers dafür. Wir haben irgendwie immer diesen Drang, das Übernatürliche zu suchen – aber nicht direkt zu Gott zu kommen, sondern etwas anderes zu benutzen.
In 5. Mose 18, Vers 10 steht:
„Unter euch soll niemand gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter als Opfergabe verbrennt, niemand, der Wahrsagerei betreibt oder Wahrsagen, Omen deutet, ein Zauberer oder Beschwörer oder ein Medium ist – das können Engel sein – oder einen toten Beschwörer oder jemanden, der nach den Toten fragt; denn wer das tut, ist dem Herrn ein Gräuel.“
Hier werden verschiedene Wege beschrieben, um mit dem Unsichtbaren in Verbindung zu kommen – zu denen auch Engel gehören. Zum Beispiel ein Medium, die Toten, Wahrsagerei, Zauberei oder Beschwören. Alle diese Wege sind dem Herrn ein Gräuel, weil er will, dass man zu ihm kommt.
Wie gesagt, Engel sind Boten mit einem bestimmten Auftrag, aber keine, mit denen man spricht.
Was ich auch noch wichtig finde, ist abschließend Kolosser 2, Vers 18. Dort hatte eine Gemeinde durchaus eine größere Verbindung zu Engeln – einfach wegen der Naturreligion, die dort verbreitet war. Es steht:
„Lasst euch durch niemanden von eurem Ziel ablenken, durch keinen, der sich in Demutsübungen gefällt und Engel verehrt und das mit Visionen begründet, die er gesehen haben will. Solche Menschen haben eine ungeistliche Gesinnung und sind ganz ohne Grund stolz und aufgeblasen.“
Diese Menschen verehrten Engel und hatten Visionen – ob von Engeln oder nicht, ich nehme an, von Engeln. Das ist eine ungeistliche Gesinnung, weil sie Jesus als das Haupt ersetzen. Engel sind aber Diener.
Ja, und ich glaube, das ist ein ganz wesentlicher Punkt, den du da jetzt angesprochen hast: Engel sind Diener und Boten. Sie können durchaus auch Gericht ausüben, aber sie sind nicht unsere direkten Kommunikationspartner. Das hast du ja auch deutlich gemacht. In ganz seltenen Fällen offenbart ein Engel etwas, und der Mensch kann zurückfragen oder ähnliches.
Ich denke, man wird das auch an den Früchten erkennen. Ich habe einige Zeugnisse von Menschen aus der Esoterik gesehen. Später wirst du daran erkennen, dass es keine Engel, sondern Dämonen sind, die sich verstellen. Sie sprechen natürlich christlich und sind als Engel des Lichts verkleidet. Doch an der Zerstörung in deinen Beziehungen, an anderen negativen Entwicklungen sowie am Niedergang deines geistlichen Lebens wirst du sehr wohl erkennen, dass es keine echten Engel sind.
Diese Wesen werden dich von der Bibel wegführen und von Christus wegbringen. Egal, ob es sich um Verschwörungstheorien handelt – das habe ich auch schon bei Christen beobachtet – oder um Nachrichten, denen man immer folgt, oder um Engel: All das kann dich von Christus wegbringen. Nach einiger Zeit wirst du das in deinem geistlichen Leben merken.
Das Gegenteil steht im Hebräerbrief: Dort werden wir ermutigt, zu Jesus zu kommen. Warum? Weil er einen Thron der Barmherzigkeit hat und uns Gnade und Hilfe schenkt. Das ist, glaube ich, das Entscheidende, wenn man an den anderen Weg denkt. Gott will mit uns kommunizieren. Er hat den Weg zu sich frei gemacht. Warum sollten wir also woanders hingehen statt zur Quelle?
Wir werden nirgends dazu ermutigt, sondern es wird eindeutig gesagt: Kommt zu mir! Jesus steht höher als jeder Engel. Das sollten wir beachten. Wir sollten uns an ihrem Vorbild orientieren: Sie sind wissbegierig, und wenn sie für Gott etwas sagen sollen, dann tun sie das. Sie erfüllen ihren Auftrag und sind immer gehorsam. Sie freuen sich mit anderen und zeigen keinen Neid. Das alles ist sehr vorbildhaft.
Wir sollten sehr dankbar sein, dass Gott uns beschützt und leitet, teilweise auch durch Engel, wie er es will. Das ist sein Wille. Aber wir sollten Engel nicht anbeten und auch nicht mit ihnen kommunizieren suchen. Engel sind immer in unsere Welt gekommen. Das ist ein Gespräch, das von ihnen ausgeht. Wir haben es niemals gesucht. Wir sollen zu dem Gott unserer Barmherzigkeit gehen.
Man könnte also sagen: Sei nicht überrascht, wenn du Engeln begegnest, aber suche diese Begegnung nicht. Sie kommen auf dich zu. Und wenn es Engel gibt, die auf irgendeine Weise mit dir kommunizieren wollen, dann sei sehr skeptisch. Das kann eine Art von Fake News sein, die sie dir weitergeben.
Schön, das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr wisst jetzt besser, wer die Engel sind, welche Aufgaben sie haben und wie ihr mit ihnen umgehen sollt.
Nun wünschen wir euch als Podcast-Team gesegnete Weihnachten. Wir machen jetzt eine kleine Pause bis zum zehnten Januar. Danach könnt ihr unseren neuen Podcast hören, wenn ihr mögt.
Und wie immer gilt natürlich: Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns doch unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen, gesegnete Weihnachten und die Gewissheit, dass Gott und seine Diener mit euch sind.