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Jesus betet für uns

20.03.2016Johannes 17,20-26

Einführung in die Karwoche und das hohepriesterliche Gebet

Dass der Text dort steht und man irgendwie mitsingt: „Vater, mach uns eins“ – betest du für die Gemeinde? Und wenn ja, was betest du für die Gemeinde?

Was denkst du, würde Jesus als Gebetsanliegen auf die Bimmerwand schreiben, wenn er seine Gebetsanliegen für die Gemeinde hier platzieren würde?

In der heute beginnenden Karwoche wollen wir uns mit einigen Textabschnitten aus dem Johannesevangelium beschäftigen. Dabei wollen wir heute zum hohenpriesterlichen Gebet kommen und einen besonderen Abschnitt daraus betrachten.

Ich möchte uns ein wenig mit hineinnehmen in das Johannesevangelium. Wir nehmen diese Predigtserie so ein bisschen aus dem großen Kontext heraus und schauen uns dann nur einige Abschnitte an: heute etwas aus Kapitel 17, am Gründonnerstag einige Verse am Anfang von Kapitel 18, Karfreitag dann etwas aus Kapitel 19 und Ostersonntag etwas aus Kapitel 20.

Damit wir kurz den Überblick haben: Die Karwoche spielt im Johannesevangelium eine ganz zentrale Rolle. Der Einzug nach Jerusalem wird dort schon in Kapitel 12 beschrieben. Ab Vers 12 lesen wir, dass Jesus am Palmsonntag in die Stadt Jerusalem einzieht.

Die letzte Woche seines irdischen Lebens vor seiner Kreuzigung hat begonnen. Diese nimmt dann Raum ein für die ganze zweite Hälfte des Johannesevangeliums.

In den anderen Evangelien lesen wir von der Karwoche einige Ereignisse, was so geschah. Im Johannesevangelium ist es ein wenig anders. Die Ereignisse der Karwoche werden nur ganz kurz beschrieben – am Ende von Kapitel 12 und dann ab Kapitel 18 nochmal seine Festnahme, Verurteilung und Kreuzigung.

Dazwischen ist der Hauptteil dessen, was uns berichtet wird aus diesen letzten Tagen in Jesu Leben, eine lange Rede. Eine Rede, die er sehr wahrscheinlich im Kontext des Abendmahls hielt. Eine Rede im Obergemach.

In den Lutherbibeln ist sie typischerweise überschrieben mit dem Wort „Abschiedsreden“. Aber eigentlich ist es eine lange Rede, vielleicht unterbrochen durch Essen, vielleicht hat er immer wieder Luft geholt. Letztendlich war es eine Einheit, in der Jesus dort gesprochen hat: Kapitel 13, 14, 15, 16.

Am Ende dieser Abschiedsrede betet Jesus. Er betet wohl immer noch im gleichen Kontext. Und das Gebet ist nicht nur – mal ehrlich zugegeben – manchmal bei uns ist das ja so, dass wir beten, wenn wir miteinander beten, und eigentlich einander noch etwas mitteilen. Das kennen wir alle: diese versteckten Missionsberichte im Gebet oder dieses lange Umschreiben, wofür man jetzt eigentlich beten will, sodass alle auch wissen, worum es geht.

Ich bin da nicht frei von Schuld, also ihr wisst, was ich meine. Aber bei Jesus ist das anders. Jesus hat jetzt schon gelehrt, und jetzt betet er. Und das ist viel mehr als nur ein weiteres Belehren. Es zeigt uns seine Herzenshaltung, sein aktives Eintreten für sich selbst und für die, die bei ihm sind.

Das Gebet Jesu im Johannesevangelium: Ein Überblick

Das sehen wir in den ersten neunzehn Versen. Ich möchte diese Verse kurz lesen. Es ist nicht mein Predigttext, der folgt dann darauf, aber ich denke, es ist gut, dass wir diesen Fluss des Gebets schon einmal gehört haben.

Also Kapitel 17, Johannes 17, Vers 1, da heißt es: So redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da, verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche. Denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast.

Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.

Jesus betet hier ganz konkret für sich. Das ist legitim. Das machen wir auch ständig, dass wir vor Gott eintreten und uns selbst im Fokus haben. So betet Jesus für sich, für sein Werk auf Erden und für seine Verherrlichung.

Dann, in Vers 6 und spätestens ab Vers 9, erweitert er den Fokus. Jetzt tritt er auch für andere ein. Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt.

Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben. Sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast.

Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast, denn sie sind dein. Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein, und ich bin in ihnen verherrlicht.

Ich bin nicht mehr in der Welt, sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir.

Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.

Nun aber komme ich zu dir und rede dies in der Welt, damit meine Freude in ihnen vollkommen sei. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, denn sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.

Ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit. Dein Wort ist die Wahrheit.

Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt. Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt in der Wahrheit sind.

Bis zu diesem Punkt kann vielleicht noch die Frage sein: Für wen konkret betet Jesus in diesen Versen? Sind das alle Christen? Im nächsten Vers, und da beginnt jetzt unser Predigttext für heute, wird deutlich, dass er bisher ganz konkret für die Zwölf gebetet hat. Die Zwölf, die bei ihm im Obergemach sind, minus dem einen, den er hier ja schon erwähnt, den Sohn des Verderbens, den Judas, den Verräter, der weggegangen ist, um Jesus zu verraten.

Das Gebet für alle Gläubigen: Einheit und Liebe

Und so kommen wir nun zu unserem eigentlichen Predigttext, nämlich dem letzten Teil dieses hohenpriesterlichen Gebets. Ich lese uns die Verse 20 bis 26 vor.

Jesus sagt: „Ich bitte aber nicht allein für sie, das sind die, die jetzt bei mir am Tisch sitzen, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind: ich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen eins sind und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.

Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir sind, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast. Denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht, ich aber kenne dich. Diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.“

Mein Wunsch beim Nachdenken über diese sieben Verse, diesen letzten Abschnitt des hohenpriesterlichen Gebets, ist, dass wir durch das Betrachten dieses Gebets Jesu genauer erkennen, wie wir entsprechend dem Willen Jesu leben können. Wie wir teilhaben können an der Erfüllung dieses Gebets.

Ja, ich hoffe, dass wir ganz neu motiviert werden – nicht nur, weil uns das gesagt wird, jetzt im Gehorsam das zu tun. Sondern dass wir von Herzen neu motiviert werden, damit dieses Gebet auch ganz konkret hier in unserer Gemeinde seine Erfüllung findet.

Für wen betet Jesus? Das apostolische Wort und seine Wirkung

Ich möchte diese Predigt ganz einfach und klar strukturiert angehen. Zuerst wollen wir uns kurz vor Augen führen, für wen genau Jesus im letzten Abschnitt betet. Danach wollen wir in einem längeren Abschnitt, unterteilt in vier Unterabschnitte, darüber nachdenken, was Jesus für diejenigen betet, die durch das Zeugnis der Apostel zum Glauben kommen.

Zuerst betrachten wir Vers 20. Hier sehen wir, dass Jesus wirklich für alle Christen betet.

Vers 20: „Ich bete aber nicht allein für sie, die Apostel, sondern auch für die, die durch ihr Wort gläubig werden sollen, für alle, die durch ihr Wort an ihn glauben werden.“

Das Wort der Apostel ist dabei das Wort Gottes. Ich hoffe, das ist uns klar. Jesus hatte die Apostel dazu berufen, bei ihm zu sein, um nach seinem Weggang seinen Auftrag auf Erden fortzusetzen. Sie sind in besonderer Weise dazu beauftragt, seine Botschafter auf Erden zu sein.

Dazu würde er ihnen, wie er in der vorherigen Rede angekündigt hatte, seinen Heiligen Geist senden. Dieser Heilige Geist sollte die Jünger, die Apostel, ausrüsten, damit sie durch ihre Worte das Wort Gottes weitergeben können.

So erklärt Jesus in Kapitel 14, Vers 26, dass der Heilige Geist die Apostel lehren und sie an alles erinnern würde, was Jesus ihnen gesagt hat. Der Heilige Geist wirkt also in besonderer Weise in den Aposteln. Das gilt nicht für uns auf dieselbe Weise, denn uns kann der Heilige Geist nicht primär daran erinnern, was Jesus gesagt hat. Das war nur bei denen möglich, die es bereits gehört hatten.

Ich kann nur jemandem etwas in Erinnerung rufen, was er schon einmal gehört hat. Die Apostel waren bei Jesus, und der Heilige Geist wirkt jetzt in ihnen, so dass sie befähigt werden, sich an alles zu erinnern. Er lehrt sie und wird sie in alle Wahrheit führen, erklärt Jesus dann in Kapitel 16 seiner Rede. Denn der Heilige Geist wird nicht aus sich selbst reden, sondern nur das weitergeben, was er hört.

Das heißt, der Heilige Geist hat keine eigene Botschaft. Er gibt weiter und befähigt die Apostel, diese Botschaft weiterzugeben. Genau das haben die Apostel getan. Sie haben treu das weitergesagt, was ihnen offenbart wurde. Zuerst im gesprochenen Wort.

Die Apostelgeschichte gibt Zeugnis davon, wie die Apostel durch die Lande zogen – beginnend in Jerusalem, dann in Judäa, Samaria und bis an die Enden der Erde. Sie bezeugen treu und erfüllt vom Heiligen Geist das, was Gott ihnen aufgetragen hat.

Das apostolische Wort, das uns überliefert ist – ich habe gerade daraus vorgelesen – das Neue Testament, ist die Botschaft der Apostel für uns. Das ist Gottes Wort, durch die Apostel an uns weitergegeben.

Die Apostel verkünden das Wort, damit Menschen zum Glauben kommen. Jesus betet für alle, die durch ihr Wort an ihn glauben. Das ist die Wirkung dieses Wortes. Das ist der Auftrag, zu dem die Apostel mit dem Wort gesandt sind.

Sie verkünden nicht nur irgendetwas, sondern eine ganz konkrete Botschaft, die geglaubt werden will. Deshalb halten sie keine Vorträge, sondern predigen. Die Predigt ist immer ein Instrument, das darauf abzielt, in Menschen etwas zu bewirken.

Falls jemand denkt, ich halte hier nur eine Sonntagsrede – nein, ich habe etwas damit vor. Und ich weiß, dass Gott noch viel mehr damit vorhat. Gott gebraucht sein verkündetes Wort, um Menschen zu verändern, um ihnen Glauben zu schenken.

Deshalb ist es so wichtig, dieses Wort treu weiterzugeben. Genau das haben die Apostel getan. Sie haben verkündet, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Sie haben Jesus als den im Alten Testament verheißenen Messias, den Retter, verkündet.

Die Juden damals wussten – und ich hoffe, wir erkennen es auch – dass wir Menschen einen Retter brauchen. Dass wir aus uns heraus vor Gott nicht bestehen können, weil wir Sünder sind. Wir tun, sagen und denken Dinge, die nicht in Ordnung sind. Diese Dinge trennen uns von dem vollkommen heiligen, liebenden Gott.

Deshalb braucht es ein Eingreifen, eine Veränderung. Das war die Botschaft, die Jesus verkündigt hat. Er sagte: Tut Buße! Das heißt: Wendet euch um, kehrt um. Wendet euch ab von eurem selbstbestimmten Leben. Tut Buße und glaubt!

Diese Botschaft haben die Apostel weitergetragen. Sie riefen die Menschen dazu auf, von ihren falschen Wegen umzukehren und an Jesus zu glauben. Glaubt, dass er der Retter ist, dass er derjenige ist, der euch mit Gott versöhnen kann.

Jetzt möchte ich ganz persönlich fragen: Hast du das apostolische Wort gehört? Glaubst du diesem Wort? Glaubst du an Jesus Christus? Wenn ja, dann möchte ich dir etwas Großartiges mitteilen.

Jesus betet hier am Abend, kurz bevor er verhaftet wird, am Vorabend seiner Kreuzigung, für dich.

Er sagt: „Ich bete aber nicht allein für die Apostel, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden.“ Jann Henning, Markus, Daniela – auch für dich.

Ist dir das klar? Jesus betet für dich. Kannst du dir das vorstellen? Vor zweitausend Jahren, als Jesus wusste, dass er gleich verhaftet werden würde – von einem seiner engsten Freunde, mit dem er drei Jahre unterwegs war –, wusste er, dass er verraten, brutal verleumdet, verspottet und ausgepeitscht werden würde. Er würde an ein Holzkreuz genagelt werden.

Und was tut Jesus in diesem Moment? Was würdest du tun? Jesus schaut durch die Geschichte bis zum heutigen Tag. Er sieht dich und sagt: „Jörg, ich bete für dich, ich bete für dich, ich bete für dich.“

Ist das nicht bewegend? Jesus tritt für dich ein vor seinem himmlischen Vater – wenn du zu denen gehörst, die das apostolische Wort geglaubt haben.

Das ist das Erste, was wir erkennen dürfen: Jesus betet für alle Christen aller Zeiten und an allen Orten. Jesus betet für dich und mich, für uns alle.

Ab Vers 21 sehen wir dann, dass Jesus nicht nur individuell betet, sondern gemeinschaftlich für alle, die an ihn glauben. Und er betet ganz konkret für die Einheit der Gläubigen.

Die Bedeutung der Einheit unter Gläubigen

Dieser Text richtet sich an die, die an den Glauben werden. Ich lese uns erst einmal die ersten drei Verse vor oder fangen wir mal bei Vers 20 an bis Vers 23 noch einmal:

„Ich bitte nicht allein für sie, die Apostel, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen eins seien.“

Das ist so ein Echo: Die Einheit, dieses Gemeinsamsein, dieses Zusammensein ist Jesus ganz wichtig. Dafür betet er hier. Und wir wollen über diese Einheit jetzt intensiver nachdenken, weil es wichtig ist, dass wir erkennen, was für eine Einheit es ist, für die Jesus hier betet.

Das Erste, was wir sehen, ist, dass es eine übernatürliche Einheit ist. Wir haben schon darüber nachgedacht, dass dieses Einssein seinen Ursprung im vom Gott gesandten Wort hat. Wir werden eins dadurch, dass das apostolische Wort uns erreicht, uns durchdringt, uns verändert und in uns Glauben weckt. So werden wir nun eingefügt in eine Einheit, die nicht einfach nur eine menschliche Einheit ist. Sie ist immer noch eine übernatürliche Einheit, eine Einheit, die uns eng verbindet mit dem Vater und dem Sohn.

Wie es hier in Vers 21 heißt: „Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, sollen auch sie in uns sein.“ Das heißt, die Grundlage dieser Einheit liegt im Vater und im Sohn. Wenn wir in diese hineinkommen, in diese übernatürliche Einheit, in diese göttliche Einheit, dann wird uns das auch vereinen.

So heißt es dann in Vers 22: „Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind.“ Wir werden mit hineingenommen in diese innertrinitarische Einheit, in diese innergöttliche Einheit.

Ich glaube, wir verstehen, wie das funktioniert. Was Jesus betet, ist, dass wir immer mehr ihm und dem Vater ähnlich werden, ihnen immer näherkommen. Das funktioniert wie in einem Trichter: Oben ist die Perfektion, das ist Gott. Jesus betet jetzt, dass wir immer mehr in ihn hineinwachsen, immer mehr hineinkommen. Wenn das geschieht und wir immer mehr in diese Einheit, in diese göttliche Einheit hineinkommen, dann kommen wir zwangsläufig einander immer näher.

Das wird auch die Einheit der Gemeinde stärken. Das heißt, wenn wir die Einheit in der Gemeinde fördern wollen, wenn du sagst: „Ich möchte mehr Einheit in der Gemeinde“, dann hör auf zu sündigen. Es ist ganz einfach: Hör auf zu sündigen, dann wirst du Gott ähnlicher. Und wenn wir das alle tun, dann werden wir einander immer ähnlicher.

Mal ganz ehrlich: Glaubst du nicht, dass es für die anderen leichter sein wird, in liebevoller Gemeinschaft mit dir zu leben, mit dir vereint zu sein, wenn du immer mehr so wirst wie Jesus? Je mehr wir so werden, desto leichter wird es uns fallen, einander zu lieben und Einheit miteinander zu haben.

Aber das sagt sich sehr leicht. Das schafft man nicht so einfach. Selbst in unseren Ehen ist es ja manchmal so, dass es mit der Einheit, mit der herzlichen Liebe füreinander, so seine Grenzen hat – und noch viel mehr in so einem großen Kreis.

Deswegen ist es eben nicht eine natürliche Einheit, die wir generieren müssen, sondern es ist eine übernatürliche Einheit, die Gott durch seinen Geist in uns wirkt. Er verändert uns, er wirkt an uns, er macht uns zu anderen Menschen, zu Menschen, die mehr Liebe haben.

Jesus hätte sich ja hinstellen können und sagen: „Gebet, das mache ich später, wenn ich beim Vater bin, das ist jetzt nicht so wichtig. Wir wissen ja eigentlich, was wir voneinander wollen. Ich habe euch noch was zu sagen: Bemüht euch jetzt um Einheit, habt einander lieb, hört auf zu sündigen!“ Aber das macht er nicht. Er weiß, wer diese Einheit bewirken muss.

Das ist ein übernatürlicher Einer. Er wendet sich dem Vater zu und sagt: „Vater, mach sie eins!“ Aber natürlich heißt das nicht, dass wir passiv bleiben müssen. Nein, wir dürfen Gott Raum geben, wir dürfen uns ihm zuwenden, wir dürfen auf Jesus schauen und wissen, dass je mehr wir uns auf ihn hin ausrichten, je mehr wir auf das apostolische Wort hören, je mehr wir die Beziehung zu Gott pflegen im Gebet und im Hören, desto mehr werden wir verändert werden.

Das ist Gottes erwählter Weg, wie er uns verändert. Und so macht Gott uns immer mehr eins. Das Erste, was wir bedenken sollten: Diese Einheit ist eine übernatürliche Einheit.

Die zeitlose Dimension der Einheit

Das Zweite, wofür Jesus betet, ist interessanterweise eine zeitlose Einheit – eine Einheit aller Christen an allen Orten und zu allen Zeiten. Das sehen wir noch einmal in den Versen 20 und 21. Dort bittet er für alle, die durch das Wort an ihn glauben werden, damit sie alle eins seien.

Es ist großartig, sich klarzumachen, dass das auch uns betrifft. Aber es betrifft natürlich nicht nur uns, sondern auch die Generation vor uns. Es betrifft schon diejenigen, die zur Zeit Jesu durch das Wort der Apostel zum Glauben gekommen sind. Das heißt, es geht um eine Einheit, die völlig umfassend ist.

Wie ist das mit uns als Gemeinde, FG München Mitte? Sind wir als Gemeinde auf dem Weg dahin, die Einheit aller Christen an allen Orten zu fördern? Oder stehen wir ihr vielleicht manchmal auch im Wege? Es ist ja kein Geheimnis, dass wir hier als FG München Mitte bei bestimmten theologischen Fragen Überzeugungen haben und öffentlich vertreten, die uns in gewisser Weise von vielen Gemeinden und Kirchen trennen.

Wir sind eine Gemeinde, die festhält, dass die Bibel das absolut vertrauenswürdige, autoritative Wort Gottes ist, dem in allem, was es lehrt, zu glauben und zu gehorchen gilt. Wir nehmen das zum Beispiel in Punkten ernst, die heute nicht mehr überall ernst genommen werden. Zum Beispiel lehren wir noch, dass praktizierte Sexualität in den Schutzraum einer unauflösbaren Ehe eines Mannes mit einer Frau gehört.

Das klingt nach einer kleinen Sache, aber allein das trennt uns schon an verschiedensten Fronten. Es trennt uns in der Sexualethik: Darf man Sex miteinander haben, wenn man sich einfach liebt? Es trennt uns in der Frage von Scheidung: Ist die Ehe wirklich unauflösbar, oder ist das nur ein Konstrukt für die Zeit, solange es funktioniert? Es trennt uns, wenn wir sagen, Ehe ist immer ein Mann und eine Frau – das ist heute auch durchaus umstritten.

Dann wird uns unterstellt, das solle so sein, weil Mann und Frau sich in besonderer Weise ergänzen. Das aber könnten Mann und Mann oder Frau und Frau in dieser Form niemals tun. Damit lehnen wir auch die ganze Gender-Ideologie ab, die behauptet, es gäbe keine Geschlechterrollen, sondern alles sei irgendwie eins.

Wir glauben, dass Mann und Frau zwar gleichwertig, aber unterschiedlich sind, einander ergänzen und dass diese Rollen auch in Ehe und Gemeinde reflektiert werden sollen. So eine kurze Aussage trennt uns an so vielen Punkten von so vielen Leuten!

Müssen wir hier neu nachdenken? Will Jesus nicht die Einheit aller Christen? Jesus will die Einheit aller Christen. Aber was heißt das eigentlich genau?

Ich vertrete – und das erwartet ihr jetzt sicher – diese Position. Ich habe bewusst ein bisschen gewartet, um die Spannung aufzubauen, denke ich mir: Was sagt er jetzt? Ich vertrete diese Position, weil ich denke, wir erkennen, dass wenn wir jetzt versuchen würden, die Einheit hier lokal herzustellen, vielleicht mit anderen Gemeinden und Kirchen um uns herum, und dafür bestimmte Dinge preisgeben, wir uns von der Einheit aller Christen aller Zeiten an fast allen Orten abkoppeln würden.

Für 1.959 Jahre Kirchengeschichte war alles, was ich gerade gesagt habe, völlig klar. Und im Großteil der Christenheit weltweit ist das bis heute klar. Die Frage ist also immer: Wenn wir nach der Einheit aller Christen streben – ist das die Einheit, für die Gott betet? Die Einheit durch die Offenbarung des Heiligen Geistes und nicht durch den Zeitgeist?

Die Gefahr besteht, dass wir uns von der Kirche an vielen Orten und zu fast allen Zeiten abkoppeln, um eine Einheit zu generieren, die nicht viel wert ist. Ich sage das ganz bewusst, und doch möchte ich uns warnen.

Ich denke, wir tun gut daran, an wichtigen Dingen festzuhalten. Gleichzeitig tun wir gut daran, uns selbst immer wieder zu hinterfragen. Halten wir eventuell auch an Dingen fest, die wir nicht festhalten sollten und die uns unnötig trennen? Halten wir an Lehren fest oder praktizieren wir Dinge, die uns nicht mit allen Geschwistern über alle Generationen hinweg und an allen Orten vereinen, sondern die uns eher separieren?

Die Kirchengeschichte hat nicht das letzte Wort, Gott hat das letzte Wort. Das apostolische Wort ist das, was gilt. Aber ich denke, wir tun gut daran, gerade bei besonderen Lehren, die uns vielleicht wichtig sind – warum auch immer – genau hinzuschauen und zu fragen: Vertrete ich diese Lehren auf eine Art und Weise, die mich unnötig trennt? Trenne ich mich gegen Jesu Willen von anderen Christen?

Jesus betet für die Einheit aller Christen an allen Orten. Es ist eine zeitlose Einheit.

Die sichtbare Einheit als Zeugnis für die Welt

Drittens sehen wir, dass diese Einheit durchaus auch eine sichtbare Einheit sein soll. So betet Jesus dafür, dass die Einheit der Gläubigen der Welt ein Zeugnis sein soll.

Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast, heißt es in Vers 21. Und dann in Vers 23: Damit sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.

Das bedeutet, durch unsere Verbundenheit mit Gott und miteinander soll die Welt etwas erkennen. Sie soll etwas von der großen Liebe Gottes wahrnehmen. Sie soll erkennen, dass Gott der Vater tatsächlich seinen Sohn Jesus Christus in diese Welt gesandt hat. Dass Jesus wirklich der Sohn Gottes ist und gekommen ist, nicht als Richter oder Aufpasser, sondern vor allem aufgrund der großen Liebe Gottes für die Menschen.

Wie bezeugen wir das der Welt? Natürlich nicht nur durch das gesprochene Wort. Wie sonst noch? Wie können wir der Welt von der großen Liebe Gottes erzählen, wenn wir diese nicht selbst widerspiegeln? Gottes Liebe ist in unsere Herzen ausgegossen. Wenn wir dann aber völlig lieblos sind, wie soll die Welt das erkennen?

Durch unsere Liebe füreinander, besonders die Liebe in der Gemeinde, sollen wir der Welt ein Zeugnis sein. Das hat Jesus schon am Anfang dieser Abschiedsrede gesagt, in Kapitel 13. Das war vielleicht innerhalb derselben Stunde, in der er gelehrt hat. In Kapitel 13, Vers 34 steht: Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebt. Und daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

Jetzt, vielleicht nicht einmal eine Stunde später, betet Jesus genau dafür, dass diese Liebe sichtbar werden soll. Um es mal zugespitzt zu sagen: Wenn wir behaupten, ich habe Jesus lieb, aber leben lieblos mit den Geschwistern in der Gemeinde, dann lügen wir. Jesus hat deutlich gesagt: Wer ihn liebt, der wird seine Gebote halten. Die Liebe zu Jesus zeigt sich darin, wie ich lebe. Und sein Gebot ist hier explizit, dass wir einander lieben sollen.

Liebe Geschwister, das ist eine Herausforderung. Ich weiß, dass mich nicht jeder lieb hat. Und ich weiß, wie meine Sündennatur reagiert, wenn ich höre, wir sollen einander lieben. Dann fängt sie an zu fragen: Wie machen die das denn? Christian, wie zeigt sich denn deine Liebe für mich?

Das ist der falsche Ansatz. Die Frage sollte nicht so beginnen, sondern hier: Matthias, wie zeigt sich eigentlich deine Liebe für Christian? Wie zeigt sich deine Liebe für deine Geschwister? Bei welchen Geschwistern fällt es dir am schwersten, sie zu lieben?

Diese Frage möchte ich gerne weitergeben. Du musst sie jetzt nicht laut beantworten, bitte nicht. Aber überlege: Mit welchen Geschwistern fällt es dir am schwersten, das zu tun, wozu Jesus dich in Kapitel 13 aufgerufen hat und wofür er nun in Kapitel 17 für dich betet?

Jesus will das. Er betet zum Vater für dich. Und wenn Jesus zum Vater betet, dann darfst du wissen: Er wird dir das Rüstzeug geben. Er wird dich befähigen, andere zu lieben.

Das heißt vielleicht, dass du damit anfangen musst, die tolle Fotomitgliederliste, die demnächst neu herauskommt, zu benutzen. Überlege, welche Geschwister du noch gar nicht liebst, weil du sie noch gar nicht kennst. Dann nimm dir vor, diese Geschwister kennenzulernen. Selbst wenn du sie nicht kennst, zeige deine Verbundenheit mit ihnen, indem du für sie betest.

Wir machen diese Fotomitgliederliste auch ganz bewusst als Gebetsliste, damit wir füreinander eintreten können.

Vielleicht gibt es auch Geschwister, die du sehr wohl kennst und gerade deshalb nicht so lieb hast. Dazu möchte ich einen Vorschlag machen, um die Predigt ganz konkret für die nächsten Tage werden zu lassen.

Wir haben in keiner Woche im Jahr, vielleicht außer Weihnachten, so viele Gottesdienste wie in dieser Woche. Am Gründonnerstag und Karfreitag werden wir darüber nachdenken, dass Jesus sich für uns hingegeben hat. Dass er verhaftet wurde, misshandelt wurde und am Kreuz für unsere Sünden gestorben ist.

Wir werden darüber nachdenken, wie groß Gottes Liebe für uns ist. Dass er bereit war, seinen eingeborenen Sohn dahinzugeben, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.

Ich denke, wir werden dabei auch darüber nachdenken, dass wir das nicht verdient hatten. Und ich bete, dass Gott in uns neu das Staunen über diese bedingungslose, aufopferungsvolle Liebe unseres heiligen Gottes für uns bewirkt.

Wenn uns neu klar wird, wie wenig wir das verdient haben – ja, dass wir es gar nicht verdient haben – dann ist mein Gebet, dass uns das neu anrührt. Dass es uns dazu bewegt, auch denen in Liebe zu begegnen, die es vielleicht auch nicht verdient haben.

Ich bin mir sicher: Keiner hat es so wenig verdient, von dir geliebt zu werden, wie du es verdient hast, von Gott geliebt zu werden. Gottes Liebe für uns ist so außergewöhnlich. Diese Liebe hat Gott in uns hineingelegt.

So heißt es hier in Vers 26 am Ende des Gebets: Ich habe ihm deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei.

Ist dir das klar? Die Liebe Gottes, des Vaters, für seinen, wie die Bibel sagt, eingeborenen Sohn – diese unvorstellbar große, diese absolute Liebe – ist in dir.

Ich habe ihm deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei. Das ist mein Liebespotenzial, oder?

Möge Gott unsere Herzen füllen und bewegen, dass dieses Liebespotenzial sprudelt – hin zu denen, die wir bisher noch gar nicht lieben, bei denen wir uns vielleicht ganz besonders schwer tun.

Das ist der dritte Punkt: eine sichtbare Liebe, die der Welt ein Zeugnis sein wird. Denn wenn wir anfangen, trotz allem, wofür man sich in der Welt vielleicht nicht so lieb haben könnte, einander doch zu lieben, dann wird das ein Zeugnis für die Welt sein.

Die Welt wird staunen und fragen: Was ist denn mit denen los? Die haben doch nichts gemeinsam. Warum haben die sich lieb? Warum haben die keinen Streit? Das gibt es doch sonst nirgends.

Weil wir die Liebe, mit der der Vater den Sohn liebt, in uns tragen. Möge dieses Zeugnis ein helles Licht sein in dieser dunklen Welt.

Die ewige Einheit und die Hoffnung auf die Herrlichkeit

Schließlich zum letzten Punkt: In den Versen 24 bis 26 sehen wir, dass Jesus auch für eine ewige Einheit betet. Ich lese uns noch einmal die Verse 24 bis 26 vor:

„Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht, ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn ihnen kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.“

Bisher hat Jesus in dem Gebet dafür gebetet, dass Gott uns hier auf Erden in unserer Einheit stärkt – in einer übernatürlichen, zeitlosen und sichtbaren Einheit. Und das genau deshalb, weil Gott hier auf Erden noch etwas mit uns vorhat.

Bei der Bekehrung hätte er ja auch sagen können: „Ja, jetzt bist du bei mir, komm, zack, das war’s.“ Sozusagen: „Du bist jetzt bei mir.“ Und in gewisser Weise ist das auch wahr. Du gehörst nicht mehr zu dieser Welt, das haben wir vorhin schon gehört. Wir gehören jetzt zu ihm.

Und doch belässt er uns hier auf Erden, weil er uns hier noch gebrauchen will – als seine Zeugen. Aber das ist eine Herausforderung. Jetzt habe ich noch eine Wegstrecke vor mir. Und jetzt stellt sich die Frage: Komme ich auch an? Schaffe ich das? Halte ich das aus? Werde ich meinen Herrn vielleicht enttäuschen? Ach, hätte er mich doch gleich zu sich genommen, dann wäre die Gefahr des Abfallens nicht mehr da.

Und so betet Jesus jetzt hier für dich. Er betet, dass dein Glaube nicht aufhört. Er bittet den Vater, dass wir eines Tages bei ihm sein werden, in seiner Herrlichkeit. Nein, Vers 24: „Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir sind, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast.“

Was meinst du, brauchst du dieses Gebet oder schaffst du das irgendwie schon? Ich meine ganz ehrlich: Wir bilden uns ganz leicht immer wieder ein, dass wir sagen: „Na ja, Gott hat mir Standhaftigkeit gegeben, und dann packen wir das schon.“ Ja.

Und die Bibel sagt ja auch immer wieder, dass wir unser Rennen laufen müssen, dass wir den guten Kampf des Glaubens führen sollen, dass wir es schaffen sollen mit Furcht und Zittern, damit wir selig werden. Also ohne jede Frage: Wir sind hier in der Verantwortung, dem Ziel entgegenzustreben. Ein passives Christsein kennt die Bibel nicht.

Und doch wären wir verloren, wenn es nur an uns läge, wenn ich es aus eigener Kraft schaffen müsste. Wie tröstlich ist es da zu wissen, dass Jesus hier für uns betet!

Nicht aufgrund von Gottes bedingungsloser Liebe hat er seinen einen geliebten Sohn in diese Welt gesandt. Das hatten wir nicht verdient, das hat er getan. Aufgrund seiner großen Liebe hat er diese Botschaft von Jesus Christus in die Welt gesandt. Aufgrund seiner großen Liebe hat er einen Menschen in dein Leben gebracht, der dir das apostolische Wort weitergegeben hat. Aufgrund seiner großen Liebe hat er dein Herz angerührt, sodass du diese Botschaft im Glauben angenommen hast.

Und aufgrund seiner großen Liebe, mit der er dich geliebt hat, als du noch sein Feind warst, wird er dich durchtragen. Er wird dich durchtragen bis zum Ziel.

Jesus betet: „Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir sind, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast.“ Die Begründung dafür ist die Liebe Gottes: „Denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war.“

Deswegen gießt Gott seine Liebe in unsere Herzen aus und verbindet uns mit Jesus. Es heißt ja nicht nur, dass die Liebe in uns sei, sondern dass Jesus in uns sei.

Nichts und niemand kann uns trennen von der Liebe unseres Herrn, denn seine Liebe ist an keine Bedingung geknüpft. Weil der Vater den Sohn liebt, weil er ihn je und je geliebt hat, und der Sohn will, dass wir beim Vater ankommen – werden wir beim Vater ankommen. Er wird uns im Glauben bewahren.

Der Vater wird die Bitte des Sohnes nicht ausschlagen. Wiederum lasst uns bedenken: Jesus redet hier nicht zu den Jüngern und sagt: „Ich will, dass ihr da ankommt, strengt euch an.“ Nein, Jesus, Gottes Sohn, betet zu Gott dem Vater und sagt: „Vater, gib sie mir, gib sie mir, damit ich sie in der Herrlichkeit in der Ewigkeit bei mir habe. Das ist mein Wille.“

Ich kann euch garantieren: Jesu Wille ist perfekt, und der Vater hat Freude daran, das Gebet seines Sohnes zu erhören.

Lieber Christ, sei getrost! Gerade wenn du heute vielleicht gesehen hast, an welchen Punkten das Gebet Jesu für dich noch nicht vollkommen erfüllt ist, dann gib Gott Raum, in dir weiterzuwirken. Aber sei auch gewiss: Er hält dich fest mit seiner Liebe, die nicht aufhört, die vor Grundlegung der Welt schon da war und die uns tragen wird bis hin zur Ewigkeit.

Möge der Herr unsere Herzen so verändern, dass wir mehr und mehr erfüllt werden von seiner Liebe, auf dass wir Einheit haben miteinander – der Welt als Zeugnis –, bis wir dann eines Tages in seiner Herrlichkeit ankommen. Amen.

Himmlischer Vater, danke, danke für deine große Liebe für uns.