Gnade sei mit uns und Friede von dem, der ist, der war und der kommt. Amen.
Einführung in die Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im Tempel
Wir hatten uns vorgenommen, in der Epiphanias-Zeit die Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im Tempel zu besprechen, wie sie im Lukas 2 steht.
Seine Eltern gingen jedes Jahr nach Jerusalem zum Osterfest. Als Jesus zwölf Jahre alt war, gingen sie wieder hinauf nach Jerusalem. Nachdem das Fest vollendet war und sie wieder nach Hause gingen, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem zurück, ohne dass seine Eltern es wussten.
Dann wird erzählt, wie sie ihn suchen. Nun kommt der Text für heute, Lukas 2,46: „Und es begab sich, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, dass er ihnen zuhörte und sie fragte. Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich seines Verstandes und seiner Antworten.“
Herr, heilige uns in deiner Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit!
Stellen Sie sich vor, Sie bekämen den Auftrag, das Leben eines verstorbenen Großvaters zu schildern. Was würden Sie tun? Sie würden beschreiben, was der Mann in der Zeit zwischen seiner Geburt und seinem Sterben erlebt hat.
Das nennen wir das Leben. Das Leben des Großvaters ist das, was zwischen dem Geborenwerden und dem Sterben passiert ist. So verstehen wir das Leben eines Menschen.
Das biblische Verständnis von Leben im Unterschied zum Dasein
Meine Freunde, in der Bibel geht es ganz anders zu. Ich muss etwas sagen, was ich schon ein paarmal gesagt habe und nicht müde werde, es einzuschärfen: Den Weg zwischen Wiege und Grab bezeichnet die Bibel höchstens als Dasein, als Existieren.
Gott hat uns ins Dasein gerufen, ganz klar. Aber Leben, meine Freunde, ist nach der Bibel etwas ganz anderes. Leben ist etwas Zusätzliches zu meiner Existenz. Leben kommt vom Himmel. Leben ist ein Geschenk Gottes.
Es gibt furchtbar viele, die dieses Leben nicht kennen und auch nicht haben. Leben ist etwas anderes als die Ereignisse zwischen Wiege und Grab. Leben ist etwas Wunderbares, das mein ganzes Dasein verändert. Leben führt mich sogar durch den physischen Tod in die Ewigkeit, in die Arme Gottes.
Denn meine Freunde, die erfahren haben, was Leben ist, so wie es die Bibel meint, die brauche ich jetzt nicht zu erklären. Die verstehen mich mit einem Augenzwinkern. Und die, die dieses Leben nicht kennen, denen kann ich es jetzt auch nicht erklären. Wie sollen lebendige Tote erklären, was Leben ist? Da ist es schon besser, wenn wir fragen: Wie kriegen wir denn eigentlich dieses Leben?
Man kann also durch die Zeit gehen, Orden und Ehrenzeichen bekommen, Titel und alles Mögliche, und hat keine Ahnung von dem Leben, das Gott gibt, von dem in der Bibel die Rede ist. Verstehen Sie? Keine Ahnung.
Wie kriegt man so etwas? Die Bibel gibt eine merkwürdige Antwort, die wir vielleicht für vernünftiger halten würden. Wir würden sagen, dass Christus der Grund ist, ein guter Mensch zu sein. Das kriegst du, wenn du in der Wahrheit stehst, dann ist alles schön und gut.
Die Bibel sagt etwas anderes, so wichtig das alles ist. Die Bibel sagt – hören Sie gut zu, das ist aber das ewige Leben – dass du, der du allein wahrer Gott bist und den du gesandt hast, Jesus Christus erkennen sollst. Jesus erkennen, hinter ihm Gott erkennen, das ist Leben, da fängt es an.
Also sehen Sie, da kommt im Trubel und Nebel der Welt eine Gestalt auf mich zu, und in dem Augenblick, wo ich erkenne: Der ist der Sohn Gottes, mein Heiland – in diesem Augenblick hat das Leben begonnen.
Das ist aber das ewige Leben: Jesus Christus erkennen. Ich habe es im Kurzzeitgedächtnis. Da gehe ich an so vielen Leuten vorüber, nicht wahr, dann grüßen sie: „Ah, entschuldigen Sie, guten Tag, Sie kennen mich wohl nicht mehr?“ – „Ja, also…“ – „Entschuldigen Sie, ich bin schon über sechzig.“ – „Da ist alles entschuldigt.“ – „Nein.“ – „Dann erkennen Sie?“ – „Dann erkenne ich Sie nicht.“
So kann man an Jesus ein Leben lang vorübergehen. Jesus Christus erkennen – da beginnt das Leben, das ist das Leben.
Darum kommt alles darauf an, meine Freunde, alles, alles Wichtigeres als alles andere: Jesus Christus erkennen.
Um Jesus zu erkennen, ist die Geschichte vom zwölfjährigen Jesus außerordentlich nützlich. Das haben wir wohl bisher schon gemerkt.
Wir wollen also weiter Jesus ansehen. Wir überschreiben den Text: Wir wollen Jesus erkennen.
Jesus als der Knecht Gottes: Beginn und Ende seines Wirkens
Ich lese noch einmal: „Und es begab sich nach drei Tagen, dass sie ihn im Tempel sitzen fanden, mitten unter den Lehrern, dass er ihnen zuhörte und sie fragte.“ Hier wird von Lehrern gesprochen. Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich über seinen Verstand und seine Antworten.
Wir wollen Jesus erkennen. Dazu möchte ich drei Dinge sagen.
Erstens: Er ist der Knecht Gottes. Das klingt jetzt so einfach, aber Sie werden gleich sehen, dass viel mehr dahintersteckt. Erstens ist er der Knecht Gottes. Ich muss dazu etwas weiter ausholen.
In unserem Text sehen wir den zwölfjährigen Jesus im Tempel sitzen, vertieft in ein außerordentlich geistvolles Gespräch. Schon seit drei Tagen führt der Zwölfjährige ein geistvolles Gespräch mit den klügsten und frömmsten Leuten Israels. Hier steht die Lehre – und ich habe großen Respekt vor den Lehrern. Das hat sich mir seit dem sechsten Lebensjahr, als ich in die Schule kam, eingeprägt.
Aber hier sind nicht die gemeint, die wir heute Lehrer nennen. Es sind die wahren Schriftgelehrten. Diese Lehrer, die im Tempel in Jerusalem waren, das waren bestimmt bedeutende Persönlichkeiten. Darf ich es so sagen: Wo Bildung, Geist und Frömmigkeit zusammenkommen, entsteht eine bezaubernde Menschlichkeit. Und solche Leute waren das. Mit solchen Persönlichkeiten führt der zwölfjährige Jesus ein Gespräch.
Wir stehen hier am Beginn seiner Tätigkeit, zu der der Vater ihn gesandt hat.
Nun machen wir einen kleinen Sprung. Gehen Sie mit: Als Jesus seinen Lauf auf Erden beendete und am Kreuz starb, hatte er auch ein Gespräch. Wissen Sie, mit wem? Mit einem Raubmörder, der neben ihm am Kreuz hing, einem gerichtlich Verurteilten. Wir nennen ihn den Schächer.
Mit der Prominenz und der geistigen Elite beginnt Jesus seine Laufbahn, und er endet sie mit dem Verbrecher. Das ist eine Niveausenkung, nicht wahr? Ist das nicht eine erschütternde Niveausenkung? Das irdische Werk Jesu beginnt mit diesen geistvollen Männern und schließt mit dem Schächer am Kreuz. Das ist eine Niveausenkung, ja.
Ist das nicht eine bedenkliche Beobachtung? Gehen Sie mit, Freunde, wir sind hier an einer der wichtigsten Stellen, wenn wir Jesus verstehen und erkennen wollen.
Indem Jesus bei der geistigen Elite beginnt und beim Sünder endet, erweist er sich als das, was er sein soll nach Gottes Willen und was er sein will: der Knecht Gottes. Das muss ich Ihnen jetzt nachweisen.
In der Bibel wird das Reich Gottes oft mit einem Festmahl verglichen. Ein König macht ein Festmahl – das Reich Gottes ist ein Festmahl. Hören Sie, ein Festmahl! Und der König ist der himmlische Vater.
Dann heißt es in der Bibel: „Und der König sandte seinen Knecht aus, die Gäste einzuladen.“ Zuerst geht er zu denen, die auf der Liste stehen. Sie kennen die Geschichte? Einer nach dem anderen sagt: „Ich habe keine Lust.“ Die Essener-Parole: „Ich habe keine Lust.“ Wenn sie jetzt nachher Besuche machen, sollen sie mal hören, wie oft sie sagen: „Ich habe keine Lust.“ Im Gleichnis heißt es: „Ich bitte dich, entschuldige mich.“ Aber keiner der Erstgeladenen kommt.
Der König gibt sein Fest nicht auf und sendet seinen Knecht auf die Gassen. „Ladet ein, wen ihr findet.“ Der Knecht geht hinaus und lädt jeden ein. Jedermann darf kommen, und es ist immer noch Platz.
Dann sendet er den Knecht erneut aus: „Geh an die Hecken und Zäune, zu den Strolchen, zu den verlorenen Söhnen und Töchtern, und lade sie ein.“
Sehen Sie, dieser Knecht ist Jesus! Er beginnt sein Werk bei den Erstgeladenen – das waren die Lehrer im Tempel. Und als er am Kreuz dem Schächer das Himmelreich öffnet, da ist er bei den Hecken und Zäunen angekommen.
Begreifen Sie, wie dieser zwölfjährige Jesus das Programm Gottes im Kopf hat? Das Programm Gottes heißt: die Erstgeladenen, die Gassen, jedermann und die Verlorenen. Wie führt dieser Zwölfjährige das Programm Gottes getreu aus? Schon als Zwölfjähriger erweist er sich als der gehorsame Knecht Gottes.
Nun muss ich noch einen Schritt weitergehen. Kommen Sie mit, meine Freunde! Seid nicht abgeschwenkt, das ist wichtig.
Ihr wisst, das Alte Testament ist voll von Verheißungen über den kommenden Heiland, und oft wird er der Knecht genannt. „Siehe, mein Knecht wird weise handeln.“ So erweist sich Jesus hier als der, der im Alten Testament verheißen ist: der Knecht Gottes.
Er ist die Erfüllung aller alttestamentlichen Verheißungen. Der zwölfjährige Jesus ist der, auf den die Väter warteten, und der, nach dem die Völker sich sehnen. Von ihm heißt es, dass sie keinen Frieden haben, ehe sie ihm gehören.
Er ist der Knecht, der im Alten Bund verheißen ist.
Wissen Sie, ich möchte am liebsten all die Bibelstellen aus dem Alten Testament vorlesen, in denen vom Knecht Gottes die Rede ist. Man muss fast Hebräisch sagen: der Ebed Jahwe. Jeder Theologe weiß, welche wichtige Rolle der Knecht Gottes spielt. Und das alles ist erfüllt in diesem Jesus.
Ich möchte nur ein Beispiel nennen: Vom Knecht wird gesagt, dass er nicht rufen und schreien wird auf den Gassen, dass er seine Stirn hinhält denen, die ihn schlagen, dass er das Werk des Herrn zum Sieg führt und dass die Inseln auf ihn warten.
Ich will jetzt nur eine alttestamentliche Stelle herausgreifen, die vom Knecht spricht. Als Jesus sich hier erweist und Gottes Programm durchführt, heißt es: „Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Er wurde um unserer Missetat willen verwundet, um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Das ist der Knecht Gottes. Und als solcher fängt er hier an, sich zu erweisen.
Jesus als Gottes und Mariens Sohn: Menschlichkeit und göttliche Natur
Und nun zum Zweiten:
Ich hoffe, Sie sind diesen kleinen Gang durch die Bibel mit mir gegangen. Wir wollen Jesus erkennen.
Ein zweites Ich fragte mich einmal, warum Predigten nicht aktueller seien. Ich antwortete ihm: Es ist nicht meine Aufgabe, Ihnen nur von aktuellen Themen zu erzählen, sondern Ihnen zu helfen, selig zu werden und Kinder Gottes. Und das können Sie nur werden, wenn Sie Jesus Christus erkennen. Darum rede ich von ihm.
Wir wollen Jesus erkennen. Denn das ist das Leben – das ewige Leben –, das du gesandt hast: Jesus Christus erkennen.
Der Apostel Paulus, der viel verstand von der Sache seiner Gemeinde, sagte: „Wachset in der Erkenntnis Jesu Christi, wachset in der Erkenntnis Jesu Christi.“
Schrecklich ist ein Baby, das nicht wächst. Ein Baby, das entzückt, aber in einer Flitz geblieben ist – immer noch ein Baby. Das ist grausam. Und es gibt Menschen, die geistlich Babys geblieben sind und ihr Leben lang nicht in der Erkenntnis Jesu Christi wachsen.
Darum wollen wir Jesus erkennen.
Sehen wir ihn also noch einmal an. Ich möchte als Zweites sagen: Er ist Gottes und Mariens Sohn. Gottes und Mariens Sohn! Da sitzt er im Tempel als Kind. Ein zwölfjähriges Kind, ja wirklich, nicht anders. Er ist denselben biologischen Wachstumsgesetzen unterworfen wie Sie und ich.
Es heißt ein paar Verse weiter von ihm: „Er nahm zu an Alter und Weisheit.“ Das können Sie von jedem Jungen sagen, Gott sei Dank.
Heute Nachmittag werden hier siebenhundert Jungen sein, schätze ich, vielleicht doch achthundert, nicht? Da passiert manches, bei dem der Hausmeister und ich nur den Kopf schütteln können. Und dann trösten wir uns damit, dass sie alle zunehmen an Alter und Weisheit, nicht? Gott sei Dank!
Und ihr habt schon rechte Fortschritte in Alter und Weisheit gemacht, die hier so rechts und links vor mir sitzen, nicht?
Das heißt, dieser Jesus ist ein Mensch wie Sie und ich.
Also, zweiter Teil: Gottes und Mariens Sohn, er ist ein Mensch wie Sie und ich.
Und dieses Kind sitzt in der Halle des Tempels mit der geistigen Elite des Volkes zusammen. Und die bewundern ihn nicht als frühreifes Wunderkind – keine Rede davon –, sondern sie führen ein richtiges Gespräch. Heutzutage sagt man: ein echtes Gespräch.
Was gehört zu einem Gespräch? Er hört ihnen zu, er fragt sie, sie fragen ihn, und sie hören ihm zu. Das ist alles hier. Das ist ein Gespräch, nicht?
Es gibt Leute, die reden allein und meinen, es sei ein Gespräch – das ist keines. Leute, die alles wissen und nichts fragen, führen auch kein Gespräch.
Er hört ihnen zu, er fragt, er antwortet und spricht. Er hat etwas zu sagen.
Meine Freunde, der zwölfjährige Knabe in der geistigen Prominenz – das ist ja unfassbar! Das kann man nur begreifen, wenn man weiß: Hier ist nicht irgendein Junge, sondern der Sohn Gottes. Also nicht nur ein Mensch wie wir.
Und sehen Sie, das lehrt uns die Bibel: Jesus ist Gottes und Mariens Sohn oder, wie Luther sagt, wahrer Mensch und wahrer Gott.
Sie sagen jetzt vielleicht: „Huch, was für dogmatisch heute.“ Sie werden schon merken, dass das sehr wichtig für uns ist.
Als wir noch im Unterricht waren, im Konferentenunterricht, da haben die meisten von Ihnen die Erklärung zum zweiten Artikel nach Luther gelernt. Könnt ihr euch vielleicht an diese grauen Zeiten erinnern? Da hieß es: „Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, mein Herr!“
Wir sagen: zwei Naturen – wahrhaftiger Gott, wahrhaftiger Mensch – von diesem Jesus reden. Das ist etwas, was die Vernunft nicht kapiert.
Aber die Vernunft, meine Freunde – das möchten vielleicht auch Theologen sagen, die zufällig hier sitzen –, hat sich der Wirklichkeit zu beugen. Die Vernunft hat sich der Wirklichkeit zu beugen.
Bitte lesen Sie alle Berichte über Jesus, sie stehen alle in dieser Linie: wahrer Mensch und wahrer Gott!
Nehmen Sie eine Geschichte heraus. Hier, nehmen Sie den zwölfjährigen Knaben, einen Jungen wie ihr – nein, ihr Jungs –, und alle verwunderten sich seiner Antwort.
Wir sehen: wahrer Mensch und wahrer Gott.
Nehmen Sie die Geschichte vom Sturm auf dem Meer. Ich denke, die kennen Sie: Wie das Schifflein auf dem Galiläischen Meer in Not gerät.
Da liegt Jesus in der Kabine, erschöpft – zu Tode erschöpft – und schläft, schläft so fest, dass niemand ihn im Sturm wecken kann. Ein elend erschöpfter Mensch, so unsagbar menschlich. Hingeworfen der Erschöpfung, schläft im Sturm.
Und ein paar Minuten später steht er am Deck und bedroht den Sturm und die Wellen. Es herrscht eine große Stille.
Das ist Gott, der Herr der Schöpfung!
Oh, meine Freunde, sogar am Kreuz wird es offenbar. Am Kreuz ist Jesus am allerniedrigsten.
Ich möchte das Kreuz vor Ihnen sehen. Es ist am allerniedrigsten ein Leidender, ein Sterbender. Er quält sich, die Glut der Sonne brennt auf ihn herab, er ruft: „Mich dürstet!“ – ein elendes Menschenbündel.
Und doch heißt es von ihm: „Siehe, da ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde wegträgt.“
Wir haben einen hohen Priester, der mit einem Opfer verläutert, die geheiligt werden. In dem Augenblick wirft Gott alle Sünden auf ihn, den Sohn, der sein Leiden tragen kann – wahrer Mensch und wahrer Gott.
Meine Freunde, mir liegt sehr viel daran, dass uns diese biblische Wahrheit nicht vermasselt oder durch vernünftige Reden verbessert wird.
Und ich will Ihnen sagen, warum.
Sehen Sie, seit dem Sündenfall ist eine tiefe Kluft zwischen dem heiligen Gott und uns Sündern. Unsere Sünde hat die Kluft noch schrecklicher gemacht. Unsere Sünde und der heilige Gott – dazwischen ein Abgrund.
Im Propheten Amos heißt es: „Deine Sünden scheiden dich von deinem Gott, und den Abgrund überbrückt keiner.“
Wir bleiben in Ewigkeit von Gott verworfen und getrennt, wenn nicht eine Brücke über den Abgrund gebaut wird.
Nun kommt Gott der Sohn – Mensch und Gott. Er ist die Brücke zwischen der verlorenen Welt und Gott.
Verstehen Sie? Er kommt vom Vater und wird in der Fülle der Zeit Mensch. Er ist die Brücke über den Abgrund der Schuld.
Oder, um es biblisch auszudrücken: Er ist die Himmelsleiter, in der Gott zu uns herabsteigt und wir zu Gott hinaufsteigen können.
Darum kann ich jetzt gar nicht ernst genug reden: Jesus ist die einzige Möglichkeit, Frieden mit Gott zu haben. Die einzige Himmelsleiter, die einzige Brücke über den Abgrund.
Es kann niemand nach seiner Passion selig werden.
Jesus sagt majestätisch: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Darum muss ich Sie fragen: Gehören Sie Jesus? Spielen Sie nicht mit ihm! Haben Sie ihm Leben gegeben oder, um es mit anderen Worten zu sagen, haben Sie ihn aufgenommen?
„Die ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.“ (Johannes 1,12)
Jesus als der göttliche Fachmann: Seine Weisheit und Autorität
Noch kurz ein drittes: Wir wollen Jesus erkennen. Er ist der Knecht Gottes, er ist Gottes und Mariens Sohn. Und lassen Sie mich kurz noch ein drittes sagen: Er ist der göttliche Fachmann.
Sehen Sie, die Geschichte ist eigentlich merkwürdig. Sie fängt so an: Jesus, der zwölfjährige, also drittens der göttliche Fachmann, fragt. Ich habe lange darüber gesprochen, aber Sie müssen mir doch noch zuhören.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Der göttliche Fachmann, der zwölfjährige Jesus im Tempel – es beginnt damit, dass er fragt, dass sie antworten, dass er ihnen zuhört. Aber es endet so: Alle verwunderten sich. Alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich. Das letzte Wort ist: „Alle, die ihm zuhören, verwunderten sich.“ Das heißt, das ist das Ende.
Da spricht er allein, Jesus, der zwölfjährige Knabe. Da spricht er, und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich über seine Antworten. Jetzt fragen sie ihn nur noch, und er antwortet. Das ist doch fantastisch! Da sitzt der zwölfjährige Knabe, und die Gelehrten zum Reich Gottes hören ihm zu, fragen ihn, und er antwortet. Wie ist das möglich?
Das ist möglich, weil der Sohn Gottes am besten Bescheid weiß über Gott, Himmel, Hölle, Ewigkeit und den Weg zur Seligkeit. Darum, meine Freunde: Ein Mann, der in China geboren wird und in China groß geworden ist, weiß über China und dieses ganze verschlossene Land besser Bescheid als 25 Professoren, die über China viel gelesen haben.
Und der Sohn Gottes, der beim Vater war, von Anfang an und zur vollen Zeit Mensch wurde, der weiß mehr Bescheid über göttliche Dinge, über Gott, Himmel und Hölle als alle Gelehrten, Denker und Theoretiker.
Dies hat Konsequenzen. Darum ist mir jedes Wort Jesu so wichtig. Ich beschwöre euch: Lasst euch Jesu Wort nicht wegnehmen! Wenn Jesus sagt: „Fürchtet euch vor dem, der Leib und Seele in die Hölle verderben kann“, dann fürchte ich die Hölle, auch wenn zwanzigtausend Professoren beweisen, dass es keine Hölle gibt.
Weil nämlich der Fachmann Jesus, der aus der Ewigkeit kommt, das besser weiß. Und wenn dieser Jesus sagt: „Ich gebe mein Leben zur Erlösung“, dann eile ich zu seinem Kreuz und umklammere es im Glauben, auch wenn dieses Kreuz für die ganze Welt eine Torheit ist.
Und wenn dieser Jesus sagt: „Wer an mich glaubt, wird nimmermehr sterben“, dann möchte ich, je älter ich werde, in ihn hineinschlüpfen, um am Leben teilzuhaben.
Und wenn dieser Jesus sagt: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen, und ich gehe hin, sie euch zu bereiten“, dann freue ich mich, mitten in dieser Welt, in der ich gerne bin und meine Aufgabe erfülle, auf die Wohnung, die bereitet ist, wozu ich kein Wohnungsamt mehr fragen muss.
Meine Freunde, die Lehrer im Tempel verwunderten sich über seine Antworten, aber sie haben ihn nicht angenommen, ihn nicht geglaubt. Sie riefen am Ende: „Kreuzige ihn!“
Sie stehen alle vor der Frage, ob sie die Reden und Worte dieses Jesus studieren wollen als das Allerwichtigste, ob sie ihm Glauben schenken und ihn zur Richtschnur ihres Lebens machen wollen oder nicht. Das ist nun in ihre Hand gelegt.
Ich kann ja von Jesus nicht hören, ohne plötzlich vor einer ganz großen Entscheidung zu stehen. Das möchte ich Ihnen klar machen: Am Ende kommt alles darauf an, wie ich zu ihm stehe, wie er zu mir steht, der der Klage macht am Kreuz, wie er den größten Sünder liebt.
Aber nun ist die Frage: Wie stehe ich zu ihm?
Schlussgebet um Erkenntnis und Glauben an Jesus Christus
Wir wollen beten. Herr, unser Heiland, wir bitten Dich: Wenn das ewige Leben darin besteht, Dich zu erkennen, dann gib uns offene Augen des inneren Menschen, damit wir Dich wirklich erkennen können.
Lass uns sagen: Mein Herr und mein Gott! Amen.