So wie wir heute Abend hier zusammen sind, sah unsere Situation vor einigen Jahren wahrscheinlich ganz anders aus.
Damit meine ich nicht, dass einige von uns vor einigen Jahren nicht bei der Freizeit dabei waren. Vielmehr geht es darum, dass die meisten von uns in ihrem Leben einen Wandel durchgemacht haben.
Manche der Schüler und Mitarbeiter haben in ihren Zeugnissen davon erzählt. Bei ihnen gab es eine Zeit, bevor sie zu Jesus Christus kamen und ein neues Leben begannen. Danach folgte ein Leben mit Jesus Christus.
Zwischen diesen beiden Lebensphasen gab es immer ein Ereignis, das wir manchmal Bekehrung nennen, manchmal Umkehr oder Lebenswende. Dieses Ereignis markiert einen Moment, in dem sich in unserem Leben etwas grundlegend verändert hat.
Verschiedene Wege zur Umkehr und zum Glauben
In der Bibel gibt es ganz verschiedene Möglichkeiten, wie Gott Menschen anspricht, sie zur Umkehr führt und ihnen ein neues Leben ermöglicht.
Auf der einen Seite gibt es diejenigen, zu denen Gott direkt spricht – etwa durch eine Offenbarung oder eine Stimme vom Himmel. Wenn wir nur an das Neue Testament denken, fällt uns zum Beispiel Saulus ein. Er reitet vor Damaskus auf seinem Pferd, als plötzlich ein Licht vom Himmel aufleuchtet. Jesus Christus spricht zu ihm, und Saulus kehrt um. Er beginnt ein neues Leben. So kann Gott Menschen zur Umkehr führen – selbst jemanden, der ganz hart gesonnen ist und Christen verfolgen will.
Es gibt auch andere Möglichkeiten. Gott benutzt Menschen und beauftragt sie direkt. Er sagt zum Beispiel: „Geh du dorthin, da wirst du jemanden treffen, dem du etwas vom Glauben sagen sollst.“ Dabei denken wir an den Kämmerer aus dem Moorenland in Apostelgeschichte 8, zu dem Philippus gesandt wird. Philippus weiß zunächst gar nicht, wie ihm geschieht. Doch Gott sagt ihm einfach: „Mach dich auf, geh diese Straße entlang, in der Wüste. Dort wirst du jemanden treffen, und dann wirst du sehen, was du tun musst.“ So kann Gott Menschen auch erreichen.
Im ganzen Neuen Testament ist es jedoch an den meisten Stellen nicht so, dass Gott Menschen durch Offenbarungen oder Visionen vom Himmel erreicht. Auch geschieht es nicht hauptsächlich dadurch, dass Gott Menschen genau beauftragt, zu einer bestimmten Person an einem bestimmten Ort zu gehen. Vielmehr kommen die meisten Menschen im Neuen Testament zum Glauben durch den allgemeinen Auftrag.
Ein Beispiel dafür ist Paulus. Von ihm lesen wir, dass er sich als „Schuldner aller Menschen“ bezeichnet, besonders der Heiden. Er geht hin und predigt, und die Menschen, die zuhören, kommen zum Glauben. Ich denke dabei an Philippi und an Lydia, die dort zum Glauben kommt, wie wir in Apostelgeschichte 16 lesen. Dort steht: „Paulus kam dorthin nach Philippi, und am Fluss trafen sich die Frauen morgens. Paulus ging dorthin und predigte. Nach einer Zeit kam diese Purpurkrämerin als erste Frau in Europa zum Glauben an Jesus Christus.“
Doch es gibt keinen speziellen Auftrag, der beschreibt, dass Paulus eine Vision gehabt hätte, in der ihm gesagt wird: „Geh an den Fluss, dort wirst du eine Frau treffen, der du predigen sollst.“ So etwas lesen wir nicht. Auch Gott hat sich Lydia nicht direkt mit einer Stimme vom Himmel oder einer Offenbarung offenbart.
Stattdessen hat Paulus den Auftrag bekommen, wie wir im Matthäusevangelium im letzten Kapitel lesen: „Geht hin, predigt und lehrt sie, macht sie zu Jüngern.“ Diesen Auftrag hat er ausgeführt. Er erhielt ihn speziell von Jesus Christus, als er vor Damaskus war und später in Antiochien. Dort wurde er zusammen mit Barnabas ausgesandt mit dem Auftrag: „Ihr sollt Apostel der Heiden sein und ihnen vom Glauben an Jesus Christus berichten.“
So sehen wir, dass dies die häufigste Weise ist, wie Menschen im Neuen Testament zum Glauben kommen.
Persönliche Erfahrungen und der Auftrag zur Weitergabe des Glaubens
Um das Ganze einmal zu vertiefen und zu prüfen, ob das auch unserem heutigen Leben entspricht, kann ich hier einen kleinen Test machen und nachfragen: Wer von euch ist durch eine Vision oder eine Stimme vom Himmel zum Glauben gekommen? So etwas gibt es, aber gibt es hier jemanden, der auf diese Weise zum Glauben gekommen ist?
Ja, ich habe zwei Personen gesehen, die sich gemeldet haben. Nun frage ich weiter: Ist jemand von euch zum Glauben gekommen, weil jemand von Gott direkt den Auftrag erhalten hat, zu euch zu gehen und euch etwas zu sagen, sodass ihr zum Glauben gekommen seid? Gibt es jemanden, von dem ihr wisst, dass die Person zu euch gekommen ist und gesagt hat: „Gott hat mir gesagt, ich soll zu euch kommen“?
Hier sehe ich niemanden, der sich meldet. Als letzte Frage: Wer ist zum Glauben gekommen, weil Menschen, die ihr getroffen habt, diesem allgemeinen Auftrag Gottes gefolgt sind? Also Menschen, die gesagt haben: „Geht hin, lehret sie, macht sie zu Jüngern“? Gibt es jemanden, zu dem einfach jemand gekommen ist, ohne einen speziellen Auftrag, der euch vom Glauben erzählt hat und so seid ihr zum Glauben gekommen?
Ja, jetzt werden sich wahrscheinlich die meisten melden, denn irgendwie müsst ihr ja zum Glauben gekommen sein, oder? Einige würden vielleicht sagen, sie seien durch das eigene Lesen in der Bibel zum Glauben gekommen. Das gibt es natürlich auch.
Andere sagen, sie seien durch ihre Eltern zum Glauben gekommen. Das entspricht ebenfalls dem allgemeinen Missionsauftrag, denn auch wenn Eltern ihren Kindern vom Glauben erzählen, ist das ein Teil des Auftrags, den Jesus Christus uns gegeben hat.
Wenn wir also anerkennen, dass dies der Weg ist, wie Gott die meisten Menschen heute erreichen will – nämlich durch andere Menschen – dann stehen wir vor der Frage und Situation, dass das, was andere Menschen für uns getan haben, auch unsere Aufgabe wird.
Wo andere Menschen uns etwas vom Glauben weitergegeben haben – seien es unsere Eltern, Freunde, Arbeitskollegen oder andere – sind wir nun gefragt, genau dasselbe für andere zu tun. Wir müssen damit rechnen, dass Gott so handeln wird, wie er es damals getan hat: Er wird durch uns, die wir Christen sind, andere Menschen mit dem Evangelium erreichen, damit sie hören, was wir in unserem Leben erfahren haben.
Der Auftrag Jesu und seine Bedeutung für uns heute
Und für uns stellt sich zunächst die Frage, die man sich heute in einer Zeit des Pragmatismus oft stellt: Warum denn überhaupt? Warum sollten wir das tun?
Nun ja, da könnte ich sagen: Das, was du Gutes bekommen hast, kannst du ja auch weitergeben. Wem das nicht genügt, der müsste lesen, wie es im Matthäusevangelium am Ende, im 28. Kapitel, steht. Ich möchte das gerade einmal vorlesen für all diejenigen, die es nicht mehr gut in Erinnerung haben.
Im Matthäusevangelium, Kapitel 28, dem Missionsbefehl, bevor Jesus Christus in den Himmel auffährt, lesen wir:
Und Jesus trat zu ihnen und sprach: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.
Das ist das Ende, was Jesus als Auftrag, sozusagen als Vermächtnis, seinen Jüngern, seinen Nachfolgern, weitergibt.
Also, wir sehen: Schon wenn allein kein anderer Grund dafür sprechen würde, müssten wir sagen, das ist der direkte Auftrag Gottes. Und das sollte uns eigentlich schon genügen.
Aber darüber hinaus gibt es, glaube ich, noch andere Gründe. Wir haben Punkte in der Bibel, die uns daraufhin ansprechen. Nämlich, dass wir sagen: Da gibt es Vorbilder, Personen, die uns vor Augen sind, bei denen wir denken, eigentlich wollen wir genauso sein wie diese Person.
Ich weiß nicht, ob es euch manchmal so geht, wenn ihr in der Bibel lest. Manchmal bin ich dann frustriert und denke: So wie der werde ich ja sowieso nie – so vollkommen und so, was der alles geleistet und gemacht hat. Aber trotzdem, selbst wenn ich das nie erreichen kann, habe ich manche dieser Personen – und allen voran natürlich Jesus Christus – als Vorbild dazu gesehen. So möchte ich eigentlich auch sein, so möchte ich leben, so möchte ich anderen Menschen gegenübertreten können.
Und was haben diese Personen alle gemacht? Wenn wir nur mal die neutestamentlichen Gläubigen betrachten: Was hat sich insbesondere bei denen ausgezeichnet? Bei Petrus, bei Jakobus, bei Barnabas, bei Paulus, bei Timotheus, bei Titus – was für Menschen waren das?
Das, was ihr Leben ausgezeichnet hat, war: Sie haben ihr Leben aufgegeben und sind hingegangen, um anderen etwas vom Glauben weiterzugeben, den sie selbst in ihrem Leben erfahren haben.
Also, ich denke, auch wegen der Vorbilder, die wir in der Bibel haben, können wir sagen: So wie die das gemacht haben, und ich will sein wie die, dann muss ich auch so hingehen, wie die es getan haben.
Abenteuer und Bereicherung durch den Glaubensauftrag
Darüber hinaus möchte ich noch einen weiteren Punkt am Rande erwähnen: Ich denke, wenn wir diesem Auftrag gehorsam sind, werden wir Abenteuer erleben.
Heutzutage gibt es viele Menschen, die auf der Suche nach Urlaubserlebnissen sind. Sie kommen vielleicht nicht unbedingt nach Brake, obwohl man hier ebenfalls Abenteuer erleben kann. Stattdessen suchen sie oft nach Extremurlauben, bei denen sie zum Beispiel mit den Füßen baumeln, sich von einer Brücke herunterlassen, am Gummiseil herunterspringen oder Snowboarden. Manche hängen am Kilimandscharo an einem Hubschrauber fest oder durchqueren den Südpol in 14 Tagen auf Skiern. Andere verbringen drei Monate unter Wasser und spielen Schach oder machen etwas Ähnliches.
Vor Kurzem habe ich sogar von einem neuen Angebot in Amsterdam gelesen, das als Erlebnisurlaub für gestresste Manager gedacht ist. Ein ehemaliger Obdachloser hat sich überlegt, wie er seine Zeit als Penner finanziell nutzen kann. Dabei gibt es die Möglichkeit, 14 Tage als Penner in Amsterdam zu verbringen. Man gibt zuerst sein ganzes Geld und Hab und Gut ab. Dann darf man nur in Lumpen gekleidet sein, die einem gestellt werden, unter Brücken schlafen und Leute anbetteln. Einige Manager haben dieses Angebot ausprobiert und fanden es toll, weil sie dabei etwas erlebt haben. Natürlich ohne Geld – das versteht sich von selbst.
Aber ich sage euch: Mit Jesus Christus ist es viel spannender. Wenn wir mit Jesus Christus leben, erleben wir viel mehr Abenteuer. Oftmals könnte ich euch den ganzen Abend von meinen eigenen Erfahrungen erzählen, bei denen ich gesagt habe: Ich will gehorsam sein und anderen Menschen vom Glauben erzählen.
Eine besonders eindrückliche Erfahrung hatte ich, als ich noch relativ jung war und meine ersten Erfahrungen mit dem Haustür-Evangelisieren sammelte. Ich erinnere mich, wie ich in der Eifel von Haustür zu Haustür ging. An einem langen Zaun vor einem Haus, dessen Haustür sich auf der Rückseite befand, öffnete ich die Tür, ging über den Garten und lief etwa hundert Meter ins Grundstück hinein. Als ich um die Hausecke schaute, sah mich plötzlich eine Deutsche Dogge an. Der große Hund kam mit großen Sätzen auf mich zugelaufen. Obwohl ich kein Sprinter bin, sondern eher für gemächliches Langlaufen geeignet, nahm ich meine Beine in die Hand und sprang mit einem Satz über den Zaun. Die Dogge, die sicherlich auch springen konnte, blieb auf der anderen Seite und kläffte. Mein Herz schlug heftig, aber mit Gott können wir Abenteuer erleben.
Das ist auf jeden Fall ein Grund, zu anderen Menschen hinzugehen: Jesus Christus gehorsam zu sein. Ein Leben mit Gott ist nicht langweilig – so habe ich es immer wieder erlebt. Ich habe auch Glaubensschritte vorangetan.
Eine weitere Situation fällt mir ein: Wir hatten uns vorgenommen, in einer Stadt in einer Fußgängerzone eine Freiversammlung zu machen. Wir hatten nur für diesen Nachmittag eine Genehmigung. Am Tag vorher und am Morgen hatte es geregnet. Wir saßen zusammen und waren ziemlich betrübt. Wir fragten uns, was wir tun sollten, und beteten. Es regnete weiterhin. Ich stieg ins Auto, nahm zu meiner eigenen Beschämung doch einen Regenschirm mit, obwohl die anderen sagten, das sei ungläubig, weil wir ja gebetet hatten und Gott sicher antworten würde.
Ob ihr es glaubt oder nicht: Als wir in der Fußgängerzone ankamen, hörte der Regen auf. Wir machten unser Programm etwa eine Stunde lang. Eine halbe Stunde später, als wir wieder im Auto saßen, begann es erneut zu regnen. Es regnete auch am nächsten Tag weiter. Ich habe keine Ahnung, wie das möglich war. Vielleicht gibt es so etwas wie ein Wetterloch, in dem es trocken bleibt. Wie auch immer Gott das gemacht hat: Mit ihm kann man etwas erleben, wenn man sich auf seinen Auftrag einlässt.
Darüber hinaus lernen wir manchmal etwas, wenn wir Gottes Auftrag folgen. Mir ist es so gegangen, dass ich viel gelernt habe – auch von Menschen, die nicht gläubig sind. Ein Beispiel: Während einer Einsatzwoche an der Bibelschule, ich glaube in Bietigheim-Bissingen, klingelte ich an einer Haustür. Ein Mann öffnete, sichtlich aufgelöst, und sagte, er habe keine Zeit. Er erwartete eine dringende Sendung, war total aufgebracht wegen der Post. Ich fragte neugierig nach. Er erzählte, dass er Fische sammelt und viele Aquarien hat.
Wir gingen ins Haus, und er zeigte uns seine etwa zwanzig Aquarien. Gerade in dieser Zeit kam die Sendung mit den Fischen an. Er nahm sie aus einer Kühlbox, schüttelte sie und sie lagen wie tot darin. Er war ganz frustriert und sagte: „Oh, meine armen Fische.“ Dann erzählte er, wie man illegal Fische aus Ländern der Dritten Welt, aus der Karibik, holen kann, weil sie unter Artenschutz stehen. Er berichtete von einer Art „Fischmafia“ in Deutschland, die Fische schmuggelt und versendet. Er war verzweifelt, da er zum ersten Mal einen privaten Postdienst ausprobiert hatte, der offenbar versagt hatte.
Ich sagte ihm, ich würde in so einer Situation beten. Wir kamen ins Gespräch. Er fragte, ob Beten denn überhaupt hilft. Ich erzählte ihm ein Beispiel aus meinem Leben, wo Beten geholfen hatte. So waren wir mitten im Gespräch mit einem Menschen, der vorher nichts vom Glauben wissen wollte und mit anderen Gedanken beschäftigt war. Gleichzeitig lernte ich viel von ihm. Wir tauschten uns aus: Er erzählte von Fischen, ich von Jesus Christus. Wir luden ihn ein und besuchten ihn später noch einmal.
Wenn wir Jesus Christus gehorsam sind, ist das eine Bereicherung für uns selbst. Tatsächlich hat sich dieser Mann später wieder erholt. Ich bin froh, dass das Schiff mit den Fischen angekommen ist. Was wäre passiert, wenn es damals nicht so gewesen wäre?
Darüber hinaus können wir durch unseren Gehorsam neue Freunde gewinnen. Stellt euch vor, es gibt Menschen, die von Gott mit Gaben ausgestattet sind, und ihr gewinnt sie als Freunde, indem ihr gehorsam seid und hingeht.
Ich erinnere mich an ein Ehepaar in der Schweiz, das wir seit vier Jahren kennen. Immer wenn wir in die Schweiz fahren, besuchen wir sie. Er hat sich selbstständig gemacht und ein eigenes Unternehmen gegründet. Wir haben sie kennengelernt, als ich mit der kleinen Eva im Kinderwagen spazieren war. Da traf ich eine junge Frau mit einem Kind im gleichen Alter. So kamen wir ins Gespräch. Später luden wir das Ehepaar ein, besuchten sie und führten viele Gespräche – oft auch über Glaubensfragen und persönliche Dinge. Schritt für Schritt kommen wir unserem Ziel näher, sie zu Jesus Christus zu führen.
So können wir neue Freunde kennenlernen, wenn wir Jesus Christus gehorsam sind. Letztlich können wir auch neue Mitglieder für unsere Gemeinde gewinnen, was jede Gemeinde bereichert.
Wenn ihr bedenkt, dass es in den Bereichen Jungscharkreis, Kinder- oder Erwachsenengruppen oft an Mitarbeitern mangelt, dann missioniert und evangelisiert doch. Geht hin, bringt Menschen zu Jesus Christus, und ihr werdet keine Probleme mehr mit Mitarbeitern in der Gemeinde haben. Es werden Menschen zum Glauben kommen, die von Gott begabt sind, sich einbringen und die Gemeinde wächst. So können auch die Aufgaben in der Gemeinde erfüllt werden.
Liebe als Motivation und Hindernisse für den Glaubensauftrag
Und darüber hinaus: Wenn wir all diese Dinge einmal etwas zurückstellen, als zweitrangig betrachten, dann müssen wir sagen: Zumindest unsere Liebe dem Menschen gegenüber sollte uns antreiben. Liebe ist ja das Gebot: Liebe deinen Nächsten, liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst.
Wie sieht denn diese Liebe aus? Liebe einem anderen Menschen gegenüber – ja, unsere Geschwister können wir ja sagen, die lieben wir. Wir sind nett und freundlich zu ihnen, bieten ihnen mal einen Kaffee nach dem Gottesdienst an. Ab und zu dürfen sie uns auch mal besuchen, und zum Geburtstag gratulieren wir auch. Aber Liebe ist ja viel mehr.
Das gilt sowohl unter Geschwistern als auch gegenüber Ungläubigen, denn das sind ja auch unsere Nächsten, mit denen wir zu tun haben. Wie drückt sich da unsere Liebe aus? Sagen wir: „Ich liebe dich so sehr, aber du kannst ja in die Hölle gehen, das spielt für mich keine Rolle, das interessiert mich nicht. Ich lasse dich ganz in Ruhe, so sehr liebe ich dich. Du kannst machen, was du willst, du kannst glauben, was du willst, deine Zeit verbringen, wie du willst, so sehr liebe ich dich.“ Wie ist das mit unserer Liebe anderen Menschen gegenüber? Und wie ist es mit der Konsequenz unseres Wissens? Sind wir wirklich davon überzeugt, dass Menschen ohne Gott in die Hölle gehen? Oder ist es eher so, dass wir sagen: „Na ja, irgendwie bin ich da reingeboren, so radikal würde ich das ja nicht sagen.“ Vielleicht sagen wir, die einen werden gerettet, und die anderen eben nicht. Vielleicht haben sie sogar noch einmal eine Chance, und wer weiß? Und Hölle – gibt es die überhaupt heute? Kann man das überhaupt noch sagen? Hölle, so etwas?
Ich möchte euch jetzt nicht auffordern, zu eurem Nachbarn hinzugehen und zu sagen: „Du gehst in die Hölle, wenn du jetzt nicht in den Gottesdienst kommst.“ Das wäre sicherlich der falsche Weg. Ich rede vielmehr davon, was in unserem Kopf vorgeht, von welcher Überzeugung wir in unserem Leben geprägt sind. Gehen wir tatsächlich davon aus, dass die Menschen in unserer Umgebung – unsere Arbeitskollegen, unsere Nachbarn, unsere Verwandten – in die Hölle gehen werden? Dass sie in der Macht des Satans stehen?
Wenn wir uns das wirklich bewusst machen, so wie Wesley, von dem man sagt, er habe gesagt: „Gebt mir zehn Männer, die nichts mehr fürchten als die Hölle und nichts mehr ehren als Gott, und ich werde die Welt revolutionieren.“ Ist es vielleicht so, dass wir das gar nicht mehr so ernst nehmen? Dass wir vielleicht für uns gedacht haben: „Na ja, wir haben uns jetzt gerade aus dem Sumpf gerettet, wir haben es geschafft, freuen uns, feiern, haben gute Gemeinschaft, genießen das Leben.“ Aber die anderen? Wie sieht es aus mit unserer Liebe diesen Menschen gegenüber?
Wenn wir all diese Punkte hören, dann sollte das eigentlich genügen, um zu sagen: Gehe hin, missioniere, sprich mit den Leuten über den Glauben. Was hält uns dann zurück, das zu tun? Ich denke, an vielen Stellen ist es einfach unsere Bequemlichkeit. Es ist traurig, aber wahr. Oftmals ist es unsere Bequemlichkeit.
Wir haben es uns gemütlich eingerichtet in unserem Leben als Christen. Wir schlagen auch gerne einmal die Beine hoch und sagen: „Na, jetzt habe ich den Tag gut erledigt, ich habe auch meinen Dienst getan, habe niemanden betrogen, nicht viel gelogen, war freundlich zu meiner Frau, habe noch etwas mit meinen Kindern gespielt. Jetzt habe ich doch ein Recht darauf, mich auszuruhen, eine Bequemlichkeit zu genießen, den Schrebergarten zu bearbeiten, Freunde einzuladen, einen Fernsehfilm zu schauen, ein schönes Buch zu lesen, ein bequemes Leben zu führen.“
Und wie einfach ist es in der Bundesrepublik Deutschland? Wir haben ja alle genügend Geld, viele haben ein eigenes Häuschen, besonders im Schwabenland, wo man ja sagt: „Schaffe, schaffe, Häusle baue.“ Dann fühlt man sich wohl, hat fürs Leben ausgesorgt und genießt die Bequemlichkeit.
Diese Bequemlichkeit wiegt uns in Ruhe, lässt uns träge werden und hält uns davon ab, zu anderen Menschen hinzugehen. Aber wir sollten aus dieser Bequemlichkeit aufwachen. Denn irgendwann sind wir am Ende unseres Lebens. Irgendwann werden wir vor Gott stehen, und er wird fragen: Was hast du mit der Zeit gemacht, die ich dir anvertraut habe? Was hast du mit den Talenten gemacht, die ich dir anvertraut habe?
Und dann werden wir vor Gott sagen können: „Ja, also ich habe gearbeitet, ich habe mein Geld verdient, und du kannst ja nicht mehr von mir verlangen. Also 40 Stunden Woche, und danach muss ich auch mal ausruhen können.“ Werden wir so etwas vor Gott sagen können? Gott will unsere Ruhe. Ihr erinnert euch, am ersten Abend habe ich das gesagt.
Aber Ruhe heißt doch immer wieder, dass wir uns irgendwann mal auf die Socken machen. Wenn wir an Elia denken: Er hatte seine Ruhe, seinen Urlaub, aber danach hieß es wieder zurück zum König Ahab, jetzt kommt der nächste Auftrag. So soll es auch für uns sein: Ruhe ja, aber nicht ein Leben lang, nicht bis zum Pensionsalter und dann den Rest des Lebens, ja sowieso, weil wir nicht mehr können. Nein, für Gott gibt es kein Rentenalter in diesem Sinne.
Manchmal ist es, glaube ich, auch einfach die Menschenangst. Ich weiß nicht, wie es euch geht, bei mir ist es so: Wenn ich da stehe und klingele, denke ich: „Oh, was wird der jetzt wohl denken und sagen? Was wird mein Arbeitskollege sagen, wenn ich ihm etwas vom Glauben erzähle? Oh, wie schlimm, wie fürchterlich, was wird er von mir denken?“ Das kann uns davon abhalten, anderen Menschen etwas vom Glauben zu sagen.
Aber da möchte ich euch daran erinnern: Denkt daran, die Menschen, mit denen ihr sprecht, haben eine viel größere Angst als ihr. Denn an der Haustür seid ihr vorbereitet. Ihr wisst, jetzt sage ich, worum es im Glauben geht. Stellt euch mal vor, die Hausfrau, die gerade dabei ist, Essen zu kochen und an die Kinder denkt, die nach Hause kommen – sie ist total überrascht. Sie hat viel mehr Angst vor euch: „Oh, was wollen die Leute jetzt von mir? Nein, tut mir nichts, ich will nichts kaufen, ich will nichts haben.“ Ihr seid also im Vorteil, wenn ihr mit den Menschen sprecht. Und ihr habt so viel im Glauben erlebt. Das haben die anderen Menschen, mit denen ihr zusammenarbeitet, nicht.
Wir müssen diese Menschenangst gar nicht haben. Im Matthäusevangelium denkt Jesus an uns schwache Menschen, an unsere Menschenangst. Und dann sagt er: „Siehe, ich bin bei euch bis an Ende aller Tage, ich bin bei euch.“ Oder: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“
Warum sagt er das? Um die armen Jünger zu stärken, zu sagen: „Jetzt gebe ich euch den Auftrag, geht hin. Aber ihr müsst nicht denken, ihr seid ganz alleine. Ihr müsst euch nicht allein behaupten, sondern seht: Ich habe alle Macht im Himmel und auf Erden, und ich bin bei euch, wenn ihr das tut.“ Deshalb braucht ihr keine Angst vor den Menschen zu haben.
Das ist etwas, was ich immer wieder gespürt habe, wenn ich diese Menschenangst überwinde und hingehe, um von dem zu sprechen, was Jesus mir gesagt hat und was ich in meinem Leben erfahren habe: Gott stellt sich dazu. Es ist tatsächlich so, wie Jesus es verheißt. Der Heilige Geist wird uns führen, uns Worte geben und uns vorbereiten, wenn wir das wollen.
Plötzlich kommen einem Gedanken in Erinnerung, an die man vorher gar nicht gedacht hat. Ein Beispiel: Ich sprach mit einem Mann am Fenster. Erst sagte er, er habe keine Zeit – das ist bei den meisten Menschen so. Erstmal haben sie keine Zeit. Später merkt man, sie haben doch Zeit, es ist nur die Frage, wofür. Dann bekommen sie langsam Interesse.
Ich erinnere mich an eine Situation: Der Mann war im ersten Stock, und ich musste die ganze Zeit dort stehen und mit ihm sprechen – etwa drei Viertelstunde. Ich dachte schon: Warum lädt er mich nicht nach Hause ein, wenn er doch keine Zeit hat? Aber ja, so etwas kommt manchmal vor.
Ich habe auch mit einem Studenten gesprochen, der keine Zeit hatte, weil er Prüfungen hatte und lernen musste. Trotzdem sprach ich zwei Stunden mit ihm, obwohl er eigentlich lernen sollte. Aber er hat mich nicht reingebeten, jedenfalls nicht.
Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, sagte: „Mir ist alles schlecht im Leben, ich bin krank und arbeitslos, alles ist vorbei, und Gott kann es ja gar nicht geben.“ In diesem Moment fiel mir ein Beispiel ein, ich hätte viele Beispiele, die ich meinen Schülern nenne, um Menschen zu zeigen, was man sagen kann, wenn sie sagen: „Gott kann es ja gar nicht geben.“
Bei diesem Mann fiel mir das Beispiel ein, und ich glaube, das war eine Führung von Gott in diesem Moment. Ich sagte zu ihm: „Wie ist das mit dem Radio? Wenn du das Radio anstellst, kannst du ja nicht sehen, was da passiert. Aber das, was aus dem Radio kommt, woher kommt das? Was ist im Radio drin? Durch die Radiowellen.“
Im nächsten Satz sagte er mir: „Das ist mir eigentlich einsichtig, das verstehe ich.“ Dieser Mann war Radio- und Fernmeldetechniker gewesen, hatte das gelernt. Genau das Beispiel kam aus seinem Alltag und seiner Arbeit.
Also: Wenn wir Jesus gehorsam sind, brauchen wir keine Menschenangst zu haben. Wir können darauf vertrauen, dass Jesus Christus uns führt.
Umgang mit Unwissenheit und fehlender Kreativität
Manchmal liegt es sicherlich auch an Unwissenheit. Wir kennen uns in der Bibel einfach nicht aus. Wir wissen gar nicht, was wir den Personen antworten können, wenn sie uns fragen. Das ist ein ernsthafter Grund.
Aber es ist kein Grund, auf Dauer nicht zu den Menschen zu gehen. Vielmehr ist es ein Grund, schnell die Bibel vorzunehmen, darin zu lesen, zu studieren und sie kennenzulernen. Natürlich kann ich keinem Menschen etwas weitergeben, was ich selbst nicht kenne.
Deshalb würde ich sagen: Auf, auf! Fang an, in der Bibel zu lesen, die Bibel kennenzulernen und Bibelverse auswendig zu lernen. Dann kannst du langsam mit dem, was du verstanden hast, zu den Menschen gehen. Wir müssen ja keine Professoren sein, bevor wir anderen Menschen vom Glauben erzählen können. Aber wir müssen bemüht sein, die Bibel etwas kennenzulernen und den Leuten das zu zeigen.
Wenn wir sagen, Gott offenbart sich durch die Bibel und zeigt uns, was für uns wichtig ist, dann müssen die Menschen das auch an uns merken. Das zeigt sich daran, wie wir mit ihnen sprechen und was wir sagen – nämlich, dass wir die Bibel genauso ernst nehmen.
Manchmal ist es, glaube ich, auch einfach Faulheit, die uns davon abhält. Wir sind nicht kreativ oder einfallsreich genug. Vielleicht sagen wir dann: „Na ja, gut, den Missionsauftrag muss ich ja erfüllen. Einmal im Jahr gibt es eine Evangelisation, ein Zelt wird aufgebaut oder eine Halle gemietet. Ich habe einen Stapel Handzettel mit nach Hause bekommen.“
Dann schleiche ich mich still und heimlich, so wie der Mann, der in der Nacht von Nicodemus gelesen hat, an die Briefkästen heran. Ich werfe die Zettel ein, damit niemand etwas hört. Am nächsten Morgen landen die ganzen Werbezettel im Altpapier.
Dann sage ich: „Nur diese Menschen haben das Evangelium gehört und sie wollten es nicht. Deshalb gehen sie zu Recht verloren. Ich habe meine Aufgabe erfüllt.“
Das ist aber sehr kurzfristig gedacht. Wenn Gott mit uns so gehandelt hätte, säße heute Abend wahrscheinlich niemand hier. Gott hatte viel mehr Geduld und ist uns viel mehr nachgelaufen – zumindest mir. Ich weiß nicht, wie es euch in eurem Leben ergangen ist.
Es heißt, wir müssen Kreativität zeigen. Wie hat Jesus das gemacht? Hat Jesus das auch so gemacht, dass er sich irgendwo hingesetzt und gesagt hat: „Wenn ihr etwas hören wollt, dann kommt mal her“? Nein, Jesus war total kreativ.
Ich werde euch später noch ein Beispiel geben, um zu zeigen, wie er mit Menschen umgegangen ist. Wir müssen uns überlegen: Wenn wir wirklich einen Menschen lieben – wenn wir unseren Nachbarn lieben –, wie verhalten wir uns dann?
Stellt euch vor, ihr habt euren Ehepartner kennengelernt, im Überschwang der Liebe. Hättet ihr euch ihm gegenüber so verhalten, indem ihr sagtet: „Ich weiß nicht, was ich dir schenken kann. Ich treffe dich heute Abend mal, aber mal sehen, was ich noch im Schrank habe. Meine Großmutter hat mir hier noch etwas gegeben. Nimm das mal, ich muss dir etwas schenken. Bitte, bitte nimm es.“
Würdet ihr so mit eurem Ehepartner, einem Freund oder einer Freundin umgehen, die ihr gerade liebt? Und wenn wir unseren Nachbarn wirklich lieben wollen, wenn es unser innerstes Herzensanliegen ist, dass er gerettet wird, würden wir dann so mit ihm umgehen?
Würden wir sagen: „Hier hast du meinen Zettel, und wenn du willst, nimm ihn. Du brauchst nichts, ich zwinge dich nicht. Wenn du etwas anderes vorhast, ist das auch nicht schlimm.“?
Nein, so würden wir nicht mit ihm umgehen. Wir müssen uns überlegen, die Sprache sprechen, die er spricht. Ihm auch während des Jahres einmal begegnen, nicht nur einmal im Jahr. Dabei müssen wir auch zeigen, dass wir um ihn besorgt sind, dass wir uns für ihn interessieren und dass er uns ein Anliegen in seinem Leben ist.
Umgang mit Ablehnung und Wahrung der Wahrheit
Manchmal fehlt auch die Überzeugung, dass das Wort des anderen verloren geht – das habe ich bereits erwähnt. Wir müssen uns klar machen, dass der Gang zu einem anderen nicht nur ein Gewinn ist, sondern auch etwas kostet. Das ist offensichtlich. Es erfordert Selbstüberwindung und kostet Geld.
Wenn ich zum Beispiel an meinen Nachbarn denke, der gerne Pflanzen mag: Wenn ich ihm zum Geburtstag eine schöne Blume kaufe und vorbeibringe, freut er sich sehr darüber. Und wenn ich ihn dann einmal einlade, wird er mit ganz anderen Ohren zuhören. Doch das kostet natürlich etwas. Zuerst muss ich mich damit beschäftigen, was der andere mag, womit er sich beschäftigt, wie er denkt und was ihm wichtig ist. Das kostet Zeit, Geld und auch Bequemlichkeit. Das ist etwas, das wir aufs Spiel setzen müssen.
Jesus hat uns aber nicht etwas anderes versprochen. Er hat nicht gesagt, dass wir als Christen ein bequemes, ruhiges, zurückgezogenes Leben in ewiger Gesundheit und Reichtum führen werden. Nein, das hat Jesus nicht versprochen. Er sagte vielmehr: „Es wird euch so ergehen wie mir.“ Wenn wir dann nicht verfolgt werden – und davor brauchen wir in Deutschland keine Angst zu haben, selbst bei den schlimmsten Gottesleugnern – können wir die kleinen Dinge wie mangelnde Achtung oder ein böses Wort ruhig wegstecken.
Zum Abschluss möchte ich nun etwas genauer auf ein Gespräch eingehen, das Jesus mit einer Frau am Jakobsbrunnen geführt hat. Die Begebenheit finden wir im Johannes 4. Ich werde zunächst die Geschichte vorlesen und dann einige Punkte herausgreifen, um zu sehen, was wir daraus lernen können. Es geht darum, wie Jesus uns als Vorbild dient, wie er andere Menschen erreicht hat und wie wir das in unserem Leben umsetzen können.
Wir wollen einige praktische Tipps direkt aus der Bibel herausfinden, anhand des Vorbilds Jesu. Dabei schauen wir, wie wir mit anderen Menschen strukturiert sprechen können und worauf wir achten sollten, wenn wir mit ihnen im Gespräch sind.
Das Gespräch mit der Frau am Jakobsbrunnen: Ein Beispiel für gelingende Glaubensgespräche
Ich lese zunächst die Geschichte der Samaritanerin vor. Wir können gemeinsam mitlesen in Johannes 4, Verse 1.
Ich werde zwischendurch einige Stellen überspringen und dann noch ein Stück weiter vorlesen.
Als der Herr erkannte, dass die Pharisäer gehört hatten, dass Jesus mehr Jünger machte und taufte als Johannes – obwohl Jesus selbst nicht taufte, sondern seine Jünger – verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. Er musste aber durch Samaria ziehen.
Er kam nun in eine Stadt Samarias, genannt Sychar, nahe dem Feld, das Jakob seinem Sohn Joseph gegeben hatte. Dort war die Quelle Jakobs. Jesus, ermüdet von der Reise, setzte sich ohne weiteres an die Quelle. Es war um die sechste Stunde.
Da kam eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Jesus sprach zu ihr: „Gib mir zu trinken.“ Seine Jünger waren nämlich in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen.
Die samaritanische Frau antwortete ihm: „Wie kannst du, der du ein Jude bist, von mir trinken verlangen, die ich eine samaritanische Frau bin?“ Denn die Juden verkehren nicht mit den Samaritanern.
Jesus antwortete ihr: „Wenn du die Gabe Gottes kennst und wüsstest, wer es ist, der zu dir spricht: ‚Gib mir zu trinken‘, so würdest du ihn gebeten haben, und er würde dir lebendiges Wasser geben.“
Sie sagte zu ihm: „Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief. Woher hast du das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gab, und selbst daraus trank, ebenso seine Söhne und sein Vieh?“
Jesus antwortete ihr: „Jeder, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird nicht dürsten in Ewigkeit. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm eine Quelle des Lebens werden, die ins ewige Leben quillt.“
Die Frau sagte zu ihm: „Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht mehr dürste und nicht mehr hierher kommen muss, um zu schöpfen.“
Jesus sprach zu ihr: „Geh hin, rufe deinen Mann und komm hierher!“
Die Frau antwortete: „Ich habe keinen Mann.“
Jesus sagte zu ihr: „Du hast recht gesagt: ‚Ich habe keinen Mann.‘ Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Darin hast du wahr gesprochen.“
Die Frau sagte zu ihm: „Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, dass in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse.“
Jesus antwortete ihr: „Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen. Denn das Heil ist aus den Juden.
Aber es kommt die Stunde und ist schon da, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden. Denn auch der Vater sucht solche als Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn in Geist und Wahrheit anbeten.“
Die Frau sagte zu ihm: „Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus genannt wird. Wenn jener kommt, wird er uns alles verkündigen.“
Jesus sprach zu ihr: „Ich bin es, der mit dir redet.“
In diesem Moment kamen seine Jünger. Sie wunderten sich, dass er mit einer Frau redete. Dennoch sagte niemand: „Was suchst du?“ oder „Was redest du mit ihr?“
Die Frau ließ ihren Wasserkrug stehen, ging in die Stadt und sagte zu den Leuten: „Kommt und seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe. Ist dieser nicht etwa der Christus?“
Sie gingen aus der Stadt hinaus und kamen zu ihm.
In der Zwischenzeit baten die Jünger ihn…
Ich überspringe hier einen Abschnitt und lese dann weiter ab Vers 39:
Aus jener Stadt aber glaubten viele von den Samaritanern an ihn wegen des Wortes der Frau, die bezeugt hatte: „Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.“
Als nun die Samaritaner zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben. Er blieb dort zwei Tage.
Noch viel mehr Menschen glaubten um seines Wortes willen und sagten zu der Frau: „Wir glauben nicht mehr nur wegen deines Redens, denn wir haben selbst gehört und wissen, dass dieser wahrhaftig der Retter der Welt ist.“
Zehn Lektionen aus dem Gespräch Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen
Verschiedene Punkte möchte ich herausgreifen, die mir bei diesem Text aufgefallen sind. Dabei konzentriere ich mich darauf, wie Jesus hier handelt und was er tut.
Zunächst wählt Jesus einen Ort aus, der für ihn ungünstig ist, aber an dem er in Ruhe mit dieser Person sprechen kann. Es ist der Brunnen zur Mittagszeit. Um die sechste Stunde, also gegen zwölf Uhr mittags, sind nicht viele Menschen unterwegs. Jesus befindet sich in einer ungünstigen Situation. Er hat viel getan: Wir erinnern uns an die Auseinandersetzungen mit den Pharisäern direkt vorher, seine Jünger haben getauft, er hat gepredigt, gerade zuvor im dritten Kapitel auch das Gespräch mit Nikodemus. Viele Auseinandersetzungen, Gott hat ihn gebraucht. Er hätte jetzt durchaus sagen können: „Ich habe genug geleistet.“ Wir lesen sogar, dass er durstig und müde war, durch die Wanderung von Jerusalem durch Samaria nach Galiläa.
Doch was tut Jesus in diesem Moment? Er ist bereit, sich auch einer für ihn ungünstigen Situation zu stellen. Das ist eine Herausforderung für uns: Wir sollen nicht warten, bis wir in Topform sind, sondern müssen bereit sein, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Dabei sollten wir auch unsere eigenen Bedürfnisse zurückstellen.
Was in der ganzen Geschichte auffällt, ist, dass Jesus zu der Frau kommt und sie anspricht: „Gib mir zu trinken.“ Doch wo bekommt Jesus in der Geschichte zu trinken? Gar nicht! Er ist im Gespräch mit der Frau, geht auf sie ein, und sie denkt gar nicht mehr ans Trinken. Sie lässt sogar ihren Krug stehen. Jesus steht die ganze Zeit in der Hitze, in der Sonne, schwitzt, will etwas zu trinken haben, wartet auf seine Jünger, ist müde, spricht mit der Frau. Statt zwischendurch zu sagen: „Frau, du wolltest mir doch etwas zu trinken geben“, stellt er seine Bedürfnisse hinten an und geht ganz auf die Frau ein.
Das sollten wir uns zu Herzen nehmen: Wenn es uns ehrlich um andere Menschen geht, dürfen wir nicht zuerst an unser eigenes Wohl denken, an Bequemlichkeit oder daran, dass es uns gut gehen muss. Das kann sich auch in praktischen Dingen zeigen. Zum Beispiel, wenn ich mit Schülern auf der Straße bin an einem sonnigen Tag: Automatisch stelle ich mich oft in den Schatten oder so, dass die Sonne mir hinten auf den Kopf scheint. Was passiert mit jemandem, der mir gegenübersteht? Er muss in die Sonne schauen, wird geblendet, steht in der Hitze, während ich im Schatten stehe, und er schwitzt. Hier heißt es, an den anderen zu denken und die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen. Ich stelle mich so hin, dass ich in die Sonne schaue und der andere nicht geblendet wird. Natürlich muss man nicht immer in der Sonne stehen. Man kann auch sagen, wir stellen uns beide in den Schatten oder gehen zusammen ins Café. Das habe ich auch schon gemacht: Leute spontan eingeladen. Das ist eine tolle Sache. Die sind froh, wissen gar nicht, wie ihnen geschieht, denn sonst müssen sie überall bezahlen. Plötzlich lädt sie jemand zu einer Tasse Kaffee ein. Die Leute sind viel offener und bleiben mindestens so lange, bis der Kaffee kalt ist und sie ihn getrunken haben. So habt ihr die Möglichkeit, mit diesen Menschen über den Glauben zu sprechen – eine super Möglichkeit. Jesus nutzt solche Gelegenheiten auch. Er stellt seine eigenen Bedürfnisse zurück.
Ein weiterer Punkt ist, dass Jesus hier von ganz normalen, menschlichen Bedürfnissen ausgeht und der Frau ehrlich und offen begegnet. Er spielt nicht den frommen Macho oder starken Messias, der mit Vollmacht das Wasser aus dem Brunnen holt, sodass die Frau beeindruckt auf den Boden fällt und ihn anbetet. Nein, er ist ganz menschlich und gesteht der Frau: „Ich habe Durst.“ So sollten auch wir anderen gegenüber sein: offen, ehrlich, menschlich. Wir müssen nicht so tun, als sei bei uns alles perfekt, weder in der Ehe noch am Arbeitsplatz, in der Gesundheit oder im Alltag. Das gibt es nicht. Das wirkt auf andere oft unheimlich. Sie denken, das sei ein Betrüger oder jemand aus einer Sekte, der sie hineinziehen will. Oder sie meinen, so perfekt kann niemand sein. Nein, so wie Jesus sollten wir auch zugeben, dass wir Schwächen haben und Hilfe brauchen.
Das führt zum nächsten Punkt: Wir sollten uns auch an Menschen wenden, die nicht in unserer sozialen Schicht, Ausbildung oder Gehaltsstufe sind. Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen, die niemand beachtet. Vielleicht sind sie am Arbeitsplatz außen vor, wirken seltsam, können sich nicht gut ausdrücken, haben eine schlechte Ausbildung oder stottern. Oder es ist der Obdachlose auf der Straße. Jesus macht hier etwas Revolutionäres: Sowohl seine Jünger als auch die Frau wundern sich. Jesus, ein Jude, spricht eine Samaritanerin an. Die meisten Juden mieden Samaria, gingen lieber zwei Tage Umweg am Jordan entlang, nur um nicht durch Samaria zu gehen. Jesus geht nicht nur durch Samaria, sondern spricht diese Frau an – eine Frau, von der er weiß, dass sie Ehebruch begangen hat oder Prostituierte ist, mit vielen Männern zusammengelebt hat. Das war eine unmögliche Situation.
In Israel gab es die sogenannten „blinden, wundgestoßenen“ Pharisäer, die Frauen als Verführerinnen zu falschen Gedanken und Sünden ansahen. Frauen durften im Gottesdienst nur hinter einem Lattenverschlag sitzen, damit die Männer nicht abgelenkt werden. Diese Pharisäer machten die Augen zu, wenn sie Frauen sahen, was oft zu Unfällen führte. Jesus aber, ein Lehrer, wird von den Menschen als Rabbi angesehen, sieht nicht nur Frauen, sondern spricht sie auch an – und dann noch eine Samaritanerin.
Wir sollten uns überlegen, mit wem wir sprechen: Nicht nur mit denen, die uns Prestige bringen – etwa dem neuen Kinderarzt in der Nachbarschaft oder dem Chef in der Firma. Natürlich sollen auch diese Menschen etwas von Gott hören. Aber denkt auch an die, die am Rand stehen und die sich niemand kümmert. Jesus hat oft gerade diese Menschen angesprochen: Zöllner, Sünder, Ehebrecher. Wie oft habt ihr schon mit einem Obdachlosen auf der Straße gesprochen, wenn er Geld sammelt? Oder macht ihr einen großen Bogen um ihn? Jesu Liebe gilt auch diesen Menschen.
Ein weiterer Punkt: Jesus nimmt seine Anknüpfungspunkte nicht in einer frommen Sache. Eine junge Frau aus Basel erzählte, dass sie einen Freund nach langer Zeit wiedertraf. Früher fand sie ihn cool, man konnte was unternehmen. Jetzt sagte er ihr als Erstes: „Ich bin Christ geworden. Wenn du nicht Christ wirst, kommst du in die Hölle. Du hast aber eine Chance, du kannst zu uns in die Gemeinde kommen.“ Sie war schockiert und fand seine Art dumm. Er sagte auch, sie müsse einen Rock anziehen, um in die Gemeinde zu kommen. Sie hatte keinen Rock, und er bot ihr an, einen von seiner Schwester zu leihen. Sie lehnte ab und sagte, mit ihm werde sie nie wieder sprechen. Hat sie Jesus Christus abgelehnt? Nein, sie hat die dumme Art dieses jungen Mannes abgelehnt. Deshalb vielleicht auch Jesus Christus abgelehnt.
Wir müssen uns überlegen, wie wir Menschen begegnen. Jesus tut das hier nicht mit frommen Sprüchen, sondern beginnt mit Alltäglichem. Er redet über Essen, Trinken, Durst – ganz natürliche Dinge. So sollten wir auch mit anderen ins Gespräch kommen.
Wie geht Jesus mit Beleidigungen um? Wir müssen damit rechnen, dass Leute lachen oder sich lustig machen. Das tut die Frau auch: Sie macht sich über Jesus lustig, als er sagt, er könne ihr Wasser des Lebens geben. Sie fragt, wie er das geben will, ob er etwas zu schöpfen hat. Sie zweifelt, macht sich ein bisschen lustig. Wie reagiert Jesus? Gar nicht. Er lässt sich nicht provozieren, redet einfach weiter und bleibt bei seinem Thema. Davon sollten wir lernen: uns nicht provozieren lassen, nicht in eine Ecke drängen lassen, sondern unser Ziel im Blick behalten.
Wie gehen wir mit Ablenkungen um? Die Frau wird langsam unbehaglich, merkt, dass Jesus viel über sie weiß. Sie weicht aus und stellt eine theologische Frage: Wo soll man beten? Für die Samaritaner und Juden war das eine wichtige Frage, aber im Gespräch eigentlich unsinnig. Jesus antwortet kurz und knapp und lenkt dann zum Thema zurück. So sollten wir auch sein: Wenn Menschen unangenehm berührt sind, weichen sie oft aus und bringen andere Themen. Wir können kurz darauf eingehen, dann aber zum Wesentlichen zurückkehren.
Jesus findet den Weg vom Alltäglichen zum Geistlichen. Er nimmt das Wasser als Beispiel: „Du hast Durst, ich habe Durst. Das ist ein Problem in deinem Leben. Du musst immer wieder hierherlaufen, hast Mühe. Ich kann dir etwas geben, dann bist du nicht mehr durstig.“ So weckt er das Interesse für geistliche Themen.
Ein Beispiel aus meinem Leben: Wir saßen im Besprechungszimmer, eine Zeitung lag da mit einem Unglück, etwa ein Ertrinkungsunfall. Wir sprachen darüber, wie furchtbar das ist, und dann kam die Frage: „Was passiert, wenn wir tot sind? Was kommt danach?“ Plötzlich waren wir mitten im Gespräch über geistliche Dinge.
Ein anderer Mann, mit dem ich arbeitete, sagte, er versuche aufzuhören zu rauchen, schaffe es aber nicht. Ich sagte ihm, als Mensch sind wir gebunden, alleine schaffen wir das oft nicht. Aber ich kenne jemanden, dem Gott geholfen hat, davon loszukommen. So kamen wir ins Gespräch über den Glauben – vom Alltäglichen zum Geistlichen.
Punkt sieben ist, bei der Person Fragen zu wecken und sie nicht zu überfahren. So macht es Jesus: Er stellt etwas in den Raum, sagt: „Ich will dir Wasser geben.“ Die Frau fragt: „Was ist das? Wie geht das?“ Dann erzählt sie mehr, fragt nach dem Messias. Jesus gibt kleine Bröckchen und wartet, wie sie reagiert. So sollten auch wir vorgehen: Nicht mit einem langen Monolog alles erzählen, sondern an der Stelle vertiefen, wo die Person mitdenken kann. Jesus fragt immer wieder zurück, ob die Frau verstanden hat. So lernen wir, Gespräche zu führen.
Punkt acht: Wir sollten bei der Wahrheit bleiben. Oft sind solche Gespräche brenzlig. Ihr sitzt mit einem gebildeten Menschen zusammen, und plötzlich kommt das Thema Hölle oder Teufel. Er fragt: „Kann man wirklich verloren gehen? Gibt es Gott?“ Vielleicht drückt ihr euch herum, wollt nicht zu direkt sein. Jesus aber gibt bei solchen Fragen klare Antworten. Zum Beispiel bei der Frage, wo man beten soll, sagt er, dass die Juden an der richtigen Stelle beten. Er macht keine Kompromisse, verwässert die Wahrheit nicht. So sollten wir auch ehrlich bleiben, ohne brutal zu sein, und die Wahrheit nicht verfälschen.
Punkt neun: Wir sollten der Person immer eine Rückzugsmöglichkeit lassen. Jesus lässt die Frau gehen, sagt nicht: „Bleib hier, du musst erst glauben.“ Er gibt ihr die Möglichkeit zu gehen, hol ihren Mann, wenn du willst. Später läuft sie weg, er läuft ihr nicht nach. Wir sollten Gespräche beenden können, wenn die andere Person das möchte.
Punkt zehn: Wir sollten auch vor anderen Menschen, vor Christen, nicht klein beigeben, wenn uns etwas peinlich ist. Die Jünger kommen zurück, sehen Jesus im Gespräch mit der Frau. Jesus distanziert sich nicht. Petrus hingegen suchte später die Distanz zu Heidenchristen, wurde von Paulus ermahnt. So sollten wir nicht sein. Wenn wir auf Menschen ausgerichtet sind, sollten wir das auch vor anderen zugeben.
Wenn ihr mit einem Freund, der euch wichtig ist, auf den Fußballplatz geht oder einen Kinofilm schaut, könnt ihr das ruhig vor anderen Christen stehen lassen. Vorausgesetzt, es ist kein Alibi, um unmoralisch zu sein. Stellt euch vor, ihr seid auf dem Marktplatz, alle kennen euch. Ihr sprecht mit einem Obdachlosen, und dann kommt euer Gemeindeältester vorbei. Würdet ihr schnell aufstehen und so tun, als hättet ihr etwas verloren? Das wäre menschlich, aber nicht das Vorbild Jesu. Er steht dazu.
Wir haben nun einige Punkte genannt. Lest sie euch noch einmal durch. Es steckt unheimlich viel darin, wie Jesus mit dieser Frau umgeht und was wir daraus lernen können.
Die Auswirkung ist immens: Die Frau kommt zum Glauben, in der Stadt kommen viele Menschen zum Glauben. Und wodurch? Es geschieht kein spektakuläres Wunder, es wird niemand gesund, keine Dämonenaustreibung. Am Ende lesen wir, dass die Leute zum Glauben kommen, weil sie neugierig geworden sind durch das, was die Frau erzählt hat: „Der hat mir etwas aus meinem Leben gesagt.“ Am Ende heißt es: „Wir glauben nicht mehr nur deines Redens wegen, sondern wir haben selbst gehört und wissen, dass dieser wahrhaftig der Heiland ist.“ (Johannes 4,42)
Das war der erste Anreiz, der sie zum Glauben brachte, weil Jesus sich Zeit genommen hat, mit ihr zu sprechen. Zeit sollten auch wir uns nehmen. Jesus hatte es eilig, ging nicht den Umweg um Samaria. Draußen vor der Stadt standen die Leute, wollten mit ihm sprechen. Jesus war bereit, seine Pläne über den Haufen zu werfen. Zwei Tage blieb er in der Stadt, sprach mit ihnen, predigte, führte sorgsame Gespräche. Das Ergebnis: Gott stellt sich dazu, Menschen kommen zum Glauben.
Wir können sicher sein: Wenn wir bereit sind, den Auftrag Gottes auszuführen, ist das nicht nur ein Gewinn für uns oder unsere Gemeinde. Menschen werden gerettet, Gott zeigt seine Macht und Herrlichkeit, und andere in der Umgebung bekommen das mit. Das sehen wir im ganzen Neuen Testament, wenn Menschen gehorsam sind.
Wir haben also viele Gründe gesehen, warum wir hingehen sollen, um Menschen etwas vom Wort Gottes weiterzugeben. Wir sehen den Befehl Gottes, biblische Vorbilder, den Gewinn für unser Leben und unsere Gemeinde, neue Freunde, Ausdruck der Liebe und Konsequenz unseres Wissens um die Verlorenheit der Menschen.
Es gibt Hindernisse wie Bequemlichkeit, Angst, Faulheit, Unwissenheit, Einfallslosigkeit. Darüber hinaus haben wir gesehen, wie Jesus Gespräche führt und zehn Punkte kennengelernt: praktische Beispiele aus dem Alltag, kurze Worte und Sätze, häufiges Nachfragen, Verbindung von Alltag und Ewigkeit, Nutzung von Situationen, auch wenn man sich nicht topfit fühlt, Abhängigkeit von Gott, klare Wahrheit, auch wenn unangenehm, Hinwendung zu Menschen ohne Prestigevorteil und vieles mehr.
