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Gottes Größe in niedrigen Dingen

04.08.2019Psalm 8,1-10

Amen! Was für ein wunderschönes Lied!

Bevor wir anfangen, möchte ich nochmals beten: Vater, ich danke dir von Herzen für den Zugang zu deinem Thron. Mutig kommen wir vor dich, nicht weil wir etwas Besonderes an uns haben, sondern weil du so gnädig bist und uns zu dieser Stelle erhöht hast.

Herr, ich bete, dass du diese Zeit segnest, während wir in deinem Wort lesen. Ich bete, dass du zu uns sprichst und bei uns bist. Amen.

Die Macht der Verbindung und Gottes andersartige Größe

Eine Firma, die eine Marketingaktion durchführt, um bekannter zu werden, wird sich einer großen, berühmten und beliebten Persönlichkeit zuwenden. Diese Person soll das Gesicht der Firma in Werbungen und Reklamen sein. So hatte Turkish Airlines vor ein paar Jahren Lionel Messi und Kobe Bryant in einer ihrer Werbekampagnen.

Vielleicht sagen einige von euch diese Namen gar nichts. Aber für die Fußballfans unter uns und für die Basketballfans war das ein großer Erfolg. Wenn so ein großer Fußballer, vielleicht sogar der beste aller Zeiten, und so ein ausgezeichneter Basketballspieler Turkish Airlines nutzen, dann muss die Fluggesellschaft wirklich top sein. Beim nächsten Urlaub fliegen wir mit Turkish Airlines.

Die Logik dahinter ist simpel: Mit wichtigen Menschen verbunden zu sein, bringt Status und Bekanntheit. Und es scheint auch zu funktionieren. Ich fliege nächsten Monat mit Turkish Airlines. Tatsächlich ist Turkish Airlines in den Fokus gerückt und wurde zu einer der größten Fluggesellschaften der Welt.

Das ist ein Paradebeispiel für gutes Marketing. Aber nach diesen Maßstäben wäre Gott kein guter Marketer. Schauen wir uns Psalm 8 an, um zu verstehen, warum. Er steht auf Seite 540 im vorderen Teil oder auf euren Blättern, die ihr am Eingang bekommen habt.

Wir werden in den nächsten Wochen einige Psalmen über den Sommer anschauen, und heute beginnen wir mit Psalm 8.

Schließt den Psalm auf der Getüde und lasst uns gemeinsam einen Psalm Davids vorsingen:

Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen,
der du deine Hoheit am Himmel zeigst!

Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet,
um deiner Feinde willen, dass du den Feind und den Rachgierigen vertilgst.

Wenn ich die Himmel sehe, dein Fingerwerk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast,
was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und das Menschenkind, dass du dich seiner annimmst?

Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott,
mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.

Du hast ihn zum Herrn gemacht über deine Hände Werk,
alles hast du unter seine Füße getan,

Schafe und Rinder allzumal,
dazu auch die wilden Tiere,

die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer
und alles, was die Meere durchzieht.

Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!

Gottes universelle Herrschaft und die Bedeutung seines Namens

David beginnt sein Lob mit einer Ansprache und einer Bewunderung. Er sagt: „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen.“

David spricht den Herrn Yahweh an. Deshalb wird der Name in Großbuchstaben geschrieben. Ursprünglich bedeutet das, dass der persönliche Name Gottes genannt wird, mit dem sich Gott seinem Volk Israel offenbart hat. Das ist Israels Gott, ja, das ist Israels Herrscher.

Die Nationen um Israel hatten ebenfalls ihre Götter und Herrscher. Letzte Woche haben wir von einigen gehört, zum Beispiel von Moloch und Chemos, den Göttern von Amon und Moab. An anderen Stellen lesen wir über Baal und Astarte, die Götter der Phönizier, oder Dagon, den Gott der Philister. Diese Götter wurden von ihren Völkern verehrt und gefeiert – genauso wie David hier Gott lobt.

Dabei ist es nichts Besonderes, dass David seinen Gott preist, außer einem großen Unterschied: Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen Yahweh und diesen anderen Göttern. Die Größe Yahwehs erstreckt sich nicht nur über das Land Israel. Seine Hoheit, die Kunde seines Namens, reicht in alle Länder, auf der ganzen Erde. Das ist die Reichweite seiner Majestät.

Überall ist seine Größe sichtbar, überall kann man sie erkennen. Und auch die Erde ist nicht die Grenze seiner Berühmtheit und Majestät. Im zweiten Teil des Verses steht: „Du zeigst deine Hoheit am Himmel.“ Seine Majestät wird am Himmel sichtbar. Oder, wie eine andere Übersetzung sagt: „Du hast deine Hoheit über den Himmel gesetzt.“ Gottes Größe reicht über den Himmel hinaus.

Der Sohn Davids, Salomo, von dem wir letzte Woche gehört haben, hat es in seinen besseren Tagen so ausgedrückt: „Siehe, die Himmel und alle Himmel können dich nicht fassen.“ So weit und so hoch man denken kann, ist Gottes Majestät grenzenlos.

Gottes Macht durch die Kleinen und Niedrigen

Gegen diesen Hintergrund von Gottes Größe mag der nächste Satz überraschen. Vers 3 lautet: „Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet.“ Oder anders übersetzt kann man auch sagen: „Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen hast du ein Lob bereit.“

Der Psalm erstaunt darüber: Gott ist groß, und seine Majestät ist ohne Grenzen. Doch er lässt sich nicht von den Großen und Stolzen der Erde sein Lob ausrufen und seine Stärke und Macht erkennen, sondern von Kindern und Säuglingen. Was wird damit gemeint?

Das kann vieles sein, und ich habe es auch oft erlebt: Kinder sind sehr schnell bereit, sich von Wahrheiten Gottes überzeugen zu lassen und reden auch ohne Hemmung darüber. Man sieht das oft im Kindergottesdienst. Aber ich glaube, hier ist mehr gemeint.

Ich denke, David meint, dass Gott die kleinen und unbedeutenden Dinge dieser Erde gebraucht, um die Großen und Stolzen zum Schweigen zu bringen. Er lässt sich von den Niedrigen und Unauffälligen hochhalten. Er gebraucht diese kleinen und unbedeutenden Dinge, um den Feind und den Rachgierigen zum Schweigen zu bringen. Diejenigen, die sich gegen ihn stellen, demütigt er durch schwache, niedrige Dinge.

Das scheint der Weg zu sein, wie Gott seine Macht allgemein kommuniziert. Wir sehen das an vielen Stellen in der Bibel: Er gebraucht nicht die Großen und Stolzen, sondern die Kleinen und Demütigen. Er hat nicht die großen und stolzen Ägypter oder Babylonier erwählt als sein Volk, sondern das kleine und bedeutungslose Israel.

Nicht ein großer Held wie Saul oder Jonathan hat Goliath erschlagen, sondern der junge, unerfahrene Hirte David. Nicht König Herodes durfte der erste Zeuge der Geburt Jesu sein, sondern einfache Hirten. Nicht die Hohepriester und Schriftgelehrten wurden gewählt, um die gute Nachricht zu verbreiten, sondern zwölf unspektakuläre, ungelehrte und einfache Männer.

Vielleicht hat Jesus genau auf diese Worte angespielt, als er in Matthäus 11,25 seinen Vater, den Herrn des Himmels und der Erde, preist: „Denn du hast diese Dinge vor Weisen und Verständigen verborgen und hast sie Unmündigen geoffenbart.“

Warum tut Gott das? Der Psalm gibt uns Hinweise, und andere Stellen machen das auch klar: Zum einen widersteht er damit, seine eigene Kraft und Macht zur Schau zu stellen. Wir lesen zum Beispiel in 2. Korinther 12, wie Gott zu Paulus sagt: „Meine Kraft wird in der Schwachheit vollendet.“

Zum anderen dient es auch dazu, den Stolz des menschlichen Herzens einzudämmen oder gar niederzuschlagen. Eine andere Stelle in 1. Korinther 1 sagt: „Das Schwache der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zu beschämen.“

Und das ist nicht, wie wir normalerweise denken, oder? Unsere Denkweise ist oft ganz anders. Wir wollen normalerweise Bekanntschaften, die einen guten Ruf haben, die beliebt, reich und erfolgreich sind, denn das fördert auch unseren Status, oder? Wir suchen darin Bestätigung für uns selbst.

Ich ertappe mich auch oft dabei: Nach dem Gottesdienst suche ich die Leute aus, die „cool“ sind, und ich muss ehrlich zugeben, dass ich diejenigen vermeide, die nicht so ansehnlich sind, vielleicht ein bisschen schwierig oder weniger sozial kompetent.

Oder wie oft nehmen wir uns Zeit? Und ich glaube, das ist ein guter Maßstab, um seine Einstellung zu prüfen: Wie oft nehmen wir uns Zeit, mit Kindern zu reden oder uns mit ihnen zu beschäftigen? Ihr habt hier im Gottesdienst nicht immer die Möglichkeit, aber grundsätzlich ist das eine wichtige Frage.

Wir sehen hier: Gott ist so anders. Er ist groß und erhaben, aber er lässt sich herab. Er gebraucht die Unbedeutenden, und dadurch wird seine Größe umso deutlicher, denn er bringt aus kleinen Dingen etwas Großes hervor.

Jesus hat gezeigt, wie das aussieht. Er saß mit den Unscheinbaren und den Ausgestoßenen, er hat mit Verlierern abgehangen, und mit solchen Verlierern hat er die Welt auf den Kopf gestellt.

Ich glaube, das ist für uns eine große Ermutigung. Es bedeutet, dass wir nicht groß und bedeutsam sein müssen, um Gottes Wirken zu erfahren oder von ihm gebraucht zu werden. Du brauchst nicht beeindruckend zu sein. Sei ermutigt!

Zwei Lehren aus Gottes Umgang mit Schwachen

Ich glaube, aus dieser Wahrheit können wir zweierlei lernen.

Erstens: Rühme dich nicht über große Dinge. Es ist nicht verkehrt, einen guten Status zu haben und erfolgreich zu sein. Aber lass es nicht dein Ruhm sein. Ersetze deinen Stolz nicht darauf. Gott hat andere Maßstäbe.

In jungen Jahren habe ich eine Geschichte von einem Pastor in Brasilien gehört, der eine Vision hatte. Er sah zwei Kronen vom Himmel herabkommen: eine große Krone und eine kleine Krone. Diese Kronen kamen auf seine Gemeinde herab, also auf die Gemeinde, in der er Pastor war. Offensichtlich waren diese zwei Kronen für Menschen in seiner Gemeinde bestimmt.

Er dachte bei sich: In der Gemeinde tut keiner mehr als ich, also müsste die große Krone für mich sein. Aber er fragte sich auch, für wen die kleine Krone sei. Zu seiner Überraschung landete die kleine Krone auf ihm, und die große Krone landete auf dem Kopf einer alten, unscheinbaren Dame. Sie genoss keine große Aufmerksamkeit in der Gemeinde, war aber dafür bekannt, dass sie leidenschaftlich betete.

Wir drehen uns so oft um unsere eigene vermeintliche Größe, dass wir die Gnade und Macht Gottes, die durch kleine Dinge zu erkennen sind, übersehen. Lass uns also anders denken. Lass uns lieber unsere Schwachheiten bewusst sein. Denn so wird sichtbar, dass wir von Gott abhängig sind. Wenn wir trotz unserer Schwachheiten von ihm gebraucht werden, wird anderen Gottes Macht durch uns sichtbar.

Also: Rühme dich nicht über große Dinge.

Zweitens: Sei nicht entmutigt über kleine Dinge. Das ist die Kehrseite der Medaille. Oft fühlen wir uns als Christen unbedeutend und isoliert. Die ganze Welt denkt anders. An diesem Abend oder an diesem Tag sind wir wenige von einigen Tausend Menschen in München, die Gottesdienst feiern oder gefeiert haben. Ein oder höchstens zwei Prozent der Münchner Bevölkerung. Haben wir überhaupt eine Bedeutung?

In den Augen der Welt ist das vielleicht alles ein bisschen armselig. Ja, die Welt lacht uns mit unserem Glauben und unseren Meinungen einfach aus. Aber das ist nichts Neues. Wahre Gläubige sind immer eine Minderheit gewesen, oft arm und unbedeutend und wurden sehr stark widerstanden. Das sind zweitausend Jahre Kirchengeschichte.

Aber wisst ihr was? Nach zweitausend Jahren gibt es noch eine Gemeinde Gottes. Lass uns also in Schwachheit und Unbedeutsamkeit nicht entmutigen. Denn Gott wirkt durch niedrige und kleine Dinge, und seine Gegner müssen dabei schweigen.

Die Bewunderung für Gottes Schöpfung und die Stellung des Menschen

Wir kommen zu den nächsten Versen, Vers 4 bis 10. Das Erstaunen Davids über die Herablassung Gottes findet in diesen Versen einen weiteren Ausdruck.

Stellen wir uns David auf der Terrasse seines Palastes in einer Nacht vor. Er geht hinaus, hebt seine Augen zum Himmel und sieht dort herrliche Dinge. Er sieht den Mond, der in dieser Nacht besonders prächtig aussieht: groß und hell, einfach schön. In dieser Nacht sind auch keine Wolken und keine Lichtverschmutzung vorhanden, sodass er die Sterne besonders gut sehen kann.

Er sieht viele Sterne und denkt bei sich: Wie groß muss ihre Zahl sein? Er versucht, sie zu zählen, weil er ein wenig Zeit hat, doch er hört schnell wieder auf, denn es sind einfach zu viele. Er bestaunt diese mächtigen Himmelswesen. Tausende sieht er und denkt dabei, dass es bestimmt viel, viel mehr gibt, verstreut quer über diesen himmlischen Teppich.

Wie groß muss dieser himmlische Teppich wohl sein? Unergründlich. David drückt hier sein Staunen aus, obwohl er mit bloßem Auge nicht einmal so viele Sterne sehen konnte. Die Wissenschaftler sagen, wir sehen ungefähr 5.000 Sterne. Alles ist so viel größer, als David es hätte wissen können – nur damit ihr einen kleinen Eindruck davon habt.

Unsere Sonne ist einer dieser Sterne. Sie ist so groß, dass anscheinend 1,3 Millionen Erden in sie hinein passen könnten. Und das ist nur einer von einer Milliarde Billionen Sternen im beobachtbaren Universum. Ich glaube, Nicole und Matthias sind die einzigen, die wissen, wie groß das ist – es ist eine Eins mit 21 Nullen. Und das ist nur ein Teil des Universums, den wir beobachten können.

David brauchte diese Informationen nicht. Er war schon erstaunt über die Tausenden, die er mit bloßem Auge sah, und seine Emotionen wurden dadurch aufgewühlt. Die Fingerwerke des Herrn führen ihn zu Bewunderung und Anbetung – aber auch zu Verblüffung. Denn David merkt eine Kluft im Universum, die in seiner Logik nicht zusammenpasst.

Mit solchen Größen und solcher Schönheit am Himmelszelt fragt er: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? Was ist das Menschenkind, dass du dich seiner annimmst? Warum haben diese kleinen, winzigen, von ihrer Größe her unbedeutenden Wesen die Aufmerksamkeit ihres Schöpfers? Es gibt so viele noch größere Wesen in der Schöpfung, und trotzdem kümmert sich Gott um uns kleine Menschen.

Nicht nur im Vergleich zu den Sternen sind Menschen ganz klein, auch im Vergleich zu den Engeln. Das lesen wir in Vers 6: „Du hast ihn ein wenig niedriger gemacht als Gott.“ Luther hat hier „Gott“ übersetzt. Im Hebräerbrief benutzt der Autor jedoch „Engel“, und wahrscheinlich ist das auch hier gemeint, weil das hebräische Wort „Himmelswesen“ einfach Engel bedeuten kann.

Wenn wir es also als Engel verstehen, dann ist der Mensch im Vergleich zu den Engeln niedriger. Wir lesen, dass Gott den Menschen ein wenig niedriger gemacht hat. In den Rangordnungen sind Himmelswesen höher als irdische Wesen, und somit sind Menschen niedriger als die Engel. Doch Gott hat den Menschen mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt – nicht die Engel.

Von keinem anderen wird das gesagt. Oder, in den Worten von 1. Mose 1: Menschen sind Ebenbild Gottes. Gott hat Menschen in seinem Ebenbild geschaffen, von keinem anderen wird das gesagt. Ferner hat Gott nicht Engel und Himmelswesen als seine Vertreter auf Erden eingesetzt, sondern den Menschen.

Das sehen wir in den Versen 7 bis 9: Die Menschen sind Herrscher an Gottes Statt, heißt es dort. Sie regieren an seiner Stelle, tragen die Verantwortung, und alles wurde unter ihre Füße gestellt. Das, was auf dem Feld ist, das, was oben im Himmel fliegt, und das, was unten im Meer schwimmt – das ist die hebräische Art zu sagen: Alles!

Das ist der Stellenwert, den Gott den Menschen gegeben hat, nicht wie wir es heute oft hören: Der Mensch sei nur eine Spezies unter vielen anderen. Auch nicht, wie ich zumindest immer mehr höre oder gesagt bekomme, dass die Weltbevölkerung schlecht für unseren Planeten sei.

Ich habe diese Woche von Prinz Harry gelesen. Normalerweise mag ich das königliche Haus von Großbritannien, aber dieser Satz hat mir nicht gefallen. Prinz Harry hat vor kurzem in einem Interview gesagt, dass er maximal zwei Kinder haben wolle, weil er sich Sorgen um die Natur und die Umwelt macht. Das ist seine Art, seinen Teil für die Natur zu leisten und die Welt zu retten.

Die Bibel sieht die Lage ganz anders. „Wir sollen uns vermehren“, sagt die Bibel, „denn der Mensch ist die Krone, die Herrlichkeit der Schöpfung, weil er Gott auf Erden repräsentiert.“ Überall auf der Erde, wo ein Mensch ist, wird Gott vertreten – klein, winzig und niedrig, aber auch Herrscher an Gottes Statt.

Gott lässt sich durch kleine, niedrige Geschöpfe vertreten. Wenn Menschen diesen Auftrag richtig ausführen, wirft das Licht auf die Größe und Herrlichkeit Gottes. So breitet sich die Herrlichkeit Gottes auf der ganzen Erde aus, weil er überall vertreten ist.

Und so wird noch einmal in Vers 10 gesagt: Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!

Die Würde des Menschen und die Verantwortung des Herrschers

Ist dir bewusst, lebst du mit dem Bewusstsein darüber, was den Menschen ausmacht und welchen Stellenwert er hat? Zum einen soll uns das ermutigen, andere mit anderen Augen zu sehen. Ja, jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes. Jeder Mensch hat diesen Vorrang, auch diejenigen, die wir nicht so mögen oder die anders sind als wir.

Dabei spielt der soziale Status keine Rolle. Reich oder arm, groß oder klein, Mann oder Frau, alt oder jung – alle haben den gleichen Stellenwert. Sie alle tragen die Ebenbildlichkeit Gottes in sich. Darin liegt die Würde des Menschen.

Das steht auch im deutschen Grundgesetz, Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Das ist wahr und die Begründung für vieles. Deshalb ist es sehr wichtig, Stellung zu beziehen für diejenigen, denen diese Würde geraubt wird: Sklaven, Sexsklaven, Alte und Kranke, denen Euthanasie droht, Behinderte, geistig Behinderte, Babys, die noch nicht geboren sind. Sie alle sind Träger der Ebenbildlichkeit Gottes.

Lass uns dort, wo wir Verantwortung tragen und die Möglichkeit haben, etwas zu bewirken, die Würde des Menschen verteidigen.

Zum anderen soll diese Tatsache uns auch herausfordern. Denn wenn Gott uns zur Herrschaft einsetzt, dann immer in Verantwortung ihm gegenüber. Eines Tages müssen wir vor ihm Rechenschaft ablegen, wie wir geherrscht haben. Wie steht es mit dir in diesem Auftrag? Erfüllst du diesen Auftrag gut? Wie herrschst du?

Ich muss ehrlich zugeben: Ich fühle mich nicht als Herrscher. Es fängt mit Mücken an. Sie hören nicht auf mich. Sie saugen fröhlich weiter, auch wenn ich „Stopp!“ sage. Und dann die Krankheit: Wir Menschen sind weit gekommen, und trotzdem müssen wir uns immer vor stärkeren und gefährlicheren Bakterien und Viren fürchten. Krebs haben wir noch nicht besiegt. Die Natur scheinen wir nicht im Griff zu haben.

Aber das Problem geht noch tiefer: Wir haben uns selbst nicht im Griff. Ich habe meine Emotionen oft nicht unter Kontrolle, ich habe meine Handlungen oft nicht im Griff. Ich fühle mich oft wie ein Sklave verkehrter Begierden, die schädlich sind – für mich und für diejenigen, die um mich herum sind.

Ist das bei dir auch so? Lass uns ehrlich sein. Und wenn ja, warum ist das so? Es ist, weil wir Gott den Rücken zugewandt haben. Wir lassen uns von Geschöpfen treiben, sei es unsere Begierden oder andere vergängliche Dinge. Also nicht die Ebenbildlichkeit Gottes, sondern die Ebenbildlichkeit unserer eigenen Begierden, vergänglicher Begierden, die Ebenbildlichkeit unserer Götter.

Anstatt als Unterregenten Gottes über die Schöpfung zu herrschen, haben wir es umgedreht und die Schöpfung zu unseren Göttern gemacht. Wie wir in den letzten Wochen sehr ausführlich in unserer Götzenreihe gehört haben.

Diese Abwendung von Gott endet nicht gut. Gottlos zu leben bedeutet nicht, als Ebenbild Gottes zu leben. Es heißt, den Auftrag, wozu wir geschaffen wurden, nicht zu erfüllen. Das heißt, unmenschlich zu leben.

Um uns herum und in uns selbst ist so viel Unmenschlichkeit, die nicht richtig ist. Somit verfehlen wir die Herrlichkeit, die wir bei Gott haben sollen. Dafür müssen wir gerichtet werden.

Wir haben vorhin in Hebräer 2 gelesen, wo ein Psalm zitiert wird. Der Autor des Hebräerbriefs muss traurigerweise feststellen, als er sagt: „Jetzt aber sehen wir noch nicht, dass ihm alles unterworfen ist.“ Später, in Versen, die wir nicht gelesen haben, sagt er, dass wir von Natur aus in Knechtschaft leben, in Todesfurcht, dass wir unter der Macht des Teufels stehen.

 Psalm 8 malt für uns ein Idealbild von Menschen, das in der Realität oft ganz anders aussieht. Von der Ehre und Herrlichkeit, mit denen der Mensch gekrönt wurde, sehen wir zu wenig – sowohl in anderen als auch in uns selbst.

Stattdessen hören und sehen wir oft von schändlichen und unguten Taten. Wenn wir lange genug in uns hineingucken, sehen wir das auch dort.

Im Nachdenken über Psalm 8, wie wir es heute Abend tun, müssen wir uns die Frage stellen: Wo ist ein solcher Mensch, der hier beschrieben wird? Da fehlt uns doch einer, oder? Der perfekte Mensch.

Jesus als Erfüllung des Psalms und Vorbild für das Leben

Dazu kommen wir zum letzten Punkt. Im Hebräerbrief stellt der Autor fest, dass nicht alles den Menschen unterworfen ist. Einige Sätze später sagt er, dass wir Jesus sehen, der durch seine Menschwerdung erniedrigt wurde. Durch sein Todesleiden wurde er mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, um viele zur Herrlichkeit zu führen.

Gottes Herrlichkeit wird durch den erniedrigten Jesus wieder erworben. Anders ausgedrückt sehen wir, dass Jesus das Vorbild aus Psalm 8 wunderbar erfüllt. Durch Niedrigkeit wird Gottes Größe und Herrlichkeit dargestellt. Durch seine Erniedrigung wird Gottes Macht über Sünde und Tod gezeigt, indem er ihnen die Macht raubt.

Durch seine Erniedrigung wird auch Gottes Gnade sichtbar. Denn dadurch haben wir, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden und werden in ihm zu Herrlichkeit geführt – zu jener Herrlichkeit, die wir in unserer Sünde und Gottlosigkeit eingebüßt hatten.

Deshalb lautet mein Aufruf an uns alle: Schau auf Jesus. Schau auf ihn als Erlöser, als denjenigen, der dich von deiner Gottlosigkeit retten kann, der dich von deiner Unmenschlichkeit befreien kann. Schau auf ihn als den, der dich als Mensch wiederherstellen kann, der aus dir einen neuen Menschen macht, der immer mehr dem Bild aus Psalm 8 ähnelt.

Schau auf Jesus, denn Gott will diejenigen, die mit ihm verbunden sind, ihm zunehmend gleich machen. So werden wir zur Herrlichkeit geführt. Schau auf Jesus als Vorbild dafür, wie wir als Menschen, als Ebenbilder Gottes und als Herrscher leben sollen.

Jesus hat uns gezeigt, wie das aussieht. Nachdem er die Füße seiner Jünger gewaschen hatte, sagte er in Johannes 13 folgende Worte: „Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin es auch. Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr einander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.“

Der Weg des Herrschers, der Weg des Vertreters Gottes auf Erden, der Weg dessen, durch den Gott seine Macht und Größe zeigt, führt durch das Tal der Demut und das Feld des Dienens. Größe zeigt sich in Niedrigkeit.

Willst du Gott in deinem Leben Ehre bringen und ihn auf Erden als Herrscher gebührend vertreten, dann suche nicht nach hohen Dingen, sondern nach Niedrigkeit. Willst du groß sein, dann diene. Nimm den Platz eines Kleinen, eines Unbedeutenden ein. So wird Gottes Größe an uns und durch uns sichtbar.

Das ist die Botschaft dieses Psalms: Gottes Größe zeigt sich in den niedrigen Dingen, Gottes Größe in der Niedrigkeit. Lass uns also danach streben, damit auch in und durch uns Gottes herrlicher Name bekannt wird.

Schlussgebet

Ich bitte: Ja, Vater, wir danken dir, dass du uns diese Würde geschenkt hast. Das ist volle Gnade, Herr. Diese Würde liegt nicht in uns, sondern ist etwas, das du uns gegeben hast.

Herr, wir danken dir auch, dass du, nachdem wir diese Herrlichkeit eingebüßt hatten, einen Weg geschaffen hast – durch deinen Sohn Jesus Christus –, damit wir diese Herrlichkeit wieder erlangen können.

Herr, bitte hilf uns, Jesus immer vor Augen zu haben, sodass wir mehr und mehr in seinem Ebenbild verändert werden. So können wir von Herrlichkeit zu Herrlichkeit gehen, bis wir eines Tages vor dir stehen und wirklich herrschen und so aussehen, wie es Psalm 8 beschreibt.

Herr, bitte bewirke das in uns und hilf uns, in unserem Leben zu trainieren. Du hast uns gezeigt, wie es geht – durch Niedrigkeit, durch Dienen, durch Demut. Ich bitte dich, dass du uns hilfst, genauso zu leben, zu deiner Ehre und zum Wohle der Menschen um uns herum. Amen.