Wenden wir uns dem heutigen Text zu, und zwar aus dem ersten Timotheusbrief, Kapitel zwei. Das Thema für heute lautet: das öffentliche Gebet.
Die meisten Menschen in unserem Volk wollen von Gott nichts wissen. Dennoch gebrauchen sie viele Redewendungen, deren Ursprung sie oft nicht kennen. Einige stammen aus der Bibel, andere aus der Glaubenspraxis der Christen. Eine solche Redewendung lautet zum Beispiel: „Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“
Die öffentlichen Gebete in den Gemeinden werden häufig mit einem im Chor gesprochenen Amen abgeschlossen. Diese Gebete werden von unseren nichtchristlichen Zeitgenossen offensichtlich als ein wesentlicher Teil unserer Zusammenkünfte wahrgenommen. Ja, wir sagen immer wieder Amen, wenn wir hier zusammen sind. Bei den Pfingstlern ist das natürlich noch viel ausgeprägter. Dort wird zwischendurch laufend Amen gesagt. In seriösen Gemeinden kommt das Amen zwar auch vor, aber eher nur ein paar Mal während einer Stunde.
Genau darüber möchte ich heute sprechen: über das Gebet, und zwar das öffentliche Gebet in der Gemeinde. Im zweiten Kapitel des ersten Timotheusbriefs geht es offensichtlich nicht um das private Beten der Geschwister, sondern um das öffentliche Gebet in der Gemeinde.
Dem Apostel Paulus war das so wichtig, dass er diesem Thema in seinem Brief an Timotheus ein ganzes Kapitel widmet. Dabei hatte Paulus die Kapitel noch nicht eingeteilt. Diese Einteilung kam erst viel später, etwa um das Jahr 1200 nach Christus. Damals hat jemand die Kapitel erfunden und zwischen die Texte gesetzt. Das ist für unser Verständnis aber nicht so wichtig.
Timotheus sollte dafür sorgen, dass die Angelegenheit des öffentlichen Gebets in der Gemeinde in Ephesus gut geordnet wurde. Als guter Mitarbeiter musste er den Mut haben, auch schwierige Dinge in der Gemeinde anzusprechen.
Wir sprechen heute Abend also weniger über das persönliche Gebet, obwohl dieses natürlich die Voraussetzung dafür ist. Man kann kaum in der Gemeinde beten, wenn man nicht auch zu Hause persönlich betet.
Ich kann euch jetzt schon versichern, dass das Thema durchaus von einiger Brisanz ist. Wer das Kapitel gelesen hat, hat diese Brisanz vielleicht auch im Kopf.
Ich möchte mit einem Exkurs über Gebetsgemeinschaften beginnen. Danach sprechen wir über das Hauptanliegen des öffentlichen Gebets und schließlich über seine Art und Weise.
Einführung in das öffentliche Gebet und seine Bedeutung
Paulus beginnt mit einem Aufruf zu dem, was für ihn das Erste und Wichtigste ist. Er startet gleich mit Kapitel 2, Vers 1 im Ersten Timotheusbrief:
Zuallererst fordert er die Gemeinde zum Gebet auf – zum Bitten und Flehen, zu Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen. All diese Bezeichnungen für Gebet stehen hier im Plural, also in der Mehrzahl. Das bedeutet, es soll nicht nur einmal geschehen, nicht nur einmal gebetet werden, sondern immer wieder.
Vielleicht auch in einer sogenannten Gebetsgemeinschaft. Der Begriff „Gebetsgemeinschaft“ ist eigentlich gar nicht biblisch, denn er erscheint in der Bibel nicht. Wenn man im Computer oder in einer Konkordanz danach sucht, findet man ihn vergeblich. Aber die Sache selbst – was ist das?
Ich habe mir darüber schon lange Gedanken gemacht und bei anderen nie etwas Vernünftiges darüber gefunden. Also musste ich notgedrungen selbst suchen. Was sagt die Bibel eigentlich dazu? Es ist nicht sehr viel.
Als Petrus in der zweiten Verfolgungswelle, die über die junge Gemeinde Jerusalem hereinbrach, verhaftet wurde, betete die Gemeinde für ihn. In Apostelgeschichte 12, Vers 5 heißt es: Während Petrus streng bewacht im Gefängnis saß, betete die Gemeinde unablässig für ihn zu Gott.
Das ist uns alles klar, aber wie haben sie das gemacht? Die Katholiken haben eine ganz andere Vorstellung davon als die Pfingstler. Bei den Katholiken hätten sie damals pausenlos bis zur Erschöpfung das Vaterunser gebetet. Maria war damals noch nicht erfunden, zum Glück – das ist ja eine ganz andere Geschichte.
Die Pfingstler hingegen hätten alle durcheinander gesprochen, gleichzeitig. In einer Brüdergemeinde wäre es schön der Reihe nach gegangen: Einer hätte gebetet, die anderen hätten „Amen“ gesagt. Aber was ist jetzt richtig? Wie steht es denn hier? Welche Hinweise gibt uns eigentlich die Schrift? Und was passiert eigentlich in einer Gebetsgemeinschaft?
Die biblische Perspektive auf Gebetsgemeinschaften
Wie gesagt, die Schrift gibt nur wenige Hinweise, aber einige immerhin. Aus dem Vers, den wir eben im ersten Timotheusbrief gelesen haben, habe ich einen Schlüssel für Gebetsgemeinschaft gefunden. Es ist das Wort, das im Grundtext für „Fürbitte“ steht.
Ich fordere die Gemeinde zum Gebet auf – zum Bitten, Flehen, Fürbitten und Danksagen. Das Wort für Fürbitte heißt im Griechischen „entoixis“. Es kommt nur zweimal im ganzen Neuen Testament vor, nämlich hier und noch einmal in Kapitel 4, Vers 5. Dort wird es anders übersetzt. Wir schauen uns das gleich an.
Im ersten Fall, Kapitel 2, Vers 1, steht es für ein öffentliches Gebet in der Gemeinde. Im Kapitel 4, Vers 5, bezeichnet es ein Gebet praktisch zu Hause, wie das Tischgebet – also ein privates Gebet im häuslichen Kreis. Das gleiche Wort wird also einmal für ein öffentliches und einmal für ein persönliches Gebet verwendet.
Das Wort „entoixis“ bedeutet im Griechischen eigentlich „das Zusammentreffen“. Es meint die Unterredung mit einer höhergestellten Person. Zum Beispiel, wenn man eine Eingabe machen will, eine Petition oder Bittschrift zugunsten von jemand anderem überreicht. Es ist sozusagen die offizielle Vorsprache oder schriftliche Eingabe zugunsten eines anderen bei einem König.
In der damaligen Zeit war der König die höchstgestellte Person in der Gesellschaft. Man könnte eher an eine Audienz denken. Das ist vielleicht vergleichbar.
Unsere Vorstellung von Gebet sollten wir also nicht an ein Telefongespräch anlehnen. Das ist in jedem Fall falsch, auch wenn wir das unseren Kindern gern so beibringen – etwa mit der Telefonnummer 5015, vom Psalm her: „Rufe mich an in der Not.“ Aber es ist doch ein anderes Anrufen als ein Anrufen per Telefon.
Wir reden ja nicht wirklich mit Gott, auch wenn manche das unverdrossen behaupten. Wir reden zu Gott. Das ist ein großer Unterschied. Wir plaudern nicht mit Gott so, wie ich mit jemandem am Telefon plaudern kann oder ihm meine Sorgen erzählen kann. Natürlich kann ich das, aber es ist doch nicht dasselbe, wie jeder von uns weiß.
Das Bild vom Telefongespräch ist also etwas verkehrt. Wenn ich es nehme, wäre am anderen Ende sozusagen ein Anrufbeantworter, der mir nicht wirklich antwortet, sondern nur mein Gespräch registriert.
Dieses Bild ist ohnehin ein technisches Bild, das es erst seit Erfindung des Telefons gibt. Damals dachten die Leute, das sei ein schönes Bild für Beten. Es ist es aber nicht. Es ist eher eine Audienz bei Gott.
Das finde ich ein schönes Bild, weil es auch biblisch ist. Es heißt: Ich habe Zugang zum Allerhöchsten. Das ist überhaupt nicht einfach. Zugang zum Allerhöchsten zu haben, ist schwierig.
Wenn ich mich zum Beispiel beim Bundespräsidenten anmelden wollte, wäre es äußerst schwierig, überhaupt Zugang zu bekommen. Warum sollte der sich gerade mit mir abgeben?
Bei Gott habe ich diesen Zugang. Ich darf dort meine Anliegen vortragen, meinen Dank sagen, Fürbitte halten, Gebete sprechen – alles, was ich möchte.
Ob Gott gleich antwortet, weiß ich nicht. Er nimmt es auf und registriert es. Seine Antwort kann darin bestehen, dass er mir meine Bitte erfüllt, oder dass ich im Frieden wieder meine Arbeit verrichten kann, oder was auch immer.
Es gibt auch einzelne Fälle, in denen Gott konkret etwas gesagt hat, so wie bei einer Audienz. Ich denke, das trifft viel eher die Wirklichkeit unserer Gebete.
Wenn ich das auf Gebetsgemeinschaft übertrage, finde ich das sinnvoll. Dann sind wir alle miteinander zu einer Audienz eingeladen.
Stellt euch vor, wir werden beim Bundespräsidenten eingeladen. Natürlich würden wir nicht alle gleichzeitig reden. So ist jedenfalls unsere Vorstellung. Vermutlich auch nicht im Chor – das käme ihm merkwürdig vor.
Wenn wir eine Bitte vortragen wollen, dann soll der Chor singen oder das Singeteam, wie es bei euch heißt. Wahrscheinlich ist es so, dass bei einer gemeinsamen Audienz einer spricht und das Anliegen der ganzen Gruppe vorträgt.
Die anderen nicken, und das Nicken ist in unserem Fall das Amen. Wir bestätigen das Gebet. Wir sagen: „Jawohl, so soll es sein, das ist richtig, wir stehen dahinter.“
Der Beter macht sich sozusagen zum Sprecher der Versammlung und sagt, was die Versammlung in dieser Audienz erreichen möchte.
Es könnte sich noch ein zweiter Beter anschließen und das Anliegen von einer anderen Seite oder ein zweites Anliegen vorbringen, vielleicht auch mehrere andere.
Hoffentlich ist es in einer Gebetsgemeinschaft so, dass nicht jeder nur sein eigenes Gebet betet, sondern dass er wirklich das betet, was die ganze Gemeinde vor Gott will.
Ich habe schon viele Gebetsgemeinschaften erlebt, die nichts anderes waren als eine Summe von Einzelgebeten. Jeder betet das, was er auch zuhause beten würde.
Kein Wunder, dass vielen das so langweilig ist, dass sie gar nicht mehr hingehen, obwohl man andererseits weiß, wie wichtig das ist.
Es ist eben keine wirkliche Gebetsgemeinschaft. Jeder erzählt nur, was ihm wichtig ist. Manche fangen sogar beim Beten an zu predigen. Das ist nicht die feine Art.
Natürlich dürfen wir für verschiedene Anliegen beten und das gleiche Anliegen auch von mehreren Seiten vorbringen. Die anderen bestätigen dann die Gebete immer wieder durch ihr Amen.
Das scheint mir eine einigermaßen biblische Vorstellung von Gebetsgemeinschaft zu sein.
Wer spricht und wie wird das Gebet bestätigt?
Eine letzte Frage in diesem Zusammenhang: Wer betet eigentlich in einer Gebetsgemeinschaft?
Ich meine, kann ich das Gebet eines Bruders, der betet, und zu dem ich anschließend Amen sage, als mein Gebet bezeichnen? Diese Frage muss eindeutig mit Nein beantwortet werden.
Der Schriftbeweis dazu findet sich in 1. Korinther 14,16: „Denn wenn du mit dem Geist Gott rühmst, wie soll dann jemand, der diese Sprache nicht versteht, das Amen zu deiner Danksagung sprechen? Er weiß doch nicht, was du gesagt hast. Es kann sein, dass du gut gedankt hast, aber er hat nichts davon.“
An dieser Stelle wird mehreres ausgesagt. Es geht eigentlich um die Problematik des Zungenbetens. Aber unabhängig vom Zungenbeten geht es hier um das Beten überhaupt. Es wird gesagt, dass jemand in der Gemeinde spricht. Die Pfingstler liegen also nicht richtig mit ihrer Praxis, dass alle gleichzeitig beten. Einer spricht, und die anderen sagen dazu Amen.
Die anderen können aber nur dann Amen sagen, wenn sie natürlich alles verstanden haben. Deshalb soll der Sprecher auch vernünftig und klar reden. Es ist das Amen zu deiner Danksagung, also dein Gebet, zu dem ich mein Amen spreche.
Dieses biblische Verständnis hat durchaus Konsequenzen für die Praxis bei Gebetsgemeinschaften. Darauf möchte ich jetzt nicht weiter eingehen, da es vor allem ältere Brüdergemeinden betrifft. Ich kann mich später danach fragen.
Kommen wir nun zu unserem Text zurück. Der Exkurs ist beendet, und gleichzeitig haben wir unseren ersten Punkt: Es geht um 1. Timotheus 2 und das Anliegen des öffentlichen Gebets – seine Art und Weise, seinen Inhalt und seine Form.
Das Anliegen des öffentlichen Gebets: Fürbitte für die Gesellschaft
Der zweite Punkt lautet das Anliegen des öffentlichen Gebets, und man könnte ihn gleich so formulieren: Es ist die Rettung der Gesellschaft.
Ich lese 1. Timotheus 2 nochmals ab Vers 1: „Zuallererst fordere ich die Gemeinde zum Gebet auf, zum Bitten und Flehen, zu Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen, besonders für die Regierenden und alle, die Macht haben. Wir beten für sie, damit wir in Ruhe und Frieden ein Leben führen können, das Gott in jeder Hinsicht ehrt und das auch von Menschen geachtet werden kann. Das ist gut, und es gefällt Gott, unserem Retter. Er will ja, dass alle Menschen gerettet werden und die Wahrheit erkennen. Denn es gibt nur einen Gott und nur einen Vermittler zwischen Gott und den Menschen, das ist Jesus Christus, der Mensch wurde und sich selbst als Lösegeld für alle ausgeliefert hat. Damit wurde zur rechten Zeit das Zeugnis erbracht, dass Gott die Menschen retten will. Und dafür hat er mich als Verkündiger und Apostel eingesetzt, das ist die Wahrheit, ich lüge nicht, als Lehrer, der die nichtjüdischen Völker im Glauben und in der Wahrheit unterrichten soll.“
Paulus ruft also zum Gebet für alle Menschen auf, besonders für Könige und alle, die obrigkeitliche Befugnisse haben. Mit „alle Menschen“ sind wohl nicht die sechs Milliarden gemeint, das wäre unmöglich. Es sei denn, man betet so: „Herr, segne alle Menschen und auch die Missionare auf den Missionsfeldern, Amen“, dann hätte man alles erledigt. Aber so wollte Gott offensichtlich nicht, dass man betet.
Ich meine, es sind alle, die man kennt, für die soll man beten. Und von allen Menschen, wenn ihr jetzt mal an die ganze Welt denkt, dann kennt ihr vor allen Dingen die Politiker, die sogenannte Obrigkeit. Deren Bild ist ständig in der Zeitung oder im Fernsehen zu sehen. Ihr kennt auch Leute, die international agieren, das ist die Obrigkeit, und für die soll man beten. Also das sind die, die wir kennen.
Es war damals auch schon so: Sie wussten natürlich alle, wer der Kaiser in Rom war. Und wenn der gewechselt hat, wussten sie das auch. Sie wussten zum Teil sogar, wie der aussah, denn sie hatten Münzen. Der Herr Jesus hat ja mal zu den Pharisäern gesagt, die ihn da aufs Glatteis führen wollten: „Na, zeig mir mal eine Münze, und wessen Bild ist da drauf?“ Und dann mussten sie ganz kleinlaut sagen: „Ja, des Kaisers.“ Also wer der Kaiser war, wusste jeder im ganzen römischen Reich.
Das sind die Menschen, für die man besonders beten soll. Paulus nennt zwei Gründe dafür. Erstens, damit wir in Ruhe und Frieden ein Leben führen können, das Gott in jeder Hinsicht ehrt und das auch von Menschen geachtet werden kann. Und zweitens, weil Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und die Wahrheit erkennen.
Wir sollen für die Regierenden und alle, die Gewalt haben – also die, die wir kennen – beten, damit wir innerlich und äußerlich ein ruhiges Leben führen können, in Furcht vor Gott einerseits und Ehrbarkeit vor den Menschen andererseits.
Gottes Furcht oder Frömmigkeit, so übersetzt es Luther, ist ein Wort, das eigentlich Gottseligkeit bedeutet. So übersetzt es jedenfalls die Elberfelder. Das ist ein Schlüsselbegriff in den sogenannten Hirtenbriefen oder Pastoralbriefen. Gottseligkeit kommt in diesen drei Hirtenbriefen – also den zwei an Timotheus und dem an Titus – immerhin zehnmal vor und nur noch viermal im 2. Petrusbrief, sonst überhaupt nicht im Neuen Testament.
Also ein wichtiger Begriff. Ich kann jetzt nicht darüber predigen, das lohnt sich eigentlich. Nur eine kurze Erklärung: Es meint eine liebevolle Ehrfurcht vor Gott. Das ist eigentlich Gottseligkeit. Das Wort kann man fast nicht übersetzen. Es meint Ehrfurcht, Liebe, Achtung und auch ein bisschen Furcht – das ist alles so vermischt. Deswegen hat man hier „Gottseligkeit“ reingegeben. Aber Seligkeit hat heute einen ganz merkwürdigen Klang, etwa „Ich bin selig“ und so – das meint es überhaupt nicht. Das Gefühl spielt zwar eine Rolle, aber im Sinne von Ehrfurcht, Achtung, vielleicht sogar ein bisschen Furcht, aber gleichzeitig Liebe. Das kann man im Deutschen so nicht ausdrücken, oder man müsste ein neues Wort erfinden. Ich habe es meistens mit „liebevoller Ehrfurcht vor Gott“ wiedergegeben.
Diese Ehrfurcht vor Gott, Gottseligkeit oder Gottesfurcht, diese liebevolle Ehrfurcht vor Gott, wird bei den Menschen sichtbar, die uns beobachten, in einem Leben in Würde und Ehrbarkeit. Deswegen wird das manchmal auch mit Frömmigkeit wiedergegeben. Das meint ein heiliges Leben, das sich nicht auf eigene Leistungen stützt, sondern ein Leben, das Gott ehrt. Menschen, die das deutlich machen, ehren Gott mit allem, was sie tun. Das sind gottselige Menschen – oder eben solche, die in liebevoller Ehrfurcht vor Gott leben.
Die Gläubigen möchten so leben, das ist ihre Absicht. Das geht aber nur, wenn die Obrigkeit den Freiraum dazu lässt. Und das ist das Problem. Als Paulus diese Zeilen schrieb, im Jahr 58 nach Christus, herrschte seit vier Jahren der berüchtigte Kaiser Nero (54 bis 68). Die Tatsache, dass wir uns hier im Frieden versammeln können, ist abhängig von unseren gesetzlichen Rechten. Deshalb sollten wir durchaus auch für unsere Obrigkeit beten.
Wenn wir das tun, gibt es noch einen interessanten Aspekt, den wir meistens gar nicht beachten. Es ist fast ein bisschen verpönt, und ich hatte im Osten – in der DDR früher – durchaus Schwierigkeiten, den Geschwistern das beizubringen: für den Herrscher zu beten. Irgendwie wollte das nicht so richtig in den Kopf. Oder sollen wir für den Ehebrecher beten, der jetzt die Geschicke unseres Landes führt? Es fällt einem manchmal schwer, nicht wahr? Und trotzdem sollen wir es tun, ganz egal, wie wir darüber denken.
Denn einerseits sind wir davon abhängig, dass wir wirklich ein ruhiges Leben führen. Zurzeit hat es durchaus den Anschein, als ob der Ton gegen Christen immer schärfer wird. Es kann bald so weit kommen, dass wir manche Dinge nicht mal mehr sagen dürfen, obwohl sie in der Bibel stehen. Wir dürfen schon noch sagen, dass sie in der Bibel stehen, aber nicht mehr sagen, dass sie eine Bedeutung für heute haben. Da sind wir schon ziemlich dicht dran.
Aber ich wollte die andere Seite sagen: Wenn wir für die Obrigkeit beten, machen wir damit auch deutlich, dass die Obrigkeit noch eine Obrigkeit über sich hat. Dass das ja eigentlich gar nicht unsere Obrigkeit ist, sondern dass sie nur unter einer Obrigkeit steht – und zwar der höchsten von allen. Zu dieser haben wir jederzeit Zugang und können unsere Anliegen dort vorbringen.
Es geht hier also nicht um Bürgerlichkeit oder vielleicht sogar Spießbürgerlichkeit, das meint es gar nicht. Es geht um die Möglichkeit, dass wir das Evangelium im Frieden verbreiten dürfen und dass wir ein anständiges Leben führen können. Dass wir nicht auf Diebstahl angewiesen sind, nur damit wir genug zu essen haben. Stell dir vor, wenn alles Anarchie ist – wie kann man dann überhaupt leben? Es ist wichtig, dass die äußeren Bedingungen gegeben sind. Dafür ist es wichtig zu beten.
Das Leben eines wiedergeborenen Christen soll von dieser inneren und äußeren Ruhe gekennzeichnet sein, die aus der Fürbitte für andere Menschen kommt. Und das ist wichtig. Ich habe das auf meinen Gebetszetteln zuhause stehen, die ich immer dabei habe: Gebet für die Obrigkeit kommt jeden Tag dran. Und zwar für die, die ich besonders kenne. Das fängt an bei unserem Bürgermeister in Hammerbrücke, natürlich. Eure kenne ich ja gar nicht hier. Dann den Landrat, dann die vom Land, dann natürlich die aus Sachsen, und schließlich die von der Bundesrepublik.
Der zweite Grund unserer Fürbitte ist ebenfalls bemerkenswert: Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Das ist ein Ausdruck eines Wunsches. Gott möchte das, es ist kein göttlicher Erlass, denn es werden ja nicht alle Menschen gerettet. Aber Gott will, dass sie gerettet werden.
Die Frage ist: Willst du das auch? Wenn ja, dann wirst du wenigstens für sie beten. Wir haben gerade gesagt, alle Menschen – das sind zuerst die Obrigkeit. Vielleicht kann man daraus schließen: Das sind die, die du kennst. Das sind deine Nachbarn, deine Arbeitskollegen, der Friseur, zu dem du gehst, der Bäcker oder der Fleischer – Leute, die du kennst. Gott will, dass sie alle gerettet werden.
Wenn du nicht willst, dass sie gerettet werden, wirst du auch nicht für sie beten. Wozu auch? Es soll Christen geben, die nicht einmal für ihre Nachbarn beten, für die, die sie kennen.
Paulus schreibt übrigens von einem Gebet in vierfacher Form, vielleicht eine Steigerung: Flehen ist das Erste, das ist die Bitte eines Menschen in Not. Gebete zeigen die Ausrichtung überhaupt auf Gott – von ihm erwarte ich das. Fürbitte ist dann, wie wir vorhin gesagt haben, die direkte Audienz bei Gott. Und der Dank kommt dann eben für die empfangenen Segnungen, für das, was Gott uns geschenkt hat.
Es geht hier also vielleicht weniger um vier verschiedene Gebetsarten, sondern um die Art meines Gebetes überhaupt. Wenn ich an die Obrigkeit denke, kann ich auch mal danken. Man muss nur die richtigen Vergleiche haben. Denkt an Deutschland und denkt an irgendein beliebiges anderes Land in der Dritten Welt oder Zweidrittel-Welt, wie man heute sagt.
Die theologische Begründung für das Gebet und die Rolle Jesu Christi
Warum will Gott, dass alle gerettet werden?
Vers 5: Denn es gibt nur einen Gott und nur einen Vermittler zwischen Gott und den Menschen, das ist Jesus Christus, der Mensch wurde und sich selbst als Lösegeld für alle ausgeliefert hat. Damit wurde zur rechten Zeit das Zeugnis erbracht, dass Gott die Menschen retten will.
Der Herr Jesus war also der Beweis oder das Zeugnis dafür, dass Gottes Heilsplan zur richtigen Zeit ausgeführt wurde. Es ist eigentlich frappierend, dass dies die Begründung dafür ist, warum Gott will, dass alle gerettet werden. Ebenso ist dies die Begründung für unsere Gebete.
Denn es gibt nur einen Gott. Das ist der Alleinvertretungsanspruch der Christen. Wenn es wirklich noch andere Götter gäbe, dann müsste man die Moslems nicht evangelisieren oder andere Religionen. Dann müsste man einen Dialog mit ihnen führen, wie das die Ökumene heute macht.
Nein, wir sollen sie missionieren. Gott will, dass sie gerettet werden, eben weil es nur einen Gott gibt. Das andere, was sie anbeten, sind laut Bibel Dämonen, teuflische Geister oder Nichtse – also eingebildete Dinge. Mehr nie, mehr in keinem Fall.
Die Art und Weise des öffentlichen Gebets: Männer und Frauen in der Gemeinde
Wir müssen als Drittes die Art und Weise des öffentlichen Gebets für Männer und Frauen betrachten. Nun kommen wir zu einem etwas heikleren Thema. Ich hoffe jedoch, dass ihr zustimmt, dass wir diesen Text nicht einfach ignorieren, nur weil er nicht dem aktuellen Zeitgeist entspricht. Wir müssen uns mit dem Wort Gottes auseinandersetzen, so wie es ist – ganz gleich, ob es uns passt oder nicht.
Wir leben nicht nach Mode oder Zeitgeist, sondern orientieren uns am Wort Gottes. Dabei wollen und müssen wir uns bemühen, erst einmal überhaupt zu verstehen, was hier steht und was Gott uns sagen will.
In 1. Timotheus 2,8 schreibt der Apostel Paulus: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Versammlungsort beten und dabei ihre Hände mit reinem Gewissen erheben, frei von Zorn und Streit.“
Genauso schreibt er, dass die Frauen mit ihrer Kleidung keinen Anstoß erregen sollen. Sie sollen sich bescheiden und zurückhaltend schmücken, nicht durch aufwendige Frisuren, Gold, Perlen oder teure Gewänder, sondern durch gute Werke. Das ist der wahre Schmuck von Frauen, die Ehrfurcht vor Gott haben.
Eine Frau soll Belehrung durch stilles Zuhören in aller Unterordnung suchen. Zu lehren erlaube ich einer Frau jedoch nicht, auch nicht, über den Mann zu herrschen. Vielmehr soll sie sich still verhalten.
Denn zuerst wurde Adam geschaffen, dann Eva. Es war auch nicht Adam, der betrogen wurde, sondern die Frau ließ sich verführen und übertrat das Gebot. Doch auch sie wird gerettet werden, gerade wenn sie Kinder gebiert, vorausgesetzt, dass sie im Glauben und in der Liebe bleibt und ein verantwortungsbewusstes, geheiligtes Leben führt.
Das ist schon Zündstoff genug.
Beginnen wir bei den Männern, die zuerst dran sind. Paulus hat hier mit apostolischer Vollmacht Anordnungen getroffen, die auch für uns bindend sind. Er war der von Gott bestellte Lehrer der Nationen, wie er gerade im Vers 7 sagt.
Die Männer der Gemeinde sollen an jedem Ort beten. Der Begriff „Ort“ beschreibt hier den Versammlungsort. Egal, wo die Gläubigen sich versammeln, dort sollen die Männer beten – und zwar mit den Händen nach oben ausgestreckt, die Hände erhoben.
Diese Gebetshaltung ist bei uns kaum üblich, weil viele Angst haben, als Pfingstler angesehen zu werden, wenn sie so beten. Andererseits schließen wir beim Beten meistens die Augen, was in der Bibel nicht vorgeschrieben ist. Daher dürfte es kaum auffallen, wenn jemand die Hände hebt.
Versteht ihr: Diese Haltung steht hier als Beispiel. Man darf durchaus so beten. Jede Gebetshaltung drückt etwas aus. Die Gebetshaltung ist in der Bibel als Beispiel gegeben, nicht unbedingt als Vorschrift.
Es gibt viele verschiedene Arten zu beten: zum Beispiel lang ausgestreckt hingestreckt, auf dem Angesicht liegend, kniend oder stehend. Alle diese Gebetshaltungen sind möglich.
Die Hände nach oben auszustrecken bedeutet einfach: „Ich wende mich zu Gott.“ Auch die Körperhaltung drückt etwas aus. Es wird uns nichts vorgeschrieben, aber wenn jemand beim Beten die Hände in die Hosentaschen steckt, drückt das ebenfalls eine Haltung aus.
Unter uns Menschen gibt es bestimmte Gesten, die etwas aussagen. Beim Gebet möchte ich auch mit meiner Körperhaltung etwas ausdrücken.
Aber wie gesagt, es gibt kein Gesetz dazu. Gemeint ist hier also die Hinwendung zu Gott für die Männer.
Das öffentliche Gebet muss von einer echten Hinwendung zu Gott geprägt sein. Diese Hinwendung darf nicht nur äußerlich sein. Es ist albern, wenn jemand äußerlich so betet, aber dann anfängt, zu predigen und sich über die Menschen zu beklagen.
In der letzten Gemeinde, in der ich war, erzählte mir jemand, wie ein Bruder mit weinerlicher Stimme Missstände in der Gemeinde beklagte, während er betete. Da kann man nur sagen: „Und während unser Bruder weiterbetet, lasst uns das Lied singen.“ Das wäre vielleicht ein vernünftiger Abschluss.
Ich hoffe, wir brauchen das nicht.
Also versteht: Die Hinwendung zu Gott muss echt sein. Die Hände sollen heilig sein, das heißt, mein Verhältnis zu Gott muss in Ordnung sein. „Heilige Hände“ bedeutet, meine Hände sind nicht beschmutzt.
Weiter heißt es: ohne Zorn. Das Verhältnis zu den Geschwistern muss in Ordnung sein. Wie kann ich mich zum Sprecher der Gemeinde machen, wenn ich zornig auf einige bin, die da sind?
Zumindest was mich betrifft, muss meine Haltung in Ordnung sein. Schließlich muss ich mit mir selbst im Reinen sein.
Ich bete ohne Hintergedanken, ohne Erwägungen oder Überlegungen, um mir auf hinterhältige Weise einen Vorteil zu verschaffen. Das ist alles schon passiert.
So sollen die Männer beten.
Die Rolle und Haltung der Frauen im öffentlichen Gebet
Nun zu den Frauen. Den heiligen Händen der betenden Männer entspricht die würdige Haltung der Frauen, die sich durch Gottesfurcht auszeichnen.
Ein wenig umstritten unter den Auslegern ist das „ebenso“, das am Anfang von Vers 9 steht. Nach allem, was ich sehen kann, bezieht sich dieses „ebenso“ hier nicht auf das Beten. Es würde bedeuten, dass auch die Frauen beten sollen und danach ihre Kleidung oder Ähnliches beschrieben wird. Doch vom gesamten Zusammenhang und der Bedeutung her ist es viel sinnvoller, wie viele Ausleger sagen, das „ebenso“ auf das „Ich will“ zu beziehen.
Paulus drückt hier seinen Willen aus: Er will, dass die Männer an jedem Versammlungsort beten und dabei ihre Hände mit reinem Gewissen erheben, frei von Zorn und Streit. Ebenso will er, dass die Frauen mit ihrer Kleidung keinen Anstoß erregen und sich bescheiden und zurückhaltend schmücken.
Dem heiligen Beten der Männer entspricht also die würdige Haltung der Frauen, die sich der Gottesfurcht befleißigen. Das heißt, auch die Frauen begegnen Gott in liebevoller Ehrfurcht. Dies wird sich auch in ihrem Äußeren ausdrücken, und darauf legt der Apostel Paulus hier Wert.
Eine Frau wird weder als aufgedonnerte Matrone noch als unzüchtiges Flittchen auftreten. Und zwar nicht, weil die Brüder in der Gemeinde altmodisch sind, sondern weil die Schwester den Herrn liebt und ihm in liebevoller Ehrfurcht begegnet. „Gott begegne ich beim Beten.“ Das heißt natürlich nicht, dass sie abstoßend hässlich herumlaufen soll. Ihr eigentlicher Schmuck soll der innere sein.
Der Schmuck einer gläubigen Frau besteht, wenn man es so einteilen will, nicht in luxuriöser Kleiderpracht, nicht in aufwendiger Haartracht und nicht im teuren Geschmeide. Vielmehr zeigt sich ihr Schmuck in hübscher und ordentlicher Kleidung, in Scham und Sitzsamkeit. Von ihrem Tun her besteht er in guten Werken.
Liebe Geschwister, eine Gemeindeversammlung ist keine Kulturveranstaltung, bei der man sein Vergnügen sucht, Zerstreuung findet oder sich und seine Kleidung zur Schau stellt. Wenn man ins Theater geht, macht man das. Dort kann man sich reihenweise anschauen, wie die Leute auftreten.
Gerade wenn wir beten, sind wir eingeladen zur Audienz bei Gott. Dabei kommt es natürlich darauf an, was Gott gefällt, nicht was uns gefällt. Im Geist betreten wir den himmlischen Thronsaal im Angesicht Gottes.
Das mag natürlich eine Geschmackssache sein, aber ich finde, es ist eine gute Gewohnheit, wenn wir dazu aufstehen. In Deutschland ist es häufiger üblich, beim Beten aufzustehen. In England etwa steht man beim Singen auf und bleibt beim Beten sitzen. Das hängt natürlich von der Gewohnheit ab.
Auf jeden Fall gilt: In der Gegenwart dieses heiligen Gottes muss ich heilige Hände haben, die nicht mit Sünde, Zorn oder Streit beschmutzt sind, wenn ich im Namen der Versammlung mein Wort an den allerhöchsten Gott richte. Es ist selbstverständlich, dass wir alle den größten Wert darauf legen, diesem Gott zu gefallen, der bestimmte Dinge nicht ausstehen kann.
Die Aussagen der Schrift über die Aufgabe der Frau in der Gemeinde legen allgemein Wert auf ein stilles Dasein für Gott und weisen jede öffentliche Lehr- und Leitungstätigkeit zurück. Die Frauen sollen weder das Lehrgespräch in der Gemeindeversammlung durch ihre Fragen dominieren noch selbst lehren und damit über den Mann herrschen. Stattdessen sollen sie sich einfach in der Stille halten.
Einige Ausleger meinen, das würde sich nur auf die Frauen in Ephesus beziehen. Das ist natürlich eine beliebte Auslegung. Bei Korinth sagt man, es betreffe nur die Frauen in Korinth, weil die so verrückt waren. Aber in beiden Fällen sagt Paulus deutlich, dass es um alle Gemeinden geht. In Korinth heißt es, es geht nicht bloß um die Gemeinde Ephesus, sondern um eine Ordnung, die Gott mit der Schöpfung von Anfang an gegeben hat.
Die Bezugnahme auf den Sündenfall macht diese Aussage universell. Paulus argumentiert so: Weil die Frau damals betrogen wurde und Adam verführte, darf sie auch heute in der Gemeinde den Mann nicht belehren.
Damit ist nicht gemeint, dass die Frau die Hauptverantwortung für den Sündenfall trägt. Vielmehr wird der Schuldanteil der Frau beim Sündenfall aufmerksam gemacht. Offensichtlich zeigt sich an dieser Stelle eine besondere Gefährdung der Frau, die auch nach dem Sündenfall fortbesteht, nämlich ihre leichte Verführbarkeit.
Offenbar verwendet der Apostel Paulus dieses Argument hier mit Bedacht. Der Hinweis auf die besondere Verführbarkeit der Frau zeigt – und so steht es ja da –, entschuldigt bitte, ich kann nichts anderes sagen, als dass hier steht: Er will mit dem Ausschluss der Frauen vom Lehr- und Leitungsamt nicht benachteiligen, sondern die Frauen mit ihren besonderen Gefährdungen schützen.
Das heißt, die Zulassung der Frauen zum Lehr- und Leitungsdienst in der Gemeinde würde nicht nur gegen Gottes Schöpfungsordnung verstoßen, sondern auch die Frauen Gefährdungen aussetzen, denen sie von Natur aus nicht gewachsen sind.
Hinter alldem steht das Leitbild, das von der Schöpfung vorgegeben ist: die Frau als Gehilfin des Mannes, die durch stille Sanftmut dessen öffentliche Wirksamkeit begleitet und gerade durch ihr verborgenes Dasein vor Gott einen Einfluss entfaltet, der in seinen Segenswirkungen nicht überschätzt werden kann.
Doch auch sie wird gerettet werden, gerade wenn sie Kinder gebiert, vorausgesetzt, dass sie im Glauben und in der Liebe bleibt und verantwortungsbewusst ein geheiligtes Leben führt.
Dieser Vers ist sehr schwierig in den verschiedenen Übersetzungen und auch im Allgemeinen schwer zu übersetzen. Wörtlich steht dort: „Sie wird gerettet durch Kinder gebären.“ Die Elberfelder Übersetzung hat einen Zusatz gemacht: „durch Kinder gebären hindurch.“
Das kann so verstanden werden, dass sie durch die Geburt hindurch gerettet wird. Oder es weist auf die endgültige Errettung hin, die beim Kommen des Herrn geschenkt wird. Die grammatische Form von „gerettet“ wäre dann ein Hinweis darauf.
In diesem Fall würde sich das „Kinder gebären“ nicht auf die Geburt eigener Kinder beziehen, sondern auf die Geburt des Herrn, des Erlösers. Aber das ist alles äußerst schwierig. Deshalb habe ich es auch so wiedergegeben, wie ich es euch vorgelesen habe.
Also: Sie wird gerettet werden, auch gerade wenn sie Kinder gebiert. Das „sie“ bezieht sich eindeutig immer auf die Frau, nie auf die Kinder. Normalerweise steht es in der Mehrzahl, ich habe es bewusst in der Einzahl gelassen, damit deutlich wird, dass tatsächlich die Frauen gemeint sind, nie die Kinder. Das ergibt sich klar aus der griechischen Grammatik.
Es heißt also nicht, dass die Frauen gerettet werden, wenn die Kinder ein ehrbares Leben führen. Sondern die Frauen werden gerettet, wenn sie selbst gerettet bleiben, sozusagen, wenn sie in der Liebe bleiben. Und daran wird deutlich, dass sie gerettet sind.
Zusammenfassung und Ausblick auf die Herausforderungen
Fassen wir zusammen: Wir haben über das Wesen der Gebetsgemeinschaft gesprochen und über das Anliegen des öffentlichen Gebets. Dabei geht es um das Gebet für die Obrigkeit und um die Rettung aller Menschen – also aller Menschen, insbesondere derer, die wir kennen. Das ist meine Erklärung dafür.
Dann haben wir über die Art und Weise des Gebets gesprochen. Die Männer sollen dort, wo sich die Gemeinde versammelt, entsprechend heilige Hände aufheben. Die Frauen dagegen sollen in stiller Sanftmut die öffentliche Wirksamkeit der Männer begleiten, da sie sonst zu sehr gefährdet wären. Auf all diese Dinge sollte Timotheus in Ephesus achten – und wir in Reutlingen, in Hammerbrücke oder wo auch immer wir sind.
Nun ja, jetzt seid ihr dran. Aber vielleicht sehen wir uns erst einmal etwas an und müssen das Sortieren beginnen. Ich weiß nicht genau, wo man anfängt. Vielleicht bei dieser Problematik, die natürlich viele Fragen aufwirft: Männer und Frauen in der Gemeinde, in der Gemeindeversammlung.
Bei dieser Problematik sind wir einerseits sehr stark abhängig von unserer Umwelt, wir werden geprägt. Manche Fragen, die wir heute stellen, wurden vor hundert Jahren nie gestellt. Damals kam überhaupt keiner auf die Idee, und in all den Jahrhunderten der Kirchengeschichte vorher auch nicht. Es hängt also schon damit zusammen, was sich in unserer Umwelt tut und welche Fragen dort gestellt werden. Aber das ist ja auch nicht verboten. Selbstverständlich dürfen wir solche Fragen stellen.
Nun müssen wir nur bei der Beantwortung dieser Fragen auf einige Dinge achten, die ich gern als grundlegende, grundsätzliche Prinzipien für die Schriftauslegung nennen möchte. Wir dürfen die Schriften niemals, wirklich niemals so auslegen, dass das herauskommt, was ich haben will. Das ist in Wirklichkeit nur eine Verfälschung, damit das herauskommt, was heute Mode ist oder ähnliches. Ich darf also nie mit solchen Voreingenommenheiten rangehen. Ich habe sie trotzdem unwillkürlich; niemand kann sich ganz davon freimachen. Aber soweit ich kann, muss ich aufnehmen: Was steht hier wirklich? Und das dann aussagen.
Das halte ich für ganz wichtig. Das ist fast die Grundregel – also sozusagen keine Brille aufsetzen, egal welcher Art. Dazu gehört: Wenn ich wirklich die Schrift verstehen will, dann ist die Schrift nicht so sehr dazu gegeben, dass unsere Erkenntnis sich vermehrt, sondern dass unser Leben sich ändert.
Wenn ich die Schrift verstehen will, muss ich voraussetzen, dass ich auch bereit bin, so zu handeln. Wenn ich gar nicht die Absicht habe, das zu tun, kann ich das vergessen. Das ist genauso wie bei jemandem, der nach dem Willen des Herrn fragt – ich habe vorhin ein Buch vorgestellt –, der aber so lange fragt und sucht, bis er das bekommt, was er sowieso schon immer wollte. Man kann sich ja alle möglichen Antworten einholen.
Versteht ihr? Wenn wir die Schrift auslegen wollen, dann bitte ehrlich und mit der inneren Bereitschaft: Ich will das tun, was die Schrift sagt. Freilich muss ich es auch verstehen. Und da gibt es bei diesem Thema einige – und zwar nicht unbeträchtliche – Schwierigkeiten.
Diese Schwierigkeiten erzeugen sozusagen die Streitfragen. Bei manchen der Fragen, die jetzt hier sind, muss ich kurz darauf eingehen, obwohl ich das gar nicht so gerne mache.
Schwierige Fragen zur Rolle der Frau im öffentlichen Gottesdienst
Aber zunächst fangen wir mal an: Was bedeutet lehren? Wie genau kann man das definieren? Lehren meint, also ich meine es als lehrende Frau oder so, oder für den Mann – also wo da die Unterschiede zutage treten –, meint natürlich eine biblische Lehre, die im öffentlichen Gottesdienst weitergegeben wird.
Für die damalige Zeit könnte es sogar noch höher angebunden gewesen sein, weil man immer bedenken muss, dass das Neue Testament noch nicht fertig war. Das Lehren hatte auch noch eine viel größere Autorität. Man musste ja alles, was man hatte, aus dem Alten Testament ableiten, denn man hatte kaum Briefe. Das war eine zusätzliche Schwierigkeit. Wenn da eine falsche Richtung eingeschlagen wurde, war das extrem gefährlich für die Gemeinde. Aber es ist heute genau noch so.
Das öffentliche Lehren in der Gemeinde bedeutet nicht, dass Lehren, sagen wir mal, zuhause ausgeschlossen ist. Da kann sogar eine Frau Männer belehren. Das Beispiel haben wir etwa von dem missionarischen Ehepaar Aquila und Priscilla, die den Evangelisten Apollos zuhause belehrten. Dort steht sogar die Frau als Erste an dieser Stelle, gerade das könnte durchaus bedeuten, dass sie sogar das Wort geführt hat. Das darf sein.
Das heißt nicht, dass eine Frau nicht lehren soll. Eine Frau soll die Kinder unterweisen – darüber macht sich nie jemand Gedanken, das ist selbstverständlich. Eine Frau soll sogar andere Frauen belehren, das steht ausdrücklich da. Es meint also nicht, dass sie überhaupt nicht lehren soll, sondern offensichtlich diesen Zusammenhang.
Unser Text lässt sich unter allen Auslegern einig deuten, egal ob sie das mögen oder nicht: Es redet hier von der öffentlichen Gemeindeversammlung.
Die nächste Schwierigkeit, die damit sofort entsteht, ist die Frage: Was meint „öffentlich“? Ich habe das jetzt so gesagt – öffentliche Gemeindeversammlung. Das ist schwierig zu definieren, und ich sage jetzt meine Meinung. Diese hängt zusammen mit zwei anderen Schwierigkeiten, nämlich den beiden schwierigen Stellen im Ersten Korintherbrief.
Ich muss einfach voraussetzen, dass ihr wisst, was da steht, denn wenn nicht, interessiert euch das Thema ja sowieso nicht besonders. In 1. Korinther 11 steht: Wenn eine Schwester betet oder weissagt, soll sie ihr Haupt bedecken usw. In 1. Korinther 14 steht ganz massiv in mehrfacher Form, dass die Schwester in der Gemeindeversammlung schweigen soll.
In diesem Abschnitt von 1. Korinther 11 bis 1. Korinther 14 wird siebenmal vom Apostel Paulus ein Wort verwendet, das man mit „das Zusammenkommen“ übersetzen könnte. Dieses Wort wird nur dort vom Apostel Paulus verwendet, beziehungsweise nur von Paulus überhaupt, und nur hier mit einer einzigen Ausnahme. Noch einmal wird beim Apostel Paulus dieses Wort verwendet, und zwar vom ehelichen Zusammenkommen, also Mann und Frau. Aber sonst wird es nur vom Zusammenkommen der Gemeinde gesprochen und nur in diesem Abschnitt.
Eine Lösung, um diese Schwierigkeit in 1. Korinther 14 und 1. Korinther 11 zu beheben, ist die, dass man erklärt: 1. Korinther 11 ist eine grundsätzliche Aussage, die sich nicht direkt auf das Zusammenkommen der Gemeinde bezieht. Erst in der Mitte von Kapitel 11 bis 14 kommen tatsächlich diese Begriffe vor. Das ist auch meine Meinung. Damit kann ich das auflesen, wobei ich mir bewusst bin, dass das nur eine Hilfsannahme ist. Ich kann das nicht endgültig beweisen, aber mir scheint es insgesamt am plausibelsten zu sein.
Es gibt eine andere Lösung: Die lösen einfach das Schweigegebot auf und machen es relativ. Sie meinen, das Schweigen meint nur, dass die Frau nicht die prophetische Rede auslegen oder besser gesagt beurteilen darf. Alles andere dürfe sie in der Gemeinde. Diese Auslegung kommt mir einigermaßen unplausibel vor, aus dem einfachen Grund, wieso soll eine Schwester die prophetische Rede nicht auslegen dürfen, wenn sie sogar selbst prophezeien darf, laut 1. Korinther 11? Da kommt man also in ganz andere Schwierigkeiten hinein.
Es ist natürlich ein Modell, das man im Hintergrund hat, um die Sache einigermaßen zu klären.
Ich meine jetzt „öffentlich“ nach meiner Meinung bedeutet die Versammlung unter uns, wo auch das Brotbrechen stattfindet. Also ganz simpel gesagt: Ich sage meistens, wenn mich Leute in den Gemeinden fragen, es ist das, was wir am Sonntag machen. Es gibt andere, die definieren das anders, aber auch diese Definitionen können wir nicht mit letzter Sicherheit begründen.
Ich nehme meine Begründung nur aus 1. Korinther 11-14, weil da eben gerade auch vom Brotbrechen die Rede ist. Von daher nehme ich das so. Das wäre also für die Bibelstunde eine viel größere Freiheit gegeben. Und auch diese öffentliche Versammlung meint es, glaube ich, hier. So ist meine Erklärung.
Hier die Frage: Habe ich das nicht ganz verstanden? Da müsste vielleicht noch mal jemand das ein bisschen genauer erklären: Wird somit nicht die Untersagung des öffentlichen Betens der Frau ausgesprochen, sondern nur ihr Auftreten beim öffentlichen Gebet?
Das hängt eben davon ab, wie man dieses „desgleichen“ oder so versteht. Von der Grammatik her ist es wahrscheinlicher, dass sie sich auf das „Ich will“ bezieht, was ich vorhin erwähnt habe. Wenn man das auf das „desgleichen“ bezieht, dann wäre das natürlich auch okay. Und auf jeden Fall treffen die anderen Dinge ja ohnehin zu.
Auch wenn die Schwester mitbetet in der Gemeinschaft, dann soll das auch in der entsprechenden äußeren Form sein. Genau wie bei den Männern ist es ganz wichtig, dass sie eben in dieser inneren Haltung auch vor Gott in Ordnung sind – die Dinge, die wir vorhin gesagt haben.
Eine weitere Frage: Gilt die Stellung der Frau in der Gemeinde für Verheiratete oder nur für Singles? Das ist auch so eine Frage, die – oder das ist eigentlich das, was ich am Anfang noch sagen wollte – es gibt so einige Prinzipien bei der Schriftauslegung. Oder wie soll ich sagen: Wir sollten bei der Schriftauslegung so wenig wie möglich pharisäisch sein – entschuldigt diesen Ausdruck.
Pharisäer waren darauf aus, bei dem Gesetz jede einzelne Wendung zu erkennen, also jedes Tüttelchen sozusagen. Darf man jetzt den Zehnten geben beim Dill und beim Kümmel nicht? Oder muss man das geben und woanders dann? Versteht ihr? Und diese Frage ist in diesem Sinn gestellt.
Die neutestamentlichen Ordnungen für die Gemeinde und für den Einzelnen, auch die neutestamentlichen Gebote – ich habe das mal genannt „Imperative der Freiheit“ – meinen, hier gibt Gott einen Rahmen vor oder er sagt manches so allgemein, dass du dir selber überlegen kannst, was jetzt für dich gilt.
Es wird hier einfach von den Frauen gesprochen, es wird nirgendwo etwas vom Alter gesagt, es wird nirgendwo gesagt, ob sie verlobt oder verheiratet sein soll oder irgend so etwas. In manchen Gesellschaften hat man das so gemacht, da hat man einfach eine Grenze gezogen. In früheren Gesellschaften war das manchmal sogar durch die Art der Kopfbedeckung klar: Die Frau ist schon verheiratet, die ist noch nicht – aber davon sagt die Schrift überhaupt nichts.
Und ich denke, das ist wichtig, das ist sehr wichtig, dass wir verstehen: Gottes Wort gilt in jeder Kultur. Und in jeder Kultur soll man sich darum bemühen. Man darf auch niemals etwa von der damaligen Zeit her die sogenannte Zeitgeschichte auf die Bibel überstülpen. Die Zeitgeschichte steht niemals über einer biblischen Argumentation.
Das gehört eigentlich auch noch an den Anfang, was ich vorhin sagen wollte, weil erstens die Zeitgeschichte ganz unsicher ist. Meistens behaupten da nur irgendwelche Leute etwas, ohne das jemals beweisen zu können. Gerade bei diesem Thema habe ich schon in Hülle und Fülle damit zu tun gehabt.
Es meint also die Frau. Und wenn du jetzt Single bist oder noch nicht verheiratet bist oder wie auch immer, dann richte dich sinngemäß danach. Es wäre doch einigermaßen merkwürdig, dem Geist, der Schrift, zu widersprechen. Überleg doch mal: Wenn hier das Wort Gottes das sagt für Frauen, und dass man jetzt aber selber überlegt: „Ah ja, ich bin aber Single, also ich darf das, alle anderen müssen schön still sein“, dann fragt man sich: Wen soll ich denn dann zu Hause fragen, wenn die Frau ihren Mann fragen soll? Ich habe ja keinen. Oder so tausend solcher Ausreden findet man dann. Oder was ist, wenn mein Mann nicht so intelligent ist wie ich? Ja, alles Mögliche.
Also ich weiß wahrscheinlich nie, hat das der Mann beantwortet? Frag ihn trotzdem. Wenn er es nicht beantworten kann, frage ihn noch mal. Irgendwann fängt ein Mann an, hinzugehen und jemanden zu fragen, der es weiß. Da hast du ihn auf diese Weise durch deine Demut dazu gebracht, dass er endlich mal was lernt.
In allen Fällen, liebe Geschwister, ich kann es nur sagen: Ich möchte gern, in Einzelheiten werden wir bestimmt auch unterschiedlicher Meinung sein, und eine Gemeinde muss sich auch irgendwie festlegen. Das kann man nicht jedes Mal ganz anders machen, das muss schon so sein.
Aber mir kommt es darauf an, dass das Prinzip stimmt, dass wir wirklich aufrichtig fragen: Was sagt der Herr? Dass wir nicht um irgendeine Meinung oder scheinbare Freiheit kämpfen.
Mir ist das vor kurzem passiert, jetzt im Januar, glaube ich, als ich unterwegs war in der Gemeinde und auch ein Thema hatte, von einer ganz anderen Ecke her, einen ganz anderen Text. Da sagte mir eine Schwester hinterher: Da ging es um „Werdet voll Geist“, Epheser 5 – jetzt fällt mir das wieder ein – und da steht auch, dass „Werdet voll Geist“ selbst damit zusammenhängt, dass man sich einander unterordnet in der Furcht Christi.
Das kann man aus dem Griechischen sehr schön ableiten, weil das ein ganzer Satz ist, der bis dahin geht, und dann kommen eben auch die Frauen den Männern usw.
Und eine Schwester sagte mir hinterher: „Weißt du, was du jetzt erklärt hast? Genau das habe ich erlebt, genau das habe ich gemacht.“ Die hatte eine katastrophale Ehe. Ihr Mann war also schlimm, der war ungläubig. Und sie hat es gemacht, also seit sie sich bekehrt hat, genauso, wie die Schrift es sagt. Und es haben ihr alle abgeraten: Ihr Mann ist fremdgegangen, sonst was.
Ihre Ehe ist heute in Ordnung, ihr Mann ist noch nicht bekehrt. Sie sagt: „Ich habe das genau so gemacht.“ Und die Frau strahlt eine Liebe aus, wenn man sie sieht. Das ist frappierend.
Sie erzählt von ihrer eigenen leiblichen Schwester, die die gleichen oder ähnliche Probleme hatte in der Ehe. Die ist zu Psychotherapeuten gegangen und hat also das Zeugs gemacht, was die ihr empfehlen. Das führt letztlich ins Chaos.
Liebe Geschwister, das ist meine Erfahrung immer: Man kann nur am besten vorankommen, wenn man das tut, was die Schrift sagt, so genau man es halt versteht, so gut man es versteht.
Verzeiht uns das am ehesten.
Fragen zur Gebetshaltung und Praxis in der Gemeinde
Ist es richtig, dass nur die Männer die Hände beim Beten erheben sollen? So will es Paulus. Er sagt dies jedoch nicht den Frauen. Wie sollen die Frauen also beten? Dürfen sie auch die Hände erheben?
Jeder Christ soll sowieso beten, und zwar bei jeder nur denkbaren Gelegenheit. Hier war eindeutig die Öffentlichkeit beschrieben. Wie soll das in der Öffentlichkeit ablaufen? In der Öffentlichkeit läuft manches anders als zu Hause in der Familie.
Ich kenne es bei uns zu Hause überhaupt nicht anders. Selbst bei meinen Schwiegereltern, wenn ich noch als Verliebter dort war, noch nicht einmal verlobt, haben wir nach dem Abendessen eine Andacht gemacht. Dabei haben immer alle gebetet – drei Personen: mein Schwiegervater, meine Schwiegermutter, die jetzt über achtzig ist, und ich. Ich freue mich immer noch, wenn sie bei uns zu Hause betet, wie klar sie betet und welche guten Gedanken sie hat.
Selbstverständlich beten Schwestern überall und bei jeder Gelegenheit, wenn sie Dienste tun. Aber eben nicht an dieser Stelle. So denke ich, ist das zu verstehen. Versteht ihr? Es hängt also mit vielen Worten zusammen. Wenn ihr es anders meint, dann müsstet ihr allerdings auch die andere Konsequenz ziehen: Wenn eine Schwester betet, dann soll sie ihr Haupt bedecken.
Wenn in der Öffentlichkeit gebetet wird – das steht ja im 1. Korinther 11 – dann solltet ihr das auch deutlich machen. Ja, ich stelle mich nicht über die Ordnung, die Gott gegeben hat, sondern ich akzeptiere sie. Das wäre nochmal eine schwierige Auslegung wert. Der 1. Korinther 11 ist eines der schwierigsten Kapitel der Bibel, weil wir manches darin nur sehr schwer verstehen können. Aber ich glaube, so viel ist schon deutlich: Es geht hier um das öffentliche Beten.
Selbstverständlich kann eine Schwester in welcher Haltung auch immer beten. Wenn sie für andere betet, zum Beispiel für ihre Kinder, wäre es auch nicht gerade gut, wenn sie sich im Augenblick vorher über die Kinder geärgert hätte und dann vielleicht sogar im Gebet sagt: „Ach Herr, gib doch, dass der jetzt brav ist.“ Wie das auf die Kinder wirkt, kann man sich leicht ausmalen. Es muss immer in der richtigen Haltung sein, wie wir vor Gott sind.
Eine Frage noch, vorletzte: Wie lang sollen die Haare sein? Beim Mann kurz, bei der Frau lang, das sagt die Schrift. Alles andere ist frei. Was lang ist, ist bei der Frau anders als bei Männern. Wir haben die irrsinnigsten Vorstellungen dabei. Lasst euch die Freiheit, aber geht nicht über die Schrift hinaus. Die Schrift sagt so viel, und sie sagt es nicht einmal als Befehl. Sie erwähnt es nur nebenbei.
Im 1. Korinther 11 steht das übrigens. Lest es selbst durch und überlegt, wie ihr es machen solltet.
Letzte Frage, die habe ich mir als letzte aufgehoben, weil ich sie für wichtig halte: Wie verhalten sich Frauen, wenn Männer ihre Verantwortung im Gebet nicht wahrnehmen, sondern aus irgendeinem Grund lieber schweigen?
Das ist nicht so einfach. Zunächst zu Hause. Hier ging es ja um das Gebet in der Gemeinde. Frauen müssen sehr vorsichtig sein, ihren Männern etwa in irgendeiner Weise durch Reden auf den Wecker zu fallen. Frauen können besser reden als Männer, fast immer. Das hat man festgestellt. Männer können anderes besser, zum Beispiel haben manche eine bessere Vorstellungskraft, wenn es um Geometrie oder solche Sachen geht.
Die Frau soll zu Hause eine gute Frau sein und Verantwortung übernehmen. Sie soll dort erst einmal beten, besonders wenn ihr Mann vielleicht ganz neu bekehrt ist. Manchmal ist das so: Die Frau hat sich viel früher bekehrt. Wenn der Mann gerade erst neu ist, traut er sich vielleicht noch gar nicht zu beten. Dann weiß man, dass man keine feierlichen Formulierungen braucht. Dann soll sie erst einmal für ihn beten, würde ich sagen.
Sie soll ihn in aller Zurückhaltung vielleicht daran erinnern, dass er zu Hause mitbeten könnte. Dass die ganze Familie betet, finde ich schön, wenn man das einfach lernt. Es ist viel unbefangener zu Hause. Es ist eine Überwindung, wenn man irgendwo in einer anderen Gruppe beten soll. Ich erinnere mich noch gut, wie schwer es mir war, das erste Mal auf einer Kinderfreizeit in der Öffentlichkeit mitzubeten. Das kostet eine tüchtige Überwindung.
Hier war noch eine Zusatzfrage, bitte. Da wollte ich gerade darauf eingehen. Ja, natürlich. Es geht aber zu Hause los. Man muss es ja nicht so dumm wie möglich anstellen. Man sagt manchmal im Scherz: Der Mann ist das Haupt, aber die Frau der Hals oder so. Ich will das nicht forcieren, so steht es auch nicht in der Bibel. Aber es steht auch nicht da, dass Frauen es so dumm wie möglich anstellen sollen.
Frauen haben großen Einfluss in der Familie, sehr großen. Bei den Kindern sowieso. Ich habe das gar nicht erwähnt, aber es hängt viel von den Müttern ab, wie die Kinder einmal werden und wie brauchbar sie für den Herrn sind.
Wenn die Frau zuerst bekehrt war, was oft der Fall ist, kann sie den Mann unwillkürlich mit hineinziehen und fragen: „Willst du nicht auch mal mitbeten? Würdest du mal mit den Kindern heute Abend vor dem Schlafengehen beten?“ In der Gemeinde würde ich das vielleicht einmal ansprechen, aber nicht häufiger. Da muss man sehr vorsichtig sein.
Man könnte den Ältesten sagen: „Ich habe den Eindruck, mein Mann würde vielleicht mitbeten, traut sich aber noch nicht. Kannst du ihn mal ansprechen, damit er Mut bekommt, mitzubeten?“ Oder man trifft sich in kleineren Gruppen, um gemeinsam zu beten. Natürlich soll man nicht einfach beten, nur um zu zeigen, dass man da ist.
Gebetsgemeinschaft ist mehr. Wenn ich ein Anliegen habe, fange ich auch an zu beten. Das ist ein Prozess, der ein Weilchen dauert. Man kann es nicht einfach fordern mit „Betet mal drauf los“. Es fängt eben zu Hause an.
Es ist schade, dass sich manchmal zu wenige trauen oder zu wenige da sind. Es sind zu wenig Männer, die zwar da sind, aber geistig nicht dabei oder so. Das ist schade. Das ist nur ein Prozess, der langsam in Ordnung kommt. Das kann man nicht durch einen äußeren Akt erreichen, das meine ich damit.
Mehr weiß ich dazu nicht zu sagen.
Bitte? Passiert das also ab und zu? Aha. Das würde ich sagen: Da müssen sich … Das kann ich hier jetzt von hier aus nicht beantworten. Da möchte ich gern mal mit den Ältesten reden, was die da eigentlich machen sollten oder mit demjenigen, der die Leitung von dieser Stunde hat.
Dann sollte man schon mal ein bisschen vorarbeiten und einiges klären. So wird das öfter passieren. Vor allem kann man das nicht pauschal beantworten. Wenn solche Menschen da sitzen, die gewöhnlich schweigen, weiß ich nicht, wie viele von dieser Sorte hier sitzen. Ich würde das auf keinen Fall jetzt einfach so sagen.
Aber mit den Ältesten könnte man schon mal ein Wörtchen reden. Man muss vorher überlegen: Wie ginge das? Was können wir eigentlich tun?
Letztlich ist das Beten ja wirklich ein geistlicher Prozess. Wir stehen vor Gott. Manchmal kann man jemandem helfen durch bestimmte Dinge. In der Jugendarbeit haben wir das so gemacht: Du kannst jemandem eine Aufgabe übergeben oder sagen: „Mach du doch mal einen Anfang!“ Manchmal geht es. Wenn er sich nicht traut, kann er sich das Gebet auch aufschreiben.
Wo steht denn geschrieben, dass das verboten ist? Da tun wir uns manchmal schwer. Aber ich habe gerade in der stillen Zeit erlebt, wie schön es ist, mal ein Gebet richtig aufzuschreiben und es dann einfach vorzulesen, wenn du den Eindruck hast, es ist für andere geeignet.
Nicht, dass wir Gebete formulieren wollen – das meine ich damit nicht –, sondern als eine Brücke zum freien Beten vor Gott, was wahrscheinlich unser Ideal ist.
