Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 592: Lazarus und der reiche Mann, Teil 4.
Das Totenreich als lebendiger Ort
Jesus erzählt seinen Zuhörern eine Beispielgeschichte, die im Totenreich spielt. Von ihm lernen wir, dass das Totenreich kein Ort ist, an dem die Toten schlafen, sondern ein Ort, an dem sie ganz lebendig und sie selbst sind.
Wenn man den Tod als Schlaf bezeichnet, dann nur deshalb, weil man aus dem Todesschlaf wieder erwachen kann – und zwar bei der Auferstehung. Bis dahin, bis wir einen neuen Körper bekommen, sind wir im Tod trotzdem ziemlich aktiv.
Ein kurzer Blick in die Offenbarung zeigt, was Verstorbene tun, die bei Jesus sind. Hier zwei Beispiele:
Offenbarung 6,9-10: "Und als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die geschlachtet worden waren um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Bis wann, heiliger und wahrhaftiger Herrscher, richtest und rächst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?"
Offenbarung 15,2-3: "Und ich sah etwas wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt, und sah die Überwinder über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens an dem gläsernen Meer stehen. Sie hatten Harfen Gottes und sangen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes."
Ewiges Schicksal nach dem Tod
Nach dem Sterben geht es weiter, entweder bei Jesus oder an einem Ort der Qual. Natürlich weiß ich, dass sich ein solcher Satz in Zeiten der Toleranz fast falsch anhört.
Aber genau das beschreibt Jesus hier seinen Zuhörern. Der Herr Jesus erzählt es ihnen, weil er sie warnen will. Der reiche Mann ist ein abschreckendes Beispiel für jeden, der im Leben an der Not anderer vorbeigeht und dessen Leben sich nur um Fröhlichkeit und Luxus dreht.
Warnung an die Pharisäer
Vergessen wir bitte nicht, zu wem Jesus hier spricht: Lukas 16,14-15.
Dies alles hörten auch die Pharisäer, die geldliebend waren, und sie verhöhnten ihn. Darauf sprach Jesus zu ihnen.
Jesus richtet seine Worte an geldliebende Pharisäer, die ihr eigenes falsches Leben vor anderen rechtfertigen.
Woran erkennt man den Irrsinn der Pharisäer? Erstens an ihrem Umgang mit dem Wort Gottes. Sie passen Gottes Maßstab an ihren selbstsüchtigen Lebensstil an. Zweitens zeigt sich ihr Irrsinn in ihrem Umgang mit denen, die Not leiden.
Wer das Geld liebt, hat keinen Blick für diejenigen, die es noch mehr benötigen könnten als er selbst.
Es sind die Pharisäer, die sich im reichen Mann wiedererkennen sollen. Jesus will sie davor warnen, dass sie das ewige Leben bei Gott verpassen.
Trost für Lazarus im Jenseits
Schauen wir uns noch einmal kurz Lazarus an. In Lukas 16,25 sagt Abraham: „Kind, denk daran, dass du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus ebenso das Böse. Jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein.“
Für Lazarus hält das Totenreich Trost bereit. Warum? Weil er in diesem Leben das Böse empfangen hat. Merkt ihr? Für die einen ist diese Welt der Ort, an dem sie alles Böse empfangen, und für die anderen ist diese Welt der Ort, an dem sie alles Gute empfangen.
Für die Egoisten gibt es in der Ewigkeit nichts Gutes mehr. Für die Lazarus-Typen, die auf Gottes Hilfe vertrauen und auf sie warten, gibt es dann nichts Böses mehr. Vielmehr gibt es für sie Trost. Gott wird ihre Tränen abwischen. Er weiß, was sie durchgemacht haben, so wie es in Psalm 56,9 heißt: „Meine Heimatlosigkeit hast du abgemessen, gieße meine Tränen in deinen Schlauch; stehen sie nicht in deinem Verzeichnis?“
Gott kennt meine Einsamkeit und jede Träne, die ich je geweint habe. Er wird mir nach dem Tod genau den Trost zukommen lassen, den ich brauche, um all das Böse, das mir in diesem Leben geschehen ist, hinter mir lassen zu können.
Leben mit Leid und göttlichem Trost
Der Herr Jesus ist hier ziemlich nüchtern. Wer ein Lazarus-Typ ist, muss damit rechnen, dass ihm Böses geschieht. Es ist eben nicht so, dass Gott uns in diesem Leben vor allen Schwierigkeiten, Nöten und Misshandlungen bewahrt.
Gott wirft uns als seine Kinder und Botschafter mitten hinein in eine kaputte Welt. Er schickt uns wie Schafe mitten unter Wölfe. Wir werden leiden – sei es, weil unsere Lebensumstände einfach schrecklich sind, sei es, weil wir verfolgt werden, oder weil wir uns dämlich anstellen. Wir werden leiden.
Aber weil wir auf Gottes Hilfe hoffen, werden wir auch getröstet werden. Dieser Trost beginnt als übernatürlicher Friede bereits in diesem Leben. Paulus spricht davon in Philipper 4,6-7: Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden, und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.
Es gibt diese existenzielle Geborgenheit, diese messianische Ruhe, in der wir als Nachfolger Jesu leben dürfen – einfach, weil wir dem guten Hirten folgen und weil er auf uns aufpasst, egal was kommt. Jesus selbst ist unser Friede.
Die Realität des Mangels an Trost
Aber es gibt noch mehr: Gottes besonderen Trost nach dem Sterben. Dieser Trost, auf den wir noch warten, steht für eine unangenehme Wahrheit. Und diese Wahrheit lautet: Wir werden diese Welt als Menschen verlassen, die noch Trost benötigen.
Wir werden in dieser Welt nicht genug Trost für all das Böse erfahren, das uns begegnet. Bis zum Schluss leben wir mit einem Defizit an Trost. Das heißt, bis zum Schluss leben wir mit einem Mangel.
Bei Jesus klingt das so: Johannes 16,33: „In der Welt habt ihr Bedrängnis, aber seid guten Mutes; ich habe die Welt überwunden.“
Lasst uns nüchtern bleiben. Wir schauen aus der Perspektive des Siegers. Jesus sagt: „Ich habe die Welt überwunden.“ Wir blicken aus dieser Sicht auf eine Welt, die uns dennoch wehtun wird.
Ob wir es mit Armut, Krankheit oder Verlust zu tun bekommen, wie Hiob; ob wir um Jesu Willen verfolgt werden, wie die Apostel; oder ob wir auf menschliche Schwäche, eigene Sünde oder unweise Lebensentscheidungen treffen – wir werden Schmerz empfinden. Das Leben wird uns verletzen und enttäuschen.
Wie gesagt: Wir werden diese Welt als Menschen verlassen, die Trost brauchen. Auf seine Weise wird uns unser eigenes Leben überfordern und an unsere Grenzen bringen.
Warnung vor falschen Lebenszielen
Und genau deshalb dürfen wir nicht zulassen, dass uns die Destruktivität und Unberechenbarkeit unseres Lebens innerlich zerbrechen.
Der Wunsch nach Harmonie, Erfüllung oder Glück kann zum Götzen werden, wenn er absolut gesetzt wird. In jedem von uns steckt dieser kleine Pharisäer, der sein eigenes Ding drehen und einfach nur ein fröhliches Leben in Luxus und Sicherheit führen will.
Doch Vorsicht: Am wirklichen Ziel des Lebens kommen nur die Lazarus-Typen an. Das sind diejenigen, die in diesem Leben das Leid ertragen, das Gott ihnen zumutet. Sie freuen sich heute in aller Treue auf den Trost, den Gott nach dem Tod für sie bereithält.
Abschluss und Segenswunsch
Was könntest du jetzt tun? Denke noch einmal darüber nach, wie ein Lazarus-Typ mit dem Leid der Welt umgehen würde.
Das war es für heute. Die BTA Dual Ost ist als theologisches Ausbildungsprogramm eine Kombination aus Präsenzwochen am CBE in Oelsnitz, Online-Treffen und Selbststudium.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
