Herzlich willkommen zum Podcast der Eva Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Powileit.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zugleich zum theologischen Denken anregen.
Der letzte Befehl, den Jesus uns als Christen gegeben hat, lautet: Geht hin und macht alle Nationen zu Jüngern. Das ist ein klarer Auftrag. Dieser Auftrag endet nicht damit, dass Menschen Jesus als ihren Retter kennenlernen. Er geht viel weiter: Sie sollen auch als seine Jünger leben.
Thomas, was meint Jesus mit seinem Befehl, alle Nationen zu Jüngern zu machen? Was sind Jünger? Jünger sind auf jeden Fall Nachfolger, Nachfolger Jesu. Das heißt, sie laufen sinnbildlich gesprochen hinter Jesus her, schauen genau zu, was er tut, und machen es ihm nach.
Wenn man das Leben der zwölf Jünger des Herrn Jesus betrachtet, wird man feststellen, dass sie mit Jesus unterwegs waren. Sie sollten sich auf jeden Fall so verhalten wie er – im Idealfall jedenfalls. Es hat bei den Jüngern Jesu einige Zeit gedauert, bis man das in ihrem Leben besser erkennen konnte. Ja, sie sind wirklich mit Jesus gewesen.
Paulus formuliert den Auftrag des Herrn Jesus, den wir hier gelesen haben, in Römer 8 etwas anders und damit vielleicht noch verständlicher. Er sagt, sie sollen dem Bild seines Sohnes gleichförmig sein. Im Grunde genommen heißt das: Jünger sollen dem Herrn Jesus ähnlich werden.
Wenn wir Jesus ähnlich werden sollen, wie zeigt sich das konkret? Woran erkennt man das bei einem Menschen? Es fällt auf, wenn andere Menschen uns sehen. Natürlich trägt niemand einen Heiligenschein, aber man spürt ganz klar, wenn Menschen mit Jesus unterwegs sind. Sie verbreiten seine Liebe.
Das ist genau das, was Jesus selbst sagt: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Das steht im Johannes 13. Jünger Jesu sind also Menschen, die nicht sich selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern einen Blick für die Bedürfnisse anderer haben und versuchen, diese zu erfüllen. Das ist praktisch gelebte Liebe.
Ich habe einen Blick für die wirklichen Bedürfnisse des anderen, nicht nur für seine Wünsche, und ich möchte sie erfüllen. Liebe ist auch das erste, was Paulus nennt, wenn er die drei charakteristischen Merkmale von Christen beschreibt. Die beiden anderen Merkmale sind Glaube und Hoffnung: ein tiefes Vertrauen in Gottes Souveränität und Führung sowie eine fröhliche Hoffnung auf die Zeit nach unserem Leben hier auf der Erde.
Das ist es, was die Jünger Jesu ausmacht. Doch das erste, das Paulus erwähnt, ist natürlich die Liebe. Das wäre also das Zielbild: von Jesus ähnlicher werden, dargestellt durch diesen Dreiklang aus Liebe, Glaube und Hoffnung.
Und die Frage ist: Wie kommen wir jetzt dahin? Jünger sein bedeutet ja auch lernen, wachsen und vorankommen. Das geschieht nicht sofort. Man kommt nicht sofort als Meister auf die Erde. Das ist ja schon im Begriff selbst angelegt.
Wie kommt man also dahin? Und wie kann man andere auf diesem Weg mitnehmen? Ganz wichtig ist: Es ist kein Langstreckenlauf, den ich allein durch Anstrengung schaffen kann. Jünger ist man vor allem dadurch, dass man bei Jesus bleibt und sich mit ihm beschäftigt.
Das kann man tun, indem man zum Beispiel darüber nachdenkt, was die Bibel über den Herrn Jesus sagt. Man bleibt bei dem Herrn Jesus, indem man im Gespräch mit ihm bleibt. Ganz wichtig ist hier: Ich beginne meine Gebete nicht mit „Herr, ich...“ und dann kommt das, was mich beschäftigt. Normalerweise komme ich da gar nicht raus.
Viel besser ist es, das Gebet mit „Herr, du...“ zu beginnen. So kann ich im Gebet über den Herrn Jesus nachdenken und ihm vielleicht auch sagen, was mich an ihm begeistert. Das ist eher das Gebet von Jüngern des Herrn Jesus.
Als Christ kann ich ja auch kein Wachstum aus eigener Kraft bewirken. Das macht Gott. Gott ist es, der dieses Wachstum schenkt. Das lerne ich schon aus dem Wort Gottes. Ich kann nur Rahmenbedingungen schaffen, die das Wachstum fördern – wie Bibellesen, Beten, Gemeinde, Dienst und so weiter.
Du hast auch gefragt, wie ich andere zu diesem Ziel mitnehmen kann. Da gilt genau dasselbe: Mach ihnen Jesus groß. Mach ihnen deutlich, dass es um Jesus geht, um die Beziehung zu ihm. Es geht nicht darum, dass sie in der Heiligungs-Olympiade Anerkennungspunkte bei Gott sammeln.
Wenn wir jetzt gemeinsam auf diesem Weg unterwegs sind und andere ebenfalls mitnehmen wollen, weil wir ja andere zu Jüngern machen sollen – nicht nur selbst Jünger werden, sondern auch andere zu Jüngern machen –, gibt es da einige Punkte, einige Meilensteine auf diesem Weg?
Es ist mir wirklich ganz wichtig, was ich eben gesagt habe: andere zu Jesus zu führen und sie zu ermutigen, nahe bei ihm zu bleiben. Das ist mein Hauptpunkt. Ich denke, das ist auch verstanden worden. Es geht darum, die persönliche Beziehung zu Jesus zu fördern.
Es geht also nicht um ein Programm im klassischen Sinne, sondern darum, zusammen in einer Beziehung zu sein und selbst eine persönliche Beziehung zu Jesus zu finden. Das kannst du nicht erreichen, indem du einfach irgendein Heft durcharbeitest und dann „zack, zack, zack“ machst.
Das ist immer das Ziel: Leute machen dann vielleicht ein Heft durch, das kann ja hilfreich sein. Aber ich mache das Heft nicht um des Heftes willen durch, sondern weil ich dieses Ziel habe. Und dieses Ziel ist: Jünger sind nahe bei Jesus.
Natürlich können auch bestimmte Punkte hilfreich sein in so einem Jüngerschaftsprozess. Aber das muss nicht sein. Es ist nicht so, dass ich ein Heft nehme und dann automatisch Jünger Jesu bin.
Wir hatten vor kurzem in der Gemeinde den Dominik Kramer vom Bibelstudienkolleg zu Gast. Er hat einiges über Jüngerschaft gelehrt, und ich fand die Punkte, die er angesprochen hat, sehr hilfreich. Vor allem deshalb, weil er sie mit der Bibel belegen konnte. Das ist mir immer ganz wichtig.
Deshalb würde ich gerne in diesem Podcast seine Struktur übernehmen und an der einen oder anderen Stelle mit eigenen Gedanken füllen. Vielleicht hilft das zu deiner Frage: Wie kann ich andere zu Jüngern machen? Ganz nah bei Jesus bleiben und dann vielleicht den einen oder anderen Punkt, der hilfreich sein kann, auf diesem Weg mit ihm weiterzugehen.
Ja, nun fangen wir doch mit dem Punkt an. Was war denn für Dominik wichtig? Wir hatten ja drei Tage bei uns einen wichtigen Punkt, um Jüngerschaft zu fördern.
Er hat am Anfang den persönlichen Glauben, so hat er es genannt, sehr betont. Das hat er vom Herrn Jesus und von Paulus natürlich gelernt. Im Grunde genommen ist das ja der Gedanke: Bleib nahe bei Jesus, achte darauf, ihn zu lieben, und dann wirst du auch deine Mitmenschen lieben können. Nach dem Gebot sollst du Gott, den Herrn, von ganzem Herzen lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.
Wenn ich selbst nicht in Gottes Wort verwurzelt bin, wird es ganz schwer. Wie soll ich andere motivieren, die Bibel zu lesen, wenn ich es selbst nicht mache? Sie lesen ja die Bibel – oder sollten sie lesen –, um Wurzeln in Gottes Wort zu bekommen.
Wenn ich die Liebe des Herrn Jesus nicht betone, sondern vielleicht so wie die Galater bin, die andere dann „gebissen“ haben, werde ich das auch anderen nicht wirklich nahebringen können. Wenn ich die Liebe zum Herrn Jesus nicht betone, kann es sein, dass ich Jüngerschaftstreffen mache, aber das ist dann etwas Mechanisches, kein Persönliches.
In jedem Fall geht es bei Jüngerschaft darum, dass ich meinen Glauben mit anderen Christen teile. Wie Paulus das tut – das finde ich im 1. Thessalonicherbrief immer so beeindruckend. Er sagt ihnen, dass er Tag und Nacht bei ihnen gearbeitet hat, dass er zu ihnen sanft war wie eine Mutter und sie ermahnt hat wie ein Vater. Also eine sehr persönliche Beziehung, in die er viel investiert hat.
Die Menschen haben gesehen, wie er lebt, haben praktisch an seinem Leben teilgenommen. Er hat kein Programm abgespult. In Thessalonich war er nicht in der Schule des Tyrannos, das war in Ephesus, wo er mittags immer seine Lehrstunden gehalten hat. Sondern er hat wirklich sein Leben mitgeteilt.
Das ist praktisch so. Das ist der Hauptpunkt.
Deshalb ist es für eine Gemeinde sehr wichtig, Kleingruppen zu haben. Das können Hauskreise sein oder, speziell für junge Leute, der Kreis junger Erwachsener oder die Jugendgruppe. In diesen Kleingruppen teile ich mein Leben.
Gottesdienste sind ebenfalls sehr wichtig, weil ich dort belehrt werde. Während des Gottesdienstes halte ich allerdings meist Abstand – besonders in Corona-Zeiten. Dort gibt es einen gewissen Abstand, und ich sitze eher in einer Sitzgemeinschaft.
In den Kleingruppen geht es dagegen um Lebensgemeinschaft. Ich gebe dem anderen Anteil an meinem Leben, und der andere bekommt Anteil an meinem Leben. Das bedeutet, dass es in diesen Kleingruppen Ermutigung und auch Korrektur gibt. Genau das macht Jüngerschaft aus.
Was mich auch fasziniert hat – obwohl ich es noch nicht umgesetzt habe – sind sogenannte Mini-Kleingruppen. Jemand hat beschrieben, dass sich zwei oder drei Personen treffen, vorher einen bestimmten Bibelabschnitt lesen und sich dann darüber austauschen. Dabei stellen sie sich immer die gleichen Fragen.
Zum Beispiel: „Wie hast du diese Woche deine Liebe zum Herrn Jesus gezeigt?“ oder „Was hat dich diese Woche an Jesus fasziniert?“ oder „Mit welcher Sünde hattest du in dieser Woche zu kämpfen?“ Diese Fragen sind immer gleich und betreffen genau das, was Jüngerschaft ausmacht: das Leben mit Jesus.
Das kann auch eine Form von Jüngerschaft sein – ein sehr persönliches Miteinander. Entscheidend ist dabei, dass Jesus im Mittelpunkt steht.
Du hast jetzt gesagt, du hast es so noch nicht umgesetzt. Hast du da schon Vorstellungen, wenn sich Leute zu zweit oder zu dritt treffen wollen? Ob sie dann diese vier Fragen nehmen oder etwas anderes? Ziel ist ja, persönlich zusammenzuwachsen und zusammenzukommen. Wie findet man sich da schon? Kriegen wir schon Ideen?
Ja, schon Ideen. Ich glaube, es geht grundsätzlich darum, dass man miteinander reden muss. Also einer muss dem anderen ja vorschlagen: Wollen wir uns mal für eine bestimmte Zeit treffen? Vielleicht auch in so einer Minigruppe, wie ich es eben erwähnt habe.
Interessant ist ja, dass der Herr Jesus seine Jünger tatsächlich in die Nachfolge gerufen hat. Das war auch so ein Punkt, den Dominik betont hat: Ruf in die Nachfolge. Also das sehen wir bei Jesus selbst, wir sehen es auch bei Paulus. Der hat zum Beispiel Timotheus gerufen oder war mit Titus unterwegs.
Man sagt, es ist gut, jemanden zu haben, von dem man lernen kann. Aber es ist auch gut, jemanden zu haben, der von einem selbst lernen kann. So ist in der Gemeinde Jüngerschaft immer ein Geben und Nehmen.
Das weiß ich theoretisch, aber praktisch muss ich einfach gucken: Wen nehme ich, dem ich auch etwas weitergeben kann? Und an wem orientiere ich mich, wo ich merke, da hilft mir jemand persönlich weiter auf meinem Weg mit Jesus.
Passiert das eher so informell einfach? Ja, das wird entstehen so. Oder klingt dieser Ruf nicht sehr formal?
Ja, das klingt formal. Das klingt ja ziemlich hoch. Ich weiß nicht, ob man das immer so hochsetzen muss.
Aber wen frage ich dann? Wenn ich auf jemanden zugehe, finde ich es informeller besser, als wenn es allzu formell ist. Ich merke auch, dass manche Leute sagen: Ah, das ist mir zu formell, ich weiß nicht, ob ich das will. Es ist mir auch schon passiert.
Du hast gesagt, wen frage ich dann? Na, zuerst mal frage ich Gott. So hat Jesus das auch gemacht, er hat gebetet. Als es darum ging, seine Jünger auszuwählen.
Das müssen wir vielleicht nicht so machen wie der Herr Jesus, dass wir die ganze Nacht durchbeten. Wir verbringen oft auch keine drei Jahre mit den Jüngern, wie er es getan hat. Aber wir sollten auf jeden Fall beten, dass Menschen von Gott für so eine Jüngerschaftsbeziehung vorbereitet werden.
Dann muss ich natürlich auch Christen konkret ansprechen. Das nimmt Gott mir nicht ab. So hat Jesus das ja auch gemacht, er hat gesagt: Folgt mir nach.
Wir können zum Beispiel, wenn Gott uns jemandem aufs Herz legt, auch mal ein Buch geben, das Themen über Jüngerschaft behandelt. Zum Beispiel intensiver biblische Texte lesen oder von Jesus reden.
Es gibt Leute, denen gibst du so ein Buch, und am nächsten Sonntag kommen die auf dich zu und sagen: Ey, du hast mir dieses Buch gegeben, fand ich richtig super. Hast du noch welche davon? Dann merkst du, das sind Leute, mit denen man sich regelmäßig treffen kann.
Oder Buchleser.
Ja, oder Buchleser.
Welche mögen keine Bücher? Dann kannst du ihnen auch YouTube-Videos empfehlen und sagen: Guck dir das mal an.
Kommst du danach vier Wochen mal auf sie zu und sagst: Ich hatte dir ja mal diesen Link empfohlen. Dann sagen sie oft: Ich gucke da so viel, habe es bis jetzt noch nicht geschafft. Oder: Das Buch, ich weiß gar nicht, ob ich es wiederhaben will. Ich weiß gar nicht, wo es liegt.
Da ist es nicht so sinnvoll, regelmäßig mit jemandem zu treffen. Da muss ich eher den Hund zum Jagen tragen.
Ich finde es ganz wichtig, auch wenn ich mich regelmäßig mit Leuten treffe, dass ich das begrenze. Zum Beispiel einmal zeitlich: Der Abend ist unser bis Mitternacht. Dann sagt einer: Ach, das geht jetzt doch nicht, ich muss ja morgens wieder aufstehen.
Und auf der anderen Seite auch zu sagen: Lass uns doch sieben Mal treffen und dann bewerten wir das wieder. Also nicht bis zur Rente. Dann sagt jemand: Ah, das ist zu verpflichtend für mich.
Der Ausstieg muss immer möglich sein. Auch bei Jüngerschaftsbeziehungen, weil sie ja letztendlich helfen sollen, in eine intensivere Beziehung zu Jesus zu kommen. Nicht zwangsläufig, dass wir beide auf Dauer bis zur Rente eine intensive Beziehung haben.
Ja, heutzutage mag man das nicht so in der Gesellschaft.
Richtig. Früher wäre das üblich gewesen, aber das ist eine kulturelle Sache.
Dann praktisch: Wie macht man das? Wie kann man sich generell eine Jüngerschaftsbeziehung vorstellen?
Es ist ja viel Persönliches dabei, das heißt, man kann es nicht immer ganz genau festlegen. Aber gewisse Rahmenpunkte kann man, glaube ich, schon beschreiben, auch wenn es individuell sehr unterschiedlich aussehen kann.
Genau, das finde ich sehr wichtig, was du sagst: Es ist individuell sehr unterschiedlich. Aber natürlich gibt es Elemente, die hilfreich sind, schon allein deshalb, weil wir diese Elemente in der Bibel entdecken.
Ich habe es eben schon gesagt: Eine Jüngerschaftsbeziehung ist eine Beziehung auf Zeit. Wenn Herr Jesus sagt: „Macht zu Jüngern“, dann impliziert das, dass es ein erreichbares Ziel ist. Also nicht: Seid ständig dabei, sondern macht zu Jüngern. Das bedeutet, es ist möglich, einen Heiden zu einem Jünger zu machen oder anders formuliert, einen Heiden zu einem Heiligen.
Klar, man wächst immer noch. Man kann nicht sagen: „So, jetzt habe ich hier einen bestimmten Level erreicht, und du hast mir nichts mehr zu sagen.“ Das muss immer noch möglich sein. Aber ich bin ja auf ein Ziel unterwegs, von dem du auch am Anfang gesprochen hast.
Und da können mir eben drei Elemente helfen, die hat Dominik auch erwähnt: Einmal die Lehre, das Vorbild und das Begleiten im Dienst.
Die Lehre ist enorm wichtig. Mir fällt auf, dass Paulus zum Beispiel den Römern immer wieder sagt: „Wisset.“ Also, das solltet ihr eigentlich wissen. Um das Leben zu können, muss ich es wissen.
Jesus selbst sagt: „Ihr irrt, weil ihr die Schrift nicht kennt.“ Wenn ihr sie kennen würdet, bräuchtet ihr mich gar nicht zu fragen. Es ist also sehr wichtig, zu wissen, was die Bibel sagt und was sie nicht sagt.
Ich denke, Irrlehren können nur dort erfolgreich sein, wo man die Bibel nur oberflächlich kennt. Wer also das Original kennt, dem fällt die Fälschung natürlich sofort auf.
Ein Beispiel: In der Türkei, wenn man einkaufen geht, sieht man es oft schon am Preis. Da stimmt etwas nicht, das kann eigentlich nicht sein. Man könnte schon stutzig werden. Der Preis von Irrlehren ist ja oft auch niedriger, wenn ich das mal übertragen darf.
Der Jüngerschaftsbefehl, über den wir ja auch in diesem Podcast gestartet sind, sagt: „Lehrt sie, alles zu halten, was ich euch befohlen habe.“ Da musst du dir also die Frage stellen: Was hat Jesus denn befohlen?
Um das zu wissen, muss ich nicht wie Hans Küng in den Himmel schauen, sondern ich muss meine Nase in die Bibel stecken. Das Wort Gottes ist ganz wichtig, damit ich als Jünger in meiner Beziehung zum Herrn Jesus in die Tiefe wachsen kann.
Petrus sagt das ja auch schon mal: Er wächst durch das Wort Gottes, und es gibt keinen besseren Dünger. Ein schönes Bild: Man soll verwurzelt sein im Wort Gottes, und das Wort ist gleichzeitig der Dünger dafür. Das bleibt mir hängen.
Lehre war das eine, Vorbild das nächste bei der Jüngerschaftsbeziehung. Es ist natürlich klar, dass es unterschiedlich ist, welcher Lerntyp man ist. Doch am meisten lerne ich durch das, was ich sehe. Deshalb ermutigt es mich, wenn ich sehe: Hey, der Jörg lebt das wirklich. Das ist lebbar, nicht nur theoretisch.
Es geht ja nicht um irgendein Vorbild. Mir gefällt besonders 1. Korinther 11,1, vor allem auch, weil ich mir diese Stelle gut merken kann – es sind ja alles nur Einsen. Paulus bringt es dort auf den Punkt: Er sagt, seid meine Nachahmer, wie ich Christi Nachahmer bin.
Das bedeutet, Paulus schaut auf den Herrn Jesus und lässt sich von ihm die Kraft schenken, so zu leben, dass der Herr Jesus sich an seinem Leben freut. Die Gemeinde soll dann Paulus als Vorbild nehmen.
Es ist so wichtig, dass wir uns von Gott gebrauchen lassen, um Vorbilder für andere zu sein. Gleichzeitig sollten wir selbst immer wieder von anderen Vorbildern lernen. Das ist ein großes Thema, gerade wenn es um Jüngerschaft geht.
Paulus sagt zu seinem Jünger Timotheus: „Niemand verachte deine Jugend.“ Und dann gebraucht er das Wort: „Sei ein Vorbild der Gläubigen.“ Er zählt sogar auf, in welchen Bereichen das gilt: im Wort, im Wandel, in Liebe, im Glauben und in Keuschheit.
Ich finde das eine super Zusammenfassung. Sie zeigt, auf welche Bereiche es ankommt und in welchen Lebensbereichen ich bewusst als Christ leben kann.
Bei dem Thema „Vorbild“ muss ich gestehen, dass ich gerade mit meinen Gedanken auf Wanderschaft bin. Ich kann den Abschnitten nicht ganz so aufmerksam folgen, weil eine Sache sich in meinem Kopf festgesetzt hat.
Wenn Paulus sagt: „Seid meine Nachahmer“, dann stelle ich mir vor, dass das für ihn etwas Gutes ist. Er sagt das mit einer gewissen Vollmacht und Selbstsicherheit. Es ist eine klare Aussage: „Ahmt mich nach!“
Heute sind wir jedoch nicht mehr Paulus. Das kann leicht in eine falsche Richtung abdriften. Zum Beispiel, wenn man sagt: „Wir sind jetzt die Elite und bringen euch alles bei.“ Dann wird das Vorbild zu etwas, das eher spaltet als verbindet.
Wie kann man sich davor bewahren? Nach dem Motto: „Du bist jetzt eingesetzt, du darfst Nachfolger haben, du nicht, du nicht, aber du schon.“ Das kann schnell zu bösem Blut führen, oder?
Richtig. Ich glaube, es ist ganz wichtig, immer wieder zum Anfang zurückzukehren: Bleibe nahe bei Jesus und orientiere dich an ihm. Dann fällt einem auch auf, wenn etwas nicht passt.
Wir hatten in einem anderen Podcast den Fall von Diotrephes, der immer der Erste sein wollte. Wenn ich mir sein Vorbild anschaue, merke ich: Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße. Er sagt, er sei nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen.
Das ist oft ernüchternd. Aber ich muss immer wieder prüfen, ob ein Vorbild mit Jesus übereinstimmt.
Paulus sagt das ja auch ganz deutlich. Von ihm kann ich lernen, auf die richtigen Vorbilder zu achten. Man spürt es den Menschen an, ob sie wirklich in Christus gegründet sind.
Es gibt kein „Level fünf“ in der Gemeinde, das „Level vier“ Jüngerschaft machen lässt, und „Level vier“ wiederum „Level drei“ – kein Kastensystem mit Vorbildern also.
Lehre und Vorbild hatten wir bereits erwähnt, und auch den Dienst hast du noch angesprochen. Genau das war dem Herrn Jesus sehr wichtig. Das ist auch ein Punkt, den Dominik Kramer, wie ich finde, sehr gut herausgearbeitet hat.
Jesus hat seine Jünger ausgesandt und anschließend ihre Diensterfahrungen gemeinsam mit ihnen reflektiert. Auch Paulus begleitete seine Mitarbeiter im Dienst. Er tat dies im Gebet, mit Interesse – zum Beispiel fragte er Timotheus: „Wie machst du das?“ – und gab ihnen sehr konkrete Aufgaben. Dabei erhielt jeder auch Feedback.
Es ist bekannt, wie das praktisch aussehen kann: Zuerst mache ich etwas vor, du schaust mir zu. Dann machen wir es zusammen. Schließlich machst du es, während ich zuschaue. Am Ende machst du es alleine. So gebe ich Aufgaben Stück für Stück ab.
Doch auch wenn ich jemandem etwas beibringen möchte, heißt das nicht, dass ich nicht selbst von ihm lernen kann. Darum geht es in diesem Zusammenhang.
Es ist wichtig, im Dienst zu begleiten und den Dienst weiterzugeben. Sonst stehe ich vielleicht noch mit achtzig auf der Kanzel, und die ganze Gemeinde betet, dass ich nicht herunterfalle – weil ich schon relativ unsicher geworden bin. Deshalb muss ich andere mit hineinnehmen. Diese sollten jünger sein – im wahrsten Sinne des Wortes sogar jünger als ich – aber vor allem jünger in ihrem Glauben an Jesus.
Es wurden einige wichtige Gedanken zum Missionsbefehl beziehungsweise zum Jüngerschaftsbefehl, je nachdem, wie man es nennen möchte, besprochen. Damit ist auch unser heutiger Podcast wieder zu Ende.
Ihr habt den Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart gehört. Wir hoffen, ihr seid jetzt richtig motiviert, als Jünger des Herrn Jesus zu leben, euch von Gott befähigen zu lassen und euer Leben im Alltag entsprechend auszurichten.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter der E-Mail-Adresse podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und eine große Sehnsucht danach, in eurem Umfeld als Jünger des Herrn Jesus aufzufallen.