Einführung in die ethische Debatte um Präimplantationsdiagnostik
B. Ja, der Ausgangspunkt dieser Frage zur Präimplantationsdiagnostik war eine Aktion, eine Unterschriftenliste, die wir hier an der Bibelschule zugeschickt bekommen haben. Gleich zu Anfang möchte ich sagen, dass wir hier ein paar Blätter ausgefüllt haben.
Wenn man später der Meinung ist, dass die Präimplantationsdiagnostik aus ethischer Sicht problematisch sein könnte, kann man sich diese Blätter an der Rezeption mitnehmen. Dort kann man direkt unterschreiben und die Blätter dann liegen lassen. Nach etwa einer Woche sammeln wir die Unterschriften ein und schicken sie ab.
Diese Liste wird nicht nur von evangelikalen Christen unterstützt, was für die ethische Frage an sich wohl auch keine entscheidende Rolle spielt. Wenn wir uns mit der Präimplantationsdiagnostik auseinandersetzen, sollten wir eigentlich, wie könnte es anders sein, im Alten Testament beginnen. Denn dort beginnt ja überhaupt alles: die Welt, die Menschheit und damit natürlich auch diese Frage.
Ich habe einen einleitenden Text ausgesucht, der meiner Meinung nach sehr deutlich vor Augen führt, wo die grundsätzliche, tiefere Problematik liegt. Diesen Text möchte ich euch vorlesen. Viele von euch werden ihn kennen. Er steht ganz zu Anfang im ersten Buch Samuel, Kapitel 1.
Die biblische Grundlage: Die Geschichte von Hanna und Elkanah
Diejenigen, die gerade gelesen haben oder sich an ihre Kinderstunde erinnern oder auf andere Weise Bescheid wissen: Hier geht es um die Geburt – oder besser gesagt, um die Zeugung und Entstehung – des Propheten Samuel.
Ich lese euch das gerade einmal vor aus 1. Samuel 1:
Es war ein Mann aus Ramataim Zophim im Bergland Ephraim, der hieß Elkanah. Er war ein Sohn Jerohams, des Sohnes Elehus, des Sohnes Tohus, des Sohnes Zufus, eines Ephraimiters.
Er hatte zwei Frauen: Die eine hieß Hanna, die andere Penina. Penina aber hatte Kinder, Hanna hingegen keine.
Dieser Mann ging Jahr für Jahr aus seiner Stadt hinauf, um den Herrn der Herrscharen anzubeten und ihm in Silo zu opfern. Dort waren Hofni und Pinehas, die beiden Söhne Elis, Priester des Herrn.
An dem Tag, an dem Elkanah opferte, gab er seiner Frau Penina und allen ihren Söhnen und Töchtern Anteile vom Opfermal. Hanna aber gab er den doppelten Anteil, denn er hatte sie lieb. Doch der Herr hatte ihren Mutterleib verschlossen.
Ihre Widersacherin reizte sie sehr mit kränkenden Reden, um sie darüber zu erzürnen, dass der Herr ihren Leib verschlossen hatte. So ging es Jahr für Jahr. So oft Hanna zum Haus des Herrn hinaufzog, kränkte sie jene so sehr, dass sie weinte und nichts aß.
Elkanah, ihr Mann, sprach dann zu ihr: „Hanna, warum weinst du? Warum isst du nichts? Warum ist dein Herz so traurig? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?“
Eines Tages, nachdem sie in Silo gegessen und getrunken hatte, stand Hanna auf. Eli, der Priester, saß gerade auf seinem Stuhl beim Türpfosten des Tempels des Herrn. Betrübt betete sie zum Herrn und weinte sehr.
Sie legte ein Gelübde ab und sprach: „Herr der Herrscharen, wenn du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken wirst, deine Magd nicht vergisst und ihr einen Sohn gibst, will ich ihn dem Herrn geben, solange er lebt. Kein Schermesser soll auf sein Haupt kommen.“
Während sie lange vor dem Herrn betete, beobachtete Eli ihren Mund. Hanna redete in ihrem Herzen, nur ihre Lippen bewegten sich, doch man hörte keine Stimme.
Da meinte Eli, sie wäre betrunken, und sagte zu ihr: „Wie lange willst du betrunken sein? Gib deinen Wein von dir!“
Hanna antwortete: „Nein, mein Herr, ich bin eine Frau von beschwertem Gemüt. Wein und starkes Getränk habe ich nicht getrunken, sondern ich habe mein Herz vor dem Herrn ausgeschüttet. Halte deine Magd nicht für eine Tochter Belials, denn aus großem Kummer und Betrübnis habe ich so lange geredet.“
Eli antwortete ihr: „Geh hin in Frieden! Der Gott Israels gewährt dir deine Bitte, die du an ihn gerichtet hast.“
Sie sprach: „Lass deine Magd Gnade finden vor deinen Augen!“ Die Frau ging ihres Weges, und ihr Angesicht war nicht mehr so wie vorher; sie sah nicht mehr traurig aus.
Am nächsten Morgen machte sie sich früh auf, betete vor dem Herrn an und kehrte dann zurück. Sie kamen heim nach Rama.
Elkanah erkannte seine Frau Hanna, und der Herr gedachte an sie. Es geschah, dass Hanna schwanger wurde. Als die Tage um waren, gebar sie einen Sohn und gab ihm den Namen Samuel. Denn, sagte sie, „ich habe ihn vom Herrn erbeten.“
Der Kinderwunsch im biblischen und heutigen Kontext
Also, soweit zu diesem Text ist die Sache, glaube ich, relativ klar für uns. Hier geht es um ein Problem, das in einer Familie, einer Ehe, insbesondere bei einer Frau, auftreten kann, nämlich dass sie keine Kinder bekommen kann.
Das ist nicht die einzige Stelle, die wir in der Bibel zu diesem Thema finden. Wir erinnern uns auch an die Eltern Johannes des Täufers. Auch sie konnten keine Kinder bekommen und waren schon in einem Alter, in dem das eigentlich nicht mehr vorstellbar war. Doch auch hier greift Gott über das Natürliche hinaus ein.
Der Kinderwunsch war zur Zeit des Alten und Neuen Testaments noch viel intensiver als heute. Heute ist das eine gesellschaftliche Diskussion und Problematik: Will man überhaupt Kinder bekommen? Die letzte Statistik besagt, dass etwa 60 Prozent der Akademikerinnen in Deutschland, also diejenigen mit einem Studienabschluss, generell keine Kinder haben wollen. Bei den Männern ist die Zahl ebenfalls relativ hoch. Das führt dazu, dass gerade in gehobenen Familien oft gar keine Kinder oder höchstens ein oder zwei vorhanden sind.
Das ist ein grundsätzlich ethisches Problem auf einer ganz anderen Ebene. Das gab es in der Zeit des Alten Testaments nicht. Dort war der Kinderwunsch vorhanden, sogar ein sehnlicher Kinderwunsch. Im Alten Testament wird häufig gesagt, dass Kinder ein Segen Gottes sind, ein Geschenk Gottes. Davon geht man im Allgemeinen auch heute noch aus.
Es gibt auch heute noch Menschen, die tatsächlich Kinder haben wollen. Manchmal ist der Kinderwunsch bei denen, die von Natur aus keine Kinder bekommen können, besonders groß. Wenn man den Statistiken glauben kann, betrifft das etwa zehn Prozent der Paare in Deutschland. Diese Paare möchten gerne ein Kind haben, können es aber nicht.
Die Ursachen dafür sind sehr unterschiedlich und liegen oft auf medizinischer Ebene. Was in den letzten Jahren festgestellt wurde, ist, dass die Spermienqualität der deutschen Männer radikal sinkt. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Manche sagen, es sei der Stress. Neulich habe ich gelesen, dass auch PET-Flaschen dafür verantwortlich sein könnten. Dabei handelt es sich um Plastikflaschen, aus denen man ständig trinkt. Durch das Trinken könnten Weichmacher freigesetzt werden, die chemisch Einfluss nehmen.
Also, wenn man an seine zukünftige Familie denkt, sollte man besser Glasflaschen verwenden. Das ist aber nur ein Aspekt von vielen. Es gibt auch verschiedene genetische Faktoren, die eine Rolle spielen können. Manchmal sind es Altersfragen, weil viele Paare erst in einem fortgeschrittenen Alter Kinder bekommen wollen.
Manche haben Probleme, weil die Frau über mehrere Jahre oder Jahrzehnte die Pille genommen hat und sich der Zyklus danach nicht mehr normal einpendelt. Die Ursachen sind also sehr, sehr unterschiedlich.
Der Einfluss des Menschen auf die Zeugung
Man könnte natürlich die These aufstellen, dass der Kinderwunsch schön und gut ist, dies aber allein Gottes Sache bleibt. Das wäre eine mögliche christliche Argumentation. Allein Gott bestimmt, ob ein Kind entsteht oder nicht, und ich glaube, das ist auch so.
Wir haben deutliche biblische Aussagen, die das klar belegen – nicht nur an dieser Stelle, sondern auch an anderen. Gott schafft den Menschen im Mutterleib; das tut nicht der Mensch von sich aus. Auf der anderen Seite wissen wir, dass wir alle einen gewissen Einfluss darauf haben.
Als unsere Kinder noch klein waren und sie sagten, sie hätten den Wunsch, Kinder zu bekommen, hatten sie das mal überlegt. Ich habe ihnen gesagt: Nein, das geht nicht, ihr seid noch nicht verheiratet. Das war für sie erst einmal genug in dem Alter. Heutzutage wissen wir, dass das nicht unbedingt nur vom Heiraten abhängt und dass selbst die, die verheiratet sind, nicht automatisch Kinder bekommen.
Als unsere Kinder etwas älter waren, erzählten wir ihnen, dass Kinder bekommen so funktioniert, wenn man miteinander schläft. Eines unserer Kinder – ich sage jetzt nicht, welches – hatte dann zu bedenken und sagte manchmal: „Ich habe schon mal mit jemandem im Bett zusammengelegen.“ Das war einfach so, zum Beispiel bei einer Freizeit, wo sich der eine an den anderen kuschelte. Das war alles im Kinderalter, also keine Probleme mit ethischer Art. Dann kam gleich die Frage: „Kann ich jetzt ein Kind bekommen?“ Und die Antwort war: Nein, eben auch nicht.
So ging die Sache Stück für Stück weiter. Ich denke, ihr wisst dann noch mehr darüber, wie das mit dem Kinderbekommen ist.
Was ich damit sagen will, ist: Wir als Menschen haben einen gewissen Einfluss darauf. Nehmen wir das extreme Beispiel: Ein Ehepaar ist verheiratet, schläft aber nicht miteinander. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass da ein Kind geboren wird? Selbst nach biblischen Maßstäben ist sie relativ gering. Denn Jungfrauengeburten gab es in der Bibel ja auch nicht so häufig.
An dieser Stelle steht ja auch, dass Elkanah seine Frau erkannte. Das heißt im Alten Testament – der hebräische Begriff „yadda“ bedeutet „erkennen“ – im Sinne von sexuellem Verkehr. Das heißt, sie schliefen miteinander. Das Wunder war, dass Gott die biologischen Probleme, die vorher da gewesen waren, ausgeschaltet hat.
Ich glaube also, dass wir einen gewissen Einfluss darauf haben, ob wir Kinder bekommen oder nicht. Wir schlafen miteinander oder nicht, wir versuchen bewusst mit Verhütungsmitteln eine Schwangerschaft zu verhindern oder eben nicht. Da gibt es einen gewissen Einfluss.
Ich glaube, das ist ähnlich wie bei manchen anderen Dingen, die wir in der Bibel finden, zum Beispiel die Freiheit der Entscheidung. Wir wissen, die Entscheidung liegt ganz bei Gott. Auf der anderen Seite wissen wir trotzdem, dass wir auch mit daran beteiligt sind.
Wenn wir uns nicht damit beschäftigen und nicht beten, passiert im Normalfall nichts. Trotzdem gilt beides: Gott führt uns zur Bekehrung, und wir entscheiden uns. Hier ist es, glaube ich, auch so: Wenn wir verheiratet sind, entscheiden wir mit und versuchen zumindest, das Kinderbekommen zu fördern oder zu verhindern.
Medizinische Möglichkeiten und ethische Herausforderungen
Nun halte ich es durchaus für legitim, dass sich ein Paar, das keine Kinder bekommen kann, Gedanken darüber macht, wie man in dieser Hinsicht vorgeht. In früheren Jahrhunderten, wie auch schon zur Zeit der Bibel, konnte man sagen: Es hilft nichts anderes als beten. Also beten – und das ist ja auch gut. Das sollten wir heute noch genauso tun, und zwar in erster Linie.
Aber heute gibt es zahlreiche andere medizinische Möglichkeiten. Eine davon ist die sogenannte künstliche Befruchtung, die übrigens in der Landwirtschaft schon seit Jahrzehnten gang und gäbe ist. Die meisten Tiere, die man irgendwo im Stall sieht, sind künstlich befruchtet, weil das einfach der schnellere, einfachere und gezieltere Weg ist, den man dabei geht.
Natürlich können wir Menschen jetzt nicht mit Haustieren vergleichen. Aber die Technik ist eigentlich sehr einfach: Man nimmt eine Eizelle, die sich relativ leicht extrahieren lässt, nimmt Samenzellen, bringt beides zusammen, und dann befruchten sie sich. Der Mensch macht dabei nichts weiter, er versucht nur, das zu ermöglichen, was aus biologischen Gründen nicht natürlich möglich ist – künstlich, im Reagenzglas, wie man so sagt.
Diese Technik ist keine hochtechnologische Sache, sondern medizinisch gesehen relativ einfach. Hier sehe ich auch relativ wenige Gründe, ethische Ansprüche zu erheben, also zu sagen, das soll generell nicht erlaubt sein. Denn im Grunde passiert hier genau dasselbe, was sonst auch durch natürliche Zeugung geschieht, nur eben außerhalb des Körpers.
Schwierig wird die Angelegenheit, wenn man feststellt, dass entweder der Mann oder die Frau zeugungsunfähig ist und man nun eine Fremdzeugung, also Samenspende oder Eizellspende, in Betracht zieht. Dahinter steht ja der Gedanke, dass das Kind, das entsteht, eigentlich nicht das Kind des Vaters und der Mutter ist, sondern dass hier Gene eines anderen Partners beteiligt sind.
Die ethische Frage, die sich dabei stellt, ist: Ist das dann eine Art Ehebruch? Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Denn zu Ehebruch gehört ja biblisch normalerweise auch der Sexualverkehr, der hier nicht stattfindet.
Darüber hinaus müssen wir sehen: Gerade im Alten Testament gibt es eine Sonderregelung der Schwagerehe, die vermutlich noch bekannt ist. Wenn der Schwager mit der Frau geschlafen hat, um ein Kind zu zeugen und Nachkommen zu sichern, galt das im Alten Testament nicht als Ehebruch. Es war so, als ob das Kind des verstorbenen Mannes gewesen wäre.
Diese Aspekte will ich heute nicht abschließend klären, aber ich möchte darauf hinweisen, dass hier mehrere ethische Fragen eine Rolle spielen, wenn es um Fremdzeugung geht. Grundlage unserer Argumentation sind ja biblische Aussagen. Deshalb würde ich sagen, dass hier eine gewisse Problematik besteht, weshalb ich eher zu Vorsicht raten würde – auch wenn das nicht das Hauptthema heute Morgen ist.
Ich möchte das Samenkonzept aufzeigen, um zu verdeutlichen, wo diese Problematik auftritt. Wenn man nun sagt, dass Samen und Eizelle von Fremden genommen werden, ist das sicherlich ein ganz anderer Fall. Da sollte man als Christ sagen: Nein, Gott will nicht, dass man diesen Weg geht. Ein ganz fremdgezeugtes Kind, auch wenn es im Reagenzglas gezeugt wurde, sollte man nicht einpflanzen.
In einem solchen Fall könnte man eher auf Adoption oder andere Wege zurückgreifen.
Technische Abläufe und ethische Fragen bei In-vitro-Fertilisation
Diese künstliche Befruchtung, das heißt die sogenannte In-vitro-Fertilisation, funktioniert folgendermaßen: Samen und Eizelle werden, nehmen wir den optimalen Fall, vom entsprechenden Paar entnommen. Im Reagenzglas im Labor werden sie zusammengebracht, und daraus entstehen kleinste Embryonen. Diese lässt man bis zu einer bestimmten Entwicklungsphase heranwachsen und pflanzt sie dann in die Gebärmutter der Frau ein. Das ist die technische Vorgehensweise.
Allerdings gibt es bei diesem Verfahren einige medizinische Stolpersteine. Ein Problem ist, dass nicht alle befruchteten Eizellen, also alle Embryonen, die in die Gebärmutter der Frau eingesetzt werden, dort auch annehmen und sich einnisten. Viele Embryonen werden vom Organismus der Frau wieder ausgestoßen. Dadurch wird das gewünschte Ziel nicht erreicht.
Es ist nicht ganz so einfach. Normalerweise muss eine Frau vor dem Eingriff noch eine Hormonbehandlung erhalten. Das ist nicht mal eben gemacht, sondern medizinisch aufwendig. Für die Frau ist das auch sehr anstrengend und herausfordernd, sowohl körperlich als auch emotional. Zudem ist es mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden.
Was macht man also bei der In-vitro-Fertilisation? Man befruchtet gleich mehrere Eizellen, und zwar eine größere Anzahl, nehmen wir mal an zehn. Das ist keine aus der Luft gegriffene Zahl, manchmal sind es fünf, manchmal zehn, auf jeden Fall aber eine Mehrzahl.
Von diesen befruchteten Eizellen, also den entstandenen Embryonen, pflanzt man dann mehrere in die Gebärmutter ein. Die Hoffnung ist, dass sich zumindest ein oder zwei einnisten und zu einem Kind heranwachsen.
Die Schwierigkeit entsteht, wenn dies nicht passiert oder wenn sich mehrere Embryonen einnisten. In solchen Fällen muss man hinterher eingreifen und einzelne Embryonen, die das Paar nicht haben möchte, wieder entfernen. Das ist eine Art Abtreibung, um das Kind zu töten.
Ein weiteres Problem ist, dass manchmal nur zwei oder drei Embryonen zur Verfügung stehen, die sich nicht immer festsetzen. Deshalb werden vorsichtshalber gleich mehrere Embryonen erzeugt, die so lange im Labor aufbewahrt werden.
Hier stellt sich die ethische Frage: Sind diese Embryonen im Reagenzglas schon menschliche Wesen oder nicht? Wenn sie menschliche Wesen sind, könnte man sie später nicht einfach entsorgen oder wegwerfen, was aber normalerweise passiert. Denn man will die Embryonen nicht unbegrenzt aufbewahren.
Was macht man also mit den Embryonen, wenn das Paar keine Kinder mehr haben möchte? Hier besteht ein ethisches Problem: Wenn mehrere Embryonen erzeugt werden, stellt sich die Frage, wie mit ihnen umgegangen wird.
Präimplantationsdiagnostik: Chancen und ethische Konflikte
Ein anderes Problem taucht auf, und zwar die Präimplantationsdiagnostik. Dabei geht es um Implantate: Ein Kind wird künstlich gezeugt, oder es entstehen mehrere Kinder. Nun überlegt man, welche Embryonen man einpflanzt, also welche man im Bauch der Mutter implantiert.
Hier stellt sich immer wieder die Frage, ob man das Risiko ausschließen möchte, dass das Kind möglicherweise eine Behinderung oder Einschränkung hat. Deshalb macht man einen Gentest an den Embryonen, bevor man sie einpflanzt. So will man sicherstellen, dass zum Beispiel keine Behinderung oder andere Gendefekte vorliegen. Gerade bei Menschen, die auf diese Weise Kinder bekommen wollen, können genetische Defekte vorliegen, die man ausschließen möchte.
Häufig ist es auch so, dass Paare im fortgeschrittenen Alter diesen Weg wählen. In diesem Alter treten Gendefekte häufiger auf. Daher ist die Sehnsucht und Begründung der Eltern verständlich: Wenn sie schon auf einem mühsamen Weg ein Kind bekommen, wollen sie wenigstens sicher sein, dass das Kind gesund ist.
Man entnimmt also eine kleine Probe von dem Embryo, macht einen Gentest und versucht, die vermuteten oder befürchteten Gendefekte zu überprüfen.
Jetzt sagen Menschen, dass es einige Gründe gibt, die dafür sprechen. Erstens wird argumentiert, dass eine Abtreibung später auch möglich ist. Wenn das Kind implantiert ist und man merkt, dass es behindert ist, darf man es heute bis kurz vor der Geburt abtreiben. Das würde die Präimplantationsdiagnostik rechtfertigen.
Zweitens wird das Leiden der Mutter angeführt. Die Mutter hat lange auf ein Kind gewartet. Wenn sie dann merkt, dass das Kind behindert ist, leidet sie sehr stark. Das ist ein weiterer Grund.
Drittens wird gesagt, dass die Präimplantationsdiagnostik nur die Ausnahme sei – nur dann angewendet wird, wenn ein Verdacht besteht, dass das Kind behindert sein könnte, etwa durch die Eltern.
Ein weiteres Argument lautet, dass die Präimplantationsdiagnostik im Ausland schon lange möglich sei. Statt dass die Leute alle ins Ausland gehen, um ihre Embryonen testen zu lassen, solle man das auch im Inland zulassen.
Darüber hinaus wird die Freiheit der Eltern angeführt. Diese sei eingeschränkt, wenn sie nicht das Kind bekommen könnten, das sie sich ausgesucht haben.
Außerdem wird gesagt, dass es für das Kind die optimale Startbedingung sei, wenn es nicht behindert ist, sondern eine optimale genetische Ausstattung hat. Warum sollte man das nicht dem Behinderten vorbeugen?
Man könnte dadurch auch weniger Fehlgeburten haben, da manche Behinderungen dazu führen, dass das Kind gar nicht ausgetragen wird, sondern als Fehlgeburt geboren wird.
Darüber hinaus soll auch das Leid der potenziellen Kinder vermieden werden. Wenn ein Kind viele Gendefekte hat, leidet es selbst. Wenn man es schon früh tötet oder gar nicht erst entstehen lässt, verhindert man dieses Leiden.
Die Zeitschrift Christ heute hat vor ein paar Wochen sogar argumentiert, dass es sich um eine Frage der Produkthaftung handele. Der Arzt biete das Produkt Kind an und müsse daher auch dafür haften, wenn das Kind nicht den optimalen Vorstellungen der Eltern entspreche.
Die ethische Kernfrage der Selektion und Menschenwürde
Hier zeigt sich bereits das eigentliche Problem. Die ethische Frage, die wir beurteilen müssen, lautet zunächst: Ist dieses kleine Embryo schon ein vollwertiger Mensch? Biblisch und ethisch betrachtet müsste man eigentlich sagen: Ja. Zwar ist der Embryo noch nicht vollständig entwickelt, er kann nicht sprechen oder sich frei bewegen, aber es ist ein Mensch. Die Gene sind vorhanden, und es ist nur eine Frage der Entwicklung und der Zeit, bis daraus ein vollständiger Mensch wird.
Wenn es also ein Mensch ist, stellt sich das zweite Problem: Wir selektieren. Wir wählen aus und sagen, der eine Embryo sei eher lebenswert als der andere. Bei der normalen Zeugung können wir das nicht beeinflussen. Äußerlich betrachtet ist es Zufall, welche Samenzelle das Ei befruchtet. Andererseits kann man sagen, dass Gott dies lenkt. Hier aber wird bewusst ausgewählt: Man hat zehn Embryonen, führt Tests durch und sucht dann aus, welche möglicherweise ein Defizit haben. Diese werden von vornherein ausgesondert und selektiert.
An dieser Stelle stellt sich die ethische Frage: Darf der Mensch das? Diese Selektion führt automatisch dazu, dass ein Urteil gefällt wird. Ein potenzieller Mensch wird als eher lebenswert eingestuft als ein anderer. Das drängt Menschen mit Behinderungen allgemein an den Rand der Gesellschaft und verurteilt sie. So wird klar gesagt, dass Menschen mit Behinderungen weniger wert sind. Das habe ich selbst erlebt, als ich in einem Behindertenheim gearbeitet habe. Dort hörte ich von Leuten aus der Stadt, dass man diese Menschen besser abgetrieben hätte. Es waren nicht die Mitarbeiter, sondern Außenstehende, die diese Haltung vertraten.
Diese Mentalität bewertet Leben und ist genau das, was auch bei der Euthanasie eine Rolle spielt. Das ist, glaube ich, das versteckte Problem hinter der Präimplantationsdiagnostik (PID). Die Untersuchung der genetischen Ausstattung eines Kindes an sich ist nicht das Problem. Die Frage ist vielmehr: Warum macht man das? Man sucht das Kind aus, das leben darf, und das, das nicht leben darf, wird vernichtet. Das ist die ethische Schwierigkeit.
Aus diesem Grund ist die Präimplantationsdiagnostik in Deutschland generell verboten. Im letzten Jahr gab es jedoch wieder eine Debatte, nachdem sich ein Arzt selbst vor Gericht angeklagt hatte, um die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam zu machen. Er hatte die PID bei einem Paar durchgeführt. Daraufhin wurde erneut diskutiert, ob man die PID in bestimmten Fällen zulassen sollte.
Argumentativ wird dabei eine Art Salamitaktik verfolgt: Man sagt, es solle nur in ganz wenigen Fällen erlaubt sein. Erfahrungsgemäß läuft es jedoch ähnlich wie bei der Abtreibung: Auch dort hieß es zunächst, es sei nur in wenigen Fällen erlaubt, doch am Ende gibt es immer einen guten Grund dafür.
Aus diesem Grund halte ich es für berechtigt, sich als Christ öffentlich dagegen zu stellen. Nicht die Diagnostik an sich ist das Problem. Wenn man aber hinterher das Kind nicht aussuchen will, warum sollte man dann diagnostizieren? Wenn man sagt, das Kind, das kommt, wird geboren, dann ist ein vorheriger Test nicht notwendig. Der Test macht nur Sinn, wenn man von vornherein den Gedanken hat, ein bestimmtes Kind mit bestimmten Eigenschaften haben zu wollen und andere auszuschließen.
Um dieses ethische Problem zu vermeiden, wäre es meines Erachtens sinnvoll, wie es bisher in Deutschland gesetzlich geregelt ist, die Präimplantationsdiagnostik generell zu verbieten. So wird der Ansatz der Selektion und des Aussuchens, welcher Mensch leben darf und welcher nicht, von vornherein verhindert.
Abschluss und Hinweis auf weitere Angebote
Ich lasse das einmal dabei. Wer noch mehr Fragen zu Einzelheiten hat, kann gerne am Ende der Stunde auf mich zukommen.
Bevor ich jetzt bete, möchte ich noch kurz auf etwas hinweisen, das ich eigentlich am Anfang erwähnen wollte. Ihr wisst ja, ich mache eine Reise nach Halle, die voraussichtlich als Angebot der Bibelschule Brake stattfindet.
Vielleicht habt ihr die Karten schon gesehen, sie liegen vorne aus. Wenn ihr die Karten mit in eure Gemeinde nehmt, ist das gut. Eine Sache, die nicht auf den Karten steht, solltet ihr mit weitergeben: Schüler und Studenten zahlen weniger als der angegebene Preis.
Auf den Karten steht, glaube ich, irgendwo ein Preis. Für Schüler und Studenten sind es 30 Euro für den Ausflug nach Halle. Falls bei euch in der Gemeinde oder anderswo Interesse besteht, bitte ich euch, das weiterzugeben.