Einführung: Schutz vor falschem Einfluss in der Gemeinde
Was tut man, um zu vermeiden, dass die falschen Menschen Einfluss auf die Gemeinde gewinnen? Dieses Thema wird im ersten Timotheusbrief behandelt, den wir gerade betrachten. Wenn falsche Menschen Einfluss auf die Gemeinde gewinnen, stellt sich die Frage, was man dagegen tun kann.
Timotheus hat schon einiges dazu gesagt bekommen. In den Kapiteln zwei und drei des ersten Timotheusbriefs sagt Paulus zusammengefasst: Um zu verhindern, dass falsche Menschen Einfluss auf die Gemeinde haben, muss man dafür sorgen, dass die richtigen Menschen Einfluss auf die Gemeinde haben. Zudem sollen die Geschwister stabil sein, ein gutes Team bilden und eine gute Atmosphäre herrschen. All diese Dinge sind wichtig.
Darum schreibt Paulus mitten zwischen Kapitel 1 und Kapitel 4 zwei Kapitel, Kapitel 2 und 3, in denen er noch einmal zusammenfasst, was Gemeinde eigentlich ist und warum das so zentral ist. Das haben wir im letzten Vortrag angeschaut. Der zentrale Punkt im Gemeindeleben ist nämlich das Gebet. Damit beginnt Paulus diese zwei Kapitel.
Den Rest dieses Kapitels widmet er den Menschen. Er schreibt zuerst über Männer und Frauen in der Gemeinde. Er sagt relativ wenig darüber, aber es ist sehr klar, was er möchte. Es gibt sehr klare Beispiele dafür, dass es offensichtlich einen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt. Das ist ein Punkt, den man heute in manchen Kreisen nicht mehr sagen darf. Paulus zeigt, wie Gott sich Männer und Frauen in seiner Gemeinde vorstellt, damit es der Gemeinde gut tut.
Den Rest dieser Kapitel spricht er über Führung. Gemeinde wird geprägt – abgesehen davon, dass sie vom Wort Gottes geprägt wird, was schon in Kapitel 1 ausführlich behandelt wurde – durch die Menschen, die zu dieser Gemeinde gehören. Das ist selbstverständlich. Aber Gemeinde wird auch geprägt durch die Menschen, denen Gott diese Gemeinde anvertraut hat, also durch die Führung der Gemeinde.
Wenn man in der evangelikalen Welt schaut, ist es für die meisten Freikirchen selbstverständlich, dass Gemeinden durch ihre Führung geprägt werden. Es gibt aber auch Gemeinden, die uns vielleicht nahestehen, in denen das nicht selbstverständlich ist. Dort wird nicht nur durch alle geprägt, die dazugehören, sondern ganz speziell durch diejenigen, die die Gemeinde führen.
Das ist ein ganz starkes Thema hier. Heute werde ich versuchen, mit euch diese vielen Themen, die in diesen zwei Kapiteln stehen, durchzugehen. Es sind ganz praktische Themen für die Gemeinde. Einiges werde ich für das nächste Mal übriglassen.
Wir steigen einfach ein: Männer.
Männer in der Gemeinde: Gebet als Kennzeichen
Im letzten Vortrag habe ich es bereits angedeutet, aber ich möchte noch einmal vorlesen, was in 1. Timotheus 2,8 steht: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung.“ Das ist meine Übersetzung.
Und das ist alles, was über Männer geschrieben steht – nur dieser eine Vers 8. Man könnte so viel über Männer sagen. Männer sind interessante Wesen, wenn auch nicht so interessant wie Frauen. Deshalb gibt es für Frauen auch zwei Verse, aber für Männer nur einen: Männer sollen beten.
Ihr habt es schon gesagt: Männer sollen sich nicht in erster Linie durch ihre Tatkraft auszeichnen. Natürlich sollen Männer fleißig sein, auch in der Gemeinde. Das steht außer Frage. Männer sollen sich nicht zurücklehnen und nichts tun. Aber das, was Männer in der Gemeinde tatsächlich charakterisieren soll, ist das Gebet. Sie sollen ihre Hände zu Gott erheben.
Ob du das jetzt wörtlich machst oder symbolisch, spielt keine Rolle. Männer sollen ihre Hände zu Gott erheben und damit ausdrücken: „Ich tue jetzt gerade nicht selbst, sondern ich erwarte von dir, dass du eingreifst, dass du hilfst, dass du etwas tust.“
Es ist beeindruckend, wenn eine Gemeinde von Männern geprägt wird, die zuerst einmal beten. Männer, die beten, bevor sie sich die Hände schmutzig machen. Männer, die nicht sofort hingehen und sagen: „Das kann ich fixen“, und dabei vielleicht mehr Schaden anrichten, als sie helfen.
Natürlich kann ich meine Hände auch dadurch schmutzig machen, dass ich egoistisch handle, von vornherein sündige und Vergebung brauche, bis meine Hände wieder rein sind. Aber ich kann sie auch verunreinigen, indem ich vorschnell handle und Dinge tue, ohne Gott gefragt oder gebeten zu haben, ohne meine Ohnmacht eingestanden zu haben.
Denn genau das ist es, was Gebet bewirkt: Wenn wir beten, sagen wir, dass wir ohnmächtig sind. Und Gott möchte das von uns. Verrückt, oder? Gott könnte alles tun, ohne dass wir ihn bitten. Aber er möchte, dass wir unsere Ohnmacht zum Ausdruck bringen und zeigen, dass wir auf seine Hilfe angewiesen sind.
Männer sollen beten. Männer sollen ihre Ohnmacht zeigen. Das ist krass, oder? Stolze Männer sollen ihre Ohnmacht zum Ausdruck bringen. Männer, die so gerne im Leben alleine zurechtkommen würden, die gerne selbst führen und gestalten würden, sollen zuerst ihre Ohnmacht zeigen und Dinge mit Gott tun.
Sie sollen heilige Hände aufheben. Und hier steht „ohne Zorn“. Ich weiß nicht genau, warum Paulus gerade dieses Wort gewählt hat. Ich vermute, er meint Zorn auch im Sinne von Ungeduld. Wir können ungeduldig mit Gott sein – hoffentlich nicht zornig im eigentlichen Sinn – oder ungeduldig mit anderen, die es endlich mal anpacken müssen oder die es endlich mal so sehen müssen wie ich.
Manchmal kommt in unseren Gebeten heraus, dass wir eine ganz feste Vorstellung haben und ungeduldig bis zornig mit unserer Umgebung, mit unserer Gemeinde, mit unseren Geschwistern sind, weil sie nicht in die Gänge kommen oder in die falsche Richtung laufen.
Paulus sagt, die Gemeinde soll von Männern geprägt sein, die heilige Hände aufheben – ohne Zorn. Männer, die nicht sagen: „Ich weiß es, ich könnte es, wenn man mich nur ließe.“ Sondern Männer, die alles Gott bringen und diese Gefühle und Empfindungen hinter sich lassen.
Das ist besonders wichtig, wenn man zusammen betet. Wenn Ungeduld zum Ausdruck kommt und wir in den Gebeten versuchen, unseren Geschwistern etwas zu sagen, anstatt wirklich zu Gott zu flehen, dann ist das problematisch. Paulus sagt es klar: Männer sollen ihre Hände aufheben, ohne Zorn und ohne zweifelnde Überlegung.
Das ist ein Wort, das man unterschiedlich übersetzen kann. Ich glaube nicht, dass wir immer überzeugt sein müssen, dass Gott genau das tun wird, worum wir bitten. Es ist schön, wenn wir diese Überzeugung haben können, weil das zeigt, dass Gott uns in unseren Gebeten führt. Aber das ist nicht das, was Paulus hier meint.
Wir sollen nicht an Gott zweifeln, dass er das Beste tun wird und dass er es rechtzeitig tun wird. Das hat mit der Ungeduld zu tun, die im vorherigen Wort zum Ausdruck kam. Wir sollen nicht an Gott zweifeln. Wir sollen nicht daran zweifeln, dass er alles in der Hand hat – die Zeitpunkte, die Richtung.
Dieses Wort kann auch bedeuten, dass wir innerlich nicht diskutieren sollen. Dann ist es ähnlich wie vorher: Wir sollen in unseren Gebeten nicht unseren Diskussionsbeitrag bringen oder unsere Meinung zu einem Thema ausdrücken – weder anderen gegenüber noch Gott gegenüber.
Wir sollen zu Gott bitten und ganz ehrlich unser Unwissen und unsere Ohnmacht zeigen. So wünscht sich Gott das Gebet. So wünscht sich Gott Männer im Gebet, in der Gemeinde.
Dann steht da noch ein ganz spannendes Wort: „an jedem Ort“. Das ist krass. Hände aufheben ist eigentlich ein Ausdruck, der zeigt, dass jemand betet. Es ist eine demonstrative Gebetshaltung.
Ob du diese Gebetshaltung hast oder eine andere – ich glaube, Paulus geht davon aus, dass wir als Männer so beten sollen, dass Menschen merken, dass wir beten. Das ist kein Problem zu Hause und auch kein Problem in der Gemeinde.
Jesus hat das Gegenteil gesagt: Er sagte, die Pharisäer sollen sich nicht an die Ecke stellen und öffentlich beten. Warum? Weil Gebet damals in der Gesellschaft positiv fürs Image war. Sie sollten nicht mit ihrem Gebet angeben.
Aber schon in Ephesus, und erst recht in unserer Gesellschaft, ist Gebet nicht positiv fürs Image. Gebet zu zeigen, ist mutig. Man muss sich wirklich fragen: In welcher Situation würden wir uns trauen, uns außerhalb der Gemeinderäume und unserer Privaträume beim Gebet erwischen zu lassen?
In welchen Situationen würdest du bei der Arbeit sagen: „Da würde ich gerne erst mal dafür beten“? Zum Beispiel bei Markus in der Bank – du wirst mit einem Problem konfrontiert und sagst: „Ich würde dafür gerne beten.“ Das käme gut, oder?
Wir leben nicht auf Jonas Schiff. Dort war es völlig normal, dass jeder einen Glauben hatte, auch wenn es unterschiedliche waren. Jonah wurde aufgefordert, zu seinem Gott zu beten, weil der vielleicht hilft.
In so einer Gesellschaft leben wir nicht. Deshalb ist es schwierig für uns, uns vorzustellen, was es überhaupt heißt, an jedem Ort zu beten.
Wahrscheinlich ist es nicht sinnvoll, bei der Arbeit bei wirklichen Problemen zu sagen: „Da würde ich gerne dafür beten.“ Das hat schnell den Beigeschmack von „Ich bete für Erfolg“. Das ist so ähnlich wie bei Bundesligamannschaften, die einen Fanclub aus Christen haben, die alle für ihre Mannschaft beten. Aber auf wen soll Gott hören, wenn die gegeneinander spielen?
Das ist schwierig. Das gilt auch in der Wirtschaft: Ich bete für den Erfolg meiner Firma, der andere betet für den Erfolg der Konkurrenz. Auch schwierig.
Aber wofür man beten kann, sind soziale Probleme: Wenn zwei Kollegen nicht miteinander auskommen, wenn es um ethische Fragen geht, oder wenn der Eindruck entsteht, dass bestimmte Menschen ausgegrenzt werden.
Das könnten Themen sein. Vielleicht wirst du gefragt, oder du bist verantwortlich in der Gruppe. Vielleicht kommt tatsächlich mal jemand von deinen Kollegen mit einem persönlichen Problem zu dir.
Vielleicht wäre es gut, den Mut zu haben, dann zu sagen: „Hast du etwas dagegen, wenn ich dafür bete?“ Ich habe lange gearbeitet und kann mich gar nicht erinnern, ob ich jemals den Mut hatte, das zu sagen.
Aber eigentlich ist das ein Punkt, für den Paulus hier spricht: Männer sollen den Mut haben, als Beter bekannt zu sein – in der Gemeinde, aber vielleicht auch darüber hinaus.
Das ist eine Herausforderung. Gott möchte Männer, die mutig sind. Gott möchte Männer, die beten. Zumindest fordert mich das heraus.
Manchmal geht es auch einfach nur darum, dass man mit einem Bruder oder einer Schwester in der Öffentlichkeit unterwegs ist und trotzdem so etwas bespricht und dann den Mut hat, irgendwo in der S-Bahn zu sagen: „Komm, ich möchte noch für dich beten.“
Viele Menschen bekommen das mit, aber du betest nicht direkt mit jemandem, der gar nicht gläubig ist.
Das sind Männer, wie Gott sie sich in seiner Gemeinde wünscht: Männer, die die Gemeinde prägen sollen – mit ihrem Mut und dem Mut, ohnmächtig zu sein und Ohnmacht zu zeigen.
Männer, die sich nicht auf ihre Tatkraft verlassen, sondern zu Gott kommen.
Frauen in der Gemeinde: Bescheidenheit und Wohltun
So ist es auch mit Frauen, Vers 9 und 10: Ebenso sollen sich die Frauen in einem bescheidenen Äußeren zeigen. Ich lese mal meine Übersetzung, die ist nicht immer die beste: bescheiden im Äußeren, mit Schamhaftigkeit und Sitzsamkeit sollen sie sich schmücken, nicht mit Haarflechten, Gold, Perlen oder kostbarer Kleidung, sondern mit dem, was Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen – durch gute Werke.
Das ist das, was über Frauen in der Gemeinde steht. Und wenn wir sagen können, dass Männer sich nicht hauptsächlich über ihre Tatkraft definieren sollen, dann kann man für Frauen sagen: Frauen sollen sich nicht über ihre Attraktivität definieren. Darum geht es hier. Frauen sollen ihre Attraktivität nicht einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen.
Das ist in unserer heutigen Gesellschaft nicht selbstverständlich. In den letzten Jahren habe ich in meinem beruflichen Umfeld verstärkt beobachtet, dass Frauen ihre Attraktivität ganz bewusst einsetzen, um sich Vorteile im Berufsalltag zu verschaffen. Das ist heutige Emanzipation. Vor 20, 30 Jahren war Emanzipation noch anders. Damals sagten emanzipatorische Frauen ihren Geschlechtsgenossen: Zieht euch möglichst unattraktiv an, also schwarz, hochgeschlossen oder lila – das schreckt auf jeden Fall ab. Versteckt eure Attraktivität! Ihr sollt anerkannt werden, nicht weil ihr gut ausseht, sondern weil ihr etwas könnt.
Heute ist es anders. Heute wird Frauen gesagt: Setzt eure Attraktivität und das, was ihr könnt, ein, damit ihr möglichst weit kommt! Das ist heutige Emanzipation. Und diese Tendenz macht natürlich auch vor der Gemeinde nicht Halt. Das war damals genauso. Es ist geschrieben, irgendwie im ersten Jahrhundert nach Christus, und die Situation damals war nicht, wie wir oft denken, vor hundert Jahren in Deutschland. Nein, die Situation war wie heute in Deutschland, nicht wie vor hundert Jahren.
Wir leben in einer griechisch-römischen Gesellschaft, die sehr freizügig ist, in der Frauen sehr freizügig und emanzipiert sind. Paulus sagt: Gott wünscht sich in seiner Gemeinde etwas anderes. Es gibt eine bestimmte Art, wie Frauen auftreten sollen, etwas, das zu Frauen passt. Hier steht: Frauen, die sich zur Gottesfurcht bekennen. Es gibt etwas, womit diese Frauen auftreten sollen, womit sie sich schmücken sollen. Nicht, dass sie auf ihre Attraktivität, ihren Reichtum oder Ähnliches setzen, um sich in den Vordergrund zu spielen, sondern im Gegenteil.
Gott möchte, dass seine Gemeinde von Frauen geprägt ist, die sich nicht in den Vordergrund spielen, sondern anderen Wohltun. Menschen, die mit ihnen zusammen sind, können von ihnen profitieren, weil sie ihnen Wohl tun. Das ist das, was am Schluss hier steht: durch gute Werke.
Der Satz beginnt mit „Ebenso“, dass die Frauen sich in einem bescheidenen Äußeren zeigen sollen. Bei mir steht „in bescheidenem Äußeren“. Frauen sollen angemessen auftreten, mit einem Auftreten, das als anständig und angemessen empfunden wird. Die Frage ist natürlich sofort: Paulus, was meinst du damit? Was ist angemessen, was ist anständig? Das ist nicht leicht zu definieren, und darum erklärt er direkt, was er meint, mit den nächsten zwei Wörtern.
Bei mir ist das übersetzt mit „Schamhaftigkeit“ und „Sitzsamkeit“. Ich finde das eine schlechte Übersetzung, denn Schamhaftigkeit klingt seltsam, oder? Ich meine, wenn mich jemand anguckt, werde ich rot und mache so – das ist Schamhaftigkeit. Aber das ist hier nicht gemeint. Und was Sitzsamkeit ist, kann sich wahrscheinlich kaum jemand vorstellen. Keine Ahnung, was Sitzsamkeit ist.
Es ist relativ klar, was Paulus prinzipiell meint. Er sagt: Eine Frau, die wirklich Gott fürchtet, stellt sich nicht in den Mittelpunkt, sie versucht nicht, um jeden Preis Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Was hier mit „Schamhaftigkeit“ übersetzt wird, beinhaltet natürlich ein gesundes Schamempfinden, aber auch, dass ich durch mein Verhalten meine Umgebung ehre.
Das ist eher das, was gemeint ist. Ich bin mir bewusst, in welcher Umgebung ich mich bewege, mit welchen Menschen ich es zu tun habe. Ich versuche, mich angemessen zu verhalten, um die Menschen meiner Umgebung in gewisser Weise zu ehren. Die Umgebung, in der ich bin, ehre ich mit dem, was ich tue und wie ich auftrete. Und das ist oft das Gegenteil davon, mich in den Mittelpunkt zu stellen.
Ich ehre meine Umgebung, indem ich mich nicht in den Mittelpunkt stelle, indem ich meine Attraktivität, meine Eloquenz oder was auch immer nicht ausspiele, sondern anderen ihre Rolle lasse, neben mir. Ich ziehe nicht alle Blicke auf mich.
Das heißt: Wenn ich meine Umgebung ehre und mich angemessen verhalte, darf jeder mit mir auf einer Ebene sein. Ihr habt auf dem Arbeitsblatt die Frage, warum es unfair sein kann, seine Attraktivität auszuspielen. Vielleicht könnt ihr euch zuhause oder in Hauskreisen Gedanken darüber machen, warum das unfair sein kann.
Gott möchte, dass Frauen fair sind und nicht manipulieren. Das ist das, was geschieht, wenn ich Blicke auf mich ziehe: Ich manipuliere meine Umgebung. Ich schalte bei manchen Leuten das Denken eine Stufe tiefer, weil ihre Emotionen eine Stufe höher geschaltet sind. Ich manipuliere meine Umgebung durch mein Auftreten.
Gut aussehende Frauen bekommen statistisch leichter eine Arbeit als weniger attraktive Frauen. Das hat seinen Grund. Paulus möchte, dass Frauen in seiner Gemeinde das nicht ausnutzen.
Das andere Wort, das hier steht und bei mir mit „Sitzsamkeit“ übersetzt ist, heißt eigentlich „Besonnenheit“. Paulus meint, dass ich mir meiner Wirkung bewusst sein soll. Manche Frauen manipulieren unbewusst, manche bewusst, und manche tun das unbewusst, weil sie nicht besonnen sind, weil sie nicht darüber nachdenken, welche Wirkung ihr Verhalten, ihre Kleidung oder Ähnliches auf ihre Umgebung hat.
Frauen sollen ihre Umgebung ehren und sich nicht in den Mittelpunkt stellen. Sie sollen besonnen sein und sich überlegen: Welche Wirkung hat es, wenn ich heute so auftrete, zu dieser Gelegenheit? Was passiert mit meiner Umgebung und den Menschen darin?
Das ist es, was Paulus meint, wenn er von angemessenem und anständigem Verhalten spricht. Er erklärt es noch einmal mit zwei Beispielen. Er hat, glaube ich, nichts dagegen, und Gott hat auch nichts dagegen, wenn eine Frau sich angemessen nett kleidet und vielleicht auch angemessen schmückt.
Ich glaube, das ist nicht das Problem. Er nennt hier zwei Beispiele, vielleicht etwas extrem, aber um es deutlich zu machen: Sie sollen sich nicht mit Haarflechten schmücken. Das ist die eine Sache. Dann benutzt er drei Begriffe, womit Frauen sich nicht schmücken sollen: Gold, Perlen und kostbare Kleidung.
Das heißt nicht, dass Frauen niemals ihre Haare flechten dürfen. Es heißt auch nicht, dass sie keine hübschen Kleider tragen oder nie etwas aus Gold oder Perlen besitzen dürfen. Aber sie sollen sich bewusst sein und es so verwenden, dass das nicht ihr Schmuck ist, dass es nicht das ist, worauf es ihnen ankommt, und dass es nicht das ist, was sie in ihrer Umgebung definiert.
Haarflechten war damals sehr ausgeprägt. Man ließ sich einen Vormittag lang von irgendeinem Friseur die Haare flechten. Frauen, die das machten, zeigten nicht nur, dass sie gut aussehen, sondern auch, dass sie es sich leisten können, einen Vormittag lang nichts anderes zu tun als die Haare flechten zu lassen.
Mit dem, was danach kommt, drücken sie ihren Reichtum aus. Sie zeigen nicht nur ihre Attraktivität, sondern auch, dass sie zu der Schicht gehören, die sich das leisten kann. Das ist natürlich auch eine Form von Attraktivität.
Schönheitsideale ändern sich. Früher war es ein Schönheitsideal bei Frauen – und in manchen Naturvölkern ist es immer noch so –, dass sie etwas mehr auf den Rippen hatten. Das galt als schön, weil man wusste, dass man von dieser Frau länger etwas hat, wenn die nächste ernsthafte Epidemie kommt. Die Dünnen sterben nämlich bei der nächsten Gelegenheit eher weg.
Man hat bestimmten Amazonasvölkern Bilder von europäischen und amerikanischen Models gezeigt, und sie waren entsetzt über diese armen Frauen, die wie von Wurmerkrankungen gezeichnet aussehen.
Schönheitsideale sind unterschiedlich, und ganz oft in der Geschichte war das schön, was Reichtum ausdrückte. Vor zweihundert Jahren galten Frauen als wunderschön, wenn sie sich leisten konnten, nicht draußen in der Sonne zu arbeiten. Das war nicht nur schön, sondern auch verbunden mit Wohlstand und einer gewissen gesellschaftlichen Schicht.
Solche Frauen suchte man, weil sie etwas in die Familie einbrachten. Heute gilt es als schön, braun gebrannt zu sein, weil man es sich leisten kann, nicht ständig im Büro zu sitzen, sondern am Swimmingpool zu liegen oder auf der Sonnenbank zu sein. Auch das drückt einen gewissen Wohlstand aus.
Schönheitsideale haben oft damit zu tun, dass Wohlstand sichtbar wird. Paulus sagt, das soll nicht sichtbar sein. Frauen sollen das nicht zur Schau stellen, dass sie sich etwas leisten können. Sie sollen bescheiden sein, ihre Umgebung ehren und sich nicht in den Mittelpunkt stellen.
Sie sollen sich mit etwas anderem schmücken, wenn sie Frauen Gottes sind und Gott wirklich fürchten. Sie sollen sich damit schmücken, dass sie ihrer Umgebung durch gute Werke Wohltun.
Paulus definiert hier nicht, was gute Werke sind; er geht davon aus, dass wir das wissen. Er wird es ein bisschen in Kapitel 5 definieren, wenn es um die Versorgung von Witwen geht. Dann werden wir noch einmal darauf zurückkommen, was gute Werke sind.
Er sagt aber: Das soll der Schmuck sein. Nicht, dass sie sich in den Mittelpunkt stellen, sondern dass sie anderen Wohltun.
Das ist das Idealbild, das Gott von seiner Gemeinde zeichnet: Männer, die bereit sind, ihre Abhängigkeit von Gott zum Ausdruck zu bringen, und Frauen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie sich nicht selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern anderen Wohltun.
Stell dir eine Gemeinde vor, die aus lauter solchen Menschen besteht. Vielleicht hast du jetzt diese Gemeinde vor Augen, vielleicht auch nicht. Aber das ist schön, oder? So eine Gemeinde würde, glaube ich, jeder von uns gerne sein. Und dann ist es gut, wenn wir jeder von uns ein Baustein in so einer Gemeinde sind.
Frauen und Führung: Paulus’ klare Anweisung
Nachdem Paulus kurz über einzelne Männer und Frauen in der Gemeinde gesprochen hat und darüber, wie sie sich verhalten sollten, um eine gute Atmosphäre zu schaffen, widmet er sich im weiteren Verlauf der beiden Kapitel dem Thema Führung in der Gemeinde. Da er gerade bei Frauen war, beginnt er mit dem Thema Frauen und Führung. Seine Anweisung im Wort Gottes ist eindeutig: Frauen sollen in der Gemeinde nicht führen.
Es ist anzunehmen, dass es auch damals schon Anfragen gab, ähnlich wie heute. Fragen wie: Warum führen Frauen in der Gemeinde nicht? Warum leiten sie bei euch nicht? Warum gibt es im Leitungskreis keine Frauen? Warum predigen bei euch keine Frauen? Solche Fragen werden heute an Gemeinden gestellt und waren offenbar auch damals üblich, da sie in einem vergleichbaren gesellschaftlichen Umfeld lebten.
Paulus gibt dazu eine klare Antwort. In Vers 11 heißt es: „Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterwürfigkeit; ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein.“ Das bedeutet, eine Frau soll nicht führen, sondern die Männer führen lassen. Diese Anweisung bezieht sich natürlich auf die Ehe, gilt hier aber auch für die Gemeinde. Paulus wiederholt damit im Wesentlichen die gleichen Prinzipien, die er bereits einige Jahre zuvor im 1. Korinther 14 formuliert hat.
Er beschreibt zwei Möglichkeiten, wie eine einfache Frau in der Gemeinde Einfluss nehmen kann – abgesehen von einer offiziellen Führungsposition, auf die er später noch eingehen wird. Die erste Möglichkeit ist, die Gemeinde durch Fragen zu bestimmen. Damals war es offenbar üblich, dass es in der Gemeinde auch einen Vortragsteil gab, auf den viele Fragen folgten, die an den Vortragenden oder Lehrer gerichtet wurden. Menschen, auch Frauen, hatten erkannt, dass man durch Fragen die Richtung des Gesprächs bestimmen kann. Wer fragt, führt – so sagt man. Er bestimmt, wohin das Gespräch geht, außer jemand antwortet mit einem langen Monolog. Paulus sagt deshalb im 1. Korintherbrief, dass Frauen öffentlich in der Gemeinde nicht mehr fragen sollen. Dasselbe sagt er hier: Frauen sollen in aller Stille lernen. Offiziell wollen sie etwas lernen, in Wirklichkeit lenken sie damit das Gespräch in eine bestimmte Richtung.
Die zweite Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, ist das Lehren. Paulus sagt, dass er nicht möchte, dass Frauen lehren oder über Männer herrschen, sondern dass sie still sein sollen. Wahrscheinlich meint er damit die Gemeindeversammlung, wie auch im 1. Korintherbrief. Die Frau soll schweigen. Diese zwei Verse entsprechen genau dem, was in 1. Korinther 14 steht.
Nun stellt sich die Frage: Warum? Warum sollen Frauen nicht führen? Sind Frauen weniger klug oder haben sie keine Ahnung? Paulus lässt sich auf keine Diskussionen ein und gibt zwei Gründe an.
Der erste Grund lautet: Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva. Gott hat von Anfang an in der Schöpfung unterschiedliche Rollen für Männer und Frauen vorgesehen. Männer sollen führen, Frauen nicht. Das ist Gottes Schöpfungsordnung. Gott muss nicht erklären, warum er es so gemacht hat; er ist der Herr der Gemeinde und hat es so eingesetzt.
Der zweite Grund steht kurz darauf, in Vers 14: „Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde massiv betrogen.“ Das ist eine starke Steigerung gegenüber dem Wort, das für Adam verwendet wird. Die Frau wurde also verführt und fiel in Übertretung. Paulus begründet damit, dass es am Anfang eine Katastrophe gab, weil die Frau die Führung übernahm und verführt wurde. Daraus folgte das Leid der Menschheit. Deshalb hat Gott beschlossen, dass das nicht wieder vorkommen soll. Paulus sagt nicht, dass es immer so sein muss, aber er erlaubt keine Diskussion darüber. Frauen seien nicht verführbarer wegen Hormonschwankungen oder ähnlichem – solche Diskussionen lässt Paulus nicht zu. Für ihn gilt: Gott hat es so geschaffen, und nach der ersten Katastrophe, die durch die Frau entstand, soll es nicht mehr vorkommen, dass Frauen führen.
Im Vers 15 gibt Paulus einen schwer verständlichen Hinweis, der auf 1. Mose 3,16 anspielt, wo die Frau nach dem Sündenfall verflucht wird. Der Fluch hat zwei Teile: „Dein Verlangen wird nach deinem Mann sein, aber er wird über dich herrschen.“ Paulus scheint sich hier assoziativ auf den zweiten Teil zu beziehen und denkt über diesen Fluch nach.
Für mich bedeutet das, dass Paulus meint: Dass die Frau nicht führen und lehren soll, ist noch Teil dieses Fluchs. Der Mann wird über die Frau herrschen – dieser Fluch besteht weiterhin. In der Gemeinde gilt diese Regel, und auch im Familienleben wird der Mann als Führer gesehen, die Frau soll sich unterordnen. Das lernt man oft in der Ehevorbereitung.
Wenn man christliche Ehepaare fragt, bei denen die Beziehung funktioniert, wie oft sie diesen Vers tatsächlich anwenden mussten, wird man feststellen, dass es selten ist. Kommunikation, Kompromissbereitschaft und gegenseitiges Verständnis spielen eine große Rolle. Natürlich gibt es Situationen, in denen der Mann führen muss, aber das ist eher selten. In einer guten Ehe, die mit Gott gelebt wird, wirkt sich dieser Fluch im privaten Bereich kaum schmerzhaft aus. Wenn einer der Partner egoistisch ist und nicht auf Gott hört, kann es öfter zu Problemen kommen, aber grundsätzlich kann man diesen Fluch durch ein gottorientiertes Leben abmildern.
Der andere Teil des Fluchs betrifft die Schmerzen bei der Geburt. Paulus will damit nicht sagen, dass bei einer gottgefälligen Ehe die Geburt schmerzfrei ist – das wäre falsch. Ein Teil dieses Fluchs bleibt bestehen, ebenso wie der Teil, dass der Mann über die Frau herrschen soll, insbesondere in der Gemeinde.
Paulus denkt aber weiter, und so verstehe ich diesen Vers: Die Schmerzen hören nicht mit der Geburt auf. Oft werden diese Schmerzen nur körperlich verstanden, aber sie gehen darüber hinaus. Die Frau wird auch schmerzhafte Sorgen um ihre Kinder haben, Angst um deren Zukunft. Wenn sich Kinder schlecht entwickeln, ist das für die Mutter ein tiefer Schmerz. Eva hat das erlebt, zum Beispiel mit Kain und Abel, von denen einer den anderen tötete. Das gehört zu dem Fluch: Kinder in eine sündige Welt zu gebären.
Paulus möchte damit sagen, dass Ehepaare, die wirklich zusammenstehen und mit Gott leben, diesen Teil des Fluchs nicht vollständig auslöschen können. Aber durch Glauben, Liebe, Heiligkeit und Besonnenheit kann dieser Fluch in vielen Fällen überwunden werden. Gott kann Ängste und Schmerzen, die mit dem Kinderkriegen verbunden sind, lindern.
So verstehe ich diesen Vers.
Führung in der Gemeinde: Älteste und ihre Kriterien
Gut, erstes Thema beim Thema Führung in der Gemeinde: Paulus beginnt bei Frauen und fängt sein Thema damit an, dass Frauen nicht führen sollen.
Okay, wer soll führen? Wem vertraut Gott seine Gemeinde an? Wir nennen diese Leute Älteste. Bordes schreibt in Kapitel 3, Verse 1 bis 7, viele Kriterien, wer die Gemeinde führen sollte, wer Ältester sein sollte. Das kann ich heute nur ganz kurz anreißen, weil wir nächstes Mal einen eigenen Vortrag darüber machen.
Vielleicht wundert ihr euch: Dieser Abschnitt fängt an mit dem Wort „gewiss“, wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet. Aufseher und Ältester sind in der Bibel austauschbare Begriffe. Ihr seht das, wenn ihr das ein bisschen studieren wollt, zum Beispiel in Apostelgeschichte 20. Dort ruft Paulus die Ältesten aus Ephesus zu sich und sagt ihnen, dass Gott sie als Aufseher eingesetzt hat. Also sind Älteste und Aufseher austauschbare Begriffe.
Wir verwenden in dieser Gemeinde meistens den Begriff „Ältester“, weil er erstens in der Bibel häufiger vorkommt und zweitens, weil wir irgendwann einmal damit angefangen haben, das so zu nennen. Im Titusbrief, wo fast das Gleiche steht wie in 1. Timotheus 3, nennt Paulus sie Älteste. Hier in dem fast zeitgleichen Brief in 1. Timotheus 3 nennt er sie Aufseher. Wahrscheinlich einfach, weil in Ephesus in der Gemeinde der Begriff Aufseher für dieses Leitungsgremium üblicher war. Also wundert euch nicht, das ist das Gleiche.
Wie gesagt, ich möchte heute nicht so sehr auf Älteste eingehen, vielleicht nur ein paar ganz kurze Stichworte. Ein Leiter repräsentiert die Gemeinde. Er ist nicht nur intern für die Gemeinde zuständig, sondern er repräsentiert die Gemeinde auch nach außen. Er muss aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, steht in Kapitel 3, Vers 7.
Der Aufseherdienst beziehungsweise Ältestendienst ist zwar attraktiv. Viele Leute sind wahrscheinlich damals gekommen und wollten gerne Älteste sein. Ich meine, ich glaube, hier im ersten Timotheusbrief geht es hauptsächlich darum, dass nicht die falschen Leute Älteste werden, nur weil sie so darauf drängen oder weil sie Persönlichkeiten sind, die woanders schon eine Rolle spielen und das auch in der Gemeinde sein wollen.
Hier geht es, glaube ich, darum, dass nicht die falschen Leute Älteste werden. Paulus sagt: Ja, natürlich ist der Ältestendienst erstrebenswert, es ist ein guter Dienst, aber es gibt Kriterien. Und diese Kriterien sind vielleicht andere als die, die er aus der Welt kennt.
Aufseher wird hier in 1. Timotheus sehr stark im Sinne von Familienvater verwendet. Darum kommt hier sehr stark zum Ausdruck: Wer seine eigene Familie nicht führen kann, wie soll er für die Versammlung Gottes zuständig sein? Eigentlich sagt Paulus jedem: Kannst du dir vorstellen, plötzlich so eine große Familie zu haben, für die du verantwortlich bist? Überleg es dir noch mal.
Es geht hier darum, dass Führung sehr stark durch Vorbild sich auszeichnen soll. Er stellt die Frage: Kann ich Vorbild sein? Bin ich schon so weit? Das ist eine ganz wichtige Frage in diesem Kapitel.
Es gibt Kriterien, die einfachen Schutz bieten vor Machtmissbrauch und geistlichem Missbrauch. Ganz wichtig bei diesen Kriterien ist, dass es um eine große Aufgabe geht und nicht in erster Linie um Ansehen in der Gemeinde. Auch wenn Ansehen, wenn man ehrlich ist, damit verbunden ist.
Lasst uns wesentliche Themen offenlassen, und darüber sprechen wir nächstes Mal.
Diakone: Ein praktischer Dienst mit Verantwortung
Heute wollen wir kurz über Diakone sprechen, und zwar aus 1. Timotheus 3,8. Diakone sind ein schwieriges Thema, weil viele nicht genau wissen, was das eigentlich bedeutet. Ich möchte euch jetzt sagen, was ich denke, was Diakone sind. Manchmal sage ich zuerst meine Meinung und erkläre später, warum ich so denke. Alles direkt aus dem Text zu beweisen, sodass ihr selbst darauf kommt, würde den Rahmen sprengen.
Das Wort Diakone ist eigentlich nur eine Übersetzung unseres Wortes „Diener“ oder umgekehrt: Unser Wort „Diener“ ist eine Übersetzung von Diakone – je nachdem, wie man es betrachtet. Wenn man den Abschnitt liest, wird schnell deutlich, dass es nicht um jeden geht, der in der Gemeinde bereit ist zu dienen. Es handelt sich vielmehr um ein Amt, ähnlich dem Amt der Ältesten oder Aufseher. Vielleicht ist es nicht jemand, der offiziell die Gemeinde führt oder sie durch seine Lehre prägt, aber es ist jemand, der Verantwortung in einem bestimmten Bereich trägt.
Ich glaube, es geht um den Bereich, Geschwistern ganz praktisch zu helfen, wenn sie praktische Probleme haben. Ein Beispiel dafür findet sich in der Apostelgeschichte. Dort sagen die Apostel, dass sie sich nicht auch noch um die alltäglichen Dinge kümmern können, weil sie sich auf das Wort Gottes und das Gebet konzentrieren müssen. Deshalb brauchen sie andere Leute, die dafür sorgen, dass Lebensmittel ordentlich an die Witwen verteilt werden – egal welchen ethnischen Hintergrund diese Witwen haben. Ich denke, in diese Richtung geht es auch hier.
Diakone sind Männer – und ich sage bewusst erst einmal Männer –, die sich um diese praktischen Themen kümmern. Ich werde gleich noch ein paar Beispiele nennen. Was Paulus in diesem Abschnitt besonders betont, sind zwei Dinge: Erstens hat das Amt der Diakone mit Führung und Autorität zu tun, und zweitens mit Vertrauenswürdigkeit.
Zum einen braucht es Menschen, die in diesem Bereich den Überblick behalten, die eine gewisse Autorität haben, weil sie offiziell eingesetzt sind. Paulus sagt, sie werden dadurch auch eine gewisse Autorität in der Gemeinde gewinnen. Zum anderen zeigt sich das an den Kriterien, die Paulus für Diakone nennt. Diese Kriterien sind besonders wichtig, wenn Menschen Einblick in das private Leben anderer haben. Deshalb glaube ich, dass es offiziell eingesetzte Menschen sind, die diesen Bereich verantworten. Es geht also darum, dass sie Einblick in das Leben einzelner Familien und Geschwister bekommen.
Schauen wir uns nun das Thema Autorität genauer an. Ich beginne am Ende des Abschnitts und lese 1. Timotheus 3,12 vor:
„Die Diener oder Diakone – je nachdem, ob es in deiner Übersetzung so steht oder das ursprüngliche Wort noch verwendet wird – sollen Männer sein, die eine Frau haben und ihre Kinder und ihr eigenes Haus gut führen. Denn die, die wohlgedient haben, erwerben sich eine schöne Stellung und viel Freimütigkeit im Glauben, der in Christus Jesus ist.“
Paulus sagt also, wenn man Männer offiziell für diesen Bereich einsetzt, dann müssen sie bestimmte Kriterien erfüllen. Es sollen Männer sein, die ihre Familie gut führen. Warum ist das wichtig? Warum müssen Männer, die sich darum kümmern, dass jemand anderes zum Beispiel seinen Haushalt geregelt bekommt oder wenn jemand krank ist und eingekauft werden muss, Führungsqualitäten haben?
Paulus begründet das direkt in Vers 13: Er sagt, diese Männer werden, wenn sie ihren Dienst gut tun, bei immer mehr Menschen in der Gemeinde Autorität gewinnen. Sie sind treu und haben vielen schon geholfen. Das kann man nicht verhindern – und man sollte es auch nicht verhindern. Diese Männer werden Autorität in der Gemeinde gewinnen, sie werden mehr und mehr Freimütigkeit bekommen. Die Geschwister werden sie fragen, auch um Rat bitten.
Man kann diese Autorität nicht einfach abgrenzen und sagen: „Den fragt ihr nur bei praktischen Dingen.“ Sie werden Autorität erlangen und eine schöne Stellung erreichen. Deshalb muss man von Anfang an darauf achten, dass es Menschen sind, die die Kriterien für Führungspersönlichkeiten in der Gemeinde erfüllen – auch wenn sie nie Lehrer sein werden.
Auch wenn sie vielleicht nicht den großen Überblick haben und nicht die Entscheidungen für die Gemeinde treffen – das machen wahrscheinlich die Ältesten –, werden sie dennoch Autorität bei vielen Geschwistern haben. Deshalb müssen es Männer sein, die für diese Autorität qualifiziert sind.
Das ist es, was Paulus über Führung sagt. Und diese Führung übernehmen die Diakone – und es sind Männer.
Frauen im diakonischen Dienst: Rollen und Kriterien
Nun stellt sich die spannende Frage: Warum kommen in diesem Abschnitt auch Frauen vor? Diese Frage wird immer wieder gestellt. Paulus beginnt nämlich diesen Abschnitt, indem er von Diakonen spricht. In Vers 8 heißt es: „Die Diakone sollen ebenso würdig sein, nicht doppelzüngig, nicht vielem Wein ergeben, nicht schändlichem Gewinn nachgehen, die das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahren.“
„Lasst diese aber auch zuerst erprobt werden, dann lasst sie dienen, wenn sie untadelig sind.“ Das ist das, was über die Diakone gesagt wird. Und wir haben gerade gelesen, dass in Vers 12 und 13 es wieder um die Diakone geht. Aber dazwischen, in Vers 11, kommen plötzlich Frauen vor: „Die Frauen ebenso würdig, nicht verleumderisch, nüchtern, treu in allem.“
Was sind das für Frauen? Hier gibt es zwei Möglichkeiten, die sich nicht ausschließen. Die eine Möglichkeit ist, dass es sich um die Frauen der Diakone handelt. Mein Ältester hat viele Aufgaben, bei denen Frauen hauptsächlich hinter ihm stehen und ihm den Rücken stärken können. Diakone haben viele Aufgaben, die ihre Frauen einfach mit ihnen zusammen erledigen können. Von daher spielen vielleicht die Frauen von Diakonen eine stärkere Rolle. In diesem Zusammenhang müssen auch Frauen von Ältesten erwähnt werden, wobei ich glaube, dass auch Älteste gute Frauen haben müssen.
Die andere Möglichkeit ist – und das ist wahrscheinlich der Schwerpunkt –, dass es tatsächlich damals in den Gemeinden diakonische Teams gab. Wir haben in der Gemeinde auch ein diakonisches Team. Das Modell war wohl so, dass es eine gewisse Anzahl von Männern gab, die dieses Team offiziell leiteten und die Autorität innehatten. Gleichzeitig gab es eine Anzahl von Frauen, die ganz praktisch in diesem diakonischen Team mitarbeiteten.
Wenn wir in Kapitel 5 kommen, wird man sehen, dass ältere Witwen, die von der Gemeinde vollzeitig unterstützt wurden, von ihnen erwartet wurde, dass sie auch nach ihrem Vermögen, das sie im Alter noch hatten, vollzeitig in der Gemeinde mitarbeiteten. Es kann gut sein, dass manche von ihnen in so einem diakonischen Team waren.
Okay, das ist mein Modell, das ich hier sehe. Vielleicht siehst du ein anderes. Das Modell ist: Es gibt ein diakonisches Team, das von Männern geleitet wird, weil Frauen nicht führen sollen – das ist im ganzen Kapitel so. Frauen arbeiten aber mit, schon deswegen, weil es in vielen Gesellschaften einfach Aufgaben im diakonischen Bereich gibt, die Männer gar nicht übernehmen können. Sie können keine alleinstehenden Frauen besuchen, die Hilfe brauchen. Deshalb braucht man Frauen im Team.
Aber auch diese Frauen sollen bestimmte Kriterien erfüllen. Jetzt müssen wir ganz kurz noch diese Kriterien durchgehen. Es ist ganz interessant, dass es ganz ähnliche Kriterien für die Diakone selbst und für die Frauen gibt. Paulus wiederholt nicht alles, aber er geht bestimmte Kriterien durch. Das schauen wir uns ganz kurz noch an.
In Vers 8 heißt es: Die Diener, die Diakone, sollen würdig sein. In Vers 11 heißt es: Die Frauen ebenso würdig. Wer auch immer in diesem diakonischen Team mitarbeitet, soll ein würdiges Auftreten haben. Ein Auftreten, das Menschen nicht abstößt, das Menschen nicht mindert, sozusagen in ihrem Ansehen. Ein Auftreten, das von den Geschwistern anerkannt und respektiert wird. Das ist das Erste. Vielleicht nicht so schwierig zu erfüllen.
Das Zweite ist ganz interessant. Das Zweite hat bei beiden Gruppen etwas mit der Zunge zu tun, mit dem Reden. Deswegen hatte ich für beide gemein, dass Paulus großen Wert darauf legt, dass es vertrauenswürdige Menschen sind.
Bei den Männern, bei den Diakonen, steht: „nicht doppelzüngig“. Bei den Frauen steht: „nicht verleumderisch“. Das Wort, das hier für „doppelzüngig“ steht, ist wahrscheinlich keine ganz gute Übersetzung. Eigentlich heißt es: Sie sollen niemand sein, der ausplaudert. Das heißt, wenn sie etwas mitbekommen, weil sie persönlich in Familien hineinkommen oder sich um Menschen kümmern, dann sollen sie nicht Leute sein, die das schnell jedem anderen erzählen.
Sie sollen private Dinge privat lassen können und ein Gespür dafür haben, was privat ist. Dazu gehört natürlich auch, und das steckt in diesem Wort mit drin, dass sie erst recht keine falschen Dinge verbreiten. Sie dürfen nicht behaupten, etwas gehört zu haben, und dann ein Gerücht verbreiten.
Männer, die Diakone sind, dürfen das nicht tun. Sie dürfen nicht ausplaudernd sein und schon gar nicht Gerüchte verbreiten. Das ist ein ganz wichtiges Kriterium. Ein Kriterium, weswegen ich denke, dass es hier tatsächlich um Dienste geht, die oft im sehr privaten Bereich ablaufen.
Es geht nicht um Gebäude – da würden diese Kriterien wenig Sinn machen. Es geht vielleicht manchmal um Finanzen, aber bei weitem nicht immer. Es geht nicht um Organisationsteams, sondern um einen Dienst, der mit Menschen zu tun hat. Dabei ist es wichtig, dass vertrauliche Dinge vertraulich behandelt werden.
Bei den Frauen nimmt Paulus ein etwas schärferes Wort. Bei mir steht „nicht verleumderisch“. Eigentlich kann man das Wort auch mit „nicht hetzend“ übersetzen. Es sollen keine Frauen sein, die sehr leicht negativ über andere reden.
Man hat den Eindruck, dass Paulus die Zunge von Frauen noch gefährlicher einschätzt als die von Männern. Frauen, die in diesem Team mitarbeiten, dürfen keine Frauen sein, die leicht schlecht über andere reden. Sie dürfen nicht von der Gemeinde autorisiert werden, in viele Privatleben hineingeschickt zu werden, wenn sie so sind.
Das ist ein ganz wichtiges Kriterium in diesem Zusammenhang.
Bei Frauen steht als Nächstes „nüchtern“, bei Männern steht als Nächstes „nicht vielem Wein ergeben“. Damals war Alkoholismus, glaube ich, noch ein stärkeres Problem in der Gesellschaft als heute. Alkohol fördert natürlich, dass Dinge ausgeplaudert werden. Wenn jemand ein Alkoholproblem hat, senkt das die Hemmschwelle, über Dinge zu reden, über die er nicht reden sollte.
Es fördert aber auch, dass Situationen nicht mehr sinnvoll eingeschätzt werden können. Und es kann wichtig sein, etwas gut einzuschätzen: Braucht jemand überhaupt Hilfe, oder ist er derjenige, der immer nur Hilfe einfordert, obwohl andere es nötiger hätten?
Das ist der Punkt, den Paulus bei Frauen mit „nüchtern“ meint. Es ist hier nicht gemeint, dass sie keinen Wein trinken, sondern dass sie sich von ihren Emotionen nicht blenden lassen, wenn es darum geht, wie die Situation wirklich ist.
Ich glaube, Paulus schätzt Frauen so ein, dass sie leicht stärker empathisch reagieren und dann Dinge tun, die vielleicht gar nicht mehr fair sind. Sie lassen sich von der Hilflosigkeit einer Person, die sie mehr oder weniger bewusst oder unbewusst zur Schau stellt, so stark beeinflussen, dass sie ihre eigene Situation nicht mehr nüchtern beurteilen können.
Paulus sagt, es müssen Frauen sein, die nüchtern bleiben, die eine gewisse Distanz behalten – zumindest in ihrem Urteilsvermögen, vielleicht nicht gegenüber der Person selbst, aber in ihrem Urteil. Das ist ganz wichtig, um solche Dienste in der Gemeinde sinnvoll zu tun.
Bei Frauen steht als Nächstes „treu in allem“. Das ist ein Wort, das im Griechischen ganz oft vorkommt und das ihr kennt. Es wird manchmal mit „Glauben“ übersetzt und manchmal mit „Treue“. Die Griechen sind seltsam, denn sie verwenden dasselbe Wort, wenn sie Vertrauen zu jemandem haben, und auch, wenn jemand vertrauenswürdig ist.
Wir übersetzen das mit „treu“. Ich habe Vertrauen zu jemandem oder ich bin vertrauenswürdig. Man muss immer im Zusammenhang schauen, was es bedeutet. Bei Frauen wird hier einfach gesagt, sie sollen treu sein. In meiner Übersetzung ist das eine gute Wahl. Sie sollen vertrauenswürdig, treu und zuverlässig sein – ein gutes Kriterium.
Bei den Männern steht, sie sollen das Geheimnis des Glaubens bewahren in reinem Gewissen. Hier geht es offensichtlich um Inhalte. Und es ist die gleiche Linie, die wir vorhin in Vers 13 hatten.
Männer, die offiziell als Diakone eingesetzt werden, müssen vernünftige Dinge glauben. Sie müssen gute Überzeugungen haben, weil viele Menschen Vertrauen zu ihnen gewinnen. Darum steht auch als Nächstes: „Darum lasst sie auch erprobt werden, dann lasst sie dienen.“
Typische Diakone sind nicht Leute, die sich vorne hinstellen und lehren oder ständig im Hauskreis die Führung übernehmen, bei denen man genau weiß, was sie glauben. Aber sie müssen trotzdem vernünftige Dinge glauben. Man muss es prüfen, besonders die Überzeugungen, die sie nicht ständig zur Schau stellen. Das ist wichtig.
Zwischendurch steht noch eine Kleinigkeit bei den Diakonen: Sie dürfen nicht schändlichem Gewinn nachgehen. Das steht bei den Frauen nicht. Es darf nicht sein, dass sie sich an den persönlichen Beziehungen, die sie gewinnen, bereichern möchten.
Natürlich dürfen keine Menschen in so eine Position kommen, bei denen man die Gefahr sieht, dass sie das tun. Ich weiß nicht, ob Paulus der Meinung war, dass das bei Frauen nie ein Problem ist oder ob die Dinge, die mit Finanzen zu tun hatten, damals eher in den Händen der Männer in den Teams lagen und nicht in der Hand der Frauen. Das kann ich nicht sagen.
Okay, das sind die Kriterien. Das sind die Menschen, denen Gott diesen Bereich der Gemeinde anvertrauen will.
Praktische Beispiele diakonischer Dienste und Abschluss
Und jetzt noch ganz kurz ein paar Beispiele, und dann sind wir fertig. Wie gesagt, es ging sicher nicht in erster Linie um Verwaltungsaufgaben. Es ging nicht um Gebäude und Organisationen, sondern eher um Menschen. Wahrscheinlich ging es auch nicht in erster Linie um Seelsorge, obwohl man in diesem Bereich immer wieder leicht in den seelsorgerlichen Bereich reinkommt. Paulus geht auch davon aus, dass man einfach damit rechnen sollte.
Vielmehr geht es um praktische Dinge. Ich gebe ein paar Beispiele. Ihr kennt es vom diakonischen Team, dass wir Hilfe bei Umzügen organisieren, Hilfe bei Familien, wenn jemand krank ist oder direkt nach einer Geburt. Vielleicht auch Hilfe bei Behörden, wenn es um Ausländer geht, Unterstützung bei persönlichen Finanzen, Schuldenberatung und Hilfen bei Leuten, die Schwierigkeiten haben, ihren Haushalt oder ihren Alltag zu organisieren. Man versucht, ihnen irgendwie zu helfen.
Dazu gehört auch, einen Überblick über Besuche zu behalten – bei älteren Leuten, Kranken oder Behinderten. Ganz praktisch geht es darum, für arme Sorgen zu beurteilen, ob sie tatsächlich gerade finanzielle Hilfe brauchen und ob es sinnvoll ist, ihnen finanziell zu helfen oder anders. Das sind ganz typische Beispiele für Aufgaben, die Diakone und ein diakonisches Team übernehmen sollten. Diese Beispiele passen auch zu den Kriterien, die wir gerade angeschaut haben.
In der Bibel scheint es so zu sein, dass eher in großen Gemeinden Diakone eingesetzt wurden. In kleinen Gemeinden war das noch etwas weniger stark durchorganisiert. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass dieser Bereich nicht vernachlässigt wird. Die Verantwortung liegt, wie gesagt, bei eingesetzten Männern. Aber auch für die Frauen, die im Team mitarbeiten, gibt es bestimmte Kriterien.
Worum es in der Gemeinde geht, ist Gebet. Es geht um jeden Mann und jede Frau. Es geht darum, dass die Gemeinde von guter Führung und guten Ältesten geprägt wird. Aber es geht auch darum, dass die Gemeinde dadurch geprägt wird, dass vertrauenswürdiger und weiser diakonischer Dienst getan wird.
Wenn die Gemeinde so geprägt ist, ist Paulus der Überzeugung, dass sie sehr viel Widerstandskraft hat gegen den Einfluss falscher Menschen.
Das war ein sehr langer Überblick über diese zwei Kapitel. Nächstes Mal nehmen wir uns noch einmal etwas Zeit, um ausführlich über Älteste zu sprechen. Ich glaube, das ist auch in dieser Gemeinde gerade wieder ein aktuelles Thema.
