Ja, guten Morgen zusammen, ich freue mich sehr. Jawohl, es kommt sogar ein guter Morgen zurück, das ist schön. Damit hat man nicht immer recht.
Ich freue mich sehr, wieder einmal hier bei euch in Meinerzhagen zu sein. Es ist schön, zu sehen und zu hören, was Gott hier in eurer Mitte tut.
Gerade weil in den letzten Monaten so viele Neue dazugekommen sind, stelle ich mich vielleicht einfach noch einmal ganz kurz vor, da nicht alle mich kennen. Ich bin der Andre Tövs.
Ich bin seit 14 Jahren mit Caro verheiratet. Meine Frau ist heute nicht dabei, sie macht gerade Koramdeo und lässt sich als Seelsorgerin ausbilden. Wir haben vier Kinder. Den Ältesten habe ich dabei, den Jeremia. Die anderen drei sind woanders untergebracht, während Papa und Mama am Sonntag unterwegs sind.
Ich bin seit etwa acht Jahren Pastor in der Gemeinde Köln Ostheim und möchte euch auch herzlich als Gemeinde von unserer Gemeinde grüßen. Wir freuen uns, dass wir zusammen einen bibeltreuen Weg gehen und Menschen für Christus gewinnen wollen.
Einführung und persönliche Vorstellung
Für mich ist es etwas Besonderes, zum Thema Ehe und Familie zu sprechen, weil ich mir bewusst bin, dass ich in diesem Fach noch nicht ausgebildet bin.
Als ich diesen Vortrag, den ich jetzt gleich hier halten werde, Anfang des Jahres in einer Gemeinde gehalten habe und meiner Frau erzählte, worum es inhaltlich gehen würde, sagte sie: „Oh, das ist gut. Ich glaube, das sollten wir beide uns auch noch einmal anhören.“ Das ist wahr. Man ist selbst immer Lernender.
Wir haben alle mit den ganz normalen Sorgen und Kämpfen zu kämpfen, solange wir außerhalb des Paradieses leben – nicht mehr im Garten Eden, sondern außerhalb, immer noch im sündigen Fleisch. All das kennen wir.
Was Eduard gerade gesagt hat, dass Ehe und Familie gerade in der heutigen Zeit so besonders angefochten sind, erleben wir sehr, sehr stark. Deswegen finde ich es so gut, dass ihr als Gemeinde und die Gemeindeleitung hier gesagt habt: Wir wollen sehr intensiv über dieses Thema sprechen.
Einmal erleben wir den Druck sehr stark in der Gesellschaft. Unsere Politik hat sich endgültig von christlichen Werten verabschiedet, was Ehe und Familie angeht. Da fragt man gar nicht mehr: Was steht in der Bibel? Was will Gott? Meinen Eindruck nach fehlt unseren Politikern Gottesfurcht – und zwar in einem hohen Maß.
Wir sehen, was auf unsere Familien zukommt. Wenn Kinder in Zukunft vor die Wahl gestellt werden: Willst du ein Junge oder ein Mädchen sein? – dann bringt das einen ungeheuren Druck auf unsere Kinder und Kämpfe, die wir bisher nicht kannten.
Deswegen müssen wir als Gemeinden Familien stärken. Da steht ein Kampf an, und der findet jetzt schon statt.
Wir haben es sehr stark gemerkt, als wir mit unserer Ehearbeit in der Gemeinde gestartet haben. Wir haben ein Projekt, das heißt „Liebevoll“ und läuft über YouTube. Als wir damit begonnen haben, haben wir gemerkt, welche Anfechtungen plötzlich in unserer Ehe aufgetreten sind.
So stark, dass meine Frau mir sagte: „Manchmal denke ich mir, André, hätten wir lieber nicht gestartet.“ Man sieht, dass es ein so umkämpfter Bereich ist, gerade Ehe und Familie.
Ich merke das als Prediger. Egal, ob ich evangelistisch predige oder über Ehe und Familie, kommen besonders in der Woche davor viele Anfechtungen. Man spürt förmlich, dass es ein sehr umkämpftes Gebiet ist.
Vor kurzem habe ich eine Geschichte gehört: Ein Christ saß im Flugzeug und sah, dass der Passagier neben ihm betete. Er freute sich im ersten Moment und dachte: „Ah, noch ein Christ neben mir.“ Sie kamen ins Gespräch, und der Passagier sagte: „Nein, nein, ich bin kein Christ. Ich bin von der anderen Seite, ich bin Satanist, und ich bete, weil wir uns in diesem Jahr vorgenommen haben, gegen Ehen und Familien zu beten.“
Ich weiß nicht, ob die Geschichte stimmt, ich habe sie gehört, aber nicht überprüfen können. Trotzdem glauben wir, dass gerade in der finsteren Welt – und das hat Eduard auch gerade noch einmal sehr gut auf den Punkt gebracht – Kämpfe stattfinden.
Deshalb ist es so gut, wenn wir uns in den Gemeinden mit diesen Themen beschäftigen.
Die Bedeutung von Ehe und Familie im geistlichen Kampf
Ich habe heute ein Warndreieck mitgebracht – nicht, weil ich viele Warnungen aussprechen möchte. Das vielleicht auch, denn hier und da muss immer wieder gewarnt werden. Mir geht es jedoch mehr um die Form, um das Dreieck.
Eine christliche Ehebeziehung ist eigentlich immer eine Dreiecksbeziehung. Wir kennen wahrscheinlich diese Illustration: Auf der einen Seite steht die Ehefrau, auf der anderen der Ehemann, und in der Mitte ist Christus.
Über die Beziehung zwischen Mann und Frau, so wie sie ist, werden wir morgen Abend sprechen. Das Miteinander in der Ehe ist dann das Thema. Heute geht es vor allem um die vertikale Beziehung in der Ehe – um die Beziehung zu Gott.
Wie sieht wirklich eine Ehe aus, in der Gott im Mittelpunkt steht? Wisst ihr, unser Problem ist oft, dass wir, wenn wir lange genug Christen sind, wissen, was wir antworten sollen. Das kann ein Problem sein, weil wir uns Dinge einreden, die nicht wirklich aus unserem Herzen kommen. Stattdessen geben wir das wieder, was wir auswendig gelernt haben und was die „richtige“ Antwort sein soll.
Wenn ich dich heute ganz persönlich fragen würde: Ist Christus, ist Gott das Zentrum in eurer Ehe? Vielleicht würdest du im ersten Moment sagen: Ja, natürlich! Weil ich gehe in die Gemeinde. Ja, natürlich! Weil wir prinzipiell für ihn leben wollen.
Aber ist es wirklich so, dass Gott aktuell das absolute Zentrum in eurer Ehe ist? Dass sich wirklich alles nur auf Gott ausrichtet? Dass der erste Gedanke, wenn du morgens aufstehst, Gott ist: „Ich bin so froh, mit dir verbunden zu sein. Wie kann ich heute für dich leben?“
Ist das wirklich immer die Realität in unseren Ehen? Ich glaube ganz ehrlich: Nein. Oft ist der Wunsch da – und das ist gut, dass zumindest der Wunsch da ist –, aber oft entspricht die Realität nicht diesem Ideal.
Ich möchte heute Morgen darüber sprechen, wie eine Ehe aussieht, die ganz auf Gott ausgerichtet ist. Und ich möchte zeigen, welche Auswirkungen das auf die Ehe hat.
Die höchste Bestimmung der Ehe: Anbetung Gottes
Der erste Punkt meiner Predigt lautet: Die höchste Bestimmung für das Ehepaar ist die Anbetung Gottes.
Auch wenn du heute Morgen hier sitzt, nicht verheiratet bist und vielleicht in absehbarer Zeit auch nicht heiraten wirst, glaube ich, dass du aus dieser Predigt viel für dich mitnehmen kannst. Denn es sind allgemeine Prinzipien, die für alle Menschen gelten. Ich möchte sie jedoch speziell auf die Ehe anwenden.
Was meinen wir mit Anbetung? Anbetung bedeutet nicht nur das Singen von Liedern. Das ist wichtig und ein Teil der Anbetung, gerade im Gottesdienst, wenn wir als Gemeinde Gott anbeten. Aber Anbetung ist viel mehr.
Anbetung ist ein ganz auf Gott ausgerichtetes Herz, das ihm gehorchen will, auch wenn es schwerfällt. Es ist, wenn wir ihm im Leid die Ehre geben, so wie Hiob sagte: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen.“ Anbetung ist Montagmorgen auf der Arbeit, wenn wir die Arbeit zur Ehre Gottes tun wollen. Es ist da, wo uns niemand sieht und wir in Versuchung kommen, zu sagen: „Herr, du bist mir viel wichtiger, ich will deinen Willen tun und nicht der Versuchung nachgeben.“
Anbetung ist das stille Kämmerlein, in dem wir mit unserem ganzen Herzen zu Gott hingezogen sind und ihn allein verehren wollen. Dort beziehen wir unsere ganze Sicherheit und unseren Halt aus ihm. Das ist Anbetung. Und das Singen ist nur ein Teil davon.
Diese Anbetung ist die Bestimmung eines jeden Menschen und damit auch eines jeden Ehepaars. Ich möchte einige Stellen aus dem Alten und Neuen Testament vorlesen.
Zunächst aus den Zehn Geboten: „Und Gott redete alle diese Worte und sprach: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Götterbild machen, auch kein Abbild dessen, was oben im Himmel, unten auf der Erde oder in den Wassern unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen, denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott.“
Das Volk Israel steht hier an einem entscheidenden Punkt seiner Geschichte. Gott hat es auf wundersame Weise aus der damaligen Weltmacht Ägypten herausgerissen. Er hat sie aus langer Sklaverei befreit und will sie nun zu seinem Eigentum machen. An genau diesem Wendepunkt gibt er ihnen die Zehn Gebote.
Interessant ist, dass diese Gebote nicht mit einem Gebot beginnen, sondern mit einer Zusage. Gott sagt: „Ich habe euch errettet.“ Das ist immer die biblische Reihenfolge: Erst kommt die Errettung, die Gnade, dann das Gebot – jetzt lebt auch so.
Im Neuen Testament ist es genauso: Christus hat uns errettet, nicht aus Werken, sondern aus Gnade. Aber jetzt kommen die Werke – lebt auch so. Gott sagt: Weil ich dich gerettet habe, weil ich alles für dich bin, will ich, dass du mich allein anbetest.
Gott will nicht nur an erster Stelle angebetet werden, er will allein angebetet werden. Er duldet keine anderen Götter neben sich.
Genau hier setzt der Römerbrief an. Paulus beschreibt dort die Gottlosigkeit der Heiden. Schaut mal, was er in Römer 1,21-23 sagt: „Weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständliches Herz verfinstert wurde. Indem sie sich für weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes vom vergänglichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren.“
Gott hat sich in der Schöpfung offenbart, aber der Mensch hat nicht ihn angebetet, sondern etwas anderes. Weil das hier zum Vorwurf gemacht wird, sehen wir, dass das unsere Hauptbestimmung ist. Gott hat sich offenbart, und jeder Mensch ist zu ihm hingeschaffen.
Wir wurden nicht nur von Gott geschaffen, sondern auch zu ihm hingeschaffen. Jedes Geschöpf auf der ganzen Erde soll Gott anbeten. So wie die Engel im Himmel es ununterbrochen tun. Eine Ewigkeit lang sehen sie Gott und rufen: „Heilig, heilig, heilig!“ Sie beten ihn ohne Unterlass an.
Genau das möchte Gott von uns Menschen: dass wir ihn verehren und anbeten.
Der Vorwurf in Römer 1 ist nicht, dass die Heiden aufgehört haben anzubeten, sondern dass sie die Anbetung vertauscht haben. Der Mensch betet immer an. Gott hat uns Menschen zum Anbeten geschaffen. Die Frage ist nur: Wen oder was beten wir an?
Wenn wir an Götzendienst denken, denken wir leider viel zu häufig nur an das Alte Testament und an Statuen. Aber Paulus zeigt im Neuen Testament, dass Götzendienst viel mehr ist als das Niederknien vor einer Statue.
In Kolosser 3,5 heißt es: „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und Habsucht, die Götzendienst ist!“
Was ist Habsucht? Habsucht ist das ständige Habenwollen, um einen Mangel auszufüllen. Und genau dieser Platz, den Gott in unserem Leben einnehmen möchte, wird durch Habsucht besetzt.
Die Versuchung redet uns einen Mangel ein. Wenn es etwas in unserem Leben gibt, materielle Dinge, die wir haben wollen, und wir denken: „Gott reicht nicht aus, ich brauche noch das“, dann ist das Götzendienst. Denn du beziehst deinen Halt, deine Freude und deine Sicherheit aus etwas anderem als aus Gott selbst.
Deshalb ist Habsucht Götzendienst.
Was mich besonders stutzig macht: Paulus schreibt das an Christen. Der Kolosserbrief ist an Christen gerichtet, und Paulus sagt ihnen, sie sollen die Habsucht töten, den Götzendienst.
Das heißt, es gibt die Möglichkeit, dass wir echte Christen sind, aber dennoch im Götzendienst leben. Es ist möglich, eine christliche Ehe zu führen, in der Gott gar nicht angebetet wird, sondern andere Dinge an seiner Stelle stehen.
Das kommt leider vor, auch in christlichen Ehen.
Deshalb möchte ich heute Morgen die Frage stellen: Hängen wir unser Herz wirklich an Gott oder an etwas anderes?
Ich habe einige Testfragen mitgebracht. Das, womit du persönlich die Lücken füllst, zeigt, wer dein Gott oder dein Götze ist.
Ich bin am glücklichsten, wenn ...
Am meisten fürchte ich zu verlieren ...
Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich nicht bekomme ...
Gibt mir die Sicherheit, die ich brauche ...
Ohne ... könnte ich nicht leben.
Was ist es in deinem Leben?
Manchmal sind es Dinge, die an sich gut sind, aber wenn sie einen zu hohen Stellenwert einnehmen, werden sie zum Götzendienst.
Rahel im Alten Testament sagt: „Gib mir Kinder, oder ich sterbe.“ Kinder sind etwas Gutes, und der Wunsch nach Kindern ist verständlich. Aber hier ist etwas, das eigentlich gut ist, zum Lebensinhalt geworden. Für sie wäre es: „Ohne Kinder könnte ich nicht leben.“ Dann wird etwas, das gut ist, zum Götzen.
Es kann auch der Wunsch nach einem Partner sein. „Gott, ich will, ich brauche einen Partner.“ Der Wunsch ist bei Einsamen verständlich, aber wird er zu groß, wird er zur Anbetung an etwas anderem als Gott.
Anbetung bedeutet, das ganze Herz auf Gott auszurichten.
Wenn wir über eine Ehe mit Gott im Mittelpunkt sprechen, beginnt das bei jedem Einzelnen. Eine Ehe besteht aus zwei Menschen, und jeder sollte unabhängig vom anderen sein Herz ganz auf Gott ausrichten und sagen: „Herr, ich will dich allein lieben, ich will dich allein anbeten.“
Anbetung ist aber auch etwas Kollektives, etwas, das man zusammen tut. Das sehen wir oft in den Psalmen.
Meine Frage an euch Ehepaare: Habt ihr gemeinsame Zeiten in eurer Ehe, in denen ihr Gott anbetet? Zeiten, in denen ihr darüber sprecht, wie wunderbar Gott ist, was er in eurer Familie tut, was er in den Kindern wirkt, was er in der Gemeinde tut? Zeiten, in denen ihr schwärmerisch über Gott redet?
Kann es sein, dass das manchmal zu kurz kommt in unseren Ehen und Familien? Es ist schade, wenn man sonntagmorgens in die Gemeinde geht, aber am Mittagstisch nicht mehr über Gott spricht. Das ist so, als würde man einen Schalter umlegen: „Jetzt sind wir nicht mehr in der Gemeinde.“
Es ist so wichtig, dass Gott im Zentrum unserer Ehe und unserer Familien steht.
Ich möchte mir neu vornehmen, mit meiner Frau Loblieder zu singen, abends gemeinsam Gott Lob und Ehre zu geben für all das, was er in unserem Leben getan hat.
Anbetung ist die Hauptbestimmung eines jeden Christen und damit auch eines jeden Ehepaars.
Wir dürfen nicht denken, dass das nicht mehr die Hauptbestimmung ist, nur weil wir verheiratet sind.
Wenn Gottes Hauptbestimmung für jeden Menschen die Anbetung ist, dann ist Gottes Hauptbestimmung für die Ehe die Anbetung.
So möchte ich uns ermutigen, aber auch herausfordern:
Eine Ehe, in der Gott im Mittelpunkt steht, ist eine Ehe, in der Gott angebetet wird – wo man schwärmerisch, und ich meine im biblischen Sinne schwärmerisch, über Gott redet.
Wir können uns für viele Dinge begeistern, aber wenn es um Gott geht, scheint unser Vokabular oft schnell zu Ende zu sein.
Nehmt euch vor, neu schwärmerisch über Gott zu reden.
Aber wisst ihr was? Wir können nur von Gott begeistert sein, wenn wir uns jeden Morgen neu von ihm begeistern lassen.
Wenn das nicht da ist, ist alles andere nur aufgesetzt.
Das grösste Glück in der Ehe: Gott selbst
Mein zweiter Punkt von sechs Punkten hängt sehr stark mit diesem zusammen: Das größte Glück für jeden Ehepartner ist Gott selbst.
Ich darf immer wieder Traupredigten halten, und ich finde es immer spannend, wenn das Ehepaar, das heiratet, sich einen Vers aussucht, über den ich predigen soll. Besonders interessant ist es, wenn sie einen Vers wählen, der nicht so typisch ist. Natürlich predige ich auch gerne über 1. Korinther 13, das sind eher die typischen und sehr passenden Trauverse. Aber letztes Jahr durfte ich ein Paar trauen, das sich Psalm 16 gewünscht hat.
Ich wurde durch die Predigtvorbereitung so gesegnet, weil ich einiges für mich und meine Ehe erkennen konnte. Im Psalm 16, Vers 2, sagt David: „Ich habe zu dem Herrn gesagt: Du bist mein Herr, es gibt kein Glück für mich außer dir.“
David bezeichnet Gott hier nicht nur als Herr, sondern als „mein Herr“. Besonders fasziniert mich der letzte Teil dieses Verses: „Es gibt kein Glück für mich außer dir.“ Dieser Gedanke wird in den Versen 5 und 6 weitergeführt: „Der Herr ist das Teil meines Erbes und mein Becher, du bist es, der mein Los festlegt. Die Messschnüre sind mir gefallen auf liebliches Land, ja mein Erbteil gefällt mir.“
Wenn David hier von dem Becher spricht, meint er eigentlich den Inhalt, ähnlich wie in Psalm 23, wo es heißt: „Der Herr schenkt mir voll ein.“ Gott ist also derjenige, der den Becher füllt. David sagt: „Gott, mein Becher ist voll, ich bin so voller Freude, wenn ich mit dir verbunden bin.“
Dann erwähnt er sein Erbe und die Messschnüre. Hier müssen wir kurz ins Buch Josua schauen. Dort wurde das Land unter den Stämmen Israels verteilt. Die Leviten bekamen kein Land, das steht in 5. Mose 10. Dort heißt es: „Darum bekam Levi weder Anteil noch ein Erbe mit seinen Brüdern; der Herr selbst ist sein Erbteil, so wie der Herr, dein Gott, ihm zugesagt hat.“
Das ist genau das, was David hier aufgreift. Er sagt: „Ich habe dich, du bist alles, was ich brauche.“ Das finde ich besonders stark, wenn wir bedenken, dass David alles hatte, was man sich wünschen kann. Egal, was du dir gerade wünschst – David hatte es als König. Er war verheiratet, besaß viel materiellen Besitz, Macht und Ansehen. Er konnte Entscheidungen treffen, und wenn er durch die Stadt ging, wurde er gegrüßt. Er war der Mann in Israel, sehr erfolgreich.
Und David sagt: „All das gibt mir keine echte Erfüllung. Der wahre Grund meines Glücks ist der Herr selbst.“
Darf ich euch als Ehepaar etwas sagen? Das größte Glück für euch liegt außerhalb eurer Ehe. Das ist ein sehr wichtiger Gedanke: Das größte Glück für jedes Ehepaar liegt außerhalb der Ehe.
Ich bekomme das oft in der Ehevorbereitung mit. Wenn Paare in die Ehe starten, haben sie oft utopische Wünsche. Jeder will glücklich werden. Niemand beginnt eine Ehe mit dem Wunsch, unglücklich zu sein. Aber oft, gerade wenn man jung ist, hat man total irrationale und unrealistische Vorstellungen. Man denkt, eine Ehe bedeutet 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche auf Wolke sieben zu schweben. Das ist niemals so. Wir leben außerhalb des Paradieses.
Viele setzen ihre ganze Hoffnung auf den Ehepartner. „Ich habe dich geheiratet, damit du mich glücklich machst.“ Liebe Leute, das kann kein Mensch erfüllen. Eine Ehe kann nicht dauerhaft im tiefsten Sinne glücklich machen. Dazu ist sie auch nicht gemacht worden, übrigens. Denn Gott selbst will die Quelle unseres Glücks sein.
Ich möchte das mit einem Becher vergleichen. Paare gehen oft mit einem leeren Becher in die Ehe – oder ich nehme ein Glas, das ist noch besser für die Illustration. Sie haben innerlich den Wunsch an den Ehepartner: „Bitte füll du mir diesen Becher.“ Deshalb sagen sie: „Ich habe dich geheiratet, damit du meinen Becher füllst.“
Welche Auswirkungen hat das auf die Ehe? Es entsteht Druck auf den Ehepartner. „Deshalb habe ich dich geheiratet, damit du meinen Becher füllst.“ Der Ehepartner wird ständig unter Druck gesetzt. Das sind die Ehen, in denen immer einer nörgelt. Im tiefsten Herzen steckt der Gedanke: „Ich habe dich geheiratet, damit du mich glücklich machst. Wenn du das nicht tust, habe ich dich ja umsonst geheiratet, denn dafür bist du da.“
Ich übertreibe ein wenig, aber manchmal muss man einen Punkt überspitzen.
Es ist etwas ganz anderes, wenn man den Becher als wirklich voll versteht, wenn man in die Ehe geht mit genau dieser Wahrheit: „Gott, es gibt kein Glück für mich außer dir. Mein Becher ist voll in Christus.“
Epheser 1,3 sagt, dass wir mit allem geistlichen Segen gesegnet sind. Psalm 23 sagt: „Du schenkst mir halb ein, du schenkst mir voll ein.“ Diese Erkenntnis: „Ich habe im Herrn alles, was ich brauche“, ist so wichtig.
Ich war vor kurzem auf einer Hochzeit, bei der nicht alles rund lief. So ähnlich wie bei der Hochzeit zu Kana: Die Getränke gingen aus, aber es war kein Wein. Die Getränke gingen aus, und ich hatte einen Platz direkt am Brautisch, deshalb habe ich es mitbekommen. Es ist etwas peinlich, wenn auf einer Hochzeit die Getränke ausgehen. Man will die Gäste ja gut versorgen.
Es ging etwas drunter und drüber, und ich saß mit dem Bräutigam alleine am Tisch. Die Braut war gerade beim Essen unterwegs. Er sagte zu mir: „Weißt du was, Andre, auch in diesen Momenten stelle ich fest: Christus genügt. Ich habe ihn, mein Becher ist voll.“
Er ist nicht abhängig davon, dass alles perfekt läuft. Das ist eine tiefe geistliche Wahrheit: Mein Glück hängt nicht davon ab, dass alles läuft. Ich kann zu jeder Zeit echtes Glück in Christus finden, das nicht an Lebensumstände gebunden ist.
Ich möchte dich als Ehepartner ermutigen, dein Glück ganz neu allein im Herrn zu suchen. Alles, was dann von deinem Ehepartner noch dazukommt, ist ein Segen. Aber davon bist du nicht abhängig, weil dein Becher bereits in Christus voll ist.
Am Anfang unserer Ehe hing meine Stimmung sehr stark von der Stimmung meiner Frau ab. Wenn sie einen guten Tag hatte, hatte auch ich einen guten Tag. Im Englischen sagt man: „If mom is happy, everybody is happy.“ Oder: „Happy wife, happy life.“ Entschuldigung an alle, die das nicht verstanden haben, aber es reimt sich nur im Englischen.
Das ist doch der Punkt: Wenn ich verstehe, dass mein Glück einzig und allein im Herrn liegt, gehe ich mit einem vollen Becher in die Ehe. Ich erwarte nicht von meinem Ehepartner, dass er mich glücklich macht. Ich habe alles, was ich brauche, in Christus und bin frei zu geben, auch wenn ich nichts bekomme.
Ja, es tut weh, wenn der Ehepartner uns nicht so liebt, wie wir es gerne hätten, wenn er uns nicht jeden Wunsch von den Augen abliest. Aber ich habe alles in Christus. Mein Becher ist voll, und ich kann trotzdem selbstlos lieben.
Das macht einen riesigen Unterschied. Ich möchte euch als Ehepaare ermutigen: Führt euch immer wieder vor Augen, was ihr in Christus habt.
Die grösste Befreiung für die Ehe: Das Evangelium
Wir kommen zum dritten Punkt, und das ist ein sehr entscheidender Punkt: Die größte Befreiung für jede Ehe ist das Evangelium. Das Evangelium ist die größte Befreiung, die sich jeder Ehepartner vorstellen kann.
Bei all den Unzulänglichkeiten – und ich kenne meine, ich habe sie vor Augen, und meine Frau hilft mir, sie als Ehemann und Vater zu erkennen – würde ich verzweifeln, wenn ich immer nur meine Unzulänglichkeiten sehen würde. Vielleicht geht es dir ähnlich. Vielleicht sitzt du heute hier und bist verzweifelt, weil du ständig zu hören bekommst, wo du in der Ehe versagst. Das treibt uns in die Verzweiflung, weil wir nicht Versager sein wollen.
Vielleicht bist du deswegen sogar betrübt heute hier und siehst, was alles nicht gut läuft, alles, was du nicht gut machst als Ehemann oder als Ehefrau. Das Evangelium ist die größte Befreiung für die Ehe.
Ich habe lange Zeit gedacht, dass das Evangelium nur für Nichtchristen da ist. Kennt ihr diesen Gedanken? Evangelisation: Da wird das Evangelium verkündigt, da holen wir die Nichtchristen her. Ich stelle mehr und mehr fest, je mehr ich erkenne, wie verdorben ich nach wie vor bin und wie sehr ich Christus jeden Tag brauche, wie gut das Evangelium ist! Jeden Tag dürfen wir auf einem weißen Blatt neu beginnen, weil seine Gnade und Barmherzigkeit jeden Morgen neu für uns da ist.
Das Evangelium hat zwei Kernbestandteile. Einmal sagt das Evangelium, dass wir gerechtfertigt worden sind aus seiner Gnade. In Römer 3,23-24 heißt es: „Denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.“
Das, was mich an der Rechtfertigungslehre so immer wieder begeistert und bewegt, ist, dass Christus alles getan hat. Schaut mal: Gott hat einen Maßstab gesetzt, und sein Maßstab ist vollkommen. An diesem Maßstab, an dem Maßstab seiner eigenen Heiligkeit und Gerechtigkeit, gelangen wir alle nicht hin. Wir können uns noch so sehr bemühen und anstrengen, wir werden nie vollkommen sein. Gott weiß das, denn wir sind alle Sünder und ermangeln des Ruhms, den wir bei Gott haben.
Aber dann kam Christus auf die Welt. Es ist so gut, dass wir uns das als Christen immer wieder vor Augen führen: Jesus hat das perfekte Menschsein gelebt, er hat jedes Gebot gehalten, jedes Gebot, er hat das Gesetz erfüllt. Er geht ans Kreuz und nimmt unsere Sünden auf sich. Und wisst ihr, was Gott macht, wenn wir auf Jesus vertrauen und unser Leben auf Christus setzen? Gott erklärt uns, die wir es nicht geschafft haben, durch richterlichen Urteilsspruch für gerecht.
Das ist die Rechtfertigungslehre. Gott sagt nicht nur: Du bist nicht mehr schuldig, sondern er sagt: Du bist gerecht. Ich übertrage Christi Gerechtigkeit auf dich.
Ihr Lieben, wir fühlen uns oft nicht gerecht, oder? Aber wir sind gerecht gesprochen, allein durch den Glauben. In einem alten Lied – ich weiß ehrlich nicht, wie alt es ist, aber ich schätze es sehr – heißt es: „Sein Kleid für meins, ein Tausch so wunderbar, ein Schuldgewand trug er, das meines war. Gerechtigkeit umhüllt mich den Rebell, ich leb in ihm, er starb an meiner Stell.“
Der zweite wichtige Bestandteil des Evangeliums ist – und das müssen wir uns als Ehepaare und als Kinder Gottes vor Augen führen – dass Gott uns angenommen hat. In Römer 8,15-16 heißt es: „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! Der Geist selbst bezeugt zusammen mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“
Gott hat uns nicht nur für gerecht erklärt, er hat uns in seine Familie aufgenommen. Als Kinder Gottes sind wir angenommen von Gott, angenommen in seine Familie.
Und das möchte ich jetzt auf die Ehe anwenden. Vielleicht fragst du dich jetzt: Okay, ja, das Evangelium kenne ich, aber was hat das mit meiner Ehe zu tun?
Einmal befreit uns das Evangelium von Versagensängsten. Ich muss nicht mit der Angst leben, den Maßstab nicht zu erreichen, weil Jesus an meiner Stelle den Maßstab vollkommen erreicht hat.
Ich habe euch mal ein wunderbares Bild mitgebracht, vielleicht kann man es gut erkennen: Da ist ein Mädchen in einem Wasserlaufball. In diesem Wasserlaufball ist sie mitten auf einem See. Außerhalb dieses Balls würde dieses Mädchen sofort untergehen. Aber in diesem Ball ist sie in einem Schutzraum. Ja, sie kann da drinnen fallen, aber sie fällt weich, sie wird aufgefangen.
In Römer 5,1 steht: „Wir haben Zugang zur Gnade, in der wir stehen.“ Ich möchte dir heute etwas zusprechen: Wenn du ein Kind Gottes bist, befindest du dich im Raum der Gnade. Du fällst und versagst als Ehefrau, du versagst als Ehemann, aber es gibt Gnade für dich und für all dein Versagen.
Ihr Lieben, das ist die größte Befreiung für jede Ehe: immer wieder zurück zum Evangelium.
Mehr noch: Das Evangelium klärt unsere eigentliche Identität. Weil die Gnade mir ermöglicht, meine Identität und Sicherheit aus der Beziehung zu Gott abzuleiten, bin ich davon befreit, sie davon abzuleiten, was Menschen über mich denken.
Es gibt viele Menschen, die versuchen, ihre Identität darin zu finden, Ehefrau und Mutter zu sein. Es gibt Männer, die versuchen, ihre Identität darin zu finden: „Ich bin der perfekte Ehemann, der Versorger, und deswegen will ich Erfolg haben im Beruf.“ Das sind nicht unbedingt schlechte Wünsche, ein guter Ehemann oder eine gute Ehefrau zu sein. Aber das ist nicht das, was unsere Identität ausmacht.
Unsere Identität liegt immer in Christus; er hat uns angenommen.
Kann es sein, dass du dich als Ehefrau darüber definieren willst, was du alles richtig machst? Kann es sein, dass du abhängig geworden bist davon, dass dein Mann dich ständig lobt, und dass du dementsprechend enttäuscht bist, wenn dein Ehemann das, was du tust, nicht sieht? Das passiert uns Männern leider auch, dass wir Dinge nicht sehen, vielleicht auch manchmal aus unserer Fehler heraus.
Kann es sein, dass wir Männer uns einfach als die verstehen wollen, die immer alles richtig machen, damit wir ein Lob von unserer Frau bekommen? Das werden wir nicht immer bekommen.
Es ist so wichtig, uns immer wieder zu vergegenwärtigen: Unsere Identität liegt nicht darin begründet, dass wir Ehemänner oder Ehefrauen sind, sondern dass wir Kinder Gottes sind und er uns angenommen hat.
Es gibt einen weiteren Aspekt, den ich hiermit vor Augen führen möchte, und der hat es in sich: Das Evangelium kann uns eine neue Offenheit in der Ehe schenken.
Paul David Tripp, ein Autor, den ich sehr schätze, schreibt: „Das Evangelium von Gottes Gnade ist eine Einladung zur Offenheit, weil wir wissen, dass nichts über uns offengelegt oder offenbar werden kann, das nicht bereits durch Jesu Opfer bedeckt wurde.“
Kann es sein, dass wir häufig Angst haben, dass etwas über uns rauskommt, was andere nicht wissen sollten, vielleicht sogar in unserer eigenen Ehe? Aber was wäre, wenn es rauskommt? Was passiert, wenn ich etwas bekenne?
Wir können uns vergewissern: Es wurde schon bezahlt am Kreuz. Jesus hat bereits bezahlt. Und das kann in uns eine neue Offenheit schenken, über unsere Fehler in der Ehe zu reden, wenn wir das Evangelium wirklich glauben.
Ich habe letztens erst mit einem Ehemann gesprochen. Er kam, suchte ein seelsorgerliches Gespräch, und er sagte: „Andre, vor circa einem Jahr habe ich Pornos geguckt als Ehemann. Gott hat mich befreit.“ Ich sagte: „Preis dem Herrn, dass er dich befreit hat.“ Das ist oft ein zäher Kampf. Wie gut, dass du Sieg erlebst.
Er sagt: „Andre, ich erlebe Sieg, Gott hilft mir, den Versuchungen zu widerstehen, aber jetzt stellt sich mir die Frage: Soll ich meiner Frau etwas davon erzählen?“ Ich habe gesagt: „Ja, ja, solltest du. Das ist eine Sünde gegen sie. Du solltest es ihr bekennen.“
Dann haben wir ein bisschen über seine Frau gesprochen, und er sagt: „Andre, meine Frau ist in letzter Zeit so stark gewachsen, sie hat das Evangelium immer mehr verstanden.“ Ich habe ihm gesagt: „Weißt du was? Natürlich wird deine Frau verletzt sein, wenn sie das erfährt. Aber wenn sie das Evangelium verstanden hat, wie viel Gott uns vergeben hat, dann befreit uns das, offener miteinander zu reden, weil wir wissen, wir sind beide Sünder – meine Frau und ich. Wir brauchen Vergebung, und Christus ist dafür gestorben.“
Dieser Gedanke schafft eine ganz neue Offenheit in der Ehe, weil es nichts über uns herauskommen kann, was Christus nicht schon bezahlt hat. Das ist die gute Nachricht, und deswegen ist das Evangelium die größte Befreiung für jede Ehe.
Der grösste Schutz der Ehe: Nähe zu Gott
Ich komme zum vierten Punkt: Der größte Schutz für die Ehe ist die Nähe zu Gott. Jede Ehe muss geschützt werden. Am Donnerstagabend sprechen wir ganz bewusst auch mal über dieses Thema: Wie wird unsere Ehe affärensicher?
Drei Gegner wirken auf unsere Ehe ein: Die Welt, in der wir leben, Satan beziehungsweise die finsteren Mächte und auch unsere eigenen Begierden. Ich glaube, sie sind der größte Feind. Der größte Feind steckt in uns selbst.
Manchmal hilft es, eine Sache durch ihr Gegenteil zu erklären. Wenn wir darüber sprechen, was der größte Schutz für die Ehe ist, stellen wir doch einmal die Gegenfrage: Was ist die größte Gefahr für die Ehe?
Lass mich Folgendes sagen: Die größte Gefahr für deine Ehe steckt in dir. Deine größte Gefahr, die größte Gefahr für deine Ehe, ist dein eigenes Herz. Das ist die größte Gefahr für deine Ehe.
Deswegen steht in Sprüche 4,23: „Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz, denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.“ Dieser Vers macht deutlich, dass all unser Verhalten, alles, was aus unserem Mund kommt, alles, was unser Leben ausmacht, seinen Ursprung nicht in den Umständen oder in der Ehe hat.
Wenn deine Ehe schlecht läuft, liegt der Grund dafür nie in der Ehe selbst. Er liegt genau hier, in deinem Herzen. Da liegt der Grund.
Deshalb sagt Salomo, ein sehr weiser Mann, es ist so wichtig, dass wir auf unser Herz achten. In jeder Hinsicht. Ich möchte nur zwei Beispiele erwähnen.
Salomo warnt später vor dem Ehebruch und sagt: „Begehre nicht im Hinblick auf die andere Frau ihre Schönheit.“ Dort fängt es in deinem Herzen an.
Dann heißt es aber auch in Bezug auf andere Dinge, dass Zorn und Wutausbrüche letztendlich ihren Ursprung in unserem Herzen haben. Es geht immer auf das Herz zurück.
Wir behüten unser Herz, wenn wir nah beim Herrn sind.
Lass mich dir folgende Frage stellen: Wie nah bist du gerade bei Gott? Wie nah bist du Gott?
Weißt du was? Ich weiß, wie nah du Gott gerade bist.
Da sagst du jetzt vielleicht: „Andre, Moment, jetzt lehnst du dich ein bisschen zu weit aus dem Fenster. Wie kannst du wissen, wie nah ich Gott gerade bin? Du kennst mich gar nicht.“
Doch, ich weiß, wie nah du Gott gerade bist. Weißt du wie nah? So nah, wie nah du ihm sein möchtest. So nah bist du Gott gerade.
Es ist immer wieder eine Aufforderung: „Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch.“
Wenn du deine Gottesbeziehung in letzter Zeit vernachlässigt hast, ist deine Ehe in größerer Gefahr als zu der Zeit, als du Gott näher warst.
Deswegen ist es so gut, wenn wir uns hier noch einmal das Dreieck anschauen: Je näher wir zu Jesus kommen, desto sicherer wird unsere Ehe.
Ja, wir reden davon, wie vielen Gefahren die Ehe ausgesetzt ist. Aber Gott liefert uns einen Schutz, wenn wir bei ihm sind.
Wenn unser Herz auf ihn ausgerichtet ist, dann haben wir die Kraft. „Wandelt im Geist, so werdet ihr die Werke des Fleisches nicht vollbringen.“
Das schönste Geschenk in der Ehe: Persönliche Heiligung
Ich möchte zum nächsten Punkt kommen, zum fünften, zum vorletzten Punkt. Das schönste Geschenk für den Ehepartner ist persönliche Heiligung.
Schaut mal: Wenn wir den Herrn, hier Jesus, als das Vorbild für Jesusähnlichkeit sehen und der Herr uns durch Heiligung verändert, sodass wir ihm immer ähnlicher werden, dann ist das das allerschönste Geschenk, das wir unserem Ehepartner machen können.
Roger Pugh, der vielleicht auch einigen von euch bekannt ist, sagte einmal: Das Wertvollste, was ein Ehemann seiner Frau schenken kann, ist eine intakte Gottesbeziehung. Ebenso ist das Wertvollste, was eine Ehefrau ihrem Mann schenken kann, eine intakte Gottesbeziehung. Man könnte für „intakte Gottesbeziehung“ auch „persönliche Heiligung“ einsetzen, weil diese daraus entsteht.
In Epheser 4 heißt es: „Ihr habt ihn doch gehört und seid in ihm belehrt worden, wie es Wahrheit in Jesus ist, dass ihr, was den früheren Lebenswandel angeht, den alten Menschen abgelegt habt, der sich durch die betrügerischen Begierden zugrunde richtet, dagegen erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung und den neuen Menschen angezogen habt, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.“
Christus hat uns schon neu gemacht, das sagt der Vers. Aber hier in Vers 23 ist ein andauernder Prozess beschrieben. Ja, wir sind neu gemacht worden, aber wir werden ständig erneuert im Geist unserer Gesinnung. Das ist das schönste Geschenk, das du deinem Ehepartner machen kannst, wenn deine Sinne sich erneuern, wenn deine Sinne erneuert werden.
Schaut mal: Was bringt es einer Frau, wenn ihr Mann ihr ständig Blumen nach Hause bringt, aber immer wieder zur Pornografie greift? Sie will diese Blumen nicht haben. Sie will keine Geschenke, wenn so ein großes Problem mitten in der Ehe besteht.
Was bringt es einem Mann, wenn seine Frau ihm immer wieder gutes Essen macht, aber ihr Herz immer wieder voller Bitterkeit ihm gegenüber ist und sie ständig nörgelt und ihm Anschuldigungen macht? Da will er das gute Essen gar nicht.
Das Buch der Sprüche sagt: „Besser ein Bissen Brot mit Frieden als ein Festmahl mit Zank.“ Das größte Geschenk ist nichts Materielles, was wir unserem Ehepartner machen können. Das schönste Geschenk ist ein christusähnlicher Charakter.
Wenn du mal auf deine Ehe zurückschaust: Wie habt ihr euch beide entwickelt? Vielleicht seid ihr fünf Jahre verheiratet, vielleicht zwei Jahre, oder fünfzehn, zwanzig, dreißig Jahre. Kann deine Frau von dir sagen: „Ich sehe immer weniger Johann, ich sehe immer mehr Christus“? Kann dein Ehemann von dir sagen: „Ich sehe immer weniger Lydia, ich sehe immer mehr Christus in dir“?
Ihr Lieben, ich kann Gott die Ehre aus eigener Erfahrung sagen: Es gibt nichts Schöneres. Es gibt nichts Schöneres, als zurückzuschauen und festzustellen: Ja, wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen, aber wir sind nicht mehr da, wo wir mal waren. Der Herr hat so vieles getan, wir sind Jesus ähnlicher geworden.
Ich möchte mich an alle Ehefrauen an dieser Stelle richten: Liebe Ehefrauen, das schönste Geschenk, das du deinem Mann machen kannst, ist nicht gutes Essen. Darüber wird er sich auch freuen, aber das ist nicht das schönste Geschenk. Das schönste Geschenk ist nicht der tolle Webergrill, den du deinem Mann machen kannst. Das schönste Geschenk ist auch nicht deine äußere Schönheit, auch wenn er sich darüber berechtigterweise freut.
Das schönste Geschenk ist dein geheiligter Charakter.
Ihr Lieben, mich bewegt es sehr, meine Frau zu beobachten. Es bewegt mich zu sehen, wie sie früh morgens im Wohnzimmer aufsteht und ihre Bibel liest. Sie wird geheiligt im Wasserbad des Wortes.
Mich bewegt es, wenn ich nach Hause komme und sie mit den Kindern Bibelverse auswendig gelernt hat. Überall in unserer Küche hängen Bibelverse, die auf Christus hinweisen.
Mich bewegt es, wenn ich Samstagabend nach Hause komme und meine Frau bis spät in der Küche ist, um für die 15 Leute zu backen, die am Sonntag nach dem Gottesdienst kommen. Ich weiß, sie macht das alles, weil sie Christus so sehr liebt.
In diesen Momenten denke ich: Ich bin der glücklichste Ehemann, denn nichts ist schöner, als mit einer Frau verheiratet zu sein, die Christus ähnlich ist, bei der die Frucht des Geistes so zum Vorschein kommt.
Ich schaue zurück, wo ich sie geheiratet habe, und jetzt, 14 Jahre später, ist so viel Gutes passiert.
Liebe Ehefrauen, das schönste Geschenk, das ihr euren Männern machen könnt, ist ein geheiligter Charakter.
Liebe Ehemänner, das schönste Geschenk, das ihr euren Frauen machen könnt, sind nicht Blumen. Das schönste Geschenk ist auch nicht mal eine Auszeit allein mit der Frau. So gut das ist – und wir haben es in diesem Jahr auch genossen, wieder mal ein Wochenende für uns alleine ohne Kinder –, aber das schönste Geschenk, das du deiner Frau machen kannst, ist, dass sie immer weniger dich sieht und immer mehr Christus in dir.
So wie Paulus sagt: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Das, was ich jetzt lebe, das lebe ich im Geist für den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“
Deswegen sollte das der Fokus sein.
Mach dir heute Gedanken, wenn du nach Hause kommst: Wie sieht dein Plan für deine Heiligung aus? Was möchtest du tun, um Christus ähnlicher zu werden? Was möchtest du vielleicht deinem Ehepartner bekennen? Wo haben sich Schwerpunkte in eurer Ehe verschoben?
Die sinnvollste Ausrichtung der Ehe: Das Reich Gottes
Ich komme zu einem letzten Punkt: Die sinnvollste Ausrichtung in der Ehe ist das Reich Gottes. Das ist die wichtigste Orientierung.
In Matthäus 6,33 heißt es: "Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und alles andere wird euch hinzugefügt werden."
Ihr merkt, das sind keine Bibelstellen, die speziell über die Ehe sprechen, sondern sie richten sich an jeden Christen. Deshalb müssen sie auch in die Ehe übertragen werden.
Leider beobachte ich das oft bei jungen Ehepaaren, die heiraten. Danach stellt sich häufig ein Eheegoismus ein. Man sieht sie kaum noch in der Gemeinde. Früher haben sie voll gedient, heute entscheiden sie sich sonntags lieber für einen Brunch, anstatt zum Gottesdienst zu gehen. Früher haben sie ihre Gaben mit vollem Einsatz eingebracht, jetzt ziehen sie sich aus allen Diensten zurück. Sie sagen: "Ja, wir brauchen ja auch Zeit für uns."
Natürlich braucht jedes Paar Zeit für sich, das will ich gar nicht bestreiten. Aber das Sinnvollste, was man als Ehepaar tun kann, ist, sich gemeinsam ganz auf den Herrn auszurichten.
Manchmal sage ich bei Hochzeiten in der Traurede etwas, das vielleicht im ersten Moment ein Schock ist: Gott hat euch beide nicht nur zusammengeführt, damit ihr einander habt. Das war eigentlich nur ein Teilaspekt. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, deshalb schafft Gott die Ehe. Aber Gott hat euch nicht nur zusammengefügt, damit ihr jetzt einander habt, sondern damit ihr zusammen ein starkes Team für sein Reich seid.
Schau mal: Wenn du als Mann deine Frau wirklich liebst, was ist das Beste, was du für sie wünschen kannst? Wenn wir das durchdenken, merken wir: Die Ehe hat ein Ende. Mit dem Tod endet die Ehe.
Manchmal ist es schwer vorstellbar, dass es im Himmel diese Form von Gemeinschaft so nicht mehr geben wird, sagt die Bibel. Aber die Ehe ist begrenzt. Vielleicht, wenn es hochkommt, sechzig gemeinsame Jahre.
Aber dann beginnt die Ewigkeit. Und wie wir unser Leben als Ehepaar jetzt gelebt haben, hat Auswirkungen auf die Ewigkeit.
Logisch gedacht ist es doch das Beste, was wir für unseren Ehepartner wünschen können, dass er, wenn er irgendwann vor Jesus steht, von Jesus ein Lob bekommt: "Gut gemacht, du treuer Knecht!"
Sollten wir dann nicht jetzt schon unsere Ehe darauf ausrichten, dass es irgendwann zu diesem Lob kommt? Dieses Lob hält eine Ewigkeit. Die Belohnung, die man vom Herrn bekommt – die Bibel spricht von einem Preisgericht, bei dem wir nach unseren Werken belohnt werden – hält ewig.
Deshalb, wenn ich meine Frau liebe, will ich mit ihr jetzt ein Leben führen, damit sie irgendwann von Jesus selbst die größte Belohnung erhält, die ewig hält.
Ein großes Vorbild sind für mich Aquilla und Priscilla. Ich erwähne sie hier nur kurz, aus zeitlichen Gründen. Ananias und Saphira sind leider kein Vorbild, das möchte ich klarstellen.
Paulus grüßt in Römer 16 Priska (das ist Priscilla) und Aquilla als seine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für sein Leben ihren eigenen Hals riskiert haben. Paulus dankt nicht nur ihnen, sondern auch allen Gemeinden der Nationen.
Man sieht, dass sie gemeinsam an der Front stehen. Sie haben ihr Leben für das Evangelium riskiert – als Ehepaar. Sie werden immer zusammen erwähnt. Wenn der eine genannt wird, ist auch der andere dabei: Aquilla und Priscilla.
Sie leiden gemeinsam für Christus, begleiten Paulus von Korinth nach Ephesus und kümmern sich um Apollos, einen feurigen Prediger, der noch nicht alles verstanden hatte. Sie laden ihn zu sich nach Hause ein. Sicherlich war auch Priscilla als Frau gefragt, sie schaffen den Rahmen und helfen Apollos.
Immer zusammen sind sie für den Herrn unterwegs. Das wünsche ich mir für meine Ehe und für eure Ehen: Dass ihr zusammen ein Team seid und gemeinsam Gott dient.
Ein Pastor hat einmal gesagt: "Wenn wir unseren Blick nicht auf Gott heften, verbringen wir unsere Zeit damit, Geringeres anzustarren – nämlich uns selbst."
Viele Paare machen diesen Fehler. Sie verbringen viel Zeit damit, auf sich selbst und den Partner zu schauen, aber wenig Zeit, unverwandt auf Gott zu blicken.
Wenn sie ihren Fokus auf Gott legen, fangen sie an, jeden Aspekt ihres Lebens nicht nur auf die wenigen Jahre auszurichten, die sie gemeinsam auf der Erde haben, sondern auf die Millionen Jahre, die sie in Gottes Gegenwart verbringen werden.
Ich möchte euch als Ehepaare einladen, ermutigen und vielleicht auch herausfordern: Redet gemeinsam darüber, warum Gott euch zusammengeführt hat. Was sind die guten Werke, die er für euch vorbereitet hat – für eure Ehe?
Vielleicht ist das ein hilfreiches Schema: Schaut, welche Gaben ihr habt – die Gaben und Fähigkeiten des Ehemannes plus die Gaben und Fähigkeiten der Ehefrau, dazu eure Möglichkeiten und Ressourcen sowie die Nöte und offenen Türen. Daraus ergibt sich ein gemeinsamer Einsatz für den Herrn.
Für uns war das Jahr 2017 eine große Wende. Da ist vieles passiert – in unserem Leben und auch in unserer Ehe. Wir haben festgestellt, dass wir ein Christsein leben, das sehr diesseitig orientiert ist. Das mussten wir schmerzlich erkennen.
Ja, ich habe gepredigt, ich war auch schon Pastor. Aber man kann immer wieder zurückfallen und Dinge wichtig finden, die Gott nicht wichtig sind. Oder man trennt das: Das ist mein Dienst in der Gemeinde, das ist meine Ehe.
Gott hat uns deutlich gemacht: Ich will euch zusammen gebrauchen – natürlich in unterschiedlichen Funktionen. Aber ich will euch zusammen gebrauchen.
Dann haben wir gefragt: Was will der Herr von mir? Ja, der Herr will, dass ich predige und das Evangelium verkündige. Wir haben geschaut, was er meiner Frau gegeben hat: ganz ausgeprägt die Gabe der Hilfeleistung und Gastfreundschaft.
Der Herr hat uns ein Haus geschenkt – wirklich ein Haus, das wir nutzen können, mit elf Zimmern, in denen wir Leute unterbringen können.
Es gibt so viele Nöte. Kinder in Deutschland sind in Heimen, sie könnten in christliche Pflegefamilien kommen, wo es ihnen viel besser geht und sie das Evangelium hören. Der Herr öffnet uns Türen.
Zurzeit kommen so viele Menschen in unsere Gottesdienste – mehr als je zuvor, auch wie bei euch hier.
Wir haben gesagt: Das ist jetzt unser gemeinsamer Dienst. Wir öffnen unser Haus. Leute können kommen, einige wohnen beständig bei uns. Meine Frau kocht immer für sie mit und wir können sie prägen.
Oft werden wir gefragt: Wie könnt ihr das machen? Habt ihr da keine Privatsphäre mehr?
Wir sagen: Ja, das könnten wir auch nicht. Aber der Herr hilft. Das ist manchmal herausfordernd, aber der Herr hilft.
Oft ist der Sonntag für uns Gemeindetag, nicht Familientag. Das Haus ist meistens voll mit Menschen, die ganz am Anfang des Glaubens stehen. Manchmal sitzen vier verschiedene Kontinente am Tisch – aus Afrika, Asien, Südamerika.
Meine Frau und ich fallen Sonntagabends oft todmüde ins Bett, weil wir manchmal bis spät abends dreimal gepredigt haben und Gäste da sind.
Aber ich kann euch sagen: Zur Ehre Gottes kann ich mir kein glücklicheres und erfüllteres Leben vorstellen. Als Ehepaar ganz für den Herrn – trotz aller Schwachheiten. Wir brauchen viel Gnade und machen viele Fehler, aber die Ausrichtung, die stimmt.
Ich möchte euch ermutigen: Lebt als Ehepaar kein 08/15-Christsein. Stellt euch neu die Frage: Der Herr kommt doch bald wieder. Was haben wir zu verlieren?
Lasst uns nicht nur auf irdische Dinge schauen, sondern gemeinsam die Frage stellen: Was können wir für den Herrn tun?
Und sei es, dass man damit anfängt, einen Betrag X für die Mission zu spenden, der sich spürbar im Familienhaushalt macht. Damit kann es ja beginnen.
Zum Abschluss möchte ich uns alle ermutigen und jetzt auch für unsere Ehe beten. Lasst uns dazu aufstehen.