Die Bedeutung der klaren Evangeliumsverkündigung und die Bereitschaft zum Einsatz
Wie wichtig und wertvoll ist es für dich, dass das Evangelium klar verkündigt wird? Anders gefragt: Was bist du bereit zu tun, damit du Woche für Woche das Evangelium hören kannst und damit es auch viele andere hören können?
Mich ermutigt sehr, dass ich hier in der Gemeinde erlebe, dass viele Menschen bereit sind, viel zu tun, um das Evangelium zu hören. Manche von euch sind heute eine Stunde oder länger unterwegs gewesen, um hier zu sein, weil ihr das Evangelium hören wollt.
Ich finde es sehr traurig, dass viele von euch so weite Strecken fahren müssen, weil ihr in der Nähe keine Gemeinde findet, in der das Evangelium verkündigt wird. Aber mich ermutigt es, dass ihr sagt: Davon lassen wir uns nicht abhalten. Wir nehmen diesen Weg auf uns, weil wir das Evangelium hören wollen.
Mich ermutigt, dass heute schon der Gottesdienstraum so voll ist. Das heißt, ihr habt euch auf den Weg gemacht, obwohl es heute am letzten Tag des Oktoberfestes nicht unbedingt einfach ist. Diejenigen, die mit dem Auto gekommen sind, wissen, wovon ich rede. Aber ihr wollt hier sein, weil es euch wichtig ist, Gott anzubeten und das Evangelium gepredigt zu hören.
Mich ermutigt, dass manche unter uns schon extra früh gekommen sind, um als Türdienste alles vorzubereiten, den Raum in Ordnung zu bringen, an der Tür zu stehen, euch freundlich zu begrüßen und Gottesdienstblätter auszuteilen.
Mich ermutigt es, zu sehen, wie unsere Techniker und Musiker heute schon lange vor Beginn des ersten Gottesdienstes hier waren, um zu proben, alles vorzubereiten und dann um neun, um elf und um dreizehn Uhr der Gemeinde zu dienen.
Ich bin dankbar für viele, die im Vorfeld mitgeholfen haben, dass hier das Evangelium verkündigt werden kann. Ich bin dankbar für viele, die sich im Hintergrund einsetzen, damit das Evangelium gehört werden kann.
Ich bin dankbar für viele Mitarbeiter im Kindergottesdienst, die es den Eltern ermöglichen, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit jetzt der Predigt zu schenken und gleichzeitig dafür sorgen, dass auch die Kinder in altersgemäßer Weise das Evangelium hören können.
Ich bin dankbar für eine große Bereitschaft, sich einzusetzen, damit das Evangelium Raum bekommt. Und ich bin dankbar für viele, die großzügig geben, damit das alles auch geschehen kann.
Tatsächlich haben viele Geschwister über die letzten Jahrzehnte hinweg großzügig und aufopferungsvoll gegeben. Nur deshalb können wir hier Gottesdienst feiern. Denn die Geschwister, die diese Gemeinde erbaut haben, haben 1977 so großzügig gegeben, dass dieses Haus gekauft und dann zweimal renoviert und erweitert werden konnte.
Ich bin dankbar, dass viele Geschwister die Gemeinde finanziell so großzügig unterstützen, dass wir Pastoren uns ganz dem Dienst am Evangelium widmen können. Und nur weil wir über den finanziellen Bedarf der Gemeinde hier hinausgeben, war es möglich, dass wir acht Tochtergemeinden gründen konnten.
Außerdem konnten wir noch einige weitere Gemeindegründungen unterstützen, viele Missionare und Prediger aussenden und heute ein Programm in der Gemeinde haben, in dem wir junge Männer für den Pastorendienst ausrüsten und sie dann aussenden.
Paulus als Vorbild für die Hingabe an das Evangelium
Ich bin dankbar, dass wir in dieser Gemeinde ein großes Anliegen dafür haben, dass das Evangelium hier und anderswo gepredigt wird. Genau dieses Anliegen hatte einst auch der Apostel Paulus.
Das veranlasste ihn dazu, den Komfort seines Lebens in Jerusalem aufzugeben und sich auf den Weg zu machen – hin zu Orten, wo das Evangelium noch nicht verkündigt worden war. Er ging dorthin, wo er wusste, dass er Widerstand erleiden würde. Trotz dieses Widerstands und trotz vieler Bedrängnisse ließ er sich nicht davon abhalten, dem Evangelium weiter Raum zu geben.
So war Paulus einst auch nach Korinth gekommen. In dieser heidnischen Stadt hatte er das Evangelium gepredigt, und Gott hatte seine Treue im Dienst zum Evangelium gebraucht, sodass viele Menschen zum Glauben kamen und eine Gemeinde entstand.
Doch einige Jahre später schienen manche Geschwister in Korinth den Apostel Paulus und die treue Evangeliumsverkündigung nicht mehr allzu wertzuschätzen. Genau das spricht Paulus direkt an in unserem heutigen Predigttext.
Wir setzen unsere Serie fort durch den ersten Gründerbrief und kommen heute zu Kapitel 9, zu den ersten 14 Versen. Meine Hoffnung ist, dass wir in diesem Text erkennen, dass es gut und richtig ist, alles dafür zu geben, dass das Evangelium weiter verkündigt wird.
Deswegen habe ich die Predigt überschrieben mit dem Titel „Gib alles für das Evangelium“.
Der Anspruch auf Anerkennung und Wertschätzung für Evangeliumsverkündiger
Ich lese uns unseren Predigttext, 1. Korinther 9, die Verse 1 bis 14. Hier schreibt der Apostel Paulus:
Bin ich nicht frei? Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht unseren Herrn Jesus gesehen? Seid nicht ihr mein Werk in dem Herrn? Bin ich für andere kein Apostel, so bin ich es doch für euch, denn das Siegel meines Apostelamtes seid ihr in dem Herrn.
Denjenigen, die mich verurteilen, antworte ich so: Haben wir nicht das Recht, zu essen und zu trinken? Haben wir nicht auch das Recht, eine Schwester als Ehefrau mit uns zu führen, wie die anderen Apostel und die Brüder des Herrn und Kefas? Oder haben allein ich und Barnabas nicht das Recht, nicht zu arbeiten?
Wer zieht denn in den Krieg und zahlt sich selbst den Sold? Wer pflanzt einen Weinberg und isst nicht von seiner Frucht? Oder wer weidet eine Herde und nährt sich nicht von der Milch der Herde? Rede ich das nach menschlichem Gutdünken? Sagt das nicht auch das Gesetz? Denn im Gesetz des Mose steht geschrieben: „Du sollst dem Ochsen, der da trischt, nicht das Maul verbinden.“
Sorgt sich Gott etwa um die Ochsen? Oder redet er nicht überall um unseretwillen? Ja, um unseretwillen ist es geschrieben: Wer pflügt, soll auf Hoffnung pflügen, und wer drischt, soll in der Hoffnung dreschen, dass er seinen Teil empfangen wird.
Wenn wir euch zu Gute Geistliches säen, ist es dann zu viel, wenn wir Leibliches von euch ernten? Wenn andere dieses Recht an euch haben, warum nicht vielmehr wir? Aber wir haben von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht, sondern wir ertragen alles, damit wir nicht dem Evangelium von Christus ein Hindernis bereiten.
Wisst ihr nicht, dass die, die im Tempel dienen, vom Tempel leben, und die, die am Altar dienen, vom Altar ihren Anteil bekommen? So hat auch der Herr befohlen, dass die, die das Evangelium verkündigen, sich vom Evangelium nähren sollen.
Soweit unser Predigttext.
Das ist so einer dieser Texte, bei denen ich manchmal, wenn ich mich am Montag anfange, mit dem Predigttext zu beschäftigen, denke: Ach, den Text hätte ich doch jemand anderem zum Predigen geben können. In diesem Fall habe ich konkret an unsere ehrenamtlichen Ältesten gedacht, weil es viel passender wäre, wenn einer von ihnen predigen würde und nicht einer von uns, die hier so klingen würden, als wollten wir uns gerade selbst dienen.
Nun, ich hoffe, wir verstehen: Dieser Text ist einfach dran, weil wir in der Predigtserie an diesen Text kommen. Ich glaube, es ist gut und richtig, dass wir diesen Text hören.
Ich möchte diesen Text in drei Abschnitten betrachten. Wir wollen in den ersten drei Versen darauf sehen, wie Paulus den Korinthern erklärt, dass er eine Wertschätzung, eine Anerkennung verdient hat als Evangeliumsverkündiger. Allgemeiner gesagt: Evangeliumsverkündiger verdienen Anerkennung.
In den Versen 4 bis 11 lesen wir dann den klaren biblischen Auftrag, dass Evangeliumsverkündiger wie Paulus und ganz allgemein die Evangeliumsverkündigung unterstützt werden sollen.
Und schließlich wollen wir anhand der Verse 12 bis 14 darüber nachdenken, dass wir der Evangeliumsverkündigung niemals im Wege stehen sollten.
Das sind die drei Aspekte, über die wir nachdenken wollen.
Die Notwendigkeit von Wertschätzung für den Dienst am Evangelium
Die ersten drei Verse sind ein klarer Aufruf von Paulus an die Korinther, ihn als Apostel wertzuschätzen. Das Problem war offensichtlich, dass in Korinth inzwischen einige Menschen Paulus nicht mehr besonders schätzten. Sie redeten schlecht über ihn und stellten in Frage, ob er überhaupt wirklich ein Apostel war.
Dabei hätten die Korinther es doch wissen sollen. Paulus war nur deshalb zu ihnen gekommen. Er war ursprünglich als Rabbi aus Jerusalem aufgebrochen, weil ihn diese Botschaft so ergriffen hatte. Ja, weil der Herr ihm selbst erschienen war, ihn bekehrt und beauftragt hatte, das Evangelium bis an das Ende der Erde zu verkünden. Aus diesem Grund war er zu den Heiden gegangen.
Die Korinther hatten das erlebt. Mehr noch: Gott hatte Paulus im Leben der Korinther gebraucht. Das Evangelium war ihnen so zu Herzen gegangen, dass sie zum Glauben gekommen waren und Bekehrung erlebt hatten. Wenn es einen Beleg dafür gab, dass Paulus tatsächlich ein Apostel des Herrn war, dann war es ihre eigene Bekehrung, ihre eigene Lebensgeschichte – nicht das, was Paulus deutlich macht, nämlich dass auch immer andere Menschen über ihn und seinen Dienst gesagt haben mögen.
Die Korinther hätten es besser wissen müssen. Sie hätten Paulus als Apostel anerkennen und wertschätzen sollen.
Nun liegt es mir fern, mich oder andere Pastoren, Prediger oder Missionare mit dem Apostel Paulus zu vergleichen. Mir ist auch klar, dass es, wenn ich diesen Text auf Menschen anwende, die heute das Evangelium verkündigen, ein wenig so klingen könnte, als würde ich darum bitten, dass mir doch bitte mehr Wertschätzung entgegengebracht wird. Aber keine Sorge: Meine Persönlichkeitsstruktur ist nicht so, dass ich besonders darauf bedacht wäre.
Zudem bekomme ich sehr viel Wertschätzung. Wir Pastoren und Ältesten sind sehr dankbar für eine wertschätzende Gemeinde. Mir geht es also nicht darum, dass wir hier etwas Großes verändern sollen. Mir geht es einfach darum, dass wir das biblische Prinzip klar und deutlich verstehen.
Ich glaube, das ist gut und wichtig. Denn damals wie heute gibt es Menschen – und ich würde behaupten, gar nicht so wenige –, die sehr schnell dabei sind, diejenigen zu kritisieren, die bestimmte Ämter oder Positionen innehaben. Das kennen wir. Wir müssen nur warten, bis die deutsche Fußballnationalmannschaft wieder spielt. Dann wissen wir, es gibt 80 Millionen Bundestrainer, die es alle besser wissen als derjenige, der den Job gerade hat.
Oder denken wir an den Bundeskanzler: Wir sind schnell dabei, zu schimpfen, was für einen Mist er macht. Dabei wissen wir natürlich besser Bescheid, obwohl wir gar keine Ahnung haben, wie komplex das politische Geschäft ist und wie schwer es ist, bei all den unterschiedlichen Faktoren den Überblick zu bewahren.
Aber wir kritisieren. Wir kritisieren gerne auch unsere eigenen Chefs. Natürlich wissen wir es besser. Das ist eine Herzenshaltung, die sehr typisch ist und viele Menschen haben.
Dann ist es ganz natürlich, dass sich das auch in Gemeinden zeigt. Man meint, besser zu wissen, was die Gemeindeleitung hätte tun sollen, man glaubt, alles besser zu wissen.
Noch einmal: Ich möchte deutlich sagen, dass ich dankbar bin, dass ich das in dieser Gemeinde hier nicht so erlebe. Aber wir tun gut daran, das so zu hören.
Dabei will ich nicht sagen, dass es nicht auch gut und richtig für eine Gemeinde ist, kritisch hinzuhören – ja, mit Wertschätzung und zugleich mit Achtsamkeit, ob das, was verkündigt wird, wirklich das biblische Evangelium ist.
Das möchte ich deutlich machen: Das ist unsere aller Aufgabe. Wir alle tragen Verantwortung für die Verkündigung in dieser Gemeinde. Wenn hier vorne Leute auftreten und Dinge sagen, die nicht der Bibel entsprechen, ist es unsere Aufgabe, diese Leute abzusetzen.
Das heißt: Kritik ist erlaubt, aber die Grundhaltung sollte eine der Wertschätzung sein.
Mein Wunsch ist, dass das so bleibt in dieser Gemeinde. Auch wenn irgendwann andere Männer hier vorne stehen, wenn der Gottesdienstleiter vielleicht nicht rhetorisch so gewandt ist wie Sammy, wenn der Prediger nicht mehr so beeindruckende Gesten hat wie ich oder wenn er woanders predigt und dort auf Prediger trifft, die vielleicht weniger imposant sind.
Wir tun gut daran, diejenigen wertzuschätzen, die Gott uns sendet, um uns das Evangelium zu verkündigen.
Die biblische Grundlage für die Unterstützung von Evangeliumsverkündigern
Ein besonderer Weg, wie Wertschätzung zum Ausdruck kommen soll, ist die materielle Unterstützung der Evangeliumsverkündiger und der Evangeliumsverkündigung. Darum geht es in den Versen 4 bis 11.
Hier stellt Paulus viele rhetorische Fragen, durch die er seinen rechtmäßigen Anspruch deutlich macht: den Anspruch, als Verkündiger des Evangeliums auch versorgt zu werden. Er nennt das in den Versen 4 bis 6 auf drei verschiedene Arten.
In Vers 4 spricht er vom Recht auf eine grundsätzliche Versorgung – das Recht zu essen und zu trinken. Dabei geht es nicht nur darum, dass er sich selbst ernähren darf, sondern dass er ernährt werden soll. Die Gemeinde hat also die Verantwortung, für ihn zu sorgen, sodass er zu essen und zu trinken hat.
Dieses Recht bezieht sich nicht nur auf ihn persönlich, sondern umfasst im Falle einer Ehefrau auch die Ehefrau und die Familie. Das meint er in Vers 5, wenn er sagt, dass er das Recht hat, eine Schwester als Ehefrau mit sich zu führen, wie die anderen Apostel, die Brüder des Herrn und auch Kephas. Hier geht es also nur am Rande darum, dass er das Recht hätte, eine Ehefrau zu haben. Das hat er auch, wie er im Kapitel 7 schon deutlich gemacht hat. Er verzichtet bewusst auf dieses Recht, weil er für sich entschieden hat, dass es für ihn besser ist, zölibatär zu leben, also allein zu bleiben.
Er hätte das Recht gehabt zu heiraten, allerdings nur eine Christin. Denn er versteht, dass Christen nur Christen heiraten sollten. Deshalb heißt es hier, eine Schwester als Ehefrau zu nehmen. Interessant ist auch, dass er erwähnt, dass es bei den anderen Aposteln, bei den Brüdern des Herrn Jesus und auch bei Kephas anders war. Kephas ist der griechische Name von Petrus. Diese waren verheiratet und führten eine Frau mit sich.
Das nur am Rande für diejenigen, die vielleicht aus katholischem Hintergrund kommen und denken, Pastoren, Prediger oder Geistliche sollten im Zölibat leben und nicht heiraten. Der erste angebliche Papst Petrus war verheiratet, das macht der Text hier deutlich. Das haben wir auch am Donnerstag in der Bibelstunde gesehen, als wir Markus 1 gelesen haben. Dort ist die Rede davon, dass Petrus eine Schwiegermutter hatte.
Paulus hatte also das Recht zu heiraten und auch das Recht darauf, dass die Gemeinde so für ihn sorgt, dass er eine Frau mit sich bringen könnte und diese ebenfalls versorgt wird. Dieses Recht betont er nicht nur für sich, sondern auch für andere Evangeliumsverkündiger, wie zum Beispiel Barnabas.
Das sehen wir vor allem beim dritten Aspekt, den er anspricht: Ein Evangeliumsverkündiger sollte so umfassend versorgt werden, dass er keiner anderen Arbeit mehr nachgehen muss. Er sollte von dem leben können, was er als Botschafter des Evangeliums tut.
Paulus selbst hatte dieses Recht für sich nicht in Anspruch genommen. Als er einst nach Korinth kam, arbeitete er gemeinsam mit Aquila und Priscilla als Zeltmacher und verdiente so seinen eigenen Lebensunterhalt. Später kamen Silas und Timotheus aus Mazedonien, und sie brachten aus der mazedonischen Stadt Philippi Geld mit.
Philippi war die Gemeinde, von der Paulus unterstützt wurde. So konnte er sich dann vollzeitlich der Verkündigung des Evangeliums widmen. Er betont hier, dass es sein gutes Recht gewesen wäre, davon zu leben. Dieses Recht gilt für ihn, für Barnabas und für jeden anderen, der das Evangelium verkündet.
Er nennt drei Beispiele aus anderen Berufen, um zu zeigen, dass es auch dort selbstverständlich ist, vom eigenen Werk zu leben. In Vers 7 fragt er: Wer zieht in den Krieg und zahlt sich selbst den Sold? Wer pflanzt einen Weinberg und isst nicht von seiner Frucht? Oder wer weidet eine Herde und nährt sich nicht von der Milch der Herde? Das macht Sinn, oder? Wir können das nachvollziehen.
Jesus selbst hat gesagt: „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Darauf bezieht sich Vers 14 im weiteren Verlauf. Das heißt, wir sollten nicht fragen: Was muss man gerade noch so geben, damit jemand irgendwie existieren kann? Stell dir vor, dein Chef würde so denken! Stell dir vor, du kommst morgen zur Arbeit, und dein Chef sagt: „Wir haben nochmal im Leitungskreis überlegt, eigentlich reicht auch ein bisschen weniger für dich zum Leben. Ab morgen bekommst du weniger Lohn.“ Du würdest sagen: „Hä, warte mal!“ So sollten wir auch in der Gemeinde nicht denken.
Ich bin dankbar dafür, dass ihr großzügig seid. Ich bewerbe mich hier nicht um eine Gehaltserhöhung, sondern möchte uns einfach ein biblisches Prinzip nahebringen. Dabei rede ich nicht nach menschlichem Gutdünken, sagt Paulus in Vers 8. Er erklärt, dass das schon so in der Bibel steht. Ich hatte eben schon Jesu Worte erwähnt: „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Darauf kommt er später noch zu sprechen.
Interessanterweise erwähnt er hier zuerst das Alte Testament, das Gesetz des Mose. Dort steht geschrieben in Vers 9: „Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden.“ Sorgt sich Gott etwa um die Ochsen, oder redet er nicht vielmehr um unseretwillen? Ja, um unseres Willens ist es geschrieben: „Wer pflügt, soll auf Hoffnung pflügen, wer drescht, soll in der Hoffnung dreschen, dass er seinen Teil empfängt.“
Wenn wir euch geistlich Gutes säen, ist es dann zu viel, wenn wir von euch leiblich ernten? Das ist das Fazit hier zunächst einmal: Ja, wir sollten leiblich für diejenigen sorgen, die geistlich für uns sorgen. Das ist das Prinzip.
Noch einmal: Ich predige das nicht, weil ich in der Gemeinde Mangel sehe oder weil ich selbst Mangel leide. Ich predige das, weil es unser heutiger Predigttext ist, im Rahmen unseres ersten Korintherbriefes. Wie schön, dass ein Text, der eine Gemeinde ermahnt, von mir so gepredigt werden kann, dass ich euch dafür loben darf, dass ihr das tut.
Ich wünsche uns von Herzen, dass wir das auch weiterhin so beibehalten. Denn es geht hier letztlich nicht nur um die Versorgung von Geistlichen, sondern um die Herzen der Gemeinde. Ich glaube, das war auch das Anliegen, das Paulus in Korinth hatte.
Wie gesagt, Paulus hatte gar nicht das Ziel, aus Korinth Geld zu bekommen. Er wurde aus Philippi versorgt. Er predigt das den Korinthern, weil er merkt, dass sie ein Herzensproblem haben. Sie sollen verstehen, dass das Evangelium etwas wert ist. Und sie als Empfänger der freien Gnade Gottes sollen mit frohem Herzen bereit sein, auch dafür zu geben.
Das ist die Herausforderung an uns: Sind wir als Empfänger des größten Schatzes, des Evangeliums – und ich hoffe, das ist dein größter Schatz – bereit, großzügig dafür zu geben? Damit dieses Evangelium hier und anderswo weiter verkündigt werden kann?
Oder vielleicht persönlicher gefragt: Was bist du bereit zu tun und zu geben, damit das Evangelium noch von viel mehr Menschen gehört werden kann?
Die biblische Praxis des Zehnten als Grundlage für Großzügigkeit
Eine Herausforderung an einer großen Gemeinde ist, dass es eigentlich ausreicht, wenn nur einige wenige großzügig geben. Doch die eigentliche Frage lautet: Was ist mit dir? Was zeigt dein Herz darüber, was dir wirklich wichtig und wertvoll ist?
Ich finde es interessant, dass Paulus hier das alttestamentliche Gesetz erwähnt. Im Alten Testament wird ganz konkret davon gesprochen, dass die Verkündigung des Evangeliums unterstützt werden soll. Dort nennt das Alte Testament den Zehnten. Tatsächlich nennt es sogar drei Zehnte.
Der erste Zehnte, also zehn Prozent, gehen einfach an den Tempel und dienen dem Tempeldienst. Das ist quasi das, was Paulus jetzt auf die Evangeliumsverkündigung, also auf die Gemeinde, anwendet. Das ist das, was er den Korinthern nahebringt.
Es gab einen zweiten Zehnten. Dieser war dafür da, dass die Israeliten Opfer bringen sollten, die sie dann selbst essen durften. Das heißt, der Zehnte wurde nicht weggegeben, sondern es war ein von Gott vorgeschriebener Gebrauch der eigenen Ressourcen in der Anbetung Gottes, von der man dann selbst profitieren durfte.
Der dritte Zehnte war nur alle drei Jahre fällig. Er diente der Unterstützung der Armen. Das entspricht in gewisser Weise unserem heutigen Sozialsystem, das wir durch Steuern finanzieren. Diesen Zehnten sammeln wir bei uns am ersten Sonntag im Monat ein. Allerdings nicht nur alle drei Jahre, sondern an jeder vierten oder fünften Woche. Am Ausgang gibt es eine Unterstützungskasse, in der Mitglieder der Gemeinde für Mitglieder in Not sammeln. Diese Kasse wurde von der Gemeinde gemeinsam gegründet – aus der Gemeinde für die Gemeinde, für Geschwister in Not.
Das heißt, der biblische Zehnte im Alten Testament umfasste mindestens diese drei Zehnten. Wahrscheinlich gab es noch viele weitere freiwillige Abgaben.
Wir halten es immer ein wenig offen, inwieweit wir die alttestamentlichen Szenen auch im Neuen Testament anwenden sollen. Aber ich finde es interessant, dass Paulus tatsächlich auf das Alte Testament zurückgreift, um der Gemeinde eine Praxis zu lehren. Das darf uns herausfordern.
Mir hat bei dieser Frage einmal ein ganz junger Christ neue Horizonte eröffnet – und das ist schon viele Jahre her, lange bevor ich Pastor wurde. Ich hatte damals einen jungen Mann, der frisch zum Glauben gekommen war, für eine kurze Zeit bei uns wohnen. Er war begierig, ganz viel über den christlichen Glauben zu erfahren. Es war sozusagen eine intensive Jüngerschaftsbeziehung.
Ich dachte, diese Beziehung könnte ich auch nutzen. Er half mir, und eines Tages arbeiteten wir gemeinsam im Garten und unterhielten uns. Er stellte eine Frage nach der anderen, und irgendwann sagte er: „Ich möchte mit dir noch einmal über den Zehnten reden.“ Da dachte ich mir: Okay, los geht’s! Ich war schon bereit, mir zurechtzulegen, wie ich dem biblischen Zehnten argumentativ begegnen kann.
Doch dann kam eine Frage, die ich nicht erwartet hatte. Er sagte: „Matthias, sag mal, ich versuche das noch richtig zu verstehen. Verstehe ich es richtig, dass alles, was ich habe, letztendlich von Gott kommt? Das sagt doch die Bibel, oder?“ Ich antwortete: „Ja, das sagt die Bibel.“
Also alles, was ich durch meine Fähigkeiten verdiene, mit denen ich überhaupt arbeiten kann, habe ich von Gott bekommen. Dass ich eine Arbeitsstelle habe und die Umstände, in denen ich lebe, das hat mir alles Gott gegeben. Das heißt, Gott gibt mir alles, was ich habe, richtig? „Richtig“, sagte ich.
„Und der Zehnte bedeutet, dass ich davon bis zu neunzig Prozent behalten darf. Das ist ja cool.“ So kann man das auch sehen.
Liebe Gemeinde, vielleicht sollten wir es so sehen: Der biblische Zehnte war nicht das Maximum, nicht das Stretch Goal, nach dem man sich geistlich ausstrecken kann, wenn man besonders gut drauf ist. Er war das Minimum.
Ich habe mich gefragt, was wir als Gemeinde alles tun könnten, wenn jeder so geben würde. Dann müssten wir uns gar keine großen Gedanken machen, wie wir ein größeres Gemeindehaus finanzieren können. Wenn wir das schon über Jahre getan hätten, hätten wir ein solches Polster aufgebaut, dass wir es aus der Portokasse bezahlen könnten – unser Festgeldkonto, wie bei Bayern München.
Wir könnten die Gemeinde auch, wenn ihr sagt, der Gedanke klingt gar nicht gut für mich, in drei Gemeinden aufteilen. Drei Gemeindehäuser wie dieses könnten wir haben und verschiedene Pastoren an verschiedenen Standorten. Auch das wäre möglich.
Wir könnten jeden Missionar, den wir aussenden und von dem wir sagen, dass er ein treuer Evangeliumsverkündiger ist, so bezahlen, dass er nicht noch woanders Geld auftreiben muss, um davon leben zu können. Er könnte einfach leben, weil wir großzügig geben.
Diese Worte dürfen uns herausfordern – auch als eine Gemeinde, in der wir bereits viel Großzügigkeit erleben.
Die Bereitschaft, dem Evangelium nicht im Wege zu stehen
Paulus lehrt uns, dass Evangeliumsverkündiger anerkannt werden sollten. Er zeigt auch, dass die Verkündigung des Evangeliums großzügig unterstützt werden sollte. Schließlich führt er in den Versen 12 bis 14 anhand seines eigenen Beispiels aus, dass wir darauf bedacht sein sollten, dem Evangelium und der Evangeliumsverkündigung nicht im Wege zu stehen.
Ich lese die Verse 12 bis 14 noch einmal vor. Sie führen das vorherige Argument mit einem interessanten Einschub fort: „Wenn andere dieses Recht an euch haben, warum nicht vielmehr wir? Und wir haben von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht, sondern wir ertragen alles, damit wir dem Evangelium von Christus kein Hindernis bereiten. Wisst ihr nicht, dass die, die im Tempel dienen, vom Tempel leben, und die, die am Altar dienen, vom Altar ihren Anteil bekommen? So hat auch der Herr befohlen, dass die, die das Evangelium verkündigen, sich vom Evangelium nähren sollen.“
Dieser Befehl des Herrn ist sicherlich der Auftrag, dass ein Arbeiter seinen Lohn erhält. Interessant ist, dass Paulus das, was wir im Alten Testament über Tempel und Altar finden, auf das Neue Testament und die Evangeliumsverkündigung überträgt. Er relativiert keineswegs sein Recht auf Versorgung, betont aber, dass er von diesem Recht keinen Gebrauch macht.
Ich glaube, dies ist der Kernpunkt hier und zeigt, wie Kapitel 9 auch zu Kapitel 8 passt. Das ist ein etwas abrupter Wechsel zu dem, worüber wir letzte Woche in Kapitel 8 nachgedacht haben. Dort ging es darum, dass wir unsere Freiheit als Christen, unsere Rechte, nicht in Anspruch nehmen sollen, wenn dies anderen geistlich schadet. Ihr erinnert euch sicher. Wir haben das konkret an der Frage besprochen, ob man als Christ zum Oktoberfest gehen sollte.
Wer diese Frage interessiert, kann die Predigt im Archiv von letzter Woche nachhören. Es ging um das Thema Götzenopferfleisch bei Paulus, eine Frage, die uns heute nicht so betrifft. Paulus sagte, dass er selbst bereit ist, auf seine Freiheiten und Rechte zu verzichten, wenn dies seinen Glaubensbrüdern und -schwestern geistlich dient. Anders gesagt: Wenn es ihm geistlich schaden könnte, will er jede Freiheit und jedes Recht zur Seite legen.
Dasselbe Prinzip lehrt er auch hier. Er ist bereit, sein Recht auf Unterstützung nicht in Anspruch zu nehmen, um dem Evangelium von Christus kein Hindernis zu sein. Wir können uns vorstellen, wie ein einforderndes Recht auf Unterstützung dem Evangelium im Wege stehen könnte.
Wenn du als Gast hier bist, fragst du dich vielleicht gerade: „Was ist das denn für eine Gemeinde? Hier wird so viel über Geld und Geben gesprochen.“ Ich kann dich beruhigen: Das kommt hier eigentlich kaum vor. Du kannst die Mitglieder fragen, wann sie das letzte Mal etwas über den Zehnten oder das Geben gehört haben. Das ist schon lange her. Wir predigen fortlaufend durch Bibeltexte, und heute ist eben dieser Text dran. Also keine Sorge, wir sind nicht ständig darauf bedacht, etwas zu bekommen.
Im Gegenteil. Aber es gibt Prediger und Gemeinden, bei denen das ständig Thema ist. Ich verstehe, dass das dem Evangelium tatsächlich ein Hindernis sein kann. Wenn ich von Gemeinden höre, in denen sogenannte Wohlstandsevangelium-Prediger predigen und man den Eindruck bekommt, der einzige Wohlstand, der sie wirklich interessiert, ist ihr eigener, dann entspricht das nicht dem Evangelium.
Das Evangelium ist die gute Nachricht, dass wir ohne etwas dafür zu tun oder zu bezahlen, völlig unverdient allein aufgrund der freien Gnade Gottes von all unserer Schuld befreit sein können und mit Gott versöhnt leben dürfen. Das ist die Botschaft, die Paulus gepredigt hat: Die frohe Botschaft, dass Gott als unser Schöpfer zwar verdient hätte, dass wir uns mit allem, was wir sind und haben, für ihn hingeben – aber er sieht darüber hinweg, dass wir das nicht getan haben.
Wir Menschen rebellieren gegen Gott und gegen den Auftrag, uns ihm ganz hinzugeben. Von Natur aus wenden wir uns von ihm ab. Von Natur aus sind wir Egoisten. Anstatt auf Gott zu hören, wollen wir selbst das Sagen haben. Anstatt uns Gott großzügig hinzugeben, sind wir gierig danach, mehr zu bekommen, und sehr geizig, wenn es ums Geben geht.
Das ist die Grundausrichtung des sündigen menschlichen Herzens. Deshalb hätte Gott jedes Recht, uns zu strafen. Die Bibel macht deutlich, dass der gerechte Lohn der Sünde der ewige Tod, die ewige Verdammnis ist. Aber weil Gott voller Liebe und Barmherzigkeit ist, fordert er diesen Lohn nicht unbedingt ein.
Wir könnten ohnehin nicht genug geben, um uns Annahme bei Gott zu verdienen. Statt zu fordern, was ihm zusteht, gibt er uns, was wir nicht verdient haben. So sandte Gott seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus. Er verließ die Herrlichkeit, den Reichtum, den er für alle Ewigkeit bei Gott dem Vater hatte. Er erniedrigte sich und wurde Mensch. Als Baby wurde er unter ärmlichsten Umständen geboren.
Dann lebte er ein Leben des Gebens. Er gab sich komplett seinem himmlischen Vater hin und den Menschen. Er lehrte und liebte sie. Nachdem er das getan hatte, gab er sein Leben hin. Er zahlte den Sold der Sünde, die gerechte Strafe, die wir verdient hätten. Er nahm unseren Schuldschein auf sich und zahlte ihn am Kreuz von Golgatha.
Danach überwand er den Tod. Er ist auferstanden, der lebendige Herr. Nun ruft er uns dazu, zu ihm zu kommen, uns ihm anzuvertrauen. Er will uns alle schätzen, sein ganzes Erbe geben und mit uns teilen.
Falls du dich fragst, was du dafür tun musst oder was das kostet: Es ist freie Gnade, ein großartiges Geschenk. Wir werden allein aufgrund von Gottes Gnade gerettet, allein dadurch, dass wir uns ihm im Glauben zuwenden und es annehmen.
Wenn du heute hier bist und dieses Geschenk, dieses freie Geschenk, noch nicht empfangen hast, möchte ich dich ermutigen: Wende dich Jesus Christus im Glauben zu, lerne ihn wirklich kennen und erfahre, was er für dich hat. Er will dir geben, wonach du dich im tiefsten Inneren sehnst – auch wenn du es vielleicht nicht genau kennst.
Ich weiß, was deine tiefsten Sehnsüchte sind, denn wir alle haben sie. Wir sehnen uns nach Liebe, Geborgenheit, Sicherheit, Frieden, Ruhe und Annahme. Gott will uns das geben. Er lädt uns ein: Komm zu Jesus Christus, vertraue dich ihm an und empfange seine freie Gnade.
Ich hoffe, du verstehst das. Wenn du Fragen hast, was es bedeutet, unverdient beschenkt zu sein durch das Evangelium, ein ewiges Erbe zu haben, das so viel besser ist als alles, was diese Welt zu bieten hat, dann komm gerne mit denen ins Gespräch, die dich hierher eingeladen haben. Auch ich stehe dir gern zur Verfügung. Wir wollen dir helfen, dieses Geschenk zu empfangen.
Die Haltung der Gemeinde zum Geben und zur Unterstützung des Evangeliums
Uns als Gemeinde ist wichtig, dass du heute hörst: Wir sind nicht daran interessiert, von dir etwas zu bekommen.
Ich habe um neun Uhr im Gottesdienst gesagt: Wenn du vorhin etwas in den Kollektenkorb geworfen hast und denkst, das hätte ich ja nicht machen müssen, dann habe ich gesagt, du kannst dir das Geld nachher wieder herausnehmen. Manche wurden nervös – ich meine das ernst. Wenn du sagst, ihr wollt nichts von mir haben, ihr wollt nur geben, dann pass auf: Wenn du das Evangelium noch nicht kennst, ist es mir viel lieber, du nimmst dir deinen Geldschein wieder heraus und erfährst, was das Evangelium ist.
Dafür sind wir hier. Wir sind hier, um uns für dich zu investieren. Wir interessieren uns für dein geistliches Wohlergehen. Wir wollen nichts von dir, wir wollen dir etwas geben, weil wir selbst schon so viel vom Herrn empfangen haben. Wir geben aus der Fülle weiter, die Gott uns in Jesus Christus geschenkt hat.
Wenn wir hier jetzt etwas von dir verlangen würden, wenn wir sagen würden: „Ja, und dann gib aber auch! Wir nehmen Eintritt, wir haben eine Pflichtabgabe hier“, dann könntest du zu Recht fragen: Was motiviert euch zu eurem Dienst? Warum predigt ihr das Evangelium? Zur eigenen Bereicherung oder weil ihr es wirklich gut mit mir meint?
Paulus wusste, dass Menschen so denken. Deshalb war es ihm wichtig zu sagen: „Ich will nichts.“ Er hätte das Recht gehabt, aber er wollte es nicht, damit er dem Evangelium nicht im Wege steht.
Ich denke, es ist gut, dass wir das auch bedenken: Wie können wir Förderer des Evangeliums sein? Was können wir tun, damit wir dem Evangelium und seiner Ausbreitung nicht im Wege stehen? Welche Rechte und Freiheiten sollten wir niederlegen, damit das Evangelium sich weiter ausbreiten kann?
Wenn eine Gemeinde junge Männer für den Pastorenberuf ausbildet – und ich sehe hier schon Trainees und Praktikanten vor mir – möchte ich deutlich sagen: Für uns Pastoren gilt, dass unsere Hingabe an den Herrn niemals davon abhängen darf, ob die Gemeinde uns wertschätzt oder gut für uns sorgt.
Der Herr verdient unseren vollen Einsatz, völlig unabhängig davon, ob wir dafür Anerkennung finden. Die Diener des Evangeliums haben kein Recht darauf – das predige ich mir selbst –, sich in den Schmollwinkel zurückzuziehen oder ihre Arbeit schleifen zu lassen, wenn sie den Eindruck haben, die Gemeinde wertschätzt sie nicht. Wir dienen dem Herrn, und er verdient unser Alles.
Das gilt in gewisser Weise für uns alle, auch für dich. Wir sollten alles für den Herrn und für das Evangelium geben – auch dann, wenn wir die Gemeinde vielleicht nicht so toll finden oder denken: Brauchen die das überhaupt?
Seht ihr, wir sind so schnell dabei, alles Mögliche zu rechtfertigen und Ausreden zu finden. Aber lasst uns noch einmal neu darüber nachdenken: Letztendlich geht es doch darum, dass wir uns ganz dem hingeben, der sich ganz für uns hingegeben hat – Jesus Christus.
Bist du bereit dazu?
Gebet um Hingabe und Großzügigkeit für das Evangelium
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, wir danken dir für diese herausfordernden Worte. Ich möchte dir danken, dass die Ermahnungen, die Paulus den Korinthern schreibt, uns in vielen Dingen ermutigen können. Wir erleben, dass du schon so viel Gutes wirkst.
Danke für die Großzügigkeit vieler, danke für diejenigen, die sich mit viel Tatkraft einbringen, damit das Werk dieser Gemeinde und der Mission weitergehen kann. Danke für die, die seit Jahrzehnten treu und großzügig gespendet haben, sodass wir hier Gottesdienste feiern können.
Und danke, dass wir darüber hinaus erleben, wie du uns durch treue Hände gibst, sodass wir die Evangeliumsverkündigung nicht nur hier, sondern auch anderswo fördern können.
Herr, ich möchte für unser aller Herz beten. Schenk uns Herzen, die dir ganz hingegeben sind. Herr, vergib uns, wo wir noch Geiz in unseren Herzen tragen, wo wir noch nicht darauf vertrauen, dass du uns genug gibst, damit wir im Vertrauen zurückgeben können.
Mach uns zu einer Gemeinde, die dadurch gekennzeichnet ist, dass wir Menschen sind, die alles geben für dich und für dein Evangelium.
Amen.