Wir müssen einmal schauen, was in Gottes Wort steht. Danke, Vater, jetzt für die gemeinsame Zeit. Danke von Herzen für deine Genügsamkeit, dass du immer genügsam bist, Herr, für unser Leben.
Nicht nur für unser Leben, sondern auch für unser Sterben und darüber hinaus. Herr, es ist gut zu wissen, dass wir in dir aufgehoben sind – für jetzt und für die Ewigkeit.
Ich bin so dankbar, Vater, dass du uns deine Kraft und deinen Frieden nicht erst im Himmel versprochen hast, sondern schon hier auf Erden. Du bist nicht auferstanden, um uns nur auf eine bessere Zeit zu vertrösten, sondern um uns hier lebendig zu machen. Menschen, die einen Unterschied machen in dieser Welt – nicht weil wir gut wären, sondern weil du in uns wohnst.
Darum möchten wir dich preisen, dich loben und dich anbeten, weil du der eine und einzige Herr und Gott bist, den wir haben. Vater, ich danke dir für diesen Tag, den wir heute auch hatten, für den Austausch, für das Beisammensein und vor allem für deine Gegenwart, Herr.
Ohne dich wären wir nur ein religiöser Klüngel und nicht mehr. Mit dir hingegen dürfen wir ein lebendiger Leib sein, weil du lebst. Danke, Vater, jetzt für die gemeinsame Zeit. In deinem Namen, Amen.
Gottes Genügsamkeit und lebendige Gemeinschaft mit Gott
Wir haben gestern und heute hauptsächlich darüber gesprochen, dass Gott an sich genügt, dass er der Tröster ist und dass wir in ihm alles haben, was wir haben können – und auch alles, was wir brauchen.
Ich möchte heute noch einmal über etwas sprechen, das manchmal etwas verwirrend sein kann: das Heiligsein. Was bedeutet es, heilig zu sein?
Ein gewisser George Macdonald hat einmal gesagt – und ich finde, das ist sehr treffend –: Wenn ich euch nicht überzeugen kann, Jesus Christus etwas näher kennenzulernen, dann war meine ganze Arbeit umsonst.
Ich glaube, das darf ich auch so sagen: Wenn wir am Tarnhof die Menschen nicht überzeugen können, Jesus näherzukommen, dann ist unsere ganze Arbeit vergeblich.
Darum ist mein tiefstes Gebet für uns alle – für mich selbst und für euch –, dass Gott in unserem Alltag realer wird. Dass Gott nicht nur eine religiöse Bestätigung ist, sondern dass er wirklich real ist, 24 Stunden am Tag, und dass wir in einer heiligen Beziehung zu ihm leben können.
Die Bedeutung von Heiligkeit in 1. Petrus 1
Was heißt das nun? Schlagt bitte 1. Petrus Kapitel 1 auf. Dann lesen wir die Verse 13 bis 17.
Wenn ihr eine Bibel wollt und keine dabei habt, liegen da draußen vor der Tür welche. Ihr könnt euch gerne eine nehmen.
1. Petrus 1, Vers 13: Hier schreibt der Apostel Paulus: „Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung.“ Ich mag diese Formulierung, „die Lenden eurer Gesinnung“. Das bedeutet, den Gürtel unseres Denkens zusammenzuschürzen, um es auf gut Deutsch auszudrücken.
Wozu? Umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und hofft völlig auf die Gnade. Wir haben heute schon gehört, dass wir glauben müssen, was Gott gesagt hat. Völlig auf seine Gnade zu hoffen – nicht nur zu 90 Prozent, sondern völlig. Diese Gnade wird euch in der Offenbarung Jesu Christi gebracht.
Als Kinder des Gehorsams passt euch nicht den Begierden an, die früher in eurer Unwissenheit herrschten. Sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr im ganzen Wandel heilig. Denn es steht geschrieben: „Seid heilig, denn ich bin heilig.“
Und wenn ihr den Vater anruft, der ohne Ansehen der Person nach eines jeden Werk richtet, so wandelt die Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht.
In diesen wenigen Versen steckt so viel. Aber ich möchte nur eines herausgreifen, nämlich wo es heißt: „Seid heilig, denn ich bin heilig.“ Er sagt weiter: „Da ihr nun heilig seid“, sondern in Vers 15: „Sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr in eurem ganzen Wandel heilig.“
Der ursprüngliche Zweck der Schöpfung: Heiligkeit
Von Anfang an hat Gott den Menschen nur zu einem Zweck geschaffen, nämlich um heilig zu sein – wenn wir nur wüssten, was das bedeutet. Gott ist heilig, und er kann mit dir und mir nur in einer Beziehung leben, wenn wir heilig sind. Ein heiliger Gott braucht heilige Geschöpfe, um in einer lebendigen Beziehung mit ihnen leben zu können.
Was heißt heilig? Technisch bedeutet heilig „abgesondert sein“. Heilig sein heißt also, abgesondert zu sein. Aber es bedeutet nicht nur, von etwas abgesondert zu sein, sondern vielmehr, abgesondert zu sein für etwas.
Wenn du ein wiedergeborener Christ bist – und das nehme ich hier auf jeden Fall an, dass wir es alle sind – dann bist du heilig. Du bist nämlich von der Welt abgesondert. Du bist nicht mehr Sklave der Sünde. Du gehörst nicht mehr zu dieser Welt, auch wenn du zwar in dieser Welt lebst. Wir sind Fremdlinge, wie wir gerade gelesen haben.
Heilig sein heißt aber nicht nur, von etwas abgesondert zu sein, was ich nicht mehr bin. Heilig sein heißt auch, abgesondert zu sein für einen bestimmten Zweck.
Dieser Kugelschreiber lebt im Moment in einer heiligen Beziehung mit meiner Hand. Er ist abgesondert von all euren anderen Kugelschreibern in diesem Raum. Er ist von allen anderen abgesondert. Er lebt in einer heiligen Beziehung zu meiner Hand.
Aber dieser Kugelschreiber ist nicht nur von euren Kugelschreibern abgesondert, sondern auch abgesondert für den Gebrauch in meiner Hand. Ich kann mit diesem Kugelschreiber jetzt tun, was ich will. Ich kann damit schreiben, was mein Herz begehrt. Und er macht, was ich will, weil er in einer heiligen Beziehung mit meiner Hand lebt.
Abgesondert von allen anderen, aber noch viel mehr abgesondert für meine Hand, für den Gebrauch – das heißt heilig.
Danke, Chris!
Zwei Aspekte der Heiligkeit: Bereitschaft und Wandel
Es gibt zwei Seiten von Heiligkeit. Die eine Seite ist, dass wir bereits heilig sind.
Wir lesen in Hebräer 10, Vers 10: „Ihr seid heilig gemacht worden.“ Das bedeutet, wir sind bereits heilig.
Es gibt jedoch noch einen zweiten Aspekt, auf den ich heute eingehen möchte. Diesen finden wir im 1. Petrusbrief, wo es heißt: „Da ihr nun heilig seid, sei auch euer Wandel heilig.“
Als Heilige sollen wir also auch heilig wandeln, das heißt, wir sollen in unserem Leben heilig leben. Nachdem wir heilig gemacht worden sind, sollen wir als Heilige leben.
Das bedeutet, dass ich meinen Willen dem lebendigen Gott ergebe. Ich sage: „Gott, hier ist mein Leben. Ich lebe in einer heiligen Beziehung zu dir. Du kannst mich nach deinem Gutdünken, nach deinem Willen gebrauchen.“
Das hat viel mit unserer Haltung zu tun, mit unserem Benehmen. Dein Benehmen resultiert aus deiner Haltung.
Heilig sein heißt, um es einfach auszudrücken: Wenn ich anfange, Gottes Interessen zu suchen und nicht meine eigenen, dann bin ich heilig.
Dieser Kugelschreiber war nur darauf bedacht, das zu tun, was die Hand ihm vorgibt. Der Kugelschreiber war interessiert an dem, was meine Hand tun will, nicht an dem, was er selbst schreiben möchte.
Heilig zu sein bedeutet also, dass ich Gottes Interessen suche und nicht meine eigenen.
Heiligkeit im Alltag: Beispiel und praktische Anwendung
Nehmen wir den Wes als Beispiel, der gerade jetzt gekommen ist und am Tauernhof arbeiten wird. Wenn Wes jetzt am Tauernhof arbeitet, sei es im nächsten Monat oder in den kommenden Jahren, dann lebt er in einer heiligen Beziehung zum Tauernhof. Er ist abgesondert von Kanada, aber nicht nur das: Er ist auch abgesondert für die Arbeit am Tauernhof.
Wenn Wes zum Beispiel einen Fehler macht, so wie ich es auch tue, ist das kein Problem. Man spricht darüber, vergibt einander, und alles ist vergeben. Wenn Wes jedoch absichtlich immer das Gegenteil von dem tut, was man von ihm erwartet, dann wird die Beziehung darunter leiden. Vielleicht gibt es noch Kommunikation, aber keine echte Beziehung mehr. Außerdem wird sein Außenverhalten weder für ihn noch für die anderen zufriedenstellend sein.
Seht ihr, das bedeutet heilig. Ich bin heilig abgesondert. Ich bin abgesondert von meinem alten Leben und abgesondert für mein neues Leben. Und in Beziehung zu Gott, wo dieses Wort gebraucht wird, bedeutet es: Ich bin abgesondert von meinem alten Leben, das ich bis jetzt geführt habe, und abgesondert für seinen Dienst. Das heißt heilig.
Die Herausforderung eines erfüllten christlichen Lebens heute
Viele Christen heute, vielleicht auch einige, die heute Abend hier sitzen, führen ein sehr unerfülltes Leben als Christen. Besonders im Winter, wenn ich mit vielen Menschen auf Skifreizeiten spreche, kommt oft dieses Gespräch zustande: „Bist du Christ?“ „Ja.“ „Und bist du froh darüber?“ Wenn sie dann ehrlich antworten, sagen sie oft: „Eigentlich nein. Ich bin froh, dass ich in den Himmel komme, aber hier auf der Welt wäre ich lieber kein Christ. Es ist langweilig, es ist schwer, als Christ ist alles kompliziert.“ Sie genießen ihr Leben als Christ eigentlich überhaupt nicht.
Ich habe mich manchmal gefragt, warum das so ist. Ich möchte euch einen Grund nennen, warum ich glaube, dass es heute so ist und warum so viele wiedergeborene Christen unzufrieden und unerfüllt sind.
Wisst ihr, warum das so ist? Heute ist es in unseren Kirchen wichtiger geworden, unsere Nöte zu befriedigen, als Gott zu finden. Ich möchte euch erklären, was ich meine.
Die Kirche in der Generation meiner Eltern – vielleicht können sich die Eltern von Sigrid damit etwas identifizieren – je nachdem, aus welcher Kirche sie stammen, hat oft gesagt: Sich verletzt zu fühlen, auf sich selbst zu schauen, das ist eigensinniger Unsinn. Das Heilen von persönlichen Wunden und all das sei dummes Zeug, humanistisch und gefährlich. Wir müssen uns selbst verleugnen, und damit passt es: „Jetzt folge Jesus nach. Sei ein Mann, jammere nicht, vergiss die Vergangenheit, geh weiter.“
Nun, ich muss euch eines sagen: Sie haben Unrecht. Unsere Generation heute hat erkannt, dass viele Christen zur Kirche gehen, dort ein leeres Gerede ablassen, zwar alle schön fröhlich dreinschauen, aber innerlich viel Hass, unvergebene Dinge und Bitterkeit in sich tragen.
Unsere Generation hat das erkannt und spricht es an. Aber wisst ihr, was das Problem ist? Diese willkommene Sensibilität ist uns wieder auf den Kopf gefallen. Denn in unseren Kirchen heute ist akzeptiert zu sein, geliebt zu werden, wichtiger geworden als Gott zu finden.
Akzeptiert, angenommen und geliebt zu sein ist vielerorts die zentrale Botschaft der Gemeinde geworden – und das ist wiederum falsch. Ich glaube, wir müssen lernen, einen Mittelweg zu finden.
Wenn sich angenommen und geliebt zu fühlen die zentrale Mission oder Botschaft ist, dann machen wir Gott zu einer ewigen Segensmaschine. Ich habe ein Anliegen, Gott, du musst es erfüllen. Wie sagt man auf Deutsch? „Du musst es erfüllen!“ Ich bin in einer Not, du musst sie lösen.
Gott wird so nur noch zu einer Segensmaschine. Und wenn er dann unsere Not löst, sagen wir sogar Danke – so wie man einem guten Kellner, der sehr aufmerksam ist, ein Trinkgeld gibt: „Danke, Gott, gut gemacht, ich fühle mich wieder besser.“
Das ist ein Problem. Unsere Kirche in Europa ist zum größten Teil humanistisch geprägt, wo die Nöte des Menschen im Mittelpunkt stehen und nicht mehr Gott. Wo Angenommensein wichtiger ist als Gott zu finden – das ist grob schiefgelaufen.
Entweder unterdrücken wir unsere Gefühle und tun so, als wären sie nicht da, oder unsere Gefühle sind wichtiger als alles andere in der Welt. Beides ist falsch. Und beide Lebensweisen sind nicht erfüllend, sie erfüllen keinen Menschen.
Gott hat niemals ein leichtes Leben versprochen, er hat ein erfülltes Leben versprochen. Und ich möchte auch kein leichtes Leben, ich muss es euch ganz ehrlich sagen. Ich möchte ein erfülltes Leben.
Darum glaube ich, müssen wir unsere tiefsten Nöte – und einige von uns haben tiefe Nöte in diesem Raum – zwar vor Gott bringen. Aber diese tiefsten Nöte dürfen nicht wichtiger werden als mein Wunsch, Gott zu finden. Denn sonst habe ich ein Problem.
Oswald Chambers und das höchste Ziel des Menschen
Oswald Chambers – kennt ihr ihn? Kennt ihr sein Andachtsbuch „Mein Äußerstes für Sein Höchstes“? Es ist das beste Andachtsbuch, das ich je gelesen habe, und ich lese es immer wieder. Ich habe schon viele andere Andachtsbücher ausprobiert, aber keines hat mich so fasziniert wie dieses.
Chambers hat eine sehr einfache Botschaft. Er kann zwar kompliziert schreiben, doch im Kern sagt er immer dasselbe: Er lässt Jesus kompromisslos der Herr sein. Auf unzählige Arten beleuchtet er dieses Thema mit Bibelstellen, die ich selbst kaum so auslegen könnte.
Er hat einmal gesagt – ich zitiere hier frei aus dem Englischen –, dass das letztendliche Ziel eines Menschen nicht Glück oder Gesundheit ist, sondern Heiligkeit. Gottes Ziel für dich ist nicht, dass du gesund oder glücklich wirst, sondern dass du heilig wirst. Dafür hat Gott uns geschaffen.
Wir werden niemals ein erfülltes Leben finden, wenn wir nicht Heiligkeit zu unserem höchsten und einzigen Ziel machen.
Es gibt Zeiten in meinem Leben, da weine ich über meine Probleme und Nöte, so klein sie auch sein mögen. Das Problem ist, dass Nöte immer relativ sind. Objektiv betrachtet mögen deine oder meine Probleme sehr klein sein. Subjektiv jedoch erscheinen sie genauso groß wie die Nöte eines Kindes, das gerade zusammengeschrien wurde.
Das muss man immer abwägen, denn persönliche Nöte sind subjektiv und betreffen nur dich. Natürlich gibt es objektiv große und kleine Probleme, aber subjektiv ist es oft schwer zu unterscheiden.
In manchen Zeiten weine ich über meine Probleme und wünsche mir einfach nur, dass sie endlich vorbei sind – sei es meine Hautallergie, mein Asthma oder Schwierigkeiten in Beziehungen. Dann wünsche ich mir nur, dass das Leiden endet, und alles andere ist mir egal.
Ich weiß, dass das falsch ist, denn in solchen Momenten ist mir die Lösung des Problems wichtiger als Gott selbst.
Dann gibt es andere Zeiten in meinem Leben, in denen ich mich absolut unwürdig fühle. Manchmal merke ich, dass ich von der ersten Minute, in der ich morgens aufwache, bis zur letzten Minute vor dem Einschlafen nur an eines denken kann: mich selbst. Ich fühle mich so schlecht, so unwürdig, dass ich an nichts anderes denken kann.
Aber weißt du was? Dir geht es nicht anders. Es sei denn, Gott unterbricht dich, kannst auch du von morgens bis abends nur an dich selbst denken.
Wenn dir das zur Last wird, bist du dennoch auf einem guten Weg. Denn dann sehnst du dich nach Gott, der diese Gedanken ändert. Dann schreist du zu Gott und sagst: „Ich brauche dich!“
Ich muss zugeben, dass ich eine große Angst in meinem Leben habe. Wahrscheinlich ist sie meine größte Angst: die Angst vor dem Tag, an dem ich kein Bedürfnis mehr habe, Gott näher kennenzulernen. An dem ich zwar weiterhin predige und unterrichte, aber nicht mehr das lebe, was ich predige.
Ich habe Gott sogar gesagt: Wenn dieser Tag kommt, dann ist es mir lieber, du nimmst mich von dieser Erde weg. Denn dann habe ich keinen Auftrag mehr.
Die Suche nach dem wahren Ziel im Leben
Was ist dein Ziel im Leben? Möchtest du glücklich werden? Wodurch auch immer – sei es durch Ehestand, Karriere, Geld oder Macht. Sogar in der Kirche findest du all das, was du auch in der Welt findest.
Ich bin lange Zeit ernüchtert worden, denn die Kirche ist nicht frei von Sünden. Jede Sünde, die du in der Welt findest, gibt es auch in der Kirche, so schmutzig sie auch sein mag. Oder möchtest du einfach anfangen, Gott kennenzulernen? Ist das dein größter Wunsch?
Liebe Freunde, die kommen auch morgen. Ola Mnemonica ist auch im Verein. Er ist vor ein paar Jahren hier am Dauernhof zum Glauben gekommen. Drei Monate später, sozusagen als Dank an Gott, dass er sein Leben Jesus gegeben hat, bekamen sie ein behindertes Kind. Das war normal auf der Welt. Das Kind hatte eine Gehirnentzündung, lag zwei Monate im Koma und ist heute extrem behindert.
Ich erinnere mich, dass wir öfter dorthin gefahren sind, um für das Kind zu beten, um Heilung zu bitten. An einem Abend haben wir ganz besonders um Heilung gebetet. Man erwartet irgendwie, dass das Kind vielleicht schon morgen die Treppe herunterlaufen kann. Aber das war nicht so. Er konnte nicht herunter.
Ich glaube an Heilung, ich bin selbst geheilt worden. Aber bei Martin hat es Gott nicht gefallen. Und wisst ihr, was dann passiert? Du beginnst, Gott zu misstrauen. Und wisst ihr, das ist ein Problem: Wenn es irgendein Gebiet in deinem Leben gibt, in dem du Gott nicht ganz vertraust, fängst du an, die Probleme alleine zu lösen.
Dann bist du unheilig, denn du lebst nicht mehr in einer heiligen Beziehung zu Gott.
Persönliche Ängste und das Vertrauen auf Gott
Ich hatte zwei ganz reale Ängste, als ich jünger war. Zwei Bereiche, die ich Gott nie gegeben habe – oder nur sehr lange Zeit nicht. Das waren Mädchen und Geld.
Ich wusste: Wenn ich zu Gott gehe und sage: „Gott, hier bin ich, völlig zur Verfügung, gib mir die Frau, die du für mich auserwählst“, dann wäre das in Ordnung. Aber das hätte ich nie gewagt. Denn ich wusste, dass es in unserem Bezirk ein Mädchen gab, das klein und hässlich war, so hässlich, wie man nur sein kann. Sie hatte all die Eigenschaften, die man sich nur vorstellen kann. Und ich wusste: Wenn ich jetzt bete, betet sie jeden Tag für jemanden. „Hier ist ein Freiwilliger, passt, da bist du noch.“
Das war vielleicht eine irrationale Angst, aber sie war real. Deshalb habe ich Gott diesen Bereich auch nicht gegeben. Ich dachte: Gott, du kannst von mir viel haben, aber das kann ich selbst regeln. Ich suche mir schon meine Frau aus. Ich achte nur darauf, dass sie Christin ist und dass es passt.
Der andere Bereich war das Geld. Ich war überzeugt, dass, wenn ich zu Gott sage: „Mach mit meinem Geld, was du willst“, er alles für Missionare verschwendet und ich morgen auf der Straße sitze.
Aber wisst ihr, warum ich so gedacht habe? Der Grund ist ganz einfach: Weil ich Gott nicht kannte.
Gottes Willen erkennen und demütig leben (Römer 12)
Schlagt einmal Römer Kapitel zwölf auf, insbesondere die Verse eins und zwei. Diese Verse sind übrigens in meinem Ehering eingraviert. Zwar hat nicht der ganze Vers Platz gehabt, aber die Zwölf.
Römer 12,1-2:
Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmung Gottes, eure Leiber darzustellen oder hinzugeben als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. Möchtest du Gott vernünftig dienen, weißt du, was du tun musst? Deinen Leib hinzugeben – ganz einfach, was immer das heißt.
Vers 2 lautet:
Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, damit ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist, das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.
Weißt du, was Gottes Wille für dein Leben ist? Gut, wohlgefällig und vollkommen. Und wenn du das nicht glaubst, dann kennst du deinen Gott noch nicht. Ich behaupte nicht, dass ich Gott vollständig kenne, aber ich habe ihn etwas mehr kennengelernt. Mein größter Wunsch ist, ihn noch besser kennenzulernen. Dieser Wunsch soll unser Ziel und unser Antrieb sein.
Wir müssen Gott gut nennen, einfach weil er gut ist. Und nenne Gott niemals gut nur, weil es dir gut geht. Denn Gott ist auch dann gut, wenn es dir schlecht geht. Sobald wir anfangen zu zweifeln, dass Gott gut ist, haben wir ein Problem. Dann übernehmen wir das Steuer, und dann sind wir unheilig.
Auch wenn Martin niemals geheilt wird, Gott ist trotzdem gut.
Gottes Trost in Leid und Demut (Psalm 119)
Schlag mal auf Psalm 119. Psalm 119, Vers 50: Wir haben ja heute Morgen vom Trost Israels gesprochen. Psalm 119, Vers 50: „Dies ist mein Trost in meinem Elend.“ Ah, im Elend, nicht aus dem Elend heraus. Gott will unser Trost sein im Elend. Das bedeutet, dass deine Zusage mich belebt hat.
Gehe runter zum Vers 67: „Bevor ich gedemütigt wurde“ – oder man kann es auch übersetzen mit „bevor ich gelitten habe“ – „irrte ich. Jetzt aber halte ich dein Wort.“ Du bist gut und tust Gutes. „Lehre mich deine Ordnungen.“ In meinem Elend, in meiner Demütigung sagt der Psalmist eins: Du bist gut und du tust Gutes.
Vers 72: „Dass ich gedemütigt wurde. Warum? Damit ich deine Ordnungen lernte.“
Vers 75: „Ich habe erkannt, Herr, dass deine Gerichte Gerechtigkeit sind und dass du mich in Treue gedemütigt hast.“ Es ist seine Treue – auch wenn er uns demütigt, auch wenn er uns leiden lässt, es ist seine Treue.
Denk oft an Peter Wiegand. Peter ist sicher einer meiner liebsten großen Brüder, die ich habe. Nicht nur ein großer Bruder, sondern auch ein Vater. Peter hat kein einfaches Leben: eine schwerkranke Frau, die Gott sei Dank jetzt besser geht, ein behindertes Kind, einen Dienst mit viel Anfechtung auf vielerlei Fronten.
Aber ich glaube, ich kenne wenige andere Männer, die so wie Peter barmherzig sind und gleichzeitig so an der Wahrheit geblieben sind. Aber wisst ihr was? Das ist Peter nicht trotz seines Leidens, sondern wegen seines Leidens.
Und Gott hat es gefallen – auch sicher inspiriert durch seine behinderte Tochter –, dass es jetzt zwei Behindertenwerkstätten gibt, angeschlossen an der Bibelschule. Gott hat das gemacht. Er ist treu, und er ist der Trost in unserem Elend.
Die Realität von Leid und Gottes Güte im christlichen Leben
Wir haben ein falsches Konzept, wenn wir glauben, dass es uns gut gehen muss, wenn wir ein ordentliches christliches Leben führen. Das ist falsch. Es muss dir gar nicht gut gehen – weder körperlich, finanziell noch auf andere Weise –, wenn du das tust, was Gott von dir möchte.
Denn Gott ist auch gut, wenn es dir schlecht geht. Oft haben wir das Gefühl, dass Menschen, denen es gut geht, göttlicher sind als wir. Das stimmt nicht.
Wie geht es uns wirklich? Wollen wir, dass Gott unsere Nöte und Bedürfnisse stillt? Oder wollen wir in erster Linie ihn erkennen? Diese Frage wird dein Leben bestimmen, deinen Alltag und deine Einstellung.
Ich glaube, es war C.S. Lewis, der einmal sagte: Entweder wünschen wir uns, dass wir umgeformt werden, so wie er ist, oder wir wünschen uns, dass er so umgeformt wird, wie wir sind. Dann machen wir Gott zu einem Hampelmann, der so agiert, wie es uns gefällt.
Wenn du Erfüllung möchtest, musst du den ersten Weg gehen.
Abschließendes Zitat und Ausblick
Ich möchte abschließen mit einem Zitat. Ich lese es öfter vor; vielleicht hast du es schon von mir gehört, aber das macht nichts. Es ist geschrieben von einem...
