Einführung in die Predigtreihe zum zweiten Timotheusbrief
Der zweite Timotheusbrief – Vers für Vers – Gottes Wort für dich.
Ich brauche eine Auszeit. Deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Moderne Fabeln und Irrlehren im Vergleich zur Antike
Jetzt wirst du sagen: Fabeln, das ist ja überhaupt nicht unser Ding. Wer benutzt heute noch Fabeln, und welcher Irrlehrer arbeitet damit? Ich möchte dir deshalb erklären, wie eine moderne Fabel aussieht.
Im ersten Jahrhundert waren diese Fabeln jüdischer Art. Die Irrlehre kam damals stark aus dem Judentum. Heute jedoch stammt die Irrlehre nicht mehr aus dem Judentum, sondern aus dem Humanismus.
Wie entsteht heute eine Fabel? Ganz einfach: Im Namen der Wissenschaft stellt irgendjemand eine Hypothese auf. Diese kann noch so unwahrscheinlich sein und muss nichts mit der Bibel zu tun haben, obwohl es um Theologie geht. Dabei geht es nicht darum, wie viel Substanz diese Hypothese hat, sondern ob der Doktorvater sie anerkennt und man darüber eine Doktorarbeit schreiben kann. Das ist die einzige Frage.
Wenn man dann eine noch so abwegige These nimmt und darüber zweihundert Seiten Doktorarbeit schreibt, steht diese These fest. Wird sie dann noch populistisch formuliert, also so, dass man sie leicht versteht, ohne dass mehr Wahrheit oder Tiefe dahintersteckt, wird sie mit der Zeit als Wahrheit verkauft.
In Wirklichkeit ist sie zwar als Wahrheit dargestellt, oft auch verkürzt, aber wenn sie in die Gemeinde getragen und der Bibel gegenübergestellt wird, steht am Anfang einfach nur eine Fabel.
Wisst ihr, was eine Fabel ist? Jemand denkt sich eine Geschichte aus. Genau das steckt hinter einer Doktorarbeit zur Bibel: Man denkt sich eine Geschichte aus, ein „Was wäre wenn“, das vielleicht sein könnte. Die meisten davon sind jedoch einfach nur Fabeln – sie sind nicht echt.
Beispiele für verbreitete Fabeln in Gemeinden
Und du denkst dir: Das kann doch nicht sein. Es betrifft sogar unsere Gemeinden, dass solche Fabeln bei uns reinschwappen, und wir kriegen das gar nicht mit.
Wollt ihr eine ganz lustige Fabel hören? Ganz simpel: In den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts behauptete ein deutscher Professor einfach mal, dass das Wort „Aba“ in der Bibel so etwas wie „Papa“ bedeutet. Es ist eine Behauptung, eine Fabel. Es gibt dafür keinen Grund, das zu behaupten – er macht es einfach. Heute wissen wir, dass das großer Quatsch ist. Aber weißt du, wie viele evangelikale Gemeinden glauben, dass das Wort „Aba“ „Papa“ bedeutet, also so eine Verkleinerungsform in der Anrede für einen Vater ist? Ganz viele.
Wo kommt das her? Niemand hat sich das ausgedacht. Und jetzt glaubt es jeder. Warum? Es wurde geschrieben, publiziert und wird immer weiter verbreitet. In ganz vielen Gemeinden, wenn du fragst, was „Aba“ bedeutet, heißt es: „Papa“. Nein, bedeutet das nicht, das bedeutet einfach nur „Vater“. Entschuldigung. Ich kann es euch belegen, aber ich mache es jetzt nicht. Ihr müsst mir das an der Stelle mal glauben. Es gibt dazu eine Predigt. Es bedeutet nicht „Papa“.
Ich habe jetzt immer noch kein Problem damit, dass du Gott mit „Papa“ anredest. Das ist überhaupt nicht der Punkt. Aber wenn du denkst, „Aba“ wäre so eine ganz persönliche, ganz intime Form der Anrede an den eigenen Vater, die nur das Kind und dann auch nur in bestimmten Situationen verwendet, vergiss es – völliger Mumpitz.
Wer von euch hat das schon mal gehört? Haha, seht ihr? Schön, also haben wir eine Fabel gekillt, wunderbar! Typische Fabel, hat sich jemand ausgedacht. Ich könnte euch sogar zeigen, wo und wer das war, aber ich will jetzt hier keine Namen nennen. Und dann flutscht das rein, es hört sich gut an, und man trägt es einfach mal weiter. Es stimmt nicht. Es stimmt einfach nicht.
Also, das ist jetzt nicht dramatisch an der Stelle. Aber wenn es jetzt nicht nur so etwas Kleines ist, was man halt einfach aufschnappt und mitnimmt, sondern wenn es etwas Größeres wäre, dann kannst du ganz schnell den Glauben der ganzen Gemeinde mit einer Phrase einfach so mal untergraben. Das geht ganz fix. Passt da auf!
Aufforderung zur Nüchternheit und zum Dienst
Vers 5: Du aber sei in allem nüchtern. Ein ganz wichtiger Punkt ist dieses Nüchternsein, dieses Nachdenken.
Wenn du beim Nachdenken bist, dann ertrage Leid. Und wenn du dabei bist, mach deinen Job. Für Timotheus heißt das: Tu das Werk eines Evangelisten. Häng dich an der Stelle mit deiner Gabe einfach ein.
Übrigens hat das auch einen ganz schönen Nebeneffekt: Wenn du fleißig dienst, macht dir deine Gabe im Allgemeinen selbst am meisten Spaß. Wenn wir also fleißig mit den Gaben dienen, die Gott uns gegeben hat, gewinnen wir am Ende auch ein sehr erfülltes Leben.
Ich zum Beispiel muss mich nicht anstrengen, hier vorne zu stehen und euch das jetzt zu präsentieren. Natürlich ist das anstrengend, im körperlichen Sinn, aber es gibt mir auch etwas. Denn ich finde mich in der Position wieder, wo ich hingehöre.
Wenn jemand einen Krankenbesuch macht, der die Gabe der Barmherzigkeit hat, dann findet er sich ebenfalls in der Position wieder, wo er hingehört. Und wenn jemand sagt: „Nehmen wir noch mal die Techniker, ich habe die Gabe der Technik“ – das sind Leute, die können zwei Stunden lang hinter einem Mischpult sitzen und danach mit leuchtenden Augen davongehen. Sie wissen, sie haben es eingestellt, es passt einfach.
Und denken Sie: „Okay, ich bewundere diese Leute, ich bewundere sie, weil sie so weit weg sind von meiner persönlichen Erfahrung. Ich bin das Null.“ Aber wir brauchen alle diese Gaben.
Und du findest, wenn du das tust, wenn du deinen Dienst tust, auch eine Lebensqualität, die wirklich bereichernd ist.
Ermutigung zum Durchhalten trotz Schwäche und Müdigkeit
Vollbringe deinen Dienst – das bedeutet hier genau das. Wir dürfen diese Aufforderung an uns heranlassen, besonders wenn wir uns müde fühlen. Vielleicht liegt das daran, dass in der Familie viel los war, oder weil wir eine Zeit der Krankheit durchgemacht haben. Es können auch Herausforderungen in der Ausbildung sein oder der Moment, in dem wir merken: „Boah, wir werden älter und schwächer.“
Das ist ein interessanter Effekt, den ich gerade selbst erlebe. Wenn man im Alter schwächer wird, beginnt man, diese Schwäche bewusst wahrzunehmen. Man denkt: „Das war vor zehn Jahren noch viel einfacher.“ Und plötzlich sagt man sich: „Na ja, dann muss ich halt weniger machen.“
Das ist ein gefährlicher Gedanke, wie ich festgestellt habe. Denn wenn man denkt, man müsse weniger tun, landet man schnell bei: „Ich mache nur noch ein bisschen was.“ Daraus wird dann schnell: „Ich mache fast nichts mehr.“ Das ist ein schleichender Prozess.
Dann füllt man seine Zeit mit Dingen, die nichtig sind und nichts mehr mit dem Reich Gottes zu tun haben. Man kann zum Beispiel den ganzen Tag Zeitung lesen oder im Garten die Melonen pflegen – was auch immer man dort so macht. Das geht schnell und man ist beschäftigt.
Deshalb heißt es hier: Vollbringe deinen Dienst.
Paulus’ Beispiel und der Blick auf das Lebensende
Paulus würde sagen: „Mach es, denn ich bin mit meinem Leben am Ende. Ich werde schon bald als Trankopfer dargebracht.“ Für ihn steht der Märtyrertod quasi als nächster Programmpunkt auf der Tagesordnung. Er ist nicht mehr lange hier, und die Zeit seines Abschieds steht bevor.
Paulus kann jetzt etwas sagen, was ich hoffentlich auch sagen kann, wenn ich in die letzte Phase meines Lebens komme. Was ich jedem von euch von ganzem Herzen wünsche.
Er sagt: „Ich habe den guten Kampf gekämpft.“ Ihr erinnert euch an das Bild des Soldaten. Dann folgt das Bild des Athleten. Und schließlich sagt er: „Ich habe den Glauben bewahrt.“
Diese drei Dinge sollten wir uns als junge Christen vornehmen: Sie bis zum Ende durchzuhalten und im Alter nicht nachzulassen.
Die drei Ziele eines christlichen Lebenslaufs
Punkt eins
Ich habe den guten Kampf gekämpft. Es gibt keinen besseren Kampf im Leben als den Kampf ums Evangelium. Der Kampf um eine Karriere, der Kampf um einen Ehepartner, um Wohlstand oder Gesundheit – all das sind Kämpfe, in die man viel investieren kann. Aber wir müssen den guten Kampf kämpfen, den einen Kampf, der wirklich zählt.
Es geht darum, sich an der richtigen Stelle zu investieren. Man gibt die Münze, also sein Leben, einmal aus – und zwar für die richtige Sache. Ich habe den guten Kampf gekämpft. Das ist das, worauf es am Ende ankommt. Wenn wir zurückblicken, mit all unserer Schwäche und allen Fehlern, die wir gemacht haben, müssen wir dennoch sozusagen als Motto über das Ganze sagen können: Ich habe es geschafft. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich bin dran geblieben und habe bis zum Schluss meine Berufung, meinen Dienst nicht aus den Augen verloren.
Ich habe das getan, wo Gott mich hingestellt hat, innerhalb der Grenzen, die Gott mir durch meine Biografie und durch die Umstände, in denen ich lebe, ganz praktisch gesetzt hat. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet.
Es gibt ein Ankommen am Ende, ein Wissen: Jetzt bin ich fertig. Ich habe den Glauben bewahrt.
Hier stellt sich die Frage, worum es genau geht, denn der Begriff „Glaube“ kann in der Bibel drei Dinge bedeuten. Erstens kann er den Glaubensinhalt meinen, zweitens die Glaubensbeziehung und drittens natürlich auch den Glaubensakt, also etwas, das man einmal angefangen hat und getan hat. Es gibt den Akt des Glaubens, den Inhalt des Glaubens und das Leben des Glaubens.
Abschluss und Ausblick auf die nächste Folge
Das war's für heute. In der nächsten Episode wird diese Reihe fortgesetzt.
Mit dem regulären Podcast geht es am 14. November 2022 weiter. Viele alte Episoden sind auch in der App und in den meisten Podcast-Playern verfügbar.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.