Ja, guten Abend zusammen! Ich freue mich, dass ich hier sein kann, nach vielen Jahren tatsächlich wieder. Das heißt nicht, dass ich erst nach vielen Jahren wieder in Berlin bin, aber nach vielen Jahren wieder in diesen Räumen. Es sind acht oder neun Jahre her, acht oder neun Jahre näher am Ziel – so ist es.
Darum brauchen wir uns nicht über die vergangene Zeit zu grämen, sondern wir freuen uns, dass wir dem Ziel, auf das wir zugehen, mit jedem Tag näherkommen.
Ich habe das Thema folgendermaßen eingeteilt: Wir folgen hauptsächlich den Kapiteln 19 bis 21 im Buch der Offenbarung. Es wird jedoch keine Auslegung dieser Kapitel sein. Stattdessen werde ich aus diesen Kapiteln die Abschnitte behandeln, die die kommende Herrlichkeit zum Inhalt haben.
Wir beginnen mit einem Blick auf Christus, den Erlöser, ohne den die Herrlichkeit keine Herrlichkeit wäre. Und...
Überblick über das Thema und die Gliederung der kommenden Herrlichkeit
Nachher werden wir als Erstes bedenken, dass untrennbar verbunden mit unserer Verherrlichung und unserer vollkommenen Erlösung auch die Befreiung der Schöpfung von allen Folgen der Sünde ist. Die Schöpfung wird befreit werden. Dazu werden wir Offenbarung 5,11-14 lesen.
Dann werden wir sehen, wie Gott seine Herrlichkeit offenbart, und zwar, indem er das Heil vollendet. Dies betrachten wir in den Versen 1 bis 9 des Kapitels 19.
Drittens erscheint der Herr mit den Seinigen. Das heißt, wenn er in Herrlichkeit geoffenbart wird, werden auch wir, die Erlösten, mit ihm in Herrlichkeit geoffenbart werden.
Als Viertes herrscht der Herr mit den Seinigen. Wir können auch sagen, dass wir mit Christus herrschen werden. Dies lesen wir in Kapitel 20, Verse 4-6.
Nachher folgt fünftens der neue Himmel und die neue Erde, beschrieben in Offenbarung 21, Verse 1-7.
Dann kommt ein langer, der längste Abschnitt: Die Herrlichkeit des Himmels in Jerusalem, Offenbarung 21,9 bis 22,5. Diesen Abschnitt werden wir ziemlich gründlich miteinander behandeln.
Die Sehnsucht nach Wiederherstellung und die Offenbarung der Herrlichkeit im Alten Testament
Die kommende Herrlichkeit
Seit die Menschen durch die Sünde das Leben verloren haben, seit sie Gott selbst und damit alles verloren haben, sehnen sie sich nach Wiederherstellung. Gott hat sich ein Volk erlöst und sich diesem Volk geoffenbart. Ja, er offenbarte sich schon Abraham als der Gott der Herrlichkeit.
Er erlöste sich das Volk, das lauter Nachkommen Abrahams sind, um sich unter diesem Volk zu offenbaren. Unter diesem Volk offenbarte er seine Herrlichkeit, wie es in 2. Mose 40 steht. Dann begann er, dieses Volk zu lehren, dass er es teilhaben lassen wolle an seiner Herrlichkeit. So ist seit Jahrtausenden im Volk Gottes diese Hoffnung, dieses Warten auf die Herrlichkeit.
Wir wollen einige Stellen dazu aufschlagen und miteinander lesen, die uns das bewusst machen. Es sind recht wenige Stellen im Alten Testament, dafür sehr viel mehr im Neuen Testament.
Wir beginnen mit 2. Mose 28, Vers 2. Dort gibt es eine Anweisung zum Gottesdienst im erlösten Volk Gottes. Gott sagt über die Kleider, die Gewänder der Priester, die ihm nahen sollten: „Du sollst heilige Kleider für deinen Bruder Aaron machen, zur Herrlichkeit und zum Schmuck.“ Damit machte Gott schon deutlich, dass er seinem Volk seine Herrlichkeit geben will und dass er es zu seiner Herrlichkeit berufen will. Das wird hier erst angedeutet, noch nicht offen gesagt.
Dann eine Stelle aus einem der Propheten, Jesaja, Kapitel 60, Vers 1: „Steh auf, leuchte, denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des Herrn ist über dir aufgegangen.“
In Jesaja 62, Vers 2 heißt es: „Und die Nationen werden deine Gerechtigkeit sehen und alle Könige deine Herrlichkeit.“ Hier wird also schon gesagt, dass das Volk Gottes Herrlichkeit haben wird.
Noch eine Stelle aus dem Propheten Haggai, Kapitel 2, Vers 9: „Die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste.“ Gott verheißt also, dass er diesem Haus, in dem die aus Babylon zurückgekehrten Juden dem Herrn dienten, abermals seine Herrlichkeit offenbaren werde. Und...
Die Bestätigung der Hoffnung auf Herrlichkeit im Neuen Testament
So kommen wir zum Neuen Testament. Schon in den Evangelien zeigt sich, dass diese Hoffnung auf die Herrlichkeit von Gott bestätigt wird. Dabei handelt es sich gerade um die Hoffnung, die schon im alttestamentlichen Gottesvolk bestand.
In Lukas 9,30-31 lesen wir: Zwei Männer unterredeten sich mit ihm, das ist unser Herr, auf dem Berg der Verklärung. Diese zwei Männer waren Mose und Elia, die in Herrlichkeit erschienen. Hier sehen wir also zwei verherrlichte Menschen, alttestamentliche Heilige in Herrlichkeit.
Dann in Johannes 17,22, im hohen priesterlichen Gebet des Herrn, stehen die Jünger da und hören den Sohn Gottes zum Vater beten: „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben.“ Die Herrlichkeit, die der Vater dem Sohn gab – denn er war ja ewig Gottes Sohn –, wurde ihm als Mensch empfangen. Als Mensch empfing er die Herrlichkeit Gottes und gibt diese Herrlichkeit denen, die an ihn glauben.
In Römer 5,1-2 lesen wir: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir mittels des Glaubens auch Zugang haben zu dieser Gnade, in der wir stehen und uns rühmen in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“ Wir rühmen uns also in dieser Hoffnung. Das bedeutet, wir sind uns dieser Hoffnung gewiss. Man rühmt sich nur einer Sache, die man gewiss hat. Sonst würde man sich umsonst rühmen und wäre beschämt. Wir rühmen uns der Herrlichkeit, weil sie gewiss ist.
In Römer 8,18 heißt es: „Denn ich halte dafür“ – oder, wie man hier eigentlich übersetzen könnte, „ich rechne“. Paulus rechnet sehr gut, er vergleicht die gegenwärtigen Leiden mit der kommenden Herrlichkeit. Er sagt: „Ich rechne“ – im Griechischen „logizomai“ –, und in der alten englischen King James Bibel steht „I reckon“, was genau „rechnen“ bedeutet. Paulus meint: Ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht zu vergleichen sind mit der zukünftigen Herrlichkeit. Außerdem sagt er noch etwas, das uns offenbart werden soll: Sie soll also sichtbar werden, offenbar werden.
In Römer 9,23 spricht Paulus von den Gefäßen der Gnade. Das sind Menschen, die Gnade empfangen haben, damit Gott den Reichtum seiner Herrlichkeit an diesen Gefäßen der Begnadigung kundtut, die er zur Herrlichkeit zuvorbereitet hat. Von Anfang an war es Gottes Absicht und Vorsatz, uns dazu vorzubereiten und zu verherrlichen.
In 1. Korinther 15,43 sagte Helmut etwas zum Leib: Keiner von uns wird in 75 Jahren noch in diesem Leib leben – wobei es heute vielleicht doch den einen oder anderen gibt, denn viele Menschen werden hundert Jahre und älter. Wir hoffen jedenfalls das Beste. Wir werden diesen Leib der Niedrigkeit wie einen Samen ins Erdreich legen. Das heißt, dieser Leib wird wie ein Same in die Erde gelegt. Dort heißt es: „Es wird gesät in Unehre, es wird auferweckt in Herrlichkeit.“ Es geht um die Auferweckung zur Herrlichkeit.
In 2. Korinther 4,17 heißt es: „Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Trübsal bewirkt uns ein über jedes Maß hinausgehendes ewiges Gewicht von Herrlichkeit.“
Philipper 3,20-21 sagt: „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.“ Unser Leib wird verherrlicht werden und gleich sein seinem verherrlichten Leib.
In Kolosser 3,4 lesen wir: „Wenn der Christus unser Leben offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit.“ Zusammen mit ihm, denn wir sind untrennbar mit ihm verbunden.
In 1. Thessalonicher 2,12 ermahnt oder erinnert Paulus die Thessalonicher daran, wie er sie ermahnt und getröstet hat. Dort heißt es: „Ermahnt und getröstet und euch bezeugt haben, würdig des Gottes zu wandeln, der euch zu seinem eigenen Reich und seiner eigenen Herrlichkeit beruft.“ Hier haben wir die Substanz all dieser Dinge, die Gott im Alten Testament langsam seinem Volk anzukündigen begann. Gott beruft uns zu seiner eigenen Herrlichkeit.
In Hebräer 2,10 heißt es: „Denn es geziemte ihm, um dessen Willen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit brachte, den Urheber ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen.“ Gott wollte durch seinen Sohn viele Söhne zur Herrlichkeit bringen. Und...
Die Teilhabe an der kommenden Herrlichkeit und die Rolle Christi
Noch zwei Stellen aus dem ersten Petrusbrief:
1. Petrus 5,1:
Die Ältesten nun unter euch ermahne ich, der Mittelste und Zeuge der Leiden des Christus und auch Teilhaber der Herrlichkeit, die offenbart werden sollen. Petrus nennt sie zusammen mit anderen Gemeindeältesten einen Teilhaber der kommenden Herrlichkeit.
Und 1. Petrus 5,10:
Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus.
Bevor wir uns jetzt mit der kommenden Herrlichkeit beschäftigen, werfen wir zuerst einen Blick auf Christus, den Erlöser, dem wir alles verdanken. Ohne ihn wäre die Herrlichkeit keine Herrlichkeit. Er ist die Wonne des Himmels. Niemand von uns würde im Himmel sein wollen, wenn Christus nicht dort wäre. Er machte den Himmel erst zum Himmel, indem er dort ist. Und er wird auch die Mitte aller Anbetung des Himmels sein, aller Wonne des Himmels: Christus, das Lamm Gottes.
Wir werden ja jetzt schon nicht müde, an unseren Herrn zu denken, wer er ist und wie wunderbar er ist. Es geht uns doch allen so: Wenn wir den Namen Jesus hören, wird die Seele, das Herz einfach froh. Jesus – keiner wie er, unser Herr, unser Retter, unser Heiland.
Christus als das geschlachtete Lamm im Himmelsthron
Schlagen wir jetzt auf Offenbarung 5 auf. Wir lesen von Vers 6 an, ich habe hier 5 geschrieben, aber wir lesen tatsächlich von Vers 6 an, Offenbarung 5, Verse 6 bis 10:
„Inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten stand ein Lamm, wie geschlachtet, das sieben Hörner hatte und sieben Augen, die die sieben Geister Gottes sind, die gesandt sind über die ganze Erde. Und es kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Thron saß. Als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vier Ältesten nieder vor dem Lamm. Sie hatten jeder eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, welches die Gebete der Heiligen sind, und sie sangen ein neues Lied: ‚Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft durch dein Blut aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation. Du hast sie unserem Gott zu einem Königtum und zu Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen.‘“
In den Kapiteln 4 und 5 sieht Johannes als Erster, so Gott ihm einen Blick in den Himmel hinein gewährt, den Thron, von dem alles ausgeht. Wir wollen das bedenken, wenn wir von Herrlichkeit reden, von kommender Herrlichkeit, von der zukünftigen Herrlichkeit der Gemeinde. Denn das hat der, der auf dem Thron sitzt, von Ewigkeit her verordnet. Er hat es gewollt, er hat es befohlen, er hat gesagt: Es werde, und darum wird sie sein. Von ihm kommt alles, aus ihm geht alles hervor.
Der Thron spricht von Gottes Macht, Gottes Unumschränktheit, ja Gottes Allmacht. Aber jetzt sehen wir inmitten des Thrones ein Lamm, wie geschlachtet. Einen stärkeren Kontrast kann man sich kaum vorstellen. Der Thron, der Inbegriff von Gottes Macht und Allmacht – und im Herzen des Thrones ein Lamm, der Inbegriff des Schwachen. Und nicht allein ein Lamm, sondern geschlachtet.
Wir haben in diesen Versen gelesen, dass das Lamm würdig ist, die Siegel zu öffnen. Das bedeutet, das Lamm ist würdig, alles, was in den Büchern des Gerichts geschrieben steht, zu verhängen, auszuführen und zu vollstrecken. Er hat die Macht und das Recht dazu.
Und wo das Lamm das Buch nimmt, da heißt es, dass die vier lebendigen Wesen und die 24 Ältesten niederfallen. Sie fallen nieder – die Erlösten im Himmel. Diese 24 Ältesten repräsentieren alle Erlösten im Himmel, die Gesamtheit aller Erlösten, die durch Christus erlöst worden sind. Und hier fallen sie nieder und beten den an, der das Buch öffnet und seine Siegel bricht.
Denn sie verstehen, dass sie nur deshalb nicht von Gott gerichtet worden sind. Und wir verstehen, dass wir nur deshalb nicht vom Gott der Gerechtigkeit, vom Gott der Heiligkeit, vom allmächtigen, unwiderstehlichen Gott gerichtet werden. Und es gibt nur deshalb eine kommende Herrlichkeit, weil Christus zum Lamm geworden ist, weil er unsere Schuld getragen hat. Deine Sünde, meine Sünde – er trug den Zorn Gottes, den Zorn des Allmächtigen Gottes.
Ja, ihm verdanken wir alles. Ihm verdanken wir das Leben, ihm verdanken wir den Himmel, ihm verdanken wir die kommende Herrlichkeit. Und darum wird er in alle Ewigkeit die Mitte der Bewunderung aller Erlösten im Himmel sein. Er ist die Wonne des ganzen Himmels.
Lamm – ja, denn er wurde Mensch, er nahm einen Leib an. Lamm – er wurde ein schwacher Mensch, wie du und ich. Lamm – er kam, um zum Stellvertreter zu werden, zum Opfer. Lamm, geschlachtet – er hat das gerechte Gericht über die Sünde auf sich genommen. Wir werden das nie verstehen, nie. Und auch in allen Ewigkeiten werden wir die Tiefe, die Weite und die Höhe der Liebe und der Heiligkeit Gottes nie ergründen können. Nie, nie.
Es heißt hier auch, dass die vier lebendigen Wesen niederfallen. Die vier lebendigen Wesen verkörpern Gottes Regierungswege, Gottes Regiment, so wie Gott sein Regiment führt über eine Welt der Sünde. Sie verkörpern Gottes Regiment seit Bestehen dieser Welt.
Und wenn es hier heißt, dass diese vier lebendigen Wesen niederfallen vor dem Lamm und dann zusammen mit den Erlösten und zusammen mit den Engeln dem Lamm die Ehre geben, dann bedeutet das, dass alle Regierungswege Gottes diesem Geschehen untergeordnet sind. Dass Gott Mensch werden sollte und als Mensch leben, leiden und sterben sollte – das ist das Ziel aller Wege Gottes.
Nun, wir leben mit einem sehr kurzen Blick. Wir sehen nur, was vor Augen ist, und leben so von der Hand in den Mund, Tag für Tag. Wir stolpern irgendwie durchs Leben und empfinden kaum, dass unser ganzes Leben, allein unser Leben schon von Anfang bis zum Ende von Gott auf ein Ziel angelegt ist. Noch viel weniger empfinden wir, dass die ganze Menschheitsgeschichte von Gott von Anfang an auf dieses eine Ziel hin angelegt war.
Ja, das begann schon, ehe Gott die Welten schuf. Gott hatte sich vorgesetzt, dass sein Sohn Mensch werden, leiden, sterben und ewige Erlösung wirken sollte. Petrus sagt, dass Christus als Lamm zuvor erkannt war vor Grundlegung der Welt (1. Petrus 1,20):
„Er ist zwar zuvor erkannt vor Grundlegung der Welt, aber offenbart worden am Ende der Zeiten um euretwillen.“
Wir sind erlöst worden mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken, der zwar zuvor erkannt ist vor Grundlegung der Welt, aber offenbart worden ist am Ende der Zeiten um eueretwillen.
Einige von euch kennen sicher den schwedischen Erweckungsprediger Rosenius. Er lebte im neunzehnten Jahrhundert im nördlichen Schweden, und durch ihn ging nachher eine Erweckung durch das ganze Königreich.
Rosenius hat einmal Mose 1,26 ungefähr so ausgelegt: Auffälligerweise steht im Schöpfungsbericht, nachdem es bei jedem Schöpfungstag heißt „Und Gott sprach, und es ward“, am sechsten Schöpfungstag der Satz: „Lasst uns Menschen machen“ – ganz auffällig.
Da stellt Rosenius die Frage: Mit wem beriet sich der Schöpfer, ehe er den Menschen schuf? Ohne jeden Zweifel war der Dreieine Gott, alle drei Personen der Gottheit gegenwärtig.
Dann hat er es ungefähr so formuliert – ich zitiere aus dem Gedächtnis: „Gott wusste von Anbeginn, dass der Mensch in die Sünde gehen würde und damit alles verlieren und verderben würde. So beriet sich der Vater mit dem Sohn. Als der Sohn sagte: ‚Ich will erlösen‘, sagte der Vater: ‚Ich will erschaffen.‘“
Das ist ein bisschen dichterisch, poetisch ausgedrückt, aber es zeigt sehr schön, dass tatsächlich die Erlösung der Vorsatz, der Plan Gottes vor der Schöpfung war. Die Erlösung hat Vorrang. Die Erlösung ist in Gottes Gedanken zuerst, und das, was Gott in der Erlösung wird, bleibt ewig.
Die Schöpfung ist nur für eine Zeit – diese Schöpfung, in der wir jetzt sind. Das also ist Gottes Rat von Anbeginn gewesen. Als er den Menschen schuf und als der Mensch in die Sünde ging, hat Gott den Menschen, die ganze Menschheit, die ganze Geschichte so geführt und gelenkt auf diesen Tag hin.
Der Galaterbrief sagt es in Kapitel 4: „Als die Fülle der Zeit gekommen war…“ Die Fülle der Zeit – und das lässt verstehen, dass Gott von Anfang an alles auf diesen Tag zubewegte.
Die Geschichte Adams und seiner Nachkommen, die Geschichte Noas, die Geschichte der Erzväter, die ganze Geschichte Israels, als Gott Israel aus Ägypten erlöste, auch die Geschichte aller Völker und das Zusammenspiel der Völker aufeinander – alles zusammen.
Es wird uns schier schwindelig, wenn wir daran denken. Wir müssen einfach ja sagen. Wir müssen uns ausklinken, denn wir können das nicht fassen, dass Gott alles zueinander, alles Tun der Menschen und die Geschichte aller Völker so zueinander in Beziehung setzte, dass in diesem einen Volk, in jenem Land, an diesem Ort und an jenem Tag der Fülle der Zeit Jesus von Nazaret geboren werden sollte, um dieses Werk zu tun.
Menschwerdung und Tod Jesu Christi – das ist das Herz auch aller Regierungswege Gottes. Das wird Johannes eben dadurch gezeigt, dass die vier lebendigen Wesen vor dem Lamm niederfallen. Die lebendigen Wesen, die eben die Regierungswege Gottes verkörpern.
Das zeigt uns, dass alles, was Gott tut in seiner Regierung, diesem großen Geschehen untergeordnet und zugeordnet ist. Wir werden das verstehen, wenn wir im Himmel sind. Dann werden wir das vor uns haben: den Thron Gottes, den ewigen Rat Gottes, den unumschränkten Willen Gottes – und im Herzen des Thrones das Lamm, wie geschlachtet.
Dann werden wir diesen großen Gott über seinen Heilsrat anbeten, ewig anbeten. Wir werden den vor uns sehen, der all das ausgeführt hat: der Gott ist, der unumschränkte Gott, der Mensch wird, schwacher Mensch wird, die Gestalt eines sterblichen Menschen annimmt, ohne Sünde bleibt, ohne Sünde isst, ohne Sünde lebt und dann den Tod schmeckt für uns alle.
Nun wollen wir den nächsten Abschnitt lesen in Offenbarung 5. Das ist unser erster Punkt von diesen sechs Punkten, die ich aufgereiht habe: Die Schöpfung wird befreit.
Offenbarung 5, Verse 11-14:
„Und ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron her und um die lebendigen Wesen und die Ältesten, und ihre Zahl war Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende, die mit lauter Stimme sprachen: ‚Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung!‘
Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: ‚Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebührt die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!‘
Und die vier lebendigen Wesen sprachen: Amen! Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.“
Nun, inwiefern sagen uns diese Verse etwas darüber aus, dass die Schöpfung befreit werden wird? Das muss ich natürlich erklären, das muss ich begründen, wie ich darauf komme.
Wir haben gesehen, die Erlösten beten an. Dann haben wir gesehen, wie die vier lebendigen Wesen niederfallen vor dem Lamm. Und dann, in Vers 11, beten Engel an.
Engel haben keinen Teil an der Erlösung, aber Engel nehmen Anteil an Gottes Werken. Wir lesen in Hiob 38, dass die Engel, als sie Gott bei der Erschaffung der materiellen Welt beobachteten, in Jubel ausbrachen. Sie waren schon erschaffen, offensichtlich Geistwesen, wie sie sind. Dann hat Gott die materielle Welt erschaffen, und die Söhne Gottes haben gejauchzt, was sie da sahen.
Sie sahen Materie, was es vorher gar nicht gegeben hatte. Sie sahen Farbe, Form, Dichte, Geschwindigkeit – solche Dinge haben sie vernommen.
Wenn wir etwas machen, dann machen wir es immer nach einem Modell. Wir haben immer ein Modell einer Sache. Wenn jemand Kleider entwirft, dann entwirft er etwas ganz Kühnes und Neues, das man nie gesehen hat, und doch ist es nur eine Variation von bereits Bekanntem. Auch ein Auto oder was es auch ist.
Wir können nur variieren von bereits bekannten Vorbildern her. Gott hatte kein Modell, nach dem er schuf. Er hat erschaffen aus sich heraus. Das haben die Engel gesehen.
Unter den Engeln kam es zu einem Aufstand. Einer der Engelsfürsten wurde zum Bösen und wurde niedergeworfen. Auch das haben die Engel beobachtet. Sie nehmen teil an Gottes Gerichten, nehmen teil an seinen Werken.
Dann schuf Gott den Menschen im Bild Gottes. Das haben die Engel auch gesehen. Dann beobachteten die Engel, wie der Mensch, dieses geschöpfte Kronwerk, dem Verführer folgte im gleichen Aufstand gegen Gott. Das haben die Engel gesehen.
Für die Engel, die nicht abgefallen sind, muss das eine entsetzliche Sache sein: dass in Gottes Universum Böses und Sünde existieren.
Jetzt geht der Mensch auch in die Sünde. Dann beobachteten die Engel, wie Gott den Menschen, anders als die Engel, nicht alsbald niederwarf, unwiederbringlich, sondern wie er anfing, den Menschen zu sich zu rufen, zum Menschen zu reden und ihm Verheißungen zu geben.
Wie er zum Menschen redete von Befreiung vom Bösen, ja sogar davon, dass der Urheber des Bösen niedergerungen werden sollte, irgendwie im Zusammenhang mit den Menschen.
Haben die Engel verstanden, dass Gott den Menschen schuf, um diese Sache – das Böse, das in Gottes Schöpfung eingedrungen war – niederzuringen, das Problem des Bösen aufzugreifen und zu lösen?
Ja, und es ist wirklich so. Wir müssen das aus dieser Tatsache heraus sehen: Die Erlösung, der Gedanke zur Erlösung, war schon vor der Erschaffung.
Gott schuf ein Geschöpf in seinem Bild, er schuf den Menschen in seinem Bild, weil er selbst Mensch werden wollte. Gott konnte nur darum Mensch werden, weil der Mensch im Bild Gottes geschaffen ist.
Darum konnte Gott keine andere Gestalt annehmen, denn sonst hätte er seine Gottheit ablegen müssen. Wir sagen zwar manchmal, der Herr habe die Herrlichkeit im Himmel aufgegeben – das stimmt –, aber er hat nicht seine Gottheit aufgegeben. Er blieb Gott, als er Mensch wurde.
Darum musste der Mensch im Bild Gottes geschaffen sein, damit er Mensch sein und dabei gleichzeitig Gott sein konnte.
So schuf Gott den Menschen, weil er selbst Mensch werden wollte. Durch den Menschen, durch diesen einen Menschen, sollte Gott das Böse aus seiner Schöpfung wieder verbannen.
Das haben die Engel schrittweise verstanden, indem Gott Verheißungen gab und dann ankündigte. Er sagte, ein Nachkomme der Frau – sie war ja als Erste der Schlange gefolgt – würde der Schlange den Kopf zertreten.
Die Engel haben dann die Empfängnis des Erlösers dieses Menschen angekündigt (Lukas 1). Engel haben die Geburt dieses Retters verkündet. Engel haben dem Herrn gedient während seines Lebens.
Markus 1 sagt, er war unter den wilden Tieren in der Wüste, als er fastete, und Engel dienten ihm.
Als der Herr gefangen genommen wurde, haben Engel das beobachtet. Denn er meinte nicht, er könnte jetzt seinen Vater bitten, und er würde zwölf Legionen Engel senden.
Engel waren Zeugen seines Todes, Engel waren Zeugen seiner Auferstehung, Engel waren Zeugen seiner Himmelfahrt.
Da verstanden die Engel, als sie all das sahen: Jetzt hat Gott das Böse besiegt.
Darum beten die Engel hier auch an, weil Gott das Böse im Universum besiegt hat – auf einem ihm würdigen Weg. Nicht einfach durch Macht, sondern durch Recht, durch vollkommene Gerechtigkeit.
So beten Engel an.
Wir verstehen jetzt, warum auch Engel anbeten.
Aber dann heißt es – und jetzt kommen wir zu der Frage: Inwiefern hat das etwas mit der Befreiung der Schöpfung zu tun, von der Sünde?
Im Vers 13 steht: „Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist“ – das heißt, alles Geschaffene – „hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Die ganze Schöpfung betet an. Die Schöpfung redet, und sie gibt dem, der auf dem Thron ist, und dem Lamm die Ehre – Gott, dem Vater, und seinem Sohn.
Die Sünde hat auch die ganze Schöpfung befallen, nicht nur den Menschen, der sündigte. Sondern die ganze Schöpfung wurde durch die Sünde verdorben.
Seither ist die ganze Schöpfung dem Tod, der Vergänglichkeit unterworfen.
Paulus sagt in Römer 8, Vers 19 und folgende:
„Das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes, denn die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen worden, dem Verfall, der Korruption unterworfen worden – nicht freiwillig, sondern dessen wegen, der sie unterworfen hat.“
Gott hat, als er den Menschen dem Tod übergab, auch die ganze Schöpfung dem Tod übergeben – auf Hoffnung, dass auch die Schöpfung selbst freigemacht wird von der Knechtschaft des Verderbens zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Weil die Sünde die Schöpfung entstellt hat, redet die Schöpfung nicht mehr so klar und deutlich.
In Offenbarung 5 haben wir jetzt gelesen, dass die Schöpfung laut und klar und deutlich redet, Gottes Herrlichkeit proklamiert.
Das tut sie jetzt nicht so offen, nicht so deutlich.
Paulus sagt in Römer 1, dass man an der Schöpfung die Gottheit Gottes, die Ewigkeit Gottes und die Macht Gottes ablesen kann.
Man kann an der Schöpfung aber nicht unmittelbar die Heiligkeit Gottes, die Gnade Gottes und die Liebe Gottes ablesen.
Ich weiß nicht, wie es dir geht: Dich hat auch schon eine Biene gestochen, und in dem Moment war dein erster Gedanke nicht: „Wie lieb ist Gott!“
Das ist nicht der erste Gedanke.
Oder wenn es irgendwo entsetzlich stinkt, widerlich, wenn eine große, fette Ratte aus einer Kloake steigt und dir direkt vor der Nase über die Gasse flitzt.
Mir ging es einmal so in Pakistan, also nicht nur einmal. Wir waren gerade in der Gemeinde gewesen, ich ging nach Hause, und dann kam so eine fette, dicke Ratte. Da denkt man nicht unmittelbar an die Schönheit, an die Pracht, an Wahrheit und Reinheit Gottes, wenn man das sieht.
Oder wenn man Raubtiere beobachtet, da fragen sich Menschen: „Also, wenn ein Gott das gemacht hat, dann ist das ein brutaler Gott.“
Der lateinische Dichter Lucretius hat genau in dieser Zerbrechlichkeit und Unvollkommenheit der Geschöpfe ein Argument für seinen Atheismus gefunden.
Er ist also uralt. Er sagte: Hätte ein Gott die Welt entworfen, wäre die Welt nicht so zerbrechlich und so fehlerhaft, wie wir sie sehen.
Ja, es ist gar nicht so leicht.
Nun, wir haben eine Antwort, und die Antwort, die die Bibel gibt, ist eben diese: Die Schöpfung ist durch die Sünde eine Schöpfung des Todes geworden, in der es solche Dinge gibt.
Die ganze Schöpfung wurde durch die Sünde umgestaltet, so dass es nachher Raubtiere und giftige Tiere gab.
Wir haben einen Hinweis im Propheten Jesaja, dass die Erlösung das wieder rückgängig machen wird, dass die Raubtiere keine Raubtiere mehr sein werden und dass es keine giftigen Schlangen mehr geben wird, also gar keine Gifttiere mehr.
Es wird auch nichts geben, das sticht und kratzt, nichts, das einen mehr plagt in der Schöpfung.
So beschreibt es Jesaja in Kapitel 11, Verse 6 und folgende:
„Und der Wolf wird sich beim Lamm aufhalten, und der Leopard wird beim Böckchen lagern. Das Kalb und der junge Löwe und das Mastvieh werden zusammen sein, und ein kleiner Knabe wird sie treiben.
Kuh und Bärin werden miteinander weiden, ihre Jungen zusammenlagern, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind.
Der Säugling wird spielen am Loch der Natter, und das entwöhnte Kind wird seine Hand ausstrecken nach der Höhle der Otter.
Man wird nichts Böses tun noch Verderben anrichten auf meinem ganzen heiligen Berg.“
Die Folgen der Sünde sind hier aufgehoben.
Das ist ein Ergebnis der Erlösung.
Die Sünde, die Macht der Sünde, die Folgen der Sünde werden durch das Erlösungswerk Christi aufgehoben.
Das gehört auch zur kommenden Herrlichkeit, dass die ganze Schöpfung befreit werden wird von allen Folgen, von jeder Spur der Sünde und des Sündenfalls.
Es wird gar nichts mehr da sein, das an Sünde, an Zersetzung, an Verderben und an Tod erinnert.
Dann wird alles Geschaffene ohne Schleier, klar und frei die Herrlichkeit des Schöpfers proklamieren.
Eben alles Geschaffene im Himmel, auf der Erde und unter der Erde wird laut Gott die Ehre geben – unüberhörbar.
In den Psalmen gibt es einige solcher dichterischen Anspielungen auf die befreite Schöpfung.
Zum Beispiel in Psalm 96, Verse 11 und 12:
„Es freue sich der Himmel, es frohlocke die Erde, es brause das Meer und seine Fülle, es frohlocke das Feld und alles, was darauf ist.“
Sie wird eine Befreiung auch für die Schöpfung geben, die ganze geplagte Kreatur.
Dann wird der Esel nicht mehr so jämmerlich rufen. Es gibt ja einen erbärmlichen Laut, den ein Esel von sich gibt. Das geht einem jedes Mal ans Herz.
Man merkt richtig diese geplagte Kreatur und kann es nicht einmal richtig sagen: „Mir tut alles weh.“
Übrigens, nur nebenbei gesagt: Ich nehme an, die Menschen werden dann mit den Tieren wieder reden können im tausendjährigen Reich.
Ich nehme an, dass die Tiere reden konnten vor dem Sündenfall. Es gibt ein paar Hinweise darauf.
Gott hat einmal einem Esel für kurze Zeit die Fähigkeit gegeben zu reden. Es war offensichtlich das Normale vor dem Sündenfall.
Dann wird der Esel eben nicht mehr so jämmerlich versuchen, sich auszudrücken, weil er es nicht kann.
Ja, die ganze Kreatur seufzt unter den Folgen der Sünde.
Darum sieht man an der Schöpfung nicht mehr die Herrlichkeit des Schöpfergottes und des Erlösergottes.
Man sieht sie nur andeutungsweise.
Die ganze Schöpfung wird befreit werden vom Tod als Folge, als Ergebnis der Erlösung Christi.
Wir haben jetzt in diesem ersten Abschnitt „Die Schöpfung wird befreit“ auch die Wohltaten gesehen, die wir empfangen haben und noch empfangen werden durch die Erlösung.
Beim nächsten, beim zweiten Punkt „Gott offenbart seine Herrlichkeit“, werden wir sehen, dass Gott sich selbst manifestiert durch sein heilbringendes Handeln. Er zeigt uns, wie er ist.
Das ist das Höchste an der kommenden Herrlichkeit.
Das ist noch höher als die subjektiven Wohltaten, die wir empfangen und empfinden.
Noch höher ist es, dass Gott den verherrlichten Heiligen sich selbst zeigt, wie er wirklich ist.
Darum wird es im nächsten Abschnitt gehen.
Dort werden wir sehen, wie Gott sich selbst zeigt – seine Wesenheit, seine Macht, seine Gerechtigkeit, seine Weisheit und seine Liebe, so wie sie sich manifestieren in der Schöpfung, in der Erlösung, im Gericht und in der Vollendung.
Gott hat sich beständig die ganze Zeit so geoffenbart.
Jetzt erkennen wir durch den Geist Gottes einiges und durch das Wort Gottes noch mehr.
Aber dann werden wir es erst richtig erkennen, wie Gott sich durch sein Handeln in Schöpfung, Erlösung, Gericht und Vollendung bewiesen hat als der Gerechte, der Wahrhaftige, der Allmächtige, der allein weise Gott.
Gut, ich schließe jetzt hier an dieser Stelle, und wir kommen dann morgen Nachmittag zu Kapitel 19 und wollen dann sehen, wie Gott sich selbst den erlösten, verherrlichten Heiligen in seiner Herrlichkeit zeigt.
Die Befreiung der Schöpfung von der Sünde als Teil der kommenden Herrlichkeit
Nun wollen wir den nächsten Abschnitt lesen, und zwar Offenbarung 5. Das ist unser erster Punkt von den sechs, die ich aufgereiht habe: Die Schöpfung wird befreit.
Wir lesen Offenbarung 5, Verse 11-14:
Und ich sah und hörte die Stimme vieler Engel um den Thron, um die lebendigen Wesen und die Ältesten. Ihre Zahl war Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende. Sie sprachen mit lauter Stimme: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung.“
Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist und alles, was darin ist, hörte ich sagen: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebührt Segnung und Ehre und Herrlichkeit und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Die vier lebendigen Wesen sprachen: Amen, und die Ältesten fielen nieder und beteten an.
Nun, inwiefern sagen uns diese Verse etwas darüber aus, dass die Schöpfung befreit werden wird? Das muss ich natürlich erklären und begründen, wie ich darauf komme.
Wir haben gesehen, dass die Erlösten anbeten, dann haben wir gesehen, wie die vier lebendigen Wesen vor dem Lamm niederfallen, und im Vers 11 beten auch Engel an.
Engel haben keinen Teil an der Erlösung, aber sie nehmen Anteil an Gottes Werken. Wir lesen in Hiob 38, dass die Engel, als sie Gott bei der Erschaffung der materiellen Welt beobachteten, in Jubel ausbrachen. Sie waren bereits erschaffen, offensichtlich Geistwesen, und dann hat Gott die materielle Welt geschaffen. Die Söhne Gottes haben gejauchzt über das, was sie sahen. Sie sahen Materie, die es vorher nicht gab. Sie sahen Farbe, Form, Dichte, Geschwindigkeit und ähnliche Dinge.
Wenn wir etwas erschaffen, dann immer nach einem Modell. Wir haben immer ein Modell einer Sache. Wenn jemand Kleider entwirft, dann entwirft er etwas Kühnes und Neues, das man noch nie gesehen hat, doch es ist immer nur eine Variation von bereits Bekanntem. Auch bei Autos oder anderen Dingen verhält es sich so. Wir können nur von bereits bekannten Vorbildern variieren. Gott hatte kein Modell, nach dem er schuf. Er erschuf aus sich heraus. Das haben die Engel gesehen.
Unter den Engeln kam es zu einem Aufstand. Einer der Engelsfürsten wurde böse und wurde niedergeworfen. Auch das haben die Engel beobachtet. Sie nehmen teil an Gottes Gerichten und seinen Werken.
Dann schuf Gott den Menschen im Bild Gottes. Das haben die Engel auch gesehen. Danach beobachteten die Engel, wie der Mensch, dieses Geschöpf, die Krone der Schöpfung, dem Verführer folgte und in den gleichen Aufstand gegen Gott geriet. Das haben die Engel gesehen.
Für die Engel, die nicht abgefallen sind, muss das eine entsetzliche Sache sein: Böses in Gottes Universum, Sünde in Gottes Universum. Und jetzt geht auch der Mensch in die Sünde.
Die Engel beobachteten auch, wie Gott den Menschen anders als die Engel nicht sofort und unwiederbringlich niederwarf, sondern begann, den Menschen zu sich zu rufen, mit ihm zu reden und ihm Verheißungen zu geben. Er sprach zum Menschen von Befreiung vom Bösen, ja sogar davon, dass der Urheber des Bösen im Zusammenhang mit den Menschen niedergerungen werden sollte.
Haben die Engel verstanden, dass Gott den Menschen schuf, um das Böse, das in Gottes Schöpfung eingedrungen war, niederzuringen? Um das Problem des Bösen aufzugreifen und zu lösen?
Ja, und es ist wirklich so. Wir müssen das vor dem Hintergrund dieser Tatsache sehen: Der Gedanke zur Erlösung war schon vor der Erschaffung da. Gott schuf ein Geschöpf in seinem Bild, den Menschen, weil er selbst Mensch werden wollte.
Gott konnte nur Mensch werden, weil der Mensch im Bild Gottes geschaffen ist. Darum konnte Gott keine andere Gestalt annehmen, denn sonst hätte er seine Gottheit ablegen müssen. Wir sagen zwar manchmal, der Herr habe die Herrlichkeit im Himmel aufgegeben – das stimmt –, aber er hat nicht seine Gottheit aufgegeben. Er blieb Gott, als er Mensch wurde.
Darum musste der Mensch im Bild Gottes geschaffen sein, damit er Mensch sein und gleichzeitig Gott sein konnte. So schuf Gott den Menschen, weil er selbst Mensch werden wollte. Durch diesen einen Menschen sollte Gott das Böse aus seiner Schöpfung wieder verbannen.
Die Engel haben das schrittweise verstanden, indem Gott Verheißungen gab und ankündigte. Er sagte, ein Nachkomme der Frau – sie war ja als Erste der Schlange gefolgt – würde der Schlange den Kopf zertreten.
Die Engel haben dann die Empfängnis des Erlösers angekündigt (Lukas 1), und Engel verkündeten seine Geburt. Engel dienten dem Herrn während seines Lebens. Markus 1 berichtet, dass er in der Wüste unter wilden Tieren fastete und Engel ihm dienten.
Als der Herr gefangen genommen wurde, beobachteten Engel das, denn er sagte, er könnte jetzt seinen Vater bitten, zwölf Legionen Engel zu senden, tat es aber nicht.
Engel waren Zeugen seines Todes, seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt. Als sie all das sahen, verstanden die Engel: Jetzt hat Gott das Böse besiegt.
Darum beten die Engel hier auch an, weil Gott das Böse im Universum besiegt hat – auf einem ihm würdigen Weg, nicht einfach durch Macht, sondern durch Recht, durch vollkommene Gerechtigkeit.
So beten Engel an. Nun verstehen wir, warum auch Engel anbeten.
Doch nun kommen wir zu der Frage: Inwiefern hat das etwas mit der Befreiung der Schöpfung von der Sünde zu tun?
In Vers 13 heißt es: „Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist“ – das heißt, alles Geschaffene – „hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebührt Segnung und Ehre und Herrlichkeit und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Die ganze Schöpfung betet an. Die Schöpfung redet und gibt dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm die Ehre – Gott, dem Vater, und seinem Sohn.
Die Sünde hat auch die ganze Schöpfung befallen, nicht nur den Menschen, der sündigte. Die ganze Schöpfung wurde durch die Sünde verdorben. Seither ist sie dem Tod und der Vergänglichkeit unterworfen.
Paulus sagt in Römer 8, dass die ganze Schöpfung seufzt (ab Vers 19): „Das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes.“
Denn die Schöpfung ist der Vergänglichkeit und dem Verfall unterworfen worden – nicht freiwillig, sondern wegen dessen, der sie unterworfen hat.
Gott hat, als er den Menschen dem Tod übergab, auch die ganze Schöpfung dem Tod übergeben – in der Hoffnung, dass auch die Schöpfung selbst freigemacht wird von der Knechtschaft des Verderbens zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Weil die Sünde die Schöpfung entstellt hat, redet die Schöpfung nicht mehr so klar und deutlich. In Offenbarung 5 haben wir gelesen, dass die Schöpfung laut und klar und deutlich redet und Gottes Herrlichkeit proklamiert.
Das tut sie jetzt nicht so offen und deutlich. Paulus sagt in Römer 1, man kann an der Schöpfung die Gottheit Gottes, die Ewigkeit Gottes und die Macht Gottes ablesen.
Man kann an der Schöpfung aber nicht unmittelbar die Heiligkeit, Gnade und Liebe Gottes ablesen.
Ich weiß nicht, wie es dir geht: Wenn dich eine Biene sticht, ist dein erster Gedanke nicht: „Wie lieb ist Gott.“ Das ist nicht der erste Gedanke.
Oder wenn es irgendwo entsetzlich stinkt, wenn eine große, fette Ratte aus einer Kloake auf die Straße läuft – das ist mir einmal in Pakistan so gegangen –, dann denkt man nicht unmittelbar an die Schönheit, Pracht, Wahrheit und Reinheit Gottes.
Wenn man Raubtiere beobachtet, fragen sich Menschen: „Wenn ein Gott das gemacht hat, dann ist das ein brutaler Gott.“
Der lateinische Dichter Lucretius hat genau in dieser Zerbrechlichkeit und Unvollkommenheit der Geschöpfe ein Argument für seinen Atheismus gefunden. Er lebte vor langer Zeit und sagte: „Hätte ein Gott die Welt entworfen, wäre sie nicht so zerbrechlich und fehlerhaft, wie wir sie sehen.“
Ja, das ist gar nicht so leicht zu beantworten.
Die Bibel gibt darauf die Antwort: Die Schöpfung ist durch die Sünde eine Schöpfung des Todes geworden, in der es solche Dinge gibt.
Die ganze Schöpfung wurde durch die Sünde umgestaltet, sodass es Raubtiere und giftige Tiere gibt.
Wir haben einen Hinweis im Propheten Jesaja, dass die Erlösung das wieder rückgängig machen wird, dass die Raubtiere keine Raubtiere mehr sein werden und dass es keine giftigen Schlangen mehr geben wird – also keine Gifttiere mehr.
Es wird nichts mehr geben, das sticht oder kratzt. Nichts, das einen mehr plagt.
So beschreibt es Jesaja in Kapitel 11, Verse 6 und folgende:
„Und der Wolf wird beim Lamm wohnen, und der Leopard wird beim Böckchen lagern. Das Kalb und der junge Löwe und das Mastvieh werden zusammen sein, und ein kleiner Knabe wird sie treiben.
Kuh und Bärin werden miteinander weiden, ihre Jungen zusammenlagern, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Der Säugling wird am Loch der Natter spielen, und das entwöhnte Kind wird seine Hand ausstrecken nach der Höhle der Otter.
Man wird nichts Böses tun noch Verderben anrichten auf meinem ganzen heiligen Berg.“
Die Sündenfalle wird hier aufgehoben. Das ist ein Ergebnis der Erlösung.
Die Sünde, die Macht der Sünde und die Folgen der Sünde werden durch das Erlösungswerk Christi aufgehoben.
Das gehört auch zur kommenden Herrlichkeit: Die ganze Schöpfung wird befreit werden von allen Folgen und jeder Spur der Sünde und des Sündenfalls.
Es wird nichts mehr geben, das an Sünde, Zersetzung, Verderben oder Tod erinnert.
Dann wird alles Geschaffene ohne Schleier, klar und frei die Herrlichkeit des Schöpfers proklamieren.
Alles Geschaffene im Himmel, auf der Erde und unter der Erde wird laut und unüberhörbar Gott die Ehre geben.
In den Psalmen gibt es einige dichterische Anspielungen auf die befreite Schöpfung. Zum Beispiel heißt es in Psalm 96, Verse 11-12:
„Es freue sich der Himmel, es frohlocke die Erde, es brause das Meer und seine Fülle, es frohlocke das Feld und alles, was darauf ist.“
Es wird eine Befreiung auch für die geplagte Kreatur geben.
Dann wird der Esel nicht mehr so jämmerlich rufen – es ist immer herzzerreißend, wenn ein Esel seinen Laut von sich gibt, man spürt richtig die geplagte Kreatur und kann es kaum in Worte fassen: „Mir tut alles weh.“
Übrigens, nur nebenbei: Ich nehme an, die Menschen werden dann im tausendjährigen Reich wieder mit den Tieren reden können. Ich nehme an, dass die Tiere vor dem Sündenfall reden konnten. Es gibt ein paar Hinweise darauf.
Gott hat einmal einem Esel für kurze Zeit die Fähigkeit gegeben zu reden. Das war offensichtlich normal vor dem Sündenfall.
Dann wird der Esel eben nicht mehr so jämmerlich versuchen, sich mitzuteilen, wenn er es nicht kann.
Die ganze Kreatur seufzt unter den Folgen der Sünde.
Darum sieht man an der Schöpfung nicht mehr die Herrlichkeit des Schöpfergottes und des Erlösergottes. Sie ist verhüllt, man sieht sie nur andeutungsweise.
Die ganze Schöpfung wird befreit werden vom Tod als Folge und Ergebnis der Erlösung Christi.
Wir haben jetzt in diesem ersten Abschnitt „Die Schöpfung wird befreit“ auch in den vorhergehenden Versen gesehen, welche Wohltaten wir durch die Erlösung empfangen haben und noch empfangen werden.
Ausblick auf die weitere Offenbarung der Herrlichkeit Gottes
Beim nächsten Punkt, beim zweiten Thema, offenbart Gott seine Herrlichkeit. Dort werden wir sehen, dass Gott sich selbst durch sein heilbringendes Handeln manifestiert. Er zeigt uns, wie er wirklich ist. Das ist das Höchste an der kommenden Herrlichkeit.
Dies ist noch höher als die subjektiven Wohltaten, die wir empfangen und empfinden. Noch bedeutender ist, dass Gott den verherrlichten Heiligen sich selbst zeigt, so wie er wirklich ist. Darum wird es im nächsten Abschnitt gehen.
Dort werden wir sehen, wie Gott sich selbst offenbart: seine Wesenheit, seine Macht, seine Gerechtigkeit, seine Weisheit und seine Liebe. Diese Eigenschaften manifestieren sich in der Schöpfung, in der Erlösung, im Gericht und in der Vollendung.
Gott hat sich beständig die ganze Zeit so geoffenbart. Jetzt erkennen wir durch den Geist Gottes einiges, und durch das Wort Gottes noch mehr. Doch erst dann werden wir es richtig erfassen, wie Gott sich durch sein Handeln in Schöpfung, Erlösung, Gericht und Vollendung als der gerechte, wahrhaftige, allmächtige und allein weise Gott bewiesen hat.
Ich schließe hier an dieser Stelle ab. Morgen Nachmittag kommen wir zu Kapitel 19 und wollen dann sehen, wie Gott sich selbst den erlösten, verherrlichten Heiligen in seiner Herrlichkeit zeigt.