Die Herausforderung des Glaubens im Alltag
Es gibt Worte und Liedverse, die im Leben sehr bedeutsam werden. Ich denke immer wieder, dass dieses Lied mein Leben umfassen könnte – und das soll es auch bis in die Todesstunde hinein. Es ist die Erbarmung Gottes, die wir erfahren haben.
Doch zu Beginn unserer Predigt möchte ich mich an diejenigen wenden, die vielleicht heute denken: „Nun, das, was wir gerade in der Schriftlesung gehört haben, als Predigtabschnitt, das verstehe ich nicht. Womit beschäftigt ihr Christen euch eigentlich? Lebt ihr denn wirklich zurückgezogen unter einer Käseglocke und beschäftigt euch mit ganz unwesentlichen Fragen? Das sind doch nicht die Fragen, die uns in der Welt wirklich beschäftigen.“ Viele sagen heute Morgen: „Was brauche ich einen Gottesdienst? Ich brauche doch das Wort Gottes nicht. Ich kann auch ganz gut für mich allein ein guter Mensch sein.“
Das ist eine Meinung, die sich durch die ganze Menschheit zieht. Ich will das jedes Mal zu Beginn der Predigten über den Römerbrief sagen. Wir schaffen eine neue Welt, wir brauchen keinen Gott dazu, und wir brauchen keine Gnade. Das machen wir selbst. Wir müssen es nur wollen. Wenn wir entschlossen unser Schicksal in die Hand nehmen, für den Frieden eintreten, für die Gerechtigkeit und gegen die Unterdrückung kämpfen, dann können wir diese neue Welt schaffen.
Wir als Christen stehen daneben und sagen: Wir glauben euch das nicht. Wir können nur sagen: In unserem Leben haben wir die Erfahrung gemacht, dass je mehr wir es wollen, umso mehr scheitern wir. Die anderen schütteln den Kopf.
Ich bitte Sie, sagen Sie es den anderen immer wieder als persönliches Lebenszeugnis. Kritisieren Sie die anderen nicht, setzen Sie sie nicht herab. Sie fühlen sich sonst beleidigt, als ob wir ihnen den guten Willen absprechen würden. Nein, den Willen sprechen wir ihnen nicht ab, aber das können wir, weil wir es selbst erlebt haben und täglich erleben – auch als Christen.
Wir erleben nämlich, dass wir am Morgen eines Tages starten und sagen: „Heute soll ein neues Klima in unserem Haus herrschen, heute will ich ein gütiger Mensch sein.“ Wie lange hält das bei Ihnen? Meistens platzt es schnell, dann kommt der Krach, die Auseinandersetzung und die Dissonanz. Plötzlich sind wir gescheitert.
Die tiefe Verwundung des Menschen
Mit allem guten Wollen möchte ich meinen ersten Teil so überschreiben: Der Schaden sitzt ganz tief. Heute Morgen sind wir genau an der Stelle, die entscheidend ist, wenn wir in der Welt etwas Neues wollen, wenn es eine Veränderung geben soll. Es ist schlimm, wenn Menschen nicht mehr in die Tiefe graben und nicht darauf achten, wo der Schaden liegt.
Das ist oft auch bei Kranken so, die sich lange Zeit ein wenig täuschen können. Wenn der Lautsprecher zu laut ist, habe ich den Eindruck, er hält ein bisschen nach. Vielleicht höre ich es nur, doch dann würde man ihn etwas reduzieren. Wir danken unseren Technikern, die vor 14 Tagen hier alles verbessert und verstärkt haben. Jetzt können wir den ganzen Stadtteil beschallen. Aber die Menschen müssen sich dann wehren und ein Zeichen geben.
Schwerkranke klammern sich oft an die Illusion, dass alles nicht so schlimm ist. Das ist für mich sehr schwer. Wenn ich Besuche mache, sagen die Kranken oft: "Ach, es ist doch alles nicht so schlimm. Wahrscheinlich komme ich zum Wochenende nach Hause." Die Angehörigen sagen dann draußen vor der Tür: "Der kommt nicht mehr heim." Die Kranken klammern sich an diese Illusion, weil sie sagen: "Schau doch mal, meine Hände sind doch in Ordnung." Oder sie schauen sich im Spiegel an und sagen: "Ich sehe doch noch ganz gut aus." Aber die Organe innen sind zerfressen und kaputt. Da hilft es nichts, wenn man sich von außen her etwas vormacht und sagt: "Das ist doch alles so schön."
Das ist die Not des Menschen in der Tiefe seines Wesens, seiner Persönlichkeit, in seinem Innersten. Dort ist etwas faul, dort ist etwas krank. Wir sind ganz tief infiziert. Wir können aus dieser Krankheit nicht herauskommen. Diese Krankheit in uns ist so schlimm, dass wir sie gar nicht überwinden können. Es nützt nichts, immer wieder zu sagen: "Aber ich habe doch auch ein paar gute Seiten. Ich bin doch so freundlich, und meine Kollegen bestätigen mir immer, was für ein liebenswerter und freundlicher Mensch ich bin." Das ist nicht das Problem.
Das Problem ist, ob ich vor Gott ein gerechtes und heiliges Leben führen kann. Ob ich wirklich das Böse mit meinem Leben besiege oder nicht.
Die Erfahrung der Sünde im Christenleben
Darum spricht Paulus hier in diesem Abschnitt von dieser Not. Wenn ich das heute Morgen anschneide – ich weiß nicht, ob wir das immer so tun –, wollte ich das jeden Sonntag zum Thema unserer Gottesdienste machen.
Wir haben doch einmal den Entschluss gefasst, Jesus über alle Dinge zu lieben. Ich hoffe, dass Sie in Ihrem Leben die Entscheidung getroffen haben, mit Jesus zu gehen. Dann machen wir jedoch auch eine bedrückende Erfahrung im Christenleben.
Kaum beginnen wir, Jesus nachzufolgen, kommt eine Enttäuschung nach der anderen. Viele sagen dann: „Ich will gar nicht mehr mit Jesus gehen, das ist für mich viel zu aufreibend und enttäuschend.“ Denn kaum geht man den Weg mit Jesus, merkt man erst, was für ein schwieriger und böser Mensch man ist. Das hat man vorher nie geahnt, als man fern vom Glauben war.
Und ich muss Ihnen sagen: Das wird mit jedem Jahr, in dem Sie Christ sind, nur schlimmer. Je länger Sie im Glauben stehen, desto tiefer erkennen Sie, was eigentlich Sünde heißt. Es ist nicht bloß hier und da eine Entgleisung oder eine Übertretung des Gebotes Gottes, sondern unser ganzes Leben ist besetzt von dieser tödlichen Krankheit, von dieser Infektion, die wir nicht überwinden können.
„Wollen habe ich wohl, ja und wie ich will! Ich will doch Gott nicht betrüben, ich will doch seine Gebote nicht brechen, ich will doch keine unreinen Gedanken haben, ich will doch nicht hassen, ich will doch nicht von den bösen Gedanken befallen werden, ich will doch mit den Menschen den Frieden leben, ich will, ich will...“
Ich habe schon am letzten Sonntag gesagt, dass viele Christen darüber so zerbrechen, dass sie weinen und an sich selbst verzweifeln. Sie sagen: „Halt mal, ich kann doch gar nicht mehr weiterleben, das macht mich krank. Ich will doch dieses neue Leben ergreifen, und ich komme nicht heraus aus meiner Widersprüchlichkeit.“
Die Identitätskrise und die Suche nach Heilung
Es war ein Zufall, dass gestern Festo Kivenschere in Böblingen in den beiden Ansprachen, die er vor den Jungen und vor den anderen gehalten hat, beide Male darüber sprach. Er sagte: Die Not der Menschen heute ist, dass sie ihre Identität verloren haben. Sie kommen sich vor wie ein Puzzle, das in tausend Teile zerfällt, und fragen sich: Wer bin ich eigentlich? Ich werde mit mir selbst nicht mehr klarkommen.
Dann sagte er, dass die Menschen nach Lösungen suchen. Sie sagen: Wir gehen zum Psychiater, vielleicht kann der uns noch einmal zusammenkriegen. Oder wir gründen ein Krisenkommando und probieren, ob wir da irgendetwas gegen die Nöte unter den vielen Menschen machen können, die heute so verunsichert sind und nicht mehr zu ihrem eigenen Selbst finden. Wir müssen Aktionen starten. Dabei ist das doch eine ganz einfache Sache, die im Evangelium immer und immer wieder abgehandelt wird.
Ich stoße an den Rand meines Könnens. Nun gibt es viele Ausleger der Bibel, die immer wieder gesagt haben, dass das, was in Römer 7 steht, die Christen nicht betrifft, sondern nur die Ungläubigen. Ich weiß, dass diese Auffassung in vielen christlichen Sondergruppen weit verbreitet ist. Daraus entsteht eine große Not, weil man dann sagt: Ein Christ sündigt nicht mehr, ein Christ ist frei von der Sünde, und das, was in Römer 7 steht, betrifft die Christen nicht mehr.
Ich möchte Ihnen heute Morgen sagen: Unsere Reformatoren, die pietistischen Väter, haben immer und immer wieder darauf hingewiesen, dass das, was in Römer 7 steht, erst Christen in der ganzen Tiefe erkennen. Martin Luther ist gerade in seiner Jesusnachfolge in diese Tiefe hineingeraten, wo er seine Sünde erkannte und an sich zerbrach. Ich gebe Ihnen gern einen Beweis dafür.
Paulus spricht nämlich davon, dass er Lust hat, nach seinem inneren Menschen, zum Gesetz Gottes. Das ist ein typischer Beweis, dass er vom wiedergeborenen Menschen spricht. Leute, die nicht wiedergeboren sind, haben innerlich keine Lust zum Gesetz Gottes. Das ist ja gerade das Neue, das Jesus in ein Herz legt: dass man Gottes Gebot tun will.
Darum kommt es gerade im Christenleben zu dieser furchtbaren Verkrampfung und zu dieser Not, dass man auf diese Macht des Bösen stößt, die man nicht steuern kann. Ich wünsche mir, dass heute Morgen in Ihrem Leben Blockierungen gelöst werden. Dass Sie sagen: Ach, deshalb spricht er immer von der Sünde, deshalb will er in jeder Predigt vom Kreuz von Golgatha sprechen.
Weil Christen tiefer als andere Menschen darunter leiden, an dem Unfrieden, den sie zu Hause haben, am Versagen im menschlichen Umgang, an der Untreue und der Unreinheit ihres Lebens. Andere Menschen bewegt das gar nicht mehr. Und wir können darum nicht mehr bloß die Welt vollschreien mit unseren Verbesserungsvorschlägen, wie die Welt neu werden muss. Wir sehen doch: Ich kann gar nicht mehr.
Dann seufzt dieser Paulus: „Ich elender Mensch, was bin ich für ein Versager, ich kann doch gar nichts mehr tun. Wer kann mich denn lösen aus dieser schrecklichen Verkrampfung des Bösen?“ Darum ist es nicht ungewöhnlich, dass Christen ganz tief hineinkommen, immer wieder in die Erfahrung: Ich komme von einer Sache nicht los, ich bin gebunden, ich habe in meinem Leben Mächte, die mich bestimmen, obwohl ich doch mit ganzem Herzen Jesus nachfolgen will.
Das kann in die tiefste Depression und Verzweiflung hineinführen. Der Schaden sitzt sehr tief. „Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute, das finde ich nicht.“
Die Illusion der Sorglosigkeit und die Wirkung des Gesetzes
Dann kommt das Zweite. Ich gehe einmal das Kapitel rückwärts durch. Es ist ein schöner, heißer Tag. Ich hoffe, dass Sie es noch absitzen können. Aber jetzt kommt der zweite Teil: Warum können so viele Menschen unbeschwert leben? Auch das beantwortet Paulus.
Sie meinen vielleicht, dass die anderen Menschen, die Ungläubigen, ähnliche Gefühle hätten – gewiss nicht. Obwohl ich mich immer wieder wundere, wenn wir mit Menschen reden, die gar keinen Bezug zu Jesus haben. Ganz plötzlich können sie uns davon informieren, dass sie unheimlich viel Not mit der Schuld ihres Lebens haben. Das kommt sicher daher, dass kein Mensch unter uns lebt, der nicht erfahren hat, dass Gott zu ihm redet.
Normalerweise können ungläubige Menschen die Tiefe ihrer Schuld gar nicht sehen. Und das sagt Paulus hier: Erst durch das Gesetz merkt man die Sünde richtig, also durch die Gebote Gottes. Erst wenn man damit lebt, wird das deutlich.
Jetzt brauchen Sie sich nicht zu wundern, dass so viele Leute, die frisch und fröhlich in der Sünde leben, quietschvergnügt sind und überhaupt keine Gewissensbedenken haben. Das ist kein Wunder. Wer sich von den Ordnungen Gottes löst und die Gebote Gottes auf den Kopf stellt – und sagt, sie gelten für mich nicht mehr, wer sie umdreht und verändert –, kann natürlich frei leben, auch wenn er in der Sünde ist.
Sie brauchen nicht zu denken, dass jeder Sünder in unserer Welt ein bedrückter Mensch wäre. Aber er ist ein Verlorener. Er ist einer, der sein Leben verspielt, einer, der nie glücklich werden kann im letzten Sinn, in der letzten Befriedigung, und einer, der nie das ewige Leben erben kann.
Darum spricht Paulus da vorne in Vers 7 und 8 und sagt: Das ist ja das, was die Sünde uns erst bewusst macht. Wir leben mit den Geboten. Und auch im Christenleben geht es ja so: Kaum sind wir zu Jesus gekommen, fangen jung bekehrte Leute damit an, dass sie sagen: Jetzt möchte ich die Gebote Gottes halten. Ich will das ganz bewusst und konsequent tun. Ich will mich darum bemühen, und das ist ja richtig.
Kaum lebt man damit, merkt man: Aber mein Leib – Paulus sagt mein Fleisch, meine Glieder – die gehen da nicht mit. Sie sträuben sich, sie kämpfen dagegen, sie wehren sich und lassen das nicht zu.
Es ist bezeichnend für die Menschen, dass es eine Lust an den Religionen gibt. Die Menschen ahnen, dass es Gott gibt, und dann will man mit Gott einen Verkehr haben, bei dem man Gott gut zufriedenstellen kann. Dann sucht man eine Religion, die unseren Ansprüchen entspricht und auch unseren Möglichkeiten. Aber man weicht dem heiligen Gesetz Gottes aus.
Gott trifft uns bis hinein in die Tiefe unseres Gewissens und deckt auf, wer wir wirklich sind. Darum ist es so wichtig, dass wir über der Bibel unser Gewissen schärfen. Wir kommen um dieses Dilemma nicht herum, dass wir immer wieder an uns zerbrechen.
Darum haben Christen so eine Skepsis, so ein Misstrauen gegen sich selbst. Das ist der Grund, dass wir nicht die Sprüche machen wollen, weil wir doch die Erfahrung haben, wie das geht. Und dann entdecken wir, was Begierde ist.
Paulus sagt: Das Gesetz ist ein schlechtes Hilfsmittel. Die Gebote Gottes können uns nur bewusst machen, wie gottlos wir sind und wie schlecht unsere Glieder sind, die noch geprägt sind von dem alten gottlosen Wesen. Und das ist auch so schlimm: Je mehr ich dagegen ankämpfe – gegen die unreinen Gedanken oder gegen Hass oder gegen Lieblosigkeit –, umso mehr gerate ich da hinein und werde ein verkrampfter und verquetschter Christ, der nicht in der Freiheit und nicht in der Freude leben kann.
Ich werde keinen Schritt weiterkommen. Je mehr ich mich mühe und zusammenreiße, desto weniger komme ich voran. Ich kann mein Leben nicht verändern, meine Ehe wird nicht besser, mein Familienleben wird nicht besser, mein Umgang mit meinen Mitmenschen wird nicht besser.
Darum hat Paulus im letzten Kapitel 6 davon gesprochen, dass wir von der Gnade leben. Das steht über diesem Kapitel 7. Und darum habe ich Ihnen am Anfang gesagt: Bleibt das bei Christen so, dass jeder Tag geprägt ist von der Erbarmung Jesu.
Keinen Tag können wir ohne die Gnade Jesu leben, keine Stunde und keine Minute. Wenn wir meinen, wir könnten es in eigener Kraft schaffen, werden wir scheitern.
Die befreiende Gnade und das neue Leben in Christus
Und wenn jemand kommt und sagt: „So, jetzt bin ich doch in meinem Leben ein Stückchen weitergekommen“, dann wird er in eine ganz tiefe Sünde fallen. Vielleicht merkt er gar nicht, wie Gott ihn an seinem eigenen gottlosen Wesen auflaufen lässt.
An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Welt, aber ich darf die Gnade Jesu ergreifen und annehmen – und damit leben. Mir ist Erbarmung widerfahren, eine Erbarmung, der ich nicht wert bin. Diese Erbarmung Jesu will ich jeden Tag über mein Leben stellen.
Dann will ich sagen: Herr Jesus, du weißt, wie es heute Morgen in meinem Kopf wieder ausgesehen hat. Du weißt, wie die Sünde mich bedrängt, wie die Versuchungen mich packen und wie die Begierden in mir wüten – auch in einem Christenleben. Aber ich danke dir, dass du die Macht der Sünde besiegt hast. Dass ich jetzt gerecht werde durch dein Blut – das ist ein Tatbestand, den ich über mein Leben schreiben darf.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal das gewagte Bild des Apostels Paulus aufgreifen. Er sagt: Da ist eine Frau, die ganz schlimm verheiratet ist. Der Mann schikaniert sie, prügelt sie nach Strich und Faden. Einer solchen Prügelehe vergleichbar ist es, wenn jemand mit seinen eigenen Maßstäben lebt und sagt: „Ich will ein guter Mensch sein“ und sich anstrengt.
Aber es ist eine schreckliche Ehe. Mit Prügeln wird gar nichts erreicht, und mit dem dauernden Rumkommandieren kommt auch nichts heraus. Die Frau kann ja nicht ausbrechen – das wäre Ehebruch. Doch dann stirbt der Mann – halleluja!
Paulus spricht hier nicht von einer realen Ehe, sondern von einer bildlichen Ehe. Damit Sie nicht denken, ich hätte heute Morgen von Ihrer Ehe gesprochen und Ihnen gewünscht, dass Ihr Mann stirbt. Paulus verwendet ein sehr extremes Beispiel und, wie gesagt, ich meine, dass Paulus Humor besaß.
Er sagt: Aber wenn jetzt endlich dieser schreckliche Mann stirbt, und die Frau plötzlich einen schicken Grafen bekommt, vor dessen Tür ein Chevrolet steht – jetzt beginnt ein neues Leben. Sie muss nicht mehr putzen, sondern darf nur noch Freude erleben. Sie ist in einer neuen Lebensverbindung.
Lebt nicht mehr aus Zwang und Verbissenheit, sondern lebt aus der Freude mit Jesus, der euer Leben erfüllt und euch so nahekommt. Das steht doch oben im Vers 4: „So dass ihr einem anderen gehört, nämlich dem, der von den Toten auferweckt ist, damit wir Gott Frucht bringen.“ (Römer 7,4)
Die Einladung zur Hoffnung und Erneuerung
Nur noch ein letzter Punkt: Wir sprachen davon, dass der Schaden sehr tief sitzt. Warum können so viele Menschen unbekümmert leben? Nun, es gibt Rettung.
Ich möchte jetzt mit all denen sprechen, die in ihrem Christenleben traurig sind und nie mehr aus dieser Traurigkeit herauskommen. Die so schreien wie Paulus: „Wer wird mich erretten vom Leibe dieses Todes?“ Es ist so schwer. Ich weiß, wie mein Leben falsch ist und falsch gelebt wurde.
Liebe Schwestern und Brüder, ich würde das am liebsten jetzt in persönlichen Gesprächen mit manchen von Ihnen bereden. Ich glaube, dass viele Traurigkeit nicht auf eine medizinische Depression zurückzuführen ist, sondern auf das Wischen um das eigene Versagen. Man kann es gar nicht aussprechen, weil man nicht die Kraft hat, selbst seiner Schuld gegenüberzustehen.
Darum hat Paulus immer und immer wieder in seiner Predigt darauf hingeführt. So hat er im Römerbrief begonnen: „Ich bring dir das Kreuz Jesu, dort, wo deine Schuld gebüßt und getragen ist. Wie schlecht dein Leben ist, wie verkehrt es ist. Jesus hat es getragen, und heute darfst du unter der Gnade Jesu ganz neu beginnen. Das Alte ist weggetan.“
Ich will es noch einmal in einem Bild darstellen, in dem schönen Gleichnis, das Jesus vom verlorenen Sohn erzählt hat. Als der Sohn nach Hause kommt und die Liebe des Vaters erfährt, nimmt der Vater ihn in seinen Arm, zieht ihm neue Kleider an und spricht Vergebung aus.
Da wäre es ja natürlich, dass der junge Mann sagt: „So, Vater, jetzt wirst du mal sehen, dass du dich in mir nicht täuscht. Ich bin ein anderer, ich bin jetzt ein richtiger Kerl, und du kannst dich auf mich verlassen. Ich will mich bei dir bewähren.“ Jeder Spruch wäre eine Lüge von A bis Z.
Denn der Vater kennt seinen Sohn. Und der himmlische Vater weiß, was für ein Gemächte wir sind – gerade das haben wir gesungen. Jesus weiß, wie wir ihn enttäuschen und wie untreu wir sind.
Und wenn der verlorene Sohn zum Vater sagt: „Vater, wenn morgen wieder diese falschen Gedanken bei mir kommen, dass ich weglaufen müsste von dir, dann darf ich zu dir kommen und dir das sagen.“ Dann sagt der Vater: „Ja, dann kommst du zu mir, und ich nehme dich neu in den Arm.“
So handelt nur Gott mit uns, der weiß, wie es in unserem Herzen aussieht. Und wie befreiend ist dies: Wir müssen keine Sprüche mehr klopfen, auch keine Moralsprüche, um ein neues Leben darzustellen.
Wir dürfen das ganze Leben ganz nüchtern so sehen: Wir sind ganz problematische Persönlichkeiten. Aber Jesus hat einen Plan für uns. Und was für einen! Er will uns heilig machen, gerecht. Er will, dass aus unserem Leben Frucht entsteht.
Er, der einst das Grab gesprengt hat und aus dem Tod auferstand, will in Ihrem müden Leib noch Neues darstellen – ob Sie alt oder jung sind. Das kann geschehen. Rettung geschieht, weil er Ihr Leben verändern und neu machen will.
„Ich, elender Mensch, wer wird mich erretten aus dem Leibe dieses Todes?“ Ja, jetzt wollte ich Ihnen Geschichten erzählen. Lesen Sie einmal nach, dass alle Leute, aus denen Jesus etwas Großes gemacht hat, vorher gestrandete Menschen waren. Vorher hat er gar nicht anfangen können zu arbeiten.
Und wenn wir von unserem Glaubensleben reden, sollten wir das auch so erzählen und sagen: „Ich war hingekommen bis an den Punkt, wo ich in eigener Kraft versucht habe, ein guter Mensch zu sein – denn ich bin schrecklich gescheitert. Bei uns ging es drunter und drüber.“
Es gibt auch keine christlich perfekte Ehe. Es gibt auch keine perfekte Familie. Es gibt auch keine Leute, die alles tun können, was an sie gefordert wird. Es sind sehr notvolle Menschen, die sich in der Nachfolge Jesu sammeln. Aber sie trauen Jesus und leben mit seiner Gnade. Sie wissen, dass seine Kraft jetzt in ihrem Leben mächtig durchbrechen will.
Das ist so wunderbar. Ich danke Gott durch Jesus, so schließt Paulus dieses Kapitel ab: Ich danke Gott durch Jesus.
Sie dürfen zurückgehen und die Sünde unter ihre Füße treten – aus Gnade. Sie dürfen sagen: Danke, Jesus, dass du stärker bist, dass ich nicht mit den Begierden kämpfen muss, dass ich sie dir in der Beichte hinlegen darf und immer wieder frei werden darf.
Das gilt auch für Christen: „Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt.“ Das gilt auch für Christen: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ Wir wollen uns nie täuschen.
Aber das andere gilt dann auch: Lasst uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens. Ich will mich nur an ihn festhängen und freue mich, dass er aus meinem Leben und aus Ihrem Leben noch etwas Großes machen will.
Amen.
