Begrüßung und Einführung in den Hebräerbrief
Grüße von meiner Frau, Malice. Sie kommt am Donnerstag, ebenso wie Luca und Chiara. Einige von euch kennen sie bereits von Vesper Weiler. Es ist schön, dass wir gemeinsam zusammen sein können und den Hebräerbrief gemeinsam lesen. Da haben wir einiges vor uns.
Schaut, ich habe hier den Hebräerbrief. Das ist der Hebräer. Er passt auf eine große Seite. Ich verwende immer verschiedene Farben, das hilft auch. Die Farben zeigen alles, was bestimmt ist, an, sodass man sich schneller zurechtfindet.
Wir haben ein großes Stück vor uns: dreizehn Kapitel. Zum Schluss steht: „Ich habe euch kurz geschrieben“, Kapitel 13. Kurz geschrieben. Die Erwachsenen haben auch noch Blätter bekommen. Das ist jetzt zur Erleichterung für diese Woche, für euch.
Hier habe ich eine sehr detaillierte Gliederung abgedruckt. Am Anfang ist auch noch eine Einleitung. Die erste Seite ist die Einleitung, und alles andere ist die Gliederung des Hebräerbriefes. Gliederung heißt Einteilung. Es sind acht Seiten, beidseitig bedruckt – also ziemlich viel.
Ich habe vieles von Herbert Janssen übernommen, aber auch selbst weitergearbeitet und in einigen Punkten die Einteilung etwas verändert. Das ist eine Hilfe für euch. Ihr müsst das nicht selbst machen. Ich habe mir das deshalb gemacht, damit ihr besser dabei sein könnt und wir uns konzentrierter auf den Text und unsere Aufmerksamkeit richten können.
Außerdem wollen wir ganz besonders Zeit für Fragen nehmen. Wenn es Fragen zum Text gibt, weiß ich noch nicht genau, wie ich das handhaben werde. Wenn viele Fragen kommen, müssen wir das schriftlich machen. Aber wenn es zwischendurch ist, macht das überhaupt kein Problem, solange wir das einigermaßen ordentlich ablaufen lassen können.
Ziel und Herangehensweise beim Studium des Hebräerbriefes
Also, wir wollen den Text verstehen. Wir wollen genau dort kratzen, wo es juckt. Versteht ihr das? Dort kratzen, wo es juckt – nicht woanders, wo es beißt. Dort kratzen, wo es beißt, heißt: Wir wollen dort verharren, wo die Fragen sind, die uns beschäftigen.
Wir machen es jetzt so: Ich gebe heute eine Einführung. In der ersten Stunde habe ich ein paar Fragen vorbereitet. Warum sollen wir uns überhaupt mit dem Hebräerbrief befassen? Der Grund, warum wir uns damit beschäftigen sollen, ist, dass wir darin mehrfach aufgefordert werden, uns mit dem Herrn Jesus zu befassen.
In Kapitel 3, Vers 1 lesen wir: „Deswegen, heilige Brüder, Mitteilhaber am himmlischen Ruf, achtet auf den Gesandten und Hohen Priester unseres Bekenntnisses, Christus Jesus.“ Achtet auf Christus Jesus, achtet auf den Herrn Jesus!
Oder in Kapitel 12 heißt es, in Vers 2: „Wir sollen hinschauen auf Jesus, lasst uns hinwegsehen sogar, hinwegsehen auf Jesus.“ Wir werden also aufgerufen, weg von irgendetwas anderem hin zu ihm zu schauen. Und in Kapitel 12, Vers 3 steht noch einmal: „Betrachtet ihn!“ Der Schreiber selbst gibt uns die Aufforderung, Christus Jesus zu betrachten.
Er wird dreimal als ein Großer dargestellt. Der Herr Jesus ist groß, das wird gesagt in Kapitel 4, Vers 14. Dort steht: „Da wir einen großen, hohen Priester haben, lasst uns das Bekenntnis festhalten.“ Wir haben einen großen, hohen Priester.
In Kapitel 10, Vers 21 heißt es: „Da wir einen großen Priester über das Haus Gottes haben.“ Und in Kapitel 13, Vers 20: „Aber der Gott des Friedens, der von den Toten heraufgeführt hat, den großen Hirten der Schafe.“ Der große Hirte, großer Priester, großer hoher Priester.
Und wisst ihr, was interessant ist? In jedem Kapitel dieses Briefes wird der Herr Jesus großgemacht. Dreizehn Kapitel – auch in Kapitel 11 – in jedem Kapitel wird der Herr Jesus großgemacht. Von daher ist es schon ein sehr wichtiges Stück Wort Gottes, das wir hier vor uns haben.
Die Verbindung von Altem und Neuem Testament im Hebräerbrief
Außerdem, was ganz wichtig ist: Wenn wir den Hebräerbrief lesen, merken wir, dass der Verfasser vom Alten Testament her argumentiert. Er zeigt, wer Jesus im Alten Testament ist und wie viel größer das Opfer Christi ist als die Tieropfer im Alten Testament.
Er macht deutlich, dass der Herr Jesus ein besserer Hoherpriester ist als Aaron und seine Söhne. Außerdem zeigt er, dass Jesus besser ist als Mose und größer als die Engel. Immer wieder bezieht sich der Verfasser auf das Alte Testament.
Daher ist es für uns eine sehr wichtige Hilfe, die Verbindung zwischen Altem und Neuem Testament zu verstehen. Viele Christen haben hier Schwierigkeiten. Sie kommen mit dem Alten Testament nicht ganz zurecht und meinen, dass dort zwei ganz verschiedene Götter vorgestellt werden.
Der Verfasser des Hebräerbriefs zeigt jedoch, dass alles zusammengehört. Noch mehr: Das Alte Testament spricht bereits viel von dem, der kommen soll, nämlich dem Herrn Jesus Christus. So sehen wir hier eine klare Verbindung zwischen Altem und Neuem Testament.
Dies ist ein guter Zugang zum Alten Testament.
Wer ist der Verfasser des Hebräerbriefes?
Wer ist der Verfasser, wer hat den Brief geschrieben? Nun, dazu gibt es einige Anhaltspunkte.
Er ist ein Mann, keine Frau. In Kapitel 11, Vers 32 heißt es im griechischen Text, dass ein männliches Partizip verwendet wird. Der Erzählende, also das „Ich“ im Text, wird mit einem männlichen Mittelwort beschrieben. Das bedeutet, dass der Verfasser ganz sicher ein Mann ist, keine Frau.
Zweitens erfahren wir, dass er ein Jude ist und sich gut mit den jüdischen Riten auskennt. Er schreibt als Hebräer an die Hebräer. Hebräer bedeutet Jude und stammt ursprünglich von einem Mann namens Heber ab. Die Juden stammen von den Hebräern ab, von Abraham, und Abraham wiederum von Heber. So erklärt sich der Name Hebräer.
Wir erfahren auch, dass er den Empfängern des Briefes bekannt ist. In Kapitel 10, Vers 34 lesen wir: „Mit meinen Fesseln hattet ihr Mitleid.“ Das heißt, als er gefangen war, hatten die Empfänger des Briefes Mitleid mit ihm und kümmerten sich um ihn. Er kennt sie also gut, und es besteht eine Verbindung aus der Vergangenheit.
Außerdem sagt er in Kapitel 13, Vers 8, dass er für sie betet. Er kennt sie also persönlich und bittet sie um Gebet. In Vers 23 erfahren wir, dass der Bruder Timotheus entlassen ist, was auch immer das genau bedeutet. Timotheus ist ein Freund des Verfassers. Dieser spricht von ihm und plant, zusammen mit Timotheus die Christen zu besuchen, wenn Timotheus bald kommt.
In Vers 24 grüßen die Christen aus Italien die Empfänger des Briefes. Das zeigt, dass es eine Verbindung zu Christen in Italien gibt. Wahrscheinlich befindet sich der Verfasser zum Zeitpunkt des Schreibens in Italien. Deshalb hat er dort Kontakt mit den Christen, die wiederum die Geschwister in Judäa grüßen.
Was haben wir noch? Der Verfasser verwendet ein sehr gutes Griechisch. Er ist ein sehr gelehrter Mann. Wer Griechisch studiert und den Hebräerbrief im Original liest, merkt sofort, dass es sich um hochgebildetes Griechisch handelt. Es ist nicht einfaches Griechisch wie bei Johannes, sondern ein anspruchsvolles, gelehrtes Niveau.
Er ist fachlich sehr gebildet und gut vertraut mit dem Alten Testament. Er kennt sich sehr gut mit dem Priesterdienst und dem Tempeldienst aus und argumentiert geschickt aus dem Alten Testament heraus. Das zeigt, dass er das Alte Testament sehr gut kennt.
Wer ist also der Mann, der diesen Brief geschrieben hat? Man weiß es nicht hundertprozentig. Er stellt sich nicht vor, weder in der Einleitung noch am Schluss des Briefes. Er sagt nie, wer er ist.
Vielleicht war es Paulus. Es gibt einige Hinweise, die dafür sprechen. Ich persönlich glaube, dass Paulus der Verfasser ist, andere vermuten jemand anderen. Ich habe Gründe für meine Meinung, aber das würde hier zu weit führen und soll jetzt nicht ausführlich diskutiert werden.
Wichtig ist: Wenn es Paulus war, passt das sehr gut ins Bild. Paulus war einmal zwei Jahre lang in Caesarea gefangen, das liegt in Judäa am Meer. Dort wurde er von Christen besucht, wie in der Apostelgeschichte beschrieben. Die Gläubigen kamen zu ihm, halfen ihm, und das war erlaubt.
Das würde gut zu den Angaben im Brief passen. Timotheus wurde vermutlich in Rom entlassen, wahrscheinlich gegen Ende von Paulus’ Gefangenschaft dort. Paulus wartete darauf, sich mit Timotheus zu treffen, um gemeinsam die Christen in Judäa zu besuchen.
Für uns stellt sich aber die Frage: Warum nennt der Verfasser seinen Namen nicht? Er hat einen Grund dafür.
Der Brief richtet sich an jüdische Christen, und der Verfasser will nicht, dass sein Name auftaucht. Er hatte viele Feinde unter den Juden, auch unter den jüdischen Christen, die stark zum Judentum tendierten. Paulus wurde von den Juden gehasst, und auch unter den jüdischen Christen gab es Gegner.
Er wusste, dass der Brief von vielen Juden gelesen wird. Deshalb sollte sein Name nicht erwähnt werden. Stattdessen sollte der Name Jesus in jedem Kapitel groß gemacht werden. Der Verfasser tritt ganz in den Hintergrund, Christus soll groß werden.
Auch wenn er Bibelstellen zitiert, nennt er nie den Autor. Er sagt nicht: „David sagt im zweiten Psalm“, sondern zitiert einfach den Psalm. Die alttestamentlichen Autoren treten ebenfalls in den Hintergrund.
Nur in Kapitel 11 werden Zeugen genannt, aber sonst wird nie bei einem Zitat aus dem Alten Testament gesagt, von wem es stammt. Menschen treten zurück, Christus tritt in den Vordergrund.
Christus soll groß gemacht werden.
Die Empfänger des Hebräerbriefes
Wer sind die Empfänger dieses Briefes? Es sind Christen. Das erkennt man bereits in Kapitel 3, Vers 1, wo es heißt: „Heilige Brüder, Mitteilhaber am himmlischen Ruf.“ Das können nur Christen sein, denn nur sie sind Mitteilhaber am himmlischen Ruf. Gott hat sie in den Himmel berufen. Sie haben Anteil an der herrlichen Hoffnung, zu der sie berufen sind. Außerdem sind sie heilige Brüder, nicht einfach nur Brüder oder jüdische Brüder, sondern durch Christus geheiligt.
In Kapitel 5, Vers 12 lesen wir: „Zur Zeit solltet ihr Lehrer sein, und ihr habt wieder nötig, dass euch gelehrt wird, was die anfänglichen Elemente der Worte Gottes sind.“ Hier wird deutlich, dass es sich um Christen handelt, die eigentlich schon weiter im Glauben sein sollten. Es geht nicht um Juden, sondern um Christen.
Auch in Kapitel 10, Vers 32 steht: „Erinnert euch an die früheren Tage, in denen ihr, als ihr erleuchtet wurdet, viel Leidenskampf erduldet habt.“ Diese Menschen wurden also einmal erleuchtet und haben viel für Christus gelitten. Vers 34 ergänzt: „Auch mit meinen Fesseln habt ihr Mitleid gehabt.“ Das zeigt, dass sie gläubig sind, denn sie haben Paulus besucht, als er im Gefängnis war.
Es handelt sich also um Judenchristen. In Kapitel 12, Vers 4 heißt es: „In dem Ringen mit der Sünde habt ihr noch nicht bis aufs Blut widerstanden. Ihr habt den Aufruf vergessen, den er an euch richtet, wenn er zu euch als zu seinen Söhnen spricht: ‚Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn.‘“ Sie sind Söhne Gottes. Ein Sohn Gottes ist man nur, wenn man an den Messias glaubt. Daher sind die Empfänger des Briefes gläubige Menschen.
Es ist keine gemischte Gruppe. Der Brief richtet sich ausschließlich an die Gläubigen, nicht an Nichtchristen. Falls es damals Nichtchristen in den Versammlungen gab, so waren diese nicht die Adressaten des Briefes. Er ist nur an die Christen, an die Heiligen gerichtet.
Diese Christen sind Juden, Hebräer, die irgendwo im Land Israel wohnen. Sie stehen vor der großen Versuchung, wieder ins Judentum zurückzukehren. Das war die ständige Gefahr. Die jüdischen Pharisäer, Hohenpriester und anderen jüdischen Führer warfen ihnen vor, sie hätten die Bibel und das Wort Gottes verlassen. Sie liefen einem Nazarener, Jesus von Nazareth, nach, der gekreuzigt worden war, und von dem sie seitdem nichts mehr gesehen hätten. Die jüdischen Führer forderten sie auf, zur „richtigen Religion“ zurückzukehren.
So waren diese Christen in der Versuchung, zur Religion ihrer Väter zurückzukehren. Einige überlegten vielleicht, äußerlich Christen zu sein oder heimlich Christen zu bleiben, aber gleichzeitig wieder im Tempel zu opfern. Paulus warnt jedoch: Wenn sie das tun, wenden sie sich von Christus ab. Das ist ein Abfall von Jesus Christus.
Diese Gefahr des Abfalls wird im Brief immer wieder thematisiert. Die Christen, an die der Brief geschrieben ist, stehen in der Gefahr, von Jesus Christus wegzugehen oder abzufallen.
Zeitliche Einordnung des Hebräerbriefes
Wann wurde dieser Brief geschrieben? Ganz sicher vor dem Jahr 70 nach Christus, wahrscheinlich sogar noch vor dem Krieg, der 66 begann. Denn man liest noch nichts von Krieg oder Unruhen. Alle sind sich noch so sicher, der Tempel steht noch, und der Priesterdienst ist weiterhin aktiv. Die Priester stehen im Tempel und dienen täglich, wie in den verschiedenen Kapiteln, vor allem Kapitel neun, beschrieben wird.
Wahrscheinlich wurde der Brief sogar noch vor der großen Verfolgung unter Kaiser Nero verfasst. Diese begann im Jahr 64, etwa im Herbst. Damals gab es eine sehr große Christenverfolgung, die sich im gesamten Römischen Reich ausbreitete. Überall, wo Christen lebten, wurden sie verfolgt – vor allem von den Juden. Die Juden freuten sich, als die Römer die Christenverfolgung erlaubten, griffen die Gelegenheit beim Schopf und verfolgten die Christen.
Doch in diesem Brief lesen wir noch nichts von dieser großen Christenverfolgung. Die große Verfolgung war noch nicht eingetreten. Es heißt, ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden. Es gab also noch keine Abschlachtungen von Christen. Wahrscheinlich wurde der Brief also vor dem Herbst 64 verfasst.
Wenn der Brief von Paulus stammt, dann muss er ungefähr in der Zeit geschrieben worden sein, in der Paulus bereits im Gefängnis war. Paulus wurde im Jahr 57 inhaftiert und blieb bis 59 in Caesarea im Gefängnis. Im Jahr 60 kam er nach Rom und war dort von 60 bis 61 im Gefängnis. Im Jahr 62 wurde er wahrscheinlich gegen Ende des Jahres freigelassen.
Wenn Paulus der Verfasser ist, wurde der Brief wahrscheinlich gegen Ende seiner Gefangenschaft geschrieben. Zu dieser Zeit wurde Timotheus nach Philippi geschickt. Paulus wartete darauf, dass Timotheus zurückkommt, um sich mit ihm zu treffen und gemeinsam nach Israel zu reisen. Das wäre dann ungefähr das Jahr 62 oder 63 nach Christus. Genau wissen wir das nicht, aber wenn Paulus der Autor ist, passt diese Zeitangabe gut.
Aufbau und Warnungen im Hebräerbrief
Was ist das Thema des Briefes und wie ist der Brief eingeteilt?
Interessant ist, dass wir in diesem Brief fünf Warnungen finden. Das möchte ich jetzt mit euch gemeinsam erarbeiten. Wer könnte lesen? Ich brauche einen Leser. Kapitel 2, Vers 3 – kann das vielleicht jemand von den Erwachsenen lesen?
„Wie werden wir entrinnen, wenn wir ein derartig loses Heil missachten, welches seinen Anfang in der Verkündigung durch den Herrn nahm und im Weitergeben an uns von dem Fest gemacht wurde, wie ihm gehört hat?“
Das ist eine Warnung. Wenn wir ein solches Heil missachten, ist das eine große Warnung. Wie können wir entrinnen? Gar nicht, sagt der Brief. Du hast keine Chance. Wenn du das Heil in Jesus verpasst, dann ist alles aus.
In Kapitel 3, Vers 12 heißt es:
„Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei, das den Abfall vom lebendigen Gott begründet.“
Das ist ein Aufruf: Sie sollen darauf achten, dass niemand abfällt.
Dann in Kapitel 4, Vers 1, könntest du das auch noch lesen?
„Fürchten wir uns also, damit nicht etwa während einer Verheißung, in seine Ruhe einzugehen, noch übrig gelassen ist, dass jemand von euch als zurückgeblieben erscheine?“
Also, wir sollen uns fürchten, sagt er, oder sie sollen sich fürchten, dass sich bei irgendeinem herausstellt, dass er zurückgeblieben sei. Das wäre furchtbar.
Die dritte Warnung finden wir in Kapitel 6, Verse 6 bis 8:
„Unternehmen viele, wieder zum Buße zu erneuern, als solche, die sich selbst den Sohn Gottes wieder ans Kreuz schlagen und ihn an den Pranger stellen. Denn Erde, die den Regen, der sich oftmals darüber ergoss, trank und nützliches Pflanzengewächs hervorbringt, wird des Segens von Gott teilhaftig, aber die, die Dornen und Disteln trägt, ist verwerflich und einem Fluch nahe. Ende eines solchen Bodens ist das Verbrennen.“
Hier ist die Rede von einem Boden, der verbrannt werden wird. Er vergleicht Menschen, die abgefallen sind oder daneben gefallen sind, mit solch einem Boden, der dem Fluch nahe ist, dem Verbrennen nahe ist. Sie sollen sich warnen lassen.
Dann in Kapitel 10 haben wir noch einmal so eine Warnung, Kapitel 10, Verse 26 bis 28 und 27:
„Denn wenn die frevlerische Sünde genutzt wird, nachdem sie die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Opfer mehr für die Sünde übrig, sondern ein furchtbares Erwarten des Gerichts und ein Eifer des Feuers, dessen Gewohnheit ist, die Widersacher zu fressen.“
Er sagt also: Wenn wir vorsätzlich sündigen – immer wieder wird hier das Wort „sündigen“ verwendet. Es geht um eine ganz bestimmte Sünde. Es geht nicht um Lügen oder Stehlen. Nein, die Sünde ist hier, sich abwenden von dem Messias Jesus Christus.
Wenn wir vorsätzlich, das heißt mit ganz bewusstem Willen, „Nein“ sagen zu Christus, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, dann gibt es kein Opfer mehr für Sünden. Nichts mehr. Wer das eine Opfer verworfen hat, für den gibt es kein zweites Opfer mehr. Es bleibt nur noch das Erwarten des Gerichts.
Das ist wahrscheinlich die ernsteste Warnung von allen fünf Warnungen.
Die letzte Warnung finden wir in Kapitel 12, Vers 25. Können wir die noch lesen?
„Den Abweis der Rede, denn wenn jene nicht entkamen, die den Seeladewiesen, der auf der Erde weiß, reisen darf, wie viel mehr werden wir nicht entkommen, wenn wir uns von dem abwenden, der es von den Himmeln entzieht.“
Wir werden nicht entkommen. Wenn jene damals im Alten Testament nicht entkommen sind, wie viel weniger werden wir entkommen, wenn wir uns von ihm abwenden? Es geht wieder um die gleiche Sache, die gleiche Sünde: das Abwenden von Christus.
Also: fünf Warnungen, ganz, ganz ernste Warnungen. Der ganze Brief ist von dieser Ernsthaftigkeit geprägt.
Wechselspiel von Unterweisung und Aufruf im Brief
Und jetzt schauen wir uns ein bisschen die nächste Folie an. Möchte ich euch etwas zeigen? Ich glaube, das habt ihr nicht – nein, das habt ihr doch, das habt ihr drauf, das habt ihr drauf.
Es gibt immer einen Teil Leere, dann kommt ein Aufruf, dann wieder Leere, dann wieder Aufruf. Also: Blau hier auf der Folie steht für Unterweisung oder Leere, und Rot für Aufruf.
Das beginnt in Kapitel 1. Das ganze erste Kapitel ist eine Unterweisung. Wer ist dieser Sohn, dieser eine Sohn, von dem im Psalm geschrieben steht: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ oder geboren? Das ist eine Lehre über diesen Sohn.
Dann in Kapitel 2, Vers 1 bis 4, ist ein Aufruf, eine Ermahnung, würden wir sagen. Aber es ist nicht so negativ, es ist einfach ein Aufruf mit einer Warnung dabei. Deswegen haben wir umso mehr auf das zu achten, was wir gehört haben.
Dann spricht er in Kapitel 2, Vers 5 bis zum Ende von Kapitel 2, wieder Unterweisung. Er spricht von dem Hohen Priester, Jesus, der Mensch geworden ist.
Dann in Kapitel 3 und 4: Das ganze Kapitel 3 und fast das ganze Kapitel 4 ist ein Aufruf. Eigentlich könnte man sagen, das ganze Kapitel 4 ist ein Aufruf: Sie sollen sich nicht abwenden.
Kapitel 5 ist wieder eine Unterweisung über den Hohen Priester, die ersten zehn Verse. Ab Kapitel 5, Vers 12, kommt wieder der Aufruf. Da sagt er: Ihr solltet derzeit nach Lehrer sein, aber ihr habt nötig, dass man euch wieder die Babymilch gibt – jetzt in meinen Worten gesprochen: Ihr solltet schon Lehrer sein und sitzt noch in der ersten Klasse mit A, B, C.
Kapitel 6 ist auch ein langer Aufruf bis zum Schluss von Kapitel 6.
Dann Kapitel 7: Da geht es dann los über den Hohen Priester. Er lehrt über den Hohen Priester. Kapitel 7: Jesus hat ein ewiges Priestertum bekommen.
Kapitel 8: Wir haben einen solchen Hohen Priester, der sich gesetzt hat zu Rechten des Thrones der Majestät im Himmel. Und dann spricht er vom neuen Bund.
Kapitel 9: Er spricht von dem himmlischen Heiligtum, in das Jesus Christus als Geist eingegangen ist, mit dem besseren Opfer.
Kapitel 10: Das bessere Opfer, immer noch bis Kapitel 10, Vers 18. Und dann sagt er: Da wir jetzt einen Hohen Priester haben, lasst uns hinzutreten – ab Kapitel 10, Vers 19.
Es kommt also wieder ein Aufruf: „Lasset uns hinzutreten“ und wie sie hinzutreten sollen.
Dann in Kapitel 11 kommt eine lange Unterweisung über die Zeugen aus dem Alten Testament, Menschen, die geglaubt haben.
In Kapitel 12 und 13 kommt wieder ein Aufruf: „So lasst denn auch uns nun hinwegsehen auf Jesus, mit Ausdauer laufen und hinwegsehen auf Jesus“ und so weiter.
Und dann dieser Aufruf: „Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet.“
Also merken wir, dass sich immer wieder Unterweisung und Aufruf abwechseln. Beides brauchen wir, beides brauchten diese Christen dort.
Thema und Gliederung des Hebräerbriefes
Ja, und was ist jetzt das Thema zum Schluss? Worum geht es also genau?
Jetzt habt ihr wieder etwas zum Schreiben. Schaut: Was ist das Thema? Das kann man sich aufschreiben. Das Thema könnte „treu bleiben im Glauben“ heißen. Das ist nur ein Vorschlag, vielleicht habt ihr einen besseren. Es geht darum, treu festzuhalten am Bekenntnis.
Wie man oder dass man festhalten soll an dem Bekenntnis, an der Wahrheit, an der richtigen Lehre und an dem, was Christus uns versprochen hat – an der Zukunft, die er uns vor Augen gestellt hat. Er nennt es hier „Festhalten am Bekenntnis der Hoffnung“. Dazu kommen wir noch. Das ist das Thema.
Letztlich geht es darum, dass diese Christen, an die dieser Brief geschrieben ist, treu bleiben, festbleiben und an dem Bekenntnis, das sie von Anfang an angenommen haben, festhalten. Sie sollen nicht zurückkehren ins Judentum. Man könnte es auch so sagen: Die Kapitel 1 bis 10 enthalten Gründe und Aufforderungen zum Treubleiben. Kapitel 11 behandelt den Glauben, und Kapitel 12 und 13 geben praktische Hilfen zum Treubleiben.
Noch einmal: Kapitel 1 bis 10 nennt Gründe, warum man treu bleiben soll. Kapitel 11 erklärt, was es heißt, im Glauben treu zu bleiben. Und Kapitel 12 und 13 geben ganz praktische Hilfen, wie man jetzt treu bleibt.
Es gibt also drei Hauptpunkte:
Erstens, Kapitel 1 bis 10 – Gründe und Aufforderungen zum Treubleiben.
Zweitens, Kapitel 11 – Erklärung, was Treubleiben im Glauben bedeutet.
Drittens, Kapitel 12 und 13 – praktische Hilfen zum Schluss.
So, das war die Einleitung.
Empfehlung zum Umgang mit dem Hebräerbrief
Es sind dazu Fragen, zwar ein bisschen viele auf einmal, aber wisst ihr, was eine große Hilfe wäre? Was eine große Hilfe ist?
Wir haben jetzt ja einige Tage miteinander. Nehmen Sie den Hebräerbrief und lesen Sie ihn einfach durch. Es ist nicht viel, also lesen Sie ihn einfach durch. Wenn Sie fertig sind, lesen Sie ihn noch einmal. Dabei können Sie auch Dinge notieren, die Ihnen auffallen, die euch auffallen, wenn ihr das durchlest. Mir ist das immer eine große Hilfe.
Ich lese, dann lese ich noch einmal, dann noch einmal, und noch einmal. Aber jetzt haben wir ja Ferien, oder? Jetzt kann man ja lesen. Einige haben keine Ferien, aber einige haben Ferien. Lesen Sie noch einmal, und dann merkt man etwas, dann entdeckt man etwas. Und dann wird das Lesen sehr spannend, wenn man Entdeckungen macht.
Lesen, wie ich das letzte Mal gesagt habe: Lesen, lesen, lesen. Beten, beten. Fragen stellen, Fragen stellen, Fragen stellen an den Text. Immer den Text selbst. Damit stellen wir die Frage ja an Gott, oder? Aber es hilft uns. Gott will, dass wir uns mit seinem Wort ganz intensiv beschäftigen. Das müssen wir wieder lernen heutzutage.
Der Herr segnet das sehr. Dann wird das Ganze plastisch, das heißt, es wird konkret, es wird hilfreich, auch für unser Leben.
Wir müssen uns hineinversetzen in jene Christen, an die das geschrieben wurde. Das ist unser schwieriger Teil, oder? Wir müssen sagen: Jetzt muss ich mich zurückversetzen, zweitausend Jahre zurück, in jene Christen, die damals gelebt haben, ihre Probleme. Und da muss ich mich hineinversetzen in den, der diesen Brief geschrieben hat. Dann erst kann ich das auf mich anwenden.
Wenn ich den ersten Schritt nicht mache, könnte ich Fehler machen beim Auslegen der Schrift. Ich muss mich hineinversetzen in jene Zeit und jene Menschen, an die das geschrieben war.
So, machen wir hier Pause, und dann könnt ihr nachher Fragen stellen.
