Einführung in das biblische Wort und seine Bedeutung für die Konfirmation
1. Samuel 16,7, das ist das Wort, das wir auch bei unseren Konfirmanden verwendet haben, heute an der Konfirmation. Ich möchte es nun hier im Gottesdienst ausführlicher und umfassender erklären, damit ein Lichtschein auf unser Leben fällt.
1. Samuel 16,7, Seite 282 im Alten Testament:
„Aber der Herr sprach zu Samuel: Sieh nicht auf sein Aussehen und auf seinen hohen Wuchs; ich habe ihn verworfen. Denn der Herr sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an.“
Er segne dieses Wort an uns. Amen.
Liebe Schwestern und Brüder, dass wir dieses Wort für die Konfirmation gewählt haben, überrascht kaum. Denn gerade bei unseren Mädchen und Jungen spielt das äußere Erscheinungsbild eine sehr wichtige Rolle.
Ich hätte nie gedacht, dass gerade die junge Generation, die oft mit großer Kleidermode und äußerem Glanz auftritt, sich so stark von einem negativen Urteil über das Äußere beeinflussen lässt. Sie kommen geschminkt und gestriegelt in der Schönheit ihrer jugendlichen Gestalt daher.
Dennoch müssen wir unseren jungen Leuten immer wieder sagen: Das Äußere ist nicht das Wichtigste für uns.
Die Bedeutung des Herzens im Glaubensleben und im Gottesdienst
Auch wenn wir manchen in unserer Mitte manchmal ein wenig Kopfzerbrechen bereiten, ob wir es nicht zu leger angehen – auch mit den Formen unseres Gottesdienstes, ob nicht alles zu vertraut ist –, bin ich doch sehr froh, wenn es uns gelingt, dass in unseren Gottesdiensten das Herz ein wenig spricht.
Das zeigt sich auch im Hin- und Hergrüßen, denn das, was Gott will, geschieht auf einer anderen Ebene als in der korrekten Formalität des äußeren, kühlen Begegnens und Grüssens. Gott sieht das Herz an. Wir Menschen hingegen können nur das Äußere beurteilen. Wir müssen uns mit unseren Augen ein Bild machen.
Das ist sonst schwierig, wenn wir eine komplizierte Verhandlung am Telefon regeln wollen. Sie werden das auch erleben: Es ist ganz anders, wenn man persönlich kommt, wenn man einander gegenübertritt, wenn man bei einer Behörde selbst vorspricht. Am Telefon kann man leicht abgewiesen werden, als wäre man ein Hanswurst. Wenn man aber persönlich gegenübersteht und sein Wort sagt, ist das ganz anders.
Wir Menschen bauen auf das Sehen, auf den Eindruck, den jemand macht. Deshalb hängt unsere Glaubenserfahrung oft von äußeren Ereignissen ab. Wir sind Menschen der Augen, ganz gleich, ob sie einen Fernseher zu Hause haben oder nicht. Das Auge, das Sehen, spielt für Menschen aller Jahrtausende eine beherrschende Rolle. Wir wollen etwas sehen.
Die Gefahr der Täuschung durch äußere Erscheinungen und Gottes Blick auf das Herz
Und so, wie wir einen Menschen ansehen, so beurteilen wir ihn. Sogar der Prophet Samuel ließ sich täuschen, obwohl er wirklich vom Geist Gottes erfüllt war. Wie viel mehr wir, die wir uns immer wieder von Menschen täuschen lassen, die uns etwas bedeuten und die uns groß erscheinen.
Das Schlimme ist, dass wir das Kleine übersehen, das Gott gefällt und worauf Gott seinen Segen legt.
Ich möchte auch noch einmal darauf hinweisen, dass wir uns, wenn wir uns auf die große Veranstaltung des Gemeindetags im Neckarstadion vorbereiten, genau das im Auge behalten sollten. Einige erinnern uns immer wieder daran, dass das Große dort geschieht, wo es nicht machtvoll wirkt.
Ich bin so froh, dass schon am Vormittag im Neckarstadion bei einer szenischen Darstellung ganz deutlich darauf hingewiesen wird, dass Jesus nicht bei der Masse der Tausenden ist, sondern bei dem, der ihm von Herzen folgt.
Wir sind Menschen, die sich leicht irreleiten und verführen lassen von dem Blick und dem Schein der Augen. Wir meinen, das wäre ein Mann, auf den wir bauen können. Doch Gott geht einen ganz anderen Weg.
Warum muss das zuerst begründet werden? Es geht um den Aufbau des Reiches Gottes in der Welt.
Die Herausforderung des geistlichen Dienstes und der Bau des Reiches Gottes
Wir haben manchmal ganz andere Leitgedanken in unserem geistlichen Dienst, und da möchte ich mich zuerst einmal ansprechen. Für uns Pfarrer ist es eine der schlimmsten Versuchungen, die Arbeit vor allem am Gemeindeaufbau auszurichten. Dabei denken wir daran, wie unsere Kreise neu besetzt werden und wer ein wenig Verantwortung in einer Gruppe oder in einem Hauskreis übernimmt. Wer das erlebt, weiß, wie beherrschend die Frage sein kann: Wie wird meine Gruppe weiterleben?
Es gibt jedoch keinen biblischen Auftrag, dass wir unsere Gruppe bauen und Abgrenzungen formieren sollen. Jesus sendet uns vielmehr zum Bau seines Reiches.
Am letzten Sonntag, als wir dort unten beim Park einen eher leichten Widerspruch aus Kreisen von Rauschsüchtigen und Obdachlosen erfuhren, habe ich danach gedacht: Das ist ja gut, der Herr ist noch gnädig mit uns verfahren. Man hätte uns ja ganz anders auf den Kopf stellen können. Wenn wir wieder erkennen, dass in dieser Welt das Nein zu Gott gilt, wird das deutlich. Selbst Passanten wandten sich an die Polizei und fragten: Warum verbieten Sie einen solchen Unfug und eine solche Volksverdummung nicht? Sie meinten unsere Predigt. Der Polizist antwortete: Sie brauchen es doch nicht anzuhören.
Doch der Hass gegen Jesus ist so groß, das wissen wir. Wenn wir an unsere eben übermalten Kirchenmauern denken, mit den gotteslästerlichen Parolen, die dort hingepinselt wurden – vielleicht sind sie manchmal schon wieder entfernt. Ich denke, es sind besondere Zeiten der Gnade Gottes, die er uns lässt in diesen friedlichen Tagen, die wir gerade durchleben. Wir können ungehindert solche Dienste tun, öffentlich auftreten und meist auch ungestört bleiben.
In dieser Welt herrscht ein Hass gegen Gott. Sie wissen das am allerbesten, die Sie draußen stehen, in Ihren Berufsverhältnissen, dort, wo gesprochen wird, wo der Mann auf der Straße lebt. Wenn man die Zeitung aufschlägt, wird das deutlich. Wie hat neulich der Bundestrainer gesagt? Er meinte: Wir wollen es nicht so traurig machen, dann können wir ja gleich in die Kirche gehen. Das ist die Vorstellung, dass es in der Kirche traurig und trübselig zugeht. So stellt sich das die Welt vor, dass Gott das Leben raubt.
Und da hat Gott den Ruf, an einige Menschen das Reich Gottes auszubreiten. Jetzt bitte ich Sie: Bringen Sie das Reich Gottes nie in Deckung mit einer Kirchengemeinde, mit einer Jugendarbeit oder mit einer Konfession. Das Reich Gottes ist immer weiter!
Darum ist es auch nie die Frage, ob Sie einen hauptamtlichen Dienst übernehmen. Ihr Platz im Reich Gottes ist auch Ihre Familie. Ihr Platz im Reich Gottes ist Ihre Nachbarschaft, Ihr Umgang mit der Schöpfung Gottes in der Natur draußen. Der Bau des Reiches Gottes bedeutet ja auch Ihre Berufsaufgaben, die Sie anpacken.
Gott sucht Leute, die sich senden lassen. Und Gott will Leute hineinsenden wie Wellenbrecher. Das müssen Sie wissen: Ein Christ, der bloß mitschwimmen will, so wie viele es sich vorstellen, unentschieden, ohne eigene Glaubensgewissheit, das geht nur gut, wenn man Mauerblümchen bleibt.
Aber wer für das Reich Gottes in dieser Welt etwas wirken will, der steht allein draußen. So hat es Jesus immer verfügt. Er hatte gar nicht so viele Leute, sodass er uns auf den verschiedenen Abteilungen und Branchen seiner Kampfgebiete verteilt.
Der eine hält in seiner Schulklasse das Zeugnis von Jesus hoch, der andere wirkt im Lehrerberuf. Ein dritter Platz ist der der Mutter, ein vierter derjenige, der vielleicht in einem Ehrenamt im Stadtrat mitwirkt und versucht, auch dort von Gott her zu dienen und zu wirken.
Dort geschieht Reich Gottes, wo Menschen die Herrschaft Gottes aufrichten wollen.
Die Bedeutung der inneren Haltung und der Aufrichtigkeit vor Gott
Und wenn Gott zu Samuel sagt, er sehe das Herz an, dann meint Gott damit, dass das äußere, formelle Christsein nichts bedeuten kann.
Ich hätte Sie alle gern dabei gehabt. Gestern hatten wir ein vorbereitendes Treffen für unsere Israelreise, bei dem uns zwei Kenner des Judentums eingeführt haben. Beide sind genau auf den Punkt zu sprechen gekommen, der mir bisher noch nicht so vertraut war: Im gesamten jüdischen Frömmigkeitsleben spielt die Überzeugung eine beherrschende Rolle, dass es keine Heuchelei geben kann.
Vor Gott geht alles durch und durch bis ins Innerste deines Wesens. Wenn Sie Ihre Gebetsriemen binden – und das hat uns Doktor Metzger vorgemacht – werden zum Schluss sogar die Finger eingebunden. Denn die Finger sind es, die die Tat vollbringen. Sie werden in das Wort Gottes hineingebunden.
Wenn Jesus all dies kritisiert hat, dann doch deshalb, weil dies am Ende auch nur ein formelles Tun sein kann. Aber wie sehr hat das die Väter Israels bewegt, wie sie es ihren Kindern einprägen konnten, dass die ganze Sache von innen kommen muss.
Doktor Metzger erzählte, dass, wenn das Binden des Riemens nur aus Gewohnheit geschieht, ein Jude – nicht der ultraorthodoxe, sondern der normale gläubige Jude – den Riemen vielleicht nur aus Versehen verschränkt herumbindet. Dann wird er erschreckt über seine eigene Gleichgültigkeit. Er legt einen Fasttag ein und isst einen Tag lang nichts, um sich vor Gott zu beugen, weil er erkennt, wie gleichgültig er dem Dienst Gottes gegenübersteht.
Hat Jesus dies auflösen wollen? Bestimmt nicht. Ich kann ihm nicht anders dienen, als wenn ich mich so in Beschlag nehmen lasse, dass alles an meinem Leben für Gott zur Verfügung steht. Denn alles, was Gott dient, muss vollkommen sein.
Auch dies war ein Satz aus dem gestrigen Vortrag über das Judentum: Vor Gott kann man nicht zu 98 Prozent dienen, sondern ganz. Wenn Gott das Herz ansieht, dann ist das Äußere mit eingeschlossen, aber es muss von innen herauskommen.
Im Herzen wurzeln unsere Wünsche, unsere Sehnsüchte und unsere Gedanken. Im Herzen wird offenbar, was die Bibel als Dichten und Trachten bezeichnet, was unser Sehnen und unser Gefühl ist. Dort sagt Gott, da sehe ich hin.
Darum fragt er uns, ob wir ihn mehr lieben als den liebsten Menschen, den wir auf Erden haben. Dass viele Christen immer wieder darüber reden, ist nur ein Zeichen dafür, was sie im Glauben verloren haben.
Gott sieht das Herz an. Das Glaubensleben ist eine Herzenssache, nicht eine Gefühlssache. Verwechseln Sie Herz und Gefühl nicht. Dort, wo der Wille ruht, wo meine Entscheidungen getroffen werden, dort will Gott die Herrschaft meines Lebens haben. Dort will er Chef sein und bestimmen.
Er hat große Pläne mit uns vor.
Die Realität der Welt und die Herausforderung, Gottes Herrschaft aufzurichten
Das war mein erster Punkt. Er will mit uns in die Welt hinausgehen und seine Herrschaft aufrichten. Er will uns senden in eine dunkle Welt, eine Welt, die die Spuren des Falls von Gott trägt.
In diesen Tagen werden Sie viele Menschen reden hören, die angesichts der neuen kriegerischen Auseinandersetzungen Fragen stellen. Dann führen sie die Gespräche tiefer und sagen: Nicht nur auf den Falklandinseln wird gekämpft!
Wie sieht es in den Ehen bei uns aus? Wie stehen Kinder und Eltern zueinander? Wie ist das Verhältnis an den Arbeitsplätzen zwischen Chefs und Untergebenen? Wie oft wird das Einkommen und der Platz des anderen beneidet? Welche Spannungen bestehen heute schon zwischen Ausländern und Einheimischen?
Lassen Sie sich erzählen, was türkische Mitbürger in unserer Mitte heute aushalten müssen! Das gibt es auch.
Gott sieht unser Herz an und fragt uns nach unserem Herzen. Darüber diskutieren wir nicht. Es geht nicht um ferne Weltkonflikte, sondern darum, ob der Friede Gottes in unserem Herzen anbricht.
Die Notwendigkeit der Herzensreinheit angesichts der menschlichen Schwäche
Jetzt muss ich aber auf den zweiten Punkt zu sprechen kommen. Da liegt ja gerade die Not, wenn wir vor Gott treten, dass unser Herz untreu und unzuverlässig ist. Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.
Diese Erzählung von David steht im Zusammenhang damit, dass Gott Saul verworfen hat, obwohl einst auch über Saul das Wohlgefallen Gottes lag. Er war ein Haupt, größer als das andere Volk. Das wissen die Großen unter uns oft gar nicht, wie wir sie heimlich um ihre große Statur beneiden. Sie sind ganz verlegen, weil sie nicht die richtige Konfektionsgröße haben.
In der Bibel wird auch erwähnt, wie Saul überlegen war in seiner Größe und wie Gott ihm das Gelingen schenkte, als er die Stadt Gibea von den Feinden befreite. Doch in dem Augenblick, wo etwas im Herzen zwischen Gott und uns tritt, können wir ihm nicht mehr dienen. Das ist der Grund für Glaubenszweifel und Glaubensfragen.
Lassen Sie mich seelsorgerlich sagen: Da liegen Sie! Dort, wo wir nicht von Herzen Gott dienen können, kommt es in uns zu einer Spaltung, zu einer Verkrampfung und zu einer Not. Dann haben wir keine Freude mehr am Gottesdienst, am Beten, am Bibellesen und an den Geboten, weil eine Trennung geschehen ist.
Viele hat es erschreckt, dass Gott von Saul gewichen ist. Ist das möglich? Steht hier von Verwerfung? Man erschrickt, weil in der Welt so viel sichtbar wird von Verwerfung. Wenn David gerufen wird als ein Mann nach dem Herzen Gottes, so wissen Sie, dass später von ihm auch gesagt wurde, dass sein Herz sich einer Frau zuwandte, die sich so provozierend darstellte, als sie sich wusch.
Frauen wissen manchmal nicht oder tun so, als wüssten sie nicht, wie sie Männer reizen. Das darf ich als Mann auch mal sagen. Es ist nicht alles Unschuld.
Wo der Mord an Uriah geschieht und David, als ihm die Schuld offenbar wird, betet: „Schaffe mir, Gott, ein reines Herz!“ – und der Nachfolger von David neigte sein Herz fremden Göttern zu, Salomo.
Darum hat an dieser Stelle die Bergpredigt Jesu ihre Spitze. Jesus hat damals den Israeliten und uns das Herz aufgedeckt. In der Bergpredigt geht es nicht um Ratschläge, wie wir die Welt verbessern können, sondern Jesus zieht die Tarnung weg und sagt: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat ja schon die Ehe gebrochen. Ihr seid ja die Nachkommen Davids.
Wer sitzt hier, der sich im Gottesdienst freisprechen kann? Mein Herz ist doch böse, wie kann ich dann Gott dienen?
Und falls sich jemand noch sicher fühlt, weil ihn die sexuelle Leidenschaft nicht packt, nimmt Jesus noch das andere und sagt: Wer seinen Bruder zürnt, der hat in seinem Herzen schon längst Krieg mit ihm gemacht. Er verfügt natürlich nicht über die Neutronenwaffe, aber da ist viel gewandte und heimtückische Macht mit dem Hass, in dem er seinen Bruder schon längst totgeschlagen hat.
Dann nimmt Jesus uns gerade diesen Idealismus, diese äußere Form und das Tun in moralischer Entrüstung weg. Was ist mit dir und deinem Herzen? Wenn Jesus so hineinleuchtet, da erschrickt man.
Die Gnade Gottes und die Erneuerung des Herzens
Warum hat Gott damals David erwählt? War dieser David wirklich perfekt? Ganz bestimmt nicht. Das ist der Unterschied zwischen unserem jugendlichen Dasein und dem, wenn wir reifer werden. Jesus hat das auf seine Weise deutlich gemacht, indem er ein Kind in die Mitte stellte.
Es ist ein Geheimnis, dass Kinder ihre Bedürftigkeit mehr erkennen. Als Kinder haben wir noch gebetet: „Mein Herz mach rein“, nicht „Mein Herz ist rein“. Das haben Sie hoffentlich nie gebetet, auch als Kind nicht, sonst kennen Sie Kinder nicht. „Mein Herz mach rein“ bedeutet, dass niemand in unserem Herzen wohnen soll außer Jesus allein.
Warum können wir das heute nicht mehr täglich beten? Jesus will uns doch, und das ist mein dritter Punkt, fest und gewiss machen. Er will uns nicht auf einen unsicheren Boden stellen. Der jugendliche David nahm das aus der Hand Gottes an.
Es ist erschütternd, dass auch im Glaubensleben Zeiten kommen, in denen wir meinen, wir seien sicher und fest. Bei David waren es genau die Tage des Wohllebens, an denen er äußerlich unangefochten war. Gerade diese Tage, an denen wir alles in Freude haben, sind die gefährlichsten für unseren Glauben. Dann fühlen wir uns satt und nicht mehr bedürftig.
Denn das ist doch das Angebot Gottes: Er will uns ein neues Herz geben. Wie oft habe ich mit Konfirmanden über diesen Punkt gesprochen! Aber es ist, als würde man mit Blinden über Farben reden und erklären, was Rot und Grün unterscheidet. Sie müssen es an sich selbst sehen.
Sünde kann ich nur erkennen, wenn ich mein böses Herz erkenne. Wie lange hat David gebraucht, bis er nach der grausamen Tat an Bathseba und Uriah sein Herz erkannt hat? Wenn Sie das Bußgebet Davids weiterlesen, dann war das Große, dass er nicht nur sagte: „Herr, diese Tat war schlimm“, sondern er sagt: „Du hast mir deine ganze Güte zugewendet.“
Er erkennt, wie heimtückisch er war und dass er Gottes Güte nur egoistisch missbraucht hat. Er sieht genau, wie er sich vor Gott zugemauert hat und nicht mehr vor Gott lebte. Das Wort „leben vor Gott“ können Sie nicht ersetzen durch eine kindliche Haltung, sondern es bedeutet Empfangen.
So wie Kinder, wenn sie acht oder neun Jahre alt sind: Sie sind noch artig zu Hause, weil sie wissen, dass es empfindlich ist, wenn die Eltern das Taschengeld kürzen. Sie sind abhängig. Das Schlimme kommt, wenn sie volljährig werden – welch ein unsinniges Gesetz, dass wir junge Leute mit achtzehn hinauslassen, mit allen Rechten und Pflichten, obwohl sie oft noch nicht gewappnet sind für dieses Leben.
Dort liegt der Grund, warum wir uns vor Gott mündig fühlen und sagen: „Jetzt kann ich mein Leben selbst beherrschen, jetzt kann ich das meistern, das kriege ich hin.“ Wie oft geschieht das gerade in unserem frommen Leben, dass wir meinen, jetzt schaffen wir das, über diese Klippe kommen wir hin – und dann scheitern wir.
Warum zeigt uns Jesus das? Weil er uns ein neues Herz geben will. Keiner kann mit seinem natürlichen Herzen Gott dienen. Ein Mann oder eine Frau nach dem Herzen Gottes zu sein, das erfordert Wiedergeburt, eine Erneuerung durch Gottes Geist. Das verspricht er, und Sie dürfen es heute annehmen und sagen: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist. Verwirf mich nicht, mach mich so fest, dass mich die Versuchung nicht treffen kann.“
Das gibt es: Jesus macht seine Leute stark, auch in der Überwindung des Bösen. Sie müssen nicht immer wieder in die gleichen Dreckwüsten fallen, und Sie müssen nicht immer mit denselben Sünden kämpfen. Jesus gibt auch Stärke.
Weil Jesus einen Menschen so stark machen kann wie einst David, der dem Goliath entgegenging, dazu braucht er Sie.
Die Kraft Gottes in den Herausforderungen des Lebens
Vielen von ihnen sind die Aufgaben, vor denen sie stehen, zu schwer. Viele leben in einer komplizierten und schwierigen Ehe. So geht es vielen. Sogar biblische Glaubenszeugen hatten oft eine schwierige Ehe.
Doch sie können in der Kraft der Liebe Jesu mit einem festen Herzen dienen – sei es in der Erziehungsaufgabe, die ihnen manchmal über die Kraft geht, in ihren weltlichen Berufsverpflichtungen oder im Umgang mit schwierigen Menschen dort, wo sie leben. Jesus will ihnen das Herz festmachen. Er sieht das Herz an, und unser Glaubensleben ist eine Herzenssache.
Er will seine Liebe jetzt schenken. Ich wollte es gerade durchgehen, aber von der Zeit her ist es nicht möglich: Die Liebe Gottes ist in unser Herz ausgegossen. Es ist ein kostbares Geschenk, dass das Herz fest wird. Dieses Festwerden geschieht durch Gnade. Es ist nicht wahr, dass man immer ein Zweifelnder und Fragender bleibt. Gott will uns festmachen durch sein Wort und durch seinen Geist. Das ist sein Geheimnis, das er sich vorbehalten hat.
Er kann uns auch in schweren Krankheiten festmachen, bis hinein in die schweren psychischen Belastungen, unter denen so viele von uns leiden – gerade dann, wenn die anderen uns gar nicht verstehen. Der Herr wird unser Herz fest erhalten bis ans Ende. Auch wenn unsere Gefühle und Nerven anfangen zu flattern, hält er das Herz fest.
Das ist eine Gnade, die wir oft nicht verstehen und die größer ist als unser Begreifen. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. So sollen wir nicht nur oberflächlich auf unser Glaubensleben schauen, sondern auf das Herz, nicht nur auf die Worte, sondern auf das, was innen ist – auf die Liebe zu Jesus.
Amen.