Herzlich willkommen zum Podcast der EFA Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zugleich zum theologischen Denken anregen.
Superhelden, die Autos durch die Luft werfen, kennen wir nur aus dem Kino. Aber vor 3200 Jahren hätten wir einen solchen Helden persönlich kennenlernen können – einen Mann, der von Gott mit übermenschlichen Kräften ausgestattet wurde. Er rettete zwar nicht gleich die ganze Welt, aber doch einige Menschen in Israel vor bösen Mächten.
Dieser Mann hatte jedoch auch eine Schwachstelle. Durch diese verlor er seine Superkraft.
Jörg, das klingt ja eher nach einem Actionfilm aus einem der großen Hollywood-Studios als nach der Bibel.
Ja, so ist es. Es ist auf jeden Fall eine außergewöhnliche Lebensgeschichte. Und warum es nach einem Actionfilm klingt? Ich habe das letztens tatsächlich als Actionfilm gesehen, nämlich auf Bibel TV. Dort laufen samstagabends immer abendfüllende Spielfilme, und da war diese Person dabei. Das hat mich dann ein bisschen animiert.
Die Filme sind übrigens von der Qualität sehr unterschiedlich. Es gibt welche, die sind sehr gut, und andere, die doch sehr frei mit der Bibel umgehen – sage ich jetzt mal freundlich. Das war so ein Mittelding. Man sollte die Geschichte schon gut kennen, wenn man den Film sieht.
Ich finde es immer interessant, wenn ich beim Anschauen die Bibel dabei habe und nachlese, ob das, was gezeigt wird, stimmt oder nicht. Manchmal gibt es Details, bei denen ich überlege: Ja, könnte sein, könnte nicht sein. Dann vergleiche ich das parallel. Die Handlung läuft dabei nicht immer linear vorwärts, aber ich prüfe es auf jeden Fall.
In dem Film habe ich zwar keine Autos gesehen, aber immerhin tonnenschwere Lasten, die umhergeworfen wurden, und Ähnliches.
Nun gut, die Entstehungsgeschichte dieses Podcasts ist natürlich nicht die Normale. Normalerweise gebraucht Gott Menschen wie du und ich. Aber hier war etwas anders. Ich denke, vielleicht wollte Gott uns damit auch zeigen, dass Superkräfte gar nicht so entscheidend sind.
Wir befinden uns zeitlich in der Phase des Niedergangs Israels. Mose und Josua waren bereits gestorben, es war die Zeit der Richter. Äußerlich zeigte man zwar noch Gottesfurcht, doch die innere Kraft wurde verleugnet.
Dazu lassen sich durchaus Parallelen zu Europa heute ziehen. Unser Kontinent lebt noch vom Wertegerüst vergangener Zeiten, von dem, was wir aufgebaut haben. Doch die innere Kraft ist nicht mehr vorhanden. Man versucht, den Zerfall zu stoppen, doch ohne Kompass ist das nicht möglich. Das Wollen ist da, aber die Fähigkeit fehlt.
Genauso war es damals in der Richterzeit. Ein oft wiederholter Satz lautete: „Jeder tat, was in seinen Augen recht war.“ Als Folge davon ging es mit Israel richtig bergab. Das Land wurde immer wieder von wechselnden Feinden beherrscht.
Es ist spannend, das mit der heutigen Zeit zu vergleichen. Auch heute tut jeder, was er für richtig hält, und dennoch gibt es zahlreiche neue Vorschriften vom Staat.
Das Interessante in Israel war jedoch, dass Gott sie nicht aufgegeben hatte. Er schickte ihnen immer wieder Richter, um sie zu retten. Gott ist so, dass er jemanden, der fällt, wieder aufrichtet und uns in Gnade zuwendet. Allerdings muss man sagen, dass der Niedergang nur teilweise aufgehalten wurde.
Ich fand es interessant, im Kommentar zu einer Person, deren Identität noch ein wenig verborgen bleibt – die meisten wissen es wahrscheinlich schon –, zu lesen, dass er dem Land keine Ruhe verschaffte, wie es bei anderen Richtern heißt.
Daraufhin habe ich das Richterbuch noch einmal durchgelesen und festgestellt: Am Anfang des Buches wird immer erwähnt, dass der Richter, der gerade tätig war, dem Land Ruhe vor den Feinden verschaffte. Das Buch umfasst einen Zeitraum von etwa 350 bis 400 Jahren.
Wir befinden uns jetzt schon in der Mitte des Buches, und etwa ab dieser Zeit – oder ein wenig früher – wird nicht mehr erwähnt, dass die Richter Ruhe schafften. Das bedeutet, sie konnten den Niedergang zwar etwas bremsen, denn Gott schickte Richter, aber ihre Wirkung war nicht mehr so effektiv wie zuvor.
Ich glaube, das lag daran, dass sich das Volk weiter von Gott entfernte, sodass die Richter nicht mehr so wirksam waren.
Es geht um einen Mann, der aus der Stadt Zorea stammte. Der Name der Stadt hat keine schöne Bedeutung, sondern heißt „Niederlage“. Heute interessieren uns Stättenamen meist nicht mehr so sehr. Es ist egal, wie eine Stadt vor tausend oder siebenhundert Jahren hieß. Damals war der Name jedoch noch frisch und bekannt, und jeder wusste genau, warum die Stadt so genannt wurde.
Die Stadt hieß so, weil sie zum Stamm Dan gehörte. Die Daniter sollten in der Mitte, im Süden Israels ihr Stammesgebiet erobern. Das entspricht ungefähr dem Gebiet des heutigen Gazastreifens oder etwas östlich davon.
Sie haben zwar die Berge erobert, doch die fruchtbaren Täler, in denen das wirtschaftliche Leben stattfindet, konnten sie nicht von ihren Feinden befreien. Der Stamm gab schließlich auf, als einziger von allen Stämmen, und zog nach Norden, wo er sich später niederließ. Dort versuchten sie es erneut, weil es dort leichter war.
Wenn ich etwas böse sein darf: Das waren die Versager, die übrig geblieben sind. Einige blieben in der Gegend, zogen nicht mit um. Sie gründeten eine Stadt und schafften es nicht einmal, ihr einen positiven oder neutralen Namen zu geben. Stattdessen nannten sie ihre Stadt „Niederlage“.
Dabei beschreibst du, dass sie die Berge erobert haben. Wer heute nach Israel fährt und an Jerusalem vorbeikommt, sieht diese Gegend. Es sind keine hohen Berge, eher Hügel, vergleichbar mit der Schwäbischen Alb.
Sie eroberten also die Hügel, doch darüber hinaus gelang ihnen nichts mehr. Das ist kein Lebensraum, den man unbedingt haben möchte.
Der Name „Zorea“ bedeutet Niederlage in einem Stamm, der ohnehin nicht sehr angesehen war, weil er seine Aufgaben nicht erfüllen konnte.
Immer wieder kamen die Philister, die damaligen Nachbarn und Feinde. Sie waren zwar keine dauerhafte Besatzungsmacht mit Verwaltung, aber sie lebten in der Nähe und überfielen Israel immer wieder.
Diese Dauernachbarn forderten Tribut und beherrschten das Land, ohne ständig militärisch präsent zu sein. Sie kamen nur ab und zu vorbei. Die Israeliten konnten dem nichts entgegensetzen, sie waren kraftlos.
Ich habe zuletzt einen Satz im Kommentar von Matthew Henry gelesen, einem Ausleger aus dem 17. Jahrhundert, der mich sehr beeindruckt hat: „Die meisten kennen diese Dinge gut genug, um sie von anderen zu erwarten, aber zu schlecht, um sie selbst zu tun.“
Das fand ich sehr interessant, auch für mein eigenes Leben. Man weiß, wie es gehen sollte, aber man hat nicht die Kraft, es umzusetzen.
Das Ziel ist klar, das Bild vorhanden, aber man hat keine Idee, wie man dorthin gelangen soll. Genauso ist es heute mit unserer Gesellschaft. Viele sehen, was falsch läuft, aber wie man es ändert, wissen sie nicht.
So war es auch im Leben der einzelnen Israeliten damals. Das war die Ausgangssituation in dieser Phase.
Ich finde die Ursache spannend: Sie lag darin, dass sich die Menschen von Gott abgewandt hatten. Wie du vorhin sagtest, hatten sie dadurch auch ihren ethischen Kompass verloren. Trotzdem schickt Gott ihnen immer wieder Richter. Diese Menschen sollen ihnen helfen, wirklich aus ihrer bedrängten Lage herauszukommen.
In diesem Fall sind es die Philister, mit denen Israel Konflikte hat. Vielleicht beschreibst du mal die Situation, wie sie sich mit den Philistern, den Dauerfeinden, entwickelte.
Ich gehe mal in den Text hinein, Richter 13: „Aber die Kinder Israels taten wieder, was böse war in den Augen des Herrn. Da gab der Herr die Hand der Philister vierzig Jahre lang.“ Das ist eine eindeutige Ursache: Der Abfall vom Herrn führte dazu, dass Israel vierzig Jahre lang von den Philistern beherrscht wurde. Das ist eine lange Zeit.
Das stimmt. Wenn wir das auf unsere Lebenszeit übertragen, war das Erwachsenenleben schon mal die Hälfte davon.
Es war aber ein Mann von Zorea, der bekannten Stadt, die wir eben erwähnt haben, vom Geschlecht der Daniter, namens Manoach. Ein kleiner Lichtblick, denn sein Name bedeutet „Ruhe“ – kein schlechter Name.
Manoach und seine Frau waren ein Paar, doch die Frau war unfruchtbar und konnte keine Kinder bekommen. Der Engel des Herrn erschien der Frau und sprach zu ihr: „Siehe doch, du bist unfruchtbar und kannst keine Kinder bekommen, aber du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Nun hüte dich, dass du keinen Wein noch starkes Getränk trinkst und nichts Unreines isst. Denn siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Auf dessen Haupt soll kein Schermesser kommen, denn der Knabe soll ein Nazireer Gottes sein von Mutterleib an. Und er wird anfangen, Israel aus der Hand der Philister zu retten.“
Das war also der Plan, den Gott hatte.
Was ich total spannend finde: Gott hat Zeit. Bis der kleine Junge, der da geboren wird, aufwächst und die Menschen retten kann, vergehen mindestens zwanzig Jahre. Mit fünfzehn wird er nicht gegen die Philister kämpfen, eher mit zwanzig oder dreißig Jahren – etwa eine Generation.
Gott lässt sich also Zeit.
Das wurde angekündigt: Eine unfruchtbare Frau, wie so oft, wenn Gott eingreift. Der Engel des Herrn kommt – später sieht man, dass es Jesus Christus selbst ist. Darauf kann ich hier aber nicht näher eingehen, weil das sonst den Rahmen des Podcasts sprengen würde.
Wer das nachlesen möchte: Es gibt ein wunderbares Buch von Wilhelm Busch, „Männer der Bibel“. Dort gibt es ein ganzes Kapitel über Simson – jetzt habe ich den Namen verraten, wollte es erst nicht tun. Das Kapitel geht noch viel tiefer in die Geschichte hinein.
Das war auch ein bisschen eine Anregung vom Spielfilm zu dem Buch und dann hat sich die Geschichte so ein bisschen erschlossen.
Also: Gott lässt sich Zeit, und Gott hat Zeit. Vom Teufel heißt es, er habe keine Zeit. Gott aber steht über allem.
In der Offenbarung, sogar in der Bibel, heißt es, dass er keine Zeit hat – das bezieht sich auf eine schlimme Zeit, die in der Offenbarung beschrieben wird.
Gott hat Zeit, weil er der Herrscher von allem ist. Er hat also auch Zeit. Er steht nicht unter Druck, weder durch irgendwelche Mächte noch durch Zeitfaktoren.
Nun soll ein Kind geboren werden, und dieses wird ein Nasiräer sein. Das ist eine Besonderheit des Alten Testaments, genauer gesagt im 4. Buch Mose Kapitel 6 beschrieben.
Ein Nasiräer ist jemand, der abgesondert ist. Das Wort „Nasiräer“ hat diese Bedeutung als Wurzel. Er trinkt keinen Wein und auch nichts, was mit Trauben zu tun hat, also auch keinen Rosinenkuchen. Vor allem aber keinen Alkohol. Zudem darf er sich nicht verunreinigen, insbesondere nicht durch den Kontakt mit Toten. Das ist klar geregelt.
Regel Nummer drei beim Nasiräer, wenn man besonders heilig sein will: Was waren die Regeln? Kein Alkohol ist klar – man verzichtet auf etwas. Regel Nummer zwei: Man verunreinigt sich nicht. Das ist logisch, wenn man heilig sein soll.
Und jetzt, was ist die dritte Regel des Nasiräers im Alten Testament, wenn man besonders heilig sein will? Du lässt dir die Haare wachsen. Das ist ungewöhnlich, fällt auf jeden Fall aus dem Rahmen. Manche im Neuen Testament hatten Probleme mit Männern mit langen Haaren: „Ist das nicht eine Schande? Er sucht unter elf“ usw. Im Alten Testament ist es für einen Nasiräer eindeutig geboten.
Es steht im 4. Mose 6,5: „Solange das Gelübde seiner Weihe währt“ – das kann ein Gelübde für eine gewisse Zeit sein, bei ihm war es von Geburt an, wie bei Johannes dem Täufer, der übrigens auch einer war, nimmt man an – „soll kein Schermesser auf sein Haupt kommen. Bis die Zeit, die er dem Herrn geweiht ist, erfüllt ist, soll er heilig sein und das Haar auf seinem Haupt frei wachsen lassen.“
Und in Vers 7 heißt es: „Er soll sich auch nicht verunreinigen an seinem Vater, an seiner Mutter, an seinem Bruder oder seiner Schwester, wenn sie sterben.“ Das bedeutet, selbst die Verwandtschaft darf er während dieses Gelübdes nicht begraben. Das ist heftig. Denn „die Weihe seines Gottes ist auf seinem Haupt.“
Irgendwie spielt dieses Haar, dieses Haupt, eine Rolle, was wir später bei Simson noch sehen werden. Ja, das stimmt, das spielt eine ganz große Rolle.
Er war also Nasiräer berufen. Manoach und seine Frau merken, dass ihnen Gott begegnet ist. Manoach sagt: „Wir werden sterben.“ Seine Frau war klug und antwortete: „Warum sollen wir sterben, wenn er schon mit uns redet?“ Eine kluge Frau, sie sind tatsächlich nicht gestorben. Jesus ist ihnen noch einmal erschienen – ich denke, es ist Jesus, aber das wird nicht weiter ausgeführt. Vielleicht gibt es irgendwann einen Podcast über Jesus im Alten Testament oder einen Spezialpodcast über den Engel des Herrn.
Simson wuchs auf. Im Kapitel 13, ab Vers 24, lesen wir: „Und die Frau gebar einen Sohn und nannte ihn Simson. Der Knabe wuchs heran, und der Herr segnete ihn. Der Geist des Herrn fing an, ihn zu treiben im Lager Dan, zwischen Zorea und Estherol.“
Er wurde also vom Heiligen Geist wirklich vorwärtsgetrieben, angetrieben in der Gegend zwischen Zorea, seinem Heimatort, das bedeutet Niederlage, und Estherol, was nach Wilhelm Busch Begehren oder Bitte heißt. Deshalb habe ich den Titel auch genannt: „Superheld zwischen Niederlage und Begehren“, was auch ein bisschen sein Lebensthema ist.
Ja, das stimmt. So war die Geburt.
Wenn man an Simson denkt oder von ihm hört, denkt man natürlich vor allem an seine Kräfte. Wer trägt denn schon ein Stadttor quer durch die Wüste? Was ein paar Tonnen sind, das entspricht ungefähr einem Lkw. Das ist also eine ganz übermenschliche Kraft gewesen und herausragend auch in Bezug auf sein Leben.
Eindeutig kann man hier einen kleinen Seitenpfad aufmachen: Ist so eine übernatürliche Kraft überhaupt möglich? Ich denke ja. Viele Hollywood-Filme sind teilweise wirklich von der Bibel abgekupfert. Zum Beispiel liest man bei Independence Day die Offenbarung und macht daraus einen Film. Oder Hulk und andere Figuren. Simson hatte tatsächlich eine besondere Kraft, die Gott ihm gegeben hatte. Er kämpfte gegen tausend Leute mit dem Kinnbacken eines Esels, was keine gewöhnliche Waffe ist. Das war nicht etwas, was er durch Fitness erarbeitet hat, sondern eine Gabe Gottes.
Ich denke auch, dass viele alte Sagen und Mythen von den Griechen oder anderen Völkern, wie von Drachentötern und Riesen, durchaus wahre Kerne haben. Im Ersten Mose 6 steht, dass es damals Riesen gab. Das wird verschieden ausgelegt, da Engel mit Menschen zusammenkamen. Nach meiner Auslegung, basierend auf dem Judasbrief, waren diese Riesen wirklich übernatürlich groß, ähnlich wie Goliath, der etwa zwei Meter neunzig groß gewesen sein soll. Heute ist der größte Mensch der Neuzeit etwa zwei Meter zweiundsiebzig, ein Amerikaner aus St. Louis. Ich stand mal neben seiner Statue, als ich an einem Schulaustausch teilnahm. Er war allerdings sehr dünn und hatte wahrscheinlich eine Hormonkrankheit, die sein Wachstum verursachte.
Riesen und Drachen – ich würde sagen, Dinosaurier früher – konnten manche sogar Feuer speien. Hiob gibt da eine Andeutung. Aber das ist ein anderes Thema. Jetzt sind wir bei Simson. Wir sind in der Frühzeit, da gab es noch Dinge, die es heute nicht mehr gibt. Das muss man klar sagen, und es war natürlich eine extreme Ausnahme. Am Ende hat ihm seine Superkraft nichts genützt, das werden wir sehen. Aber man darf nicht vergessen, dass er immer wieder einen Auftrag hatte. Eigentlich hatte er die Kraft, Israel vor den Philistern zu retten.
Allerdings geschah das auf eine sehr seltsame Weise. Lesen wir mal in Kapitel 14 weiter, wie alles anfängt: Simson ging nach Timnat hinab, das ist nicht weit von seinem Heimatort entfernt. Dort sah er eine Frau von den Töchtern der Philister. Als er wieder heraufkam – er wohnte oben auf dem Berg, Timnat lag im Tal – sprach er mit seinem Vater und seiner Mutter und sagte: „Ich habe in Timnat eine Frau von den Töchtern der Philister gesehen. Nehmt sie mir doch zur Frau!“
Die Eltern sollten ihn, wie damals üblich, verheiraten. Als christlicher Vater würde man da wohl skeptisch reagieren, wenn der Sohn mit einer Nichtgläubigen kommen würde. Seine Eltern fragten ihn: „Gibt es denn keine Frau unter den Töchtern deiner Brüder oder unter unserem Volk, dass du eine Frau von den Philistern nimmst, die unbeschnitten sind?“ Simson antwortete nur: „Nimm mir diese, denn sie ist recht in meinen Augen.“ Er wollte gar nicht diskutieren.
Seine Eltern wussten nicht, dass das von dem Herrn kam und dass Simson gegenüber den Philistern einen Anlass suchte. Die Philister herrschten damals über Israel. Es ist schon schräg, denn Gott hatte im Alten Testament eindeutig verboten, nicht gläubig zu heiraten. Ezra ließ sogar Scheidungen zu, um diese Regel durchzusetzen. Aber hier steht: „Es kam vom Herrn.“ Das ist heftig. Ich kann mir das nicht ganz erklären. Hat Gott hier eine Schwäche geduldet, die Simson ausnutzte? Andere sagen, er hat aktiv einen Anlass gesucht. Es ist schon seltsam, wie die Führung von Simson hier aussieht.
Simson hatte offenbar ein Faible für philistische Frauen. Das werden wir noch sehen. Irgendetwas fand er an ihnen, was er bei den israelitischen Frauen nicht fand. Der Herr war es eindeutig, dass sie zusammenkamen. Sie gingen also hinunter, und Simson begegnete einem Löwen, den er mit bloßen Händen zerriss. Diese Begebenheit wird später noch wichtig. Danach heiratete er die Frau.
Diese Frau heiratete er also, obwohl es vom Herrn kam, auch wenn man das nicht erwartet hätte. Ich finde das interessant. Manchmal mache ich mir Gedanken über Menschen und richte sie, wenn ich sage, das ist ein falscher Weg. Und hier ist etwas, das eindeutig falsch ist, und trotzdem ist es vom Herrn. Vielleicht sollte ich manchmal vorsichtiger mit meinen Urteilen sein. Wer weiß, vielleicht macht der Herr das doch, auch wenn ich es mir nicht vorstellen kann.
Ich finde es gut, solche Stellen einfach stehen zu lassen und zu sagen: Das ist ein falscher Weg, der überhaupt nicht in unser Denken passt, dass Gott solche Wege zulässt oder je nach theologischer Sichtweise sogar initiiert. Man muss das einfach stehen lassen und sagen: Ich als Mensch habe nur einen eingeschränkten Blick. Wenn ich das Gesamtbild sehe, kann ich sagen: Aha, so ist es. Aber im Moment bleibt es eine Spannung.
Das gefällt mir an solchen Geschichten, dass sie lebensnah sind und nicht so, wie man es aus theologischen Seminaren kennt: „So hat es zu sein.“ Das echte Leben ist anders. Solche Spannungen bleiben bestehen, und man reibt sich daran, fragt sich, wie das alles sein kann.
Gott will hier eindeutig Kampf. Die Israeliten waren damals sehr passiv, aber Simson wollte Kampf. Er wollte keine laue Christenheit, so wie es heute oft der Fall ist. Das ist eine Auseinandersetzung, die ich mit meinem Umfeld habe, das ganz anders denkt, und die auch die Gemeinde heute beeinflusst. Simson ist ein Kämpfer, und dafür hat Gott ihn benutzt. Das ist ein Charaktermerkmal von ihm, das Kämpfen.
Er ist auch ein Glaubensvorbild, wie im Hebräerbrief Kapitel 11 erwähnt, trotz all seiner Fehler. Die Hochzeitsfeier findet statt, und Simson macht eine Wette. Er sagt den Leuten ein Rätsel auf: „Was ist es, das stark ist, aber doch Honig hervorbringt?“ Das Rätsel bezieht sich auf den Löwen, den er getötet hatte. In dessen Kadaver hatten sich Wildbienen eingenistet, und daraus kam Honig.
Er wettet, dass die Gäste das Rätsel nicht lösen können. Wenn sie gewinnen, bekommt er von ihnen dreißig Hemden und dreißig Festkleider. Wenn er gewinnt, bekommt er die Kleidung von ihnen. Rechnen wir mal: Ein Hemd kostet vielleicht 50 Euro, ein Anzug vielleicht 250 Euro. Das macht zusammen 300 Euro, mal 30, das sind 9.000 Euro. Wenn man noch bessere Kleidung rechnet, sind es sogar 15.000 bis 20.000 Euro. Es ging also um richtig viel Geld.
Die Philister ließen sich das nicht gefallen. Wie so oft versucht man, mit der Welt zu heiraten, ist aber nicht von der Welt, und dann gibt es Konflikte – geistlich gedeutet. Sie sagten zu seiner Frau: „Sag uns das Rätsel, oder wir verbrennen dich.“ Die Philister waren damals ziemlich gewalttätig. Seine Frau nervte ihn während der sieben Tage der Hochzeitsfeier so lange, bis er entnervt das Rätsel verriet – aus Angst.
Das war keine schöne Hochzeitsfeier für sie, denn sie wusste, dass sie und ihre Familie nach der Feier sterben könnten. Hätte sie eine gute Ehevorbereitung gehabt, hätte sie Simson vertraut und gesagt: „Du, ich habe ein Problem, wie gehen wir damit um?“ Das wäre der richtige Weg gewesen. Simson war ziemlich sauer, verlor die Wette und musste die Kleidung heranschaffen.
Er tötete daraufhin dreißig Männer, raubte ihnen ihre Kleider und gab sie den Wettgegnern. Das muss blutig gewesen sein, aber wahrscheinlich hat seine übernatürliche Kraft gereicht, um sie ohne Blutvergießen zu besiegen – durch Erschütterung. Danach ging er erst einmal nach Hause, verärgert.
Ein paar Monate später kam er zurück und wollte seine Frau zu sich nehmen. Sein Vater sagte jedoch: „Wir dachten, du willst sie nicht mehr. Wir haben sie jetzt einem anderen gegeben. Nimm doch ihre Schwester, die ist eh hübscher.“ Das war eine herbe Enttäuschung. Beziehungsbedingt war Simson nicht auf der Höhe. Es hätte vorher ein Vertrauensverhältnis geben müssen, und man verlässt eine Frau nicht einfach aus Zorn.
Sein Charakter war schwierig, das sehe ich genauso. Aber trotzdem gebrauchte Gott ihn weiter. Gott sagte nicht: „Du bist raus.“ Er brauchte Simson weiterhin. Manchmal frage ich mich, ob Gott niemand anderen hatte. Ich glaube, es ist Gottes Barmherzigkeit und Weitsicht, dass er auch Simson gebraucht hat. Das gibt Hoffnung für uns.
Simson war ja schon vor seiner Geburt von Jesus Christus angekündigt worden. Die Bibel zeigt ihn nicht besonders gut. Am Anfang seines Dienstes steht er im Scheinwerferlicht, dann folgen zwanzig Jahre Richterdienst, der eigentlich keiner war, und am Ende seines Dienstes passiert noch einiges. Das soll uns etwas zeigen.
Die Frau wurde nun einem anderen gegeben, und Simson war so sauer, dass er dreihundert Füchse – oder Schakale, je nach Übersetzung – aneinanderband, ihnen Fackeln an die Schwänze befestigte und die Felder der Philister in Brand setzte. Die Philister fragten: „Warum?“ Man erzählte ihnen, es sei Simson, weil er von seinem Schwiegervater die Frau nicht bekommen hatte.
Daraufhin verbrannten die Philister die Frau, genau das, wovor sie Angst hatte. Das ist dramatisch und auch aus Sicht des Tierschutzes sehr fragwürdig. Simson schlug die Philister, wie genau, wird nicht beschrieben. Er musste fliehen und ging in eine Bergfestung, natürliche Höhlen. Die Philister suchten ihn, wollten ihn festnehmen und töten.
Die Israeliten in Juda merkten, dass er dort war, und kamen zu ihm. Sie sagten: „Wir liefern dich den Philistern aus.“ Simson verhandelte: „Tötet mich nicht, liefert mich nur aus.“ Sie versprachen es. Sie banden ihn, und die Philister waren begeistert: „Endlich haben wir den Rabauken, der unsere Felder verbrannte und Leute erschlug.“
Doch dann kam der Geist Gottes über Simson, und er zerreiß die Fesseln. Mit übernatürlicher Kraft tötete er tausend Philister im Kampf – mit dem Kinnbacken eines Esels. Danach war er sehr stolz und fast vor Durst gestorben. Er fragte Gott: „Warum lässt du mich sterben?“ Hier zeigte sich auch sein Hochmut und seine Impulsivität. Gott holte ihn schnell wieder runter.
Das war der erste Teil. Wir sehen, dass Simson eine besondere Verbindung zu philistischen Frauen hatte. Kampf und Rache waren Themen in seinem Leben, aber er handelte nicht zielgerichtet. Er verbündete sich nicht mit den Israeliten und wurde nicht deren Anführer. Alles war eher ein Einzelgängertum. Aus Impulsen heraus wurde er immer wieder verraten, von der Frau und auch von den Israeliten. Er stand oft allein da.
Diese Spannung zwischen großer Kraft und Überheblichkeit ist hier schon angelegt.
Was ist denn über seine weitere Zeit für dich noch wichtig, und was sagt die Bibel darüber? Du hast gesagt, am Anfang liegt der Fokus auf dem Beginn seines Dienstes, und am Ende wird natürlich auch sehr ausführlich berichtet. Aber was passiert in der Zwischenzeit?
Es wird wenig berichtet. In Richter 15,20 steht, dass er Israel zur Zeit der Philister zwanzig Jahre lang unterrichtete. Diese zwanzig Jahre sind also die stillen Jahre, über die kaum etwas berichtet wird. Was dann wieder erzählt wird, sind mehrere Kapitel, die sich erneut auf das Ende seines Lebens konzentrieren. Dabei tauchen dieselben Themen auf, die wir schon am Anfang hatten.
Was in dieser Zeit passiert ist, wissen wir nicht. Ob er gut gerichtet hat oder ob es nur so war, wie wir es gerade gesehen haben, ist unklar. Ich denke, das ist bewusst so gestaltet, damit wir lernen, wie man mit Gaben umgeht, wie es mit Kraft und inneren Kämpfen aussieht. Das sehen wir gleich und können daraus etwas lernen.
Wenn man ein Leben wie das von Simson betrachtet, fragt man sich natürlich, was man daraus lernen kann. Denn man nimmt es ja nicht nur zur Kenntnis. Das Neue Testament sagt, dass wir von den Vorbildern lernen sollen, manchmal auch von negativen Vorbildern, weil man ja nicht alle Fehler selbst machen kann – so alt wird man ja gar nicht.
Was würdest du sagen, wenn wir auf Simsons Leben schauen? Was kann ich lernen? Was ist entscheidend für mich an seinem Leben?
Ich denke, das Entscheidende, was man lernen kann, zeigt sich im zweiten Teil, also am Ende seines Dienstes. Es gibt eine kleine Vorgeschichte, die nicht zur eigentlichen Geschichte gehört: Er geht zu einer Prostituierten in Gaza, wieder eine Philisterin. Moralisch ist das natürlich nicht besonders.
Die Philister merken, dass Simson in der Stadt ist, und sagen sich: „Wenn es morgen wird, überwältigen wir ihn.“ Doch Simson steht um Mitternacht auf, geht hinaus, reißt das Stadttor aus der Mauer und trägt es kilometerweit mit sich. Das bedeutet, seine übernatürliche Kraft hat ihn gerettet – auch wenn sein moralisches Verhalten zweifelhaft und falsch war. Auf jeden Fall war es falsch.
Ich glaube, das war ein Warnschuss von Gott, ohne dass Simson es gemerkt hat. Er hätte eigentlich in sich gehen müssen. Im Text steht nichts davon, dass er Buße getan hätte. Er hätte sich fragen müssen: Warum gehe ich zu einer Prostituierten? Warum habe ich damals nach dem Desaster nicht geheiratet? Vielleicht hatte er es versucht, aber wahrscheinlich nicht, denn er ging ja zu einer Prostituierten – wahrscheinlich blieb er Single.
Busse war nicht da. Letztendlich war er ein großer Kämpfer nach außen gegen die Philister, aber innerlich kämpfte er nicht gegen seine Schwäche für philisterische Frauen. Das wurde ihm zum Verderben.
Der Warnschuss war da: Die Philister wollten ihn festnehmen, und es gab große Probleme. Er hätte umkehren können, tat es aber nicht. Dann kommt die Geschichte vom Showdown am Ende seines Lebens, der vermeidbar gewesen wäre.
Wenden wir uns nun diesem Showdown zu. Das ist in unseren Köpfen oft sehr präsent, wenn wir seine Geschichte kennen.
Letztendlich endete er als Selbstmordattentäter – der Erste in der Geschichte. Er hatte eine Frau liebgewonnen, Delila hieß sie, aus dem Tal Saurim, dem Tal, in dem er selbst gewohnt hatte. Sie kamen also aus der Nähe. Manche vermuten, sie sei Prostituierte gewesen, weil die Philister sie für Geld gekauft hatten. Ich kann mir aber vorstellen, dass es eine ganz normale Beziehung war. Er war im Tal unterwegs und hatte schon immer eine gewisse Anziehung zu philistäischen Frauen. Das haben wir jetzt schon zum dritten Mal gesehen. Irgendetwas fand er in ihr, das ihn interessierte. Es war jedoch nicht so sehr das Innere, wie wir später sehen werden, aber auch nicht nur das Äußere. Ich weiß nicht genau, was es war. Auf jeden Fall wollte er, der große Kämpfer gegen die Philister, in seinem Leben ein kleines Stück aus dem Philisterland haben – nämlich seine Frau. Das war seine große Schwäche.
Ich habe mir überlegt, ob es bei mir manchmal auch so ist: Man kämpft gegen die Welt, aber es gibt so ein kleines Stück „Delila“, das man haben möchte. Die Philister bekamen mit, dass er ständig bei der Frau ein- und ausging. Wie gesagt, sie kam aus der Gegend, war also in der gleichen Umgebung aufgewachsen, die man kannte. Da war schon etwas Verbindendes.
Dann gaben die Philister ihr Geld mit der Aufforderung: Sag uns, woher seine Kraft kommt. Sie fragte ihn, und er log einfach. Wahrscheinlich ahnte er es auch. Ich denke, er wusste es, aber es war ihm egal. Manchmal rennt man eben sehenden Auges ins Verderben. Sie fragte insgesamt dreimal, und jedes Mal überfielen die Philister ihn, banden ihn mit Stricken oder taten anderes. Doch immer konnte er sich befreien. Das bemerkte er natürlich auch – dass er nach jeder Befragung überfallen wurde. Er wusste also, was gespielt wurde.
Jetzt war es so wie bei der Hochzeit. Sie jammerte so lange, sagte, er vertraue ihr nicht, habe ihr nicht gesagt, woher seine Kraft wirklich komme. Seine Seele war zum Sterben matt, heißt es. Er konnte es nicht mehr aushalten und erzählte ihr schließlich die Wahrheit. Sie erkannte es. Und dann kam das vierte Mal. Er sagte ihr, wenn man die Haare abschneidet, geht seine Kraft verloren. Die Kraft lag in den langen Haaren. Das hatte sie begriffen. Er hatte ihr sein ganzes Herz offenbart, so heißt es ja. Er war ein Nasiräer von Geburt an, das bedeutete, dass er seine Haare nicht schneiden durfte. Sie waren nicht nur schulterlang, sondern reichten bis zur Hüfte.
Er hatte das gering geschätzt. Er hatte sich ja immer befreit. Er hatte zuletzt sogar das Stadttor aus den Angeln gerissen. Wahrscheinlich lebte er zwanzig Jahre lang so. Damals kämpfte er gegen tausend Leute, und nie konnte ihm jemand etwas tun. Jetzt jedoch hatte er seine Kraft verraten. Gott wandte sich von ihm ab.
Delila holte einen Mann, der ihm die Haare schnitt. Die Kraft war weg. Richter 16,20 sagt: „Als er nun von seinem Schlaf erwachte, dachte er, ich komme davon wie immer und brauche mich nur frei zu schütteln. Er wusste aber nicht, dass der Herr von ihm gewichen war, weil er das Nasiräergelübde gebrochen hatte.“ Das geschah nicht absichtlich, aber er verriet das Geheimnis. Dadurch war seine Kraft weg, und man warf ihn ins Gefängnis. Das war ein Gericht Gottes.
Er hatte vorher schon Warnungen, zum Beispiel in Gaza, am Stadttor. Er wusste genau, was er tat. Er wusste, dass wenn er ihr die Wahrheit verriet, die Philister kommen würden. Trotzdem tat er es. Ich denke, diese Beziehung zu ihr war entscheidend. Wenn man zwanzig Jahre lang Beziehungen mit nichtchristlichen Frauen hat, und diese Beziehungen nicht gut sind, dann ist das problematisch.
Hätte sie eine gute Beziehung zu ihm gehabt, wäre sie vielleicht zu ihm gekommen und hätte gesagt: „Die geben mir Geld, sie wollen dich umbringen, was machen wir jetzt?“ Aber ihm war das egal. Es machte ihm nichts aus. Bisher hatte es immer geklappt. Er dachte nicht mehr darüber nach. Das war impulsgetrieben, nicht besonders klug.
So ist das, wenn man ein Leben lang etwas einschleift und so eine kleine „Delila“ in seinem Leben hat, dann wird sie irgendwann groß. Am Anfang ist sie wie ein Hanfseil, das man leicht zerreißen kann. Später wird daraus eine Kette, die man nicht mehr lösen kann. So ist die Sünde. Am Anfang ist sie harmlos, aber je länger sie dauert, desto schwieriger wird es.
Das passierte ihm hier. Letztendlich war es Hochmut, dass er dachte, er könne es ohne Gott schaffen, allein auf sich gestellt. Da richtete Gott. Er stach ihm die Augen aus, und er lag im Gefängnis. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst und ganz unten angekommen. Es sah ziemlich hoffnungslos aus.
Er war eigentlich berufen, Israel zu befreien, aber jetzt war er selbst Gefangener der Feinde, ein Gefangener der Philister. Das war nicht Gottes ursprünglicher Plan. Doch weil es ihm egal war, kam er dorthin. Das ist tragisch.
Man könnte nun denken, Gott verwirft ihn. Doch es gibt einen interessanten Vers, Richter 16,22: „Aber das Haar seines Hauptes fing wieder anzuwachsen, sobald es geschoren worden war.“ Das Haar begann wieder zu wachsen. Warum wird das berichtet? Es ist ein Hinweis darauf, dass Gott ihn nicht verlassen hatte.
So, und jetzt passiert etwas. Die Philister sind total übermütig. Sie veranstalten ein großes Fest mit über dreitausend Leuten in riesigen Gebäuden. Sie opfern ihrem Gott und feiern ein Freudenfest. Dabei wollen sie den fremden Gott der Israeliten verhöhnen. Sie sagen: „Hol mir doch mal diesen Simson, der soll uns ein paar Späße machen.“ Sie wollen sich über ihn lustig machen, der ihnen zwanzig Jahre lang immer wieder Nadelstiche versetzt hat – wie ein Guerillakämpfer.
Dabei verhöhnen sie auch den Gott der Israeliten, der ihrer Meinung nach gegen sie nichts ausrichten kann. Ihr eigener Gott sei viel größer. Und dann betet Simson. Ich lese mal den ganzen Abschnitt vor:
Richter 16,23-30:
Als nun die Fürsten der Philister sich versammelten, um ihrem Gott Dagon ein großes Opfer zu bringen und ein Freudenfest zu feiern, sprachen sie: „Unser Gott hat den Simson, unseren Feind, in unsere Hand gegeben.“
Als das Volk ihn sah, lobten sie ihren Gott und sagten: „Unser Gott hat unseren Feind in unsere Hand gegeben, ja den Verwüster unseres Landes, ja den, der so viele von uns erschlagen hat.“
Als ihr Herz guter Dinge war, riefen sie: „Ruft Simson, damit er vor uns spielt!“
Da riefen sie Simson aus dem Gefängnis, und er spielte vor ihnen sehr demütigend. Sie stellten ihn zwischen die Säulen.
Simson aber sprach zu dem Burschen, der ihn an der Hand hielt: „Lass mich los, damit ich die Säulen, auf denen das Haus ruht, anrühren und mich daran lehnen kann.“
Das Haus war voll von Männern und Frauen, auch alle Fürsten der Philister waren dort. Auf dem Dach waren etwa dreitausend Männer und Frauen, die zusahen, wie Simson spielte.
Simson aber rief den Herrn an und sprach: „Mein Herr, Herr, gedenke doch an mich und stärke mich doch, oh Gott, nur diesmal noch, damit ich mich an den Philistern mit einem Mal für meine beiden Augen rächen kann.“
Wieder Wache – das war ja damals bei seiner Frau schon so. Die Motive sind nicht besonders hoch, aber er wendet sich zum Herrn und bittet ein letztes Mal: „Gib mir meine Kraft wieder.“
Gott hat es getan. Simson drückte die Säulen weg, das Haus stürzte ein, und mehrere Tausend Menschen wurden erschlagen – mehr als je während seines zwanzigjährigen Wirkens. Die komplette Elite war ausgelöscht, denn sie war ja dort.
Der Schrecken war so groß, dass die Leute ihm nicht einmal seine Leiche wegnehmen konnten und begraben konnten. Keiner der Verlierer hatte etwas dagegen, weil sie paralysiert und total unter Schock waren.
Doch Simson selbst kam dabei ums Leben. Er starb durch die Folgen seiner Beziehung zu Delila.
Also: Kampf, Kraft, Versuchung. Wir sehen, dass die Superkräfte nichts nützen, wenn du den äußeren Kampf zwar gewinnst, aber den inneren nicht angehst.
Was ich aber interessant finde, habe ich beim Wilhelm Busch gelesen – eine kleine Zusammenfassung von all dem, Friedrich Meyer „Führung Gottes im Alten Bund“ wird dort zitiert:
Und der Heilige Geist setzt zum Siegel auf Simsons Leben noch einmal die Worte: „Er richtete Israel zwanzig Jahre.“ Das ist der Schlussvers von allem.
Nicht nur durch seine Kriegstaten, sondern auch durch seinen Heldenmut, seinen Glauben, seine ganze Hingabe an Gottes und seines Reiches Sache, und nicht zuletzt durch seine Buße und seinen Tod, der in Versöhnung und Vereinigung mit Gott erfolgte.
Er ist zwar gefallen, aber letztendlich aufgestanden durch Gottes Gnade.
Er ist ohne Zweifel – wie auch Hebräer 11,32 bestätigt – einer der großen Glaubenshelden. Er wird erwähnt.
Er ist ein Vorbild all derer, die durch Fallen und Aufstehen doch noch Überwinder werden und Säulen im Tempel des Herrn.
Das fand ich eine sehr schöne Aussage: Er ist ein Sinnbild der großen Geduld Christi mit seiner Gemeinde, dass Gott ihn nicht fallen lässt.
Gott zeigt mit Simson, dass er jeden seiner Knechte besonders begabt und besonders führt. Sie sind sowohl in Sünde als auch in Gnade Originalwerke, die nur seinem Maßstab unterliegen.
Es gibt keine menschliche Elle, mit der alle zugleich gemessen werden könnten. Wohl denen, die mit Joseph bewahrt bleiben – sie ersparen sich viel Elend. Wohl aber auch denen, die mit Simson endlich zu Ehren angenommen werden.
„Welche die größten Erfahrungen machen, weiß Gott. Simson war schließlich doch ein Mann nach dem Herzen Gottes.“
„Ich will mich selig preisen, wenn ich einst mit Simson meinen Teil bekomme im Reich Gottes“, sagt Friedrich Meyer.
Ja, wir haben einiges gelernt, glaube ich: dass wir durchaus einiges kaputtmachen können in unserem Leben durch eigenwillige Wege, aber dass Gott oft größer ist als wir in unserem Denken. Und wie hier den Simson einfach auch wieder gebraucht.
Ja, das war er wieder, der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart.
Wir hoffen, dass ihr einen Impuls für euch mitnehmen konntet aus dem Leben des Simson.
Und wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, dann schreibt uns doch unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und Gottes Kraft bei euren inneren Kämpfen.