Einführung in die Opferlehre und das Brandopfer
Das ist aus 3. Mose, Kapitel 1. Wir werden es bei den Opfern jetzt jedes Mal so handhaben: Ich nenne die besonderen Merkmale des jeweiligen Opfers. Jedes Opfer hat mindestens ein besonderes Merkmal. An diesen Merkmalen erkennen wir auch die besondere Bedeutung des Opfers.
Anschließend gehen wir die symbolischen Einzelheiten durch und fassen zum Schluss noch einmal zusammen.
Zum Brandopfer lese ich zunächst die Verse 1 bis 3 aus 3. Mose 1,1-3:
„Und der Herr rief Mose und redete zu ihm aus dem Zelt der Zusammenkunft und sprach: Redet zu den Kindern Israel und sprecht zu ihnen: Wenn ein Mensch von euch dem Herrn eine Opfergabe darbringen will, so sollt ihr sie vom Vieh, vom Rind und Kleinvieh, eure Opfergabe bringen. Wenn seine Opfergabe ein Brandopfer vom Rind ist, so soll er es darbringen, ein männliches, ohne Fehl. Am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft soll er es darbringen zum Wohlgefallen für ihn vor dem Herrn.“
Und dann der Vers 13:
„Und das Eingeweide und die Beine soll er mit Wasser waschen. Und der Priester soll das Ganze darbringen und auf dem Altar räuchern. Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Herrn.“
Das besondere Merkmal des Brandopfers und seine Bedeutung
Das besondere Merkmal dieses Opfers ist, dass niemand davon essen durfte. Weder der Priester noch derjenige, der das Tier zum Opfer brachte, durfte davon essen.
Bei allen anderen Opfern durfte manchmal nur der Priester essen. Beim Friedensopfer durften der Priester und überhaupt jeder Reine, also jeder, den man daran beteiligen wollte, davon essen. Von allen übrigen Opfern wurde also ein Teil gegessen.
Dieses Opfer hier wurde jedoch ganz verbrannt. Deshalb habe ich den Vers 13 noch einmal gelesen. In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, steht hier für das Wort Brandopfer „Holocaustthoma“. Das bedeutet „ein ganz Verbranntes“.
Es gibt davon auch ein Adjektiv, „Holocaustos“. Dieses Wort kennen wir aus anderem Zusammenhang. Es ist eine ganz unpassende Bezeichnung, die ich nie verwende. Man sollte besser sagen „der hitlerische Judenmord“, denn das war es. Wir sollten ein so schönes Wort nicht dafür verwenden.
Es war auch kein freiwilliges Opfer, überhaupt nicht. Es war ein organisierter, industriell betriebener Mord und nichts anderes. Darum sollten wir es so benennen, wie es wirklich war.
Daher kommt übrigens dieses Wort. Darum habe ich es jetzt erwähnt: Holocaustthoma bedeutet „ein ganz Gebranntes“. Es wurde ganz verbrannt, alles war für Gott bestimmt.
Das ist die Grundbedeutung des Brandopfers. Das Opfer Jesu Christi war ganz für Gott. Das steht an erster Stelle. Das wollen wir uns gut merken und uns auch darum bemühen, es zu verstehen.
Wir wollen es nicht nur verstehen, sondern auch hoffen und darum beten, dass dieses Verständnis unser ganzes Denken prägt.
Die freiwillige Hingabe Christi im Brandopfer
Wir sind als Sünder ich-bezogen. Das bedeutet, der Sünder sieht sich selbst als die Mitte der Welt und bezieht deshalb immer alles auf sich.
Hier lernen wir, dass das Opfer Jesu Christi in erster Linie für Gott bestimmt war. Der Sohn opfert sich dem Vater. Das hebräische Wort für Brandopfer lautet „Ola“ und bedeutet „ein Aufsteigendes“. Das ist noch schöner als nur „ein Aufsteigendes“, denn es unterstreicht die Tatsache, dass alles zu Gott aufsteigt.
Die erste Wirkung des Opfers Christi ist Gott zugewandt. Daraus ergeben sich alle anderen Wirkungen, die zum Menschen fließen.
Dann noch etwas, das zwar nicht nur für das Brandopfer gilt, sondern auch für das Speisopfer, das ich hier hervorheben möchte: In Vers 2 steht, dass, wenn ein Mensch dem Herrn eine Opfergabe darbringen will, diese freiwillig sein muss.
Die Opfer und die Vorschriften dazu betreffen alle Christus. Es sind Anweisungen, die Gott gibt, es sind Gottes Gedanken über seinen Sohn, Gottes Worte. Deshalb müssen wir uns fragen: Was bedeutet das jetzt bezogen auf Gott und auf den Sohn?
Dass das Brandopfer freiwillig war, bedeutet bezogen auf den Sohn: Der Herr gab sich aus seinem freien Willen Gott zum Opfer. Er kam willig, um den Willen Gottes zu tun.
Im Hebräerbrief Kapitel 10, Verse 5 bis 7, lese ich nur die Verse 5 und 7:
„Darum, als er in die Welt kommt, spricht er …“ und in Vers 7: „Siehe, ich komme, in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben, um deinen Willen, o Gott, zu tun.“
Der Herr hat sein Leben willig gelassen; es wurde ihm nicht gewaltsam genommen. Das steht in Johannes 10, Verse 17 und 18:
„Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst.“
Gottes freier Wille und die Notwendigkeit des Opfers
Nun, was bedeutet dieses Freiwillige in Bezug auf Gott, den Vater?
Wir lernen am Brandopfer, dass Gott nicht verpflichtet war, seinen Sohn in die Welt zu senden. Gott war nicht verpflichtet, sich der Sünde anzunehmen. Dass Christus zum Brandopfer werden musste und sich Gott opferte, hängt natürlich mit der Sünde zusammen. Aber Gott war nicht dazu verpflichtet.
Nun schauen wir uns im Gegensatz dazu das Schuldopfer und das Sündopfer an. Im dritten Buch Mose, Kapitel 4, Verse 1 bis 3, heißt es:
„Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich: Wenn jemand aus Versehen sündigt gegen irgendeines der Gebote des Herrn, die nicht getan werden sollen, und irgendeines von ihnen tut, wenn der gesalbte Priester sündigt nach einem Vergehen des Volkes, so soll er für seine Sünde, die er begangen hat, dem Herrn einen jungen Stier ohne Fehl darbringen zum Sündopfer.“
In den Versen 13 und 14 steht:
„Wenn die ganze Gemeinde Israel aus Versehen sündigt und die Sünde wird bekannt, die sie dagegen begangen haben, so soll die Versammlung einen jungen Stier darbringen zum Sündopfer.“
Im Kapitel 4, Vers 22 heißt es:
„Wenn ein Fürst sündigt,“
und in Vers 23:
„so soll er seine Opfergabe darbringen, einen Ziegenbock an Männchen ohne Fehl.“
In Vers 27 und 28 wird gesagt:
„Wenn jemand vom Volk des Landes aus Versehen sündigt, so soll er seine Opfergabe bringen.“
Dies zeigt uns, dass das Opfer eine sittliche Notwendigkeit war, wenn Erlösung und Vergebung geschehen sollten.
Wenn also Vergebung gewährt werden sollte, dann war das Opfer notwendig, es musste sein. Aber Gott war nicht verpflichtet, sich der Sünde anzunehmen. Das geschah aus Gottes freiem Wohlgefallen heraus.
Gott hätte sich bezüglich der Sünde des Menschen auch auf dieselbe Weise verherrlichen können, wie er es mit den Engeln tut. Gott hat die Engel nicht erlöst, sondern für Satan und sein Gefolge den Feuersee geschaffen. Er verherrlicht sich an den Engeln im Gericht.
So hätte Gott sich am Menschen durch Verdammnis und Gericht verherrlichen können. Doch Gott wollte Erlösung. Er war dazu nicht verpflichtet. Das sollten wir nicht vergessen: Gott steht uns nie in Schuld, nie. Er schuldet uns nichts. Wir haben keine Ansprüche bei Gott und können nicht sagen, er müsse uns helfen. Gott muss überhaupt nicht.
Deshalb können wir ihn nur bewundern und anbeten, weil er es wollte.
Und das ist der Grund, warum hier das Freiwillige hervorgehoben wird, im auffälligen Gegensatz zu den Sündopfern und Schuldopfern: Das Brandopfer war freiwillig.
Die Auswahl der Opfertiere und ihre symbolische Bedeutung
Und dann noch etwas, das gilt jetzt auch für alle weiteren Opfer: Als Opfertiere werden genannt Vieh, Rind oder Kleinvieh. Das heißt Stier, ein Stier oder eine Kuh. Oder ein Schaf oder eine Ziege.
Warum solche Tiere? Ja, der Herr redet hier von seinem Sohn und vom Opfer seines Sohnes. Warum sagt er nicht, wenn jemand eine Opfergabe darbringen will oder wenn jemand gesündigt hat, dass er dann einen Steinbock oder einen Hirsch darbringen soll?
Ja, Beate? Sie hatten eine Beziehung, und es tat ihnen weh, wenn sie das Tier opfern mussten. Vielleicht, ja.
Hirsch und Steinböcke sind reine Tiere, sie gehören zu den reinen Tieren, die sie essen durften. Ja, richtig.
Ich glaube, das ist wirklich der Grund. So zeigte Gott schon, dass in der Fülle der Zeit die Menschen nicht Jagd auf den Sohn Gottes machen mussten und ihn herbeischleppen mussten. Er kam zu ihnen, er war ganz nahe bei ihnen.
So wie man damals, wenn man ein Opfertier bringen wollte, sein Tier zur Hand im Stall oder im Hof hatte und es nicht jagen musste. Die Haustiere sind ja so gemacht, dass sie sich den Menschen willig in die Hand geben.
Und genau so kam der Sohn Gottes. Er kam zu den Menschen, er war unter ihnen.
Dadurch wird tatsächlich unterstrichen, was Carmen sagte: Wir mussten nichts dafür leisten, wir haben ihn nicht gesucht, wir haben ihn nicht herbeigerufen, er kam zu uns.
Einen ähnlichen Gedanken finden wir im Römerbrief, Kapitel 10, in den Versen 6 und 7:
„Die Gerechtigkeit aus Glauben aber spricht so: Sage nicht in deinem Herzen: Wer wird in den Himmel hinaufsteigen, das ist, um Christus herabzuführen?“
Wir mussten uns nicht irgendwo emporklimmen und uns Christi würdiger weisen, um ihn dadurch zu uns herunterzuzerren. Er kam, ohne dass wir nach ihm gefragt hätten.
Symbolische Einzelheiten des Brandopfers: Männlichkeit und Fehlerlosigkeit
Gut, jetzt wollen wir uns den symbolischen Einzelheiten zuwenden. Im Vers 3 steht, dass das Brandopfer ein männliches Tier sein musste. Eine passende Stelle dazu findet sich im 1. Korinther 16,13: "Wacht, steht fest im Glauben, seid männlich, seid stark."
Das Männliche steht hier für das aktiv Handelnde des Menschen. Es gibt einige Opfer, bei denen angegeben wird, dass es ein weibliches oder ein männliches Tier sein konnte, zum Beispiel das Friedensopfer. Hier aber musste es ein männliches Tier sein, denn dieses Opfer soll uns zeigen, wie Christus sich mit seinem ganzen Willen und seiner ganzen Entschiedenheit Gott opferte. Er ließ sich von nichts abhalten, diesen Weg zu gehen. Darum wurde ein männliches Tier gewählt. Er hat Gott mit seiner ganzen Kraft geliebt.
In Markus 12,29-30 heißt es: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Verstand und mit deiner ganzen Kraft." Darum also ein männliches Tier.
Dann musste das Tier ohne Fehl sein. Das haben wir gestern Abend gesehen. Das Opfertier musste sündlos und rein sein, ebenso wie Christus rein sein musste. Wenn man ein Opfertier darbrachte, wusste man, dass es keinen Fehler haben durfte. Es durfte kein Bein zu kurz sein, keine Krätze, keinen Grind oder irgendeinen Befall haben, keine Seuche, keine Maul- oder Klauenseuche – nichts dergleichen.
Man untersuchte das Tier genau. War man überzeugt, dass das Tier tadellos war, brachte man es als Opfertier dar. So wurde auch Christus untersucht – dreißig Jahre lang in seiner eigenen Familie. Danach trat er mindestens drei Jahre in der Öffentlichkeit auf.
Er wurde bald der bekannteste Name in ganz Israel. Alle redeten von ihm, alle wollten ihn sehen. Bald begann man ihn auch in feindlicher Absicht zu beobachten und lauerte nur darauf, irgendwo einen Fehler zu finden. Nach dieser Zeit konnten alle, die ihm begegnet waren oder mit ihm zu tun gehabt hatten, auf die Frage "Wer von euch überführt mich der Sünde?" schweigen. Sie konnten keine Schuld finden.
Oder wie Pilatus sagte: "Ich finde keine Schuld an diesem Gerechten." Die Jünger und die späteren Apostel bezeugten das ebenfalls.
Schlagen wir die Stelle auf, auf die ich vorhin hinwies: Johannes 8,46: "Wer von euch überführt mich der Sünde?" Niemand konnte es.
Und dieses Zeugnis von Pilatus finden wir in Lukas 23,4: "Pilatus sprach zu den hohen Priestern und der Volksmenge: Ich finde keine Schuld an diesem Menschen." Vers 14: "Ich habe ihn vor euch verhört und keine Schuld an diesem Menschen gefunden."
Man könnte sagen, ja, einfach keine Schuld bezüglich der Dinge, deren die Juden ihn anklagten. Aber das ist hier von größter Bedeutung. Die Juden hatten immer etwas gesucht und nichts gefunden. Sie versuchten wenigstens, ihm eine Schuld anzulasten, dass er gegen das römische Gesetz gesündigt hätte. Auch da wurde nichts gefunden.
Vorher hatten sie ihre eigene Verhandlung und zogen ihn der Gotteslästerung wegen anklagten, weil er bekannte, der Menschensohn zu sein, der wiederkommen werde mit den Wolken – das heißt mit der Herrlichkeit des Himmels. Sie fanden keine Schuld an ihm.
Die Apostel unterstrichen das an mehreren Stellen. Es ist gut, sich diese zu merken, da sie in zusammenfassender Weise die vollkommene Sündlosigkeit des Herrn in Bezug auf sein Sinnen, Reden, Handeln und auch seine Natur zum Ausdruck bringen.
In 2. Korinther 5,21 sagt Paulus: "Den, der keine Sünde kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm." Christus kannte Sünde nicht. Dabei ist gemeint, dass er natürlich um Sünde wusste und sie viel tiefer erkannte als wir. Aber er kannte sie nicht so, wie wir Sünde kennen.
Wir kennen Sünde, weil wir selbst sündigen und Sünder sind. Er aber kannte die Sünde nicht.
In 1. Petrus 2,22 heißt es: "Der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden."
Und Johannes schließlich schreibt in 1. Johannes 3,5: "Und ihr wisst, dass er offenbart worden ist, damit er unsere Sünden wegnehme, und Sünde ist nicht in ihm."
Das bedeutet: In ihm war keine Sünde, keine sündige Natur.
Das wird in allen Opfern wiederholt. Es wird beim Friedensopfer gesagt, beim Sündopfer, beim Schuldopfer. Im Neuen Testament wird es immer wieder betont, weil es so wichtig ist und weil sich Gott freut, dieses Zeugnis auszustellen: Dieser eine ist vollkommen sündlos.
Er hat auch dieses Zeugnis über seinen Sohn bei der Taufe ausgestellt: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem meine Seele Wohlgefallen gefunden hat." Wohlgefallen, weil er vollkommen war.
Der Ort des Opfers und der Zugang zu Gott
Das Tier wurde an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft gebracht (Vers 3). Dort sollte es dargebracht werden. Das zeigt uns, dass das Opfer den Zugang zu Gott öffnete, der im Heiligtum wohnt. Dies wurde dem Opfernden jedes Mal bewusst gemacht.
So können wir nur deshalb in Gottes Gegenwart treten, weil unser Herr diesen Weg für uns gegangen ist. Er hat sich Gott geopfert, und Gott ist durch ihn vollkommen befriedigt worden. Darum können wir nur durch ihn in Gottes Gegenwart treten.
Eine passende Stelle dazu finden wir im Epheserbrief, Kapitel 2, Vers 18: „Denn durch ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zum Vater, durch Christus, durch seinen Tod.“
In Vers 4 soll der Opfernde seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen. Diese Handauflegung bedeutet, sich eins zu machen, also Identifikation. Es steht hier, dass das Opfer wohlgefällig für Gott sein wird. Das bedeutet, dass Christus uns mit sich eins gemacht hat und er dem Vater wohlgefällig war.
Was Christus tat und was er für Gott ist, das sind wir jetzt in ihm auch. Wir sind mit ihm eins gemacht. Später werden wir sehen, dass die Identifikation auch in die andere Richtung geht: Christus hat sich mit uns eins gemacht, mit unserer Sünde als Sündopfer. Aber hier wird gesagt, dass wir mit ihm eins gemacht worden sind. So sind wir angenehm gemacht in dem Geliebten.
Auch dies wurde dem Opfernden jedes Mal bewusst gemacht, wenn er die Hand auf das Opfertier legte – eigentlich stützte. Das hebräische Verb „Samak“ bedeutet eigentlich „stützen“, also sich mit dem ganzen Körpergewicht abstützen.
Der Hebräerbrief sagt, dass Christus von seinem Vater nach vollbrachtem Werk begrüßt wurde (Hebräer 5,5-10). Dort heißt es: „In den Tagen seines Fleisches hat er mit starkem Schreien und Tränen Gebete und Flehen an den, der ihn aus dem Tod zu erretten vermochte, dargebracht und wegen seiner Frömmigkeit erhört worden. Obwohl er Sohn war, lernte er durch das, was er litt, den Gehorsam. Er wurde vollendet und ist für alle, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden, von Gott begrüßt und aufgenommen.“
Auch der erste Petrusbrief sagt in Kapitel 2, Vers 4, dass Christus von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber außerordentlich kostbar ist. Er ist der vom Vater Geliebte. So wie der Vater den Sohn angenommen hat, sind wir in ihm angenommen und angenehm gemacht in dem Geliebten.
Diese Handauflegung bedeutet genau das. Im Epheser 1, Vers 6, kommt dieser Ausdruck vor: „Gott hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten.“ Ich habe diesen Vers in meiner ersten Bibel, die ich las und durch die ich zum Glauben kam, damals auswendig gelernt. In der King-James-Bibel steht: „accepted in the Beloved“ – angenommen im Geliebten. Das versteht man vielleicht etwas besser.
So wie der Sohn vom Vater begrüßt wurde, werden wir in ihm angenommen.
Ich erinnere mich an eine Nachbarsfamilie, die einen Jungen hatte, der ungefähr gleich alt war wie unser Samuel, etwa zehn oder elf Jahre. Ich mochte ihn nicht besonders, fand ihn zu laut, und manchmal kam er mit Rollschuhen die Treppen hoch. Unser Treppenhaus ist aus Holz, und es schepperte im ganzen Haus. Irgendwie fand ich ihn lästig. Einmal wollte er etwas von mir, und ich sagte „nein, jetzt nicht“. Aber manchmal kam Samuel mit ihm, und dann war er immer voll akzeptiert. Wirklich. Wenn Samuel mit ihm kam, war er selbstverständlich willkommen.
Das war vielleicht nicht ganz richtig von mir, aber es hilft uns zu verstehen, dass Gott uns so, wie wir sind, nie annehmen könnte. Er nimmt uns an in seinem Sohn. So tritt der Sohn vor den Vater und sagt: „Ziehe ich und die Kinder, die du mir gegeben hast“ (Hebräer 2). Dort steht in Hebräer 2, Vers 13: „Und das ist der Sohn Gottes, der zum Vater sagt: Ziehe ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat.“
Das Schlachten des Opfertiers und Gottes Wille
Im Vers 5 heißt es: „Und er soll das Rind schlachten vor dem Herrn.“ Wir sollten die ganze Bedeutung dieses Ausdrucks auf uns wirken lassen. Das Tier wurde vor dem Herrn geschlachtet, nach seinem Befehl, nach seinem Willen und unter seinen Augen.
Es war der Herr selbst, der verordnet hatte, dass sein Sohn getötet werden sollte. Darum können wir sagen – und so sagen es auch die Propheten –, dass es Gott selbst war, der ihn schlug.
Jesaja 53,10: „Doch dem Herrn, also Yahweh, gefiel es, ihn zu zerschlagen.“ Es war sein Wille, und er zerschlug ihn, er hat ihn leiden lassen.
Sacharja 13,7: Hier spricht Gott und befiehlt: „Schwert, erwache gegen meinen Hirten, Schwert, erwache gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Genosse ist“, spricht der Herr der Herrscharen, „schlage den Hirten.“
Diesen Vers hat der Herr gegenüber den Jüngern zitiert. Damit macht er ganz deutlich, dass Sacharja in Kapitel 13 vom Tod des Sohnes Gottes spricht.
Matthäus 26,31: Da spricht Jesus zu ihnen: „Ihr werdet alle in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen, denn es steht geschrieben: ‚Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden.‘“
Wir kommen darauf im Zusammenhang mit dem Friedensopfer zurück. Der Herr wusste alles von Anfang an. Er kam, um den Willen Gottes zu tun und um die Schrift zu erfüllen. Es steht geschrieben: „Und ich bin gekommen, alles, was geschrieben steht, zu erfüllen.“
Das zeigt uns, dass der Herr nicht das unglückliche Opfer einer Verschwörung war. Es waren nicht widrige Umstände, die zu seinem Tod führten. Nein, als die Juden Jesus den Heiden übergaben und die Heiden ihn ans Kreuz schlugen, erfüllten sie Gottes Ratschluss.
So hat es Petrus in der Pfingstpredigt gesagt: Apostelgeschichte 2,22-24:
„Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus den Nazaräer, einen Mann von Gott an euch bestätigt durch mächtige Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte tat, wie ihr selbst wisst, diesen habt ihr hingegeben, nach dem bestimmten Ratsschluss und nach Vorkenntnis Gottes, durch die Hand von Gesetzlosen an das Kreuz geschlagen und umgebracht.“
Dies geschah nach Gottes Willen und nach Gottes Ratsschluss.
In Matthäus 26 wird das sehr eindrücklich demonstriert. Matthäus 26,1-2:
„Und es geschah, als Jesus alle diese Reden vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern: ‚Ihr wisst, dass nach zwei Tagen das Passa ist, und der Sohn des Menschen wird überliefert und gekreuzigt werden.‘“
Nach zwei Tagen ist das Passa. Der Tag, an dem der Herr sterben musste, war längst vorher bestimmt.
In 3. Mose 23 ist festgelegt, wann das Passa im Verlauf des Jahres stattfindet. Der Tag war also genau bestimmt – welcher Tag in welchem Monat. Aber nicht nur das: Auch das Jahr war genau festgelegt.
Es war genau bestimmt, in welchem Jahr und an welchem Tag er sterben sollte. Das war längst von Gott verordnet.
Wieso kann man sagen, dass auch das Jahr bestimmt war? Die Weissagung Daniels, Daniel 9, sagt ganz genau, dass von dem Zeitpunkt an, wenn der Befehl ausgeht, Jerusalem wieder aufzubauen – 445 v. Chr. –, es 69 Wochen dauert, bis der Messias abgeschnitten wird und nichts hat.
So konnte man das Jahr genau ausrechnen. Auch wenn Menschen sich vielleicht hier und da ein wenig irrten, zeigt uns das, dass das Jahr genau bestimmt war – von Gott.
Welches Jahr und welcher Tag – genau an diesem Tag wurde Christus, unser Passa, geschlachtet.
Die Umsetzung des göttlichen Plans durch Menschenhand
Und jetzt sehen wir – und das ist wirklich eindrücklich –, wenn wir Matthäus 26 weiterlesen, nachdem der Herr das gesagt hat, der souveräne Herr: „In zwei Tagen muss das Passa geschlachtet werden, und der Menschensohn wird überliefert werden.“
Dann heißt es in Vers 3: Die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes versammelten sich im Hof des Hohenpriesters, der Kajafas hieß, und beratschlagten miteinander, wie sie Jesus mit List ergreifen und töten könnten. Sie sagten aber: Nicht während des Festes, damit kein Aufruhr unter dem Volk entsteht.
Dass sie überhaupt diesen Rat fassen, Jesus mit List zu ergreifen und zu töten, zeigt, dass sie – ohne es zu wissen und zu wollen – Gottes Ratschluss verfolgen. Sie wollten es nicht am Passa tun, doch tatsächlich geschah es am Passa. Sie konnten gar nicht anders, denn es war von Gott verordnet.
Das zeigt uns so deutlich, dass der Sohn Gottes nach dem Willen des Vaters sich dahingab – am von Gott bestimmten Tag und in der von Gott bestimmten Weise. Ja, sie sollten das Tier vor dem Herrn schlachten. Das hat Gott im Alten Testament gesagt, und hier redet er vom Sohn, der nach seinem Willen und unter seinen Augen getötet werden musste.
Die Bedeutung des Blutes im Opfer
Dann sollten Sie das Blut ringsum an den Altar springen, Vers 5. Schlagen wir jetzt diese Stelle noch einmal auf: Das Blut ist eine sehr wichtige Sache. Diese Stelle sollte man sich gut einprägen. In 3. Mose 17,11 heißt es:
Übrigens, je früher man damit anfängt, umso besser. Es ist nämlich so, dass es mit zunehmendem Alter immer schwerer wird, Dinge auswendig zu lernen und sich einzuprägen. Darum beginnt am besten frühzeitig. Wenn ihr erst achtzehn seid, dann dankt dem Herrn dafür. Aber auch wenn ihr noch dreißig seid, seid ihr noch sehr gut dran, um auswendig zu lernen. Hat man es einmal gelernt, weiß man es für den Rest des Lebens. Später ist das nicht mehr so einfach.
In 3. Mose 17,11 steht: „Denn die Seele des Fleisches ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu tun für eure Seelen; denn das Blut ist es, das Sühnung tut durch die Seele.“ Das ausgeflossene Blut ist das Zeugnis dafür, dass die Seele, also das Leben, ausgeschüttet worden ist. Es bezeugt den eingetretenen Tod.
Beachten wir, wie 3. Mose 17,11 sagt, oder wie Gott dort sagt: „Ich habe das Blut auf den Altar gegeben.“ Es geschieht nach Gottes Willen, es ist Gottes Werk – Gott tut das. Und nun sollte dieses Blut, nachdem das Tier geschlachtet worden war, rings um den Altar gesprengt werden.
Wenn Blut gesprengt wird, sehen es alle. Das bezeugt die Tatsache, dass dieses Blut geflossen ist. Gesprengtes Blut bedeutet, dass nun die Tatsache des Todes und das, was dieser Tod bedeutet, proklamiert werden. Die Opfernden sahen es, aber es geschah unter Gottes Auge – Gott sah es.
So spricht das Blut zu Gott. Das Blut redet zu Gott. In Hebräer 12,24 heißt es: „Ihr seid gekommen zu Jesus, dem Mittler eines neuen Bundes, und zum Blut der Besprengung, das besser redet.“ Das Blutsprengen heißt also, das Zeugnis des Blutes reden zu lassen.
Das Blut redet in erster Linie zu Gott. Es spricht zu Gott vom vollbrachten Werk des Sohnes, von der Hingabe des Sohnes bis in den Tod. So redet das Blut zu Gott. Nur Gott kann den Wert des Opfers Jesu Christi einschätzen. Nach seiner Wertschätzung des Blutes hat das Werk Christi Wirksamkeit – nicht nach unserer Einschätzung.
Wenn das Werk Jesu Christi nur so viel Wirkung hätte, wie wir an ihm erkennen können, dann wäre diese Wirkung sehr schwach und völlig unzulänglich. Aber das Blut hat seine Wirkung nach Gottes Wertschätzung, denn es wurde nach Gottes Willen vergossen. So sieht Gott das Blut, und dieses Blut spricht zu Gott.
Gott ist nun geehrt, Gottes Gerechtigkeit ist befriedigt, Gott ist verherrlicht.
In 2. Mose 12 steht das ebenfalls. Dort, wo die Anweisungen zum Passa gegeben werden, wird vom Blut gesagt, dass die Israeliten dieses Blut nehmen und an die Türpfosten streichen sollen. Dann sollen sie im Haus bleiben in jener Nacht, in der der Gerichtsengel, der Würgeengel, durch Ägypten ging.
In 2. Mose 12,12-13 heißt es: „Und ich werde in dieser Nacht, ich, der Herr, durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburten im Land Ägypten schlagen, von Menschen bis zum Vieh, und ich werde Gericht üben an allen Göttern Ägyptens, ich, der Herr. Und das Blut soll euch zum Zeichen sein an den Häusern, worin ihr seid; sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen, und es wird keine Plage zum Verderben unter euch sein, wenn ich das Land Ägypten schlage.“
Es ist Gott, der das Blut sieht, und darum schont er im Gericht. Es lag daran, was dieses Blut für Gott bedeutete – nicht daran, wie viel die Israeliten, die im Haus saßen, verstanden.
So liegt auch unser Heil am Wert des Opfers Christi für Gott. Er hat sich Gott geopfert.
Die Untersuchung des Opfertiers und die innere Vollkommenheit Christi
Dann sollte dem Opfertier die Haut abgezogen werden (Vers 6). Er sollte dem Brandopfer die Haut abziehen und es in seine Stücke zerlegen. Warum mussten die Priester damals die Haut des Opfertiers abziehen?
Zunächst hatten sie das Tier genau untersucht. Es musste vollkommen sein, durfte keinen Schaden oder Befall irgendeiner Art haben. Doch es hätte sein können, dass sich unter der Haut ein Krebs oder eine andere Krankheit befand, die von außen nicht sichtbar war. Deshalb musste zuerst die Haut abgezogen werden. Dann konnte man sehen, ob das Tier auch im Inneren tadellos war.
So war unser Herr Jesus nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich vollkommen. Wenn Gott im Alten Testament sagt, wie wir gestern gehört haben, dass er nicht nach dem Äußeren urteilt, sondern nach dem Inneren und den Menschen danach beurteilt, dann dürfen wir sicher sein, dass Jesus genau so war: jemand, der in seinem Herzen vollkommen war. Er war genauso vollkommen wie in allem, was man äußerlich von ihm wahrnehmen konnte.
Eine bemerkenswerte Stelle dazu finden wir in den Psalmen, Psalm 17, Vers 3. Es ist auffällig, dass wir in den Psalmen mehr über das Innere des Herrn erfahren als in den Evangelien. In den Evangelien lesen wir vor allem von seinen Worten und Taten. Einige Male wird erwähnt, dass er im Geist erschüttert wurde, aber wie er innerlich empfand, erfahren wir vor allem in den Psalmen, also im Alten Testament.
Darum sollen wir die Psalmen lesen und studieren, um unseren Herrn noch besser kennenzulernen. Psalm 17 ist ein Gebet von David, aber durch ihn spricht oft der Geist Christi. So ist es Christus selbst, der von sich sagt: „Du hast mein Herz geprüft, du hast mich bei Nacht durchforscht, du hast mich ausgeschmolzen.“
In der Elberfelder Übersetzung steht „geläutert“. Dieses Wort gefällt mir nicht, denn „läutern“ bedeutet „lauter machen“. Christus konnte man jedoch nicht lauter machen. Das hebräische Wort bedeutet eigentlich „ausschmelzen“. Natürlich sagt man „geläutert“, weil man durch Ausschmelzen Metalle reinigt. Doch Christus hatte nichts Unreines an sich. Er wurde vielmehr wie im Schmelztiegel geprüft, und so wurde das offenbar: „Du hast mich ausgeschmolzen.“
Nichts fandest du. Dann heißt es: „Mein Gedanke geht nicht weiter als mein Mund.“ Wie oft sagen wir einander Nettigkeiten, denken aber insgeheim etwas anderes. Vielleicht finden wir jemanden langweilig, obwohl wir es nicht aussprechen. Unsere Gedanken gehen also oft über das hinaus, was wir sagen. Natürlich kann man nicht alles aussprechen, was man denkt. Aber häufig tun wir das in unlauterer Weise.
Der Herr hat sicher nicht alles gesagt, was er dachte. Aber er hat nie mit seinen Worten etwas vorgemacht und dabei anders gedacht. Er war vollkommen.
So fragten die Juden ihn einmal: Wer bist du denn wirklich? (Johannes 8, Vers 25). Sie sprachen zu ihm: „Wer bist du?“ Jesus antwortete: „Durchaus auch das, was ich zu euch rede.“ Genau das, was ich zu euch rede, bin ich. Er war auch innerlich vollkommen.
Ausblick auf die weitere Behandlung der Opfer
Ja, ich denke, wir schließen an dieser Stelle. Es ist schon halb eins.
Wir machen dann eine Fortsetzung und gehen die symbolischen Einzelheiten durch. Beim Brandopfer werden wir es ausführlich behandeln. Vieles, was bei den Brandopfern gesagt wird, wird beim Friedensopfer, Schuldopfer und Sündopfer wiederholt. Deshalb müssen wir es dort nicht noch einmal aufnehmen.
Darum widmen wir dem Brandopfer mehr Zeit als den übrigen Opfern.
Fragen zur Beziehung zwischen Vater und Sohn im Opfer
Herr Penny, darf ich dir doch noch eine Frage stellen?
Ja.
Im Lied 533 heißt es: „Gott, du hast dir aus Versehen deinen Sohn zum Opferlamm, deine Liebe ließ dich gehen, mit ihm hin zum Kreuzstamm, und dann seine Qual schnitt dir ins Herz, und sein Weh war auch dein Schmerz.“
In Jesaja haben wir aber gelesen, es gefiel ihm, ihn zu schlagen. Wenn es heißt, dass es Gott gefallen hat, ihn zu schlagen, dann auch deshalb, weil er wusste, dass dadurch jetzt Gerechtigkeit gewirkt wird durch ein vollkommenes Opfer. So habe ich dich auch verstanden.
Kann man das denn wirklich so sagen, wie es in diesem Lied steht, dass quasi der Vater in seiner Seele tiefen Schmerz empfand, als er seinen Sohn sah, wie er gestorben ist?
Ja, ich denke doch auch. Weil der Vater und der Sohn in allem eins sind, auch in ihren Empfindungen. Die Gottverlassenheit des Sohnes und das Entsetzen des Sohnes muss auch für den Vater so gewesen sein.
Also erfahren wir hier seit 1953 nicht so sehr den Inhalt von Freude, sondern es war seine Entscheidung.
Ja, in dem Sinn, ja.
Abraham und Isaak – was solltest du da sagen?
Dem Abraham ist es schwer gefallen. Einem menschlichen Vater fällt es sicher schwer, auf alle Fälle. Aber ja, als Vergleich, als Vergleich.