Begrüßung und Einführung zum Pro Christ Abend
Heute, zum vorletzten und vierten Abend von Pro Christ 1995, sind wir hier in der Ederberglandhalle versammelt. Wer heute zum ersten Mal dabei ist, hat leider schon ein paar Abende verpasst. Es war wirklich spannend hier. Umso schöner, dass Sie heute zum ersten Mal dabei sind.
Ein Abend von Pro Christ besteht aus zwei Teilen: einem örtlichen Vorprogramm hier vor Ort und ab 19:55 Uhr einer Live-Übertragung aus Leipzig. Jürgen Wehr, der Moderator aus Leipzig, fragt immer zu Beginn, wo die meisten Zuschauer sind und wie viele am Ort anwesend sind. Vielleicht interessiert es Sie, dass wir hier in der Ederberglandhalle Abend für Abend etwa 450 Gäste willkommen heißen können.
Vielleicht denkt der eine oder andere: „Vor mir sitzt gerade so ein breitschultriger Herr oder eine breitschultrige Dame, ich kann gar nicht so richtig sehen, besonders später bei der Übertragung.“ Ich habe da einen Geheimtipp: Kommen Sie um 19:20 Uhr, da sind noch die besten Plätze hier vorne frei. Herzlichen Glückwunsch, ich denke, Sie haben die besten Plätze.
Wer hat denn heute Geburtstag? Meldet sich niemand? Niemand hat Geburtstag? Ich hätte ein Buchgeschenk für jemanden, der Geburtstag hat. Jetzt melden sich alle zu spät, das tut mir leid.
Die Deutsche Bahn AG hat ja ein Billigticket für das Wochenende. Mit den Nahverkehrszügen kann man für 15 Mark in ganz Deutschland umherfahren. Der Jugendchor singt jetzt auch von einem Zugangebot, das aber noch wesentlich besser ist.
Schön, dass ihr heute das Vorprogramm mitgestaltet. Vielen Dank an den Jugendchor aus Frankenberg unter der Leitung von Matthias Müller.
Ich habe vorhin noch etwas vergessen. Ich wurde gerade darauf aufmerksam gemacht, dass einer der beiden Hauptverantwortlichen hier für Pro Christ in Frankenberg, Pastor Manfred Aylbach, gestern Geburtstag hatte. Lieber Manfred, herzlichen Glückwunsch! Es tut mir leid, dass mir das gestern irgendwie durchgegangen ist. Ich wünsche dir von hier aus und wir alle wünschen dir von Herzen Gottes Segen. Ich werde dir dann auch das Buch schenken.
Von Theo Lehmann verkaufen sie übrigens auch Waschmittel.
Interview mit Christa Karlmarburger: Glaube und Gemeindeerfahrung
Meine heutige Interviewpartnerin ist Christa Karlmarburger. Sie ist im kleinen Dorf Birkenbringhausen aufgewachsen und lebt jetzt in der Stadt Frankenberg.
Christa, bist du nicht ein bisschen aufgeregt vor so einem Interview?
Ja, es ist schon ein bisschen komisch in der Magengegend.
Du machst gerne Musik und singst hier im Jugendchor mit. Seit wie vielen Jahren bist du dabei?
Ich bin seit etwa zehn Jahren im Jugendchor.
Zehn Jahre Jugendchor – das ist ja schon ein echtes Jubiläum. Was bekommt man denn vom Chorleiter zum zehnjährigen Jubiläum geschenkt?
Ich habe einen Tag Urlaub bekommen.
Ihr singt Lieder im Jugendchor mit klaren christlichen Texten und Aussagen. Seit wann bezeichnest du dich persönlich als Christ?
Eigentlich seit meine Oma mich gefragt hat. Da war ich etwa zwölf Jahre alt. Sie fragte mich: „Was ist, wenn Jesus wiederkommt? Bist du dann mit dabei, wenn die Christen weggehen?“ Sie sagte, deine Eltern und deine Geschwister sind alle mit dabei, aber was ist mit dir?
Das war der Knackpunkt, wo ich zum ersten Mal „Ja“ zu Gott gesagt habe. Seitdem gehe ich meinen Weg – mit Wegabzweigungen, Berg und Tal. Ich gehe mit Jesus.
In den anderen Interviews haben wir schon gehört, dass es nicht immer leicht ist, mit Jesus zu gehen und dass man manchmal auch kämpfen muss. Du arbeitest in der Gemeinde mit, und zwar in der Kinderarbeit sowie in einem Bistro in der Friedrichstraße. Was bedeutet dir persönlich Gemeinde?
Gemeinde bedeutet für mich einen Ort, an dem ich ein Stück weit so sein kann, wie ich bin. Ich weiß, die anderen sind auch Christen und möchten mir helfen, immer auf meinem Weg zu Gott zu bleiben. Sie helfen mir, mit meinem täglichen Leben zurechtzukommen. Und es sind einfach Leute, mit denen ich auch über Gott reden kann.
Heute geht es in der Predigt von Ulrich Parzany um feste Beziehungen. Du bist noch Single. Wie erlebst du das, und wie gehst du damit um?
Ich erlebe das sehr unterschiedlich. Mal macht es mir nichts aus, mal macht es mir sehr viel aus, allein zu sein. Gerade in den Phasen, in denen es mir nicht so gut geht, merke ich, dass Gott mir echt hilft. In diesen Phasen habe ich entweder einen vollen Terminkalender – das klingt zwar komisch, aber dann bin ich einfach abgelenkt – oder Freunde sagen mir etwas Nettes, zum Beispiel: „Du hast heute toll Jungschar gemacht“ oder ich bekomme eine kleine Aufmerksamkeit, etwa fürs Babysitten. Das sind Kleinigkeiten, über die ich mich gerade sehr freue. Dabei merke ich auch, wie viel mir Freunde wert sind.
Gemeinde ist also ein Zuhause für dich.
Ja, genau.
Jetzt fange ich einen Satz an, den wir an den anderen Abenden auch schon gemacht haben, und du machst ihn zu Ende:
Wenn ich noch einmal einen Beruf wählen könnte…
Ich bin Krankenschwester, vielleicht sollte ich das noch ergänzen. Wenn ich noch einmal einen Beruf wählen könnte, würde ich wahrscheinlich wieder etwas mit Medizin machen. Aber vielleicht eher gleich Arbeitsmedizin oder Arzt.
Ohne Musik würde ich sie erfinden.
Wenn es mal nicht so gut läuft, was brauchst du dann vor allem?
Vor allem ein Telefon, um mit meiner Freundin, meiner Nichte oder meiner Schwägerin telefonieren zu können.
Was ist deine größte Schwäche?
Meine größte Schwäche ist meine Nichte.
Morgens am Spiegel denke ich oft: „Heute Abend gehst du früher ins Bett.“
Krankenschwestern im Krankenhaus freuen sich besonders über gar nichts?
Vielleicht über eine Gehaltserhöhung oder so.
Vielleicht über eine Gehaltserhöhung – hätte ja sein können.
Oder über Leute, die nach Hause gehen dürfen.
Schön.
Liebe Christa, vielen Dank, dass du bereit warst für dieses Interview. Wir werden jetzt bis 19:55 Uhr noch ein Instrumentalstück hören.
Gebet und geistliche Einstimmung
Es gibt in Leipzig ein Restaurant namens Kim. Dort wird nicht nur gut gekocht, sondern es wird auch gebetet. Die Inhaberin betet jetzt mit uns:
Allmächtiger Gott, wir danken dir, dass du durch das Wort der Bibel unsere Herzen verbindest. Lieber Jesus, wir glauben, dass du der Sohn Gottes bist und für uns gestorben bist. Bitte vergib uns allen unsere Sünden.
Ich bitte dich, Jesus, komm in unser Herz und gib uns die Kraft, dich zu lieben, deine Worte zu glauben und das Beste für dich und andere zu tun.
Wir bitten, dass Christen aller Nationen gerade in dieser sehr unruhigen Zeit im gemeinsamen Glauben zusammenstehen. Mögen sie Kranken, Kindern und älteren Menschen helfen, Freude und Ermutigung zum Leben vermitteln, zueinander finden und Zufriedenheit schaffen.
In Jesu Namen bete ich, Amen.
Einsamkeit in einer überfüllten Welt
Noch nie gab es so viele Menschen auf der Welt wie heute. Fachleute sagen, dass der Planet bald übervölkert sein könnte. Wenn man in den Großstädten bestimmte Wohnviertel sieht, wie hier in Leipzig zum Beispiel Grünau, wo viele Menschen in riesigen Wohnblocks ganz dicht beieinander leben, sollte man nicht glauben, dass in dieser Welt noch jemand einsam sein könnte – so dicht beieinander!
Und trotzdem ist Einsamkeit wie eine Pest unter uns. Wir freuen uns natürlich, dass heute Abend auch hier in Leipzig so viele Menschen gekommen sind. Es tut uns leid, dass die Stühle nicht ausreichen. Aber ich habe zugleich auch in meinem Herzen die Sorge, dass sich in einer so großen Zahl von Menschen jemand ganz allein und verlassen fühlen könnte. Nirgendwo kann man so einsam sein wie unter vielen Menschen.
Ich hoffe, dass das heute Abend hier nicht passiert und dass niemand mit diesem Gefühl wieder weggeht. Ich hoffe, Sie haben schon rechts und links guten Abend gesagt, um zu beginnen. Ich möchte Sie herzlich bitten, sich nach dem Schluss vielleicht noch vorzustellen, wenn Sie sich noch nicht kennen, und einander ein paar gute Worte zu sagen. Nutzen Sie die Möglichkeit, im Gespräch zusammenzusitzen – im Foyer oder wo auch immer. Es ist uns wichtig, dass niemand allein bleibt.
Einsamkeit ist auch eine Not älterer Menschen, besonders wenn der Freundeskreis dünner wird, wenn die Kontakte schwächer werden und vertraute Menschen gestorben sind. Aber auch junge Leute sind betroffen.
Ich werde nie vergessen, als ich Jugendpfarrer in Essen war: Eines Tages kam ein sechzehnjähriger Junge zu mir ins Zimmer in unserem Jugendhaus. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, heulte er Rotz und Wasser. Ich kannte den Typ, das war so ein richtiger Clown. Wo er war, war immer Stimmung, da war immer was los, er war immer der Mittelpunkt.
Ich fragte ihn: „Was hast du denn?“ Er sagte: „Mich nimmt keiner ernst.“ Ich entgegnete: „Das musst du doch nicht sagen. Du bist immer die Mitte, du hast immer Freunde.“ Aber er sagte: „Niemand weiß, wer ich wirklich bin. Und wenn ich nicht die große Show abziehe, wer interessiert sich dann für mich?“ Ein einsamer Junge.
Neulich hörte ich einen bekannten Politiker, den Sie alle kennen, in einem Gespräch ganz schwermütig sagen: „Wenn man älter wird, hat man immer weniger Freunde.“ Und man spürte diesen Mann, der eigentlich immer im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht, der immer von Journalisten umlagert wird, Freunde haben möchte, mit denen man ehrlich sein kann, vor denen man seine Schwäche zeigen kann. Das ist es doch nicht nur – Gesellschaft.
Sehnsucht nach festen und verlässlichen Beziehungen
Einer der neueren Filme, die in Deutschland laufen, trägt den Titel „Keiner liebt mich“. Die Hauptfigur ist eine dreißigjährige Singlefrau, Angestellte eines Flughafens, die in einem Kölner Hochhaus wohnt. Sie hat alles, ist aber dennoch unzufrieden.
Sie umgibt sich mit Skeletten und trägt ausschließlich Schwarz. Für ihren dreißigsten Geburtstag schreinert sie sich sogar ihren eigenen Sarg und flirtet mit dem Tod.
In einer Filmkritik der Leipziger Volkszeitung las ich vor einigen Wochen ein Gleichnis, das diese Geschichte als Spiegel der derzeitigen Stimmung in Deutschland beschreibt: Einsamkeit.
Die gleiche Leipziger Volkszeitung hat zudem eine Umfrage zu Fragen der Partnerschaft und Familie in Auftrag gegeben. In der Osterausgabe war auf der ersten Seite eine große Schlagzeile zu lesen: „Ehe wichtiger denn je, Treue hoch im Kurs“.
Darunter wurden verschiedene Ergebnisse der Umfrage vorgestellt. Drei Viertel der befragten Erwachsenen halten die Ehe für die beste Form des Zusammenlebens. In der Auswertung der Zeitung hieß es, diese Sehnsucht nach Geborgenheit und menschlicher Wärme drücke sich auch in den Erwartungen an den idealen Partner aus.
Über 80 Prozent der Befragten nannten als die ersten beiden Eigenschaften, die sie von ihrem idealen Partner erwarten, Zuverlässigkeit und Treue.
Im Umbruch unserer Zeiten suchen wir Halt beieinander, verlässliche Vertrauensbeziehungen – das ist es, wonach wir uns sehnen.
Und trotzdem wird in Deutschland jede dritte Ehe geschieden. Das bedeutet, dass unsere Sehnsucht nach dauerhaften Liebes- und Vertrauensbeziehungen oft nicht das Ergebnis bringt, das wir uns wünschen.
Denn die Ehe scheitert, obwohl sich die Partner am Anfang heiß geliebt haben und glaubten, das würde unzertrennlich sein.
Alleinlebende sehnen sich nach Partnern und haben oft den Eindruck, wenn sie wirklich einen Partner finden, seien alle entscheidenden Probleme ihres Lebens gelöst.
Doch wie oft ist es so, dass, wenn eine Partnerschaft zustande kommt, die Liebe ganz schnell abnutzt, Kälte einzieht und Liebe in Hass umschlägt.
Nirgendwo wird so brutal gehasst und so rücksichtslos miteinander gesprochen wie in Partnerschaften und Verhältnissen, in denen früher einmal heiße Liebe war, die dann gestorben ist und umgeschlagen hat.
Träume verwandeln sich dort in Albträume.
Die Wurzel der Beziehungsnot: Schuld und Vergebung
Wieso eigentlich? Wir wollen doch nur das Beste, und wir bemühen uns wirklich. Unsere Sehnsucht nach Beziehungen ist so stark. Wieso klappt das nicht?
Jesus hat in diese Beziehungsnot hinein einen Satz gesagt, den er uns sozusagen in den Mund legt. Er bittet uns, diesen Satz nachzusprechen. In diesem Satz zeigt er uns die tiefste Wurzel unserer Beziehungsnot. Zugleich bietet er mit diesem Satz die tiefste und grundlegendste Hilfe an.
Dieser Satz ist Bestandteil eines Gebetes, des kurzen Gebetes, das Jesus seine Freunde gelehrt hat und das die meisten von ihnen kennen werden. Es ist das "Vater unser". Dort heißt es: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern", also denen, die an uns schuldig geworden sind.
Mein inneres Ziel und mein heißer Wunsch für diesen Abend ist, dass möglichst alle diesen Satz, diesen kleinen Gebetssatz, mit ganzer ehrlicher Überzeugung als ihr Gebet aufnehmen, nachsprechen und leben können.
Ich will erklären, warum ich meine, dass dieser Satz von Jesus, den er uns schenkt, so ein Schlüsselsatz ist. Er öffnet so viel, gerade in der Beziehungsnot und unserer Sehnsucht, aus der Einsamkeit herauszukommen.
Was zerstört denn die Beziehungen? Was isoliert uns voneinander, so dass wir in der Isolationshaft der Einsamkeit schier ersticken?
Jesus sagt: Es ist die Schuld. Wir bleiben einander Entscheidendes schuldig, wir bleiben einander die Liebe schuldig. In den Beziehungen herrscht Rücksichtslosigkeit und Kälte. Wir bleiben einander die Wahrheit schuldig, und es herrscht Lüge und Betrug. Wir bleiben einander die Treue schuldig, und es herrscht nackte Gier.
"Wir werden aneinander schuldig", sagt Jesus. Und nicht nur aneinander, wir bleiben Gott das Entscheidende schuldig. Wir bleiben ihm die Ehre schuldig, die ihm gebührt. Wir behandeln ihn wie ein Nichts, wie Dreck. Wir gehen einfach hinweg zur Tagesordnung und führen uns auf, als wären wir die eigenen Herren über unser Leben.
Und es bleibt die Wirklichkeit, dass wir natürlich nicht nach seiner Wegweisung leben. Heute pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass Orientierungslosigkeit unser Grundproblem in den westlichen Gesellschaften geworden ist. Das bleibt so, wenn wir Gott keinen Respekt mehr entgegenbringen und nicht mehr auf seine Wegweisung hören.
Wir bleiben ihm das Vertrauen schuldig. Das Klima unserer Beziehung zu Gott und untereinander ist bestimmt von der Eiseskälte des Misstrauens, die alles zernagt und untergräbt.
Die Bibel nennt das mit einem Ausdruck, der uns fremd geworden ist oder den wir nur missbrauchen. Es ist ein starker Ausdruck, der das sehr treffend beschreibt: Das ist Sünde.
Sünde ist das, was uns isoliert, was uns von Gott und von Menschen trennt. Unsere Beziehungen sind ja kein Luxus, sondern lebensnotwendig. Diese Sünde zerschneidet die Beziehungen rücksichtslos und macht uns dadurch kaputt. Das ist Sünde. Sünde ist eine tödliche Angelegenheit.
Aber wenn Sie den Ausdruck gar nicht gebrauchen, nicht mögen oder nicht kennen: Die Dinge sind trotzdem da in unserem Leben. Diese Zerstörungen, diese Zerrissenheiten, diese Isolation, das, was unsere Beziehungen kaputtmacht und uns in die Isolationshaft des Todes steckt.
Vielleicht sagen Sie jetzt: "Moment, damit kann ich nichts anfangen. Ich bin anders erzogen, komme nicht so. Fehler haben wir alle, und ich lasse mir schon gar kein schlechtes Gewissen machen. Gegen Gott habe ich auch nichts, falls es ihn überhaupt gibt."
Sie haben doch sicher die Vorstellungskraft. Lassen Sie sich eine Szene vor Augen führen, von der ich natürlich hoffe, dass sie nicht passiert – oder besser zwei.
Stellen Sie sich vor, Sie haben kleine Kinder und gehen mit einem oder zwei dieser Kinder auf den Spielplatz. Sie sitzen auf einer Bank, und Ihr einziges Kind spielt zwanzig Meter entfernt im Sandkasten.
Plötzlich kommt ein Mann vorbei, schnappt sich das Kind und verprügelt es nach allen Regeln der Kunst. Sie sind entsetzt, springen auf, stürzen zu ihm, fallen ihm in den Arm und sagen: "Was machst du? Hör auf!"
Und er sagt: "Was habe ich mit Ihnen zu tun? Gegen Sie habe ich nichts, ich finde Sie sogar sympathisch. Ich verhaue hier nur das Kind."
Was werden Sie tun? Sie werden ihm erklären, was er mit dem Kind zu tun hat und was das mit Ihnen zu tun hat, dass er das Kind schlägt. Das ist Ihr Kind, das Sie lieben. Da können Sie nicht zusehen, dass es misshandelt wird, oder?
Oder stellen Sie sich vor, Sie sind am Fenster Ihrer Wohnung. Unten auf dem Bürgersteig steht Ihr kostbarstes Gut, gerade abbezahlt: das Auto. Heiligstes Gut, frisch geputzt, zum Ablecken.
Und während Sie voller Wohlgefallen und Genuss darauf schauen, sehen Sie einen Bengel die Straße entlangkommen. Er hat einen dicken Hammer in der Hand. Sportlich schlägt er auf die kühle Haube, tritt in die Windschutzscheibe und hämmert im Dreivierteltakt aufs Blech und Dach. Ihr wunderschönes Auto wird zum Schrott.
Sie stürzen die Treppe runter, rufen ihn an oder tun irgendetwas. Und wenn er sagt: "Was habe ich mit dir zu tun? Du bist mir sympathisch, falls es dich gibt. Ich haue hier nur ein bisschen rum, um mich zu trainieren und Bewegung zu haben."
Dann sagen Sie: "Entschuldigen Sie, das ist mein Auto, das du da kaputt machst. Das geht mich etwas an."
Was meinen Sie, wem gehört dieser Laden in dieser Welt? Er gehört dem Schöpfer. Und was meinen Sie, wem die Menschen gehören? Er liebt sie, hat sie geschaffen und ist für sie ans Kreuz gegangen, um zu zeigen, wie kostbar die Menschen für Gott sind.
Das heißt: Alles, was ich einem anderen Menschen Böses tue – in Gedanken, Worten und Werken, wo ich sein Leben beeinträchtige und verletze – das trifft Gott mitten ins Herz.
Sie mögen sich das nicht vorstellen können, weil wir uns eine Hornhaut auf der Seele zugelegt haben und uns manches egal ist. Wir sehen so viel Schreckliches. Gottes Liebe ist tief verletzt, wenn einem einzigen seiner geliebten Geschöpfe etwas getan wird, das ihm schadet.
In der Bibel steht der Satz: "Die Erde ist des Herrn, die Welt gehört Gott. Er hat sie geschaffen. Das ist sein Eigentum." Es ist ihm nicht egal, wie wir damit umgehen.
Alles, was wir tun an Misshandlung dieser Schöpfung, trifft Gott direkt. Er nimmt es persönlich.
Das heißt: Es verletzt, zerschneidet und zerstört das, was wir an miesen Dingen tun – an Selbstgerechtigkeit, an Selbstbezogenheit, an Lüge. Das trifft die Beziehung zu Gott und kappt sie.
Das nennt die Bibel Sünde.
Und dass man selbst nichts dabei empfindet, dass man also nicht nur die Dinge und Menschen kaputtmacht, sondern auch sein eigenes Gewissen totschlägt und gar nicht mehr merkt, was man tut, macht die Sache nicht besser, sondern noch schlimmer.
Manche Leute halten ein ruhiges Gewissen für etwas Gutes, obwohl es ein totgeschlagenes Gewissen ist. Machen Sie das bitte nicht zum Maßstab Ihrer Orientierung.
Dass man die Dinge einfach so tut, als wäre man im Herzen ganz ruhig, ist kein Argument dafür. Man kann auch so lange auf seinem Gewissen herumdreschen, bis es kein Alarmsignal mehr gibt und man stumpf und steif alles machen kann.
Das ist doch kein Grund, sondern zeigt nur, wie sehr wir die Beziehungen zu Gott, zu anderen Menschen, zu den Dingen und auch zu uns selbst zertrümmert haben.
Einladung zur Vergebung und Versöhnung
In seiner liebevollen, radikalen Art geht Jesus genau an diesen Punkt und sagt: Betet so, wenn ihr an den Kern der Not gelangen wollt. Betet so: „Vergib uns unsere Schuld.“ Diese Einladung bedeutet, die Schuld einzugestehen, sie nicht mehr zu beschönigen und nicht mehr zu sagen: „Das machen doch alle.“ Natürlich kann man alles irgendwie erklären und damit die Schuld wegschieben, anderen in die Schuhe schieben. „Ich bin es nicht gewesen.“
Vor Jahren hat jemand unsere Gesellschaft einmal die Gesellschaft der Schuldlosen genannt. Keiner ist es gewesen. Jeder kennt irgendeinen oder etwas in dieser Gesellschaft, das die Schuld verursacht hat, und man selbst ist nicht verantwortlich. Das ist eine entscheidende Wende: hinzustehen und zu sagen: „Ich gestehe dir ein, ich bin schuldig geworden, ich bleibe schuldig. Ich bin der Wahrheit schuldig geblieben, der Dienstbereitschaft schuldig geblieben, der Treue schuldig geblieben. Ich bitte um Vergebung.“
Wir dürfen vor das Kreuz von Jesus Christus treten. Gott ist nicht im Jenseits geblieben, sondern er ist auf unser Niveau gekommen, Mensch geworden. Er hat sich unser Leben angezogen und es bis zum bitteren Ende gelebt. Am Kreuz ist er hingerichtet worden. Dies ist nicht nur die Misshandlung durch Menschen, sondern dort geschieht auch stellvertretend das Gericht Gottes über die Lebensweise, die ich gelebt habe.
Deshalb lädt dieser Jesus ein und sagt: „Komm, komm, bete darum, bitte darum: Vergib mir meine Schuld.“ So großartig und so einfach, weil alles geschafft ist, alles getan wurde. Jesus hat alles getan, und ich brauche nur leere Hände auszubreiten und zu sagen: „Herr, ich brauche das. Ich bin nicht, ich will nicht mehr stolz sein und arrogant. Ich strecke leere Bettlerhände aus und bitte dich: Vergib mir meine Schuld.“
Menschen, die dieses Geschenk annehmen, werden in ihren Beziehungen zu Gott erneuert. Es entsteht eine neue Verbundenheit, eine Versöhnung mit Gott, Frieden mit Gott. Auch die Beziehungen zu anderen Menschen werden erneuert, weil das Zerschneidende, das Trennende ausgeräumt und vergeben wird – ans Kreuz, in das Grab von Jesus. Und ich darf frei sein, neue Beziehungen zu knüpfen.
Denn das ist der entscheidende Punkt, den Jesus in diesem Gebet sagt: Betet, bittet darum für euch selbst und nehmt das Geschenk an. „Vergib uns unsere Schuld.“ Aber betet weiter: „Wie auch wir vergeben denen, die an uns schuldig geworden sind.“ Gebt das Geschenk weiter. Das Geschenk, das er uns macht, ist so groß, dass viel mehr gegeben ist, als wir für uns selbst allein gebrauchen können. Es strömt nach.
Wo Menschen zusammenleben – auf engem Raum, in einer Familie, an einem Arbeitsplatz, in einer Firma, in der Schule, an Universitäten oder wo auch immer – da werden sie unweigerlich einander schuldig. Das ist sicherer als das Amen in der Kirche. Und da hilft es nichts zu sagen: „Wir sind ja nette Typen.“ Oft sagen wir dann, wenn so etwas passiert ist: „Ach, ist schon gut, nehmen wir nicht so krumm.“ Das wird so unter den Teppich gekehrt. Und dann wundert man sich, dass immer mehr darunter geschoben wird. Das ist nicht weg, man hat es nur verharmlost.
Erst war es eine Staubschicht auf unserer Seele, dann wird es eine Kruste und schließlich eine Betonmauer. Es führt zu Verhärtungen, zu Trennungen, zu Isolierungen voneinander und von Gott. Das Verharmlosen und Überspielen hilft uns nicht weiter, so nett das auf den ersten Blick auch aussieht. Sondern was wir brauchen, ist Vergebung. Schuld muss Schuld genannt werden. Man muss Verantwortung übernehmen und dazu stehen. Das dürfen wir.
Das würde uns natürlich erdrücken, wenn es keine Möglichkeit gäbe, das loszuwerden. Dann bliebe uns nichts anderes, als uns selbst zu belügen und alles zu beschönigen. Aber es gibt einen Abladeplatz. Man kann ehrlich werden. Wir können vor Jesus sagen: „Herr, das sind die schrecklichen, traurigen, zerstörerischen Realitäten meines Lebens. Bitte vergib mir meine Schuld.“
Und dann sagt Jesus: Wenn du das so für dich annimmst, dann nimm bitte eine kleine Portion von diesem Riesengeschenk und gib sie weiter an den Menschen, der an dir schuldig geworden ist. Ja, wir erleben das. Jesus sagt nicht: „Was die anderen getan haben, ist nicht so schlimm.“ Er sagt: „Sie sind an dir schuldig geworden.“ Aber er sagt: „Nimm aus meiner Vergebung, die du für dich bekommen hast, und schenk dem anderen etwas davon weiter.“ Damit die Beziehungen zwischen euch, da wo Bitterkeit, Groll und Entfremdung sind, gereinigt, erneuert und versöhnt werden.
Deshalb sehne ich mich für heute Abend, dass genau das passiert.
Einladung zur praktischen Umsetzung von Vergebung
Vielleicht gibt es Menschen unter uns, die in diesem Moment sagen: Nie, nie, das kann ich nicht. Du hast leicht reden. Du weißt nicht, was die mir oder anderen angetan haben, was das in meinem Leben bedeutet. Ich kann das nicht einfach vergeben, das ist zu viel verlangt.
Ist es wirklich zu viel verlangt? Jesus erwartet eigentlich nichts von uns. Voraussetzungslos schenkt er uns die Vergebung, wenn wir bereit sind, sie anzunehmen und nicht zu selbstgerecht oder zu stolz sind, sie zurückzuweisen. Voraussetzungslos schenkt er uns die Vergebung – aber nie folgenlos. Nie folgenlos, weil sein Geschenk so reich ist, dass er gut sagen kann: „Du, ich erwarte nichts von dir, nichts von dem, was du hast, sollst du nehmen, sondern nur von dem, was ich dir geschenkt habe.“
Von der Vergebung nimm eine kleine Prise, nimm etwas davon und schenke es dem weiter, der an dir schuldig geworden ist. Es fängt immer damit an, dass ich mich zunächst selbst beschenken lasse. Es geht nicht darum, Moral zu predigen und zu sagen, man müsste, man sollte und eigentlich so handeln. Das tut Jesus nicht. Er beschenkt uns, überschüttet uns mit Vergebung und bietet sie an. Er fleht uns an: Lass dich beschenken!
Dann sagt er das Selbstverständlichste: Das, was du empfangen hast, teile mit anderen.
Ich habe eine große Sehnsucht für diesen Abend. Ich möchte Menschen einladen. Heute Abend will er am Schluss ganz konkret die Gelegenheit bieten, diese Vergebung anzunehmen und die Gemeinschaft mit Gott zu suchen. Den Frieden, die Versöhnung mit Gott sich schenken zu lassen.
Am Schluss des Abends möchte ich einladen, einfach nach vorn zu kommen – diejenigen, die das für sich annehmen möchten.
Meine Sehnsucht geht darüber hinaus: dass das dann Kreise zieht. Dass Menschen, die das für sich angenommen haben, wenn du das für dich angenommen hast, dass das dann Kreise zieht in deiner Familie. Vielleicht ist heute Abend noch ein Gespräch mit dem Ehepartner dran, bei dem man sich die Hände gibt und vielleicht sogar miteinander betet. Du sagst: Vergib die Gleichgültigkeit der letzten Zeit und diese bösen Worte.
Meine Sehnsucht an diesem Abend ist, dass Eltern sich mit ihren Kindern versöhnen und Kinder den Weg zu ihren Eltern finden und sagen: Mutter, vergib! Weil sie selbst reich beschenkt sind mit der Vergebung Gottes.
Du bist vielleicht 15 Jahre alt und denkst: Was kann ich schon machen? Wenn du die Vergebung der Sünden annimmst, dieses reiche Geschenk, dann hast du etwas zu geben und zu bringen in deine Familie, das unglaublich kostbar ist. Du kannst Vergebung weiterreichen, Versöhnung weitergeben. Es soll Kreise ziehen.
Vielleicht denken Sie an einen Kollegen, den Sie wie Luft behandeln, mit dem bittere Blicke gewechselt werden oder vielleicht sogar böse Worte. Was für eine Sache wäre es, wenn das Kreise zieht – im Betrieb, im Haus, in der Nachbarschaft –, wenn der Blutkreislauf der Versöhnung in Gang kommt?
Dort, wo Blockierungen, Infarkte und Thrombosen den Lebensorganismus der Gemeinschaft blockiert haben, ganze Glieder haben absterben lassen und das gemeinschaftliche Leben bedroht haben.
Was ist dafür, uns in der Gemeinschaft zu gewinnen und aus der Isolierung herauszukommen – durch Versöhnung?
Ich möchte Sie heute Abend einladen, das für sich anzunehmen und es weiterzugeben.
Beispiel aus Afrika und die Bedeutung von Verstopfungen in der Lebensleitung
Ich habe vor einigen Jahren einen großartigen Afrikaner übersetzen dürfen, der John Wilson hieß. Er war ursprünglich Ölmanager in der Ölindustrie in Uganda gewesen. Dann hörte er die Botschaft von Jesus, erlebte Vergebung für sich selbst und von diesem Moment an reichte ihm Geld und Macht nicht mehr aus. Er gab beides auf und wurde ein Bote Jesu Christi.
Die Leute konnten es kaum fassen und fragten sich, wie jemand so etwas tun kann. John Wilson war ein edler, großer Mann, auch körperlich beeindruckend, aber vor allem ein großartiger Charakter. Ein Aristokrat, der in seinem Wesen einem Diplomaten glich. Mit Hingabe und Liebe verkündete er das Evangelium sowohl bedeutenden als auch einfachen Menschen.
Während der Zeit Idi Amins wurde er von Banditen mitten auf der Straße in der Hauptstadt Kampala erschossen. Es war eines meiner großen Privilegien, diesen Mann kennengelernt zu haben. Ich durfte ihn aus dem Englischen übersetzen. Wenn man übersetzt, ist man immer der beste Zuhörer dessen, der spricht.
An dieser Stelle möchte ich auch einige Gedenksekunden für die mitfühlenden Übersetzer einlegen, die sprachlich immer hinter mir her sind. Sie sitzen hinten in den Kabinen, wir sehen uns jetzt. Ich grüße euch und danke euch herzlich, dass ihr an all den Abenden diese schwierige Aufgabe übernommen habt. Es tut mir leid, dass ich so schnell spreche, aber die Zeit rennt. Wenn ich langsamer spreche, sitzen wir noch bis elf hier. Ich wünsche euch viel Kraft und Freude und danke euch von Herzen.
Die Übersetzer sind großartige Männer und Frauen. Auch die Gebärdensprachübersetzung ist eine wunderbare Sache. Sie sehen das ja selbst. Dafür danke ich ebenfalls, dass das möglich ist. Es ist uns sehr wichtig, dass fremdsprachige Menschen in unserem Land nicht ausgegrenzt werden, sondern bei solchen Veranstaltungen spüren, dass sie mitten unter uns sind und dazugehören.
Das ist in unserer eiskalten, herzlosen Zeit und Gesellschaft dringend nötig. Es ist nur ein kleines Zeichen, aber wir möchten euch, die aus anderen Ländern hierher gekommen seid, noch einmal grüßen und herzlich willkommen heißen. Wir wünschen uns, dass ihr viel mehr von diesem Willkommen und der Wärme in unserem Land spüren würdet.
Das ist euer Applaus, den müsste man ins Polnische, Russische, Englische, Französische, Arabische, Türkische, Spanische, Koreanische und weitere Sprachen übersetzen. Aber die Geste der Hand ist ja verständlich.
Ich hatte also John Wilson zu übersetzen, und er erzählte eine unnachahmliche Geschichte, die ich Ihnen weitergeben möchte. Er berichtete von einem afrikanischen Mann in einem afrikanischen Dorf. Da es in Afrika heiß ist, hatte der Mann Durst. Er ging in seine Hütte zum Tonkrug, in dem das Wasser kühl gehalten wurde, und wollte daraus in seinen Becher einschenken.
Doch der Tonkrug war leer. Also nahm er den Krug und verließ das Dorf. Nicht weit davon entfernt gab es einen großen Wassertank, dort wollte er den Krug wieder füllen. Er ging zum Tank, drehte den Wasserhahn auf und stellte den Krug darunter. Aber nichts kam.
Er drehte weiter, doch es kam kein Wasser. Er klopfte mit der Faust an den Tank, und es klang so, als ob Wasser darin wäre. Da kletterte er hinten an einer Leiter hoch, öffnete das Einfüllloch und schaute hinein. Tatsächlich war der Tank fast bis oben voll.
Was nun? Da war ein durstiger Mann und ein voller Tank mit erfrischendem Wasser, aber das eine konnte nicht zum anderen gelangen. Er versuchte es erneut am Wasserhahn, doch es funktionierte nicht.
Schließlich kam er auf die Idee, dass etwas in der Leitung sein müsse. Er bastelte sich aus Draht einen kleinen Haken und versuchte, durch den Wasserhahn in die Leitung zu gelangen.
So erzählte mein Freund John Wilson: Stück für Stück zog er mit dem Draht einen toten Frosch aus dem Hahn. Nicht sehr appetitlich.
John Wilson sagte weiter: So ist es auch in unserem Leben. Wir sind sehnsüchtige Menschen und haben Durst nach Leben. Es gibt ein riesiges Reservoir. Jesus hat gesagt: „Wer Durst hat, der komme zu mir und trinke.“ Er ist das erfrischende Wasser des Lebens, reichlich vorhanden.
Aber es kann nicht das eine zum anderen kommen. Es sind die toten Frösche in der Leitung, die rausmüssen. Und dann fügte er hinzu: Es gibt so viele tote Frösche in diesen Verbindungsleitungen – Lüge und Ichsucht, Ehebruch in Gedanken, Worten und Werken, Diebstahl, Rücksichtslosigkeit, Beleidigung der Ehre Gottes, Missachtung seiner Geschöpfe und der Schöpfung. Das sind die toten Frösche, die die Leitung verstopfen.
Es mag keine angenehme Sache sein, wenn man das alles herausholen muss. Schöner wäre es, wenn es das alles gar nicht gäbe, wenn es verborgen bleiben könnte. Es gibt so peinliche Dinge in unserem Leben, über die wir nicht gern sprechen. Aber solange sie da drin sind, verstopfen sie die Leitung. Unser Lebensdurst wird nicht gestillt.
Wir versuchen, unseren Durst an giftigen Quellen zu stillen, aber es gelingt nicht. Darum geht es heute: Wir sollen den Mut finden, der Einladung von Jesus zu folgen. Wer Durst hat und Sehnsucht nach Leben, der soll kommen und trinken.
Jesus sagt: Wer an mich glaubt und mir vertraut, von dessen Leib werden Ströme von lebendigem Wasser ausgehen. Das bedeutet nicht nur, dass er für sich selbst genug zum Trinken hat und seine Sehnsucht erfüllt wird, sondern er hat auch etwas, das er an andere weitergeben kann – zur Erfrischung.
Vergebung für mich selbst und das Weitergeben an jene, die an mir schuldig geworden sind. So kann Versöhnung Kreise ziehen, Einsamkeit aufgebrochen werden und Gemeinschaft wachsen.
Nicht nur Cliquenwirtschaft, in der sich ohnehin nur die sympathisch finden, sondern auch dort, wo Grenzen und Trennungen sind, wo man sich wehgetan hat und alles dafür spricht, nichts mehr miteinander zu tun zu haben.
Durch die Vergebung der Schuld kommen Gott und Mensch zueinander. Das Leben wird schöpferisch, und Menschen finden wieder neu zusammen.
Einladung zum Gebet und Abschluss
Ich lade Sie heute Abend ein, dieses Angebot für sich anzunehmen. Bitte drehen Sie es nicht um! Erst beschenken lassen, um dann das zu haben, was Gott schenkt – etwas, das wir aus uns selbst nie haben können – und es dann ganz konkret weiterzugeben.
Ich möchte Sie jetzt bitten, wenn Sie das für sich hören, innerlich auf diese Einladung zu antworten. Stehen Sie auf, wo Sie sitzen, und kommen Sie aus der Reihe heraus. Nachbarn, lassen Sie sich gern sichern. Kommen Sie danach nach vorne und stellen Sie sich hierher, still. Ich möchte Sie einladen, dass wir dann gemeinsam ein Gebet sprechen, in dem wir Jesus danken für seine Liebe, ihn bitten, uns unsere Schuld zu vergeben, und ihm sagen, dass unser Leben von nun an für ihn offen sein soll. Wir wollen ihm zusagen, das weiterzugeben, was er uns geschenkt hat. Aber das wäre dann erst der Beginn. Kommen Sie!
Es könnten doch Ehepaare miteinander kommen, bei denen schon lange Dinge geklärt werden müssten – untereinander, aber auch mit Gott. Sie könnten Ihre Frau oder Ihren Mann anstoßen, ihnen ein stilles Zeichen geben und sagen: „Das ist die verabredete Botschaft. Ich möchte, dass du mitgehst.“ Wenn es um Vergebung untereinander und um Erneuerung geht: Bei uns zu Hause fängt meist meine Frau an. Ich brauche oft lange, bis ich den Dreh wieder finde. Ich bin so dankbar, dass meine Frau dann öfter sagt: „Wollen wir das jetzt nicht wieder in Ordnung bringen?“ Tun Sie das doch auch bei sich. Tun Sie einander diesen Dienst.
Freunde und Freundinnen, Sie sind miteinander gekommen, nehmen Sie doch das Geschenk an. Vielleicht sind auch Leute hier, die allein sind und sagen: „Ach du, die Bitterkeit in meinem Herzen frisst mich auf. Diese Vorwürfe gegen die Eltern oder gegen das, was da war, machen mich kaputt.“ Kommen Sie doch und lassen Sie sich Vergebung schenken, damit dann langsam Stück für Stück auch die Bitterkeit aus Ihrem Herzen weichen kann und Sie anderen Vergebung reichen können. Einsame, kommt!
Klagt nicht an und machen Sie keine Vorwürfe. Nehmen Sie dieses Geschenk an und sagen Sie zu Jesus: „Ich stehe dir zur Verfügung. Verbinde du mich nun auch mit anderen. Zeig mir, wie das sein soll.“ Wir sind zur Gemeinschaft bestimmt.
Ich lade auch die fremdsprachigen Gäste ein – auch euch gilt diese Einladung. Ich sage noch einmal ausdrücklich: Es gilt auch den Mitwirkenden. Manche sind hier aus dienstlichen Gründen, vielleicht in der Halle. Sie hören das und denken: „Meine Güte, das ist ja für mich.“ Sie sollen wissen, Sie sind hier nicht nur amtlich anwesend, sondern von der Liebe Gottes gemeint. Tun Sie es!
Du magst vielleicht im Chor mitgesungen haben die ganzen Tage, weil du dich für die Musik und die Lieder interessiert hast. Aber diese Vergebung hast du in deinem Leben so noch nie erfahren. Ich bitte dich, auch wenn du Atheist bist oder kirchlicher Mitarbeiter: Es geht darum, diese Vergebung zu erfahren, um sie weiterzugeben. Sag: „Vergib mir meine Schuld, damit ich vergeben kann denen, die an mir schuldig geworden sind.“
Wir wollen jetzt den Chor hören. Er singt uns ein einladendes Gebet, in das Sie sich innerlich mit hineingeben können, wenn Sie möchten. Jesus, zu dir kann ich so kommen, wie ich bin. Sie müssen sich nicht vorher bessern.
An den Übertragungsorten werden jetzt die Versammlungsleiter noch einmal sagen, wie sie dort auf diese Einladung ganz praktisch reagieren können.
Und ich bitte Sie hier in Leipzig: Kommen Sie! Ob Sie ganz weit hinten sitzen oder mittendrin – Jesus wartet auf Sie. Es sind ausgebreitete Arme Gottes, die Arme des gekreuzigten Jesus. „Kommt her zu mir alle, die ihr müde und ausgelaucht seid; ich will euch erquicken!“ Komm!