Hoffentlich kennen Sie sich in der Missionsgeschichte aus und wissen auch von dem russischen Grafen Felician Zaremba. Er wurde für den Diplomatendienst ausgebildet und ging anschließend auf Mission.
Damals bestand eine große Sehnsucht, nach Äthiopien zu gelangen. Doch im gesamten letzten Jahrhundert waren die Türen dorthin verschlossen. Stattdessen führte der Weg damals in den Kaukasus.
Samuel Gobert, der spätere Bischof von Jerusalem, verbrachte einige Jahre dort und versuchte, offene Türen zu finden. Doch es gelang ihm nicht.
Es ist beeindruckend zu erfahren, wie Gott Gebet erhört.
Einführung in die Missionsgeschichte und Predigttext
Wir haben heute als Predigttext für den Sonntag Kantate nach der Ordnung unserer Kirche Apostelgeschichte 16, Vers 23-40. Es ist die Geschichte von der Inhaftierung des Paulus und Silas im Gefängnis von Philippi. Dieser Text passt gut zu diesem Tag, weil wir erkennen, dass Missionsarbeit und Evangelisation oft mit Schwierigkeiten und Not verbunden sein können.
In Apostelgeschichte 16, Vers 23-40 heißt es: Nachdem man Paulus und Silas hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und befahl dem Aufseher, sie gut zu bewachen. Als dieser Befehl bei ihm einging, warf er sie in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Block.
Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Deshalb ist dieser Text heute am Sonntag Kantate gegeben, der Tag der Lobgesänge, mitten in der dunkelsten Stunde dieser Erlebnisse in Philippi. Die anderen Gefangenen hörten sie dabei.
Plötzlich geschah ein großes Erdbeben, so dass die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Sogleich öffneten sich alle Türen, und von allen fielen die Fesseln ab.
Als der Aufseher aus dem Schlaf auffuhr und sah, dass die Türen des Gefängnisses offenstanden, zog er das Schwert und wollte sich selbst töten, denn er meinte, die Gefangenen seien entflohen. Paulus aber rief laut: „Tu dir nichts an! Wir sind alle hier.“
Daraufhin forderte der Aufseher ein Licht, stürzte hinein und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen. Er führte sie heraus und sprach: „Liebe Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde?“
Sie antworteten: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig.“ Dann verkündeten sie ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Haus waren. Er nahm sie in derselben Stunde der Nacht zu sich, wusch ihnen die Striemen und ließ sich selbst sowie alle seine Angehörigen sogleich taufen.
Anschließend führte er sie in sein Haus, deckte ihnen den Tisch und freute sich mit seinem ganzen Haus, weil er zum Glauben an Gott gekommen war.
Als es Tag geworden war, sandten die Stadtrichter die Amtsdiener und ließen ihnen sagen: „Lasst diese Männer frei!“ Der Aufseher überbrachte Paulus diese Botschaft: „Die Stadtrichter haben hergesandt, dass ihr frei sein sollt. Nun kommt heraus und geht hin in Frieden.“
Paulus aber sagte zu ihnen: „Sie haben uns ohne Recht und Urteil öffentlich geschlagen, obwohl wir römische Bürger sind, und ins Gefängnis geworfen. Nun sollen wir heimlich fortgeschickt werden? Nein, sie sollen selbst kommen und uns hinausführen.“
Die Amtsdiener berichteten diese Worte den Stadtrichtern. Als diese hörten, dass Paulus und Silas römische Bürger seien, fürchteten sie sich. Sie kamen, redeten ihnen zu, führten sie heraus und baten sie, die Stadt zu verlassen.
So gingen Paulus und Silas aus dem Gefängnis, besuchten Lydia, sahen die Brüder, trösteten sie und zogen dann weiter.
Herausforderungen und Widerstände in der Missionsarbeit
Herr, mache dieses Wort jetzt aktuell und wichtig für heute und für unser Leben. Amen.
Mission und Evangelisation sind ein gefährliches Abenteuer. Viele Widerstände treten plötzlich laut zutage. Haben Sie das auch schon einmal erlebt? Wenn Sie anfangen wollten zu missionieren, wie viele Menschen sich dagegen ausgesprochen haben?
Wahrscheinlich wird am meisten Spöttisches und Lächerliches über diejenigen gesagt, die sich diesem Dienst unterziehen und Mission treiben wollen. „Ach, diese Missionare von vorgestern.“ Wenn schon damals bei Paulus in Philippi eine solche Feindschaft ausbrach, brauchen wir uns heute nicht zu wundern, wenn auch bei uns manchmal viel Unruhe herrscht.
Hoffentlich gehören wir nicht zu den vielen, die deshalb schweigen und sich hinter die dicken Mauern der Kirchen zurückgezogen haben. Wenn wir wieder planen, hinauszugehen zu unserer Großevangelisation im Juni, wird es manche Widerstände, Angriffe und Feindschaften geben. Das ist ganz normal.
Warum eigentlich? Paulus hat eine Frau von dunklen, okkulten Mächten befreit, die sie schrecklich bedrängten. Das war alles. Darüber brach die Feindschaft aus. Handfeste kommerzielle Interessen stecken natürlich dahinter. Es ist ganz unwichtig, was für Interessen das sind. Wenn ein Mensch wirklich zum Glauben kommt, dann wird Widerstand geleistet.
Ich habe Ihnen früher oft von den Gemeinden in Osteuropa erzählt, wie die kommunistischen Regierungen sehr tolerant sind, wenn Gottesdienste gehalten werden – auch mit Tausenden von Menschen, Weihwasserkesseln, die herumgeschwenkt werden, und Kerzen, die angezündet werden. Aber wenn junge Menschen sich zu Jesus bekehren, dann ist der Widerstand da. Dann kommen Gemeindeleiter in Haft.
Wo Gemeinden wachsen, da beginnt das Nein gegen Jesus. Bis heute ist es so geblieben. Wo Jesus sein Reich ausbreitet, setzt der Teufel seine Macht dagegen. Danke, Bruce Adams, dass das noch einmal vorhin gesagt wurde: Die Pforten der Hölle können das Reich Jesu und seine Macht nicht überwinden.
Ich habe mir oft vorgestellt, wie es für Paulus und Silas war, als man sie mit schrecklichen Lederriemen und Bleieinlagen gefoltert hat. Ihre Rücken waren misshandelt und geschunden. Doch mitten in diesem Gefängnisloch fingen sie an, Lieder zu singen – diese wunderbaren Lieder der Anbetung und des Lobpreises Gottes. Dank, Dank für alles und zu aller Zeit.
Ermutigung zum Lobpreis in schweren Zeiten
Liebe Ruth und lieber Willi,
wenn ihr hinausgeht in den Missionsdienst, wissen wir, dass Not und Anfechtung nicht erspart bleiben. Für uns ist das nur ein Beispiel für unseren Dienst hier in der schwierigen Missionslage in Deutschland.
Aber das Loben, Danken und Preisen soll dadurch nicht aufhören. Ich bin gerade erst gestern von meiner Reise zurückgekehrt, die mich nach Singapur führte. Zuerst war ich beim Exekutivkomitee der Weltallianz. Dort traf ich einen Mexikaner, einen alten Freund, Pablo Perez. Während unseres Gesprächs piepte plötzlich seine Uhr. Er fragte: „Was bedeutet das?“ Zuerst wollte er nicht darüber reden, dann sagte er: „Ach, das ist immer die Zeit, wenn meine Frau für mich betet.“ Ich dachte, da müsst ihr euch immer piepsen. Aber es ist schön zu wissen, dass es solche Gebetszeiten gibt.
Ruth und Willi, ehret euch, ihr sollt wissen, dass wir heute nicht nur euch senden wollen. Ich möchte nicht sagen, dass alle hier für euch beten werden, aber viele haben sich vorgenommen, fest hinter euch zu stehen – und zwar täglich im Gebet. Ihr sollt wissen, dass wir in all den schwierigen Lagen anhalten und Gott danken wollen, dass er euch mit seiner Macht und Größe umgibt, um euch her ist und euch nicht allein lässt.
Ganz gleich, ob es eine Krankheit oder äußere Not ist, wenn ihr in das Land zurückgeht, in dem erst vor kurzem 150 christliche Kirchen niedergebrannt wurden, wo fanatische Moslems Christen hassen – wir wollen anhalten und danken, dass der Herr euch keine Sekunde allein lässt. Dieses Lob soll nie verstummen.
Wir wollen laut singen. Ich habe drei Teile darüber gemacht: Danken und Loben, weil die Mauern schon wackeln.
Die Mauern wackeln – Gottes Macht trotz Dunkelheit
Das ist das Erste: Die Mauern wackeln schon. Es war ein dunkler Augenblick, als man Paulus und Silas in dieses Verlies führte. Dieses schwere und dunkle Gebäude – sicher war es ein feuchtes Loch, in dem Ratten herumhuschten. Die Gefängnisse waren damals nicht so human wie heute. Drinnen war kein Lichtstrahl zu spüren, ganz abgesehen davon, dass es ohnehin Nacht war.
Sie hatten nur ihre furchtbaren Schmerzen zu ertragen, die über ihnen lagen. In solch einer Lage kann man doch Gott nicht loben. In solch einer Lage kann man Gott doch nicht preisen. Da muss man doch fragen: Gott, warum lässt du das zu? In solchen Augenblicken verzweifeln doch Menschen an der Güte Gottes.
Wie oft wird das bei uns hier in Gesprächen erörtert. Ist das nicht ein Grund zum Zweifel, wenn so viel Schweres geschieht? Diese Frage wird von vielen nur so gestellt, die gar nicht wirklich in die Bibel hineinschauen. Schau doch hinein: Von den Anfängen war Mission immer ein Weg mit dem Kreuz. Die, die Jesus nachfolgen, teilen seine Wundmale.
Viel Not und Leid, das auch in unserer Gemeinde getragen werden muss, gehört mit dazu. Aber das Lob Gottes darf deshalb nicht verstummen. Das Danken darf nicht aufhören.
Für meine Frau und mich war es der größte Eindruck, als wir vor Jahren im Süden Äthiopiens reisten und an einer Konferenz von Gemeindeältesten teilnahmen. Dort hörten wir von frischen Verhaftungen. Wir fragten den äthiopischen Leiter: Was machen die denn dann im Gefängnis? Sind die nicht völlig verzweifelt? Und was können wir tun, damit wir sie rasch wieder rausholen?
Dann sagte dieser Atolako Tesema: Von morgens bis abends erklingen die Loblieder in diesem Gefängnis. Die vielen Kriminellen, die dort auch eingesperrt sind, hören das. Jetzt wird endlich das Evangelium dorthin an die dunkelsten Orte gebracht, wo es erklingen muss.
Ich war vorgestern in Kuala Lumpur, weil ich auf der Rückreise noch einige Projekte zur Hilfe für Brüder besuchen wollte. Dort in Malaysia ertragen die Christen – eine kleine Christenschar in Westmalaysia von nur zwei Prozent der Bevölkerung – schwere Unterdrückung und Nachteile. Es ist ihnen strikt untersagt, auch nur in Büchern das Wort "Gott" oder "Evangelium" zu benutzen, weil die Moslems beanspruchen, dass das Wort "Allah" allein von ihnen benutzt werden darf.
Nicht einmal das Wort "Prophet" dürfen sie benutzen. Fast keine christliche Literatur darf mehr verkauft werden. Malaien dürfen überhaupt keine christliche Buchhandlung betreten. 28 Kirchen in der Hauptstadt Kuala Lumpur dürfen seit langem nicht benutzt werden. Die Gemeinden treffen sich irgendwo in Häusern.
Dort haben diese Christen schon vor längerer Zeit einen großen Gebäudekomplex erworben, um ein theologisches Seminar einzurichten. Nun wurde ihnen keine Genehmigung gegeben, das dort durchzuführen. Als ich dort am Freitag eintraf, war das Erste, was sie sagten: "Wir dürfen einen Gottesdienst machen. Wir haben heute die Genehmigung erhalten, dass wir renovieren dürfen."
Sie wissen noch nicht, wann ihnen die Erlaubnis gegeben wird, das Seminar zu beginnen. Aber sie wissen, dass Jesus größer ist als alles. Dann lasen sie miteinander diesen Psalm 146: "Ich will den Herrn loben alle Zeit. Solange ich lebe. Verlasst euch nicht auf Fürsten und Menschen, die können uns nicht helfen. Der Herr schafft Recht denen, die Gewalt leiden."
Ermutigung zum Lobpreis trotz Widerständen
Die Mauern wackeln doch schon. Ich möchte, dass sie mit dem, was sie heute bedrückt, nicht einfach nur stehen bleiben, dauernd darauf starren und sagen: „Mich bedrückt so viel.“ Stattdessen sollen sie heute ihre Loblieder singen und wissen, dass unser Gott in der Höhe noch viel größer ist. Er wird uns aus aller Not herausführen.
Einst hat Gott die Mauern von Jericho zum Einsturz gebracht. Doch sieben Tage ließ er die Kinder Israel noch herumziehen, damit sie die Mauern in ihrer Größe und Stärke bewundern konnten. Es kann sein, dass wir noch manches von den dunklen Dingen sehen müssen, die uns belasten. Unser Herr weiß genau, wann er vor uns die Mauern auseinanderbricht, wann er das Erdbeben schenkt und seine Kinder in die Freiheit führt.
Manchmal sorge ich mich mehr um uns, die wir hier in der Freiheit leben, unangefochten. Ich fürchte, dass wir im Glauben viel lauer werden und unserem Gott viel weniger ernsthaft dienen als jene Gemeinden, die durch die große Trübsal geführt werden. Ja, die Mauern wackeln schon. Aber unser Gott ist größer. Darum singen wir auch mitten in der Nacht und in der dunkelsten Stunde unseres Lebens. Die Loblieder dürfen nicht verstummen.
Wenn wir an den Gräbern stehen, an den Friedhöfen, in den Krankenstationen oder in den Pflegeheimen, dann singt doch miteinander! Hoffentlich machen Sie das auch in Ihren Häusern. Heute Morgen haben wir schon in unserer Familie miteinander einen Lobpsalm unserem Herrn gesungen. Wir danken es unseren Nachbarn, dass sie uns nicht übel nehmen, wenn um dreiviertel acht schon das Klavier am Sonntagmorgen gespielt wird.
Sie sollen wissen, dass man Christen nicht den Mund verbieten kann, wenn es um das Gotteslob geht.
Die Kraft der Verwandlung durch das Evangelium
Das Zwe Wir singen unsere Lieder, weil Menschen verändert werden. Das war ja ein pflichttreuer Mann, dieser Gefängnisdirektor. Für ihn war das Weltbild recht einfach: Das sind alles Schurken und Genossen, die man einsperrt. Darum tat er auch seine Pflicht so genau und kontrollierte die Türen besonders sorgfältig.
Er hat ja nichts anderes gefragt, als als er sagte: „Ich tue Recht, ich bin ein guter Mensch, und hier sind die Schlimmen in der Gesellschaft, die muss man ausradieren.“ Das Weltbild ist ja oft von Menschen sehr einfach. Das Böse liegt da irgendwo, wo man mit Fingern draufzeigen kann.
Und dann passiert in dieser Nacht durch ein merkwürdiges Erlebnis etwas. Es war gar nichts Besonderes, nur ein einfaches Erlebnis: ein Erdbeben. Die Mauern brechen zusammen, aber die Gefangenen laufen nicht weg. Das versteht der Gefängnisaufseher nicht. Darum ist er plötzlich offen und will sich von einer Stunde auf die andere in sein Schwert stürzen und das Leben nehmen.
Man fühlt sich erinnert an unsere moderne Gesellschaft. Auf der einen Seite so stolz: „Ich brauche keinen Heiland und Erlöser, ich bin recht, tue nichts Böses.“ Und in der nächsten Stunde, wenn das Leben nur ein wenig anders verläuft, fragt man sich: „Zu was lebe ich überhaupt noch? Was hat mein Leben für einen Sinn?“ So dünn war die Decke, auf der dieser Gefängnisaufseher lebte. Das war die Basis: Er hat ja gar kein Lebensziel und keinen Inhalt.
Er fällt vor Paulus und Silas nieder. Wisst ihr, warum wir Mission treiben? Wir treiben doch nicht Mission, um Kirchen oder Konfessionen zu bauen. Wir wollen Menschen verändern. Wir wollen, dass Menschen durch die Liebe Jesu verändert und erneuert werden, dass sie Jesus in ihrem Herzen aufnehmen und Jünger Jesu werden. Das ist das eine Ziel, das wir haben.
Am besten kann man das bei diesem Kirchmeister, Gefängnisdirektor, kontrollieren, wie das ist. Der war ja wie ein umgedrehter Handschuh. War er vorher noch ein kühler, kalter Mann, der die Gefangenen schikanierte, dann kommt er plötzlich und wäscht ihnen die Striemen ab.
Die größte Revolution, die in der Welt geschieht, ist, dass Jesus Menschenleben so total verändern kann. Und ich möchte mein Leben lang nur diese Botschaft des Evangeliums verkünden, weil ich das erlebt habe, was ich jetzt wieder in Malaysia sah. Dort haben Christen die Botschaft aus drogenabhängigen, erneuerten und befreiten Menschen gemacht.
Dort, wo die Christen als einzige diakonische Stelle überhaupt noch wirken können, sagen sie: „Wir haben so eine machtvolle Botschaft. Es gibt keine Not der Welt, wo nicht Jesus verändernd in ein Menschenleben eingreift.“ Und jetzt geht doch in diese Welt hinaus und sagt das den Menschen. Geht hin und predigt ihnen das Wort von Jesus und verkündet ihnen, wie er das Leben erneuert.
Die Würde der Gotteskinder und die Ehre des Evangeliums
Und als Letztes: Wir wollen singen, weil wir in aller Bescheidenheit ein großes Selbstbewusstsein haben. Es gibt ja viele Gründe, Gott zu danken. Gestern ist mir ein Missgeschick mit meinem Bein passiert. Ich sitze allerdings so bequem, dass ich das in Zukunft nicht mehr wissen will.
Ich kam ins Krankenhaus, und die erste Person, die das sah, sagte: „Oh, da müssen Sie da bleiben, und das muss man operieren.“ Ich war so glücklich, als es am Ende hieß, nach allen Röntgenaufnahmen: „Sie können noch einmal nach Hause gehen.“ Gottes Gebetserhörungen sind ja manchmal groß.
Ich denke, Sie haben viele Gründe, Gott zu loben. Doch möchte ich Sie immer wieder bitten, dass Sie nicht bloß an den einfachen Erlebnissen hängenbleiben. Diese sind schon groß, die Wunder, die wir erfahren, gerade in Krankheit und Nöten. Aber das größte Wunder ist doch, dass Jesus Menschen annimmt – wie diesen Gefängnisdirektor – mit seiner großen Liebe in seine Gemeinde hineinnimmt.
Wenn wir danken und loben, dann sind wir ja immer wieder bewegt in unserem Herzen, dass Jesus mich nicht loslässt, obwohl ich doch sündige und ihm untreu bin. Mir gefällt das am Schluss dieser Geschichte, wie dieser Paulus, auch als Häftling entwürdigt, geschunden und geschlagen, die große Würde der Gotteskinder zeigt.
Die Würde, die wir haben, ist nicht diese lächerliche Würde, die man in der Welt hat, wo man immer sagt: „Ich darf mir das nicht bieten lassen.“ Christen können sich alles bieten lassen. Das macht doch gar nichts aus, wenn man unsere Ehre in den Dreck tritt.
Am Ende, als die verantwortlichen Stadträte sagen: „Die dürfen jetzt gehen,“ sagen sie: „Nein, wir gehen nicht.“ Die Ehre des Evangeliums verträgt es nicht, dass wir uns wie Diebe aus der Stadt schleichen. Die Ehre des Evangeliums, versteht ihr? Unsere Persönlichkeit darf man beschmutzen, aber die Ehre Jesu, die Ehre seines Evangeliums darf nicht in den Dreck getreten werden.
Sie sind bewegt, dass sie in den Spuren Jesu gehen dürfen, Nachfolger Jesu sein dürfen. Sie wären fröhlich weggegangen. So heißt es an einer anderen Stelle in der Apostelgeschichte, dass sie würdig gewesen waren, um Jesu Willen zu leiden und würdig teilzuhaben an den ganzen Geburtswehen des kommenden Gottesreiches.
Aussendung und gemeinsames Bekenntnis zum Dienst
Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir heute Rudin Willi Ehret aussenden, soll das für uns alle ein Ruf sein: Wohl an, so nimm uns allzugleich!
Bitte, Herr, nimm auch uns jetzt mit zum Teil am Leiden und am Reich. Wir wollen mit dabei sein und mitteilhaben an dieser großen Würde, an den Kämpfen und Auseinandersetzungen.
Wir wollen nicht aufhören, solange sich unsere Zunge regt, bis in unsere Todesstunde hinein zu rühmen und zu loben, dass wir dem einen Herrn gehören. Amen!
