Einführung in die Betrachtung des Psalms 19
B. D. Lassen Sie uns die Möglichkeit nutzen, darüber nachzudenken, wie es gesegnet sein kann, wie es gut ist.
Wir wollen einige übersichtliche Gedanken betrachten, die der Psalmist hier hineingelegt hat. Besonders hervorzuheben ist die schöne Form dieses Psalms neunzehn.
Gliederung und Thema des Psalms 19
Thema der Predigt: Die Kundmachung der Herrlichkeit Gottes
Die Predigt gliedert sich in drei Teile, die jeweils eine besondere Art der Offenbarung Gottes darstellen. Zum einen sind dies die zwei großen Bücher, die Gott geschrieben hat: die Schöpfung und die Heilige Schrift. Zum anderen folgt darauf die Antwort des Menschen in Form des Gebets.
Erster Teil: Gottes siebenfaches Reden in der Schöpfung
Dieser Abschnitt basiert auf Römer 1,2-7 und behandelt das Thema der Herrlichkeit Gottes, die sich in der Schöpfung offenbart. Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Weite des Himmels verkündet das Werk seiner Hände. Der erste Vers dient dabei als Überschrift für diesen Teil: „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Himmelsweite verkündet das Werk seiner Hände.“
Die Predigt widmet sich somit der Erkenntnis, dass die Schöpfung selbst ein Zeugnis Gottes ist. Durch die Schönheit und Ordnung der Natur spricht Gott zu den Menschen und offenbart seine Herrlichkeit siebenfach.
Gottes Reden in der Schöpfung
Ein Tag gibt dem anderen Rede, eine Nacht gibt Kunde der anderen – ohne Worte und ohne Reden. Die Stimme bleibt ungehört, doch in jedem ist ihre Stimme. In jedem Teil der Erde geht ihr Schall aus, bis an das Ende der Welt reichen ihre Worte.
Dort hat er der Sonne ein Zelt gemacht. Sie geht hervor wie ein Bräutigam aus seiner Kammer und freut sich wie ein Held. Sie läuft ihre Bahn vom Ende des Himmels bis ans andere Ende. Nichts ist vor ihrer Glut verborgen.
Das Wort „Himmel“ steht im Hebräischen immer im Plural. Es ist ein Mehrzahlwort, das die Mannigfaltigkeit und Größe, die Vielfältigkeit dessen ausdrückt, was man von Gott und seinen Werken sehen kann.
Die Verben in Vers 2, „erzählen“ und „verkünden“, stehen im Hebräischen in der Partizipialform. Das bedeutet, sie sind „erzählend“ und „verkündend“. Dadurch wird ausgedrückt, dass es sich um eine ständige, fortdauernde Verkündigung handelt – ununterbrochen.
Fortwährend lassen die himmlischen Herolde ihren Ruf erschallen. Sie bezeugen Gottes Herrlichkeit – seine Herrlichkeit in Form seiner Macht, seiner Weisheit und seiner Güte. All das kann man hier in diesem Buch lesen.
Die Ordnung und Treue Gottes in der Schöpfung
Die Feste, wie wir gestern schon gesagt haben, sind das ausgebreitete Himmelsgewölbe. Es verkündet sein meisterliches Werk, seine Meisterschaft. Ein Tag spricht dem anderen zu, oder besser gesagt, er übermittelt eine Botschaft. Jeder Tag ist gleichsam eine übersprudelnde Quelle, aus der der Lobpreis des Herrn auf den nächsten überquillt.
Jeder neue Tag zeugt von Gottes Treue. Auch heute Morgen, als wir aufwachen durften und die Sonne beziehungsweise das Licht kam, zeigt sich seine Treue. Dass es nicht Nacht bleibt, ist nicht selbstverständlich. Es ist nicht selbstverständlich, dass es am Morgen Licht wird, dass ich in meinem Leben Licht erlebe, dass ich aufstehen kann und überhaupt aufstehe. Selbst dass ich noch stehen kann und meine Beine mich tragen, ist nicht selbstverständlich.
Gott trägt alles. Jeder Tag spricht davon, dass Gott ein Gott der Ordnung ist. Die Sonne geht pünktlich auf und pünktlich unter. Jedes Jahr läuft alles exakt ab. Durch die Neigung des Globus entstehen die Jahreszeiten. Gott hat es so eingerichtet, dass der Globus nicht exakt senkrecht steht, sondern schräg geneigt ist und sich schräg dreht. Dadurch haben wir Jahreszeiten, und dadurch erkennen wir wieder die Ordnung. Alles wiederholt sich jedes Jahr.
Ein Tag spricht dem anderen zu, und eine Nacht gibt der anderen Kunde. Gott ist ein Gott der Regelmäßigkeit. Wir sollen auch Menschen der Regelmäßigkeit sein. Wir sollen regelmäßig unsere stille Zeit haben, regelmäßig beten und regelmäßig die Bibel lesen. Gott ist ein Gott der Regelmäßigkeit und lehrt uns, wie wir als seine Geschöpfe leben sollen.
Wir sind keine Chaoten. Wir räumen unsere Zimmer auf, weil Gott die Schöpfung auch ordnet. Er ist ein Gott der Regelmäßigkeit und ändert sich nicht. Er ist treu, und wir sollen es auch sein. Das Leben bleibt heute und morgen.
Die Bedeutung der Sonne als Symbol göttlicher Liebe und Beständigkeit
Ich kann also mit regelmäßigen Abläufen rechnen, das heißt, ich kann auch planen. Wenn gestern die Sonne aufgegangen ist, wird sie morgen wieder etwa zur gleichen Zeit aufgehen. Ich kann sogar ausrechnen, wann sie aufgehen wird, weil ich vom letzten Jahr weiß, um wie viel Zeit die Sonne später aufgeht. Man kann alles ausrechnen. Das heißt, wir können planen.
Gott will, dass der Mensch plant. Von der Sonne wird hier einiges gesagt. Die Sonne ist hier wie ein Bräutigam beschrieben, in Vers 6: Sie geht hervor wie ein Bräutigam aus seiner Kammer. Interessant ist, dass die Sonne nicht nur Licht gibt, sondern auch wie ein Bräutigam Liebe schenkt.
Ja, das spricht von Gottes Liebe, dass die Sonne uns wärmt und uns Leben, Vitamin D und so weiter verleiht. Es spricht von Gottes Liebe, wie ein Bräutigam die Braut liebt. Vielleicht ist auch die Schönheit hier gemeint: schön gekleidet, freut sich wie ein kräftiger Mann, wie ein Held, der den Tag durchläuft.
Gemächlich, nicht so rasant, schon wie dieser Weg. Nein, es geht ganz schön langsam. Man merkt es kaum, wenn man hinschaut. Aber wenn man eine Zeit lang nicht hingeschaut hat, merkt man, dass sie ein Stück weitergekommen ist. Es ist also auch hier unscheinbar, aber doch beständig.
Alles Geschaffene von Gott wird durch die Sonne in ein helles Licht gestellt, man kann alles sehen. Man kann also etwas von der Schönheit der Schöpfung Gottes durch diese Sonne sehen. Nur wer es nicht sehen will, bleibt geistlich blind. Die anderen können sehen.
Vers 7 spricht vom Sonnenuntergang, vom Ende des Himmels. Die Sonne geht unter und läuft bis ans andere Ende. Man könnte sich überlegen: Was sagt uns Gott durch den Sonnenuntergang?
Nun, die Botschaft ist: Es gibt ein Aufhören. Das Licht hört mal wieder auf zu scheinen. Es kommt eine Nacht, es kommt Dunkelheit. Es kommt die Nacht, sagt der Herr Jesus, in der niemand wirken kann.
Also das Licht leuchtet nicht für immer, dieses Licht nicht. Dieses Licht leuchtet nicht ewig. Entscheide dich, solange es Tag ist. Es gibt ein Zu-spät, es kommt die Nacht.
Das ist eine evangelistische Botschaft, die die Sonne verkündet.
Die sieben Elemente und das siebenfache Reden Gottes in der Schöpfung
Zur Gliederung:
Zuerst betrachten wir die Verse 2 bis 4, in denen verkündet wird. Hier finden wir sieben Elemente, genauer gesagt vier Elemente und dann nochmals vier. Die verkündeten Elemente sind Himmel, Himmelsweite, Tag und Nacht.
Himmel und Himmelsweite zeigen etwas von der Unbegrenztheit Gottes. Tag und Nacht hingegen stehen für die Treue und Verlässlichkeit Gottes, die sich ständig wiederholt. Das habe ich gerade erklärt.
Anschließend folgen die Verse 5 bis 7, in denen die Frage gestellt wird: Wo wird verkündet? Hier haben wir die nächsten drei Teile. Insgesamt ergeben sich somit vier plus drei, also sieben Elemente: Himmel, Himmelsweite, Tag, Nacht, Erde, Erdkreis und Sonne.
Wo wird verkündet? Auf der Erde und auf dem Erdkreis, wobei Erde und Erdkreis ein Parallelausdruck, ein Parallelismus, sind. Was wird durch Erde und Erdkreis verkündet? Dass Gott universal ist. Die Botschaft geht in jeden Teil der Erde hinaus.
Gott ist ein Universalgott, das heißt, die Botschaft ist für alle Menschen auf der ganzen Erde bestimmt. Er ist der Herrscher über alles, über alle Menschen der Erde. Er will regieren, kann es auch und tut es, aber er zwingt die Menschen nicht. Er lässt ihnen die freie Wahl, sich für ihn zu entscheiden – allerdings nur eine gewisse Zeit lang.
Die Sonne habe ich bereits erwähnt. Sie zeigt, dass Gott ein Offenbarer ist. Er hält seine Schöpfung nicht verborgen, sondern gibt Licht, sodass man etwas von der Schönheit sehen kann.
Somit haben wir sieben Elemente der Schöpfung und ein siebenfaches Reden. Ein siebenfaches Reden: Die Himmel erzählen, die Himmelsweite verkündet, der Tag ergießt Rede, die Nacht gibt Kunde. Ohne Worte ist ihre Stimme, und aus jedem Teil geht ihr Schall hervor. Bis ans Ende der Welt reichen ihre Worte.
Siebtens, also siebenmal Kundgebung und sieben Elemente. Es ist sehr schön, wie der Psalmist hier die Zahl sieben einbringt – die Zahl der Vollendung. Gottes siebenfaches Reden in der Schöpfung spricht von Herrlichkeit.
Gottes Reden in der Tora: Vollkommenheit und Weisheit
Der zweite Teil erstreckt sich von Vers 8 bis Vers 11 und behandelt Gottes siebenfaches Reden in der Tora. Er spricht von Vollkommenheit. Die Weisung Jachwes ist vollkommen. Hier ist die Überschrift, genauso wie zuvor die Überschrift war. Der erste Satz lautet: „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes“. Auch hier ist der erste Satz die Überschrift: „Die Weisung Jachwes ist vollkommen.“
Nun folgt die siebenfache Darstellung, das siebenfache Reden. Von der Weisung, von der Tora, sagt er, sie ist vollkommen und sie erneuert den Menschen. Sie stellt die Seele wieder her – das ist das Erste. Die Weisung, der erste Ausdruck des Wortes Gottes, den er hier verwendet, die Tora, ist vollkommen in ihrem Wesen. Sie bewirkt Erneuerung des Menschen, der Seele des Menschen, Erfrischung.
Das Zweite ist dann das Zeugnis Jachwes. Hier wird ein zweites Wort verwendet für das Wort Gottes: das Zeugnis. Dieses Wort wird auch für die Bundeslade verwendet – das Zeugnis. Aber hier ist es für das Wort Gottes, für die Tora, ein Synonym. Das Zeugnis ist also ebenfalls Wort Gottes und bezeugt.
Zur Erklärung: Tora ist ein Wort, das ursprünglich vom Pfeilabschießen kommt, um ein Ziel zu treffen. Hier ist es auf das Wort Gottes bezogen. Gott spricht sein Wort aus wie ein Pfeil, um etwas zu erreichen. Deshalb bedeutet Tora Lehre, Weisung.
Das Wort Zeugnis ist ein Name für die zehn Gebote in 2. Mose 25,21: die Lade des Zeugnisses, weil dort das Zeugnis niedergelegt ist – das sind die Steintafeln mit den zehn Geboten. Das Zeugnis in 2. Mose 25,21 ist der Name für die zehn Gebote, hier in zehn Worten dargestellt: Vers 8 zehn Worte, Vers 9 zehn Wörter und Vers 10 zehn Wörter.
Von dem Zeugnis sagt er, es ist zuverlässig. Das Zeugnis Jachwes ist zuverlässig. Das heißt, es ist treu. Gottes Wort ist treu, weil Gott treu ist. Zuverlässig und treu sind dasselbe Wort im Hebräischen und auch im Griechischen. Gottes Wort ist deshalb treu, weil er treu ist. Er ist, was er sagt. Gott ist, was er sagt: zuverlässig.
Das Zeugnis Jachwes ist zuverlässig und macht die Einfältigen weise. Die Kindlichen, die Einfältigen, die Empfangsbereiten, die Demütigen, die das Gelehrte aufnehmen – die macht es weise! Gott ist also wie ein wahrer Zeuge, der den Menschen alles über ihn sagt, wie ein Zeuge vor Gericht.
Jesus Christus ist der treue Zeuge, der zuverlässige Zeuge, und macht die Arglosen, die Einfältigen, weise. Wenn sich jemand selbst klug dünkt, lässt er sich nicht belehren und bleibt töricht.
Anwendung: Die Haltung beim Lesen der Heiligen Schrift
Jetzt kommt die Anwendung. Hier haben wir eine gute Anleitung für uns: Wie lese ich Gottes Wort? Wie gehe ich vor, wenn ich die Bibel lese?
Gehe ich so heran, dass ich sage: „Ich weiß eh schon alles“? Oder gehe ich so heran, dass ich sage: „Herr, ich bin so töricht, bitte belehre mich. Ich weiß nichts, aber wenn du mich jetzt belehrst, bitte belehre mich. Ich bin ein Einfältiger.“ Der Herr hat mir die Zunge eines Jüngers gegeben. Ich bin ein Jünger, ich bin ein Schüler. Wenn ich dann gelernt habe, bin ich ein belehrter Schüler und kann anderen das weitergeben.
Der Herr hat mir die Zunge eines Jüngers gegeben, damit ich anderen weitergebe – sei es auch fünfzig Mal. Ich sollte das Wort Gottes so lesen, als ob ich es noch nie gelesen hätte.
Wenn Sie die Psalmen lesen, lesen Sie sie immer so, als hätten Sie sie noch nie gelesen. Lesen Sie Psalm 23 so, als hätten Sie ihn nie gelesen. Dann kann der Herr uns noch einiges zeigen.
„Von ganzem Herzen habe ich dich gesucht; lass mich nicht abirren von deinen Geboten“, betet der Psalmist in Psalm 119, Vers 10. In einer demütigen Weise kommt er zum Wort Gottes.
„Ich habe dein Wort aufgespeichert in meinem Herzen, dass ich nicht gegen dich sündige“, heißt es in Psalm 119, Vers 11.
Die Befehle des Herrn: Verantwortung und Freude
Also, jetzt zurück zum Thema. Das Dritte sind die Befehle des Herrn – oder das Gebot, Entschuldigung, die Vorschriften. Das Wort „Vorschriften“ oder „Befehle“ heißt auf Hebräisch Pikadim oder Pikudim. Diese beziehen sich auf die Anwendungen in den verschiedenen Lebensbereichen. Das Wort bedeutet auch „Entscheidungen“.
Unser Leben besteht aus vielen Entscheidungen, und ich bin verantwortlich für jede einzelne Entscheidung, die ich treffe. Gottes Ratschlüsse, Entscheidungen und Befehle geben uns eine Verantwortung. Sie legen uns eine Verantwortung auf, und diese ist richtig. Das ist nichts Falsches, nichts Unrichtiges oder ein Fehler von Gott. Nein, er weiß genau, welche Verantwortung er seinen Geschöpfen auferlegen kann.
Gottes Befehle sind für uns eine Verantwortung. Sie auferlegen uns eine Verantwortung, und diese ist richtig. Es ist richtig, dass wir in die Verantwortung gestellt sind. Wir dürfen diese Verantwortung nicht abschieben. Wenn ich das tue, dann bekomme ich ein fröhliches Herz.
Gottes Befehle sind richtig und erfreuen das Herz, das Innere. Was ist das Herz? Das Innere des Menschen wird vom Denken dominiert. Gottes Befehle erfreuen also unser Denken, das im Herzen geschieht. Gerechtigkeit und Gehorsam bringen Freude, während Sünde Traurigkeit bringt.
Die Reinheit und Wahrheit des Gebots Gottes
Das nächste ist: Das Gebot des Herrn ist lauter und erleuchtet die Augen.
Das Gebot des Herrn ist lauter oder geläutert und erleuchtet die Augen. Das Wort „Gebot“ stammt von „gebieten“. Gott ist ein Gebieter, und alles, was er sagt, ist uns ein Gebot. Dieses Gebot aber ist lauter, es ist geläutert, durchdacht. Es enthält nichts Böses, nichts Unreines, sondern alles ist passend. Gott meint, was er sagt. Er macht keine leeren Drohungen und gibt keine leeren Versprechungen. Das Gebot ist geläutert.
Wenn wir darauf eingehen, wird es auch uns läutern und Auswirkungen auf uns haben. Hier heißt es, dass es die Augen erleuchtet. Das Gebot des Herrn ist lauter und erleuchtet die Augen, die inneren Augen. Das bedeutet, es gibt Licht, so wie die Sonne. Zuvor wurde von der Sonne gesprochen, die in der Natur erleuchtet und uns die Herrlichkeit Gottes zeigt. Ebenso erleuchtet das Gebot unsere Augen. So sehen wir die Herrlichkeit Gottes und sein Wesen, und das wird uns verändern.
Es erleuchtet die Augen und gibt uns Licht für unser Leben, für unser Inneres. Wir selbst haben keine Lichtquelle in uns. Dieses Licht brauchen wir von außen, von Gott.
Die Furcht des Herrn als Synonym für Gottes Wort
Dann weiter: Die Furcht des Herrn ist rein. Hier wird das Wort „Furcht“ als Synonym für das Gotteswort verwendet. Es geht um alle Begriffe, wir sind das Gotteswort. Es handelt sich nicht um ein neues Thema. Hier sagt er „Furcht“ im Sinne von „die Lehre, wie man Gott zu fürchten hat“, also die Lehre, wie man Yahweh fürchtet.
Wie kommt man denn zu Gottesfurcht? Über die Lehre, über die Tora. Er verwendet hier das Wort „Furcht“ einfach so, genauso wie Weisung, Zeugnis, Vorschrift und Gebot. „Furcht“ ist ein Synonym für das Wort Gottes. Die Vorschriften des Herrn lehren uns das Fürchten, das richtige Fürchten, die richtige Gottesfurcht.
Auf Griechisch heißt die richtige Gottesfurcht eusebeia. Wir nennen das auch Frömmigkeit. Dies ist die richtige Gottesfurcht, eusebeia. Luther hat es mit Gottseligkeit übersetzt, aber das passt nicht. Gottseligkeit ist ein Wort, das uns nicht viel sagt. Höchstens, wenn wir die Bibel kennen und uns schon daran gewöhnt haben. Ansonsten bedeutet das Wort einfach Gottesfurcht, die richtige Gottesfurcht. Darum geht es hier.
Also: Die Furcht des Herrn ist rein. Das heißt, das Wort Gottes, das uns lehrt, Gott zu fürchten, ist rein. Es ist ein reines Wort, das heißt, es enthält nichts Sündiges, nichts Böses und nichts Unreines. Es bleibt ewig bestehen. Dieses Gotteswort fördert die Reinheit und bleibt ewig.
Es ist wahr: Die Verordnungen Jahwes sind Wahrheit. Die Verordnungen Jahwes, die Rechtsbestimmungen Jahwes, das sind seine richterlichen Urteile. Hier ist wieder ein Synonym für das Gotteswort, für die Tora, für seine richterlichen Urteile. Alles, was er beurteilt. Im Gotteswort wird viel beurteilt. Er sagt: Das ist gut, das ist nicht gut, und so weiter. Das ist hier gemeint mit Rechtsbestimmungen, Verordnungen, richterliche Urteile.
Gott beurteilt die Menschen und ihr Tun, die Welt, die Geschichte und die Völker. Er beurteilt alles, und das wird im Wort Gottes niedergelegt. Gottes Wort ist also in all seinen Urteilen richtig und wahr. Allesamt gerecht, allesamt gerecht. Diese richterlichen Aussprüche sind alle gerecht. Gerecht heißt: dem Charakter Gottes entsprechend.
Das heißt, wenn wir es mit dem Wort Gottes zu tun haben, dann merken wir etwas vom Charakter Gottes, weil das Wort Gottes dem Charakter Gottes entspricht. Und der Charakter Gottes ist gerecht. Wie wir die Bibel behandeln, so behandeln wir den Herrn. Die Bibel und das Wesen Gottes sind untrennbar verbunden.
Das Verlangen nach dem Wort Gottes als Kennzeichen eines gesunden Christen
Das Verlangen nach dem Wort Gottes ist das Kennzeichen eines gesunden Christen. Genau darum geht es jetzt, nämlich um das Verlangen. Das Wort Gottes ist etwas, wonach man verlangen darf und sogar soll. Es ist begehrenswert.
Das ist die siebte Aussage hier. Er spricht von denselben richterlichen Aussprüchen, vom Wort Gottes, und sagt hier nur noch: Sie sind begehrenswert, sogar begehrenswerter als Gold – worüber Tobias gestern gesprochen hat.
Das bringt uns zum dritten Teil: das Wort Gottes ist begehrenswert. Übrigens greift er hier wieder den Punkt auf, der schon in Psalm 1 genannt wurde. Dort heißt es, dass der Mann glücklich ist, der Lust hat am Wort Gottes.
Hier spricht er genau von dieser Lust, von der Sehnsucht nach diesem kostbaren Gut. Die Lust wächst, wenn man erkennt, wie wertvoll das Objekt ist, das man haben möchte.
Wir sollten unsere Lust am Wort Gottes richtig nähren und unser Verlangen danach fördern. Das ist die wahre Lust, und daran dürfen wir viel Freude haben.
Das siebenfache Reden des Menschen als Antwort: Gebet um Auswirkung der Tora
Der dritte Teil dieses Psalms ist das siebenfache Reden des Menschen, das hier in Form eines Gebets dargestellt wird. Es handelt sich also um ein Gebet des Menschen als Antwort. Dieses Gebet richtet sich vor allem auf die Wirkung, die das Wort Gottes, die Tora, entfalten soll. Es möchte eine Auswirkung auf den Menschen haben, auf den Knecht Gottes.
Zum hohen Wert des Wortes Gottes: Ich habe gelesen, dass man in Russland zu bestimmten Zeiten bereit war, einen halben Jahresverdienst für eine Bibel zu bezahlen. Stellen wir uns vor, wir müssten 12 Euro bezahlen, um eine Bibel zu bekommen. Damals wurde die Bibel als so begehrenswert angesehen, dass man diesen Preis akzeptierte. Ich weiß nicht genau, wie viel man in Deutschland verdient, in der Schweiz ist das Einkommen meist noch höher.
Zurück zum siebenfachen Reden des Menschen: Ich habe das noch einmal auf der anderen Folie dargestellt. Hier sehen wir die drei Teile, und wir sind jetzt beim dritten Teil, dem siebenfachen Reden des Menschen, also dem Gebet und der Auswirkung der Tora.
Gottes Knecht wird gewarnt und belohnt
Hier haben wir zuerst Vers 12a: "Ja, wir lesen auch: 'Wird dein Knecht durch sie gewarnt, großer Lohn liegt auf dem Einhalten derselben.'"
Also werden Gottes Knechte durch die Tora gewarnt. Das ist zunächst nur eine Feststellung, aber bereits Teil eines Gebetes. Denn er spricht schon zu Gott: "Dein Knecht", "auch wird dein Knecht..." Man merkt, hier betet er.
Vorher war es nur eine Mitteilung, zuvor eine Lehre. Jetzt folgt ein Gebet: "Auch wird dein Knecht durch sie gewarnt." Hier ist noch keine Bitte ausgesprochen, sondern lediglich eine Feststellung. Gottes Knechte werden durch das Wort Gottes gewarnt, und großer Lohn liegt auf dem Einhalten derselben Worte.
Wer sie einhält, wer das Wort Gottes, die Tora, einhält, wird belohnt. Hier fehlt ein Komma für die Deutschkundigen: "Wer es einhält, wird belohnt."
Vers 13 ist also eine Verheißung. In Vers 12b heißt es: "Wer es einhält, wird belohnt." Gott belohnt mit viel Freude und mit Veränderung des Lebens.
Der Charakter Jesu Christi kann offenbar werden, das Bild Gottes kann im Menschen wiederhergestellt werden, der das Gesetz einhält. Heute ist oft das Gegenteil der Fall, denn viele Menschen fürchten sich davor, gesetzlich zu sein.
Gesetzlich müssen wir jedoch sehr sein, sehr, sehr gesetzlich – möglichst total gesetzlich. Was heißt das? Es bedeutet, auf das Gesetz ausgerichtet zu sein.
Aber wir sollen nicht ohne Beziehung zu dem Gesetzgeber stehen. Wenn wir keine Beziehung zum Gesetzgeber haben und nur vor dem Gesetz stehen, läuft etwas schief. Dann funktioniert es nicht.
Die Tora funktioniert nur mit Beziehung zu dem, der die Tora gegeben hat. Sonst wird sie zu einer toten Religion.
Im positiven Sinne müssen wir also gesetzlich sein. Das heißt, wir schauen ganz genau auf unseren Gott, interessieren uns für sein Buch und wollen von ihm lernen. Wir wollen das Gelernte auch umsetzen.
Das ist positive Gesetzlichkeit, die aus Liebe zu diesem Gott entsteht.
Bitte um Freispruch von verborgenen Sünden
Gottes Knechte werden dadurch gewarnt: Wer Gottes Gebote einhält, wird belohnt. Nun folgt die erste Bitte, die Bitte um Freispruch von verborgenen Sünden, wie in Vers 13 erwähnt. Es heißt: Verfehlungen – wer erkennt sie? Sprich mich frei von den verborgenen Sünden.
Der Beter ist sich bewusst, dass er ein Sünder ist und viele Sünden begeht, von denen er sich selbst oft nicht einmal bewusst ist. Vieles geschieht in seinem Leben, was der Herr ihm noch nicht offenbart hat als Sünde. Deshalb bittet er: „Ach, sprich mich auch von den verborgenen Sünden frei.“ Das bedeutet, er bittet darum, dass ihm diese Sünden bewusst gemacht werden, damit er sie bekennen kann. Nur so kann er Vergebung erhalten und Veränderung erfahren.
Auch wir dürfen so beten. Wir dürfen sagen: „Herr, du siehst, es sind viele Dinge in meinem Leben. Du musst traurig sein, wenn du das siehst, und ich habe es noch gar nicht erkannt. Bitte zeig mir, was dir nicht gefällt.“ Und dann zeigt Gott es sehr schnell. Vielleicht sollte man dann noch hinzufügen: „Bitte gib mir zehnmal mehr einen Blick von dir und deiner Liebe.“ So werden wir nicht depressiv, wenn wir nur unsere Sünden sehen.
Wenn der Herr anfängt, uns unsere Sünden zu zeigen, kann das sehr schwer für uns werden. Wer betet: „Herr, offenbare mir, wie sündig ich bin“, sollte zugleich auch beten: „Bitte offenbare mir, wie herrlich du bist.“ Sonst versinken wir in Traurigkeit. Wir sind ja im Heiligen gemeint.
Manchmal sagen Menschen: „Vergib mir, falls ich etwas Böses getan habe.“ Ich kenne keinen Fall in der Bibel, wo jemand so pauschal um Vergebung bittet. Dort, wo wir erkennen, dass wir etwas Böses getan haben, können wir den anderen sagen: „Es tut mir leid, dass ich das getan habe. Bitte vergib mir.“ Verzeihen ist besser als nur entschuldigen. Es ist besser, konkret um Verzeihung zu bitten, als pauschal zu sagen: „Falls ich dich irgendwo verletzt habe, vergib mir.“
Ich glaube, es ist besser zu beten: „Herr, ich habe wahrscheinlich viel getan, was dir nicht gefällt. Bitte zeig es mir, damit ich ganz konkret dafür beten und damit aufhören kann.“ Wenn ich es nicht weiß, kann ich nicht aufhören, diese Sünde zu tun.
Ein Beispiel: Jemand betet für andere, die feiern gehen, und stellt sich vor, dass sie sich versündigen könnten. Er steht in Fürbitte für sie. Doch hier geht es darum, für andere zu beten. Für sich selbst ist es besser zu beten: „Herr, ich erkenne meine Verfehlungen nicht. Mach sie mir offenbar und sprich mich frei.“ Dieser Zwischenschritt ist wichtig, denn ich kann mich nicht verändern, wenn mir Gott die Sünden nicht zeigt. Wie soll ich mich verändern?
Mit der Zeit zeigt Gott einem dann einige Dinge, und man weiß: Hier muss ich Buße tun. So kann man überhaupt in Gottes Gegenwart bleiben. Dabei darf man auch um Nachsicht bitten, aber auch um Freispruch.
Betrachten wir dieses Thema der unbewussten Sünden im großen Zusammenhang der Schrift: Gott will, dass wir uns bewusst werden, dass wir schuldig sind. Wir sind immer schuldig. Von uns aus können wir nie sagen: „Herr, ich bin schuldlos vor dir.“ Im Blick auf Christus sind wir gerecht gesprochen, wir sind keine Sünder mehr, sondern gerecht gemacht in Christus – wunderbar und herrlich.
Dennoch müssen wir uns bewusst sein: Wir sind Kinder Adams. Wir tragen alle Mitschuld mit unserem Vater Adam. Er ist der Vater des Menschengeschlechts. Deshalb tragen wir alle die Strafe mit. Wir sind bestraft. Wir wohnen nicht mehr in Eden. Wir kommen auf die Welt und stellen fest, dass wir nicht mehr in Eden sind. Das heißt, wir sind bestraft.
Gott hatte ursprünglich vorgesehen, dass wir in Eden geboren werden. Der Tod kam als Strafe wegen Adams Sünde, und wir alle sind bestraft. Aber wir bekommen nicht die Hölle wegen Adams Sünde. So verstehe ich das, und ich hoffe, ich sage nichts Falsches.
Wer geht in die Hölle? Was sagt die Schrift? Wer ist gerichtsreif und kommt ins Gericht? Das sind diejenigen, die böse Werke tun (vgl. Römer 2). Das Gericht richtet sich nach den Werken, nicht nach der Verschuldung des Menschen. Paulus spricht von ewigem Verderben, vom Angesicht des Herrn (Römer 2). Schmerzen, Leiden und das Entferntsein von Gott in Ewigkeit sind ein Gericht, das Gott dem Menschen aufgrund seiner Werke zuspricht – nicht aufgrund seines Wesens.
Wir als Kinder Adams sind dennoch mit Adam bestraft, weil wir mitschuldig sind. Wir sollen nicht meinen, wir seien unschuldig und Adam allein schuldig. Nein, wir stehen in derselben Linie. Wenn Gott es sagt, sollten wir das akzeptieren.
Gericht und Gnade in Römer 2 und 5
Das eine ist Römer 2, Vers 5: „Nach deiner Sturheit und deinem unbußfertigen Herzen häufst du dir selbst Zorn auf am Tage des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes.“
Und jetzt kommt Vers 6: „Der wird einem jeden vergelten nach seinen Werken: denen, die mit Ausdauer in einem guten Werk Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit suchen, ewiges Leben; aber denen, die streitsüchtig sind und der Wahrheit im Unglauben nicht gehorchen, sondern der Ungerechtigkeit gehorchen, kommt Zorn und Grimm.“
Auf diejenigen kommt also der Zorn Gottes, und zwar der ewige, sowie Bedrängnis und Angst. Das betrifft diejenigen, die nicht gehorchen. Das sind Werke, die zum Tod führen.
Das bedeutet, dass wir nicht mehr in Gemeinschaft mit Gott leben, nicht wiedergeboren werden und nicht in Eden sein dürfen. Wir können nicht vom Baum des Lebens essen. Das ist die Strafe aufgrund der Sünde Adams.
Das Schöne ist, dass der Herr Jesus gekommen ist, um uns den Weg zum Baum des Lebens zu öffnen. In ihm bekommen wir Leben.
Die zweite Stelle ist Römer 5, Vers 12. Dort heißt es: „Deshalb ist es so, dass durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod. So ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil alle gesündigt haben – damals in Adam.“
Das bedeutet, wir sind gewissermaßen in Sünde geboren. Sobald wir fähig sind, sündigen wir auch.
Bitte um Bewahrung vor bewussten Sünden
Übrigens haben wir in der Übersetzung von Herbert Janssen an dieser Stelle eine Änderung vorgenommen. Dort steht, in welcher Hinsicht sie alle sündigten. Wir haben das korrigiert, da auch die Schlachter-Übersetzung sagt, dass sie alle sündigten.
Im nächsten Schritt folgt Vers 14a: Die Bitte um Zurückhalten vor bewussten, vermessenen Sünden. Hier ist mit „kecke, freche Sünden“ gemeint, dass man Gott ins Angesicht sündigt, also bewusst sündigt. Vermessenheit bezieht sich auf überhebliche oder freche Handlungen beziehungsweise Taten.
Die Bitte lautet: „Halte deinen Knecht zurück! Mögen sie nicht Macht haben über mich, denn ich bin ohne Tadel und rein von großer Übertretung.“ Das bedeutet, dass er sich keiner großen Übertretung bewusst ist. Er bittet also darum, dass Gott ihn zurückhält und vor frechen, bewussten Sünden bewahrt.
Er bittet darum, nicht überwältigt zu werden durch Sünden (Vers 14a und 14b). Er möchte bewahrt werden, damit die Sünden keine Macht über ihn gewinnen. Diese Bitte richtet sich darauf, nicht von der Sünde überwältigt zu werden.
Er weiß, dass er sehr anfällig für Sünde ist. Es ist gesund, sich dessen bewusst zu sein. „Führe uns nicht in Versuchung“ bedeutet in diesem Zusammenhang: Führe mich nicht in Situationen, in denen ich stark versucht werde, denn ich bin mir bewusst, wie schnell ich sündigen könnte.
Bitte um wohlgefälliges Reden und Denken
Bitte um das Nächste, dann ist es das Sechste. Hier bitte ich um wohlgefälliges Reden: „Lass die Worte meines Mundes wohlgefällig sein.“
Natürlich muss man dazu etwas tun, aber er weiß es. Er braucht Gott auch dazu. Ich selbst brauche Gott zum Reden, damit ich richtig rede und auch in der richtigen Art und Weise. Der Inhalt muss stimmen, ebenso die Art und Weise. Dazu brauche ich Gott.
Deshalb betet er hier in Abhängigkeit: „Lass die Worte meines Mundes wohlgefällig sein vor dir“ (Psalm 19,15a) und „das Denken meines Sinnes, meines Herzens“ (Psalm 19,15b). Denn die Worte, die ich rede, kommen aus dem Herzen, also aus dem Denken heraus. Vor dem Reden muss man denken. Deshalb bitte ich auch, dass mein Denken wohlgefällig ist. Denn ich weiß: Was ich denke, werde ich auch sprechen. „Wovon das Herz voll ist, geht der Mund über.“
Also: „Lass mein Denken wohlgefällig sein vor dir, vor deinem Angesicht, mein Fels und mein Erlöser.“ Du bist treu, Yahweh, und du bist mein Befreier, der mich von diesen Sünden erlöst und befreit.
Zusammenfassung des siebenfachen Redens
Also, das siebenfache Reden hier besteht aus sieben Worten. Das erste ist eine Feststellung, das Vers zwölf A, das zweite eine Verheißung und danach folgen fünf Bitten.
Es geht hier um die Auswirkung der Tora, sodass das Bild Gottes wiederhergestellt wird und mein Leben die Herrlichkeit Gottes kundmacht. Das ist das große Thema des Psalms: die Kundmachung der Herrlichkeit Gottes.
Dann haben wir drei Bücher: die Schöpfung als Buch, die Tora als Buch und den Menschen, den in Gottes Bild wiederhergestellten Menschen, als Buch für das Reden Gottes. Das Erste und das Zweite sind gegeben, und das Dritte ist erwünscht und soll erbeten werden.
Ein wunderschöner Psalm! Habt ihr schon darüber nachgedacht? So schön, oder? Ja, Psalm 19 hat diese besondere Stellung im ersten Buch, als Zentrum, als Zentrumpsalm des ersten Buches.
Jetzt wollen wir in die Pause gehen und uns danach weitere Psalmen im ersten Buch anschauen, möglichst die, die an zentraler Stelle stehen, vor allem die erste Siebenerreihe. Die Psalmen 2 bis 8 wollen wir uns dann auch in der nächsten Stunde ansehen.
Versuchung und Prüfung im biblischen Verständnis
Bitte, ja. Gott versucht nicht. Im Deutschen haben wir zwei Wörter dafür: Prüfung und Versuchung. Im Griechischen gibt es nur ein Wort. Deshalb muss man im Zusammenhang überlegen, ob es sich um eine Prüfung oder um eine Versuchung handelt.
Versuchung ist immer negativ. Versuchung bedeutet, jemanden zum Bösen zu verleiten. Gott ist natürlich nicht jemand, der andere zum Bösen verleitet. Gott selbst kann nicht dazu verlockt werden, etwas Böses zu tun. Und er versucht auch niemanden zum Bösen.
Wenn wir also zum Bösen versucht werden, dann kommt das aus unserer eigenen Lust heraus. Im Vaterunser heißt es deshalb: „Führe mich nicht in Versuchung.“ Das bedeutet, führe mich nicht so, dass ich durch meine böse Lust zum Sündigen verlockt werde. Führe mich nicht in eine Situation, die zur Versuchung werden könnte, weil ich mir bewusst bin, wie schnell ich sündige.
Gott ist also nicht der Böse. Im Gegenteil: Von Gott kommt nie Böses, sondern nur Gutes. Jakobus sagt: Wenn Gott nicht verführt werden kann, etwas Böses zu tun, dann kann nur Gutes von ihm kommen.
Zuerst sagt er, dass alles Gute von oben kommt, alles Gute. Weil er aber sagt, dass Gott nicht zum Bösen verführt werden kann, kann ich den Schluss ziehen, dass nur Gutes, also alles Gute und nur Gutes, von oben, von ihm kommt.
Das Böse, die Versuchung zum Bösen, kommt also aus mir heraus, aus meiner Lust des Fleisches, der Lust der Augen oder einer hochmütigen Lebensgesinnung.
Gut, machen wir hier eine Pause und stehen auch zum Gebet.
Nachtrag zu Psalm 19 und seine besondere Stellung
Ein kurzer Nachtrag zu Psalm 19.
Herr Präsident! Interessant ist, dass dieser Psalm bereits eine zentrale Stellung einnimmt. Das erkennt man auch daran, dass er von Psalmen umgeben ist, die parallel zueinander stehen. Man könnte sagen, sie bilden einen Ring um den Psalm 19.
Zum Beispiel lassen sich der Psalm 18 sowie die Psalmen 20 und 21 zusammen betrachten. Die beiden Königspsalmen, der 18. und die Psalmen 20 und 21, stehen in einer Art Parallelität zueinander. Ebenso sind der Psalm 17 und der Psalm 22 miteinander verbunden. Vielleicht haben wir noch Zeit, uns so etwas genauer anzusehen.
Auch die Psalmen 16 und 23 zeigen eine Reihe von parallelen Gedanken. Besonders hervorzuheben sind der Psalm 15 und der Psalm 24, die fast identisch sind. Dort heißt es zum Beispiel: „Wer darf vor deiner Heiligkeit stehen?“ und „Wer darf auf dem Berg des Herrn stehen?“
In Psalm 15 und Psalm 24 geht es um den Tempel und die Gegenwart Gottes. Die Frage lautet: Wer darf in der Gegenwart Gottes sein? Diese parallelen Gedanken ziehen sich durch viele der genannten Psalmen.
Es ist also interessant, diesen Ring um den Psalm 19 zu sehen, der ihn in besonderer Weise hervorhebt. Psalm 19 ist ein Weisheitspsalm, der Gottes Reden, Offenbarung und die Tora thematisiert.
Überblick über die Reihen im ersten Buch der Psalmen
Wir kommen jetzt zur Reihe „Entschuldigung“. Darf ich hier kurz unterbrechen?
Ich möchte den Überblick zeigen. Wir hatten bereits gezeigt, dass das erste Buch gewisse Reihen enthält. Ich suche die Folie dazu. Hier erinnere ich daran: Wir hatten gezeigt, dass es eine Siebener-Reihe gibt, Psalm 2 bis 8, dann eine Neuner-Reihe, Psalm 9 bis 18. Das war alles rein im ersten Buch.
Außerdem gibt es eine Reihe von Psalm 19 bis 29 und eine weitere von Psalm 32 bis 41, von Selig bis Selig. Dabei haben wir zwei Verse ausgelassen, nämlich die Verse 30 und 31. Diese habe ich hier ausgelassen, weil sie einen Übergang von einer Reihe zur nächsten bilden.
Interessant sind diese Reihen dennoch, vor allem, wie ich schon gezeigt habe, wenn man die Anzahl der Verszeilen bedenkt. Sie sind meines Erachtens nicht zufällig. Das hatten wir ja gestern schon besprochen.
Wir wollen uns jetzt eine dieser Reihen anschauen, die Psalm 2 bis 8. Das ist eine Siebener-Reihe. Dabei schauen wir uns vor allem den achten Psalm zuerst an, denn den zweiten Psalm hatten wir bereits gestern.
Psalm 8 lautet: „Jahwe, unser Herr, wie ehrwürdig ist dein Name auf der ganzen Erde! Du breitest deine Majestät aus über die Himmel. Aus dem Munde von Unmündigen und Säuglingen hast du dir Stärke verschafft wegen deiner Widersacher, um den Feind und den Rachgierigen zum Schweigen zu bringen.
Wenn ich deine Himmel sehe, ein Werk deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du befestigt hast, frage ich: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? Ja, der Sohn des Menschen, dass du nach ihm schaust?
Du hast ihn ein wenig geringer gemacht als die Mächtigen – oder vielleicht besser: du hast ihn ein wenig geringer gemacht als Gott. Mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt und ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände gemacht.
Alles hast du unter seine Füße gelegt: Schafe und Rinder, allesamt, auch die Tiere des Feldes, die Vögel des Himmels, die Fische des Meeres, alles, was die Pfade der Meere durchwandert.
Jahwe, unser Herr, wie ehrwürdig ist dein Name auf der ganzen Erde!“
Form und Struktur von Psalm 8
Zuerst etwas zur Form des Psalms. Wir haben hier 77 Wörter, inklusive Titel. Die Verse 2 bis 5 bestehen aus sieben Wörtern. Vers 2 enthält 32 Wörter. Die Verse 3 bis 5, also sieben plus 32 Wörter. Dann bestehen die Verse 6 bis 10 aus 26 Wörtern plus sieben.
Was ist diese sieben? Diese sieben ist der blaue Refrain: „Yahweh, unser Herr, wie ehrenhaft ist der Name auf der ganzen Erde“. Sie enthält sieben Wörter und 26 Buchstaben. Schon wieder 26. Und was ist das erste Wort? Die 26 beginnt mit „Yahweh“. Er beginnt mit diesem Wort und unterstreicht es doppelt. Er beginnt mit „Yahweh“ und zeigt es durch den ganzen Satz mit 26 Buchstaben und sieben Wörtern.
Das ist also der erste und der letzte Satz, die gleich sind. Dann haben wir, wenn wir Vers 2 bis 5 alle zusammennehmen – nein, Vers... Was ist das jetzt? Ich habe hier die Verszeilung nicht drauf. Wo beginnt Vers 2? Ah ja, Vers 2c, also nach diesem Refrain, nach diesem ersten Satz. Das sind Vers 2c bis Vers 5. Das sind 32 Wörter. 32 ist die Zahl der Herrlichkeit, Kabod.
Dann von Vers 6 bis Vers 9 sind es 26 Wörter, das ist die Zahl „Yahweh“. Und zum Schluss wieder diese sieben Wörter, der Refrain mit 26 Buchstaben. Also auch hier hat der Dichter ganz bewusst systematisch zweimal – einmal die Herrlichkeit und einmal „Yahweh“ – eingewoben. Es geht ja um die Herrlichkeit Yahwehs. Deshalb hat er beide Zahlen, 26 und 32, verwendet, mit Wörtern, um die Herrlichkeit Yahwehs darzustellen. Und vorne und hinten steht „Yahweh“ selber als Anfangs- und Schlusssatz.
Das ist also ganz symmetrisch oder poetisch mit Wörtern und mit der Struktur so aufgebaut. Wir haben also einen Psalm mit zwei Teilen, aber man kann ihn aufteilen in sechs Strophen.
Die erste Strophe ist die erste Zeile: „Yahweh, unser Herr, wie ehrenhaft ist dein Name“. Die zweite Strophe ist Vers 2c bis 3 am Ende. Die dritte Strophe sind Vers 4 und Vers 5. Die vierte Strophe sind Vers 6 und Vers 7. Die fünfte Strophe sind Vers 8 und Vers 9. Und die sechste Strophe ist wieder die letzte Zeile: „Yahweh, unser Herr, wie ehrenhaft ist dein Name auf der ganzen Erde“.
So kann man es einteilen. Man könnte auch – wir sehen uns den Psalm gleich näher an. Was aber viel wichtiger ist als die Form, ist der Inhalt.
Thema von Psalm 8: Yahwes Herrlichkeit und die Bestimmung des Menschen
Der Inhalt, den wir hier sehen, betrifft den Namen Yahweh und die Herrlichkeit Jachweis. Doch es ist mehr als das. Zuerst zeigt der Text Gottes Herrschaft. Jachwe, du breitest deine Majestät über den Himmel aus. Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge richtest du dir Stärke zu.
Im ersten Teil geht es um Gottes Herrschaft. Wenn er den Himmel betrachtet, den Mond und die Sterne, kann er nur staunen. Bis Vers 4 wird Gottes Herrschaft betont. Ab Vers 5 folgt dann eine Wende: „Was ist denn der Mensch? Wie klein bin ich?“ Es geht um die Kleinheit des Menschen in seinen eigenen Augen.
Sie müssen das noch nicht mitschreiben, ich habe später die Gliederung, die Sie dann schön abschreiben können. Ich habe das jetzt nur kurz angedeutet, um zu zeigen, worum es geht. In der nächsten Folie folgt dann die übersichtliche Gliederung.
In Vers 5 heißt es: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und der Sohn des Menschen, dass du nach ihm schaust?“ Wir sind doch so winzig und gering im Vergleich zu dir. In Vers 6 steht: „Du machtest ihn ein wenig geringer als die Mächtigen.“ Das Wort „Mächtigen“ kann im Hebräischen auch als „Gott“ übersetzt werden, denn das hebräische Wort Elohim ist mehrdeutig.
Übersetzer tun sich schwer damit, ob man hier „du machtest ihn ein wenig geringer als Gott“ oder „du machtest ihn ein wenig geringer als die Mächtigen“ übersetzen soll. Die griechische Übersetzung hat es als „die Mächtigen“ verstanden, und so wird es auch im Hebräerbrief zitiert. Beides ist möglich, ich möchte es offenlassen.
Weiter heißt es: „Mit Herrlichkeit und Pracht krönst du ihn.“ Das zeigt die Größe des Menschen in Gottes Augen. Gott machte ihn zum Herrscher über die Werke seiner Hände. Die Herrschaft des Menschen ist hier gemeint, zu der Gott ihn bestimmt hat.
„Du machtest ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände, alles hast du unter seine Füße getan: Schafe und Rinder, auch die Tiere des Feldes, die Vögel des Himmels und alles, was in den Meeren ist.“
„Jachwe, unser Herr, wie ehrenhaft ist dein Name auf der ganzen Erde!“ Das Thema ist hier nicht nur Yahweh, sondern auch der Mensch. Wir haben also ein doppeltes Thema: Jachweis Herrlichkeit und die herrliche Bestimmung des Menschen in Verbindung mit Yahweh.
Ich entschuldige mich, dass ich hier noch kurz etwas ändere. So, hast du es, Karina? Fertig? Das Thema lautet also: Jachweis Herrlichkeit und die herrliche Bestimmung des Menschen.
Gehen wir diese sechs Strophen durch:
Strophe A ist das Lob des Namens Jachweis, ab Vers 2: „Jachwe, unser Herr, wie ehrenhaft ist dein Name auf der ganzen Erde!“ Ich habe es hier als Zweizeiler dargestellt, man kann es aber auch als Einzeiler lesen. Der Psalmist denkt zuerst an die Herrlichkeit Gottes. Der Name ist das Wesen Gottes.
Er lobt Gott, spricht ihn an als das, was er ist. Ein Lob bedeutet, Gott das zu sagen, was er ist. Wenn ich zu meiner Frau sage: „Du bist eine gute Köchin“, ist das ein Lob. Ich sage ihr, was sie ist, und kann das bezeugen. Wenn ich ihr sage: „Du bist eine gute Köchin“, ist das ein Lob.
Wenn ich Gott sage, was er ist, ist das ebenfalls ein Lob, denn er hat nur gute Eigenschaften.
Strophe B, Vers 2, und Strophe C, Verse 3 bis 4, handeln von der Herrschaft Jachweis über die Schöpfung: „Der du ausbreitest deine Majestät über die Himmel. Aus dem Munde von Unmündigen und Säuglingen richtest du dir Lob zu, um deine Widersacher zum Schweigen zu bringen, den Feind und den Rachgierigen.“
Man denkt an Mose als kleines Kind im Schilf. Aus so einem kleinen Säugling hat Gott die ganze Macht Ägyptens beschämt. Gott hat diesen kleinen Mann benutzt, um sein Volk herauszuführen und sich mächtig zu verherrlichen. So mächtig, dass die Heiden in Kanaan zu zittern begannen.
Oder man denkt an den kleinen Samuel, einen Mann Gottes, und natürlich an den kleinen David. Die Philister vertrauten auf ihr Fleisch, auf ihre körperliche Stärke. Goliath hatte wirklich viel Fleisch an sich, das ist ein Bild für Unbeschnittenheit.
Die Philister werden in der Bibel immer als die Unbeschnittenen bezeichnet. Die Ägypter sind nicht so genannt, obwohl sie auch unbeschnitten waren. Andere Völker wie die Amalekiter oder Moabiter heißen ebenfalls nicht so. Aber die Philister heißen die Unbeschnittenen, weil sie auf ihr Fleisch vertrauen.
Das ist ein Ausdruck der Verachtung, aber es zeigt auch, dass sie auf ihre fleischliche Kraft vertrauen. Als Abraham damals auf sein Fleisch vertraute, sagte Gott: „Fleisch weg, wir schneiden jetzt ein Stück ab.“ Das war bildhaft gemeint. Abraham vertraute auf sein Fleisch, aber Gott machte klar: Nicht deine Kraft, Abraham, sondern meine Kraft wird den Nachkommen hervorbringen.
Die Philister vertrauten auf ihre fleischliche Stärke, auf ihre Heeresmacht. Und wie gesagt, Goliath hatte viel Fleisch. Der kleine David kam gegen ihn. Gott hat sich ein Lob bereitet durch kleine Menschen: den Jüngsten, den Kleinsten.
Auch Gideon war der Jüngste in seinem Hause. Es waren immer die Unbekannten, Jungen und Schwachen, die Gott benutzte, um Feinde und Rachgierige zum Schweigen zu bringen.
Die Herrschaft Jachweis über die Schöpfung zeigt sich erstens in seiner Majestät über den Himmel und zweitens in dem Lob aus dem Mund der Unmündigen.
Gottes Majestät verherrlicht sich in den Himmeln. Das haben wir auch in Psalm 19 gesehen. Man könnte sich fragen: Warum nimmt Gott kleine Menschen? David wird sich bewusst, dass er so klein ist. Was machst du da eigentlich? Du kümmerst dich um den Menschen und setzt ihn auf einen Thron.
Wer sind wir Menschen, dass wir auf einem Thron sitzen dürfen? Die Himmel sind das Werk deiner Finger, Jachwe. Die Himmel zeigen, wie mächtig du bist. Du hast nur deine Finger bewegt und alles geschaffen. Den Mond und die Sterne hast du befestigt.
Was ist dann der Mensch, dass du seiner gedenkst? Zuerst wird also die Herrschaft und Größe Yahwehs dargestellt, der sich ein Lob bereitet aus schwachen Menschen. Jetzt folgt der Gegensatz.
In der dritten Strophe, Strophe C, Vers 5 und 6, besteht aus 14 Wörtern, jeweils sieben vor und sieben nach dem Adnach. Adnach ist der Trenner, den die Masoreten gesetzt haben.
Hier gibt es keinen Haupttrenner, sondern nur den Vierteltrenner. Das bedeutet, der Adnach ist der wichtigste Trenner in diesem Vers. Man zählt die Wörter vor und nach dem Adnach, jeweils sieben. Das ist interessant, aber nicht wichtig für den Sinn, sondern zeigt die bewusste Form.
Der Gegensatz ist die Kleinheit des Menschen in seinen eigenen Augen. Er sieht sich so gering: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und der Sohn des Menschen, dass du nach ihm schaust?“ Das ist ein Parallelismus.
Parallelismus bedeutet gleiche Gedanken. Mensch und Sohn des Menschen sind hier parallel. Nicht „Mensch“ im Sinne von uns Menschen und „Sohn des Menschen“ als Jesus. Nein, das ist kein Psalm über Jesus.
Wenn der Hebräerbrief auf den Herrn Jesus Bezug nimmt, hat das einen besonderen Grund, später. Aber hier schauen wir nur den Psalm 8 an. Dort ist einfach von der Kleinheit des Menschen die Rede.
„Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und der Sohn des Menschen, dass du nach ihm schaust?“ Gedenken und Nachschauen sind parallel, ebenso Mensch und Sohn des Menschen.
Man könnte sich fragen: Warum denkt Gott an den Menschen? Warum schaut er auf ihn? Wieso ist der Mensch wichtiger als die Affen?
Das ist ein Schöpfungspsalm. Er spricht von der Schöpfung. Im Folgenden wird das Thema noch kommen: Gott hat den Menschen in seinem Bild geschaffen. Zum Bilde Gottes schuf er ihn.
Er setzte ihn über alle Werke der Schöpfung und sagte: „Ihr sollt regieren, du sollst herrschen über die Fische des Meeres, die Tiere des Feldes, die Vögel des Himmels.“
Es geht hier um die Schöpfung. Die Antwort auf die Frage „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“ lautet: „Wir sind doch so klein!“ Gott sagt: Ja, ihr seid klein, aber ich habe euch als mein Bild geschaffen.
Der Mensch ist in seinen eigenen Augen klein. In Vers 6 heißt es: „Du machtest ihn ein wenig geringer als Gott, mit Herrlichkeit und Pracht krönst du ihn.“ Gott machte ein Bild von sich selbst und stellte es in die Schöpfung.
Der Mensch wurde ein wenig geringer gemacht, er war nicht Gott, aber ein Bild Gottes. Er sollte Gott in der Schöpfung darstellen und war für etwas Großes bestimmt. Wofür war er denn bestimmt?
Bestimmung des Menschen zum Herrschen über die Schöpfung
Nächste Strophe, Verse sieben bis neun:
Bestimmt zum Herrschen über die Schöpfung, sollte er Gottes Stellvertreter auf Erden sein und herrschen. Er sollte Herrscher über die Werke der Hände sein. Yahweh, du machtest ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände; alles hast du seinen Füßen unterstellt.
Jetzt wird aufgezählt: Schafe, Rinder und Feldtiere in Vers 8, Vögel des Himmels und Fische des Meeres in Vers 9, alles, was die Pfade der Meere durchwandert.
Zum Schluss folgt wieder das Lob: „Jahwe, unser Herr, wie ehrenhaft ist dein Name auf der ganzen Erde!“
Der Psalm beginnt mit Gottes Herrlichkeit über die Schöpfung. Er zeigt, dass Gott sogar schwache Kindlein für sich verwendet, zu seiner Ehre. Aus dem Mund Unmündiger bereitet er ein Lob zu, so dass Gott sogar durch Schwache die Feinde bezwungen hat.
Es stellt sich die Frage: Steht dort „Stärke“ oder „Lob“? Aus dem Munde von Unmündigen und Säuglingen richtetest du dir Lob zu. Wo hatte ich das mit Stärke übersetzt? Man kann das mal vorlesen: Es kann dort als „Stärke“ übersetzt werden, und dann kommt es im Fußnote, dass es Stärke sein kann. Aber deutlich wird, es ist ein Lob deiner Stärke.
Ist das jetzt die Stärke oder die Stimmung im Urtext? Das sehe ich so, so gut wie möglich. Ich muss gerade schauen: „Richtest du dir, richtest du dir… ja, ja, Stärke, Stärke!“ Ja, Stärke, richtest du dir Stärke, ein Lob deiner Stärke.
Die Übersetzer ins Griechische haben dieses Wort „Stärke“ als „Lob seiner Stärke“ aufgefasst und deshalb auch viele Übersetzer, die es dann mit „Lob“ übersetzen. Wie hat Schlachter „Lob“? Elberfelder hat „Stärke, Macht“. Das wäre ja auch noch mal so ein Gegensatz, der so krass ist: Stärke passt ja nicht so gut.
Der Sinn wird wohl der sein: „Richtest du dir ein Lob deiner Stärke zu.“ Der Sinn ist wohl der, dass er hier das Wort „Stärke“ konzentriert spricht, deshalb wahrscheinlich „ein Lob deiner Stärke“. So haben das jedenfalls die griechischen Übersetzer aufgefasst. Das Wort selbst heißt schon „Stärke“, das ist richtig.
Hat jemand einen Kommentar? „Macht, richtest du dir Macht zu.“ Aber wie kann man sich Macht zurichten? Was ist gemeint? Es kann nur ein Lob der Macht sein, das man sich zurichtet.
Es geht ja darum, dass der Mund von Unmündigen, also kleine Kinder, spricht oder tut, und Gott wird dadurch gelobt. Seine Macht wird dadurch erhoben und offenbar.
Ich wiederhole: Durch David, durch den Geringen, kommt es zu einem Lob der Stärke Gottes, weil offensichtlich wird, dass Gott es ist, der hier handelte. Und wenn es auch sonstige Unmündige sind, die Gott verwendet, dann ist es immer zum Lob seiner Stärke. Seine Stärke wird dadurch groß gemacht.
„Richtest du dir eine Stärke zu“, im Sinne eines Ruhms deiner Stärke? Die Schwachen hat Gott erwählt, so dass man sich rühme: „Wer sich rühmt, rühme sich des Herrn.“ Das Schwache vor der Welt hat Gott erwählt, um das Starke in der Welt zunichte zu machen, das ist wohl der Sinn.
Also: Lob der Stärke. Man müsste fast eine Klammer setzen, „Lob“ einklammern und dann „der Stärke“ schreiben. Ich muss mir das notieren, das wäre vielleicht besser.
Die Bedeutung von Psalm 8 in der Psalmenreihe 2 bis 8
Der Sinn dieses Psalms liegt darin, die hohe Berufung und Bestimmung des Menschen darzustellen. Er gehört zu einer offensichtlichen Siebener-Reihe von Psalm 2 bis Psalm 8 und steht in enger Verbindung mit Psalm 2. Beide Psalmen werden im Neuen Testament zitiert, was ihre besondere Bedeutung unterstreicht. Diese Zitate sind nicht zufällig, sondern weisen auf eine tiefere Aussage hin.
Gott hat den Menschen für eine hohe Aufgabe bestimmt: Er soll herrschen, König sein. Der Mensch ist als König vorgesehen. David, der selbst als König auf seinem Thron sitzt, denkt über Gott nach und erkennt dessen Größe und gewaltige Herrschaft. Im Vergleich dazu erscheinen die Menschen schwach und unbedeutend. Doch dann reflektiert David weiter und stellt fest, dass Gott den Menschen nur ein wenig geringer gemacht hat als Gott selbst. Von Anfang an ist der Mensch so geschaffen, dass er die Herrschaft über die ganze Erde und alle Werke Gottes übernehmen soll. Er ist Gottes Stellvertreter auf Erden.
David fragt sich: Was sind wir Menschen eigentlich, dass du uns über die ganze Schöpfung erhebst, vielleicht sogar über die Engel? Möglicherweise bezieht sich das Wort „mächtiger“ hier auf die Engel, was auch die griechische Übersetzung nahelegt. Dort wird tatsächlich auf die Engel Bezug genommen. Gott hat den Menschen ein wenig geringer als die Engel gemacht, aber zugleich mit Herrlichkeit und Pracht gekrönt und ihm alles untergeordnet.
Der Hebräerschreiber ergänzt dazu: Wenn alles dem Menschen untergeordnet ist, dann sind auch die Engel darunter zu verstehen, denn sie gehören zur Schöpfung. Wenn also alles dem Menschen untertan ist, dann ist er auch über die Engel gestellt. Das ist das Wesen des Menschen. Von Anfang an hat Gott ihn für diese hohe Bestimmung berufen.
So sitzt David auf seinem Thron und ist sich seiner eigenen Schwachheit bewusst. Während Engel Diener sind, sind Menschen als Herrscher bestimmt.
Die Bedeutung von Psalm 8 im Hebräerbrief
Der Schreiber des Hebräerbriefs baut sein ganzes Argument darauf auf, dass wir Hebräer aufschlagen sollten. Für ihn ist Psalm 8 von großer Bedeutung. Er spricht dort von der Herrlichkeit und Größe Jesu Christi, besonders im ersten Kapitel des Hebräerbriefs. Er möchte zeigen, dass der Herr Jesus einen viel größeren Namen geerbt hat als die Engel.
Der Name, den der Herr Jesus erhalten hat, ist „Sohn“. Zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“? Das finden wir in Hebräer 1, Vers 4: „Da er um so viel besser als die Engel geworden war, als er einen vorzüglicheren Namen, der sie überragt, geerbt hat.“ Denn zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt: „Du bist mein Sohn, ich habe dich heute geboren“?
Es gibt also keine Stelle in der Bibel, in der Gott zu einem Engel sagt: „Du bist mein Sohn.“ Nein, zu den Engeln sagt er: „Ihr seid meine Diener.“ Er macht seine Engel zu Dienern, die dienen müssen. In Vers 7 heißt es: „Einerseits sagt er in Bezug auf die Engel, dass er seine Engel zu Winden macht, zu Dienern, seine Dienstleistenden zu einer Feuerflamme.“ Die Engel müssen Gott dienen, auch im Gericht, sie sind Diener.
Andererseits sagt er in Bezug auf den Sohn: „Du bist der Höchste, du bist Gott, du sitzt auf dem Thron.“ In Vers 13 fragt er: „Zu welchem der Engel hat er jemals gesagt: ‚Sitze zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege‘?“ Zu keinem Engel hat Gott jemals gesagt: „Komm, lieber Gabriel, setz dich zu meiner Rechten nieder“ oder Michael. Nein, Engel sitzen nicht zur Rechten Gottes, sie stehen vor Gott. Engel sitzen nie in der Gegenwart Gottes, sie stehen und verhüllen ihre Angesichter vor Ehrfurcht und rufen: „Heilig, heilig, heilig bist du.“
In Vers 14 heißt es: „Sind sie, die Engel, nicht alle dienstleistende Geister, die zum Dienst ausgesandt sind?“ Engel sind Diener. Wem dienen sie? Der Hebräer-Schreiber sagt: Die Engel sind ausgesandt zum Dienst für die, die das Heil empfangen werden. Die Engel dienen den Menschen, vor allem den Gläubigen. Die Engel sind also untergeordnet.
Dann spricht er in Vers 5: „Denn nicht Engeln unterordnete er das künftige Weltreich, von dem wir reden.“ Das heißt, Engel sind nicht die Herrscherklasse im zukünftigen Weltreich. Nun kommt der Beleg dafür, und zwar Psalm 8. Dort bezeugt David: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder der Sohn des Menschen, dass du nach ihm schaust? Du machtest ihn ein wenig geringer als die Engel, mit Herrlichkeit und Ehre kröntest du ihn, und du setztest ihn über die Werke deiner Hände, alles unterordnetest du ihm und tatest es unter seine Füße.“
Der Hebräer-Schreiber kommentiert dazu: „Denn indem er ihm alles unterordnete, ließ er nichts, das ihm nicht untergeordnet wäre.“ Wir sehen also, dass dem Menschen alles untergeordnet wird. Der Mensch wird über alle Werke Gottes gesetzt. Daraus schließt der Hebräer-Schreiber, dass der Mensch auch über die Engel gesetzt ist. Alles ist seinen Füßen untergeordnet, nichts bleibt übrig, das nicht untergeordnet wäre.
Nun schauen wir den Menschen an und fragen: Warum herrscht der Mensch nicht? Die Antwort ist klar, sie muss nicht explizit gesagt werden, denn alle wissen es wegen des Sündenfalls. Der Mensch herrscht nicht umfassend, nur teilweise. Wir sehen also nicht, dass alles dem Menschen untergeordnet ist. Aber was sehen wir?
Wir sehen einen Menschen, und jetzt bezieht der Hebräer-Schreiber das auf den Herrn Jesus. „Wir sehen aber den einen Menschen, der ein wenig geringer als die Engel gemacht wurde, auf dass er durch die Gnade Gottes für jeden den Tod schmeckte.“ Wir sehen diesen Herrn Jesus, der Mensch wurde, der sich so tief erniedrigte, für kurze Zeit oder ein wenig. Er trägt den menschlichen Namen Jesus. Der Schreiber sagt nicht einmal „Herr Jesus“, sondern einfach „Jesus“. Wir sehen Jesus, einen Menschen, der wegen des Todesleidens mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt wurde.
Da ist ein Mensch, der gelitten hat, und den hat Gott erhöht auf den höchsten Thron. Wir sehen ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Natürlich sehen wir ihn nur mit den inneren Augen, mit den Glaubensaugen, aber wir wissen, dass Gott ihn gekrönt hat. Er sitzt jetzt auf dem Thron Davids, als Sohn Davids. Warum sitzt er dort? Weil er gelitten hat, weil er den Tod für alle schmeckte.
Wegen seines Todesleidens hat Gott ihn erhöht. Darum hat Gott ihn erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist. Dieser Jesus sitzt auf dem Platz, wo eigentlich der Mensch sitzen sollte. Gott hatte den Menschen bestimmt, über alle Schöpfungswerke zu regieren. Diese Rolle hat der Mensch durch die Sünde verloren.
David durfte als Stellvertreter Gottes in Israel auf dem Thron sitzen und regieren. Er fühlte sich dabei klein, doch er dachte daran, dass Gott den Menschen bestimmt hat, Herrscher über alles zu sein. David war jedoch nicht der letzte König. Er selbst hat gesündigt, blieb nicht in dieser Stellung und ist gestorben.
Jetzt sagt der Hebräer-Schreiber: Es gibt einen, das ist der Sohn Davids, der sich auf diesen Thron gesetzt hat und jetzt herrscht. Und dieser eine bleibt nicht einfach auf dem Thron Davids sitzen und ruht sich aus. Nein, in Vers 10 heißt es: „Denn es geziemte ihm, um dessen Willen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, er brachte viele Söhne zur Herrlichkeit.“
Er bringt die, die zur Herrlichkeit berufen sind, durch Leiden hindurch zum Ziel. Denn sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle von einem. Aus diesem Grund schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen. Da die Kinder des Fleisches und Blutes teilhaftig geworden sind, nahm auch er in gleicher Weise denselben Teil.
So konnte er durch den Tod den außer Wirksamkeit setzen, der die Macht des Todes hatte, das heißt den Teufel. Er befreite alle, die aus Furcht vor dem Tod ihr ganzes Leben lang der Sklaverei verfallen waren. Die Menschen waren dem Tod untergeordnet, wie Sklaven wegen der Sünde. Sicherlich nimmt er nicht Engel, sondern den Samen Abrahams.
In Vers 17 heißt es: „Weswegen es notwendig war, in allen den Brüdern gleichgemacht zu werden, damit er ein barmherziger Hoherpriester würde, um die Sünden des Volkes zu sühnen.“ Denn insofern er selbst als Geprüfter gelitten hat, kann er denen helfen, die geprüft werden.
Der Hebräer-Schreiber führt dieses Thema sehr ausführlich aus. Er sagt, Herr Jesus Christus hat sich so tief erniedrigt, um uns auf den Thron zu erheben. Er hat sich so tief erniedrigt, um uns nach sich zu ziehen. Er kam herunter in unsere Niedrigkeit, nahm das Todesleiden auf sich, setzte sich auf den Thron über die ganze Schöpfung, auf den Thron Davids, um nun alle seine Kinder mit in die Herrlichkeit zu bringen.
Er brachte viele Söhne zur Herrlichkeit. Dann wendet er sich zu Gott und sagt: „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat.“ Das steht in Vers 13. Er sagt: „Ich werde mein Vertrauen auf ihn setzen“ und wiederholt: „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat.“
Gott präsentiert, der Herr Jesus präsentiert alle seine Kinder dem Vater und sagt: „Schau, Vater, diese habe ich alle für mich erkauft, und ich will, dass sie alle bei mir am Thron sitzen, alle auf dem Thron Davids mit mir.“
Wer überwindet, dem wird gegeben, mit Jesus auf dem Thron zu sitzen, so wie er sich auf den Thron des Vaters gesetzt hat (Offenbarung 3,21). Das heißt, der Herr Jesus stellt die ursprüngliche Herrlichkeit des Menschen als Herrscher über die Welt wieder her. Was durch die Sünde zerstört wurde, stellt der Herr Jesus wieder her.
Psalm 8 lehrt uns, so sagt der Hebräer-Schreiber, dass der Mensch über die gesamte Schöpfung gesetzt ist, einschließlich der Engel. Das bedeutet, der Mensch ist zu höchster Höhe bestimmt. Er wird mit Gott vom Thron Davids aus über die gesamte Engelschaft herrschen, über Milliarden von Engeln.
Doch welche Rolle spielt dieser Psalm in Bezug auf David und auf die sieben Psalmen von Psalm 2 bis Psalm 8? Warum gerade dieser Psalm?
Denken wir an das Thema von Psalm 2: Die Völker empören sich, sie setzen sich gegen Jahwe und den Gesalbten zusammen. Der Herr sagt ihnen: „Ich habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berge.“ (Psalm 2,6) Der Herr sagt: „Du bist mein Sohn, ich habe dich heute geboren.“ Er gibt ihm die Völker zum Erbe, die Enden der Erde zum Besitz. Er wird herrschen und regieren mit eisernem Stab.
Der Sohn Davids, der Gesalbte, ist dazu bestimmt, über die gesamte Erde zu regieren. Er ist auch Richter über die Völker. So beginnt Psalm 2.
Wie endet der Psalter? Psalm 149, den wir gestern gelesen haben, preist Gott. Dort heißt es, die Gerechten werden mit herrschen und sich mit ihm freuen. In Psalm 149, Vers 1, singen die Söhne Zions dem Herrn ein neues Lied, loben ihn in der Versammlung der Frommen. Israel freut sich, die Söhne Zions sind fröhlich über ihren König.
In Vers 4 heißt es: „Er schmückt die Gebeugten mit Heil, frohlocken sollen die Frommen in Herrlichkeit, die jubeln auf ihren Lagern, Lobeserhebungen des Mächtigen in ihrer Kehle und ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand, um Vergeltung zu üben an den Völkern.“
Das Ziel ist erreicht, wenn das ganze Volk Jahwes mit dem neuen König David, mit dem Gesalbten, sich freut und mit ihm zusammen Gericht über die Völker hält, die sich nicht beugen wollten. Das ist in Vers 7 beschrieben. Hier sitzen die Frommen tatsächlich zusammen mit dem Sohn Davids, mit dem König, an höchster Stelle und richten die Feinde.
Es endet mit Vers 9: „Das ist die Pracht aller seiner Frommen, die Pracht aller seiner Gerechten, seiner Heiligen, seiner Frommen.“ Das Ziel ist erreicht.
Psalm 2 ist der Ausblick auf das Ziel: „Du regierst sie, du wirst sie regieren mit eisernem Stab.“ Psalm 149 zeigt, dass die Frommen auf seiner Seite sind und mit ihm das Gericht ausüben.
Die ursprüngliche Bestimmung des Menschen wird durch den Sohn Davids erreicht. In Psalm 8 betet König David und denkt an die Kleinheit des Menschen: „Was bin ich, dass du seiner gedenkst?“ Der Gesalbte, der Schwache, wird von Gott gesehen und bedacht.
David erkennt, dass der Mensch eine hohe Stellung hat, und Gott möchte ihn wieder einsetzen. Doch das geschieht erst, wenn das Sündenproblem gelöst ist. Das ist hier nicht explizit thematisiert, aber der Hebräer-Schreiber zeigt, dass der Herr Jesus diese Bestimmung des Menschen wiederherstellt. Er hat sich erniedrigt, das Sündenproblem gelöst und sich auf den Thron Davids gesetzt, um alle seine Kinder nachzuziehen.
In gewissem Sinne ist Psalm 8 also auch ein Königspsalm, denn er zeigt, dass der Mensch König ist. Psalm 2 zeigt, dass der Sohn Davids König ist. Diese Psalmen gehören zusammen.
Wenn wir die Psalmen zählen – zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht – haben wir sieben Psalmen. Welcher steht in der Mitte? Der fünfte Psalm. Und was steht dort über Gott? Das ist der einzige Psalm in dieser Reihe, in dem Gott König genannt wird.
Psalm 3, 4, 5, 6, 7 sind alles Gebete, in denen der König in Bedrängnis ist. Aber gerade in der Mitte betont Psalm 5, Vers 3: „Nimm zu Ohren, Jahwe, meine Worte, merke auf mein Murmeln, merke auf die Stimme meines Rufens; mein König und mein Gott, denn zu dir bete ich.“ Hier wird Gott als König dargestellt.
Wir haben also den König, den Sohn Davids (Psalm 2), den König, den Menschen (Psalm 8) und in der Mitte die kurze Erwähnung, dass Gott König ist. Durch diesen Gott und durch seinen Sohn, der schließlich gesandt wird, wird der Mensch seine ursprüngliche Bestimmung wieder erreichen können: zu herrschen über alle Werke der Hände Jahwes.
Da die Zeit jetzt überzogen ist, machen wir hier eine Pause und beten noch.
