Zum Inhalt

Überblick Vaterunser (3/5)

Gebet Vortrag 2, Teil 3/5
13.07.2022
SERIE - Teil 3 / 5Gebet Vortrag 2

Es ist Ferienzeit, und ich habe für euch eine vierteilige Reihe zum Thema Gebet vorbereitet.

Diese Reihe bietet Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, sowie praktische Impulse für deine Nachfolge. Sie ist dein geistlicher Impuls für den Tag.

Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es ums Gebet.

Die Struktur des Vaterunsers im Gebet

Zweiter Punkt, habt ihr jetzt verstanden: Fürbitte.

Dritter Punkt: Bitte. Den kennen wir alle – unser tägliches Brot gib uns heute. Hier merken wir, dass man täglich beten soll. Warum ist dieser Punkt wichtig und warum steht er an dritter Stelle? An der dritten Stelle steht er, damit er nicht zu wichtig wird – also nicht Voranbetung und Fürbitte –, aber natürlich ist er auch wichtig. Dieser Punkt bewahrt uns davor, zu glauben, wir wären unabhängig.

Mein Montagsgebet ist stark von Bitte geprägt, weil ich einmal durch die ganze Woche alle Termine, alle Gespräche und alles, was ansteht, vor Gott hinlege. Ich kann nur ganz, ganz dringend raten, dass ihr das auch tut. Es bringt mir tatsächlich etwas, wenn ich erlebe, wie Gott mich versorgt. Ich bitte um Dinge und mache damit klar: Hey, ich schaffe es alleine nicht.

Wenn ich am nächsten Tag in die Anbetung gehe und danke für das, was mir Gott gestern geschenkt hat, denke ich natürlich daran, was zum Beispiel gestern war. Wir hatten einen Vortrag, und natürlich habe ich für diesen Vortrag gebetet – das ist doch irgendwie logisch. Es war ein guter Start für den ersten Vortrag bei einer Gemeindefreizeit. Es kann auch mal rumpeliger sein, aber dann kann man trotzdem dafür danken und sagen: Hey, schau mal, Gott hat mich versorgt, Gott hat Gnade geschenkt.

Das gehört einfach dazu. So kommt ein Fluss ins Leben hinein – ein Fluss der Abhängigkeit.

Die Bedeutung der täglichen Sündenbekenntnis

Und dann der nächste Punkt: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“

Meine Lieblingsfrage – oder eine meiner Lieblingsfragen an Christen – lautet: Zeig mir deine Sündenliste. Ja, zeig mir mal deine Top Ten, an denen du gerade arbeitest. Denn wenn du keine hast, dann lebst du nicht Heiligung.

Das ist ganz einfach: Heiligung lebt sich nicht von selbst. Das soll jetzt kein Vortrag über Heiligung werden, keine Sorge. Ich werde auch nicht abschweifen oder nur zwei Verse lang darüber reden.

Heiligung besteht nicht darin, dass ich grundsätzlich nicke und sage: Ja, man sollte heiliger leben. Heiligung bedeutet vielmehr, dass ich dich anspreche und du mir sagst: „Jürgen, an diesen drei Punkten arbeite ich gerade.“ Diese Punkte sind in mein Leben gekommen, weil ich die Bibel gelesen habe und gemerkt habe, dass ich nicht so bin, wie Gott es gerne hätte.

Und weil ich aus Gnade lebe, muss ich keine Sünde verstecken. Der Geist Gottes, als ein Geist der Kraft, verändert mich. Deshalb habe ich diese Dinge auf meine Gebetsliste gesetzt. Und deshalb wird das Thema so lange bekannt sein – Tag für Tag, Tag für Tag – bis es weg ist.

Ich habe Sünden, die bekenne ich seit fünfunddreißig Jahren, Tag für Tag. Tag für Tag. Ich bin noch nicht durch. Und bei einigen Sünden habe ich auch keinen blassen Schimmer, wie ich das jemals schaffen soll.

Aber es ist mir einfach egal, weil wir aus Gnade leben. Ich bringe die Dinge so oft vor Gott, bis es ein Wunder gibt oder ich tot umfalle. Aber ich werde täglich meine Sünden bekennen.

Praktische Umsetzung des Sündenbekenntnisses im Alltag

Ich überlege mir täglich, was gestern schiefgelaufen ist, welche schrägen Gedanken, welche schrägen Worte und welche schrägen Taten passiert sind. Wenn ich dabei Muster erkenne, schreibe ich sie auf und sage zu Gott, meinem Vater im Himmel: „Das ist in meinem Leben, und das möchte ich nicht mehr.“

Dann lerne ich Bibelverse dagegen auswendig. Ich bin dafür, dass man Bibelverse wirklich auswendig lernt, damit man sie nicht vergisst. Lernt zum Beispiel den Vater Unser einfach auswendig – das ist sehr hilfreich.

Jetzt geht es um Vergebung. Ich bekenne Gott jeden Tag meine Schuld und mache mir dabei Mühe. Ich gehe bewusst durch den Tag und frage mich: Was habe ich gestern getan? Habe ich schlecht über meinen Nachbarn gedacht? Habe ich Geld für Dinge ausgegeben, die ich eigentlich nicht wirklich brauche? War ich unfreundlich zu meiner Frau? Wo stehe ich gerade mit meinem Leben? Wo bin ich deutlich ausgebrochen aus einem reinen Leben und habe mich Dingen hingegeben, von denen ich weiß, dass sie mich kaputtmachen? Ob das Faulheit ist oder andere Dinge.

Gerade bin ich zum Beispiel dabei, endlich mein Gewicht in Angriff zu nehmen. Das hat sich langsam und sukzessive nach oben entwickelt, bis es eine Größe erreicht hat, bei der ich dachte: „Okay, du kannst jetzt entscheiden: Entweder kaufst du dir neue Anzüge oder du nimmst ab.“ Dann habe ich mich im Spiegel angeschaut und gedacht: „Du siehst einfach fett aus.“

Wenn ihr das kennt, macht einfach mal ein Foto von euch von der Seite im Spiegel. Schaut euch dieses Foto in Ruhe an und überlegt: Willst du das wirklich deiner Frau zeigen? Willst du so vor ihr auftreten? Dann dachte ich mir: „Wow, sie ist immer noch bei mir.“ Und wenn ich mir das anschaue, ist das echt überraschend.

Selbstbeherrschung als Teil der Heiligung

Von daher versteht ihr: Es ist egal, wo du ansetzt, aber so etwas hat ja etwas mit Selbstbeherrschung zu tun. Selbstbeherrschung steht auf meiner Sündenliste. Na logisch, denn das kommt ja irgendwoher in meinem Leben.

Also, das hat damit zu tun, dass man zum Zeitpunkt X beim Thema Eis nicht Nein sagt. Es ist relativ simpel: Abends um zehn willst du noch ein Eis? Nein. Und wenn du Ja sagst? Hm. Wenn du nicht Nein sagen kannst, dann ist es eine Frage von Disziplin und Selbstbeherrschung. An dieser Stelle muss ich dann ansetzen, logisch.

Und das ist nur ein Auswuchs in meinem Leben. Jemand anders sagt vielleicht: Ich schlafe immer zu viel oder ich kriege andere Sachen nicht auf die Reihe.

Was ich deutlich machen will, ist: Hab einen kritischen Blick auf dein Leben. Hab irgendwie ein bisschen geistliche Ziele, wo du noch hinwillst. Auch mit 80 – hey, da sind wir noch lange nicht fertig.

Wir sollen vollkommen sein, wie unser himmlischer Vater vollkommen ist (Matthäus 5,48). Merkt ihr, da ist noch Luft nach oben für alle von uns. Und wir leben aus Gnade. Wir dürfen jeden Tag vor dem Thron der Gnade erscheinen und sagen: Ich habe es verbockt.

Die Bedeutung der täglichen Demut und Gnade

Wisst ihr, dass wir die einzige Glaubensgemeinschaft sind, die mir zumindest bekannt ist auf diesem Planeten, die jeden Tag sagt: Wir sind die Falschen? Ist euch das mal aufgefallen?

Wir kommen jeden Tag zu Gott und sagen: "Lief wieder nicht." Und wenn du nicht zu Gott kommst und das sagen kannst, dann sollte bei dir ein rotes Licht angehen. Denn es könnte sein, dass du nicht aus Gnade lebst. Es könnte sein, dass du Gott immer noch etwas beweisen willst, dass du immer noch zeigen möchtest, wie cool du drauf bist und wie sehr sich das Reich Gottes freuen muss, dass es dich hat.

Tut es nicht. Du bist Ballast, ich bin Ballast, wir alle sind die, die Gott nicht braucht, aber will. Warum? Keine Ahnung. Es ist einfach so.

Deshalb, wenn er sagt: Nimm dir jeden Tag Zeit, deine Sünde zu bekennen, dann gehört das in dein tägliches Gebet mit hinein. Bitte mach das. Und wenn du das tust, dann überleg mal, ob du noch auf irgendwen grollig bist. Sprich ihn frei und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern.

Wenn du gerade dabei bist, vor Gott deine eigene Sünde zu bekennen, sprich den anderen frei.

Vergebung als Befreiung und Barmherzigkeit

Warum ist das wichtig? Wenn wir unsere Sünde jeden Tag bekennen, bestätigen wir dadurch das Kreuz und die Gnade. Wir erhalten von Gott Reinheit geschenkt. Er macht uns jeden Tag aufs Neue rein. Dieser Blick auf uns selbst bewahrt uns.

Es ist dieses „Ich komme schmuddelig ins Gebet und gehe rein wieder heraus“. Dieser Blick schützt uns mehr als alles andere vor Selbstgerechtigkeit. Hüte dich davor, Sünde zu verstecken. Freue dich vielmehr über jeden Dreck in deinem Leben, den du entdeckst. Jeder Bibelvers, der dich zwickt, ist ein Grund zur Freude.

Wenn wir anderen Menschen die Sünde vergeben, bewahrt uns das vor Groll. Und jetzt kommt es: Es macht uns zu barmherzigen Menschen. Du lernst Barmherzigkeit genau dort, wo du vergebungsbereit mit deinen Feinden umgehst – mit denen, die dir so den Ellenbogen reingeschoben haben.

Die abschließenden Bitten um Führung und Bewahrung

Kommen wir zum Schluss des Vaterunsers. Wir haben also jetzt Anbetung als einen Block, dann Fürbitte und Bitte, anschließend das gesamte Thema Vergebung – sowohl der eigenen Schuld als auch das Freisprechen gegenüber anderen Menschen.

Zum Schluss geht es um Führung und Bewahrung. Das ist der Abschluss unseres täglichen Gebets. Dort heißt es: „Und führe uns nicht in Versuchung.“ Manche haben Schwierigkeiten mit diesem Vers: „Führe uns nicht in Versuchung.“

Versuchung selbst ist der Moment, in dem ich zur Sünde versucht werde – so versteht man den Begriff üblicherweise. Das Problem oder besser gesagt, das ist kein Problem, sondern etwas Schönes: Gott ist ein Gott, der uns nicht versucht. Das lesen wir in Jakobus 1.

Deshalb fragt man sich schnell, wie es sein kann, dass ich beten soll „führe uns nicht in Versuchung“, wenn Gott uns doch gar nicht versucht. An dieser Stelle müssen wir zwei Dinge lernen.

Zum einen kann der Begriff Versuchung für den Moment stehen, in dem ich zur Sünde versucht werde. Zum anderen kann Versuchung aber auch Lebensumstände bezeichnen, die mich angreifbar machen.

In 2. Petrus 2 heißt es, dass Gott den Gerechten aus der Versuchung zu retten weiß. Hier ist Lot im Blick. Lot wohnte an der falschen Stelle – er kannte Sodom und Gomorra und lebte dort. Dieses Wohnen in solchen Städten, das tägliche Leben mit Sünde, war eine falsche Entscheidung. Es war falsch, überhaupt dorthin zu ziehen.

Man trifft solche falschen Entscheidungen, wenn man irgendwohin zieht, wo das Leben schwieriger wird, und Entscheidungen trifft, die das geistliche Leben erschweren. Das ist ebenfalls Versuchung.

Versuchung ist also auch ein Begriff für Lebensumstände, schwierige Situationen, die für meinen Glauben herausfordernd sind.

Das war’s für heute. Die Predigt wird in der nächsten Episode fortgesetzt. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.

Jürgens aktuellste Gebets-Infos gibt's hier zum Lesen und Abonnieren.