Ja, wir haben vom Mose gehört. Guten Morgen zusammen. Mose hat nicht immer gute Entscheidungen getroffen, oder? Vielleicht ist das wie bei uns auch. Ich weiß nicht, wie es dir geht, triffst du immer gute Entscheidungen? Wenn man mittendrin steckt, sagt man natürlich: „Ist doch klar, ich treffe jetzt eine gute Entscheidung.“ Wer sagt schon ganz bewusst: „Jetzt treffe ich mal echt eine schlechte Entscheidung“?
Wir treffen ungefähr – ich habe es nachgelesen – wie viele Entscheidungen am Tag? Als Menschen treffen wir etwa 20.000 Entscheidungen am Tag. Das hat ein Hirnforscher herausgefunden. Natürlich sind die meisten davon unbewusst. Uns ist gar nicht bewusst, dass wir uns da entscheiden. Es beginnt ja schon morgens mit dem Aufstehen.
Manche machen schon da Dinge recht unbewusst. Der Wecker klingelt, und dann gibt es das Snooze. Snoozen ist heute ein Begriff in der Jugendsprache. Auf manchen Weckern steht „Snooze“ drauf. Das bedeutet, man versetzt den Wecker und sich selbst noch einmal in den Dämmerschlaf. Schon morgens also. Das klappt natürlich auch mit dem Smartphone. Auch das kann man in den Snooze-Modus versetzen.
Klar, einige Entscheidungen treffen wir bewusst von diesen 20.000. Ich weiß jetzt nicht, wie ihr drauf seid, aber es gibt natürlich entscheidungsfreudigere Menschen und weniger entscheidungsfreudige Menschen. Manche haben gar kein Problem mit Entscheidungen.
Ich erinnere mich an zwei Beispiele, die ich interessant fand. Einer ist mir sofort eingefallen. Mit dem war ich mal essen. Der hat gesagt: „Gib mir die Speisekarte.“ Ich habe ihm die Speisekarte gegeben, und innerhalb von zehn Sekunden hat er ausgesucht. Er sagte: „Das mache ich immer so. Ich klappe die Karte auf, mache zack, und fertig. Da habe ich mich entschieden.“
Mit einem anderen ist es noch gar nicht so lange her. Da stand ich beim Dönerladen. Und der andere stand gefühlt zwei Minuten vor der ganzen Tafel, wo Pizza, Lahmacun und so weiter draufstehen. Nach zwei Minuten sagte er: „Okay, ich hätte gern einen Döner.“ Wir sind unterschiedlich, ja.
Aber in einer Sache sind wir alle gleich: Unsere Entscheidungen prägen uns. Die Entscheidungen, die wir im Alltag treffen, prägen uns. Beim Essen ist es auch die äußere Form, die geprägt wird. Je nachdem, wenn man viel isst, fettig isst, viel Fast Food, High Carb, Schokolade und Süßigkeiten zu sich nimmt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man mehr auf die Waage bringt.
Insofern prägen uns unsere Entscheidungen zum Thema Essen. Es gibt aber auch Leute, bei denen macht das nicht so viel aus. Die können essen, was sie wollen, und bleiben immer schlank. Selbst bei denen ist es so, dass vielleicht die Zähne schlechter werden, wenn sie die ganze Zeit nur Süßigkeiten essen.
Stellt euch mal vor, bei den Leuten, die viel Süßigkeiten essen, bekommen sie schlechte Zähne. Ihre Entscheidungen beeinflussen ihre Gesundheit. Aber auch diese Leute stehen in der Regel nicht morgens auf und sagen: „Okay, heute werde ich mir mal nicht die Zähne putzen.“ Die meisten von uns haben sich angewöhnt, jeden Tag die Zähne zu putzen.
Natürlich kann es sein, dass man es abends mal vergisst. Was würdest du sagen: Hat man sich dann dagegen entschieden, die Zähne zu putzen? Hat man das bewusst gemacht? Nein. Aber unser Alltag ist geprägt von vielen Entscheidungen, die wir treffen, ohne sie absichtlich zu treffen. Wir sagen nicht: „Heute entscheide ich mich schlecht, heute putze ich nicht die Zähne.“
Und trotzdem, wenn wir es mit ein bisschen Abstand betrachten, müssen wir sagen: Ja, er hat letztendlich die Entscheidung getroffen. Vielleicht nicht bewusst, vielleicht nicht absichtlich, aber er hat die Zähne nicht geputzt, obwohl er die Zähne putzen hätte können.
Und eine Sache: Wie gesagt, wir alle sind gleich. Unsere Entscheidungen prägen uns – oder anders ausgedrückt: Du bist der, der du bist, aufgrund der Entscheidungen, die du getroffen hast.
Das ist ein ganz wichtiger Gedanke zum Einstieg. Du bist der, der du bist, nicht wegen der Umstände, in denen du lebst, nicht wegen der Krankheit, die du hast, nicht wegen der Schicksalsschläge, die du erlebt hast, und auch nicht wegen des Wohlstands, der Familie oder der Kultur. Du bist der, der du bist, aufgrund der Entscheidungen, die du getroffen hast und weiterhin triffst.
Deshalb ist es extrem wichtig, dass wir gute Entscheidungen treffen. Wir haben vorhin bei Mose gehört, dass er schlechte Entscheidungen getroffen hat. Diese Entscheidungen haben ihn geprägt und führten zu Lebensschritten, die er eigentlich nicht wollte. Nachdem er manche Entscheidungen falsch getroffen hatte, konnte er sich nicht mehr frei aussuchen, wie es weitergeht.
Gott möchte uns helfen, gute Entscheidungen zu treffen. In der Bibel gibt es sehr viel Material und viele Hilfen dazu, wie wir gute Entscheidungen treffen können. Natürlich sprechen uns Menschen mit ihren Geschichten an – Erlebnisse von Menschen, die gute Entscheidungen getroffen haben, aber auch von denen, die schlechte Entscheidungen getroffen haben. Von letzteren können wir ebenfalls lernen.
Das Gute an Geschichten ist, dass uns Gottes Wort oft eine Vogelperspektive schenkt – wie ein Adler, der von ganz weit oben blickt. So sehen wir zum Beispiel, wie das Volk Israel angefangen hat und wohin es geführt wurde. In den Geschichten sehen wir, wie es endet und was am Ende herauskommt.
Das Problem bei unserem Leben ist, dass wir diese Vogelperspektive nicht haben. Wir müssen im Jetzt entscheiden. Wir können nicht von vor fünf Stunden oder fünf Tagen entscheiden, und wir können auch nicht entscheiden, was in zehn Jahren sein wird. Wir müssen jetzt Entscheidungen treffen, ohne zu wissen, wie es ausgeht.
Oft denken wir kurzfristig, wie ein Frosch, der nur ganz wenig sieht. Natürlich haben nicht alle Entscheidungen sofort extreme Konsequenzen. Wenn ich einmal das Zähneputzen weglasse, bekomme ich nicht sofort Karies. Wenn ich einmal bei einer Fastfoodkette esse, nehme ich nicht gleich fünf Kilo zu.
Aber ich möchte euch in eine Geschichte mitnehmen, die einem Mann gewidmet ist, der den regelmäßigen Gemeindebesuchern oder auch den Kinderstundenbesuchern relativ bekannt ist. Heute geht es erst einmal nur um die Vorgeschichte, also darum, wie die Weltbühne für diesen Mann bereitet wird. Es geht dabei noch gar nicht so sehr um ihn selbst. Es wird später einen zweiten Teil geben, in dem es dann um ihn persönlich geht, jeweils unter dem Thema „bessere Entscheidungen treffen“.
Dieser Mann lebte zu Beginn der Königszeit. Nach Mose und der Zeit des Auszugs aus Ägypten – wo wir gerade eine Episode aus der Kindergeschichte gehört haben – war der Nachfolger Josua. Er führte Israel ins sogenannte verheißene Land. Nach Josua folgte eine Zeit von ungefähr 170 Jahren, die Zeit der Richter.
Über diese Zeit wird im Buch Richter berichtet. Betrachtet man diese Epoche aus der Vogelperspektive, muss man sagen, dass es im Grunde eine Zeit des Niedergangs war. Das Buch Richter vermittelt uns einen Überblick über den moralischen, sittlichen, religiösen und politischen Verfall dieses Volkes.
Übrigens war nicht alles schlecht in dieser Zeit. Auch damals gab es positive Geschichten. Eine besonders schöne Episode aus dieser Zeit erzählt das Buch Ruth. Es ist eine sehr schöne Geschichte.
Das Ende der Richterzeit wird von zwei Männern markiert, die wir vielleicht kennen: Eli und sein Nachfolger Samuel. Samuel ist der letzte Richter. Warum endet die Zeit der Richter mit diesen beiden Männern? Menschlich betrachtet geht sie mit Samuel zu Ende, weil das Volk sagt: „Samuel, wir wollen einen König.“
Samuel als Richter war sehr geschätzt. Die Menschen fanden ihn toll und gaben ihm die besten Zeugnisse. Als er seinen Dienst beendete, erhielt er ein gutes Zeugnis, das man nachlesen kann. Seine Söhne hingegen waren nicht beliebt, und das können wir in 1. Samuel 8,1 nachlesen. Dort wird über die Söhne ein Zeugnis ausgestellt, das nicht besonders gut ist.
Da heißt es in 1. Samuel 8, Vers 1: „Und es geschah, als Samuel alt geworden war, da setzte er seine Söhne als Richter über Israel ein.“
War er also doch nicht der letzte Richter, oder? Es geht weiter: Sein erstgeborener Sohn hieß Joel, der andere Abija. Sie waren Richter in Beerscheba.
Jetzt folgt der Kommentar zu den Söhnen Samuels – und er ist vernichtend. Es heißt: „Aber Samuels Söhne wandelten nicht in seinen Wegen, sondern gingen auf Gewinnaus und nahmen Geschenke und beugten das Recht.“
Schlimmer kann man es als Richter kaum machen, als das Recht zu beugen. Gerade das ist doch deine Aufgabe: das Recht aufrechtzuerhalten.
Jeder, der Kinder hat – ob Mama oder Papa –, weiß, wie schlimm es ist, wenn Kinder schlechte, schlimme Wege gehen, Abwege nehmen. Das ist Furchtbares. Vielleicht geht es dir so, vielleicht siehst du deine Kinder Entscheidungen treffen, die dir sehr weh tun.
Samuel hätte dich verstehen können, ihm ging es genauso. Und wenn wir ehrlich sind: Wenn Samuels Söhne heute leben würden, würden wir nicht wollen, dass sie in der Regierung sitzen, oder? Sie gehören dort nicht hin. Sie wollten sich bereichern und haben die einflussreiche Position ihres Vaters schamlos ausgenutzt.
Deswegen tagt jetzt sozusagen – heute würde man sagen – das Kabinett. In Vers 4 heißt es in 1. Samuel 8: „Da versammelten sich alle Ältesten von Israel und kamen zu Samuel nach Rama.“
Nun, Rama – für Bibelkenner – hat nichts mit Margarine zu tun. Es ist die Abkürzung für die Ortschaft Ramata'im. So wird sie uns in 1. Samuel 1, Vers 1 vorgestellt, wo der lange Name genannt wird. Ab da wird nur noch der Kurzname Rama verwendet.
Ganz grob liegt Rama zwischen Jerusalem und dem heutigen Tel Aviv. So ungefähr. Dort sind die Ältesten hingegangen, sie haben getagt.
In 1. Samuel 8, Vers 5 heißt es dann: „Und sie sprachen zu ihm“, also die Ältesten zu Samuel: „Siehe, du bist alt geworden.“ Ja, ehrlich, das sagt man heute auch, wenn man eine gute Beziehung hat, kann man das so sagen: „Du bist aber alt geworden.“
Sie fuhren fort: „Deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. Setze nun einen König über uns, der uns richten soll.“
Findest du es nachvollziehbar, dass die führenden Männer so entschieden? Solche Leute haben in der Judikative nichts verloren. Sie können keine Richter sein. Das sind doch keine Menschen, die über richtig und falsch entscheiden können, wenn sie das Recht beugen und bestechlich sind. Die können wir doch nicht brauchen. Die wollen wir nicht haben.
Nun, sie haben diese Entscheidung getroffen: „Die wollen wir nicht haben. Wir wollen einen König haben.“
Weißt du, wenn du und ich im Jetzt Entscheidungen treffen, dann haben wir doch gute Gründe dafür, oder? Wenn uns jemand darauf anspricht, zum Beispiel: „Du hast eine Entscheidung getroffen“, und sagt: „War das wirklich eine gute Entscheidung?“, dann antworten wir oft: „Doch, doch, der Grund war gut“, und nennen Gründe.
Heute möchte ich uns ein paar Hilfen mitgeben, damit wir bessere Entscheidungen treffen können. Eine dieser Hilfen ist, sich zu fragen: Stimmt das? Stimmt der Grund, den ich gerade für meine Entscheidung angebe, wirklich? Wenn ich zum Beispiel mit jemandem nichts mehr zu tun haben möchte und ihm aus dem Weg gehe – ist der Grund, den ich vorgebe, auch wirklich der wahre Grund?
Vielleicht sagst du: „Der hat mir wehgetan“, oder „Der hat schlecht über mich geredet“, oder „Der hat mich im Stich gelassen“. Wenn du dich in der Ehe zurückziehst, schweigst oder Abstand suchst, oder wenn du Geschwister in der Gemeinde meidest – hat das wirklich mit dem zu tun, was sie gemacht haben? Vielleicht denkst du: „Ja, die waren so und so“, oder „Wenn die nicht so gewesen wären, dann wäre ich auch anders.“ Das sagen wir dann oft: „So ist es ja klar. Was sonst? Wenn die anders gewesen wären, wären wir noch Freunde, könnten noch zusammenarbeiten, wären noch ein Team.“ Aber so ist es eben nicht.
Gottes Kommentar zu der Entscheidung der Ältesten des Volkes Israel lautet: „Nicht dich, Samuel, haben sie verworfen als Richter, sondern mich.“ Das heißt, was die Ältesten hier tun, nimmt Gott extrem persönlich. Er hört nämlich auf die zweite Hälfte dessen, was die Ältesten als Begründung sagen. Sie sagen: „Du bist alt geworden, deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen, setz einen König über uns, der uns richten soll.“ Und weißt du, was sie noch sagen? Das sollte uns aufhorchen lassen: „Setze einen König über uns, der uns richten soll nach der Weise aller Heidenvölker.“
Sie haben eine Entscheidung getroffen und wollten einen König haben – weißt du warum? Weil alle einen haben. Das ist eine sehr beliebte Begründung für viele unserer Entscheidungen. Auch meine Kinder lieben diese Begründung total: „Die haben doch auch, und das machen doch alle, und der darf das auch, und so wie die will ich auch sein.“ Die Ältesten des Volkes sagen: „Setzt einen König über uns, so wie alle Heidenvölker einen haben.“
Ich glaube und befürchte, dass wir – und ich schließe mich da mit ein – oft genau so unsere Entscheidungen treffen. Das Herz sagt zum Kopf: „Ich will das jetzt, ich will das jetzt.“ Und der Kopf soll dann einen Grund finden, warum wir es brauchen. Denn wenn wir etwas brauchen, ist es viel leichter zu argumentieren, als wenn wir es nur wollen, oder?
Ihr wollt einen König? Na ja, kann man noch darüber diskutieren, aber ihr braucht einen König, weil das andere System nicht funktioniert hat, weil die Söhne von Samuel so furchtbar sind. Na dann, okay. Sind wir nicht oft so? „Ich will das jetzt kaufen!“, „Ich habe da jetzt Lust drauf!“, „Ich möchte mit diesem Menschen nichts zu tun haben, der ist immer so kompliziert!“ Also beauftragt unser Herz unseren Verstand, sich irgendeine Erklärung auszudenken, warum wir das jetzt brauchen, warum es so sein muss.
Weißt du, ich brauche halt meine Ruhe, ich brauche Abstand, ich brauche Abwechslung. Kennst du diese Argumentation? Manchmal sagt man sie niemandem, aber man glaubt sie selbst.
Was hier passiert, ist etwas ganz Interessantes: Die Israeliten bringen als Grund für ihren Wunsch vor: „Du bist alt, deine Söhne sind Gauner.“ Hat das gestimmt? War Samuel alt? Ja, er war alt. Waren seine Söhne Gauner? Hatten sie das Recht verloren? Natürlich hatten sie das. Aber ist das ein zwingender Grund dafür, dass sie einen König brauchen? Eigentlich nicht.
Wenn wir genau hinschauen und hinhören, merken wir: Nein, es besteht kein direkter Zusammenhang, es muss nicht so sein. Genauso geht es uns auch. Wir argumentieren mit Dingen, die gar nicht unbedingt sein müssen, aber wir stellen es so dar, als müsste es so sein.
Bei Samuel war es sicher ein Grund, dass diese zwei Männer aus dem Amt entfernt wurden – ja, das schon. Das hat Samuel bestimmt so gesehen, so weh ihm das auch getan hat, weil es seine Söhne waren. Das hat Gott bestimmt auch so gesehen. Er macht das hier in seinem Kommentar deutlich.
Aber indem sie in dieser Situation einen König fordern, machen die Ältesten etwas deutlich: Sie wollen sein wie die anderen. So drücken sie es ja auch aus: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“ Wen meinen sie damit? Vielleicht die Söhne von Samuel. Aber Gott sagt: „Weißt du was? Eigentlich meinen sie mich.“
Gott nimmt diese Art von Entscheidung sehr persönlich. Sie wollen nicht, dass Gottes Prinzipien über sie gelten. Das hier sehen sie plötzlich als einen guten Anlass, um auszubrechen aus diesem, wie sie es vielleicht empfinden, viel zu eng geschnürten Korsett. Sie wollen auch so sein wie die Heidenvölker.
Ich glaube, dass viele unserer Entscheidungen nicht selten genau in diese Richtung gehen. Wir begründen für uns selbst, warum es so sein muss. Aber der Grund tief innen ist eigentlich, dass wir aus Gottes Prinzipien ausbrechen wollen, weil sie uns lästig sind.
Ein Beispiel: Jemand in deiner Familie ist vielleicht krank oder kann etwas nicht mehr so gut. Gerade ist Schneeschippen dran, oder es müssen Formulare ausgefüllt werden. Vielleicht kochst du für jemanden, passt auf die Kinder auf, machst Wäsche oder hilfst beim Homeschooling – egal was.
Du merkst, dass du helfen könntest, wirklich helfen könntest, aber du hast keine Lust dazu. Keine Lust, dich unter die anderen zu stellen und zu sagen: „Ich bin für dich da.“ Gibt es das – keine Lust zu helfen? Du hast keine Freude daran, dich einzubringen.
Dann sendet dein Herz ein Signal an dein Gehirn, an deinen Verstand. Und der denkt sich etwas aus, zum Beispiel: „Weißt du was, die schätzen meinen Besuch ja überhaupt nicht, also müssen die eben ohne mich auskommen.“ Ist das ein Grund? Ist das ein Argument? Hat das direkt etwas damit zu tun? Nein, hat es nicht. Das hat mit meinem Ego zu tun.
Aber das ist kein Argument, es nicht zu tun. Wenn ich in Gottes Reich unterwegs bin und sein Kind bin, dann ist das kein Grund für mich. Das hat nur mit Egoismus zu tun. Weil ich Anerkennung möchte, weil ich sage: „Wie du mir, so ich dir.“ Aber das ist nicht das Prinzip im Reich Gottes.
Im Reich Gottes gilt das Prinzip: „Wie Gott mir, so ich dir.“ Es ist eigentlich, als ob ich sagen würde: „Ich will leben nach der Weise der Heidenvölker.“ Ich bin zwar christlich, gehöre zum Volk Gottes, aber eigentlich wäre ich gern anders. Weil das anstrengend ist, einengend und weniger spaßig.
Ich glaube, das ist eines der größten Probleme immer wieder. Und wir sprechen es hier ja auch immer wieder an. Aber ich denke, es ist wichtig, dass wir uns daran erinnern: Wenn ich so lebe, wie Gott es gut findet, dann komme ich zu kurz. Dann darf ich mich nie ausruhen. Dann muss ich mich immer um andere kümmern.
Dann lande ich vor lauter Dienen irgendwann im Burnout. Dann bekomme ich einen Ehepartner, der wahrscheinlich gar nicht attraktiv ist. Und wenn ich ganz konsequent bin, dann lande ich irgendwann als Missionar im Busch, obwohl ich eine Sonnenallergie habe und Angst vor Schlangen.
Wenn ich da nicht drum herumkomme, dann muss ich wahrscheinlich trotzdem ständig irgendwelche Leute einladen, die ich nicht mag. Und Menschen helfen, die unbedankbar sind. Und meinen berechtigten Ärger runterschlucken.
Kennst du solche Gefühle, wo man manchmal fast Menschen ohne Gott beneidet? Weil die einfach mal ihren Ärger rauslassen dürfen, ohne gleich ein schlechtes Gewissen haben zu müssen?
Samuel gefällt es überhaupt nicht, was das Volk hier tut und was die Ältesten von sich geben. Interessanterweise merken wir an seiner Rede, dass es ihm dabei nicht um seine Söhne geht. Es steht nicht da, dass er es schlecht fand, dass seine Söhne abgelehnt wurden. Wahrscheinlich war es für ihn, so weh es ihm auch getan haben mag, gut nachvollziehbar.
In Vers 6 heißt es: „Dieses Wort missfiel Samuel, weil sie sagten: Gib uns einen König, der uns richten soll.“ Das gefällt Samuel nicht. Er weiß, dass zwar alle Welt, alle Heidenvölker um sie herum, einen König haben, aber das ist kein Argument für das Volk Gottes. Sie wollen so sein wie alle anderen.
Die entscheidende Frage ist doch: Ist das gut? Ist es göttlich? Als Volk Gottes muss es doch interessieren, ob es göttlich ist und ob es Gott entspricht. Was soll diese Frage bedeuten? „Ja, alle anderen machen das doch auch. Warum sollten wir das dann nicht machen?“ Samuel hat wohl den Eindruck, dass es nicht göttlich ist. Es missfällt ihm.
Was macht ein Mensch, der Gott liebt, wenn ihm etwas missfällt? Was tut man, wenn einem etwas missfällt? Es ist gut, es so zu machen, wie Samuel es tut: Er bespricht es mit seinem Vater im Himmel. Samuel betet zu dem Herrn. Am Ende von Vers 6 heißt es: „Samuel betete zu dem Herrn.“
An Gottes Reaktion sehen wir, dass Gott diese Entscheidung nicht einfach als freie Wahl des Volkes über das politische System der Zukunft betrachtet. In Vers 7 sagt Gott: „Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll.“
Als ich das gelesen und mich damit beschäftigt habe, fand ich es interessant, dass rund tausend Jahre später, nach diesem Ereignis, der Sohn Gottes in Jericho sein wird und eine Beispielgeschichte erzählt. Darin beschreibt er Bürger, die genau dasselbe über ihn denken und sagen: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“
Es geht immer um die Herrschaftsfrage. Es geht immer darum, wer auf dem Thron meines Lebens sitzt und wer das Sagen in meinem Leben hat. Wenn ich mich bei meinen Entscheidungen, auch den kleinen im Alltag, für das System der Welt entscheide – zum Beispiel: „Ich muss mich jetzt erst einmal um mich kümmern, das macht sonst ja keiner“ – wenn ich andere aus dem Blick verliere, wenn ich Entscheidungen treffe, die nur mein Wohl im Blick haben und mir andere egal werden, dann nimmt Gott das persönlich.
Wisst ihr, warum? Weil ich in dem Moment, in dem ich das tue – bei den kleinen Entscheidungen meines Alltags – Gott entmachte. Wer sich bei konkreten Entscheidungen des Alltags für Egoismus entscheidet, entmachtet Gott. Das klingt sehr krass, aber es ist so.
Wenn ich denke, ich wüsste besser, was für mich gut ist als Gott, dann ist das die Grundlage für falsche Entscheidungen in meinem Leben. Es bedeutet: Ich will nicht, dass dieser über mich herrscht, dass er mein König ist. Ich weiß es besser.
Solche Entscheidungen gibt es viele. Da gibt es die ganz großen, bei denen ich vielleicht einen anderen Menschen sehe, der äußerlich attraktiv ist. Ich schaue ihn an und sage: „Oh ja, den will ich haben“, oder „die will ich haben“. Das kann dir auch als Verheirateter passieren.
Oder es gibt eine Chance, an viel Geld zu kommen, viel Geld zu sparen oder eine Karrierechance. Dein Herz sagt dir: „Das will ich, den will ich, das ist so attraktiv.“ Dein Herz meint, das wird mich jetzt glücklich machen. Wenn ich in ihrer Nähe bin, dann fühle ich mich wohl. Und dann sagt das Herz zum Kopf: „Nun, jetzt denk dir was aus, warum ich das nicht nur will, sondern warum ich das brauche.“
Der Verstand sagt, wenn er nicht vom Geist Gottes geleitet ist: „Na klar, kein Problem, dafür bin ich doch da. Du brauchst das, weil dein Partner gar nicht zu schätzen weiß, was er an dir hat“, so zum Beispiel. „Du hast doch ein bisschen Bestätigung verdient, das hast du dir jetzt doch verdient. Du bist doch der, der immer nur gibt, jetzt ist doch Zeit, auch mal zu nehmen. Der andere, die anderen, die Gemeinde, die saugen dich alle nur aus.“
Noch gar nicht so lange her habe ich von einem christlichen Leiter gehört, der sich auf sittlichem Gebiet ziemlich daneben benommen hat – mit der Begründung: „Meine Aufgaben sind derart kräftezehrend, da brauche ich das halt.“ Aber er wäre da nicht reingetappt, wenn er sich gute Fragen gestellt hätte und sie ehrlich beantwortet hätte, bevor er seine falschen Entscheidungen getroffen hat. Nämlich nachzufragen: „Was ist der tatsächliche Grund für meine Entscheidung?“
Zu überlegen: „Ist der Grund, den ich jetzt gerade vorgebe, auch der tatsächliche Grund für meine Entscheidung? Ist es wirklich aufgrund der Basis getroffen, dass ich überzeugt bin, dass ‚Gott ist gut mit mir‘? Ist es so? Die göttlichen Prinzipien der Bibel, auch wie Reinheit und Treue – bin ich überzeugt, dass das das Beste für mich ist, weil es göttlich ist?“
Diese Fragen sollten wir uns stellen, nicht nur vor den ganz großen Entscheidungen, sondern auch bei den kleinen Entscheidungen. Warum schiebe ich das schon so lange vor mir her? Warum weigere ich mich, hier zu helfen? Warum trinke und esse ich eigentlich mehr, als ich mir immer vornehme? Warum lande ich immer wieder beim Zocken oder bei diesem sinnlosen Zeitvertreib, obwohl mir eigentlich die Zeit dafür zu schade ist?
Es ist nämlich so: Wer gute Fragen stellt, kann gute Entscheidungen treffen. Nicht jeder, der diese guten Fragen stellt, trifft dann auch zwangsläufig die richtigen Entscheidungen. Aber wer keine Fragen stellt, der kann eigentlich keine guten Entscheidungen treffen.
Es ist so wichtig, dass wir gute Fragen stellen, uns hinterfragen und ehrlich sind.
Nun, das ist keine Erkenntnis irgendeiner neuen Psychologie. Das lernen wir, wenn wir in die Bibel hineinschauen. Gott möchte uns schon von Adam und Eva an helfen, gute Entscheidungen zu treffen.
Er nimmt zum Beispiel Adam und Eva zur Seite und fragt sie: „Ihr Lieben, wo seid ihr denn? Mensch, wo bist du?“ Das ist eine Frage, die er stellt. Hätten sie sich vor ihrer Entscheidung nur gefragt, wo sie gerade stehen. Sind sie innerlich nah bei Gott oder weit weg?
Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du etwa gegessen? Warum hast du das getan? Das sind lauter Fragen, die Gott Adam und Eva stellt. Hätten sie sich diese Fragen nur gestellt, bevor sie das Obst vom Baum geholt haben.
Auch im Garten Eden wird deutlich: Es geht immer um die Frage, wer auf dem Thron sitzt. Glaube ich selbst besser zu wissen, was gut für mich ist? Oder glaube ich Gott, wenn er mir in seinem Wort sagt: Das ist richtig, das ist gut?
Zurück zu Israel, etwa im Jahrtausend vor Christus. Das Volk hat sich entschieden: „Wir wollen einen König, alle haben einen, wir brauchen auch einen.“ Ein Scheinargument war, dass die bösen Söhne von Samuel der Grund dafür seien. Außerdem schienen den Heidenvölkern, den Nachbarn, die Dinge irgendwie besser zu gehen. So wollten sie auch sein.
Wir entnehmen Gottes Reaktion, dass er ganz klar sagt: „Das zeigt, sie haben mich verworfen.“ Nun, wie wird Gott reagieren? Er macht an dieser Reaktion des Volkes deutlich, und sagt es so zu Samuel: „Sie verwerfen mich, das sehe ich ganz deutlich.“ Das ist eigentlich nur Ausdruck ihres Herzens. Er sieht diese Entscheidung als Ablehnung seiner Herrschaft, als geplante Entmachtung. „Sie haben mich verworfen, dass ich nicht König sein soll über sie.“
Was wird er tun? Nun, er tut das, was Eltern immer wieder auch mal tun. Versetze dich kurz in die Lage: Stell dir vor, du hättest Kinder, vielleicht hast du ja welche. Ich habe vier, das ist etwas Schönes. Aber stell dir vor, diese Kinder tun etwas, das dir zeigt, sie wollen meine Autorität nicht. Sie schlagen meinen Rat in den Wind.
Dein Kind sagt mit seiner Entscheidung: „Ich will nicht das, was du gesagt hast, weil ich nämlich nicht glaube, dass du es gut mit mir meinst.“ Stell dir vor, dein Kind trifft so eine Entscheidung, die dir deutlich macht: „Aha, das hält es von mir.“ Was tust du dann? Was kannst du tun, um dein Kind davon zu überzeugen, dass du es wirklich von Herzen gut meinst?
Wenn du deinem Kind sagst: „Mensch, greif nicht auf die Herdplatte, auch wenn sie so schön orange leuchtet. Iss nicht so viele Süßigkeiten. Geh nicht mit diesem Mädchen aus. Halt dich von diesen Jungs fern.“ Was tust du, um dein Kind zu überzeugen, dass du es wirklich gut meinst? Du gönnst ihm ja das Beste. Deswegen wünschst du dir, dass dein Kind deinen Ratschlag annimmt und berücksichtigt, wenn es um wichtige Entscheidungen des Lebens geht.
Nun, was würde Gott tun? Würde er jetzt mit Eisenbahnschienen zuschlagen, wenn er sieht, dass sein Volk sich gegen ihn entscheidet? Weißt du, was Gott getan hat? Er hat gesagt: „Okay, lass sie ihren Willen haben.“ Wie bitte? Lässt er sie ins offene Messer laufen? Ein bisschen schon, ein bisschen schon. Das tun Eltern manchmal. Manchmal ist das die letzte Möglichkeit, um dem Kind zu zeigen: „Ich gönne dir das Gute, ich meine es wirklich gut mit dir.“
Und was haben wir dann im Kopf, wenn wir die Zügel loslassen, sozusagen, wenn wir den Kindern sagen: „Okay, du darfst deinen Willen haben“, obwohl wir überzeugt sind, dass es nicht gut ist? Nun, wenn wir gute Eltern sind, dann tun wir das natürlich nur aus einem Grund: Wir hoffen, dass an diesem konkreten Fall das Kind lernt: „Mensch, ich habe jetzt meinen Willen durchgesetzt, aber ich merke in einer Stunde, in einem Tag, vielleicht in einem Monat, vielleicht in einem Jahr, vielleicht noch später, ich habe mich falsch entschieden. Meine Eltern wussten Bescheid, hätte ich doch nur…“ Das wünscht man sich ja dann als Eltern.
Deswegen kann es sein, dass man mal sagt: „Okay, dann mach das so.“ Genauso macht es Gott. In der ersten Hälfte von Vers 7, den ich vorhin nicht gelesen habe, sagt Gott zu Samuel: „Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir gesagt haben, denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll.“
Und dann sagt Gott noch etwas zu Samuel. Er erklärt ihm, wie sein eigenes Volk tickt, und sagt: „Wie sie es immer getan haben, also mich verworfen, von dem Tag an, als ich sie aus Ägypten heraufgeführt habe, bis zu dem Tag, an dem sie mich verlassen und anderen Göttern gedient haben, genau so tun sie es jetzt auch mit dir.“
Übrigens interessant: Er sagt immer, es geht um dich, Samuel. Von den Söhnen ist gar nicht die Rede. Er sagt: „Dich haben sie verworfen, genau so wie mich.“ So sagt Gott zu Samuel. Und er sagt ihm: Es war schon immer so. Schon seit Ägypten, als ich sie da herausgeführt habe.
Weißt du, woran mich das erinnert hat, als Gott hier so redet? Nun, es hat mich an die Zehn Gebote erinnert. Weißt du, wie die Zehn Gebote anfangen? Die Zehn Gebote im 2. Mose 20 beginnen nicht mit „Du sollst, du sollst, du sollst.“ Sondern in Vers 2 heißt es: „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus der Sklaverei, aus dem Haus der Knechtschaft herausgeführt habe.“
Jetzt habe ich kürzlich meinen Kindern erklärt, habe ihnen gesagt: Gott gibt seinem Volk Gebote. Und bevor die Gebote kommen, noch bevor das erste Gebot genannt ist, erklärt er ihnen: „Meine lieben Kinder, das, was jetzt kommt, was ich euch jetzt sage mit diesen Zehn Geboten, das sage ich euch als der, der euch in die Freiheit führt. Der bin ich.“
Genauso wie ich euch äußerlich befreit habe aus der Sklaverei in Ägypten. Wir haben vorher die Bilder gesehen, wie sich der Herr vorgestellt hat, wie sie da gelitten haben, die Israeliten in der Zeit der Sklaverei. Genau so, wie Gott sie da rausgezogen, rausgeführt hat mit starker Hand, genau so möchte er deutlich machen: Ich kann euch innerlich freimachen.
Und dann kommen die Zehn Gebote, um dem Menschen zu helfen, so kannst du innerlich frei werden. Du musst nicht versklavt sein an die Lüge, du musst nicht versklavt sein an die Habsucht, an den Neid, an deine Eifersucht, an deine Triebe, an dein Geltungsbedürfnis. Das alles kann mich extrem gefangen nehmen, das alles kann mich extrem unfrei und unglücklich machen.
Aber Gott will mich in die Freiheit führen. Gott will nicht, dass ich ein Sklave bin, sondern dass ich ein Königskind bin von der Stellung her. Er will mich in die Freiheit führen. Er sagt hier zu Samuel: „Samuel, in meinen Worten: Ich versuche das Volk schon die ganze Zeit beizubringen, dass ich der wahre Gott bin, der das Beste für sie möchte.“
Aber sie basteln sich ihren Götzen und sagen dann nur: „Dieser Metallhaufen, der hat mich in die Freiheit geführt. Diese Versicherung, die kann meine Seele zur Ruhe bringen. Dieser Arzt, diese Therapie kann mir echte Heilung bringen.“ Ich übertrage es für uns heute: Es war schon immer so.
Und jetzt? Sagt Gott: „Lass sie, so sehr es ihm wehtut, lass ihnen ihren Willen.“ Wörtlich in Vers 9: „So höre nun auf ihre Stimme, doch verwarne sie ausdrücklich und verkündige ihnen das Recht des Königs, der über sie herrschen wird.“ Also zeig ihnen jetzt schon klar die Folgen ihrer Entscheidung auf.
Warum ist das so wichtig? Wenn Gott doch weiß, sie würden sich dadurch nicht umstimmen lassen, weiß Gott ja schon. Gott ist ja nicht in diese Argumentation eingestiegen mit dem Gedanken: „Na ja, vielleicht kriege ich sie noch überzeugt, wenn ich ihnen das jetzt so deutlich sage, dann werden sie sagen: Ach so, Gott tut uns leid.“ Natürlich wusste Gott, sie würden sich nicht umstimmen lassen.
Und trotzdem sagt Gott: Zeig ihnen klar die Folgen ihrer Entscheidung auf. Warum? Damit sie sich eines Tages daran erinnern, so wie Eltern das tun, dass wenn die Folgen eintreten, wenn der König über sie herrscht, wenn er in der Art und Weise herrscht, wie es ihnen dann angekündigt wird, dass sie sich erinnern und sagen: „Mensch, damals schon hätten wir doch auf Gott gehört, hätten wir auf die Propheten gehört, hätten wir auf die Geschwister gehört, die uns aus dem Wort Rat gegeben haben, die uns gezeigt haben, wie göttliche Prinzipien in meiner Situation anwendbar sind. Hätte ich bessere Entscheidungen getroffen, hätte ich doch…“
Doch ich merke: Gott meint es ja echt gut mit mir, hat er immer schon. Und ich habe gedacht, er gönnt es mir nicht. Das nächste Mal, wenn die Entscheidung ansteht, möchte ich gelernt haben: Gott meint es gut mit mir. Ich möchte mich selbst hinterfragen, überlegen: Stimmt das? Ist das der echte Grund, den ich hier gerade vorgebe? Ich möchte lernen aus dem Bewusstsein: Gott meint es gut mit mir. Seine Gebote sind gut für mich, seine Prinzipien sind gut, sein Wesen – Treue, Barmherzigkeit, Liebe, Vergebungsbereitschaft – ist gut für mich. Ich sollte so sein und deswegen die Entscheidung so treffen.
Und das ist vielleicht auch noch ein wichtiger Punkt, den wir lernen sollten: Wenn es um Entscheidungen geht, sollten wir uns überlegen, welche Folgen diese Entscheidungen haben.
Bestimmt, wenn ich jetzt jeden einzelnen hier fragen würde: „Was hast du schon für schlechte Entscheidungen getroffen?“, dann fällt dir vielleicht nicht gleich etwas ein. Manchen fällt sofort etwas ein, manchen vielleicht erst nach ein bisschen Nachdenken. Aber ich denke, jedem würden Dinge einfallen, bei denen er sagt: „Ich habe mich schlecht entschieden.“
In der Situation war es oft logisch. Man hat gesagt: „Natürlich, so klar, so muss ich mich entscheiden.“ Man hatte seine Gründe, seine Emotionen. Aber aus der Vogelperspektive muss man sagen: Es war eine schlechte Entscheidung.
Erinnern wir uns daran. Machen wir uns bewusst, welche Folgen negative Entscheidungen haben und was sie mit sich bringen. Das versucht Gott hier deutlich zu machen und in die Wege zu leiten, indem er den Auftrag gibt: „Erinnere sie daran, was das für Folgen hat.“ Selbst wenn sie sich in dem Moment gar nicht umstimmen lassen.
Wisst ihr, bei dem Fall, den ich euch vorhin erzählt habe – der geistliche Leiter, der sich unsittlich verhalten hat – der hat ein großes Werk aufgebaut. Zig Mitarbeiter waren beschäftigt, das Werk trug sogar seinen Namen. Es war ein sehr segensreicher Dienst, und auf der ganzen Welt sind Menschen durch dieses Werk umhergereist und haben Vorträge gehalten.
Erst kurz nach seinem Tod ist wirklich herausgekommen, wie er sich zu Lebzeiten unmoralisch verhalten hat. Und wisst ihr, die Nachwelt steht vor einem Trümmerhaufen. Wenn man sich das anschaut, da kommen einem eigentlich die Tränen.
Die Vortragsredner seines Werkes werden überall ausgeladen. Niemand will mit so einem Verhalten assoziiert werden. Seine Familie ist am Boden zerstört. Ihr Bild von einem liebevollen, gütigen Vater hat einen ganz, ganz krassen, extremen Schandfleck bekommen. Sie werden immer, für immer damit leben müssen. Keiner kann das jemals mehr wegwischen.
Man überlegt, ob man das Werk umbenennen soll, weil dieser Name als Synonym für diese Art von Unmoral, für Heuchelei und Täuschung geworden ist.
Bitte, ich möchte mich auf keinen Fall über einen solchen Menschen stellen. Das Potenzial zu so etwas schlummert in mir und in jedem von uns. Aber an solchen Beispielen können wir lernen: Da führt es hin.
Da können unsere kleinen Entscheidungen, die damit anfangen, dass ich mir einen Blick gestatte – ohne es bewusst oder absichtlich zu machen –, hinführen. Ich lasse es zu und habe mich entschieden, einen ersten Schritt in eine Richtung zu gehen, die mich kaputt macht, die Richtung Zerstörung, weg von Gott.
Bestimmt war die erste Entscheidung in diese Richtung keine große. Aber sie steuerte auf ein fatales Ende zu und zog diesen Menschen in einen Strudel hinein. So wie jede kleine falsche Entscheidung das Potenzial hat, uns in einen zerstörerischen Strudel zu ziehen.
Und wenn es nur ist, dass ich anfange zu argumentieren: „Ja, aber ich habe das doch verdient, das muss ich mir doch jetzt gönnen, ich brauche das doch jetzt.“ So fängt es an.
Wir brauchen einen König. Und Gott sagt: „Okay, in dem Moment habt ihr mich entmachtet. Du willst also selber auf dem Thron deines Lebens sitzen? Gut, gut. Wenn du meine Warnung in den Wind schlägst, weil du denkst, dass ich es nicht gut meine mit dir, dann mach das. Mach jetzt das, wofür du dich entschieden hast.“
Aber ich sage dir, wo das hinführt, wo diese Entscheidung endet. Damit du merkst, wenn es eintrifft: Das wollte ich dir eigentlich ersparen.
Nun, Gott weiß, dass unser Leben zu kurz ist, um alle Fehler selbst zu machen. Deswegen nimmt er uns sehr liebevoll an die Hand. Deshalb zeigt er uns im Leben heute, wenn wir uns umschauen, Personen, die sich schlecht entschieden haben, und Menschen, die gute Entscheidungen getroffen haben.
Daran können wir lernen. Deshalb hat er uns sein Wort gegeben, in dem er schonungslos ehrlich die Biografien von Menschen aufdeckt, die sich schlecht verhalten und schlecht entschieden haben. Er zeigt uns: „Schau her, da hat er sich so entschieden, und so ist es rausgekommen.“
Entscheide dich: Willst du auch so enden? So können wir daraus lernen und im Leben weniger bereuen.
Und das sind die Punkte von heute Morgen, die uns eine echte Hilfe sein können.
Erstens: Stelle gute Fragen. Das war mir heute wichtig deutlich zu machen, denn gute Fragen zu stellen ist die Grundlage dafür, dass wir gute Entscheidungen treffen können.
Eine dieser guten Fragen ist zweitens: Warum tue ich das tatsächlich? Was ist der tatsächliche Grund dahinter? Ist es wirklich der Grund, den ich angebe? Sind es die schlimmen anderen? Ist das wirklich die zwingende Konsequenz für mein Handeln als Kind Gottes?
Ist mein Verhalten doch nicht abhängig davon, wie andere zu mir sind? Nein, ist es nicht. Das ist kein Argument, sage ich immer wieder zu meinen Kindern. Ich weiß noch nicht, ob sie das so richtig verstehen, aber ich sage es ihnen oft: „Der hat auch ...“ – das ist kein Argument. Ganz häufig kommt dieses „Der hat auch ...“.
Seien wir ehrlich zu uns selbst: Ist das wirklich der Grund dafür, dass ich mich so entscheide? Oder ist es nur so, dass meine verdorbene Natur, mein Herz, das trügerisch und tückisch ist, Signale an den Kopf geschickt hat? Signale, die sagen: Denk dir mal was Vernünftiges aus, warum ich das jetzt brauche, warum das jetzt sein muss, warum ich gar nicht anders kann.
Deswegen ist es so wichtig, dass wir auch unseren Verstand immer wieder ganz bewusst unter die Leitung des Heiligen Geistes geben. Dass Gott ihn prägen kann und der Verstand sagen kann: Stopp! Vom Heiligen Geist geleitet, musst du das nicht tun. Du bist nicht wie alle heidnischen Völker, du bist Kind Gottes. Für dich gelten ganz andere Prinzipien – nicht „wie du mir, so ich dir“, sondern „wie Gott mir, so ich dir“.
Drittens, was wir heute Morgen gelernt haben oder lernen können: Uns bewusst zu machen, dass Gott es wirklich gut mit uns meint. Uns zu fragen: Treffe ich die Entscheidung, bei der ich gerade bin, im Bewusstsein, dass Gott und sein Wesen und seine Prinzipien das Beste sind, was mir und den Menschen in meinem Umfeld passieren kann?
Ist mir das bewusst? Bin ich davon überzeugt, dass das das Beste ist?
Und dann der vierte Punkt: Dass wir lernen. Dass wir lernen auch von den schlechten Entscheidungen anderer und auch im Rückblick von unseren eigenen falschen, schlechten Entscheidungen. Wir lernen, indem wir darüber nachdenken, uns Zeit nehmen und reflektieren: Was waren schlechte Entscheidungen in meinem Leben?
Vielleicht hast du gerade ein bisschen Zeit, zum Beispiel durch Corona. Dann nutze diese Zeit, um zu überlegen: Was waren schlechte Entscheidungen bei mir? Vielleicht mal aufschreiben, warum ich mich damals falsch entschieden habe. Was kann ich für meine zukünftigen Entscheidungen daraus lernen?
So hat es Gott mit seinem Volk versucht, indem er ihnen ihren Willen gelassen hat, in der Hoffnung, dass sie sich erinnern, wenn es so weit ist: „Ah, Gott hat mir das schon vorausgesagt. Wie dumm war es, ihn nicht als König haben zu wollen.“
Das Leben ist zu kurz, um alle Fehler selbst zu machen. Deswegen ist es auch immer wieder gut, in das Leben anderer hineinzuschauen – sowohl in die positiven als auch in die negativen Seiten.
Und darum wird es in meiner nächsten Predigt um Saul gehen. Hier haben wir den Boden bereitet. Saul war ja dann der König der Wahl, sozusagen der erste König von Israel. Von ihm können wir vieles lernen.
Vielleicht fällt uns zunächst nur Negatives ein, aber wir können auch sehr positive Dinge von ihm lernen. Und darum wird es das nächste Mal gehen.
Eins dürfen wir wissen: Gott lässt uns mit unseren Entscheidungen nicht alleine. Er leitet uns durch seinen Heiligen Geist. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns immer wieder ganz bewusst an ihn wenden und uns im Gebet ihm unterstellen.
Er möchte uns führen, erinnert uns an sein Wort und an seine Prinzipien – an das, was wirklich gut ist. Vielleicht erinnert er dich an die Hilfen von heute Morgen: Es ist wichtig, gute Fragen zu stellen, auch wenn sie manchmal unbequem sind.
Ich frage mich: Bin ich wirklich ehrlich zu mir selbst? Erlaube ich mir, Gründe zu erfinden, die gar nicht die echten sind? Lasse ich Dinge gelten, die für mich als Kind Gottes kein Argument sein dürfen? Ich frage mich: Treffe ich diese Entscheidungen wirklich, weil ich überzeugt bin, dass Gott gut ist und es gut mit mir meint?
Letztendlich hilft es, mich an Entscheidungen in meinem Leben oder im Leben anderer zu erinnern und mir bewusst zu machen, wohin sie führen, wenn ich mich so entscheide. Gott freut sich über jede unserer bewussten Entscheidungen für ihn, wenn wir überzeugt sind, dass er gut ist.
Warum? Weil wir aufgrund unserer Entscheidungen sind, wer wir sind. Wenn wir unsere Entscheidungen bewusst treffen, im Bewusstsein, dass Gott es gut mit uns meint, dann sind es diese Entscheidungen, die von Gott geführt und geleitet werden und uns Jesus ähnlicher machen. Und das wollen wir doch alle, oder? Das wünsche ich mir sehr. Amen.
Ich möchte euch noch bitten, aufzustehen, und ich bete mit uns:
Lieber Heiland, wir treffen jeden Tag so viele Entscheidungen. Die meisten davon nehmen wir gar nicht bewusst als Entscheidungen wahr. Trotzdem sind manche falsch, weil wir uns angewöhnt haben, falsche Entscheidungen zu treffen.
Heiland, wir wollen uns damit nicht abfinden. Wir wollen unser Leben nicht einfach laufen lassen, sondern es bewusst leben. Bewusst zu leben bedeutet für uns als Kinder Gottes, uns dir immer wieder neu zu unterstellen. Dir zu sagen: Heiland, übernimm du das Steuer, sei du der König, der das Sagen hat, dem wir uns unterstellen.
Denn Heiland, wenn wir dich anschauen und sehen, was du für uns hast, wird uns bewusst: Es gibt nichts Besseres. Egal, wie es sich im Moment anfühlt, egal, wie wir mit unseren begrenzten Augen nur wenige Zentimeter weit sehen können – Heiland, du hast den Überblick und den Plan für unser ganzes Leben.
Deshalb wollen wir dir nachfolgen. Heiland, deck du uns auf, wo wir es haben einreißen lassen, wo wir unsere Zeit verschleudern, wo wir Dinge entscheiden, die nicht gut sind – nur aus Egoismus, Neid oder Eifersucht, weil wir auf andere schauen und sagen: „Die können das auch, ich will auch so sein.“
Heiland, deck du uns das schonungslos auf. Lass uns vielleicht auch erschrecken darüber, damit wir an dem Punkt ankommen, uns immer wieder ganz bewusst dir mit Haut und Haaren zu übergeben.
Heiland, wir wollen dir nachfolgen und danken dir, dass du gut bist und es gut mit uns meinst. Segne uns und lass dein Angesicht über uns leuchten, damit unser Weg hell wird und du der König in unserem Leben sein kannst.
Danke, dass du mit uns gehst. Amen.