Herzlich willkommen zum Podcast der EFA Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Einen Sieg im Glaubensleben zu erringen, das ist eine Sache. Etwas anderes ist es jedoch, über einen langen Zeitraum hinweg dem Herrn Jesus treu zu bleiben und siegreich zu leben.
In diesem Podcast betrachten wir Ermutigungen, aber auch Stolpersteine auf dem Weg mit Jesus – auf dem langen Weg mit Jesus.
Ja, Jörg, wie kann man denn siegreich leben und ausdauernd im Glauben unterwegs sein? Du hast dich mit dem Buch Josua beschäftigt und einige praktische Glaubenserfahrungen daraus abgeleitet. Darüber reden wir ja jetzt.
Genau, wir sind jetzt im dritten Teil, Kapitel 13 bis 24, und schließen damit auch diese Miniserie ab. Josua ist ja ein Buch über das siegreiche Glaubensleben. Kapitel 13 markiert nun einen Einschnitt. Am Anfang haben wir zwei große Schlachten gesehen, im Detail dann noch zwei Feldzüge. Das alles geschah bis Kapitel 12.
Jetzt, in Kapitel 13, gibt es eine Zwischenbilanz. Das restliche Land, das noch nicht eingenommen wurde, wird verteilt. Die Stämme wurden jetzt zusammengezogen, und es gibt eine Wiederholung dessen, was schon früher im Fünften Buch Mose geschrieben war. Danach folgen neue Informationen: Die verbleibenden Stämme bekommen das Land per Losverfahren zugeteilt. Dieses Land war teilweise schon erobert, aber noch nicht vollständig.
Man muss sich das so vorstellen: Beim Lesen wirkt es manchmal etwas verwirrend. Es heißt, alles sei erobert, zum Beispiel wurde ein König einer Stadt besiegt. Doch dieser zog sich später zurück in seine Stadt. Der König war zwar besiegt, aber die Stadt war noch nicht eingenommen. Im Text steht das richtig, aber manchmal liest man so, als sei alles erledigt. Dann merkt man, dass trotzdem noch viel zu tun ist.
Es gibt also noch viel Land einzunehmen. So beginnt Kapitel 13, wo Gott das zu Josua sagt. Wenn man genau liest, etwa die ganzen Städtelisten durchgeht – was nicht jedermanns Sache ist –, erkennt man, dass es Städte gab, die zwar erobert wurden, später aber nicht mehr in israelischer Hand waren.
Das war dann ein kurzfristiges Einnehmen. Das Volk Israel war nicht stark genug, und zog sich wieder in sein Stammgebiet zurück. Dann kamen die Kanaaniter zurück. So ist es manchmal auch in unserem Glaubensleben: Wir erringen einen punktuellen Sieg, fallen aber später wieder. Dann nimmt der Feind, die Sünde oder Satan das Gebiet, das wir schon erobert hatten, wieder ein.
Das ist ein sehr guter Vergleich. Dinge, die ich schon unter den Füßen hatte, werden plötzlich wieder zum Thema in meinem Leben. Ja, das kann durchaus passieren, und das habe ich hier auch ein bisschen für mich mitgenommen.
Das Spannende ist, dass dieses Land per Los verteilt wurde – durch Eleazar, den Priester (Kapitel 14, Vers 1). Jeder Stamm erhielt so seinen eigenen Bereich. Das ist im Glaubensleben ähnlich: Wir haben verschiedene Gaben, die Gott uns zuteilt. Der eine hat dies, der andere das, und auch im Ausmaß unterschiedlich. So wie ein Stamm ein größeres Gebiet bekommt und ein anderer ein kleineres, teilt Gott auch unsere Gaben zu.
Für mich stellt sich die Frage: Wie kann ich ausdauernd leben? Indem ich wirklich das annehme, was Gott mir zuteilt. Ich schaue nicht neidisch auf das Gebiet des anderen, das vielleicht am Meer liegt und viel schöner ist. Ich habe eben die Gebirgsregion mit ihren Grenzen. Wichtig ist, dass ich sehe, was Gott für mich vorbereitet hat.
Epheser 2,10 ist für mich ein besonders spannender Vers: Dort heißt es, dass wir Gottes Schöpfung sind, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen. Gott hat also schon Werke für uns vorbereitet. Wir sollen erkennen, wer wir sind, was Gott in uns hineingelegt hat und welche Möglichkeiten er uns eröffnet. Diese Möglichkeiten sollen wir dann wahrnehmen und mit voller Kraft nutzen – so wie die Städte in deinem eigenen Gebiet, den Omern.
Es geht nicht darum, ständig auf die anderen zu schauen und zu denken: „Die sind viel besser und begabter“, oder „Der Stamm hat Jerusalem und ich nur eine kleine Stadt mit Ödland“. Gott hat jedem sein Gebiet einzeln zugeteilt. Ebenso hat er jedem seine Gaben gegeben und Werke nach Epheser 2 vorbereitet.
Entscheidend ist nicht, links und rechts zu schauen, sondern dass jeder sein Erbteil bekommt. Ich springe hier zwischen verschiedenen Beispielen hin und her, aber es geht darum, das, was ich bekommen habe, auch wirklich zu erobern und nicht brachliegen zu lassen. Das Land wurde ja zugeteilt. Wenn du in deinem zugeteilten Land bist, aber nicht auch die Dörfer eroberst, die es dort gibt, wirst du sie nicht besitzen.
Ein Beispiel ist der Stamm Dan, der die Gegend um Aschkelon, Aschdort und Gaza bekam – ein Gebiet, das bis heute nicht vollständig erobert wurde. Dort waren die Philister, und Dan schaffte es nicht, das Land einzunehmen. Stattdessen zog er nach Norden, in ein Gebiet, das nicht sein ursprüngliches Los war.
Manasse hingegen bekam einen sehr großen Anteil. Es steht im Kapitel 17, Vers 1, dass Manasse ein Kriegsmann war. Er erhielt die Golanhöhen im Norden, eine Gegend, in der heute noch Panzer fahren, Gegner präsent sind und Raketen die Ernte vernichten können. Das ist kein leichtes Gebiet zum Leben. Aber Manasse war ein Kriegsmann, und Gott hat das passend zu ihm zugeteilt.
Benjamin war ein kleiner Stamm und erhielt nach Josua 18, Vers 16 ein kleines Gebiet. Das heißt aber nicht, dass es unbedeutend war, denn Benjamin bekam auch Jerusalem. Jerusalem war zwischen dem Stamm Juda und Benjamin geteilt. Wenn man die Grenzen genau anschaut, sind sie mit Tälern und anderen Details beschrieben. Benjamin erhielt sogar den Tempelbezirk, obwohl er ein kleiner Stamm war.
Wir können also sagen: Auch wenn ich klein und unbedeutend erscheine, gibt Gott mir vielleicht den Tempelbezirk. Er geht ganz unterschiedlich mit den Stämmen um. Juda war groß, und Simeon ist ein interessantes Beispiel (Kapitel 19, Vers 9). Simeon erhielt einen Anteil im Gebiet von Juda, weil Juda zu groß war. Das war übrigens schon von Jakob vorhergesagt, weil Simeon bei ihm unsicher war und Leute getötet hatte. Daher sagte Jakob, dass Simeon kein eigenes Erbteil bekommen würde. So wurde Simeon im Gebiet von Juda untergebracht.
Gott sorgt also dafür, dass wir unser Erbteil haben und es auch erobern. Dabei geht es nicht nur darum, eine Stadt zu besitzen und dann zufrieden zu sein. Das Land wird uns zugeteilt, wie du gesagt hast, und aus dem Epheserbrief wissen wir, dass wir ein Erbteil haben.
Manchmal vergleicht man sich mit anderen, das ist normal. Aber es ist wichtig, den Blick dafür zu haben, dankbar zu sein für das, was Gott mir gegeben hat. Wenn ich das Land oder die Gaben eines großen Stammes wie Manasse hätte, könnten sie mich auch überfordern. Das ist eine gute Anwendung für unser Leben.
Ja, was bedeutet das aber für den Einzelnen? Es klingt immer so großartig, wenn vom Stamm die Rede ist. Der Stamm besteht natürlich aus vielen Menschen. Doch wie sieht es für den einzelnen Juden aus? Was hat das für ihn bedeutet? Und wie lässt sich das auf unser Leben übertragen?
Für den normalen Juden um die Ecke – oder anders gesagt, für den gewöhnlichen Menschen – ist das nicht so ausführlich beschrieben. Was wir haben, ist die Geschichte von Kaleb. Er war zwar eine besondere Person, aber von ihm gibt es einen sehr detaillierten Bericht. Kaleb war einer von nur zwei Männern, zusammen mit Josua, die die über zwanzigjährige Wüstenwanderung erlebt und überlebt haben. Das lag daran, dass er im Glauben gewandelt ist.
Das ist spannend: Er war 38 Jahre alt, als die Wüstenwanderung begann, und verbrachte 40 Jahre in der Wüste. Danach lebte er noch sieben Jahre im Land Kanaan. Im Buch Josua kann man das nachlesen. Insgesamt war er also 85 Jahre alt und hielt immer noch an dem fest, was er damals wollte. Er sagte: „Ich will dieses Land erobern.“ Obwohl er schon älter war, hatte er immer noch denselben Glauben. Die ganzen Jahre über hielt er daran fest, obwohl er 40 Jahre lang durch die Wüste ziehen musste – nur weil die anderen ungehorsam waren.
Das finde ich schon bitter: Wenn du nur wegen der anderen eingeschränkt bist und dein Potenzial nicht ausleben kannst, obwohl du es hättest tun können. Manchmal ist es so, dass man in einer Familie aufwächst, die einen beschränkt – sei es durch Süchte, Kriminalität oder andere Probleme. Da kann man sich nicht so entfalten, wie es eigentlich möglich wäre. So war es auch bei Kaleb. Doch er hielt im Glauben fest und sagte später: „Ich will Hebron erobern.“
Hebron ist natürlich ein geschichtsträchtiger Ort, weil dort Abraham begraben ist. Außerdem wurde dort der Bund bestätigt. Im Land Kanaan war Hebron nach Sichem der zweite Altar von Abraham. Aber es war ein gefährlicher Ort. Die drei Söhne Enaks lebten dort, wie man in Josua 15 nachlesen kann. Diese Söhne waren Riesen, also ziemlich große Menschen. Archäologische Funde bestätigen, dass es in der Gegend tatsächlich große Menschen gab.
Unsere „Riesen“ sind vielleicht Ungeduld, Unglaube, Lieblosigkeit oder andere Schwierigkeiten. Es war also nicht einfach, das Land einzunehmen. Doch Kaleb blieb die ganze Zeit dran. In 4. Mose 13 heißt es, dass in ihm ein anderer Geist war – und das war über vierzig Jahre später immer noch so. Selbst im Alter hatte er diesen Geist und wollte nun sein Erbteil einnehmen.
Er fragte Josua um Erlaubnis, der ihm das übertrug. Kaleb stand eine Ebene unter Josua, obwohl beide den gleichen Glauben hatten. Josua war der Führer, wie man in Josua 14 lesen kann. Kaleb konnte sich also einordnen und unterordnen – was für manche Menschen eine große Herausforderung ist. Er kannte das, hielt aber trotzdem im Glauben fest und nahm schließlich sein Land ein.
Das ist auf persönlicher Ebene eine Geschichte, die uns erzählt wird: die Geschichte von Kaleb.
Genau. Aber wenn wir von Kaleb jetzt zu uns kommen: Welche Herausforderungen stellen sich für uns, wenn wir ernsthaft als Christen leben wollen? Was hast du aus dem Buch Josua mitgenommen?
Wenn ich mir die Kapitel ab Kapitel 13 anschaue, dann gibt es ein Thema, das immer wiederkehrt. Kapitel 13, Vers 1 fängt gleich damit an: "Als nun Josua alt und wohlbetagt war, sprach der Herr zu ihm: Du bist alt und wohlbetagt geworden." Das habe ich euch letztes Mal im Leitungskreis vorgelesen. Wenn Gott zu einem sagt, "du bist alt geworden" – ich habe so gelacht, als ich das gelesen habe. Das ist mein Lieblingsvers in letzter Zeit.
Weiter sagt Gott: "Du bist alt und wohlbetagt geworden, doch es bleibt noch sehr viel Land einzunehmen." Sie hatten schon unheimliche Siege errungen. Sie hatten 31 Könige besiegt, wie man davor schon gelesen hat. Diese wurden alle aufgezählt. Man kann das alles im Buch nachlesen. Große Strecken, vor allem im Zentralland oder im Süden, waren erobert, im Norden etwas weniger.
Ich habe einen tollen Bibelatlas, in dem ich einen Feldzug gesehen habe. Dort sieht man, wer sich als Gegner formiert hat. Das waren meistens die Randgebiete, die noch nicht erobert waren. Die anderen Gebiete waren schon erobert, auch wenn das im Text nicht so direkt steht. Auf der Karte sieht man es aber deutlich. Ich habe mir alle Orte angeschaut und festgestellt: Alle Nachbarn, die noch nicht erobert worden sind, haben sich gegen Israel verbündet.
So ist es auch im Glaubensleben: Aus verschiedenen Gründen nehmen wir manchmal unser Land nicht ein. Und das rächt sich irgendwann. Es fängt klein an. Man sagt vielleicht auch: "Das ist nicht so wichtig." Oder man meint, "das ist kein Hochmut, ich bin nur ehrgeizig und will vorwärtskommen." Oder: "Ich bin nicht geizig, sondern nur bewusst im Umgang mit Geld." Aber mit der Zeit wird das Problem immer größer und ernster. Irgendwann wird man zum Knecht dieser Sünde, auch wenn sie am Anfang klein war.
Ich habe immer eine Illustration, die ich nie gezeigt habe, mit Toilettenpapier. Man kann sich das Toilettenpapier einmal um die Hände wickeln und es sofort aufreißen. Aber wenn man eine ganze Rolle darum macht, kommt man nicht mehr heraus. So ist die Sünde. Am Anfang denkt man: "Ach, das ist doch nur ein bisschen glatt, das macht doch gar nichts." Aber wenn sich die Sünde Lager um Lager aufbaut, kommt man nicht mehr frei.
Oft schleicht sich die Sünde ganz langsam an. Die Menschen nehmen sie nicht ernst. Zum Beispiel in Kapitel 21 heißt es: "Und ich denke, ich weiß nicht von wem, Josua ließ keinen Anakiter übrig im Land der Söhne Israels, außer in Gaza, in Gat und Aschdod. Dort blieb ein Rest übrig." Dieses Land wurde eben nicht vollständig eingenommen.
Der Stamm Dan konnte das Gebiet am Ende nicht übernehmen, weil es nicht eingenommen wurde. Es gibt noch weitere Beispiele. Sie haben es gemacht, außer – irgendwann wird aus dem "Sie können nicht" ein "Sie tun es nicht". In Kapitel 13, Vers 13 steht zum Beispiel: "Die Söhne Israels aber vertrieben die Gescheriter und Machachiter nicht, sondern Gescher und Machat blieben wohnen unter den Söhnen Israels bis zu diesem Tag." Aber sie haben es nicht getan.
Irgendwann wird aus diesem "Nicht vertreiben" ein "Nicht mehr können". Das fand ich auch spannend. Das steht zum Beispiel in Kapitel 15, Vers 63: "Die Söhne Judas aber konnten die Jebusiter, die in Jerusalem wohnen, nicht vertreiben." Aus einem Rest, der übrig blieb, wird ein bleibender Zustand.
Es ist ein Kampf. Wenn du der Sünde den kleinen Finger reichst, hast du hinterher eine Handvoll Probleme. Erst ist es nur der kleine Finger, aber die Probleme werden dann eine Handvoll, die folgen. So lesen wir das in den ganzen Kapiteln: Es gab eine gewisse Nachlässigkeit.
Josua ermahnt sie auch im Kapitel 18 und sagt zu ihnen: "Wie lange seid ihr so lässig, dass ihr nicht hingeht, um das Land einzunehmen, das euch der Herr, der Gott eurer Väter, gegeben hat?" Er sagt klar: Eigentlich könntet ihr das Land bezwingen. Denn vorher hat er gesagt, keiner kann euch widerstehen.
Das finde ich spannend. Da ist eine gewisse Spannung drin. Ich merke schon, du sagst noch nichts, aber mir geht es ähnlich. Einerseits haben wir die Verheißung, und eigentlich müsste das alles funktionieren. Aus Erfahrung wissen wir aber, dass es nicht so einfach ist. Diese Spannung findest du auch im Buch Josua: tolle Siege, aber eben auch ein "Nicht" und teilweise ein "Nicht mehr können".
Das Schlimme ist, was daraus folgt. Denn die Probleme, die hier anfangen, brechen im Richterbuch richtig aus. Dort herrscht Chaos, weil die Aufgabe nicht richtig erfüllt wurde.
Ich habe schon bei manchen Menschen im Leben gesehen, und bei mir ist es auch so: Dinge fangen klein an. Lass mal zehn, zwanzig Jahre ins Land gehen, dann sind daraus riesige Probleme geworden, die niemand mehr bewältigen kann. Dann muss man zum Spezialisten, und selbst die schaffen es nicht mehr.
Man würde auf jeden Fall sagen: Sei nicht nachlässig der Sünde gegenüber. Du musst nach wie vor sehr vorsichtig beziehungsweise aufmerksam sein, weil Sünde gefährlich ist.
Christsein ist eine Ausdauersache. Es ist kein kurzer Sprint. Es ist toll, wenn du eine Konferenz hast, bei der du vom Herrn erfüllt wirst, die Kraft des Geistes erlebst oder eine tolle Freizeit hast. Auch ein super Erlebnis im Gottesdienst zu Hause oder abends unter der Woche sind gute Momente – solche Bergerlebnisse.
Aber auch die Jünger sind nach dem Berg der Verklärung wieder ins Tal gegangen und haben gleich danach versagt. Es geht darum, Ausdauer zu haben, das ernst zu nehmen und nicht lässig zu werden.
Im Hebräerbrief, der viele Bezüge auf solche Glaubenshelden und Ereignisse nimmt, heißt es in Kapitel 12: "Darum richtet wieder auf die schlaff gewordenen Hände und die erlahmten Knie und macht gerade Bahn für eure Füße." Die sind richtig schlaff geworden, einfach nicht mehr trainiert, haben keinen Sport mehr gemacht.
Stämme, die ihr Erbteil angenommen haben – du hast den Stamm Dan erwähnt, der vom schönen Mittelmeer in den kälteren Norden umgezogen ist. Aber es gibt natürlich auch noch einen Stamm, der eine besondere Behandlung von Gott erhält: der Stamm Levi. Sie wurden bei der Landverteilung gar nicht erwähnt, oder?
Genau. Das hatte auch wieder Gründe. Jakob hatte damals gesagt, dass Simeon und Levi kein Land bekommen, weil sie Blut an ihren Händen hatten. Bei Levi war es jedoch anders: Dieser Stamm war für Gott auserwählt. In 4. Mose 18 wird ganz klar gesagt, dass sie kein Land oder Erbstück bekommen, sondern dass Gott sie über ganz Israel verteilen wird.
Es gab insgesamt 48 Städte, in denen sie lebten. Diese Städte waren nicht konzentriert in einem heiligen Bezirk, wo nur die Hauptamtlichen wohnen. Man könnte ja auch in unserer Gemeinde so ein kleines Dörflein machen, in dem alle Hauptamtlichen wohnen. Aber hier wurden sie verstreut, also ganz biblisch unter den Leuten. Das war absichtlich so gemacht. Sie waren überall verstreut, wie es in den Kapiteln 20 und 21 im Buch Numeri (4. Mose) beschrieben wird.
Die Leviten bekamen Geld von den anderen. Vollzeitdienst ist also durchaus in der Bibel gut beschrieben. Ich weiß, es gibt Strömungen in der Christenheit, die dagegen sind. Sie sagen, dass das nur Ehrenamtliche machen sollten und dass man für den Dienst kein Geld nehmen darf. Nach meiner Ansicht ist das nicht biblisch, denn es fängt schon mit den Leviten an. Ich lese mal kurz aus 4. Mose 18 vor:
Und der Herr sprach zu Aaron: "In ihrem Land, da ist jetzt von den Leviten die Rede, sollst du nichts erben, auch keinen Teil unter ihnen haben, denn ich bin dein Teil und dein Erbe inmitten der Kinder Israels." Also Gott ist ihr Teil.
Mancher Vollzeitler sagt vielleicht: "Ich hätte eigentlich auch gern ein Haus, aber es ist halt weniger." Aber es geht weiter:
"So habe ich den Söhnen Levis alle Zehnten in Israel zum Erbteil gegeben für ihren Dienst, den sie tun, den Dienst an der Stiftshütte."
Das heißt, sie hatten kein Stück Land, sondern lebten in der Stadt und hatten dort ihre Wohnung. Sie bekamen den Zehnten von den anderen, alle Zehnten – denn es gab mehrere Ernten: von der Obsternte, der Getreideernte, der Gerstenernte und anderen. Auch das erste Kalb ging an den Tempel. So wurden sie versorgt.
Und so sollen wir auch für unsere vollzeitlichen oder teilzeitlichen Angestellten sorgen. Sie haben kein eigenes Erbteil, und wir sollten darauf achten, dass sie gut versorgt sind. Ich kenne einen Missionar, der sogar Missionsleiter war. Er sagte mir, dass er, wenn er etwa vierzig Jahre alt ist, wieder nach Amerika zurückkehren muss, sonst hat er im Alter nichts mehr. Seine Pastorenkollegen dort wohnen alle in ihrem eigenen Haus, bauen alles auf und bezahlen es ab. Ich hier in Deutschland kann das nicht.
Wann ist er zurückgegangen? Mit 40 oder? Mit 45. Aber er ist nicht bis 60 geblieben. Er ist inzwischen über 70 und arbeitet immer noch, zumindest teilweise. Vielleicht, weil er es will, vielleicht auch, weil er muss – das weiß ich nicht.
Gott hat dafür gesorgt. Ein Zehntel, wenn jeder zehn Prozent gibt, ist ein gutes Gehalt. Davon kann man leben, und man sollte das auch so machen. Die Leute sollten gut versorgt sein, damit sie keine Sorgen haben. Die normalen Sorgen, die jeder hat, dürfen sie gerne haben – das hält sie im Leben. Aber nicht übermäßig, nur weil wir zu knauserig sind.
Ich finde es gut, dass wir uns als Verein an einen Tarif angelehnt haben, um das transparenter und nachvollziehbarer zu machen. Ich denke auch, dass das fair ist. Man hat jetzt einen bestimmten Tarif, und es darf gern noch mehr sein, meiner Ansicht nach. Ich habe Vergleichszahlen angeschaut: Ihr werdet hier an der EFA nicht reich, das ist so. Aber ihr seid gut versorgt.
In einem anderen Bund würdet ihr mehr verdienen, oder bei der Landeskirche. Das muss man auch sagen. Aber dafür gibt es auch Lohn im Himmel. Das meine ich ernst, nicht als billiges Abspeisen. Natürlich kann man nach Karriere streben. Aber Gott hat einen Stamm herausgenommen, der eben nicht den Superjob bei einer der großen Firmen wie Daimler, Porsche oder Bosch in der Gegend um Stuttgart hat, sondern weniger besitzt: die Leviten.
Keiner von ihnen konnte Großbauer werden oder richtig reich. Das war für einen Levit nicht möglich. Aber ein Levit kümmert sich um Gott und soll gleichzeitig nah bei den Menschen sein. Sie wurden über das ganze Land verteilt. Ich finde es total spannend, wie Gott den vollzeitlichen Dienst gestaltet hat.
Es ist interessant, dass man aus dem Buch Josua auch solche lebenspraktischen Prinzipien ableiten kann und sagen darf: Ja, das ist Gottes Handschrift darin. Man darf sich an solchen Dingen orientieren.
Im Neuen Testament wird das bestätigt, aber das ist jetzt nicht das Thema. Im 1. und 2. Korintherbrief ist Geld ein großes Thema. Dort wird auch gesagt, dass ihr die Leute, die euch dienen, gut versorgen sollt. Korinth war eine Bankenstadt, also wussten sie, wie sie am besten ihre Zinsen bekommen.
Aber sie wussten auch, dass man im sozialen Bereich leicht ausnutzen kann. Wenn du ein knallharter Wirtschaftsmensch bist, weißt du, dass man jemanden, der pflegt oder im kirchlichen Bereich arbeitet, ruhig zehn oder zwanzig Prozent weniger geben kann. Die werden nicht aufmucken wie andere, weil sie andere Ziele, Werte und Denkweisen haben.
Aber das sollte nicht so sein. Gott hat ganz klar für die Leviten gesorgt. Ich finde es spannend, sich auch im Alten Testament zu bewegen und zu überlegen, was es für einen Levit bedeutete: unter den Menschen zu leben, keine Karriere zu machen. Das ist ein Leuchtturm.
Sie lebten mit den anderen in der Stadt zusammen. Es waren keine reinen Levitenstädte, sondern ganz normale Städte, in denen sie wohnten. Zufrieden im Herrn zu sein mit dem, was Gott gibt und versorgt, war wichtig.
Manchmal musste das auch angewandt werden, das heißt, man musste mehr geben. Das gehört auch zum Buch Josua dazu: Es geht nicht nur darum, dass du an dich denkst mit deinem Kampf. Gott hat uns als Volk, als Gemeinde zusammengestellt und einige ausgesondert, die uns besonders geistlich dienen.
Wenn du diese nicht gut versorgst, hat das Einfluss auf dich und dein geistliches Leben. Das gehört zu einem siegreichen Leben dazu: Du hast dein Land, deine Gaben, die dir Gott gibt, und die Werke, die Gott vorbereitet hat (Epheser 2). Die sollst du einnehmen.
Dann musst du ausdauernd leben, die Sünde ernst nehmen, aber auch dafür sorgen, wenn Gott dir Menschen zur Seite stellt, die dich im Glauben voranbringen sollen. Das ist der Dienst der Leviten und Priester. Die Priester sind eine Untergruppe der Leviten.
Dafür sollst du auch Geld geben. Das ist gut investiertes Geld – auch für dich selbst, wenn ich jetzt mal ganz egoistisch spreche. Ein gutes System, finde ich.
Das Buch Josua – jetzt nähern wir uns sozusagen der Endphase dieses Buches, genauer gesagt den Kapiteln 22 bis 24. Josua hat insgesamt 24 Kapitel. Was ist das Vermächtnis, das Josua seinem Volk, dem Volk Israel, mitgibt? Es sind wichtige Worte, eine abschließende Rede, die er hält.
Ein Abschluss ist nicht schlecht, denn in Kapitel 22 gibt es noch eine Sache, die so ein bisschen nebenher läuft: Die westlichen Stämme wollten die östlichen vernichten, weil sie dachten, diese würden Götzendienst betreiben. Die östlichen Stämme hatten nämlich einen Altar aufgebaut. Doch dann haben sie miteinander gesprochen. Kommunikation ist ganz wichtig, denn man weiß nicht immer, was der andere macht. Wenn man einen Altar sieht, denkt man schnell an Götzendienst.
Die östlichen Stämme erklärten jedoch, dass sie keinen Altar als Opferstätte errichten wollten. Vielmehr sollte dieser Altar ein Erinnerungszeichen sein. Falls ihre Kinder später sagen würden, sie seien keine richtigen Israeliten, weil sie auf der anderen Seite des Flusses leben, könnten sie auf diesen Altar verweisen und zeigen: Wir gehören dazu. Das fand ich spannend. Sie bezogen sich nicht auf Achan oder Bileam, sondern erinnerten sich an die Vergangenheit (Kapitel 22, Vers 17). Sie hatten noch vor Augen, was solche Missverständnisse ausmachen können.
Nachdem sie miteinander geredet hatten, versöhnten sie sich wieder. Die westlichen Stämme sagten: „Oh, das ist alles gut.“ Dann gingen sie zurück, priesen den Herrn, und alles war in Ordnung. Auch so entstehen Konflikte in einem Volk oder einer Gemeinde. Aber man muss miteinander reden, sich zusammenraufen und dann wieder zu Gott kommen. Nichts ist schlimmer, als wenn Bitterkeit entsteht. Bittere Wurzeln dürfen nicht aufkeimen.
Manch einer könnte sagen: „Warum sind die hier rübergekommen? Wir hatten doch nie schlechte Absichten.“ Aber sie setzten sich wieder zusammen, und das ist ganz wichtig. Das gehört zur Kommunikation dazu, weil es zeigt, wie stark Missinterpretationen sein können. Wenn ich einen Altar auf der anderen Seite sehe, denke ich ehrlich gesagt auch erst mal an Götzendienst. Aber sie haben geredet und gemerkt: Nein, das ist eher ein Gedenkort und kein Anbetungsort. Wobei ich von meiner Natur her immer noch misstrauisch wäre. Doch Gottes Wort ist klar: So war es, und das akzeptiert man.
Dann folgen zwei letzte Reden: Eine an die Ältesten und Führer, die andere an das ganze Volk. Es sind hauptsächlich Warnungen. Josua sagt, Gott habe alles erfüllt, was versprochen wurde. Er war immer treu und verlässlich. Aber wenn ihr Götzendienst betreibt, wird er sich gegen euch wenden – mit ganz deutlichen Worten. Er warnt auch davor, sich mit Nichtisraeliten zu vermischen. Das sei wie ein Dorn im Auge Gottes, und er werde euch vernichten, weil das nichts Gutes bringt.
Beim Volk ist die Rede etwas ausführlicher. Josua erinnert an alles, was von Abraham über den Auszug aus Ägypten bis zu den Taten Gottes geschehen ist. Sie stellten erneut einen Erinnerungsstein auf, weil Josua alt geworden war. Die Gefahr besteht immer darin, zu vergessen, was man mit Gott erlebt hat, und dass die Sünde, die man übriggelassen hat, wieder hochkommt.
Er fordert zur Entscheidung auf: Wollt ihr mit Gott leben oder nicht? Wollt ihr die Götter der Amoriter oder die aus Ägypten anbeten? Er lässt ihnen sogar die Wahl – die, die sie jetzt haben, oder die, die sie früher hatten. Dann antworten sie: Nein, wir können das nicht ohne Gott. Doch sie entscheiden sich dafür und schließen einen Bund. Diesen Bund schreiben sie auf, an einem geschichtsträchtigen Ort, an dem auch früher der Bund geschlossen wurde.
Josua fordert eine bewusste Entscheidung. Im Leben müssen wir uns immer wieder entscheiden, beim Herrn auszuharren. Das ist eine bewusste Entscheidung – auch gegen etwas, gegen Götzen, die ganz verschieden sein können. Für den einen ist es die Karriere, für den anderen die Familie, für jemanden eine heimlich oder offen gepflegte Sünde, für den nächsten Hochmut – wie man sich über andere erhebt, weil man sich für etwas Besseres hält. Jeder hat seine eigenen Götzen.
Josua fordert zur Erinnerung auf, was Gott alles getan hat, und warnt erneut: Wenn ihr von Gott abweicht, wird er nicht mehr mit euch sein. Das lesen wir leider im Richterbuch nach. Ein Satz dazu: Scheitern ist oft nur eine Generation entfernt (Kapitel 24, Vers 31). Am Ende heißt es ganz klar, dass das Volk Gott folgte, solange Josua und die Ältesten lebten, die die Taten Gottes noch erlebt hatten. Danach fielen sie ab.
Die Altvorderen waren noch da und hatten alles aus erster Hand erlebt. Warum es dann abbrach, weiß man nicht genau. Aber es gibt solche Generationsabbrüche, auch in Familien. Was früher wirklich gelebt wurde, wird dann nicht mehr weitergegeben. Meist sind es Einzelne, die anfangen, ein Vorbild für andere sind – nicht mehr die Altvorderen, sondern Gleichaltrige, die sich verführen lassen und andere Prioritäten setzen.
Das passiert auch im eigenen Leben: Man denkt nicht mehr an das, was man früher erlebt hat. Die meisten kennen das von ihrer „ersten Liebe“, wie es in Ephesus heißt: „Ihr habt die erste Liebe verlassen.“ Diese Gemeinde existierte später nicht mehr. Man muss sich das vorstellen: Der Apostel Johannes war dort, Paulus davor, dann Polykarp – berühmte Kirchenväter. Trotzdem existierte diese Gemeinde später nicht mehr.
Das ist eine ernste Warnung am Lebensende. Menschen werden oft klarer, reduzierter, einfacher und klarer im Blick. Josua sagt: Passt auf! Das liegt auch mir am Herzen. Ich erzähle das, weil meine Frau einmal etwas zu mir sagte, was ich zuerst nicht sehen wollte. Dann habe ich darüber nachgedacht und gemerkt: Sie hat Recht. Wenn ich dem Raum gebe, wird es stärker.
So wie wir es im Buch Josua lesen: Wenn du das Land nicht einnimmst, denkst du am Anfang, es sei beherrschbar. Aber irgendwann werden die Feinde stark und greifen dich an. Das ist ein Bild, das ich für mein persönliches Glaubensleben mitnehme: Nicht mit der Sünde zu spielen, die Warnung ernst zu nehmen, die Josua gibt, mich zu entscheiden, an Gott festzuhalten und im Glauben ausdauernd vorwärtszugehen.
Das war ein super Schlusswort – ein Satz mit vielen Kommas und Semikolons. Ich mache jetzt hier den Punkt und verabschiede mich von euch, den Hörern. Danke, dass ihr dabei wart. Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart.
Ihr könnt natürlich auch Kontakt zu uns aufnehmen und uns schreiben unter podcast@efa-stuttgart.de. Wir lesen eure Mails, wenn ihr Themen habt, über die wir sprechen sollen. Wir setzen sie auf eine Liste, die wir immer wieder ansehen. Ihr habt es ja schon erlebt: Wir sprechen immer wieder über eure Themen.
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Wir wünschen euch Gottes Segen und vor allem einen langen Atem in der Nachfolge Christi.