Darum, Brüder, heiliget euch selbst und haltet fest an der Hoffnung, die wir bekennen, ohne wankend zu sein; denn treu ist der, der die Verheißung gegeben hat.
Und betrachtet Jesus, den Apostel und Hohenpriester unseres Glaubens, der treu ist dem, der ihn eingesetzt hat, wie auch Mose in seinem ganzen Haus.
Denn Jesus wird als würdiger gehalten als Mose, so viel mehr als der Sohn als das Haus.
Jedes Haus aber wird von jemandem gebaut; der aber alles gebaut hat, ist Gott.
Mose aber war treu als Diener in Gottes Haus, Zeugnis davon zu geben, was gesagt werden sollte;
Christus aber als Sohn über sein Haus; dessen Haus wir sind, wenn wir anhalten im Vertrauen und im Bekenntnis der Hoffnung bis zum Ende.
Darum, wie der Heilige Geist spricht: Heute, wenn ihr seine Stimme hört,
verhärtet eure Herzen nicht wie in der Auflehnung am Tag der Versuchung in der Wüste,
wo eure Väter mich versucht und geprüft haben und gesehen haben meine Werke vierzig Jahre lang.
Darum war ich zornig auf dieses Geschlecht und sprach: Sie haben ein verstocktes Herz, sie verstehen meine Wege nicht;
so schwor ich in meinem Zorn: Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen.
Seht nun zu, Brüder, dass nicht jemand von euch ein böses, unglaubiges Herz habe, das sich von dem lebendigen Gott abwendet;
sondern ermahnt euch gegenseitig jeden Tag, solange es „Heute“ heißt, damit niemand von euch verhärtet wird durch den Betrug der Sünde.
Denn wir sind Teilhaber Christi geworden, wenn wir die anfängliche Zuversicht bis zum Ende festhalten.
Wie gesagt wurde: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht wie in der Auflehnung.
Denn wer sich an den aufbegehrenden Israeliten vergangen hat, der wurde verdammt.
Wie viel mehr werden wir gerichtet werden, wenn wir vom lebendigen Gott abfallen.
Denn wir sind geworden Teilhaber Christi, wenn wir die Grundsätze des Glaubens festhalten und nicht ablassen.
Darum lasst uns mit Zuversicht festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken.
Und lasst uns aufeinander achten, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzuregen.
Lasst uns die Zusammenkünfte nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht.
Die Bedeutung des lauten Lesens und der himmlischen Berufung
Wenn Ihnen das Bibelwort manchmal schwer verständlich ist, liegt das daran, dass wir oft viel zu schnell lesen. Sie müssen wissen, dass darin sehr viel enthalten ist. Es hilft auch, wenn man laut liest. Die alten Menschen haben früher immer laut gelesen, selbst wenn sie das Wort allein für sich gelesen haben. Dadurch wird das Wort ganz anders lebendig.
Kapitel 3
Darum, ihr heiligen Brüder, die ihr teilhabt an der himmlischen Berufung.
Natürlich schaltet der moderne Mensch oft ab, weil wir nicht mehr mit so schönen Bezeichnungen sprechen. Der Schwabe sagt halt, du bist ein Depp oder so, nicht wahr? Deshalb fällt es uns schwer, die schönen Bezeichnungen wie „heilige Brüder“ zu verstehen.
Das Wort der Bruderschaft ist durch Jesus auf besondere Weise geheiligt. Heute hat mir jemand angerufen und mir zum heutigen Michaelistag ein Lied von Michael Hahn vorgelesen. Es ging darum, dass die reinen Engel um uns schmutzige Menschen herum sind. Die Engel können sich doch gar nicht wohlfühlen, wenn sie uns sehen. Deshalb müssen wir uns ganz anders auf sie ausrichten.
Wenn man sich das so vorstellt, wird einem erst richtig bewusst, dass Jesus, der reine Gottessohn, unser Fleisch und Blut trägt. Darum ist das Wort „Bruder“ etwas Großes: Wir dürfen mit dem Gottessohn in eine Bruderschaft eintreten. Das hat nichts mit Saufbrüdern zu tun.
Die heiligen Brüder sind diejenigen, die durch die Vergebung geheiligt sind, die Gott hineingemacht hat, die er aus dem Dreck herausgezogen hat und denen er ein neues Kleid überzieht. Sie haben eine große Zukunft vor sich – eine himmlische Berufung.
Wenn man so ein Wort liest und auslegt, wird einem sofort deutlich, dass eine große Perspektive dahintersteht. Gehen Sie einmal durch ein Pflegeheim und sehen Sie, wie die Menschen durch die Niedrigkeiten des zerfallenden Leichnams gehen. Dann erkennen wir, dass wir eine himmlische Berufung haben: Gott wird uns einen neuen Leib geben, damit wir in der Schar stehen dürfen, um seinen Thron, und die Siegeslieder singen.
Jesus als treuer Apostel und Hoher Priester im Vergleich zu Mose
Also schaut auf den Apostel und hohen Priester, den wir bekennen, Jesus. Jetzt wird beschrieben, dass Jesus treu ist, also der da treu ist in dem, der ihn gemacht hat, wie auch Mose in Gottes ganzem Haus.
Hier ist das Wort „Haus“ schwierig und bedarf einer kurzen Erklärung. Deshalb ist eine Erklärungsbibel hilfreich; ich finde am besten die Lutherbibel erklärt es gut. Wissen Sie, was ein Ökonom ist? Ein Haushalter, ein Volkswirt, jemand, der etwas verwaltet. Im Wort Ökonomie steckt das griechische Wort „Oikos“ drin, und genau das ist hier gemeint. Es geht also um den Verwaltungsdienst, um das, was uns umtreibt – Ökonomie. Mit „Haus“ ist nicht das Gebäude gemeint, also nicht Fensterläden oder Dachziegel, sondern das, was unser Geschäft ist, unser Dienst.
Das ist auch der Dienst Jesu. Jesus war treu in seiner ganzen Dienstaufgabe. Er ist aber größerer Ehre wert als Mose, so wie der Bau des Hauses größere Ehre hat als das Haus selbst, denn jedes Haus wird von jemandem erbaut, der aber alles erbaut hat – das ist Gott.
Mose war zwar treu in Gottes ganzem Haus als Knecht zum Zeugnis für das, was später gesagt werden sollte. Christus aber war treu als Sohn über Gottes Haus. Sein Haus sind wir, wenn wir das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung festhalten.
Ich weiß nicht immer, ob es besser ist, den Text in zwei Portionen zu lesen – erst den ersten Abschnitt erklären oder lieber ganz durchlesen und dann erklären. Heute hatte ich ein Gespräch mit einem jungen Mann, der unter uns ist und gerade erste Schritte im Glauben macht. Er erlebt überwältigend, wer Christ ist, aber dann kommt natürlich gleich die Frage: „Wie ist das eigentlich mit den anderen Religionen?“ Diese Frage beschäftigt viele.
Man sagt oft: „Vielleicht bilden wir uns das bloß ein, dass wir recht haben, und die anderen haben auch diese Überzeugung.“ Mit ihnen ist überhaupt keine Not; sie dürfen sich ganz unbefangen damit auseinandersetzen.
Normalerweise sagen das alle Leute, die sich nicht mit Religion beschäftigt haben: „Doch alles ist doch das Gleiche.“ Aber so gleich sind die Religionen gar nicht. Der Hindu glaubt an dreihundert Millionen Götter. Wir glauben an einen Gott – das ist doch ein kleiner Unterschied. Oder die Buddhisten glauben überhaupt keinen Gott, sondern an das Nichts, an das Nirwana, an die Sehnsucht. Buddha ist ja eigentlich nur ein Prophet, ein Erleuchteter. Große Unterschiede gibt es auch im Islam.
Der Hebräerbrief macht etwas, das Evangelium der Christen mit den Juden zu vergleichen, mit denen wir ja religiös am allernächsten sind. Wir bauen ja mit dem Evangelium aufs Judentum auf.
Wenn Sie alle Religionen nehmen, was ist der Hauptunterschied? Sie können sich ganz einfach Faustregeln machen. Ich erzähle es noch einmal mit einer Geschichte, die mir sehr eindrücklich war, aus dem marxistischen, heute noch sehr marxistischen Polizeistaat Burma – heute Myanmar genannt.
Ich hatte ein Gespräch mit mutigen, bekennenden Christen, die dort eine Inlandsmission betreiben und eine großartige Bibelschule gemacht haben. Einer erzählte mir, er war buddhistischer Mönch. Natürlich war ich interessiert und fragte: „Wie ist das?“ Er sagte: „Ihr habt gar keine Ahnung, was ein Buddhist an Weisheit hat, an weisen Welterkenntnissen.“ Dann sagte er ganz offen: „Viele von euch haben gar keine Ahnung, was im Buddhismus an Weisheit drinsteckt.“ Es ist einfach wichtig, dass wir andere Religionen nicht abwerten. Da steckt viel Weisheit drin, wie man ja auch an fernöstlichen Religionen sieht. Aber man muss aufpassen, sagte er dann plötzlich: „Und dann habe ich die Person Jesu entdeckt, und das war mehr als alles andere. Dann bin ich Christ geworden, um der Person Jesu willen.“
Vor einiger Zeit hat hier ein hochgestellter Staatsmann aus einem Land um die Taufe gebeten, nachdem er sich viele Jahre als Christ vorbereitet hatte. In seinem Heimatland ist es so gefährlich, dass es nur ein kleiner Kreis in unserer Kirche war. Ich habe das noch geprüft und ihn gefragt. Er erzählte, dass bei ihm die Staatsideologie zerbrochen war – es war der Kommunismus. Sie glaubten jahrzehntelang mit ganzer Überzeugung daran. Dann begann er, alle Religionen durchzugehen. Er war fasziniert, was da an Erkenntnis drin ist.
Er sagte mir mit Tränen in den Augen: „Dann habe ich Jesus kennengelernt. Ich bleibe bloß noch stehen an dem, was im Neuen Testament von ihm drinsteht. Deshalb möchte ich Christ werden, ich möchte Bruder Jesu werden.“
Das hilft einfach im Gespräch: Warum sind wir Christen? Weil uns die Gestalt Jesu fasziniert. Und was ist das? Seine Demut, seine Liebe, die Wahrheit Jesu. Niemand hat so klar die Wahrheit über den Menschen gesagt.
Am Sonntag waren wir alle richtig betroffen, ich selber auch, was es heißt, verloren zu sein. Doch wie die unendliche Liebe, das gibt es nirgendwo in der Welt – wie Gott liebt, was Jesus verkündet hat. Die Liebe Jesu, dass er für den Sünder in den Tod geht und den Tod besiegt hat.
Das sind Perspektiven, wo man einfach sagt, dass mehr als je ein Mensch mit seinem Kopf verstehen kann. Und genau das macht der Hebräerbrief jetzt und sagt es zu Juden.
Es tut uns heute immer weh, dass das Gespräch mit Juden an dieser Stelle so schwierig ist. Der Stuttgarter Landesrabbiner lässt kein Gespräch zu. Der Doktor Rolf Walcker hat neulich noch einmal einen Artikel geschrieben, den ich für sehr gut halte. Er wurde in manchen Zeitschriften veröffentlicht und korrigiert die Sichtweise, dass Judenmission falsch sei, da doch die Mission auch den Juden aufgetragen ist. Im Alten Testament ist der Missionsauftrag bei den Propheten voll enthalten.
Die Liebe zu den Juden ist ganz besonders wichtig, nicht nur wegen der Geschichte dieses Jahrhunderts, sondern weil wir die gleiche Wurzel tragen. Wir lesen die gleichen Propheten, die gleichen Psalmen. Das Einzige, was uns von Juden unterscheidet, ist die Gestalt Jesu – und nicht bloß als der Mensch von Nazaret, sondern weil wir sagen, gerade der, der das Wohlgefallen des Vaters hat und der Gottes Eingesohn ist.
Mit Jesus erfüllt sich das „Immanuel“ – „Gott mit uns“ – von Jesaja und die großen Prophetenverheißungen. Das werden wir immer nie ganz verstehen können. Bei unseren Israelreisen muss man sagen, dass man es gar nicht mehr aussprechen darf. Als Deutsche ist man sowieso zurückhaltend. Aber die Israelis kennen das Neue Testament vielfach besser als viele Touristen. Doch das, was eigentlich Jesus ausmacht, ist für sie wie eine Decke vor den Augen.
Der Hebräerbrief spricht damals die ersten Christen an, die ja Juden waren, Judenchristen in Jerusalem. Deshalb spricht er mit diesen hebräischen Christen und zitiert viele Stellen aus dem Alten Testament.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Mose und Jesus? Das Interessante ist, dass er nicht das Gegeneinander ausspielt, wie es Paulus manchmal tut. Paulus sagt, das Gesetz führt uns in die Verzweiflung, wenn man es erfüllen will, scheitert man daran. Aber hier sagt der Hebräerbrief: Mose war ein ganz großer Mann.
Die, die dabei waren, als wir über die Gestalt Moses gesprochen haben, sagten, er steht ganz groß da – der Größte im Alten Bund. Er trägt viele Züge Jesu: die Demut, der Versöhner, wie er für das Volk bittet, wie er verdammt sein will für das gottlose Volk. Mose war ein großer Prophet. Er sagt ja: „Einen Propheten wie mich wird der Herr erwecken.“ Damit weist er schon auf den Neuen hin, der kommen soll, den Verheißenen.
Der Hebräerbrief sagt uns nun: Mose war ein treuer Mann. Er kam erst mit achtzig Jahren in Dienst, war viel älter als Kohl, als er anfing zu wirken. Das macht mir die Alten nicht schlecht, ich höre auch bald dazu. Aber Mose war treu.
Was Gott am allerwichtigsten ist, ist Treue. Man sucht einen Haushalter, der treu ist. Ist das nicht ein wunderbares Wort – treu? Gott ist treu, der treue Gott, der dabei bleibt. Mose wich nicht ab.
Treu ist eine wunderbare Eigenschaft, die von Gott auf Menschen übertragen wird, ein Gut, dem wir nachlaufen. Mose war treu, und Jesus war treu in seinem Dienst.
Das wird mit seiner Haushalterschaft gesagt. Die Engländer und Amerikaner benutzen das Wort Stewardship als Grundbegriff. Jede Gemeinde kennt es direkt von der Verantwortung, die wir tragen, mit dem, was Gott uns in die Hände gelegt hat.
Jeder von uns hat eine Haushalterschaft. Gott hat ihm Zeit, Geld und Körperkraft in die Hand gelegt. Wie gehen Sie mit diesem Haushalt um? Das nennen die Engländer und Amerikaner so. Wir haben das Wort nur noch beim Haushalt oder beim Staatsbudget. Wie gehen Sie mit Ihrem anvertrauten Haus um, mit dem, was Gott in Ihre Hände legt?
Mose war ein treuer Mann, wie er da gedient hat. Es wird nicht gegeneinander ausgespielt, sondern nur gesagt: Jesus war auch treu, aber Jesus ist größerer Ehre wert. Das ist ihm wichtig, weil er, wie es in Vers 6 heißt, als Sohn und nicht als Knecht im Dienst stand.
Mose hat ein Zeugnis gegeben auf Christus hin, aber bei Jesus ist das erfüllt worden. Mose und Jesus – was ist denn das Haus, das Mose betreut hat? Es war die Gemeinde, das Gottesvolk.
Mose hat das Volk wunderbar geführt. Wie hätte ich mir das vorstellen können, wie man das Volk durch die Wüste bringt, die vielen Menschen? Aber Jesus ist noch ein ganz anderer Führer seines Volkes, und das möchte der Hebräerbrief seinen Leuten wichtig machen.
Deshalb sagt er in Vers 6: Wir sind dieses Haus, das er betreut, das er verwaltet. Wir gehören zu seiner Gemeinde, wenn wir an zwei Stellen dabei bleiben: im Vertrauen und in der Hoffnung.
Der Glaube ruht auf zwei Säulen, die ganz wichtig sind: die Gewissheit meines Glaubens und die frohe Zukunft. Ich weiß, wohin ich gehe. Christen sind nicht im Dunkeln. Die Bibel sagt immer von einer lebendigen Hoffnung, oder ich sage eine gewisse Zuversicht.
Sie haben, was andere Menschen nicht haben können: Sie wissen ganz genau, wohin sie gehen, auch wenn sie durch schwere Krankheit oder große Krisen gestürzt sind.
Mein Vetter Hans Eisler hat damals vor einer großen Herzoperation an der Uni Tübingen gesagt: „So oder so, bevor ich eingeschläfert werde, wird es gut sein. Ob ich wieder zurück darf zu meiner Familie oder ob ich in der Herrlichkeit bei Gott aufwache.“
Das ist die Hoffnung. Wir sollten das viel mehr festhalten. Das ist die Gemeinde Jesu.
Nochmal zur Situation des Hebräerbriefs: Fritz Lauber hat uns im ersten Kapitel sehr schön deutlich gemacht, dass es eine Gemeinde ist, die müde geworden ist. Das gibt es ja so im Trott, man wird ein bisschen schläfrig.
Er macht nun etwas, um sie wieder zu beleben. Er macht ihnen Christus groß. Ich kann nicht wiederholen, was wir das letzte Mal schon hatten. Er macht ihnen Christus groß und ganz deutlich: Lasst uns schauen auf den Apostel und hohen Priester.
Was ist denn Apostel gemeint? Apostel heißt eigentlich „der Gesandte“. Das waren die Apostel, die Jünger, die Jesus gesandt hat. Was haben die Apostel gemacht? Das Wichtigste war, dass sie das Wort Gottes ausrichteten.
Also heißt das: Hört, blickt auf den, der zu euch redet. Haltet Stille, jeden Morgen die Stille über dem Wort Gottes. Blickt dorthin und schaut auf den hohen Priester.
Bis jetzt gibt es gerade Jom Kippur oder so in Israel, den Versöhnungstag, der bald kommt. Der Versöhnungstag war Jesus so wichtig, weil er alle Versäumnisse und alle Schulden meines Lebens trägt.
Blickt auf Jesus mit den zwei Dingen: das, was er dir sagt, und das Herrliche, dass Jesus alle deine Sünden wegwäscht. Blick dorthin, es gibt dir Freude, Mut und Zuversicht.
Ich muss immer an die Jünger denken, die Jesusjünger, als sie nach der Auferstehung wieder zurückgekehrt sind nach Galiläa. Im Johannesevangelium ganz am Ende wird erzählt, wie sie wieder Fische gefangen haben, ihre Netze ausgeworfen haben.
Sie waren oft sehr frustriert. Das ist ein schönes modernes Wort, das jeder versteht: frustriert. Das heißt Ärger und Missmut, es kommt nichts heraus, alles ist Quatsch, es hat keinen Wert mehr.
Sie haben die ganze Nacht gefischt. Da kann es bitter kalt werden, die Finger werden klamm, und man zieht das Netz wieder hoch mit der Hoffnung, dass etwas herauskommt.
Dann heißt es: Es war aber Morgen, die Netze waren leer, und Jesus stand am Ufer. Da muss man eigentlich gar nichts mehr erklären.
Es gibt auch bei Glaubenden viel Frust, Enttäuschung und Mutlosigkeit. Ihr müsst den Blick auf Jesus richten.
Wissen Sie, dass es uns allen gleich geht? Man hat nicht immer die Freude im Herzen. Wie werden sie wieder aufgerichtet? Indem sie das Wort hören und den hohen Priester sehen.
Der hohe Priester hat unsere Schwachheit getragen, uns mit Gott versöhnt, sodass wir wissen: Der Weg ist frei. Dieser Tag ist ein Tag des Segens, ein Tag der Nähe Gottes, wo Gott Liebesgedanken mit mir hat.
Blick auf Jesus und sieh, wie das frei ist. Deshalb hat der Hebräerbrief davon gesprochen, jetzt nicht mehr von Mose zu reden, sondern von Christus zu reden.
Wir haben bei Mose auch noch viel entdeckt und brauchen es, aber der Blick auf Jesus ist der, der meinem Glauben Frieden schenkt.
So, jetzt lesen wir weiter von der verwirklichten Gottesruhe. Jetzt kommt ein Thema, wie noch einmal gezeigt wird, wie wir aus den Erfahrungen des Alten Bundes lernen können, aus den Erlebnissen des Gottesvolkes, und darum, wie der Heilige Geist spricht:
„Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht, wie es geschah bei der Verbitterung am Tag der Versuchung in der Wüste, wo mich eure Väter versuchten und prüften und doch meine Werke gesehen haben vierzig Jahre lang.
Darum wurde ich zornig über dieses Geschlecht und sprach: ‚Sie irren im Herzen‘, aber sie verstanden meine Wege nicht, sodass ich schwor in meinem Zorn, sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.“
Seht zu, liebe Brüder, dass keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe, das abfällt von dem lebendigen Gott, sondern ermahnt euch selbst alle Tage, solange es heute heißt, dass nicht jemand unter euch verstockt werde durch den Betrug der Sünde.
Denn wir haben an Christus Anteil bekommen, wenn wir die Zuversicht vom Anfang bis zum Ende festhalten.
Wenn es heißt: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht“, wie geschah es bei der Verbitterung? Wer hat sie denn gehört und sich verbittert? Waren nicht alle, die von Ägypten auszogen mit Mose?
Und über wen war Gott zornig vierzig Jahre lang? War es nicht über die, die sündigten und deren Leiber in der Wüste zerfielen?
Wem schwor er, dass sie nicht zu seiner Ruhe kommen sollten? Wenn nicht den Ungehorsamen.
Wir sehen, dass sie nicht dahin kommen konnten wegen des Unglaubens. Es sind viele, die mit Jesus einen guten Anfang gemacht haben, zum Glauben gekommen sind und verloren gehen.
Das steht hier im Hebräerbrief. Es stehen ja ein paar harte Sachen zu diesem Thema drin.
Man muss als Christ sehr dranbleiben, dass man nicht die Spur verliert. Und es ist gut, dass er das erklärt.
Wir gehen der Reihe nach vor, und er sagt: Die schlimmste Gefahr für Christen ist das verstockte Herz.
Ich weiß nicht, wie oft ich Diskussionen mit Christen geführt habe, die immer wieder sagten: „Das ist doch Gott schuldig, wenn mein Herz verstockt ist.“
Dann wurde an den Pharao damals beim Auszug der Kinder Israel erinnert, da war auch das Herz verstockt, und Gott hat es verstockt.
Mein Herz jedenfalls, wenn ich mich prüfe, ist dauernd von meiner eigenen Schuld verstockt.
Das sagt der Hebräerbrief: Das Wort Gottes erreicht mich gar nicht, ich bin in vielen guten Verkündigungen gesessen und habe gepennt, ohne zu schnarchen, meine Gedanken waren irgendwo anders.
Da sagt der Hebräerbrief, wenn mein Herz – was ist das gemeint? Das ist ein Organ, wir würden sagen das Gewissen, dort, wo Gott anknüpft, wo der Heilige Geist besonders wirken will – das ist blockiert.
Wenn das blockiert ist, kann nichts in mich hinein.
Es ist ganz schlimm, dass fromme Leute besonders verstockt sein können.
Wenn sie eine tolle Sache erleben, sagen Leute: „Wie ist das eine Heuchelei, ein Pharisäer und all das.“ Man sagt: „Ich mache doch alles richtig“, und ist taub für das, was Gott sagen will.
Da gibt es sehr viel Selbstgerechtigkeit. Da versteht man nicht, da liest man Worte in der Weise, dass es geht.
Man kann nicht merken, man kann verstockt sein.
Jetzt passen Sie auf: Es passiert uns allen.
Wenn es damals beim Gottesvolk passierte, das so große Erlebnisse mit Gott hatte, durch das Schilfmeer zog, wo geschah denn die Verbitterung?
Man muss schon das Alte Testament entfalten. Bei mir sind unten zwei Parallelstellen angegeben: die Versuchung in der Wüste.
Die erste Stelle ist 2. Mose 17. Was ist das? Das ist vor dem Manna.
„Wir vergehen in der Wüste.“ Gott hat sich so herrlich erwiesen, als ihr merken sollt, dass ein lebendiger Gott unter euch ist.
Da hat Gott darauf geantwortet: Es ist furchtbar, wenn man sagt, jetzt ist es aus, Gott hilft nicht mehr, ich sei nicht mehr weiter.
Gott nimmt das ganz arg übel.
Es gibt keine Situation für gläubige Menschen, in der sie von Gott verlassen sind, auch wenn es vielleicht ausweglos aussieht.
Es ist nie ausweglos, weil Gott gesagt hat: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.
Es ist doch seine Ehre.
Es würde ihr Frau auch übelnehmen, wenn sie sagt: „Vielleicht lässt sie mich hängen, wenn sie heimkommt, hat sie einen anderen Türzylinder eingebaut.“ Macht das Ihre Frau? Na ja, meine Frau macht das nicht gut.
Oder dass sie plötzlich weg ist und ausgebüxt ist.
Ist Gott auch so einer? Nein, das gibt es nicht.
Gott ist treu. Gott steht zu mir.
Wie kannst du so gegen Gott reden?
Sei dir einmal bewusst, was da war.
Dann gibt es die andere Stelle, 4. Mose 20, das mit dem Wasser vom Hader.
4. Mose 20, kannst du mal aufschlagen, es lohnt sich zurückzublicken, dann wird es lebendig.
Wahrscheinlich, so stand es im Rienegger Lexikon, hat mich überzeugt, dass wahrscheinlich die Stelle 2. Mose 17 gemeint ist, wegen bestimmter Details.
Da ist das mit dem Wasser, wo sie gemurrt haben.
Wahrscheinlich handelt es sich also um diese Stelle, 2. Mose 17.
Sie haben gegen Gott aufbegehrt.
Das Ganze ist noch einmal zitiert im Psalm 95.
Es ist ganz schlimm, dass man bei Christen viel Auflehnung gegen Gott erlebt.
Damit zerstört man den Glauben bei sich selbst.
Gott kann nicht mehr reden, er ist verkümmert.
Gott ist zornig und sagt: „Sie irren in ihrem Herzen.“
Darum sind unsere Gedanken falsch.
Ihr lieben Brüder, und auch die Schwestern – die Schwestern sind die besten Brüder –, dass keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe.
Guckt, dass ihr in allen schwierigen Wegen, die ihr geht, diese Herzensbindung an den Herrn habt.
„Herr, du kennst mich, und ich liebe dich, aber ich gehe durch Nöte.“
Es war ja auch schwer für die Israeliten, durch diese große Not zu gehen: Hunger, Hitze, Verfolgung, Feindschaft, die Kinder quengeln, die Alten müssen getragen werden, sie wissen nicht, was kommt.
Glaubensanfechtungen sind schwer, aber habt kein böses Herz.
Das ist für Christen gefährlich, dieses böse Herz.
Helft auch den Kranken, dass sie nicht murren wie das Volk gegen Gott.
Es ist wunderbar, wenn Leute auch in schweren Wegen diese Friedensgeborgenheit haben.
Du darfst kein böses, ungläubiges Herz haben, sondern ermahnt euch untereinander, sagt es einander.
Lasst euch mahnen.
Habt ihr schon andere ermahnt?
Wir haben ja eine Eigenschaft: Es ist ganz komisch, dass wir bei der Bibel suchen wie bei Schokolade. Da muss man sagen: „Das ist gut, das ist sicher recht, aber die Losung gefällt mir heute nicht, die im Losungsbüchlein steht oder so.“
Nehmt auch die Mahnung ernst, wenn einer sagt: „Du, da stimmt was bei dir nicht, so darfst du nicht denken.“
Oder: „Du musst auch Gott danken können, auch für die schwierigen Dinge.“
Da steht in Vers 7: Der Heilige Geist spricht.
Der Heilige Geist spricht, dass wir seine Stimme hören sollten.
Das Wort Gottes ist interessant: Es ist eine vom Geist Gottes erfüllte Rede.
Da ist der Heilige Geist da.
Das ist übrigens oft in der Bibel so: Der Heilige Geist ist ganz eng mit dem Gotteswort verknüpft.
Im Gotteswort, im gläubigen Hören des Gotteswortes, kann der Geist Gottes uns erfüllen.
Da kommt er.
Dann kann der Geist Gottes wirken: trösten, heilen, die Augen auf Christus richten.
Da wird der Glaube gewiss, weil der Heilige Geist in unserem Herzen wirkt.
Jetzt ist ganz wichtig – auch für unsere Gespräche in der Seelsorge: Guckt immer wieder, dass ihr diesen freien Blick auf Jesus habt.
Es ist mir wichtig, wenn ich Sie besuche in Krankheit oder schweren Stunden, dass ich Sie frage: „Wie werden Sie damit fertig?“
Sind Sie auch seelisch frei?
Ich meine: Sind Sie auch so frei, dass Sie nicht mit Gott rechten oder bitter sind gegen Gott, weil er Ihnen etwas aus der Hand genommen hat?
Können Sie ihn lieben, und ist Ihnen das klar?
Dann hören Sie sein Wort, wo er Ihnen wieder sagt, dass er nur Gedanken der Liebe und des Friedens mit Ihnen hat.
Das ist eine große Klippe für Christen.
Wir dürfen das beim Alten Bund sehen, wo Gott sagt: „Ich habe euch alle sorgfältig ausgesondert.“
Vierhunderttausend Wasser waren in der Wüste, sie mussten alle zurückbleiben, selbst Mose musste noch zurückbleiben.
Bei Mose suchten wir immer, wo es noch war, irgendwo beim Haderwasser, wo Gott ihm das Übel genommen hat.
Das Murren gegen Gott ist so schwer.
Es gibt da schöne Lieder, wo das drinsteht: „Herr, auch im Schweren lass mich nicht widerlich murren.“
Heute, jetzt im Augenblick, und das ist eine große Ermutigung.
Blick auf Christus und leg deinen Kummer weg und leg ihn in die Hand Gottes hinein.
Da heißt es: Wir haben an Christus Anteil bekommen.
Anteil bedeutet, dass wir vom Anfang unseres Glaubens bis zu der Stunde, in der wir durchs Todestor gehen, an Christus festhalten.
Festhalten, dass unser Glaube nicht Schwankungen hat wie der Dachs bei der Börse – rauf und runter –, sondern eine klare Beziehung ist, eine ganz klare Linie.
Das Wort „Anteil haben“ erinnert mich immer wieder an unsere Stadt, wo wir das kennen: Kopernios, Knacke, Peitz, Zahn und Nobber, das sind Kopernios, die etwas miteinander machen.
Sie dürfen sagen: „Ich bin ein Kopernio-Jesus.“
Wenn ich mit meinem Karren im Dreck stecke, dann ist mein Kopernio-Jesus Teilhaber an meinem Geschäft und reißt mich raus.
Wenn ich kein Geld habe, hat er Vermögen, und ich rechne mit seiner Kraft und seinem Können.
Ich habe Anteil bekommen an ihm, ich habe mich mit ihm verbunden.
Jetzt darf ich mich doch nicht so wie ein Verlassener fühlen.
Das ist ein schönes Bild.
Sie sind alle mal ausgezogen, sagt er dann in Vers 16, die Israeliten damals, aber sie mussten zurückbleiben.
Gott war zornig darüber.
Pass auf, dass Gott dich nicht ausstößt.
Wenn Sie noch einmal die ganze Aussage des Hebräerbriefs haben, dann ist es so schön: Lasst uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens.
Wie die Wolke von Zeugen uns zeigt: „Jetzt lauft doch in eurem Lauf fröhlich, seid köstlich, ein Ding, wenn das Herz fest werde, das geschieht durch Gnade.“
Werdet Leute, die belastbar sind, auch in den Stürmen, die da toben.
Im Wald gibt es so große Eichen, da kann der Wind wüten, aber die Eiche steht, der Stamm steht.
Werden Sie so feste Leute, wenn ihr gegründet seid.
Ja, wo seid ihr gegründet? Auf den großen Zusagen Jesu, in der Hoffnung und in der Zuversicht auf ihn.
Zur Ruhe einkommen – darüber werden wir das nächste Mal noch mehr reden.
Das ist ein Kernbegriff des Alten Testaments: Hoffnung.
Da müssen Sie aufpassen, da ist nicht gemeint, dass wir irgendwo auf dem Kanapee pennen.
Das wäre ganz anders gemeint, nämlich dass man schafft, schafft, schafft und aus der Arbeit nichts herauskommt.
Das machen wir beim Wort „Ruhe“ dann beim nächsten Mal mehr.
Gott hat ein Ziel für uns bereit, wo unser Leben erst zur Entfaltung kommt.
Wir haben es nur ganz andeutungsweise in der Schrift gelesen und gehört, was das ist: dass kein Leid und kein Geschrei mehr sein wird, dass eine Tröstung erfolgt, dass es keine Bitterkeit mehr gibt, die mit uns geht, und dass wir in einer Vollendung und Vollkommenheit bei Jesus sein werden und in sein Bild verwandelt werden.
Das alles ist die Hoffnung.
Aber da darf keiner zurückbleiben.
Deshalb: Was ist jetzt die Aufgabe?
Jetzt möchte ich eigentlich schließen mit Psalm 95, der hier zitiert wird.
Wissen Sie, wie Psalm 95 anfängt?
Da heißt es: „Lasst uns niederfallen vor dem Herrn und ihn anbeten.“
So geht es los.
„Kommt herzu, lasst uns dem Herrn verlocken und jauchzen dem Hort unseres Heils.
Lasst uns mit Danken vor seinem Angesicht kommen, mit Psalmen im Jauchzen.
Der Herr ist ein großer König.“
Sei doch jetzt nicht so wie die, die sich gegen Gott empört haben.
Es sind oft Dinge, die uns so wichtig sind.
Manche Leute werden nicht fertig mit dem, was Gott ihnen weggenommen hat.
Ich habe Christen getroffen, die haben bis ins hohe Alter ihren Eltern gezürnt, weil sie meinten, sie seien im Geschwisterkreis immer benachteiligt worden und hätten sich nie entfalten können.
An irgendwelchen Dingen, die ihnen im Leben schwer waren, können sie sich nicht lösen.
Deshalb ist es so schön, dass er uns Christus zeigt in diesem Kapitel drei – Christus, den Apostel, der uns das Wort sagt, den Gesandten Gottes, den hohen Priester, den Sohn Gottes, den bevollmächtigten Sohn, der uns in seiner Gemeinde sammelt.
Warum führt Gott sein Volk manchmal durch die Wüste?
Weil Jesus selber durch diese Wege ging, die Kreuzeswege.
Das hat er oft auch mit uns vor.
Aber er führt uns hindurch.
Und da werde ich ganz geborgen.
Er sagt immer wieder: Bleib am Bekennen.
Was heißt das Bekennen? Jesus ist mein Herr.
Bleib fest am Vertrauen.
Was ist das? Nichts kann mich aus seiner Hand reißen.
Bleib bei der Ermahnung.
Guck doch, dass in deiner Nähe keiner schlappmacht, nimm ihn mit.
Ein Onkel war es, als wir junge Leute waren.
Die kamen damals aus dem Krieg und haben uns mit Kriegsgeschichten unterhalten.
Ich erinnere mich, wie einer der Onkel erzählte, wie es bei den langen Märschen war, wie sie vom Kaukasus und so weiter marschieren mussten – 60 Kilometer am Tag mit der ganzen Ausrüstung.
Manche wollten aufgeben.
Man wusste: Wenn einer zurückbleibt, fällt er in die Hand des Feindes.
Wenn die Russen kommen, schießen sie ihn ab, wenn er am Rand liegt.
Unser Herr Müller, der hier von unseren Ludwigs Schwiegervater war, erzählte mir immer wieder davon: „Wenn ich da oben komme, reden wir davon und sagen: Mir hat ein Kamerad das Leben gerettet. Ich konnte nicht mehr laufen.“
Dann hat er mich gepackt und gesagt: „Komm mit, dahinter kommen die Partisanen, du bist verloren, du musst mit.“
Ich wollte nicht mehr, ich sagte: „Lass mich in den Graben fallen, ich kann nicht mehr.“
Wir müssen gucken, dass keiner da hinten bleibt.
Was ist unser Mittel?
Wir können nicht packen, aber wir können sagen: „Guck auf Christus.“
Lassen Sie wissen, warum das der einzige Weg ist, aus der Depression, Anfechtung und Traurigkeit einen Menschen herauszuholen.
Sie meinen, Sie sind anstrengend vor mir, weil man immer so auf Christus konzentriert ist.
Das ist der einzige Weg.
Denn Christus ist der, der mir Geborgenheit, Frieden und Gewissheit schenkt.
Er kann mich bewahren, auch in der Versuchungsstunde.
Steht in 2. Thessalonicher 3, Vers 3: „Der wird dich bewahren vor dem Argen.“
Wenn der Teufel uns in die Mangel nimmt, wer kann mich bewahren?
Ich kann mich nicht bewahren.
Und wenn Sie noch so clever sind, Sie kommen nicht durch.
Christus kann Sie bewahren.
Niemand kann dich aus seiner Hand reißen.
Das ist die Bewahrung.
Deshalb ist mehr in Christus als bei Mose.
Die sind alle zurückgeblieben, ihre Leiber verfielen in der Wüste.
Was sind wir reich als Christen, weil wir Christus haben!
Habe ich doch Christus noch, wer will ihn mir nehmen?
Das war keine Auseinandersetzung im Judentum, sondern eine herzliche Einladung.
Ich wollte, wie Paulus sagte: „Ich wollte verbannt sein für Sie, dass Sie doch das erkennen – den Frieden, gerade in der großen Feindschaft und im Hass der Welt.“
Aber dass wir es doch ergreifen.
Mose und Jesus: Treue im Dienst Gottes
Der Hebräerbrief richtet sich an die ersten Christen, die größtenteils Juden waren, also Judenchristen. In Jerusalem spricht der Verfasser mit diesen hebräischen Christen und verwendet dabei viele Zitate aus dem Alten Testament. Er stellt die Frage: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Mose und Jesus?
Interessant ist, dass der Hebräerbrief nicht, wie Paulus, ein Gegeneinander zwischen Mose und Jesus ausspielt. Paulus sagt, das Gesetz sei zwar richtig, aber es führe uns in die Verzweiflung, weil niemand es vollständig erfüllen kann. Der Hebräerbrief hingegen betont, dass Mose ein großer Mann war. Die Menschen, die damals über Mose sprachen, hielten ihn für den Größten im Alten Bund.
Mose trägt viele Züge Jesu: Seine Demut, seine Rolle als Fürbitter für das Volk, seine Bereitschaft, sich für das gottlose Volk zu opfern. Mose war ein großer Prophet. Er sagte: „Einen Propheten wie mich wird der Herr erwecken.“ Damit weist er bereits auf den kommenden Verheißenen hin.
Der Hebräerbrief erklärt, dass Mose ein treuer Mann war. Er kam erst mit achtzig Jahren in den Dienst und war viel älter als der Kohlenstoff, als er zu wirken begann. Das Alter wird hier nicht abgewertet, sondern Mose wird für seine Treue gelobt. Treue ist für Gott das Allerwichtigste. Man sucht einen Haushalter, der treu ist.
Das Wort „treu“ ist ein wunderbares Wort. Gott ist treu, der beständig bleibt. Mose wich nicht davon ab. Treue ist eine großartige Eigenschaft, die Gott auf Menschen überträgt – ein Gut, dem wir nachlaufen sollen. Mose war treu, und Jesus war treu in seinem Dienst.
Diese Treue wird mit dem Begriff „Haushalterschaft“ beschrieben. Im Englischen und Amerikanischen ist „Stewardship“ ein Grundbegriff, den jede Gemeinde kennt. Er beschreibt die Verantwortung, die wir für das tragen, was Gott uns anvertraut hat. Jeder hat eine Haushalterschaft: Gott gibt uns Zeit, Geld und Körperkraft in die Hand. Wie gehen wir mit diesem „Haushalt“ um? Im Deutschen denken wir dabei meist nur an den Haushalt oder das Staatsbudget.
Mose war ein treuer Mann in seinem Dienst. Dabei wird nicht gegeneinander ausgespielt, sondern betont, dass Jesus ebenfalls treu war – aber Jesus ist größerer Ehre wert. Das ist wichtig, weil Jesus als Sohn und nicht als Knecht im Dienst steht (vgl. Hebräer 3,6).
Mose hat auf Christus hingewiesen, aber bei Jesus ist das vollendet worden. Mose war der Leiter des Hauses, das Gottes Volk war. Er führte das Volk wunderbar durch die Wüste, was kaum vorstellbar ist. Doch Jesus ist ein ganz anderer Führer seines Volkes.
Der Hebräerbrief möchte seinen Lesern diese Bedeutung verdeutlichen. Deshalb heißt es in Vers 6: Wir sind das Haus, das Jesus betreut und verwaltet. Wir gehören zu seiner Gemeinde, wenn wir an zwei Dingen festhalten: am Vertrauen und an der Hoffnung.
Glaube als feste Zuversicht und Ermahnung gegen Verstockung
Der Glaube ruht auf zwei ganz wichtigen Säulen: der Gewissheit meines Glaubens und der frohen Zukunft. Ich weiß, wohin ich gehe. Christen sind nicht im Dunkeln. Die Bibel spricht immer von einer lebendigen Hoffnung, oder ich sage eine gewisse Zuversicht. Sie haben etwas, was andere Menschen nicht haben können: Sie wissen ganz genau, wohin sie gehen – auch wenn sie durch schwere Krankheit in große Krisen gestürzt sind.
Mein Vetter Hans Eisler hat vor einer großen Herzoperation an der Universität Tübingen gesagt: „So oder so“, bevor er eingeschläfert wurde, „so oder so, es wird gut sein, ob ich wieder zurück darf zu meiner Familie oder ob ich in der Herrlichkeit bei Gott aufwache.“ Das ist das Wesentliche: Wir haben eine Hoffnung. Und diese sollten wir viel mehr festhalten. Das ist die Gemeinde Jesu.
Noch einmal zur Situation im Hebräerbrief: Fritz Lauber hat uns im ersten Kapitel sehr schön deutlich gemacht, dass es eine Gemeinde gab, die müde geworden war. Das passiert im Alltag, man wird ein bisschen schläfrig. Er versucht nun, sie wieder zu beleben. Er macht ihnen Christus groß. Ich kann nicht wiederholen, was wir schon zweimal gehört haben, aber er stellt Christus ganz deutlich dar.
Lasst uns auf den Apostel und Hohepriester schauen. Was ist denn mit Apostel gemeint? Apostel heißt eigentlich „der Gesandte“. Das waren die Apostel, die Jünger, die Jesus gesandt hat. Und was haben die Apostel getan? Das Wichtigste war, dass sie das Wort Gottes ausgerichtet haben. Das heißt: Hört und blickt auf den, der zu euch redet. Sie hatten jeden Morgen Stille über dem Wort Gottes. Schaut dorthin und betrachtet den Hohenpriester.
Bis heute gibt es in Israel den Jom Kippur, den Versöhnungstag, der bald wiederkommt. Jesus war dieser Tag so wichtig, um alle Versäumnisse und alle Schulden meines Lebens zu tragen. Blickt auf Jesus mit zwei Dingen: auf das, was er dir sagt, und auf das Herrliche, dass Jesus alle deine Sünden wegwäscht.
Schaut dorthin! Es gibt euch Freude, Mut und Zuversicht.
Die Ermutigung im Glauben trotz Frustration und Versuchung
Ich muss immer an die Jünger denken, die Jesusjünger, als sie nach der Auferstehung wieder nach Galiläa zurückgekehrt sind. Im Johannesevangelium wird ganz am Ende erzählt, wie sie wieder Fische gefangen haben und ihre Netze ausgeworfen haben. Dabei waren sie oft sehr frustriert.
Frustriert ist ein schönes modernes Wort, das jeder versteht. Es beschreibt Ärger und Missmut, wenn nichts herauskommt, alles sinnlos erscheint und keinen Wert mehr hat. Die Jünger fischten die ganze Nacht. Dabei kann es bitterkalt werden, die Finger werden klamm. Trotzdem ziehen sie das Netz immer wieder hoch, mit der Hoffnung, dass etwas herauskommt.
Dann heißt es plötzlich, es war schon Morgen, die Netze waren leer, und Jesus stand am Ufer. An dieser Stelle muss man eigentlich gar nichts mehr erklären. Auch bei Glaubenden gibt es oft viel Frust, Enttäuschung und Mutlosigkeit. Der Blick muss auf Jesus gerichtet sein.
Wissen Sie, dass es uns allen gleich geht? Man hat nicht immer Freude im Herzen. Wie werden die Jünger wieder aufgerichtet? Indem sie das Wort hören und den Hohen Priester sehen, der unsere Schwachheit getragen hat. Er versöhnt uns mit Gott, sodass wir wissen: Der Weg ist frei. Dieser Tag ist ein Tag des Segens, ein Tag der Nähe Gottes, an dem Gott Liebesgedanken mit mir hat.
Blick auf Jesus und sieh, wie das frei macht. Deshalb habe ich den Hebräerbrief so verstanden, dass wir jetzt nicht mehr von Mose reden sollen, sondern von Christus. Der Blick auf Christus schenkt meinem Glauben den Frieden.
Wir haben bei Mose noch viel entdeckt und können vieles von ihm lernen, aber der Blick auf Jesus ist derjenige, der meinem Glauben Frieden schenkt.
Warnung vor Verstockung und Unglauben im Glaubensleben
So lesen wir weiter über die verwirkte Gottesruhe. Nun folgt ein Thema, das noch einmal zeigt, wie wir aus den Erfahrungen des Alten Bundes lernen können – aus den Erlebnissen des Gottesvolkes und wie der Heilige Geist spricht.
„Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstocket eure Herzen nicht, wie es geschah bei der Verbitterung am Tag der Versuchung in der Wüste, wo mich eure Väter versuchten und prüften und doch meine Werke gesehen hatten vierzig Jahre lang. Darum wurde ich zornig über dieses Geschlecht und sprach: Immer irren sie im Herzen, aber sie verstanden meine Wege nicht, sodass ich schwor in meinem Zorn, sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.“
Seht zu, liebe Brüder, dass keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe, das abfällt vom lebendigen Gott. Ermahnt euch selbst alle Tage, solange es heute heißt, dass nicht jemand unter euch verstockt werde durch den Betrug der Sünde. Denn wir haben an Christus Anteil bekommen, wenn wir die Zuversicht vom Anfang bis zum Ende festhalten.
Wenn es heißt: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht, wie es bei der Verbitterung geschah“, wer hat sie denn gehört und sich verbittert? Waren nicht alle, die von Ägypten auszogen, mit Mose? Und über wen war Gott zornig vierzig Jahre lang? War es nicht über die, die sündigten und deren Leiber in der Wüste zerfielen? Wem aber schwor er, dass sie nicht zu seiner Ruhe kommen sollten? War es nicht den Ungehorsamen?
Wir sehen, dass sie nicht dahinkommen konnten wegen des Unglaubens. Es gibt viele, die mit Jesus einen guten Anfang gemacht haben, zum Glauben gekommen sind und dennoch verloren gehen. Das steht hier im Hebräerbrief. Dort sind einige harte Aussagen zu diesem Thema enthalten. Als Christ muss man sehr dranbleiben, damit man nicht die Spur verliert. Es ist gut, dass das erklärt wird.
Gehen wir der Reihe nach vor: Die schlimmste Gefahr für Christen ist das verstockte Herz. Ich weiß nicht, wie oft ich Diskussionen mit Christen geführt habe, die immer wieder sagten, das sei doch Gott schuldig, wenn ihr Herz verstockt sei. Sie erinnerten an den Pharao damals beim Auszug der Kinder Israels. Da war doch auch das Herz verstockt, und Gott habe es verstockt.
Mein Herz jedenfalls, wenn ich mich prüfe, ist dauernd von meiner eigenen Schuld verstockt. Das heißt, das Wort Gottes erreicht mich gar nicht. Ich habe oft in guten Verkündigungen gesessen und dabei „geschlafen“, ohne dass ich schnarchte, denn meine Gedanken waren irgendwo anders. Der Hebräerbrief sagt, wenn mein Herz verstockt ist – das ist gemeint als ein Organ, wir würden sagen das Gewissen –, dort, wo Gott anknüpft bei mir, wo der Heilige Geist besonders wirken will, ist blockiert. Wenn das blockiert ist, kann nichts in mich hinein.
Es ist ganz schlimm, dass fromme Leute ganz besonders verstockt sein können. Wenn sie eine tolle Sache erleben, sagen Leute oft: „Wie eine Heuchelei, ein Pharisäer“ und so weiter. Doch sie sagen: „Ich mache doch alles richtig“ und sind taub für das, was Gott sagen will. Da gibt es viel Selbstgerechtigkeit. Manche verstehen die Worte nicht, obwohl sie sie lesen. Man merkt es nicht, man ist verstockt.
Jetzt passen Sie bloß auf: Das passiert bei uns allen. Wenn es damals beim Gottesvolk passierte, das so große Erlebnisse mit Gott hatte, durch das Schilfmeer gezogen ist – wo geschah denn die Verbitterung? Man muss schon das Alte Testament entfalten. Bei mir sind unten zwei Parallelstellen angegeben, die Versuchung in der Wüste. Die erste Stelle ist 2. Mose 17. Was ist das? Das ist vor dem Manna. Wir vergehen in der Wüste. Gott hat sich so herrlich erwiesen, damit ihr merkt, dass ein lebendiger Gott unter euch ist. Da hat Gott geantwortet.
Das ist so furchtbar, wenn man sagt: „Jetzt ist es aus, jetzt hat Gott keine Hilfe mehr, und ich komme nicht weiter.“ Gott nimmt das ganz arg übel. Es gibt keine Situation für gläubige Menschen, in der sie von Gott verlassen sind, auch wenn es vielleicht ausweglos aussieht. Es ist nie ausweglos, weil Gott gesagt hat: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.“ Es ist doch seine Ehre. Es würde seine Frau auch übel nehmen, wenn sie sagt: „Vielleicht lässt sie mich hängen, wenn sie heimkommt, hat sie einen anderen Türzylinder eingebaut.“ Meine Frau macht das nicht, aber Gott ist doch kein solcher Gott. Nein, das gibt es gar nicht. Gott ist treu. Gott steht zu mir. Wie kannst du so gegen Gott reden? Sei dir einmal bewusst, was da war.
Dann gibt es die andere Stelle: 4. Mose 20, das vom Wasser am Hader. Schlagen Sie es mal auf, es lohnt sich, zurückzublicken, dann wird es lebendig. Wahrscheinlich, so stand es im Rienegger-Lexikon, ist die Stelle 2. Mose 17 gemeint, wegen bestimmter Details. Dort ist das mit dem Wasser, wo sie gemurrt haben. Wahrscheinlich handelt es sich also um diese Stelle 2. Mose 17. Sie haben gegen Gott aufbegehrt.
Das Ganze wird noch einmal zitiert im Psalm 95. Es ist ganz schlimm, dass man bei Christen viel Auflehnung gegen Gott erlebt. Damit zerstört man den Glauben bei sich selbst. Gott kann nicht mehr reden, ist verkümmert. Gott ist zornig und sagt: „Sie irren in ihrem Herzen.“ Darum sind unsere Gedanken falsch. Wir sehen nicht immer klar.
Ihr lieben Brüder – und gemeint sind auch die Schwestern, denn die Schwestern sind die besten Brüder –, dass keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe. Guckt, dass ihr in allen schwierigen Wegen, die ihr geführt werdet, diese Herzensbindung an den Herrn habt: „Herr, du kennst mich, und ich liebe dich, aber ich gehe durch Nöte durch.“
Es war ja auch schwer für die Israeliten. Wenn man da durch muss, durch diese große Not, Hunger, Hitze, Verfolgung, Feindschaft, und die Kinder quengeln, und die Alten müssen getragen werden, und sie wissen nicht, was kommt – Glaubensanfechtungen sind schwer. Aber habt kein böses Herz, denn das ist für Christen gefährlich.
Helfen Sie auch den Kranken, dass sie nicht murren wie die Israeliten gegen Gott. Es ist ganz wunderbar, wenn Leute auch in schweren Wegen diese Friedensgeborgenheit haben. Du darfst kein böses, ungläubiges Herz haben, sondern ermahnt euch untereinander, sagt es einander. Lasst euch mahnen. Haben Sie andere schon ermahnt?
Wir haben ja eine Eigenschaft, die ist ganz komisch: Bei der Bibel suchen wir uns oft heraus, was uns gefällt, wie Schokolade. Da sagt man: „Das ist gut, das ist sicher richtig, aber die Losung heute gefällt mir nicht, die im Losungsbüchlein steht.“ Nehmen wir auch die Mahnung ernst, wenn einer sagt: „Du, da stimmt was bei dir nicht, so darfst du nicht denken.“ Oder: „Du musst auch Gott danken können, auch für die schwierigen Dinge.“
Im Vers 7 steht, dass der Heilige Geist spricht. Der Heilige Geist spricht, dass wir seine Stimme hören sollten. Das Wort Gottes ist interessant: Es ist eine vom Geist Gottes gefüllte Rede. Der Heilige Geist ist eng mit dem Gotteswort verknüpft. Im gläubigen Hören des Gotteswortes kann der Geist Gottes uns erfüllen. Da kommt er.
Dann kann der Geist Gottes wirken: Er kann trösten, heilen, die Augen auf Christus richten. Da wird der Glaube gewiss, weil der Heilige Geist in unserem Herzen wirkt. Das ist auch für unsere Gespräche in der Seelsorge wichtig: Schaut immer wieder, dass ihr diesen freien Blick auf Jesus habt.
Es ist mir wichtig, wenn ich Sie in Krankheit oder schweren Stunden besuche, dass ich Sie frage: Wie werden Sie damit fertig? Sind Sie auch seelisch frei? Ich meine, sind Sie so frei, dass Sie nicht mit Gott rechten oder bitter gegen Gott sind, weil er Ihnen etwas aus der Hand genommen hat? Können Sie ihn lieben, und ist Ihnen das klar?
Dann hören Sie sein Wort, wo er Ihnen wieder sagt, dass er nur Gedanken der Liebe und des Friedens mit Ihnen hat. Das ist eine große Klippe für Christen. Wir dürfen das beim Alten Bund sehen, wo Gott sagt: „Ich habe sie alle sorgfältig ausgeschieden.“ Vierhunderttausend Wasser waren in der Wüste, sie mussten alle zurückbleiben, selbst Mose musste noch zurückbleiben.
Bei Mose suchten wir immer, wo es noch war, irgendwo da beim Haderwasser, wo Gott ihm das Übel genommen hat. Das Murren gegen Gott ist so schwer. Es gibt schöne Lieder, in denen steht: „Herr, auch im Schweren lass mich nicht widerlich murren.“ Heute, jetzt im Augenblick – das ist eine große Ermutigung.
Blick auf Christus und leg deinen Kummer weg, leg ihn in die Hand Gottes hinein. Da heißt es: Wir haben an Christus Anteil bekommen, Anteil, wenn wir vom Anfang unseres Glaubens bis zu der Stunde, wo wir durchs Todestor hindurchgehen, auf Christus festhalten.
Festhalten, damit unser Glaube nicht Schwankungen hat wie der Dachs an der Börse – rauf und runter –, sondern eine klare Beziehung ist, eine ganz klare Linie. Das Wort vom Anteil haben – da denke ich immer wieder daran. Das ist so schön: In unserer Stadt kennen wir das ja, dass es so Kooperationsgemeinschaften gibt, wie Kopernios, Knacke, Peitz, Zahn, Nobber und so weiter.
Das sind Kooperationsgemeinschaften, die etwas miteinander machen, und sie sagen: „Ich bin ein Kopernio-Jesus, und wenn ich schon mit meinem Karren im Dreck stecke, dann ist mein Kopernio-Jesus Teilhaber an meinem Geschäft und reißt mich heraus. Wenn ich kein Geld habe, hat er Vermögen, und dann rechne ich mit seiner Kraft und seinem Können.“
Ich habe Anteil bekommen an ihm, ich habe mich mit ihm verbunden. Jetzt darf ich mich doch nicht so fühlen wie ein Verlassener. Das ist ein schönes Bild.
Und sie sind alle mal ausgezogen, sagt er dann im Vers 16, die Israeliten damals, aber sie mussten zurückbleiben. Gott war zornig darüber. Pass doch auf, dass Gott dich nicht ausstößt.
Wenn man die ganze Aussage des Hebräerbriefes betrachtet, ist es so schön: Lasst uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens. Wie die Wolke von Zeugen uns zeigt, sagt sie: „Jetzt lauft doch in eurem Lauf fröhlich!“ Seid köstlich, dass euer Herz fest werde, was geschieht durch Gnade.
Werdet doch Leute, die belastbar sind, auch in den Stürmen, die da toben. Im Wald gibt es so große Eichen. Da kann der Wind wüten, aber die Eiche steht, der Stamm steht. Werdet solche festen Leute, wenn ihr gegründet seid.
Ja, wo seid ihr denn gegründet? Auf den großen Zusagen Jesu, in der Hoffnung und in der Zuversicht auf ihn.
Die Hoffnung auf Gottes Ruhe und die Ermahnung zur Anbetung
Zur Ruhe kommen – darüber werden wir das nächste Mal noch ausführlicher sprechen. Dies ist ein zentraler Begriff im Alten Testament.
Hoffnung – hier ist Vorsicht geboten. Es ist nicht gemeint, dass wir irgendwo auf dem Sofa liegen und nichts tun. Ganz im Gegenteil: Es geht darum, dass man arbeitet und schafft, auch wenn es manchmal scheint, als käme nichts dabei heraus. Diesen Begriff der Ruhe werden wir beim nächsten Mal noch genauer betrachten.
Gott hat ein Ziel für uns bereit, bei dem unser Leben erst richtig zur Entfaltung kommt. Wir haben in der Schrift nur andeutungsweise gehört und gelesen, was das bedeutet: Es wird kein Leid und kein Geschrei mehr geben, es wird Trost erfolgen, und es wird keine Bitterkeit mehr geben, die uns begleitet. Wir werden in Vollendung und Vollkommenheit bei Jesus sein und in sein Bild verwandelt werden. Das alles ist die Hoffnung.
Dabei darf niemand zurückbleiben. Deshalb stellt sich die Frage: Was ist jetzt unsere Aufgabe?
Zum Abschluss möchte ich mit Psalm 95 schließen, der hier zitiert wird. Wissen Sie, wie Psalm 95 beginnt? Dort heißt es: „Lasst uns niederfallen vor dem Herrn und ihn anbeten.“ So beginnt der Psalm.
„Kommt herzu, lasst uns dem Herrn jauchzen und frohlocken, dem Hort unseres Heils. Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht treten, mit Psalmen jauchzen.“ Der Herr ist ein großer König. Sei jetzt nicht so, wie die, die sich gegen Gott empört haben.
Oft sind es Dinge, die uns sehr wichtig erscheinen. Manche Menschen können nicht loslassen von dem, was Gott ihnen genommen hat. Ich habe Christen getroffen, die bis ins hohe Alter ihren Eltern zürnten, weil sie meinten, im Geschwisterkreis immer benachteiligt worden zu sein und sich nie entfalten zu können. An solchen Dingen, die im Leben schwer wiegen, können sie sich nicht lösen.
Deshalb ist es so schön, dass uns Christus in diesem Kapitel gezeigt wird: Christus, der Apostel, der uns das Wort sagt, der Gesandte Gottes, der Hohepriester, der Sohn Gottes, der bevollmächtigte Sohn, der uns in seiner Gemeinde sammelt.
Warum führt Gott sein Volk manchmal durch die Wüste? Weil Jesus selbst diese Wege gegangen ist, die Wege des Kreuzes. Das hat er oft auch mit uns vor. Aber er führt uns hindurch.
Und da werde ich ganz geborgen, heißt es immer wieder. Bleib am Bekennen! Was bedeutet das Bekennen? Jesus ist mein Herr. Bleib fest im Vertrauen! Was heißt das? Nichts kann mich aus seiner Hand reißen.
Und bleib bei der Ermahnung: Schau, dass in deiner Nähe niemand schlappmacht. Nimm ihn mit!
Ein Onkel erzählte, als wir junge Leute waren – damals kamen viele aus dem Krieg und unterhielten uns mit Kriegsgeschichten. Ich erinnere mich, wie einer der Onkel erzählte, wie es bei den langen Märschen war, zum Beispiel vom Kaukasus. Sie mussten 60 Kilometer am Tag mit voller Ausrüstung marschieren. Manche wollten aufgeben. Wenn einer zurückblieb, fiel er in die Hände des Feindes. Wenn die Russen kamen, schossen sie auf jeden, der am Rand liegen blieb.
Unser Herr Müller, der Schwiegervater von unseren Ludwigs, erzählte mir immer wieder davon. Er sagte: „Wenn ich da oben bin, reden wir davon und sagen: ‚Mir hat ein Kamerad das Leben gerettet. Ich konnte nicht mehr laufen.‘ Dann hat er mich gepackt und gesagt: ‚Komm mit! Dahinter kommen die Partisanen. Du bist verloren, du musst mit.‘ Ich wollte nicht mehr. Ich sagte: ‚Lass mich in den Graben fallen, ich kann nicht mehr.‘“
Wir müssen darauf achten, dass niemand zurückbleibt. Und was ist unser Mittel? Wir können niemanden packen, aber wir können sagen: „Schau auf Christus!“
Ich möchte klar machen, warum das der einzige Weg ist, einen Menschen aus Depression, Anfechtung und Traurigkeit herauszuholen. Manche meinen, sie seien ermüdet, weil immer so stark auf Christus konzentriert wird. Aber das ist der einzige Weg.
Christus schenkt Geborgenheit, Frieden und Gewissheit. Er kann mich bewahren, auch in der Versuchungsstunde. In 2. Thessalonicher 3,3 steht: „Der wird dich bewahren vor dem Argen.“ Wenn der Teufel uns bedrängt, wer kann mich bewahren? Ich selbst kann es nicht. So clever wir auch sein mögen, wir kommen nicht durch. Christus aber kann uns bewahren.
Niemand kann dich aus seiner Hand reißen – das ist wahre Bewahrung. Deshalb ist in Christus mehr als bei Mose. Die anderen sind zurückgeblieben, ihre Leiber verfallen der Wüste. Wie reich sind wir als Christen, weil wir Christus haben!
Habe ich doch Christus noch – wer will ihn mir nehmen?
Das war keine Auseinandersetzung im Judentum, sondern eine herzliche Einladung. Paulus sagte einmal: „Ich wollte verbannt sein für euch,“ damit ihr den Frieden erkennt, gerade in der großen Feindschaft und im Hass der Welt. Aber wir müssen diesen Frieden ergreifen.
